Die Geier-Wally - Wilhelmine von Hillern - E-Book

Die Geier-Wally E-Book

Wilhelmine von Hillern

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Beschreibung

Wally, Tochter des mächtigen Höchstbauern, erkämpft sich als Kind einen jungen Geier in einer Steilwand. Auch als junge Frau bleibt sie mutig und stark. Und sie liebt. Den Jäger Joseph, genannt Bärenjoseph, der sich als einziger mit ihrer unbändigen Energie messen kann. Als Wally sich gegen die verordnete Heirat mit dem reichen Bauern Vinzenz wehrt, wird sie vom Vater verstoßen. Der rauen Natur schutzlos ausgesetzt, muss sie das Vieh auf dem Hochjoch versorgen und im Winter im Tal als Bettlerin um ihr Überleben kämpfen. Eifersucht, Zorn und Intrigen führen die Figuren an tödliche Abgründe. Wally kämpft um ihrer Liebe willen gegen die patriarchalische bäuerliche Gesellschaft und findet im Sinnbild der Naturgewalten den Weg zu ihrer eigenen Befreiung. Der steinige Weg in die karstige Welt der Alpen wird zu einem Weg zu sich selbst.

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Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Theatertexte finden Sie auf unserer Websitewww.kiepenheuer-medien.de

© 2016 Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH, Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u. a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich von der Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH erworben werden und bedürfen der ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Nicht genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

ISBN978-3-7375-5602-6

Personen

Die Geier-Wally/Jungbäuerin 1 Dame - Spielerin 1

Bärenjoseph/Perchtenmann/

(Rofener)/Jungbauer 1 Herr -Spieler 2

Vincenz/Pfarrer/Luckard/

Stromminger/(Rofener)/

Jungbauer 1 Herr - Spieler 3

Die Fassung ist für eine Schauspielerin und zwei Schauspieler geschrieben worden. Die Rollen können aber auch auf ein größeres Ensemble verteilt werden, das dann geschlechtsspezifisch und den Rollennamen folgend besetzt werden kann.

1 Die Geier-Wally

Die Spieler, heutige Jungbauern aus dem Dorf, sitzen am Tisch und spielen Karten, Fingerhakeln, Armdrücken, Unterhaltung.

SPIELERIN 1/JUNGBÄUERIN Wo‘ s was Gefährliches zu vollbringen gab, da war von Kindheit auf die Wally dabei gewesen.

SPIELER 3/JUNGBAUER Schrankenlos war ihr Mut und ihre Kraft. Kei Muater hat's nit g'habt und ihr Vater …

SPIELER 2/JUNGBAUER … war gar a schiecher, böser Mensch.

SPIELERIN 1/JUNGBÄUERIN Als sie kaum vierzehn Jahre alt war, wagte keiner im Dorfe das Nest des Lämmergeiers auszunehmen…

SPIELER 3 „Ihr sollt's sehen, dass ein Madel vom Stromminger mehr is, als zehn Buab'n von euch!“

SPIELER 2 …rief der Alte den Bauern zu, die zusammenströmten…

SPIELERIN 1 ….um das Unglaubliche mit anzusehen. Wally wurde ein Strick um den Leib gebunden. bindet sich Strick um Vier Männer…

SPIELER 3 … zuvörderst ihr Vater….

SPIELER 2 … hielten ihn.

SPIELERIN 1/JUNGBÄUERIN Das Kind, nur mit einem Messer bewaffnet, tat einen raschen Sprung in die Tiefe der Felswand. dreht sich zum Publikum, öffnet Arme zum Segeln Unerschrocken durchschiffte sie das Luftmeer bis zur Mitte des Abgrundes, packte das Junge und nahm es unter den Arm.

ab

SPIELER 2 Da rauscht es durch die Lüfte, und der Himmel dunkelt sich ein wie in Sturm und Hagelwetter. Der alte Geier braust der Wally wütend…. ab

SPIELER 3 … um den Kopf. Sie sticht mit dem Messer blindlings gegen den scharfen Schnabel, gegen die Klauen und Fittiche… „Die Augen, rette die Augen!“ Da plötzlich neigt sich der Geier und schießt in die Tiefe; Wallys Messer hat ihn verwundet. Endlich kommt Wally mit dem Jungen im Arm, blutend und mit vom Fels zerschundenem Gesicht oben an.

bemerkt, dass er allein zurück bleibt;ab

2 Die Alpenrose Schwindelnde Höhen

Seil-Kampf – Wally begegnet der Naturgewalt

Wally und Perchtenmann stehen an den Enden eines Seiles sich gegenüber und blicken sich an.

Sie bewegen sich an den Enden des Seils kreisförmig umeinander, spannen das Seil. Das Tauziehen entwickelt sich zu einem Machtkampf.

3Der Bärenjoseph

SPIELER 3/PFARRER Es war um Pfingsten, da führte der Vater die Wally zur Firmelung nach Sölden. Wally schämte sich. Sie war schon sechzehn Jahre und sehr groß.

WALLY Niemand achtete auf sie. Das Dorf war in Aufregung, denn der Joseph Hagenbach von Sölden hatte einen Bären erlegt. Die Leut‘ sprachen von nichts anderem - Der Joseph war der stärkste Bua im ganzen Gebirg und ein Schütz, wie's keinen zweiten gab. Kein Berg zu steil, kein Weg zu weit, keine Kluft zu breit und keine Gefahr zu groß für den Joseph.

SPIELER 3/PFARRERbremst sie in der Begeisterung aus Jetzt erschien die hohe Geistlichkeit auf dem Platz und machte dem Gespräch ein Ende. Die Leute drängten in die kleine Kirche, und die heilige Handlung begann.

WALLY Aber Wally konnte die ganze Zeit an nichts anderes als an den Bärentöter Joseph denken. All die Wunderdinge, die er soll verrichtet haben! – und wie prächtig das sei, wenn einer so stark und beherzt sei und in so großem Ansehen bei allen Leuten stehe, dass ihm keiner was anhaben könnte. ungeduldig Endlich war die heilige Handlung vorüber, und die Kinder empfingen den Segen. Draußen auf dem Platze vor der Kirche wildes Hurrageschrei. Wally schreit. „Er hat ihn, er hat den Bären!“ Alles stürzte hinaus und umringte jubelnd den jungen Jäger.

WALLYzu Joseph/Spieler2 Keiner kam ihm gleich. Er überragte sie alle an Größe und leuchtete – schon von weitem.

JOSEPH/SPIELER 2 Die Leut‘ machten ein Aufhebens. Der eine trug ihm die Flinte, der andere die Joppe, und alle hatten Räusche und schrien und johlten…

WALLY … nur der Joseph war nüchtern und ruhig.

SPIELER 3/PFARRERwinkt Joseph heran, macht Kreuzzeichen über ihm Der Herr war stark in dir, mein Sohn! Du hast mit seiner Hilfe vollbracht, was keinem gelungen. Die Menschen müssen dir danken – du aber danke dem Herrn!

WALLY Alle Weiber weinten vor Rührung, und auch Wally wurden die Augen nass; erst jetzt kam die Andacht über sie.

BÄRENJOSEPH Und dann erzählte der Joseph wie es gangen sei und warf das Bärenfell zur Erde, dass alle es besehen konnten.

WALLY Wally kletterte auf eine Fichte. So konnte sie den Joseph ganz genau sehen. Da schaute der Joseph herauf zu ihr, und seine funkelnden Augen trafen gerade Wallys Gesicht und blieben eine Weile lächelnd darauf haften.

BÄRENJOSEPH Du liebs Dirnd’l.

SPIELER 3/Pfarrerunterbricht Wally spielte in ihrer Bangigkeit mit ihrem Rosenkranz. Es war ein schöner neuer, mit roten Korallen. Da plötzlich – zerriss die Schnur, und wie Blutstropfen rieselten die roten Perlen vom Baume nieder.

JOSEPH Joseph hatte indessen sein Abenteuer auserzählt.

WALLY… und es war des Lobens und Händeschüttelns kein Ende. Nur der alte Stromminger hielt sich mürrisch fern. Es sollte niemand stärker sein in der Welt, als er und seine Tochter.

STROMMINGER Oho – begrabt's ein'n nur nit scho, ehvor ma tot is!

BEIDE SPIELERentsetzt/flüstern Der Stromminger!

STROMMINGER/SPIELER 3 Ja, der Stromminger is au noch da und hat nie nix davon g'wußt, dass der alte Hagenbach der beste Raufer war! Mit 'm Maul ja – aber mit sonst nix!

JOSEPH Wer sagt, dass mei Vater a Maulheld war?

STROMMINGER I sag's, der Höchstbauer von der Sonneplatten, und i weiß, was i red', denn i hab ihn maler hing'legt, wie 'n Sack.

JOSEPH