Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der unsterbliche Alchemyst - Michael Scott - E-Book
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Die Geheimnisse des Nicholas Flamel - Der unsterbliche Alchemyst E-Book

Michael Scott

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Beschreibung

Ein geheimnisvolles Buch, ein unerkannter Magier, ein abenteuerlicher Wettlauf gegen die Zeit

San Francisco 2007. Am helllichten Tag, in Nick Flemings Buchhandlung, trauen Sophie und Josh kaum ihren Augen: Ein Unbekannter attackiert den Buchladenbesitzer Fleming mit purer Magie – und entkommt mit einem alten Buch.
Was die Zwillinge nun erfahren, ist unfassbar: Nick Fleming ist kein Geringerer als der berühmte Alchemyst Nicholas Flamel, geboren vor über 670 Jahren. In einem alten Zauberbuch, dem legendären Codex, entdeckte er das Geheimnis ewigen Lebens. Und genau dieses Buch hat der Fremde gestohlen. Die Mächte des Bösen versuchen schon seit Jahrhunderten, den Codex in ihre Gewalt zu bringen – denn mit ihm allein könnten sie die Herrschaft über die Welt zurückgewinnen.
Nicholas Flamel, Josh und Sophie haben genau einen Monat Zeit, um das Zauberbuch zurückzuholen. Ein atemberaubender Wettlauf gegen die Zeit beginnt!

• Der fulminante Auftakt der packenden Fantasy-Saga
• Rasant wie ein Kinofilm und unglaublich spannend
• Nicholas Flamel: bekannt aus „Harry Potter“ und „Sakrileg“


Leserstimmen vom cbj-Leseclub:

Ich habe soeben den Roman "Der Alchemyst" ausgelesen und muss ehrlich sagen, dass ich ziemlich begeistert bin. Es sind im Wesentlichen zwei Aspekte, die das Buch so besonders und so faszinierend machen: zum Einen kreiert die Auswahl an unterschiedlichen Perspektiven ein nahezu einzigartiges Spannungsmoment. Michael Scott schafft es auf beeindruckende Weise, einzelne Szenen wiederholt so aus verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen, dass der Leser einen ganz anderen Ein- und Überblick auf das Geschehen bekommt. (…)Der zweite Aspekt, der Michael Scotts Roman für mich so lesenswert gemacht hat, ist die Tatsache, dass er in dieser einen Geschichte ein Vielzahl von Mythen, Sagen, Legenden und historische Fakten so miteinander verknüpft, dass tatsächlich ein übergeordnetes Muster entsteht und alles einen Sinn macht.Isabel (17)

Ich glaube dieses Buch würde meine Altersgenossen interessieren, denn diese Kinder sind genau wie wir am Anfang: technikverwöhnt und ein bisschen überheblich. Als es dann ans Zaubern geht, ist es gänzlich um die Jugendlichen geschehen. Denn wer hat sich noch nicht gewünscht aus Metall Gold zu machen oder mit Energiekugeln durch die Luft zu werfen. Mich selbst hat das Buch gleich von Anfang an in den Bann gezogen.Das Buch beginnt mit einem Knall, beruhigt sich wieder und endet mit einer Explosion. Es ist so aufgebaut das dem Leser nie langweilig wird. Viele Überraschungen und tolle Kämpfe sind die ganze Zeit vorhanden. Die Idee ist also optimal umgesetzt.Auch durch die sprachliche Gestaltung hat man das Gefühl live dabei zu seinCarolin (14)

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Seitenzahl: 452

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Inhaltsverzeichnis
 
Widmung
 
DONNERSTAG, 31. Mai
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
 
FREITAG, 1. Juni
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
KAPITEL NEUNUNDZWANZIG
KAPITEL DREISSIG
KAPITEL EINUNDDREISSIG
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
KAPITEL DREIUNDDREISSIG
KAPITEL VIERUNDDREISSIG
KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG
KAPITEL SECHSUNDDREISSIG
KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG
KAPITEL ACHTUNDDREISSIG
KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
KAPITEL VIERZIG
FILMGESELLSCHAFT SORGT FÜR CHAOS IM BESCHAULICHEN OJAI
EXPLOSION ZERSTÖRT ANTIQUITÄTENGESCHÄFT
KAPITEL EINUNDVIERZIG
 
ANMERKUNG DES AUTORS
Vorschau
Danksagung
Copyright
 
Natürlich für Claudetteiamque opus exegi
Ich bin eine Legende.
Der Tod hat keine Herrschaft über mich, Krankheit kann mich nicht anfechten. Schau mich an, so wie ich jetzt bin, und du würdest mich nicht für alt halten. Und doch wurde ich im Jahre des Herrn 1330 geboren, vor mehr als sechshundertundsiebzig Jahren.
Ich war so vieles im Laufe der Zeit: Arzt und Koch, Buchhändler und Soldat, Lehrer für Sprachen und Chemie, Gesetzeshüter und auch Dieb.
Doch zuallererst war ich Alchemyst. Ich war der Alchemyst. Als der Größte galt ich von allen, und meine Dienste wurden weithin gesucht – von Königen und Prinzen, vom Kaiser und selbst vom Papst. Ich konnte gewöhnliches Metall in Gold verwandeln und aus Kieseln schuf ich kostbare Edelsteine. Aber das war noch nicht alles: Verborgen in einem Buch über alte Magie entdeckte ich das Geheimnis ewigen Lebens.
Und jetzt wurde Perenelle, meine Frau, entführt und das Buch gestohlen.
Ohne das Buch werden sie und ich altern. Innerhalb eines Mondzyklus werden wir dahinsiechen und sterben. Und wenn wir sterben, wird das Böse, das wir so lange bekämpft haben, endgültig triumphieren. Das Ältere Geschlecht wird unsere Erde wieder in Besitz nehmen und die Menschheit für immer vernichten.
Aber ich werde mich nicht kampflos ergeben.
Denn ich bin der unsterbliche Nicholas Flamel.
 
 
Aus dem Tagebuch von Nicholas Flamel, Alchemyst Niedergeschrieben am heutigen Tag, Donnerstag, den 31. Mai, in San Francisco, der Stadt meiner Wahl
DONNERSTAG, 31. Mai
KAPITEL EINS
Okay, dann sag mir doch bitte: Warum trägt jemand in San Francisco mitten im Sommer einen Mantel?« Sophie Newman drückte beim Sprechen den Finger auf ihren Bluetooth-Ohrstöpsel.
Auf der anderen Seite des Kontinents erkundigte sich ihre modebewusste Freundin Elle sachlich: »Welche Art von Mantel?«
Sophie wischte sich die freie Hand an dem Tuch ab, das sie in den Schürzenbund gesteckt hatte, kam hinter dem Tresen des leeren Cafés hervor und ging zum Fenster, um die Männer, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus einem Wagen stiegen, besser beobachten zu können. »Dicke schwarze Wollmäntel. Dazu auch noch schwarze Handschuhe und Hüte. Und Sonnenbrillen.« Sie drückte die Nase an die Scheibe. »Das ist selbst für San Francisco ein bisschen zu schräg.«
»Vielleicht sind sie von einem Bestattungsunternehmen?«, vermutete Elle. Ihre Stimme kam brüchig und abgehackt über das Handy. Im Hintergrund hörte Sophie laute, düstere Musik – Lacrimosa vielleicht oder Amorphis. Elle hatte ihre Gothic-Phase nie wirklich überwunden.
»Möglich.« Überzeugt war Sophie nicht. Sie hatte gerade mit ihrer Freundin telefoniert, als ihr vor wenigen Augenblicken das ungewöhnliche Auto aufgefallen war. Es war lang und schnittig und sah aus, als käme es geradewegs aus einem alten Schwarz-Weiß-Film. Im Vorbeifahren hatten die getönten Scheiben das Sonnenlicht reflektiert. Das Café wurde kurz in ein intensives goldenes Licht getaucht und Sophie wurde geblendet. Sie hatte die schwarzen Punkte, die vor ihren Augen tanzten, weggeblinzelt und beobachtet, wie der Wagen am Ende der leicht abfallenden Straße gewendet hatte und langsam zurückgekommen war. Ohne den Blinker zu setzen, hatte er direkt vor der »Kleinen Buchhandlung« auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehalten.
»Vielleicht sind es auch Mafiosi«, raunte Elle. »Mein Dad kennt einen von der Mafia. Aber der fährt einen Prius«, fügte sie hinzu.
»Ein Prius ist das mit Sicherheit nicht«, sagte Sophie. Sie schaute wieder hinüber zu dem Wagen und den beiden Männern, die in ihren dicken Mänteln mit Handschuhen und Hut auf der Straße standen, die Augen hinter übergroßen Sonnenbrillen verborgen.
»Vielleicht ist ihnen auch nur kalt«, kam Elles nächste Vermutung. »Kann es nicht ziemlich frisch werden in San Francisco?«
Sophie Newman warf einen Blick auf die Uhr und das Thermometer, die über dem Tresen hinter ihr hingen. »Wir haben hier Viertel nach zwei und 27 Grad«, sagte sie. »Glaub mir, denen ist nicht kalt. Die müssen sich zu Tode schwitzen. Warte mal, da tut sich was.«
Die hintere Wagentür ging auf und ein weiterer Mann stieg mit steifen Bewegungen aus. Er war noch größer als die ersten beiden. Als er die Wagentür schloss, fiel kurz Licht auf sein Gesicht, und Sophie sah für einen Augenblick blasse, kränklich wirkende grauweiße Haut. Sie drehte am Lautstärkeregler ihres Ohrstöpsels. »Du solltest sehen, was da gerade aus dem Auto gestiegen ist. Ein riesiger Kerl mit grauer Haut. Grau, sag ich dir. Das wäre eine Erklärung: Vielleicht haben sie eine Hautkrankheit.«
»Ich hab mal einen Bericht im Fernsehen gesehen über Leute, die nicht in die Sonne gehen können...«, begann Elle, doch Sophie hörte nicht mehr zu.
Eine vierte Gestalt stieg aus dem Wagen.
Es war ein Mann von relativ kleiner Statur, eine elegante Erscheinung in einem grauschwarzen Dreiteiler, der zwar etwas altmodisch wirkte, aber ohne Zweifel teuer, wenn nicht maßgeschneidert war. Das eisengraue Haar war aus dem eckigen Gesicht gekämmt und im Nacken zu einem straffen Pferdeschwanz zusammengebunden. Mund und Kinn waren hinter einem akkurat geschnittenen schwarzen Spitzbart verborgen, in dem nur wenige graue Strähnen waren. Er trat unter die gestreifte Markise, die die Buch-Angebotstische auf dem Bürgersteig vor der Sonne schützte. Als er ein schreiend buntes Taschenbuch herausnahm und es umdrehte, bemerkte Sophie, dass er graue Handschuhe trug. Ein Perlmuttknopf am Handgelenk blitzte in der Sonne auf.
»Sie gehen jetzt in die Buchhandlung«, sagte sie.
»Arbeitet Josh noch dort?«, erkundigte sich Elle sofort.
Sophie ignorierte das plötzliche Interesse in der Stimme ihrer besten Freundin. Die Tatsache, dass Elle ihren Zwillingsbruder mochte, war irgendwie zu seltsam. »Ja. Ich ruf ihn gleich mal an. Wenn ich weiß, was Sache ist, hörst du wieder von mir.« Sie zog den Ohrstöpsel heraus und rieb sich geistesabwesend das heiße Ohr, während sie immer noch fasziniert zu dem kleinen untersetzten Mann hinüberschaute. Er hatte irgendetwas an sich … etwas Merkwürdiges. Vielleicht ist er Modedesigner, überlegte sie, oder Filmproduzent, oder vielleicht auch Schriftsteller – ihr war aufgefallen, dass manche Schriftsteller sich gern ausgefallen kleideten. Sie wollte ihm ein paar Minuten Zeit geben, um sein Anliegen in der Buchhandlung vorzubringen, dann würde sie ihren Bruder anrufen und sich Bericht erstatten lassen.
Sophie wollte sich gerade abwenden, als der Mann in Grau plötzlich herumwirbelte und sie direkt anzusehen schien. Sein Gesicht lag im Schatten der Markise, und doch sah es für den Bruchteil einer Sekunde so aus, als glühten seine Augen.
Sophie wusste – sie wusste es einfach -, dass der kleine Graue sie unmöglich sehen konnte. Sie stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter einer Schaufensterscheibe, die das Licht des frühen Nachmittags reflektierte. In der relativen Dunkelheit hinter der Scheibe war sie nicht zu erkennen.
Und dennoch …
Und dennoch war es Sophie, als würden ihre Blicke sich für einen kurzen Augenblick treffen, und sie spürte, wie die Härchen auf ihren Unterarmen sich aufstellten und ein kalter Windhauch über ihren Nacken strich. Sie ließ ihre Schultern kreisen und bog den Kopf leicht nach rechts und links, sodass ihr ein paar ihrer langen blonden Locken über die Wangen fielen. Das Ganze hatte nur eine Sekunde gedauert, dann hatte der Fremde sich wieder abgewandt.
Noch bevor der kleine graue Mann mit seinen drei viel zu warm angezogenen Begleitern in der Buchhandlung verschwand, stand für Sophie fest, dass sie ihn nicht mochte.
 
Pfefferminze.
Und faule Eier.
»Das stinkt ja hier gewaltig!«
Josh Newman stand im Keller der Buchhandlung und atmete tief durch. Woher kam der Gestank nur? Er schaute an den Regalen entlang, die bis unter die Decke mit Büchern beladen waren, und fragte sich, ob vielleicht irgendein Tier dahintergekrochen und verendet war. Anders konnte er sich den üblen Gestank nicht erklären. Für gewöhnlich roch es in dem winzigen vollgestopften Keller einfach ein bisschen muffig – eine Kombination der Gerüche von trockenem Papier und verstaubten Spinnweben, in die sich das intensivere Aroma alter Ledereinbände mischte. Josh liebte diese Gerüche; für ihn waren sie warm und tröstlich, so wie der Duft von Zimt und anderen Gewürzen, die er mit Weihnachten verband.
Pfefferminze.
Frisch und rein durchschnitt der Geruch die Kellerluft. So rochen Zahnpasta oder die Kräutertees, die seine Schwester in dem Café gegenüber servierte. Die Minze legte sich über die schwereren Düfte von Papier und Leder und war so intensiv, dass es Josh in der Nase kitzelte. Er hatte das Gefühl, jeden Augenblick niesen zu müssen. Rasch zog er die Ohrstöpsel seines iPod heraus. Niesen mit Ohrstöpseln war keine gute Idee – das Trommelfell konnte platzen.
Eier.
Er erkannte den Schwefelgeruch fauler Eier, der jetzt den frischen Minzeduft verdrängte... und einfach ekelerregend war. Er spürte, wie der Gestank sich wie eine körperliche Schicht auf seine Zunge und Lippen legte, und seine Kopfhaut begann zu jucken, als krabbele etwas darauf herum. Josh fuhr sich mit den Fingern durch sein zerzaustes blondes Haar und schüttelte sich. Oder kam das alles vielleicht von einem verstopften Abwasserkanal?
Mit den Ohrstöpseln um den Hals checkte er die Bücherliste in seiner Hand und suchte erneut die Regale ab. Charles Dickens’ gesammelte Werke, siebenundzwanzig Bände, roter Ledereinband. Wo konnten die sein?
Josh arbeitete schon seit über zwei Wochen in der Buchhandlung und hatte noch immer keine Ahnung, wo er was finden konnte. Es gab einfach kein Archivierungssystem. Das heißt: Es gab eines, aber das kannten nur Nick und Perry Fleming, die Eigentümer der »Kleinen Buchhandlung«. Nick und seine Frau fanden jedes Buch sowohl oben im Laden als auch hier unten im Keller innerhalb weniger Minuten.
Wieder waberten Pfefferminzduft und gleich darauf der Gestank von faulen Eiern durch den Keller. Josh musste husten und Tränen traten ihm in die Augen. Das war ja nicht auszuhalten! Er stopfte die Bücherliste in die eine Tasche seiner Jeans und die Ohrstöpsel in die andere und schob sich an Bücher- und Kistenstapeln vorbei Richtung Treppe. Nicht eine Minute länger konnte er bei diesem Gestank hier unten bleiben. Er rieb sich mit den Handballen die Augen, die inzwischen höllisch brannten. Dann zog er sich am Treppengeländer hoch. Er brauchte dringend frische Luft, sonst musste er sich übergeben. Doch seltsam, je näher er dem Ende der Treppe kam, desto schlimmer wurde der Gestank.
Er streckte den Kopf durch die Kellertür und schaute sich um.
Und in diesem Augenblick wusste Josh Newman, dass die Welt nie mehr so sein würde wie bisher.
KAPITEL ZWEI
Josh lugte aus dem Keller; seine Augen tränten. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass der Laden, in dem es normalerweise eher ruhig zuging, voll war. Vier Männer standen vor Joshs Chef Nick Fleming. Drei von ihnen waren groß und bullig, einer war eher klein. Der Kleine wirkte irgendwie unheimlich. Joshs zweiter Gedanke war: ein Überfall.
Nick Fleming stand den Fremden gegenüber mitten im Laden. Er sah ziemlich unauffällig aus: durchschnittliche Größe und Statur ohne besondere Merkmale außer den Augen, die so hell waren, dass sie fast farblos wirkten. Das schwarze Haar war sehr kurz geschnitten, und mit dem stoppeligen Kinn erweckte Joshs Chef immer den Eindruck, als hätte er sich zwei Tage nicht rasiert. Er trug einfache schwarze Jeans, ein schwarzes Shirt mit dem Aufdruck von einem Konzert, das vor 25 Jahren stattgefunden hatte, und ein Paar alte Cowboystiefel. Am linken Handgelenk hatte Nick Fleming eine billige Digitaluhr und am rechten ein schweres silbernes Gliederarmband sowie zwei ausgefranste bunte Freundschaftsbändchen.
Direkt vor ihm stand der kleine Mann in einem eleganten grauen Anzug.
Josh fiel auf, dass die beiden Männer nicht miteinander redeten... Und doch passierte etwas zwischen ihnen. Beide standen reglos da, die Arme an den Seiten, Ellbogen an den Körper gelegt, die offenen Handflächen nach vorn gedreht. Fleming stand in der Mitte der Buchhandlung, der graue Mann und seine drei in schwarze Mäntel gehüllte Begleiter zwischen ihm und der Tür. Seltsamerweise bewegten beide Männer die Finger, ließen sie zucken und tanzen. Die Daumen berührten leicht die Zeigefinger, dann die kleinen Finger, dann wurden Zeigefinger und kleiner Finger ausgestreckt und so ging es weiter. In Flemings Handflächen sammelten sich grüne Nebelfetzen, ringelten sich in verschlungenen Bändern aus seinen Händen und sanken zu Boden, wo sie wie Schlangen hin und her zuckten. Aus der behandschuhten Hand des grauen Mannes fielen gelblich gefärbte Rauchstücke, die sich wie Schmutzwasserflecken auf dem Holzfußboden sammelten.
Von dem Nebel und Rauch ging der Gestank nach Pfefferminze und faulen Eiern aus. Josh spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er musste würgen und schluckte hart.
Mittlerweile war der Raum zwischen den beiden Männern ganz von den grünen und gelben Rauchfetzen angefüllt; wenn die sich berührten, zischte es, und Funken sprühten. Fleming ließ noch immer die Finger tanzen und in seiner Handfläche erschien jetzt ein langer, armdicker grüner Rauchkringel. Er blies darauf, kurz und zischend, und der Rauchkringel stieg hoch und rollte sich in Höhe der Köpfe der beiden Männer zu einer Kugel zusammen. Die kurzen, dicken Finger des grauen Mannes tippten ihren eigenen Rhythmus und ein Ball aus gelber Energie glitt aus seinen Händen und schwebte davon. Er berührte den grünen Rauchkringel, der sich sofort um den Ball zu wickeln begann. Funken sprühten, es knallte – und eine ohrenbetäubende Explosion warf beide Männer rückwärts durch den Raum und schleuderte sie gegen die Bücherregale. Glühbirnen und die Neonröhren unter der Decke zersprangen und ließen pudrig feine Glassplitter auf den Boden regnen. Zwei der großen Fensterscheiben zerbarsten und flogen nach draußen; in etlichen kleinen Sprossenfenstern bildeten sich Spinnwebrisse.
Nick Fleming stürzte nicht weit vom Kellerabgang zu Boden. Fast wäre er auf Josh geprallt, der wie angenagelt auf der Treppe stand, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
Als Nick sich aufrappelte, drückte er Josh die Treppe hinunter. »Bleib unten, egal was passiert, bleib unten«, zischte er. Er sprach Englisch mit einem undefinierbaren Akzent. Beim Umdrehen straffte er die Schultern, und Josh sah, wie er die rechte Hand hob und erneut in die Handfläche blies. Dann machte er eine Bewegung, als wolle er einen Ball in die Mitte des Raumes werfen.
Josh reckte den Hals, um zu sehen, was passierte. Aber es gab nichts zu sehen... Bis es plötzlich schien, als würde alle Luft aus dem Raum herausgesogen. Bücher wurden aus den Regalen gerissen und zur Mitte der Buchhandlung hingezogen, wo sie in einem chaotischen Haufen liegen blieben. Gerahmte Drucke flogen von den Wänden, der schwere Teppich hob sich vom Boden und wurde wie von Geisterhand in Richtung Bücherberg gezerrt.
Und dann explodierte der Berg.
Zwei der bulligen, schwarz gekleideten Männer traf die volle Wucht der Explosion. Josh sah, wie Bücher, einige schwer und hart, andere mit biegsamem Einband, dafür scharfkantig, wie aufgeregte Vögel um sie herumflatterten. Er zuckte mitfühlend zusammen, als einen der beiden ein dickes Wörterbuch mitten ins Gesicht traf. Sein Hut und die Sonnenbrille flogen davon – und zum Vorschein kamen eine erdige, graue Gesichtshaut und Augen, die aussahen wie schwarze, polierte Steine. Ein ganzes Regal voller Liebesromane kippte seinen Inhalt seinem Kameraden ins Gesicht. Die billige Sonnenbrille zerbrach in zwei Teile, und Josh stellte fest, dass auch er Augen wie Steine hatte.
Da wusste er plötzlich, dass es tatsächlich Steine waren.
Josh wandte sich zu seinem Chef um und öffnete den Mund, wie um eine verzweifelte Frage zu stellen. Nick Fleming warf ihm nur einen kurzen Blick zu. »Unten bleiben!«, schrie er. »Er hat Golems mitgebracht.«
Fleming duckte sich, als der kleine Mann drei lange, speerähnliche Energiestäbe durch den Raum schickte. Sie flogen zischend durch Bücherregale und bohrten sich in den Boden. Alles, was sie berührten, begann augenblicklich zu verrotten und zu vermodern. Ledereinbände brachen, Papier wurde schwarz, Holzdielen und Regalbretter zerfielen zu feinem Staub.
Fleming warf einen weiteren unsichtbaren Ball in eine Ecke des Raumes. Josh folgte der Bewegung seines Armes. Ein Sonnenstrahl traf den Ball in seinem Flug durch die Luft, und für einen Augenblick sah Josh ihn aufleuchten, in verschiedenen Grüntönen funkelnd und schimmernd wie eine Smaragdkugel. Dann flog er aus dem Licht und wurde wieder unsichtbar.
Die Folgen seines Aufpralls waren verheerend, weit schlimmer noch als beim vorherigen Mal. Diesmal war kein Laut zu hören, doch das gesamte Gebäude erbebte. Tische mit billigen Taschenbüchern darauf zerfielen zu streichholzgroßen Spänen und Papierschnipsel flogen wie bizarres Konfetti durch die Luft. Zwei der Männer in Schwarz – Golems, wie Fleming sie genannt hatte – krachten rückwärts in Regale und wurden unter Büchern begraben, während der dritte, der größte, mit solcher Wucht gegen die Tür prallte, dass sie aufschlug und er auf die Straße flog.
In der Stille, die darauf folgte, hörte man das Klatschen von behandschuhten Händen.
»Wie ich sehe, hast du deine Technik perfektioniert, Nicholas.« Der Graue sprach Englisch in einem seltsam singenden Tonfall.
»Ich habe geübt, John«, erwiderte Nick Fleming, wobei er langsam wieder näher an die offene Kellertür rückte und Josh weiter hinunterdrückte. »Ich wusste, dass du mich früher oder später finden würdest.«
»Wir haben sehr lange nach dir gesucht, Nicholas. Du hast etwas, das uns gehört. Und wir wollen es zurückhaben.«
Ein gelber Rauchfetzen bohrte sich in die Decke über Flemings und Joshs Kopf. Es knisterte und vermoderter schwarzer Putz fiel herunter wie giftige Schneeflocken.
»Ich habe es verbrannt«, sagte Fleming. »Schon vor langer Zeit.« Er drückte Josh noch weiter in den Keller hinunter, trat selbst auf die Treppe und zog dann die Schiebetür hinter sich zu. »Frag nicht«, warnte er, und seine hellen Augen leuchteten im Dämmerlicht, »nicht jetzt.«
Fleming fasste Josh am Arm und zog ihn in die dunkelste Ecke des Kellers. Dort packte er ein Regal mit beiden Händen und zog es mit einem Ruck zu sich her. Etwas klickte und das Regal schwang auf. Dahinter kam eine verborgene Treppe nach oben zum Vorschein.
Fleming schob Josh vorwärts. »Schnell jetzt, schnell und leise«, sagte er.
Er trat hinter Josh durch die Öffnung und versuchte, das Regal wieder davorzuziehen. Im selben Augenblick sah Josh, wie die Kellertür zu einer fauligen schwarzen Flüssigkeit zusammensackte und die Treppe hinunterfloss.
»Hinauf!« Das Regal hinter ihnen rastete ein. Nick Flemings warmer Atem streifte Joshs Ohr. »Die Treppe führt in den leeren Laden neben unserem. Wir müssen uns beeilen. Dee wird nur wenige Augenblicke brauchen, bis er merkt, was los ist.«
Josh Newman nickte; er kannte den Laden nebenan. Es war eine Reinigung, die den ganzen Sommer über leer gestanden hatte. Während er weiterhastete, tanzten durch Joshs Kopf Hunderte von Fragen, und keine der möglichen Antworten, die ihm in den Sinn kamen, war befriedigend, da in den meisten ein einziges, unglaubliches Wort vorkam: Magie. Josh hatte gerade gesehen, wie zwei Männer sich mit Bällen und Speeren aus – aus Energie beworfen hatten! Er war höchstpersönlich Zeuge der Zerstörung gewesen, die diese Energie angerichtet hatte.
Josh war Zeuge von Magie gewesen.
Aber natürlich wusste er, dass es Magie nicht gab und nicht geben konnte. Das wusste schließlich jeder.
KAPITEL DREI
Woher kam nur dieser eklige Gestank? Sophie Newman wollte gerade wieder ihr Headset ins Ohr drücken, als ihr ein beißender Geruch in die Nase stieg. Ihre Nasenflügel bebten. Sie klappte ihr Telefon zu, steckte das Headset in die Tasche, beugte sich über eine offene Dose mit schwarzem Tee und atmete tief ein.
Seit sie und ihr Bruder für diesen Sommer nach San Francisco gekommen waren, arbeitete sie in der »Kaffeetasse«, einem Café, das Dutzende verschiedener Kaffee- und Teesorten anbot. Der Job war okay, nichts Besonderes. Die meisten Kunden waren nett, einige wussten nicht, wie man sich benahm, und gelegentlich war auch mal einer dabei, der schlicht unverschämt war. Aber die Arbeitszeit stimmte, die Bezahlung war gut, die Trinkgelder waren noch besser, und der Laden hatte den zusätzlichen Vorteil, dass er genau gegenüber der Buchhandlung lag, in der ihr Zwillingsbruder arbeitete. Sie waren letzten Dezember fünfzehn geworden und hatten bereits angefangen, auf ein eigenes Auto zu sparen. Ihrer Schätzung nach hatten sie das Geld in frühestens zwei Jahren zusammen – falls sie keine CDs, DVDs, Computerspiele, Klamotten und Schuhe (Sophies große Schwäche) kauften.
Normalerweise waren sie zu dritt im Café, aber eine Kollegin hatte sich krank gemeldet, und Bernice, die Besitzerin, war nach dem mittäglichen Ansturm zum Großhändler gefahren, um die Tee- und Kaffeevorräte aufzustocken. Sie hatte versprochen, in einer Stunde wieder zurück zu sein, aber Sophie wusste aus Erfahrung, dass es mindestens doppelt so lang dauern würde.
In den vergangenen Tagen hatte Sophie gelernt, die unterschiedlichen exotischen Tee- und Kaffeesorten, die sie verkauften, am Duft zu erkennen. Sie konnte Earl Grey und Darjeeling auseinanderhalten und kannte den Unterschied zwischen javanischem und kenianischem Kaffee. Sie mochte den Kaffeeduft gern, nur der bittere Geschmack war ihr zuwider. Aber sie liebte Tee. Nach und nach hatte sie alle Teesorten ausprobiert, vor allem die Kräutertees in fruchtigen Geschmacksrichtungen und mit ungewöhnlichen Aromen.
Aber jetzt roch etwas ganz widerlich.
Fast wie faule Eier.
Sophie hielt sich eine Teedose unter die Nase und atmete wieder tief ein. Das frische Aroma des Assams drang bis in ihre Kehle. Daher kam der Gestank nicht.
»Eigentlich ist er zum Trinken da, nicht zum Inhalieren.«
Sophie drehte sich um. Perry Fleming hatte das Café betreten. Sie war eine große, elegante Erscheinung, die jedes Alter zwischen vierzig und sechzig hätte haben können. Früher musste sie eine Schönheit gewesen sein und auch heute noch zog sie die Blicke auf sich. Sophie hatte noch nie so leuchtend grüne Augen gesehen und hatte sich im Stillen gefragt, ob die Frau wohl gefärbte Kontaktlinsen trug.
Perry hatte offensichtlich einmal rabenschwarzes Haar gehabt, doch inzwischen war es von Silberfäden durchzogen. Sie trug es zu einem kunstvollen Zopf geflochten, der ihr über den Rücken fiel und fast bis zur Taille reichte. Sie hatte wunderschöne Zähne und von ihren Augenwinkeln gingen winzige Lachfältchen aus. Sie war immer sehr viel eleganter gekleidet als ihr Mann, und an diesem Tag trug sie ein minzgrünes, ärmelloses Sommerkleid, das zu ihren Augen passte und, wie Sophie annahm, wahrscheinlich aus reiner Seide war.
»Ich dachte eben, er riecht etwas seltsam«, sagte Sophie und steckte noch einmal ihre Nase in den Tee. »Jetzt ist es okay, aber einen Augenblick lang dachte ich tatsächlich, er riecht nach … nach faulen Eiern.«
Sie hatte Perry Fleming angeschaut, als sie das sagte, und erschrak richtig, als sie sah, wie Perry zusammenzuckte, die Augen aufriss, herumwirbelte und zur anderen Straßenseite hinüberschaute – genau in dem Moment, als die kleinen Scheiben in den Sprossenfenstern der Buchhandlung Sprünge bekamen und zwei große Scheiben einfach explodierten und zu Staub zerfielen. Grüne und gelbe Rauchwölkchen zogen heraus auf die Straße und die Luft war erfüllt vom Gestank fauler Eier. Sophie roch noch etwas anderes: den scharfen, frischen Duft von Pfefferminze.
Perry Fleming bewegte die Lippen, und Sophie hörte sie flüstern: »Oh nein... nicht jetzt... nicht hier.«
»Perry …?«
Die Frau drehte sich wieder zu Sophie um. In ihren Augen lag schieres Entsetzen und ihr für gewöhnlich akzentfreies Englisch hatte jetzt einen leicht fremdländischen Einschlag. »Bleib hier! Egal was passiert, bleib hier und halt dich unten.«
Sophie wollte gerade etwas sagen, als eine Druckwelle sie erreichte. Sie schluckte, um ihre Ohren wieder freizubekommen, – und dann flog die Tür der Buchhandlung auf, und einer der kräftigen Männer, die Sophie vorher hatte hineingehen sehen, wurde auf die Straße geschleudert. Sein Hut und die Sonnenbrille waren weg und Sophie sah kurz Haut, die wie die eines Toten aussah, und Augen wie schwarzer Marmor. Einen Augenblick lang kauerte der Mann reglos mitten auf der Straße, dann hob er die Hand, um sein Gesicht vor dem Sonnenlicht zu schützen.
Sophie spürte, wie sich in ihrem Magen ein kalter, harter Klumpen bildete.
Die Haut an der Hand des Mannes kam in Bewegung. Sie rutschte langsam wie zäher Brei in seinen Ärmel. Es war, als würden seine Finger schmelzen. Ein Klecks, der aussah wie grauer Schlamm, platschte auf den Boden.
»Golems«, keuchte Perry Fleming. »Mein Gott, er hat Golems erschaffen.«
»Gollums?«, fragte Sophie. Ihr Mund war wie ausgetrocknet und ihre Zunge fühlte sich plötzlich entschieden zu groß an. »Wie der Gollum aus ›Herr der Ringe‹?«
Perry ging langsam zur Tür. »Nein, Golems«, erwiderte sie geistesabwesend. »Menschen aus Lehm.«
Sophie konnte mit dem Begriff nichts anfangen. Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Panik beobachtete sie, wie das Wesen – der Golem – von der Straße in den Schatten der Markise kroch. Wie eine riesige Schnecke ließ er eine feuchte, schlammige Spur hinter sich, die in der Sonne sofort trocknete. Bevor er zurück in die Buchhandlung kroch, sah Sophie noch einmal sein Gesicht. Es war zerflossen wie geschmolzenes Wachs und die Haut war von einem Netz von Rissen überzogen. Sie erinnerte an Wüstenboden.
Perry stürzte auf die Straße. Sophie sah, wie sie in Sekundenschnelle ihren kunstvollen Zopf löste und den Kopf schüttelte. Doch das offene Haar legte sich danach nicht auf ihren Rücken, sondern wurde wie von einer sanften Brise um ihr Gesicht geweht. Und das, obwohl es absolut windstill war.
Sophie zögerte nur einen Moment, dann schnappte sie sich einen Besen und rannte Perry nach. Josh war in der Buchhandlung!
 
In dem Buchladen herrschte völliges Chaos.
Die Bücher aus den sonst ordentlich eingeräumten Regalen und von den sauber aufgeschichteten Tischen lagen im ganzen Laden verstreut. Die Regale und Tische selbst waren zerbrochen und zerschmettert. Auf dem Boden lagen zerknitterte Kunstdrucke und Landkarten. Der Geruch von Fäulnis und Verwesung hing in der Luft. Selbst die Decke war in Mitleidenschaft gezogen, Putz war abgefallen, die Holzbalken waren zu sehen und elektrische Kabel hingen herunter.
Der kleine Mann in Grau stand mitten im Raum. Er klopfte sich sorgfältig den Staub von den Jackettärmeln, während zwei seiner Golems lautstark den Keller zu durchsuchen schienen.
Der dritte Golem lehnte steif und mitgenommen von seinem unfreiwilligen Aufenthalt in der Sonne an einem kaputten Buchregal. Fetzen von grauer, erdiger Haut lösten sich von dem, was von seinen Händen noch übrig war.
Der kleine Mann drehte sich um, als Perry, gefolgt von Sophie, in die Buchhandlung stürmte. Er verneigte sich leicht. »Ah, Madame Perenelle. Ich habe mich schon gefragt, wo du bist.«
»Wo ist Nicholas?«, wollte Perry wissen. Sie sprach den Namen »Nikola« aus.
Sophie sah, wie sich an Perrys Haar statische Elektrizität entlud und blaue und weiße Funken heraussprühten.
»Unten, nehme ich an. Meine Geschöpfe suchen ihn.«
Den Besen fest in der Hand, schlüpfte Sophie an Perry vorbei und schlich zum hinteren Teil der Buchhandlung. Josh. Wo war Josh? Sie hatte keine Ahnung, was hier vorging, und sie wollte es auch lieber gar nicht wissen. Sie musste nur ihren Bruder finden.
»Du bist so hübsch wie eh und je«, sagte der graue Mann zu Perry. »Und keinen Tag älter bist du geworden.« Er verbeugte sich noch einmal, eine altmodische Höflichkeitsgeste, die er mühelos beherrschte. »Es ist immer eine Freude, dich zu sehen.«
»Ich wünschte, ich könnte dasselbe auch von dir sagen, Dee.« Perry kam weiter in den Laden herein und sah sich nach allen Seiten um. »Ich habe dich an deinem faulen Geruch erkannt.«
Der Mann, den Perry Dee nannte, schloss die Augen und atmete tief durch. »Ich liebe Schwefelduft. Er ist so...« Er hielt kurz inne. »… so dramatisch.« Dann öffnete er die grauen Augen wieder und sein Lächeln verflog. »Wir sind wegen des Buches gekommen, Perenelle. Und erzähl mir nicht, dass ihr es vernichtet habt«, fügte er hinzu. »Deine anhaltend gute Gesundheit ist Beweis genug für seine Existenz.«
Welches Buch?, überlegte Sophie und schaute sich verwundert um. Der ganze Laden war voller Bücher.
»Du weißt sehr gut, dass wir die Hüter des Buches sind«, sagte Perry, und etwas in ihrer Stimme veranlasste Sophie, sich zu ihr umzudrehen. Mit offenem Mund, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, hielt Sophie mitten in der Bewegung inne. Ein silberner Nebel umgab Perry Fleming; in hauchdünnen Schwaden stieg er von ihrer Haut auf. Fast überall war er zart und durchsichtig, doch um ihre Hände herum ballte er sich zusammen, sodass es aussah, als trüge sie metallene Schutzhandschuhe. »Du wirst es nie bekommen«, sagte Perry leise.
»Oh doch. Wir haben uns im Lauf der Jahre all die anderen Schätze angeeignet. Fehlt nur noch das Buch. Mach es dir leicht und sage mir, wo es ist.«
»Niemals!« Jetzt war Perrys Stimme laut und fest.
»Ich wusste, dass du das sagst«, erwiderte Dee. Er gab dem riesigen Golem ein Zeichen und der warf sich auf Perry. »Menschliches Verhalten ist so leicht vorherzusehen.«
 
 
Nick Fleming und Josh wollten gerade die Tür öffnen, die von der Reinigung hinaus auf den Gehweg führte, als sie sahen, wie Perry, gefolgt von Sophie, über die Straße in die Buchhandlung rannte.
»Sieh zu, dass du die Tür aufkriegst«, befahl Nick atemlos und griff unter sein Shirt. Aus einem einfachen rechteckigen Stoffbeutel, den er um den Hals trug, zog er etwas heraus, das aussah wie ein kleines, mit kupferfarbenem Metall beschlagenes Buch.
Josh schob die Riegel zurück, riss die Tür auf, und Nick rannte hinaus, wobei er rasch die abgegriffenen Seiten des Buches durchblätterte. Offenbar suchte er nach etwas. Josh konnte, als er hinter Nick zurück in die Buchhandlung lief, auf dem gelben Papier kurz eine verschnörkelte Schrift und geometrische Muster erkennen.
Im Laden sahen sie gerade noch, wie der Golem sich auf Perry stürzte.
Und explodierte.
Feiner, körniger Staub erfüllte die Luft und der dicke schwarze Mantel fiel auf den Boden. Einen Augenblick lang wirbelte eine Miniaturwindhose über der Stelle und blies lehmigen Staub auf, dann drehte sie ab.
Doch das Eintreffen von Nick und Josh lenkte Perry, die den Golem abgewehrt hatte, ganz offensichtlich ab. Sie drehte sich halb um – und in dem Moment fuhr Dee sich mit dem linken Arm über die Augen und warf eine winzige Kristallkugel auf den Boden.
Es war, als explodiere die Sonne in dem Raum.
Das Licht war unbeschreiblich grell und blendend und überzog die gesamte Buchhandlung mit seinem gleißenden Schein. Und mit dem Licht kam der Geruch: ein Gestank nach angesengtem Haar und verkochtem Kohl, nach modrigem Laub und stechenden Dieseldämpfen.
Im selben Moment, in dem Dee die Kugel geworfen hatte, hatte Josh ganz kurz erfasst, dass auch seine Schwester im Raum war. Dann hatten Nick und Perry, die das gleißende Licht zu Boden warf, ihn mit sich gerissen. Als er sich langsam wieder aufrappelte, tanzte vor Joshs geblendeten Augen ein Kaleidoskop aus schwarz-weißen Funken. Dann sah er, wie Fleming das metallbeschlagene Buch fallen ließ... sah zwei schwarz gekleidete Gestalten neben Perry auftauchen und hörte Flemings Frau wie aus weiter Ferne schreien … sah, wie Dee sich das Buch mit einem triumphierenden Laut schnappte, während Nick blind über den Boden tastete.
»Du hast verloren, Nicholas«, rief Dee. »So wie immer. Jetzt kann ich dir rauben, was dir am wertvollsten ist: deine geliebte Perenelle und dein Buch.«
Josh setzte sich in Bewegung, noch bevor er sich dessen bewusst war. Er warf sich auf Dee, was für den völlig unerwartet kam. Josh war groß für seine fünfzehn Jahre und kräftig. So groß und kräftig, dass es zum Verteidiger in seinem Fußballverein gereicht hatte, und das, obwohl er der jüngste Spieler dort war. Er warf Dee zu Boden. Das Buch fiel dem kleinen Mann aus der Hand und Josh spürte den metallenen Einband bereits in seinen Fingern... Aber da wurde er vom Boden hochgehoben und in eine Ecke geschleudert. Er landete auf einem Bücherberg, der seinen Sturz nicht ganz so schmerzhaft werden ließ. Schwarze Punkte und regenbogenfarbene Pfeile tanzten vor seinen Augen.
Sofort war Dees graue Gestalt über Josh und seine behandschuhte Hand griff nach dem Buch. »Ich glaube, das ist meines.«
Joshs Hand krampfte sich um und in das Buch, doch Dee riss es ihm einfach aus den Fingern.
»Lass … meinen … Bruder … in … Ruhe!« Sophie Newman ließ ihren Besen fünfmal auf Dees Rücken niedersausen, einmal pro Wort.
Dee schaute sie kaum an. In der einen Hand hielt er das Buch, mit der anderen griff er nach dem Besen. Ein einziges gemurmeltes Wort und der Besen zerfiel in Sophies Händen zu Sägespänen. »Du hast Glück, dass ich heute gute Laune habe«, flüsterte Dee, »sonst wäre dasselbe mit dir passiert.« Damit rauschte er aus dem verwüsteten Buchladen.
Die beiden übrig gebliebenen Golems folgten ihm mit Perry Fleming zwischen sich und schlugen laut die Tür hinter sich zu. Einige schier endlose Sekunden lang herrschte Stille, dann krachte das letzte unversehrte Bücherregal auf den Boden.
KAPITEL VIER
Dass wir die Polizei rufen, kommt wahrscheinlich nicht infrage.« Sophie Newman lehnte an den kläglichen Überresten eines Bücherregals und schlang die Arme um sich, damit das Zittern aufhörte. Sie war selbst erstaunt, wie ruhig und vernünftig sie klang. »Aber wir müssen jemandem sagen, dass Perry gekidnappt wurde...«
»Perry ist im Moment nicht in Gefahr.« Nick Fleming saß auf einer der unteren Stufen einer kurzen Trittleiter. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf und atmete tief ein und aus. Gelegentlich hustete er, um Staub und Sandkörnchen aus seiner Luftröhre zu befördern. »Aber du hast recht, wir gehen nicht zur Polizei.« Er brachte ein mattes Lächeln zustande. »Ich wüsste nicht, was wir ihnen erzählen könnten, damit es in ihren Augen einen Sinn ergibt.«
»Ich fürchte, es macht auch in unseren Augen wenig Sinn«, erwiderte Josh. Er saß auf dem einzigen heil gebliebenen Stuhl der Buchhandlung. Auch wenn er sich nichts gebrochen hatte, tat ihm alles weh, und er wusste, dass er in den nächsten Tagen mit lilablauen Flecken in höchst interessanten Schattierungen würde aufwarten können. Als er sich das letzte Mal so gefühlt hatte, war er von drei Spielern auf dem Fußballfeld überrannt worden. Aber das hier war noch schlimmer. Damals hatte er wenigstens gewusst, was passiert war.
»Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht Gas in den Laden geströmt ist«, begann Fleming vorsichtig. »Und dass das, was wir gesehen haben, nichts weiter war als eine Halluzination.« Er blickte von Sophie zu Josh.
Die Zwillinge hoben die Köpfe und sahen ihn an, beide gleichermaßen ungläubig und beide mit vor Entsetzen immer noch ganz großen Augen.
»Schwach«, meinte Josh schließlich.
»Sehr schwach«, stimmte Sophie zu.
Fleming zuckte mit den Schultern. »Ich hielt es eigentlich für eine ziemlich gute Interpretation. Sie hätte die Gerüche erklärt, die Explosion im Laden und all die … all die anderen seltsamen Dinge, die ihr vielleicht glaubt, gesehen zu haben.«
Erwachsene, das hatte Sophie schon vor langer Zeit festgestellt, waren im Ausreden-Erfinden nicht wirklich gut. »Wir haben uns das alles nicht eingebildet«, sagte sie bestimmt. »Wir haben uns die Golems nicht eingebildet.«
»Die was?«, fragte Josh.
»Die kräftigen Kerle waren Golems. Sie waren aus Lehm«, erklärte ihm seine Schwester. »Perry hat mir das gesagt.«
»Ah, hat sie?«, murmelte Fleming. Er schaute sich in seinem verwüsteten Laden um und schüttelte den Kopf. Es hatte keine vier Minuten gedauert, um ihn komplett zu zerlegen. »Dass er Golems mitgebracht hat, überrascht mich. Sie sind in warmen Ländern normalerweise sehr unzuverlässig. Aber sie haben ihren Zweck erfüllt. Er hat bekommen, was er wollte.«
»Das Buch?«, fragte Sophie. Sie hatte es kurz in Joshs Hand gesehen, bevor der graue Mann es ihm entrissen hatte. Obwohl sie in einem Laden voller Bücher stand und ihr Vater eine riesige Bibliothek mit antiquarischen Büchern besaß, hatte sie noch nie ein Buch wie dieses gesehen. Es hatte den Anschein gehabt, als sei es in angelaufenes Metall gebunden.
Fleming nickte. »Er war schon lange hinter ihm her«, sagte er leise, den Blick in die Ferne gerichtet. »Schon sehr lange.«
Josh stand langsam auf, sein Rücken und die Schultern schmerzten. Er hielt Nick zwei zerknitterte Seiten hin. »Alles hat er nicht bekommen. Als er mir das Buch aus der Hand riss, hatte ich das wohl noch zwischen den Fingern.«
Fleming schnappte sich die Seiten mit einem unartikulierten Schrei. Er kniete sich auf den Boden, wischte geschredderte Bücher und Regalteile beiseite und legte die beiden Seiten nebeneinander vor sich hin. Seine Hände mit den langen, schlanken Fingern zitterten leicht, als er das Papier glatt strich.
Die Zwillinge knieten sich neben ihn, einer rechts, einer links, und betrachteten die Seiten eingehend. Sie versuchten, sich einen Reim auf das zu machen, was sie sahen.
»Und das hier bilden wir uns auch nicht ein«, flüsterte Sophie und tippte mit dem Zeigefinger auf eine der Seiten.
Die dicken Blätter waren etwa 10 cm breit und 15 cm hoch und schienen aus gepresstem Naturmaterial zu bestehen. Faserstücke und Blätter waren an der Oberfläche deutlich zu erkennen. Und beide Seiten waren in einer eckigen Schrift mit deutlichen Ober- und Unterlängen beschrieben. Der erste Buchstabe in der oberen linken Ecke war jeweils wunderschön in Rot und Gold ausgemalt, während der Rest des Textes mit rötlich schwarzer Tinte geschrieben war.
Und die Worte bewegten sich.
Sophie und Josh beobachteten, wie sich die Buchstaben auf der Seite verschoben wie winzige Käfer, einmal diese Form annahmen, dann wieder eine andere, wie sie für einen kurzen Augenblick fast leserlich wurden und sich in erkennbare Sprachen wie Latein oder Altenglisch fügten, um sich dann sofort wieder aufzulösen oder als Symbole, ägyptischen Hieroglyphen oder keltischen Runen nicht unähnlich, neu zu erscheinen.
Fleming seufzte. »Nein, ihr bildet euch das nicht ein«, sagte er schließlich. Er griff in den Ausschnitt seines Shirts und zog an einer schwarzen Kordel einen Zwicker heraus, eine altmodische Brille ohne Bügel, die man sich auf die Nase klemmen konnte. Nick Fleming benutzte die Brille als Vergrößerungsglas und ließ sie über den sich windenden und verschiebenden Zeichen hin und her wandern. »Ha!«
»Gute Nachrichten?«, fragte Josh.
»Ausgezeichnete Nachrichten. Ihm fehlt ›Der letzte Aufruf‹.« Er drückte Joshs lädierte Schulter, sodass der zusammenzuckte. »Wenn du zwei Seiten aus dem Buch hättest herausreißen wollen, um es nutzlos zu machen, hättest du dir keine besseren aussuchen können.« Das breite Lächeln verschwand von Flemings Gesicht. »Und wenn Dee das merkt, kommt er augenblicklich wieder zurück, und ich garantiere euch, dass er dann nicht nur Golems mitbringt.«
»Wer war der graue Typ überhaupt?«, wollte Sophie wissen. »Perry nannte ihn auch Dee.«
Fleming nahm die beiden Buchseiten und stand auf. Als Sophie ihn anschaute, fiel ihr auf, dass er plötzlich alt und müde aussah, unendlich müde. »Der graue Typ war Dr. John Dee, einer der mächtigsten und gefährlichsten Männer der Welt.«
»Ich habe noch nie von ihm gehört«, bekannte Josh.
»In dieser modernen Welt unerkannt zu bleiben – das bedeutet, wirklich Macht zu haben. Dee ist Magier, Zauberer und Totenbeschwörer, und das ist längst nicht alles ein und dasselbe.«
»Magie?«, fragte Sophie.
»Ich dachte eigentlich, es gibt keine Magie«, meinte Josh sarkastisch – und hätte sich nach dem, was er gerade gesehen und erlebt hatte, glatt auf die Zunge beißen können.
»Und doch hast du eben gegen Zauberwesen gekämpft. Die Golems sind aus Erde und Lehm geschaffene Menschen, die ein einziges machtvolles Wort zum Leben erweckt. Ich schätze, dass in den letzten hundert Jahren nicht einmal ein halbes Dutzend Menschen einen Golem gesehen, geschweige denn eine Begegnung mit ihm überlebt hat.«
»Hat Dee sie zum Leben erweckt?«, wollte Sophie wissen.
»Golems zu erschaffen, ist relativ einfach. Der Zauber ist so alt wie die Menschheit. Sie mit Leben zu füllen, ist schon etwas schwieriger, und sie zu kontrollieren praktisch unmöglich.« Er seufzte. »Aber nicht für Dr. John Dee.«
»Wer ist er?«, fragte Sophie.
»John Dee war Hofmagier während der Herrschaft von Königin Elisabeth I. in England.«
Sophie lachte unsicher; sie wusste noch immer nicht, ob sie Nick Fleming nicht einfach für verrückt erklären sollte. »Aber das war vor über vierhundert Jahren! Und der Mann, den wir gesehen haben, kann nicht älter gewesen sein als fünfzig.«
Nick Fleming kauerte sich wieder hin und wühlte in einem Berg von Büchern, bis er fand, was er suchte: England zur Zeit Elisabeth I. Er schlug es auf. Auf einer Seite – gegenüber einem Porträt der Königin – war ein alter Stich zu sehen, der einen Mann mit kantigem Gesicht und Spitzbart zeigte. Er trug andere Kleider, aber es bestand kein Zweifel, dass es sich um denselben Mann handelte, dem sie gerade begegnet waren.
Sophie wurde schwindelig. Sie nahm Fleming das Buch aus der Hand. »Hier steht, dass Dee 1527 geboren wurde«, sagte sie leise. »Damit wäre er jetzt fast fünfhundert Jahre alt.«
Josh trat neben seine Schwester. Er betrachtete das Bild, dann sah er sich in der Buchhandlung um. Wenn er tief einatmete, roch er immer noch die seltsamen Düfte von... Magie. Das war es gewesen, was er gerochen hatte – nicht Minze und faule Eier, sondern den Duft der Magie. »Dieser Dr. Dee kannte dich«, sagte er gedehnt, »er kannte dich sehr gut.«
Fleming ging durch den Laden, hob hier und da etwas auf und ließ es wieder fallen. »Ja, er kennt mich«, sagte er. »Und Perry genauso. Er kennt uns seit langer Zeit... seit sehr langer Zeit.« Er schaute die Zwillinge an und seine sonst fast farblosen Augen waren plötzlich dunkel und voller Sorge. Es war, als gäbe er sich einen Ruck. »Ihr steckt jetzt leider mit drin«, fuhr er fort, »und das heißt, die Zeit der Lügen und Tricks ist vorbei. Wenn ihr überleben wollt, müsst ihr die Wahrheit kennen.«
Josh und Sophie sahen sich an. Hatten sie richtig verstanden? Wenn ihr überleben wollt...?
»Mein richtiger Name ist Nicholas Flamel. Ich wurde im Jahr 1330 in Frankreich geboren. Perrys richtiger Name ist Perenelle; sie ist zehn Jahre älter als ich. Aber sagt ihr nicht, dass ich euch das verraten habe!«, fügte er hastig hinzu.
Josh spürte, wie sich in seinem Kopf alles drehte. Er wollte »Ausgeschlossen!« sagen und lachen und sauer sein auf seinen Chef, weil der ihnen eine so bescheuerte Geschichte erzählte. Aber er hatte Prellungen und ihm tat alles weh, weil er durch die Buchhandlung geschleudert worden war von... ja, von was denn? Er sah den Golem vor sich, der nach Perry gegriffen hatte – Perenelle – und durch die Berührung zu Staub zerfallen war.
»Was … was bist du?« Sophie stellte die Frage, bevor ihr Zwillingsbruder sie aussprechen konnte. »Was seid ihr?«
Fleming lächelte, doch sein Blick war kalt und humorlos, und in diesem Augenblick ähnelte er fast Dee. »Wir sind Legende«, erwiderte er. »Einmal, vor langer Zeit, waren wir einfache Leute, doch dann fiel mir ein Buch in die Hände, ›Abrahams Buch der Magie‹, allgemein auch als ›Der Codex‹ bekannt. Von diesem Moment an war alles anders. Perenelle veränderte sich. Ich veränderte mich. Ich wurde der Alchemyst.«