Cashwell kommt nach Tucson - G.F. Waco - E-Book

Cashwell kommt nach Tucson E-Book

G. F. Waco

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Im Jail von Reno, Nevada, haben sie sich kennengelernt: Wesson O'Rourke, Jonas Arventer und der gutmütige Riese Nelson Carnigan. O'Rourke und Arventer sind durchtriebene Verbrecher, denen es auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankommt. Geschickt haben sie es verstanden, den einfältigen Carnigan für ihre Zwecke einzusetzen. Mit Hilfe seiner Bärenkräfte ist ihnen die Flucht aus dem Jail gelungen. Nun lauert dieses Drei-Männer-Rudel auf die Stagecoach, die von Yuma nach Tucson unterwegs ist. Sie halten ihre Karabiner fest und starren auf die Staubwolke, aus der der hohe Kasten der Stagecoach auftaucht. Sie sehen die beiden Männer auf dem Bock sitzen, und die Kiste auf dem Dach. Es ist eine ganz gewöhnliche Kiste und niemand wird vermuten, daß in ihr einige tausend Dollar in Hartgeld sind. Nun, O'Rourke hat in Eloy mit einem Mann an einem Tisch gesessen, und der Mann hat getrunken, zuviel getrunken. Der Mann war der Stationsleiter der Eloy-Station. »Nimm deinen Mann«, sagt Jonas befehlend und winkt Nelson zu, der sich herunterduckt und dem die nackte Angst mehr zu schaffen macht als die flimmernde Hitze im Hohlweg, in dem die Sonne brütet wie in einem Backofen. »Habe ihn schon«, knurrt O'Rourke und legt den Karabiner auf die Felsleiste. »Der alte Bursche wird gleich…« Er sieht starr auf den rüttelnden Kasten und die Figur auf dem Bock. Rechts von ihm klickt es, und der Karabiner Jonas Arventers scheuert sich an den Felsen. Vor ihnen kommt die Stagecoach heran, und die beiden Männer auf dem Bock sind völlig ahnungslos. Sie haben abgemacht, daß sie schießen, sobald die Pferde an dem

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Die grossen Western – 221–

Cashwell kommt nach Tucson

G. F. Waco

Im Jail von Reno, Nevada, haben sie sich kennengelernt: Wesson O’Rourke, Jonas Arventer und der gutmütige Riese Nelson Carnigan.

O’Rourke und Arventer sind durchtriebene Verbrecher, denen es auf einen Mord mehr oder weniger nicht ankommt. Geschickt haben sie es verstanden, den einfältigen Carnigan für ihre Zwecke einzusetzen. Mit Hilfe seiner Bärenkräfte ist ihnen die Flucht aus dem Jail gelungen.

Nun lauert dieses Drei-Männer-Rudel auf die Stagecoach, die von Yuma nach Tucson unterwegs ist.

Sie halten ihre Karabiner fest und starren auf die Staubwolke, aus der der hohe Kasten der Stagecoach auftaucht. Sie sehen die beiden Männer auf dem Bock sitzen, und die Kiste auf dem Dach.

Es ist eine ganz gewöhnliche Kiste und niemand wird vermuten, daß in ihr einige tausend Dollar in Hartgeld sind.

Nun, O’Rourke hat in Eloy mit einem Mann an einem Tisch gesessen, und der Mann hat getrunken, zuviel getrunken.

Der Mann war der Stationsleiter der Eloy-Station.

»Nimm deinen Mann«, sagt Jonas befehlend und winkt Nelson zu, der sich herunterduckt und dem die nackte Angst mehr zu schaffen macht als die flimmernde Hitze im Hohlweg, in dem die Sonne brütet wie in einem Backofen. »Habe ihn schon«, knurrt O’Rourke und legt den Karabiner auf die Felsleiste. »Der alte Bursche wird gleich…«

Er sieht starr auf den rüttelnden Kasten und die Figur auf dem Bock. Rechts von ihm klickt es, und der Karabiner Jonas Arventers scheuert sich an den Felsen.

Vor ihnen kommt die Stagecoach heran, und die beiden Männer auf dem Bock sind völlig ahnungslos.

Sie haben abgemacht, daß sie schießen, sobald die Pferde an dem spitzen Felsen sind, der rechts des Weges liegt. Und die Nase des einen Gauls streicht dicht an diesem Felsen vorbei.

»Jetzt!« sagt Jonas Arventer peitschend. »Los, Wesson!«

Er schießt dreimal, viermal, und der Karabiner dröhnt krachend durch die Schlucht. Hinter ihm feuert O’Rourke. Und dann reiten sie beide los. Sie jagen an die Kutsche heran, die ohne Fahrer ist, denn der liegt auf dem Boden und hält die Zügel noch, die er sich um das Handgelenk gewickelt hatte. Die vier Pferde vor der Deichsel laufen wiehernd los und schleifen ihn mit.

Auf dem Bock sitzt der alte Grant Bent und scheint weiterzuschlafen. Er ist nur etwas nach links gerutscht und hängt neben dem Eisenstab, der den Sitz zur Seite hin abschließt.

Von dem Felsen springt Nelson Carnigan mit einem Satz auf den staubigen Weg und greift in das Zaumzeug der beiden vorderen Pferde. Er hängt sich an und bremst die Fahrt der Kutsche mit seiner Kraft und seinem Gebrüll.

Rechts von ihm reitet Jonas Arventer vorbei und sieht ein Gesicht aus dem Fenster der Kutsche blicken. Er bemerkt auch den Revolver und wirft sich flach auf den Pferdehals, während er schießt. Bellend schlägt die Flammenzunge aus dem Lauf seines Revolvers, und sengend heiß zischt es über ihn hinweg in die Felsen. Er sieht den Mann im Fenster die Augen aufreißen und zum zweitenmal schießen. Und die Kugel trifft seinen Braunen in die Seite. Der Braune wiehert und fällt hin.

Jonas Arventer springt ab und ­landet im Staub. Er hört den Reitercolt Wesson O’Rourkes brüllen und sieht aus dem Staubschleier um ihn den Mann in der Kutsche zurückfallen.

»Dieser Narr«, sagt Jonas Arventer keuchend und steht auf. »Dieser verdammte Narr! Er hätte zur anderen Seite sehen sollen. Ein Glück, daß Wesson dort war.«

Er rennt fluchend auf die stehende Kutsche zu, deren Pferde nervös sind. Ein Satz trägt ihn über den am Boden liegenden Bradding hinweg. Dann klettert er auf das Dach der Kutsche, und unter ihm ruft O’Rourke ihm zu: »Wirf die Kiste auf den Boden. Vielleicht geht das Ding gleich auf. Dieser Bursche hat doch nicht etwa deinen Gaul getroffen?«

»Verdammt, yeah«, erwidert der Bandit und schneidet den Riemen entzwei, mit dem die Kiste auf dem Dach gehalten wird. »Spanne einen der Gäule aus, vielleicht läßt das Vieh sich reiten. Na, los doch, Wesson. Was ist mit dem Kerl da drinnen?«

»Was soll schon mit ihm sein«, antwortet O’Rourke. »Der schießt nicht mehr. Wirf sie runter, los!«

Jonas Arventer packt die Kiste. Er steht aufrecht auf dem Kutschendach und läßt die Kiste fallen. Sie geht jedoch nicht auf, und ihre Eisenbänder rühren sich nicht.

»Nelson, komm her!« ruft Arventer vor Wut. »Da ist die Kiste. Mach sie auf, Mann!«

»Schieß doch die Schlösser ab«, sagt der kreidebleiche Riese und kommt zitternd heran. »Schieß doch die Schlösser einfach ab, Jonas.«

»Noch mehr schießen, was?« fragt ihn der Mörder. »Es hat schon genug geknallt, und wenn jemand auf dem Weg oder in den Bergen ist, wird er nachsehen kommen. Los, wirf sie gegen die Felsen, du Nashorn. Du hast doch so viel Kraft, daß das Holz entzweifliegen muß. Los, mach schon.«

Der Riese blickt verstört und angstvoll auf die Männer und schluckt dreimal, ehe er sich nach der Kiste bückt und sie anhebt. Und seine Wut, die sich anders nicht entladen kann, läßt ihn die schwere Eisenkiste, die nicht in den Kasten paßte, gegen die Felsen schleudern. Er macht es zweimal, und dann rollen die Dollars in den Staub, fallen aus der Kiste, und Jonas Arventer stößt ein wildes Geheul aus, als er die Münzen erblickt.

»Was habe ich gesagt!« sagt er kreischend, und seine Augen funkeln gierig. »Da liegt der Segen am Boden. Beeile dich, Wesson. Was ist mit dem verdammten Gaul, he?«

»Das sind keine Sattelpferde«, antwortet Wesson grimmig. »Jonas, wir werden auf einem Gaul reiten müssen, verdammt! Na, bis Kalifornien ist es nicht weit.«

»Zu weit für uns«, sagt der Mörder heiser. »Wir werden nicht nach Kalifornien gehen, das sage ich dir. Wir drehen in den Sand-Thanks-Bergen um und verziehen uns nach Mexiko. In der Wüste sucht uns niemand. Solange hält dein Gaul das nicht aus.

Los, Dicker, nimm meinem Gaul den Sattel ab. Mach schon und nimm dir dann etwas von dem Geld.«

»Ich will nicht«, sagt der Riese keuchend. Er weicht vor dem Geld zurück und streckt abweisend die Hände aus. »Ich will das Zeug nicht, sage ich dir. Dieses Geld fasse ich nicht an. Laß mich damit in Ruhe, ich will es nicht haben.«

»Du feiges Riesenbaby.« Arventer lacht hämisch. »Na gut, wenn du nicht willst. Nimm jetzt den Sattel ab.«

O’Rourke sagt verwundert: »Wie kann man nur so dämlich sein, was? Dieser Narr, dieser dumme. Eines Tages werden wir noch mit ihm Schwierigkeiten haben, was?«

»Der macht keine Schwierigkeiten.« Arventer deutet grinsend auf Bradding. »Dann liegt er genauso, verstehst du? Verdammt, daß mein Gaul auch hinüber ist. Was hat der Kerl in der Kutsche bei sich?«

»Was weiß ich?« fragt O’Rourke. »Komm her, wir lesen erst mal den Zaster auf.«

Das erscheint ihnen wichtiger, und sie stürzen sich mit der Gier des rauhen Banditen auf die Geldstücke.

Sie teilen und grinsen sich an, als sie die Ledersäcke auf O’Rourkes Gaul festbinden und anreiten. Der Riese hat Arventers Sattel hinten aufgeschnallt und reitet hinter ihnen. Er sieht die beiden Männer im Sattel und schüttelt sich, als er an die Schlucht und die leere Stagecoach denkt.

Er wundert sich, als sie plötzlich vor ihm halten und auf die Rauchfahne deuten, die aus dem einen Talkessel heraufsteigt und dünn und blaßblau in den Himmel weht.

»Was denn?« fragt O’Rourke heiser. »Was ist denn das, Jonas? Da ist doch nicht etwa ein Haus? Wir sind hier in der Nähe des Gila River. Mann, sollte da unten eine Hütte sein, oder ist es nur das Feuer eines einsamen Bergläufers? Mann, dann hat der auch einen Gaul für dich.«

»Tatsächlich«, sagt Arventer überrascht. »Mann, ein Feuer. Wir sehen nach. Los, hier reiten wir runter. Es muß in diese Schlucht führen. Ein paar Zedern wachsen hier und etwas Gras ist auch da! He, Nelson, du bleibst dicht hinter uns, verstanden?«

Er klatscht dem Pferd O’Rourkes auf die Hinterhand, und der Gaul geht an. Sie traben in das Tal hinab und sehen auf den glitzernden Bach, der hoch oben aus den Felsen kommt und plätschernd in die Tiefe fällt. In seiner Nähe ist der Boden grün. Sträucher stehen dort.

Die Männer sehen sich an und reiten langsam und vorsichtig weiter.

Zwei Pferde sind in einem Stangencorral. Eine Hütte und ein flacher Schuppen stehen da. Kein Mensch ist zu sehen, aber ein Sattel hängt an der Hauswand. Hier lebt sicher ein Einsiedler oder Felljäger.

»Wir reiten auf die Seitenwand der Hütte zu. Da kann er uns nicht sehen. Anscheinend kocht er gerade etwas und ist in der Hütte beschäftigt«, sagt O’Rourke leise.

Sie nähern sich im Schritt dem Schuppen.

Arventer zischelt zurück. »Etwas weiter nach rechts, wir gehen hinten herum. Halte an, das ist weit genug. Leise, leise aus dem Sattel. Er darf uns nicht hören. Sei bloß leise.«

Er gleitet vom Pferderücken und winkt dem Riesen. Carnigan hält neben ihnen und steigt ab. Sie binden ihre Pferde an ein Stück Baumwerk des Schuppens und bleiben starr stehen, als sie ein Pfeifen hören, das aus dem Haus kommt.

Der Mann dort drinnen pfeift und schüttet eine Schüssel Wasser aus der Tür in den Hof. Er bleibt dabei jedoch so weit hinter der einfachen Bretterwand zurück, daß sie ihn nicht sehen können.

»Rechts herum«, sagt Arventer zischend. »Er hat die Fenster offen. He, Nelson, du gehst hier entlang. Geh gefälligst leise. Und wenn du uns rufen hörst, huschst du hinein. Lange ihm deine Faust unter das Kinn, aber mache es gründlich.«

Der Riese nickt schweigend und sieht die beiden Männer verschwinden. Er steht einen Augenblick unschlüssig da und möchte fortlaufen. Vielleicht schießt Arventer auch auf einen am Boden liegenden Mann?

Er bekommt auch das fertig, denkt der Riese, und die Furcht vor dem Tod, den er dann wieder sehen wird, läßt ihn frieren. Vielleicht sollte ich rufen und ihn warnen, was? Aber dann bringen sie mich auch noch um. Dieser Hundesohn Arventer.

Er schüttelt sich und zieht den Kopf zwischen die Schultern. Dann geht er leise hinter dem Schuppen her.

Der Hof ist sauber gefegt, und Nelson Carnigan sieht die zwei umgebrochenen Streifen Land, auf denen Kartoffeln wachsen und Gemüse steht. Ihn friert, als er sich an der Hausecke duckt, und unter dem einen kleinen Fenster hergleitet. Dann ist er dicht an der Tür und steht still. Innen klappern Töpfe. Der Mann pfeift immer noch.

Und dann hört er Jonas Arventer in das Klappern einer Blechkanne hinein scharf und schrill sagen:

»Steh still, Mann, mein Revolver zeigt auf dich!«

Und zugleich ruft Wesson O’Rourke heiser:

»Streck die Arme hoch und beweg dich nicht, ich drücke sonst ab, und du saust in eine Grube!«

Der Riese macht einen Satz nach vorn und schnellt sich ab, als er in der Tür ist. Er sieht einen großen, jungen Mann, dessen schwarzes Haar lang und kaum geschnitten um seinen Kopf liegt, langsam die Hände hochnehmen.

Der Mann trägt keine Waffe. Er hat ein verwaschenes blaues Hemd an, und sicher ist er keinen Fuß kleiner als Nelson Carnigan.

»Hallo«, sagt der Mann ruhig, und in seiner Stimme ist nichts von Überraschung zu hören. »Spielt nur nicht verrückt. Wenn ihr etwas zu essen braucht, dann kommt herein und steckt eure Eisen weg. Ich bin hier so allein, daß ich ganz gern mal mit Leuten rede. Es interessiert mich nicht, wer ihr seid, aber macht keine Dummheiten. He…«

Da sagt Arventer schrill und fauchend: »Dreh dich nicht um, Mann, ich schieße sonst! Los, herum mit dem Kopf, du Narr, mach schon!«

Nelson Carnigan starrt auf den Nacken des Mannes und seinen Kopf. Er hebt den Revolver an und sagt keuchend:

»Mister, es tut mir leid, aber…«

Und dann schlägt er zu. Der Fremde geht zu Boden.

»Verdammt, verdammt«, sagt er heiser. »Ich habe ihn doch nicht etwa totgeschlagen? Kommt schon herein, er ist fertig. Kommt herein, was glotzt ihr so blöde?«

Seine beiden Partner stieren auf den Mann, und Arventer läßt langsam den Revolverhammer auf die Hülse zurücksinken.

»Ich hatte gedacht, hier wohnt ein Tattergreis«, sagt er schrill. »Der Bursche ist nicht viel jünger, als ich es bin. Der sieht rauh aus! Verdammt, sicher wird er gesucht und hat sich hier in die Berge verkrochen. Los, rein, Wesson. Nimm das Lasso von seinem Sattel ab, wir binden ihn zusammen.«

Wesson O’Rourke rennt los und reißt das Lasso vom Haken. Er stolpert in die kleine Küche und starrt verwundert auf den Riesen, der ein Handtuch genommen hat und den schwarzhaarigen Fremden verbindet.

»Du bist wohl wahnsinnig, was?« fragt er heiser. »Spielst du Samariter, he? Geh weg, ich will ihn verschnüren. Sieh dir diesen Idioten an, Jonas.«

Arventer steht in der Tür und lacht meckernd. Er greift nach der Pfanne, und zieht sie vom Feuer, dann probiert er den Speck.

»Laß Nelson seinen Vogel.« Er grinst und kaut mit vollen Backen, wobei er fürchterlich schmatzt und sich das Fett aus dem Bart wischt. »Binde ihn richtig fest.«

»So liegt er gut«, murmelt

O’Rourke grinsend. »Er kommt nie im Leben ohne Hilfe los. Da hängt ein Gewehr an der Wand. Kannst du einen Revolver entdecken, Jonas?«

»Der hat wohl keinen«, sagt Arventer schmatzend und beißt ein Stück von dem knusprigen Speck ab. »Wollen wir erst mal essen, was? Kartoffeln hat er auch schon gekocht. Und da ist eine Kanne Kaffee auf dem Herd. He, komm her, Büffel, du kannst auch essen.«

»Ich mag nicht, mir ist schlecht«, sagt Carnigan heiser und befeuchtet sich die Lippen mit der Zunge. »Ich habe nur Durst.«

Im Nebenraum, in dem auch das Bett steht, sieht er auf dem Wandregal eine Flasche Whisky. Er entkorkt sie und nimmt einen langen Zug. Aber da greift Arventer schon zu und entreißt ihm die Flasche.

»Denkste«, knurrt Arventer. »Ich will auch was haben. Ah, das tut gut. Er lebt verdammt gut hier. Sieh dir mal das Gewehr an, ein Savage, keine schlechte Waffe, aber für mich zu schwer.«

Sie sitzen schmatzend auf der einfachen Küchenbank und verzehren Kartoffeln und Specksoße mit dem Speck. Dann ist die Flasche leer, und Arventer schleudert sie an den Türbalken. Die Scherben fliegen im Bau umher. O’Rourke steht rülpsend auf und geht hinaus. Er ruft von draußen: »Das ist ein Gaul, was? Mann, Jonas, so einen Gaul sieht man alle hundert Jahre nur einmal. Wenn du den reitest, bist du schneller, als ich es jemals war. Der andere Gaul ist nur ein Packpferd. Kein schlechtes Pferd, aber nicht die Klasse der Stute da. Komm heraus und sieh dir das an.«

Arventer steht schmatzend auf und trinkt einfach aus der Kanne. Er sieht den Corral an, und sein Blick bleibt auf der Stute liegen.

»Alle Teufel«, sagt er heiser. »Das ist verdammt ein Klassegaul. Los, Dicker, meinen Sattel.«

Nelson geht brummend hin und nimmt Jonas’ Sattel von seinem Pferd. Er bringt ihn zu Arventer, und der rollt sein Lasso aus.

Dann geht Arventer dicht an die Stangen des Corrals heran und schleudert sein Lasso nach der Stute, die ruhig steht und deren Ohren nur spielen. Die Schlinge fliegt los, und als sie dicht über dem Hals der Stute ist, taucht diese plötzlich weg, und das Lasso klatscht auf den Boden.

»Das Vieh will wohl nicht, was?« knurrt Arventer grimmig. »Los, nimm dein Lasso auch noch, Wesson, ich will doch sehen, ob sich das Tier nicht einfangen läßt. Der Teufel soll es holen. Wirf du zuerst. Ich passe schon auf.«

O’Rourke wirft, und die Stute macht wieder den seltsamen Sprung zur Seite, der aus dem Stand kommt und im Stand endet. Aber diesmal hat Arventer sofort nachgeworfen und erwischt den Hals der Stute. Er lacht meckernd, als sie am Riemen hängt, und zieht sie heran. Die Stute geht willig bis zu den Stangen und läßt sich lammfromm den Sattel auflegen.

»Na, wer sagt es denn?« Arventer grinst. »Die ist auch nur bockbeinig, solange sie frei herumläuft. Sicher ein Wildpferd, was? Halte sie fest. Wesson, ich klettere mal erst in den Sattel und mache von oben den Riemen los. Halt sie fest!«

Nelson Carnigan beobachtet die Stute und sieht Arventer aufsitzen. Und dann geht sie friedlich und spielerisch tänzelnd bis an die Stangen.

»Da siehst du es«, ruft Arventer lachend. »Da hast du den Riemen, ich werde sie reiten, daß es eine Freude ist. Paß mal auf, wie ich… Hölle!«

Er hat den Riemen abgestreift, und im selben Augenblick steigt die Stute plötzlich vorn hoch. Es ist ein Satz, der sie an die Corralpfosten trägt. Dann wirft sie sich seitlich gegen das Tor und Arventers rechtes Bein prallt an einen Pfosten.

Er schreit grell, und schmetternd kommt das Wiehern des Pferdes auf. Die Stute schnellt sich mit allen vieren zur gleichen Zeit ab und springt hoch. Sie dreht sich dabei um sich selbst, und Arventer, den der Schmerz in seinem Bein fast umbringt, greift kreischend vor Wut und Schmerz nach seinem Revolver. Er will ziehen, als die Stute sich vorn senkt und hinten kerzengerade hochsteigt. Arventer saust mit den Stiefeln aus den Steigbügeln. Er hört das Knirschen des Riemens und dann den platzenden Knall, mit dem der Bauchgurt seines Sattels reißt.

Und dann fliegt er. Er fliegt kopfüber gegen die Corralstangen und schlägt mit dem Kopf gegen einen Pfosten. Erst nach einer Weile rutscht er langsam herunter und hat sich ein Stück der Zunge abgebissen. Sein Fluchen tönt heulend durch die Stille, und er kriecht auf seinen Revolver zu.

Und dann schreit er los, denn die Stute rast auf ihn zu und dreht sich. Ihre Hinterhufe heben sich, und Arventer bleibt nichts anderes übrig, als sich unter den Querstangen durchzurollen und den Corral zu verlassen, wenn er die Hufe nicht an den Kopf haben will.

»Das ist ein Totschläger!« kreischt Wesson O’Rourke. »Komm bloß weg, sie – ah, sie springt! Vorsicht, Vorsicht!«

Arventer preßt sich flach an den Grasboden und schielt nach oben. Er sieht den flachen Leib der Stute sich krümmen, und dann springt sie mit einem Satz über die Corralstangen hinweg.

»Wo – was?« fragt er fluchend und spuckt Blut aus. »Wo ist dieser Höllengaul, dieses Ungeheuer?«

Er starrt dem rostbraunen Leib der Stute nach, die um die Felsen verschwindet und schrill und trompetend wiehert.

»Teufelsbraten«, heult Arventer kreischend und streckt seine Zunge heraus, die heftig blutet. »Wenn ich den Gaul sehe, schieße ich ihn tot! Ah, mein Bein!«

Er will aufstehen und sackt wieder um. Seine Hände umklammern den Oberschenkel des rechten Beines, und seine Augen stieren blutunterlaufen auf das Haus.

»Da hast du den schönsten Bluterguß weg«, sagt Wesson grimmig. »Dein Sattelgurt ist auch geplatzt, verdammt. Warte, ich fange den anderen Gaul ein, der ist sicher fromm.«

Er schwingt sein Lasso, zieht das Pferd heran und greift nach dem Sattel an der Hauswand. Er legt dem Packpferd, das sicher so gut ist wie ihre Pferde, den Sattel auf, und Nelson schleift Arventers Sattel brummend zu Arventer, der fluchend am Boden hockt und alles aus den Satteltaschen nimmt, was drin ist. Währenddessen legt Wesson einen kurzen Ritt auf dem Packpferd hin und sagt zufrieden:

»Der läuft besser als mein Gaul. Du kannst ihn ruhig reiten. Mal sehen, was der Kerl in den Satteltaschen hat.«

»Hilf mir hoch!« keucht Arventer wütend. »Los, Dicker, heb mich hoch. Meinst du, ich kann krauchen? Mach schon, ich will hier nicht ewig sitzen.«

Carnigan hebt ihn in den Sattel des Packpferdes, und O’Rourke sagt beiläufig:

»Außer einem Verbandspäckchen hat der nichts in den Satteltaschen. Wie sitzt sich der Sattel, he?«