Gib auf, Lincoln - G.F. Waco - E-Book

Gib auf, Lincoln E-Book

G. F. Waco

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Die Minturn-Station steht hier schon seit gut achtzig Jahren, ein altes Blockhaus mit ein paar neuen Ställen und einigen Häusern, die erst später entstanden. Ein Store für die Westwanderer ist hier zu finden, und eine Menge Wagen haben zur Nachtzeit Rast gemacht. »Wir bleiben draußen, wie?« fragt Buck Gardiner kurz. »Don, besser kein Spiel.« »Ich hatte es auch nicht vor«, erwidert der Spieler und stößt seinen Hut in den Nacken zurück. »Joel, was willst du in Glenwood Springs?« »Ich habe meine Leute dort«, sagt Joel träge. »Es ist lange her, daß ich zuletzt dort war. Gut, bleiben wir draußen.« Sie kampieren neben dem Stall, binden ihre Pferde an, und Brett Harting holt ihnen aus der Station das Essen. Und Joel fragt sich schon die ganze Zeit, was diese vier Männer eigentlich verbindet. Sie gehören zusammen, aber sie sind völlig gegensätzlicher Natur. Gardiner ist Revolvermann, und Lew Stone auch. Vielleicht müßte Brett in anderer Gesellschaft reiten. Diese rauhen Revolverschießer sind für ihn das reine Gift. Und schließlich Don Carper, der Spieler. Er paßt nicht zu Stone und Gardiner. Er ißt schweigsam, rollt sich dann in seine Decke und legt wie immer sein Gewehr neben sich, ehe er die Augen schließt. Joel Lincoln kann nicht gleich einschlafen. Er hat die vier Männer vor Wochen getroffen und sich mit ihnen angefreundet. Nun haben sie denselben Weg. Auch wenn die Männer rauhe Burschen sind, so hat er doch wenigstens Gesellschaft. Etwas abseits des Stalls hat Gardiner ein Feuer gemacht, an dem er mit den anderen sitzt. Buck Gardiner fragt: »Don, bist du sicher, daß

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Die großen Western – 189 –

Gib auf, Lincoln

G.F. Waco

Die Minturn-Station steht hier schon seit gut achtzig Jahren, ein altes Blockhaus mit ein paar neuen Ställen und einigen Häusern, die erst später entstanden. Ein Store für die Westwanderer ist hier zu finden, und eine Menge Wagen haben zur Nachtzeit Rast gemacht.

»Wir bleiben draußen, wie?« fragt Buck Gardiner kurz. »Don, besser kein Spiel.«

»Ich hatte es auch nicht vor«, erwidert der Spieler und stößt seinen Hut in den Nacken zurück. »Joel, was willst du in Glenwood Springs?«

»Ich habe meine Leute dort«, sagt Joel träge. »Es ist lange her, daß ich zuletzt dort war. Gut, bleiben wir draußen.«

Sie kampieren neben dem Stall, binden ihre Pferde an, und Brett Harting holt ihnen aus der Station das Essen.

Und Joel fragt sich schon die ganze Zeit, was diese vier Männer eigentlich verbindet. Sie gehören zusammen, aber sie sind völlig gegensätzlicher Natur. Gardiner ist Revolvermann, und Lew Stone auch.

Vielleicht müßte Brett in anderer Gesellschaft reiten. Diese rauhen Revolverschießer sind für ihn das reine Gift. Und schließlich Don Carper, der Spieler. Er paßt nicht zu Stone und Gardiner.

Er ißt schweigsam, rollt sich dann in seine Decke und legt wie immer sein Gewehr neben sich, ehe er die Augen schließt.

Joel Lincoln kann nicht gleich einschlafen. Er hat die vier Männer vor Wochen getroffen und sich mit ihnen angefreundet. Nun haben sie denselben Weg. Auch wenn die Männer rauhe Burschen sind, so hat er doch wenigstens Gesellschaft.

Etwas abseits des Stalls hat Gardiner ein Feuer gemacht, an dem er mit den anderen sitzt.

Buck Gardiner fragt: »Don, bist du sicher, daß die Nachricht stimmt?«

»Ich bin sicher«, antwortet Don Carper. »Der Mister kam aus Rifle. Und wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was er sagte, dann wartet auf euch ein prächtiger Job. Dieser Narr Bacon sucht rauhe Burschen.«

Joel Lincoln zuckt einmal mit den Lidern. Und es ist nicht das scharfe Knacken eines Astes im Feuer, das ihn aufhorchen läßt.

Joel Lincoln hört einen Namen. Und diesen Namen gibt es nur einmal am oberen Colorado.

James H. Bacon.

Und es ist Lincoln, als wenn dieser Name alles wiederbringt, was er begraben lassen sein wollte.

James Bacon. Und er hat einmal geschworen, daß er den Mann umbringen wollte.

Joel Lincoln wollte James Bacon töten.

Er liegt still. Das Feuer prasselt, und die drei Männer bei ihm sehen den vierten Mann an.

Der Spieler hat ein Kartenspiel in der Hand und breitet die Karten auf dem kargen Boden langsam und methodisch aus.

Der Junge bekommt einen fast harten Ausdruck um die Mundwinkel, und Gardiner sieht irgendwie lauernd aus. Nur Lew Stone behält sein meist sichtbares und etwas schief wirkendes Grinsen bei.

Alle drei wirken gespannt und aufmerksam.

»Und wenn es nur eine Geschichte ist?« fragt der Junge etwas zu laut und leicht schrill. »Don, du hast uns immer an die richtigen Leute gebracht und jedesmal einen Mann gewußt, der uns einige Dinge abnahm, die wir fanden.«

Und er zieht das Wort nach einer kleinen Pause so in die Länge, daß Lew Stone anfängt zu kichern.

Sicher meint Brett Harting mit diesem Wort nicht mehr und nicht weniger, daß sie für ihre gestohlenen Sachen einen Abnehmer fanden. Und diesen Abnehmer besorgte ihnen Don Carper.

»Hör mit dem blöden Gekicher auf«, sagt Don kühl. Er legt drei Karten aus und blickt Lew von unten herauf an. »Junge, es ist keine Geschichte, ich hörte mich natürlich um.«

»Gut, du bist immer vorsichtig«, sagt Gardiner kalt. »Also, was ist dran?«

Der Spieler breitet die letzten Karten aus und deutet mit dem Finger auf eine.

»Karo, das ist viel Geld«, sagt er nasal und lässig. »Herz Dame, das ist ein Girl, aber Pik, zuviel Pik, Freunde.«

»Was soll der Unsinn?« fragt Gardiner. »Was haben Karten mit uns zu tun?«

»Du wirst lachen, ich glaube daran«, entgegnet der Spieler leise. »Ich frage immer die Karten, ehe ich etwas tue! Nun gut, lassen wir das jetzt, Partner. Ich sagte euch, daß dieser James Bacon harte Burschen sucht, die schnell mit dem Revolver sind. Er hat bereits einige eingestellt, aber er braucht mehr. Dort oben sind eine Menge Siedler, kleine Rancher und Farmer. Und er braucht Land, das er sich nur mit Gewalt nehmen kann. Hörst du zu, Buck?«

Buck steckt einen Ast ins Feuer und nickt.

»Ich höre schon, aber was sollen wir dabei?«

Don Carper sieht sich sichernd um. In ihrer Nähe gehen zwei Männer vorbei, ein Mädchen kommt mit einem Eimer. Sein Blick wandert zu Joel und bleibt nachdenklich an ihm haften. Dann wendet er den Kopf zurück und spricht leise weiter.

»Buck, er hat viertausend Rinder auf seiner Weide. Er hat Ärger mit den kleinen Ranchern und wird sie vertreiben. Ich dachte, ihr könntet ihm dabei helfen.«

»Wenn er gut zahlt«, sagt der Junge.

Don Carper grinst und mischt die Karten, die er aufgenommen hat.

»Er wird bezahlen«, sagt er kaum verständlich. »Hört jetzt zu.«

Seine Stimme wird so leise, daß Joel sie nicht mehr verstehen kann.

Die Gesichter der drei Männer, die ihm zuhören, werden immer länger, dann grinsen sie schließlich alle, und Buck schlägt sich auf die Schenkel.

»He, Don, wenn wir dich nicht hätten«, sagt er jetzt heiser. »Und du?«

»Nun«, sagt Carper, und seine Stimme schwingt leicht. »Es wird nicht länger als drei Tage dauern, dann weiß ich alles über ihn. Verlaßt euch nur auf mich.«

Buck erwidert kühl: »Well, dann werden wir uns morgen umsehen.«

Sie reden noch einige Zeit, aber es sind belanglose Dinge und weniger interessant für Joel Lincoln.

Joel dreht sich nach einer Weile auf die Seite.

Es ist zwölf Jahre her. Und er lag auf dem Boden und konnte nicht mehr aufstehen.

Und der Mann, der ihn zerschlagen ließ, hieß James H. Bacon.

Es ist der derselbe James Bacon, der jetzt rauhe Männer sucht, um einige Leute zu vertreiben.

Sie werden in seinen Sattel steigen, sagt sich Joel bitter. James Bacon, er hat es also noch immer nicht aufgegeben.

Er schläft schließlich über seinen Gedanken ein. Und die Männer, die mit ihm kamen, legen sich auch hin.

Es wird langsam ruhig an der Station.

Joel Lincoln wälzt sich im Schlaf hin und her. Er träumt wirr und beklemmend von seiner Schlucht, in der er hinter einem Felsblock liegt.

Er sieht neben sich Don Carper langsam in die Knie brechen und auf das Gesicht fallen.

Er hört das Peitschen der Schüsse und reißt erschrocken und schweißbedeckt die Lider auf.

Es sind keine Schüsse, es ist nur ein Fuhrmann, der dreißig Schritte weiter seine Partner mit Peitschenknallen weckt.

Und der Morgen ist grau und trübe. Die Luft riecht nach Regen.

»Na?« fragte Buck Gardiner. »Ausgeschlafen, Joel? Dieser Narr, er hat uns alle geweckt. Ich dachte wirklich, hier schoß jemand herum. Mach das Feuer an, Brett.«

Der Junge macht sich schweigend an die Arbeit. Sie trinken wenig später den heißen Kaffee und brechen auf, ehe die Sonne über die Berge steigt.

Joel reitet schweigend mit ihnen. Sie haben es eilig, er merkt, daß sie schnell in Glenwood Springs sein wollen. Der Revolverlohn lockt sie, und die Pferde müssen scharf laufen.

Das Rudel rastet nur einmal am Mittag, aber die Rast dauert kaum eine halbe Stunde. Dann geht es schon wieder weiter den Weg nach Westen.

Es ist später Nachmittag, als Buck nach vorn deutet. Unter ihnen liegt im Tal Glenwood Springs. Die Luft ist feucht und schwer. Es hat hier anscheinend geregnet, und leichter Dunst liegt zwischen den Tälern.

»Nun, Joel, kennst du die Stadt?« fragt Gardiner mit einem flüchtigen Seitenblick.

Joel Lincoln blickt auf die Häuser hinab, er sieht die Kirche und den Platz, an dem einige neue Häuser stehen. Die Stadt ist größer geworden. Der ständige Strom der Westwanderer hat mehr Handel hergebracht.

»Es ist lange her, daß ich zuletzt hier war«, sagt Joel ruhig. »Sie hat sich verändert, Buck. Well, was werdet ihr hier machen? Bleibt ihr nur eine Nacht?«

Buck wechselt einen kurzen Blick mit den anderen, dann dreht er den Kopf zurück und fragt langsam: »Joel, kennst du einen James Bacon?«

»Ich kenne ihn«, sagt Joel träge. »Buck, er ist ein ziemlich großer Mann. Als ich hier fortging, gehörten ihm ein Saloon und ein Store in der Stadt. Der Sheriff war sein Mann, und einige andere Leute taten genau das, was er wollte. Es soll sich in den letzten Jahren etwas geändert haben, hörte ich. Auswanderer haben sich hier niedergelassen, und die Stadt soll einen unabhängigen Sheriff haben. Warum fragst du nach Bacon? Ich denke, ihr wolltet weiter?«

»Er sucht Leute«, meint Gardiner. »Vielleicht ist es nicht schlecht, einige Zeit gegen Revolverlohn zu arbeiten, wie? Was ist er für ein Mann, Joel?«

»Er ist jetzt ungefähr sechzig Jahre alt«, erwidert er kühl. »Ein Mann mit einem grauen Bart und einer Figur, die ihn zu einem Turm macht, Buck. Er kennt nur sich, seine Ranch und seine Interessen. Dabei geht er rücksichtslos seinen Weg. Auch den ganz rauhen. So war er damals, und ich denke nicht, daß er sich geändert hat. Ich kannte ihn einmal ganz gut.«

»Das hört sich an«, bemerkt der Spieler, »als wenn du ihn nicht gerade liebst, Joel.«

Sie sehen ihn nun alle an und reiten etwas langsamer.

»Es ist wahr«, meint Lincoln knapp. »Er liebt mich nicht und ich ihn noch weniger. Ich war eines Tages wild darauf, ihn zu erschießen. Nun gut, wenn ihr bei ihm Arbeit sucht, werdet ihr sie finden.«

Buck starrt ihn durchdringend an und hüstelt dann leicht.

»Eh«, sagt er trocken. »Joel, ist die Geschichte begraben?«

»Ich fürchte, sie wird es von seiner Seite aus nicht sein, Freunde. Aber es hat nichts mit uns zu tun. Es ist bestimmt besser, ihr reitet jetzt ein wenig voraus. Und noch besser, wäre es, wenn ihr mich nicht kennen würdet, falls ihr bei ihm in den Sattel steigt.«

Lew stellt sein gewöhnliches Grinsen ein und schiebt sich den Hut weit in den Nacken.

»Joel, das hört sich ziemlich wild an, schätze ich«, sagt der schlanke Lew Stone schleppend. »Was ist, bekommst du vielleicht Ärger mit ihm?«

»Es kann sein. Dann haltet euch nur immer raus und sagt nicht, daß ihr mich kennt.«

»Was ist los?« fragt Carper jetzt hastig. »Was gab es zwischen dir und ihm, Joel?«

»Wir hatten eine kleine Ranch. Er hat meine Leute vertrieben und mich ziemlich rauh durch seine Burschen verprügeln lassen, Don. Ich war damals noch nicht hart genug, darum lief ich weg, damit ich härter werden konnte und nicht zerbrochen wurde. Jetzt bin ich wieder da. Und ich bin sicher, wenn er es weiß, wird er mich wieder verprügeln lassen wollen. Don, es hat nichts mit euch zu tun.«

Buck pfeift schrill durch die Zähne und blickt auf Joels tiefgeschnallten Colt.

»Damit du es genau weißt, Bruder«, sagt er etwas träge. »Was immer wir bei diesem Mister tun werden, aber gegen dich nichts. Reicht dir das?«

»Gut, macht das nur so, wie ihr es immer wollt«, brummt Lincoln. »Reitet jetzt besser voraus.«

»Well«, sagt Lew nasal. »Das ist ein guter Rat. Joel, gibt es Ärger für dich, dann sind wir vielleicht gerade in der Nähe. Cheerio, ich kenne dich nicht, Joel.«

Er schwenkt seinen Hut, und dann reitet er an. Buck folgt ihm mit dem Jungen, und nur der Spieler bleibt zurück.

»Joel, falls du mich brauchst, ich kann mit einem Colt ganz gut umgehen. Mach dir nur keine Sorgen. Sollte ich etwas hören, dann erfährst du es schon. Dann halt nur die Ohren steif, Bruder.«

Er lächelt ihm zu, seine weißen Zähne blitzen, und dann jagt der Gaul mit ihm los.

Joel Lincoln bleibt zurück und sieht sie verschwinden. Er betrachtet die neuen Häuser, den festen Bau der Bank, die neue Frachtstation und die verbreiterten Gehsteige.

Langsam reitet Joel Lincoln die Straße hoch, sieht das neue Gebäude der Bank, die aufgestapelten Waren vor dem Store von Ward Grimsby und den Wagen zwischen Bank und Store stehen.

Es ist noch immer der alte Wagen, mit dem die Lincolns in die Stadt fuhren. Ein Flachwagen mit zwei Pferden und einer Halbplane hinten, die jetzt aufgeschlagen ist, Mark ist also im Store und kauft ein. Joels Blick gleitet über die Straße zum Saloon von Wesley Atkinson. Dieser Saloon gehört James Bacon. Wesley ist nur der Pächter. Und die Pferde an den Balken reden eine eindeutige Sprache für Joel. Es sind alles Pferde mit dem Schaufelstiel-Brand. Er zählt vier Pferde, zwischen denen ein prächtiger Schecke steht. Das Pferd hat schlanke Fesseln und ist groß wie ein Riese unter den Pferden.

Lincoln erinnert sich an das Pferd des alten Big Bacon, das war ein grauer Schecke. Anscheinend ist dieses Pferd aus der Zucht des grauen Hengstes entstanden. Und sicher würde es niemand reiten, der nicht zu den Bacons gehört.

Schräg rechts von Joel liegt das Sheriff-Office, dessen Tür geöffnet ist. Auch das Office ist neu, das Holz hat noch die helle Färbung. Ein Pferd steht am Balkon, an der Wand hängt irgendein Anschlag.

Joel steigt ab, geht mit bedächtigen Schritten auf die Tür zu und tritt fest auf.

Er biegt um die Türecke, sieht einen Mann hinter dem Tisch sitzen und fragend hochsehen. Der Mann hat eine Weste an, an der der Orden steckt. Und genau hinter ihm ist eine Karte an der Wand, die das Garfield-County zeigt.

»Hallo«, sagt Joel knapp. »Warren, wie?«

»Das bin ich, Stranger«, erwidert Warren und richtet sich auf. »Nun, was kann ich für dich tun?«

»Du kannst dich umdrehen, mein Freund«, murmelt Joel sanft. »Da oben ist die Karte. Und ich möchte, daß du sie dir ansiehst.«

»Sicher, ich sehe sie«, meint Warren und dreht den Stuhl gegen die Wand. »Und was jetzt, Mister?«

Joel tritt neben ihn und nimmt langsam die rechte Hand hoch. Er hat einen Bleistift vom Tisch ergriffen und zeigt auf die Linie des White River Plateaus rechts vom Monument Peak. Die Berge fallen hier steil ab, und der Bach schlängelt sich an den Bergen entlang.

»Was malst du denn, he?« fragt Warren verwirrt. »He, du kannst doch nicht einfach einen Strich ziehen, Mann.«

Joel lächelt nur leicht und zieht den Strich durch, bis er den ganzen Streifen umrissen hat, den er kaufte.

»Was soll das?« fragt Warren bestürzt und starrt Joel fragend an. »Mann, dieses Land hier gehört James Bacon. Das ist seine Winterweide, geschützt durch die Berge, die den Nordwind abhalten. Das beste Land hier in der Gegend.«

Er dreht sich um und packt Joel am Arm. Und sein Gesicht wirkt noch verstörter, als Joel mit der linken Hand aus seiner Brusttasche ein zusammengefaltetes Papier zieht und es ihm hinhält.

»Ich würde«, sagt Joel, und seine Stimme ist immer noch freundlich, »ich würde das erst lesen. Und dann erst würde ich sagen, daß dieses Land Mr. James Bacon gehört, mein Freund. Nun, jetzt lies es bitte, Warren.«

Verwirrt läßt ihn Warren los. Der überraschende Besuch, ein Mann, der nicht viel spricht, aber gleich mit einem Bleistift ein Gebiet umreißt, das alles verwirrt Ted Warren ziemlich.

Er entfaltet hastig das Papier, sieht auf das Siegel der Landadministration und studiert den Text. Und dann wird er langsam bleich.

Auf dem Papier steht nicht mehr und nicht weniger, daß die Regierung des Staates Colorado das näher bezeichnete Land an Joel Lincoln zu einem Preis von zweitausend Dollar verkauft hat.

Und niemand braucht Ted Warren zu sagen, daß das Land freies Regierungsland ist. Der Kauf ist völlig rechtsmäßig.

»Joel Lincoln – sind Sie das, Mister?«

»Das bin ich, Warren«, erwidert Joel kühl. »Und ich bin zuerst zum Sheriff gekommen, weil ich keinen Ärger haben möchte. Dieses Land gefiel mir schon immer, es ist tatsächlich die beste Weide, die jemand im Sommer und im Winter haben kann. Es sitzt doch nicht etwa James Bacon auf meinem Land?«

Warren läßt das Papier auf den Tisch fallen und faßt sich an den Hals. Er starrt den großen und dunklen Fremden bestürzt an, aber er sieht nur Kühle und Wachsamkeit in dessen Augen.

»Mein Himmel, Lincoln«, sagt er heiser. »Dieses Land ist besetzt. Es steht eine alte Ranch auf ihr, die jetzt als Weidehütte benutzt wird. Verdammt, früher saßen da die Lincolns. Mann, bist du etwa einer der Lincolns? Du bist doch wohl nicht der kleine Bruder von Mark Lincoln, der einmal…«

»Weggelaufen ist, das wolltest du doch sagen, Warren, oder?«

»Verdammt, verdammt, du bist es also«, stottert Warren gepreßt. »Du hast das Land gekauft und noch mehr dazu, so daß du die ganze Winterweide hast. Du willst James Bacon die Zähne zeigen.«