Trail der Vergeltung - Peter Haberl - E-Book

Trail der Vergeltung E-Book

Peter Haberl

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Warren war eine wilde Grenzstadt. In Steinwurfweite begann Mexiko. Bis vor wenigen Monaten wimmelte es hier von Grenzbanditen aller Art. Das änderte sich, als Bruce Bennett den Stern in Warren nahm und mit eisernem Besen kehrte. Als Blitzeisen-Bennett war er im Arizona-Territorium und in New Mexico zur Legende geworden. Es hieß Blitzeisen-Bennett sei der unerschrockenste, härteste und unbeugsamste Gesetzesmann, den dieses Land je hervorbrachte. Deadlock konnte sich nicht entscheiden. Auf seiner Fährte ritt Pablo Gonzales mit seiner Bande. Insgesamt fünf Kerle, die dem Kopfgeldjäger blutige Rache geschworen hatten, weil er in Sonora Manuel Gonzales, Pablos Bruder, und einer ganzen Reihe weiterer Bandoleros, die unter Manuels Kommando zu beiden Seiten der Grenze mordeten, plünderten und vergewaltigten, die Pforte zur Hölle aufgestoßen hatte. Das Gefühl sagte Deadlock, daß er seinen alten Freund Blitzeisen-Bennett besuchen sollte, der Verstand hingegen hämmerte ihm ein, weiterzureiten. Denn wenn in seinem Schlepptau Pablo Gonzales und seine Outlaws in Warren einfielen, dann war das fast so schlimm, als würde die Town von einer Seuche heimgesucht. Deadlock wandte sich halb im Sattel um und schaute auf seiner Fährte zurück. Hinter ihm lag wildes, zerklüftetes, staubiges Land mit roten Sandsteinfelsen, Canyons, Arroyos und weiten Geröllebenen. Am Vormittag hatte Deadlock vom Scheitel eines Hügels aus seine Verfolger in weiter Ferne wahrnehmen können. Nun aber war von ihnen nichts zu sehen. Er folgte dem Gefühl. Deadlock nickte im Sattel. Der Falbe ging an. Deadlock lenkte ihn die staubige Straße hinunter und fragte sich wiederholt, ob er richtig handelte. Möglicherweise zog mit ihm der Verdruß in Warren ein.

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Die großen Western – 343 –

Trail der Vergeltung

Unveröffentlichter Roman

Peter Haberl

Warren war eine wilde Grenzstadt. In Steinwurfweite begann Mexiko. Bis vor wenigen Monaten wimmelte es hier von Grenzbanditen aller Art. Das änderte sich, als Bruce Bennett den Stern in Warren nahm und mit eisernem Besen kehrte. Als Blitzeisen-Bennett war er im Arizona-Territorium und in New Mexico zur Legende geworden. Es hieß Blitzeisen-Bennett sei der unerschrockenste, härteste und unbeugsamste Gesetzesmann, den dieses Land je hervorbrachte.

Deadlock konnte sich nicht entscheiden. Auf seiner Fährte ritt Pablo Gonzales mit seiner Bande. Insgesamt fünf Kerle, die dem Kopfgeldjäger blutige Rache geschworen hatten, weil er in Sonora Manuel Gonzales, Pablos Bruder, und einer ganzen Reihe weiterer Bandoleros, die unter Manuels Kommando zu beiden Seiten der Grenze mordeten, plünderten und vergewaltigten, die Pforte zur Hölle aufgestoßen hatte. Das Gefühl sagte Deadlock, daß er seinen alten Freund Blitzeisen-Bennett besuchen sollte, der Verstand hingegen hämmerte ihm ein, weiterzureiten. Denn wenn in seinem Schlepptau Pablo Gonzales und seine Outlaws in Warren einfielen, dann war das fast so schlimm, als würde die Town von einer Seuche heimgesucht.

Deadlock wandte sich halb im Sattel um und schaute auf seiner Fährte zurück. Hinter ihm lag wildes, zerklüftetes, staubiges Land mit roten Sandsteinfelsen, Canyons, Arroyos und weiten Geröllebenen. Am Vormittag hatte Deadlock vom Scheitel eines Hügels aus seine Verfolger in weiter Ferne wahrnehmen können. Nun aber war von ihnen nichts zu sehen.

Er folgte dem Gefühl. Deadlock nickte im Sattel. Der Falbe ging an. Deadlock lenkte ihn die staubige Straße hinunter und fragte sich wiederholt, ob er richtig handelte. Möglicherweise zog mit ihm der Verdruß in Warren ein. Er nahm sich vor, Blitzeisen-Bennett einen Kurzbesuch abzustatten und sofort weiterzureiten.

Er passierte die ersten Häuser und brachte den Falben vor dem Sheriff Office zum Stehen. Über dem Office lag Bruce Bennetts Wohnung. Er lebte hier mit Jane, seiner Tochter. Bennetts Frau war vor einigen Jahren gestorben. Am offenen Fenster über dem Office-Eingang erschien das Mädchen. Es erkannte Deadlock und rief erfreut: »Hallo, Deadlock, was für eine Freude. Willkommen in Warren! Tausendmal haben Vater und ich uns schon gefragt, weshalb du dich nicht mehr bei uns hast blicken lassen.«

Ihre Freude war echt, ihre Worte waren herzerfrischend, und der Kopfgeldjäger verspürte ein seltsames Gefühl von Wärme in sich. Er verbrachte seine meiste Zeit in Einsamkeit, auf den blutigen Spuren irgendwelcher Banditen, in ständiger Gefahr, und sein Partner war der Tod.

Aus dem Office trat Bruce Bennett. Groß, hager, grauhaarig. Das Lachen, das er zeigte, zerlegte sein Gesicht in tausend Falten und Kerben. »Hey, Deadlock, alter Haudegen!« rief er und eilte heran, während der Kopfgeldjäger absaß. Sie schüttelten sich die Hände. Dann trat Bruce Bennett einen halben Schritt zurück. »Eigentlich bin ich sauer auf dich, weil du monatelang nichts von dir hören ließest«, knurrte er, und es sollte vorwurfsvoll klingen, aber die Freude über das Wiedersehen überwog alles andere, und sein Mund zog sich wieder in die Breite. »Aber du hast mich und Jane nicht vergessen. Du bist da, und nur das ist wichtig. Komm herein. Du bist natürlich unser Gast.«

Deadlock winkte ab. Bruce Bennetts Lächeln verflog.

»Du reitest wieder einen heißen Trail und hast keine Zeit, wie? O verdammt, Deadlock, gibt es denn keine Ruhe in deinem Leben?«

Jane kam lächelnd aus dem Haus, sie schnappte die letzten Worte ihres Vaters auf und wurde ernst. »Du – du bleibst nicht für einige Zeit bei uns, Deadlock?«

»Ich habe in Sonora ein Rudel menschlicher Bestien dezimiert«, erklärte Deadlock. »Manuel Gonzales und eine Reihe seiner Bandoleros sind jetzt dort, wo sie hingehören, beim Teufel. Dafür aber habe ich Pablo Gonzales und dessen Anhang auf den Fersen. Heute vormittag sah ich die Horde noch weit hinter mir. Vielleicht habe ich sie abgeschüttelt, vielleicht aber auch nicht. Ich möchte dir keinen Ärger bereiten, Bruce. Darum…«

Die Hände des Sheriffs klatschten voll Entschiedenheit gegen die Halfter an seinen Oberschenkeln. »Laß das Gelichter ruhig nach Warren kommen, Deadlock. Es sind niederträchtige Bravados. Wenn Leute wie wir mit diesem Gesindel nicht aufräumen, wer dann?«

»Dad«, wandte Jane zaghaft ein. »Übermorgen läuft dein Vertrag mit dieser Stadt aus. Du hast mir versprochen, nie wieder den Stern zu nehmen und zu kämpfen. Willst du zwei Tage vorher noch einmal dein Leben aufs Spiel setzen?«

Deadlock begriff schlagartig zwei Dinge: erstens wollte Blitzeisen-Bennett sich zur Ruhe setzen und seine Eisen an den Nagel hängen, zweitens war Jane plötzlich unglücklich über seine – Deadlocks – Anwesenheit in Warren. Denn er brachte möglicherweise Tod und Verderben. Er entschied sich von einem Augenblick zum anderen. »Keine Sorge, Jane«, murmelte er, »es gibt hier keinen Zusammenstoß mit Pablo Gonzales und seinen Banditen. Denn ich reite sofort weiter.«

Deadlock machte Anstalten, sich abzuwenden, um wieder in den Sattel zu steigen, aber Bruce Bennett war mit einem schnellen Schritt hinter ihm und legte ihm die Rechte auf die Schulter.

»Du bleibst!« befahl Bennett. »Noch trage ich den Stern, und bis übermorgen werde ich dementsprechend meine Pflicht erfüllen. Sollte sich Pablo Gonzales mit seinem Verein nach Warren wagen, dann muß er auch mit meinen Colts rechnen.«

»Nein, Bruce. Du hast Jane offenbar etwas versprochen, und sie klammert sich daran. Verbring deine letzten zwei Tage mit dem Stern an der Brust in Ruhe und Frieden. Ich reite.«

»Wir wollen nach Tucson gehen, Deadlock«, erklärte das Mädchen. »Solltest du mal in der Nähe sein, Deadlock, dann besuche uns. Du bist uns zu jeder Zeit ein willkommener Gast.«

»Ich weiß.« Deadlock lächelte.

Der Druck von Bennetts Fingern auf Deadlocks Schulter wurde härter. Bennetts Organ grollte: »In zwei Stunden ist es Nacht, Deadlock. Du siehst ziemlich mitgenommen und erschöpft aus. Dein Pferd ist am Ende. Irgendwo dort draußen übermannt dich der Schlaf, denn einmal mußt du absteigen und rasten. Und dann kommt dieses Gesindel über dich. Also gehst du jetzt mit uns hinauf und haust dich im Gästezimmer aufs Ohr. Ich lasse den Falben versorgen. Was Gonzales und seine Colthaie betrifft – so wollen sie dich. Warren wird sie kaum interessieren. Und sie reiten weiter, wenn ich ihnen erkläre, daß du diese Town nicht betreten hast.«

*

Die Bravados kamen mit der Abenddämmerung. Sie parierten am Stadtrand ihre Pferde. Pablo Gonzales, der alternde mexikanische Bandit mit dem vernarbten Gesicht und den schulterlangen, vor Fett und Dreck verklebten Haaren befahl in grunzendem Tonfall.

»Blitzeisen-Bennetts Stadt. Sicher macht Deadlock hier Station. Suchen wir die Stadt nach ihm ab. Adelante, Compañeros.«

In loser Ordnung ritten sie die Main Street hinunter. An den Fenstern der Häuser zu beiden Seiten drückten Neugierige ihre Nasen platt, denn die Bande erregte Aufsehen. Und so manchem krampfte sich der Magen zusammen bei ihrem Anblick, denn Bilder aus einer Zeit wurden lebendig, in der sich in Warren die Outlaws von beiden Seiten der Grenze sozusagen die Türklinke in die Hand gaben. Daß es sich bei den fünf verwegenen Gestalten um Bravados handelte, daran zweifelte niemand, der sie sah.

Bruce Bennett beobachtete den Einzug der fünf vom Fenster des Sheriff Office aus. Sein Gesicht war hart und kantig, seine Züge waren wie versteinert. Er sah die Outlaws und schwor sich, sie, wenn nötig, aus der Stadt zu fegen. Es sollte sein letzter Kampf mit dem Stern an der Brust sein. Dann wollte er das Versprechen, das er Jane gegeben hatte, einlösen.

Er verließ sein Büro und blieb vor dem Eingang stehen. Seine Hände hielten eine Shotgun. Das Abzeichen an seiner Weste glänzte matt. Die Banditen sahen ihn und lenkten ihre abgetriebenen Pferde auf ihn zu. Pablo Gonzales legte beide Hände übereinander auf das Sattelhorn, ein höhnisches Grinsen spielte sekundenlang um seine wulstigen Lippen, dann sagte er mit hartem Akzent: »Guten Abend, Sheriff. Gewiß bist du bereits darüber informiert, daß wir in deine Stadt kommen.« Tückisches Funkeln und Lauern schlich sich in seinen Blick.

»Wie sollte ich?« kam Bennetts knappe Frage.

Gonzales zeigte die Zähne. Seine Freundlichkeit war so falsch wie eine Dreißig-Dollar-Note. Er erwiderte: »Deadlock – du kennst gewiß den Namen –, dieser elende Hibrido hat meinen Bruder und viele meiner guten Amigos erschossen. Das schreit nach Sühne. Und darum sind wir hier.«

»Aha«, grollte Bennett. »Dein Bruder, nun, er führte ein sehr gefährliches Leben, Pablo. Einmal mußte es mit ihm ein schlimmes Ende nehmen.«

»Gracias, Amigo, muchas gracias, dein Mitleid rührt mich gleich zu Tränen«, schnarrte Gonzales, und die Freundlichkeit in seinen Zügen war wie weggeblasen. Er knirschte haßgetränkt: »Deadlocks Spur führt nach Warren. Wahrscheinlich hat er sich hier verkrochen. Sage es mir, Blitzeisen-Bennett, ob es so ist!«

Der Sheriff schüttelte den Kopf. Ihm war nicht entgangen, daß die Banditen die Hände in der Nähe ihrer schweren Colts hielten und daß von ihnen eine lauernde Bereitschaft ausging. Härter umklammerten seine Fäuste die Shotgun. Der Daumen seiner Rechten legte sich automatisch auf den Hahn. Bennett gab zu verstehen: »Deadlock habe ich zuletzt vor fast einem halben Jahr gesehen. Er ist nicht in dieser Stadt. Also reitet weiter. Wenn ihr ihn trefft, bestellt ihm schöne Grüße von mir, ehe er euch voll Blei pumpt.«

Böse starrten ihn die Bravados an. Seine Furchtlosigkeit, seine Unerschrockenheit ließen sie zögern. Der Stern an seiner Brust nötigte ihnen nicht den geringsten Respekt ab. Es war der Mann, der ihn trug. Er verströmte etwas, das sie vorsichtig sein ließ.

Pablo Gonzales schnappte gehässig: »Du bist nicht sehr freundlich, Bennett. Sicher erinnere ich mich irgendwann einmal daran. Nachdem ich Deadlock meinem Bruder hinterhergeschickt habe. Bueno, der Menschenjäger ist also nicht in Warren. Du sagst es, und ich glaube es dir. Wir verschwinden, Blitzeisen-Bennett.

Hasta Luego!«

Er riß sein Pferd herum und Spornte es an. Seine Männer schlossen sich ihm an. Bruce Bennett atmete auf. Er starrte hinter der Horde her, bis sie das Nordende der Stadt erreichte. Dann verschwanden die Outlaws hinter einer Anhöhe aus seinem Blickfeld, und nur noch aufgewirbelter Staub markierte ihren Weg.

*

Es war Nacht. Bruce Bennett und Deadlock feierten in einem der Saloons ihr Wiedersehen. Sie tranken Bier und redeten über frühere Zeiten. Und sie sprachen auch von der Zukunft. Bruce Bennett sagte mit etwas Bitterkeit im Tonfall: »Ich bin jetzt siebenundvierzig, Deadlock. Meine Reaktionen lassen allmählich nach. Um die Zeitung zu lesen und um meine täglichen Berichte zu schreiben benötige ich schon eine Brille. Ein Mann muß wissen, wann er aufhört. Außerdem ist das unstete Leben nichts für Jane. Sie hat vor, in Tucson eine Schneiderei zu eröffnen.« Bennett lachte jungenhaft. »Zwanzig Jahre lang gehorchte die Göre mir, und nun wird sie das Zepter in die Hand nehmen. Bruce Bennett wird unter dem Pantoffel seiner Tochter stehen.«

»Und Bruce Bennett wird steinalt werden und seine Urenkel auf den Knien reiten lassen«, fügte Deadlock grinsend hinzu. Dann wurde er ernst und meinte: »Dein Entschluß ist vernünftig, Bruce. Yeah, ein Mann muß wissen, wenn für ihn die Zeit gekommen ist, aufzuhören.« Er deutete auf sein halbleeres Glas. »Auch damit sollten wir jetzt aufhören. Ich spüre schon die Wirkung des Alkohols, und solange sich Pablo Gonzales auf meiner Fährte tummelt, muß ich meine fünf Sinne in Ordnung halten.«

»Du hast recht. Also gehen wir nach Hause.«

Bruce Bennett ließ es sich nicht nehmen, das Bier zu bezahlen. Dann schritten sie nebeneinander die Straße hinunter. Plötzlich nahm Deadlock auf der anderen Seite, dort, wo die Nacht undurchdringlich anmutend in der Mündung einer Gasse hing, eine flüchtige Bewegung wahr. Im nächsten Moment zerplatzte eine Feuerblume, und ein Colt dröhnte wie ein Kanonenschlag.

Deadlock hatte sofort reagiert. Er versetzte Bruce Bennett einen Stoß und vollführte einen Satz nach vorn. Sein Colt glitt aus dem Halfter. Die hinterhältig abgefeuerte Kugel harkte in die Hauswand und ließ das Holz splittern. Der 45er in Deadlocks Faust wummerte, und Bruce Bennetts Eisen stimmten ein. Die beiden Männer rannten auseinander und sprangen in Deckung. Deadlock hinter einen Tränketrog, der Sheriff in die Nische einer Tür. Einige Schüsse peitschten herüber, aber sie richteten keinen Schaden an. Drüben torkelte ein Mann aus der Finsternis. Plötzlich drehte er sich halb um seine Achse und krachte der Länge nach in den Staub.

»Maldito!« rasselte eine Stimme. »Die Bastarde haben Jose umgelegt!«

Aus dem Schutz der Nacht kam ein teuflisches Gelächter. Dann erklang eine wilde Stimme: »Natürlich habe ich dir kein Wort geglaubt, Blitzeisen-Bennett. Ich habe es dir an der Nasenspitze angesehen, daß du lügst. Dein Pech, Amigo. Du wirst zusammen mit Deadlock krepieren.«

»Deadlock, he, kannst du mich verstehen?« flüsterte Bruce Bennett, als Pablo Gonzales’ Worte verklungen waren.

»Ja.« Deadlock spähte angestrengt über den Tränketrog. Doch auf der anderen Seite waren die Schatten zu tief, als daß er etwas hätte erkennen können.

»Gut«, kam es leise von Bennett. »Da drüben in den Gassen scheint die gesamte Bande zu stecken. Ich versuche, in ihren Rücken zu gelangen und sie dir vor die Mündung zu treiben.«

»Right, Bruce. Paß auf dich auf.«

Eine Tür klappte leise. Der Sheriff tastete sich durch den stockdunklen Flur des Hauses und fand die Hintertür. Er erreichte einen Hof. Wenig später lief er hinter den Häusern entlang, überquerte weit unten, fast am Ende der Stadt, die Main Street und kam auf der anderen Seite zurück.

Inzwischen hatten die Banditen den Trog unter Feuer genommen. Rinnsale ergossen sich aus den Einschußlöchern in den Staub. Deadlock lag flach am Boden und wartete. Er mußte mit den fünf Kugeln, die noch in der Trommel seines Colts steckten, sparsam umgehen. Zeit zum Nachladen würden ihm die kampferprobten Bravados nicht lassen. Deadlock wollte erst dann schießen, wenn er sich eines Treffers sicher sein konnte.

Plötzlich hörten die Banditen auf zu schießen. Pablo Gonzales brüllte: »He, Deadlock, seid ihr überhaupt noch da? Warum verkriechst du dich wie eine feige Ratte? Bist du vielleicht schon vor Angst gestorben? – Bennett, was ist mit dir? Hast du auch den Schwanz eingezogen wie ein verschreckter Straßenköter? – Ihr wollt uns doch nur bluffen. Ihr stellt euch tot und…«

Das Donnern einer Detonation verschlang seine weiteren Worte. Ein Mann brüllte Schreck und Schmerz hinaus, der Schrei erstarb jäh, und dann war nur noch ein zerrinnendes Röcheln zu vernehmen.

Bruce Bennett ließ seine klirrende Stimme ertönen: »Ich bin hier, Gonzales. Ihr seid jetzt nur noch zu dritt, und wir haben euch in der Zange. Ihr habt jetzt zwei Möglichkeiten, Gonzales: Entweder ihr streckt die Waffen und ergebt euch, oder wir verschaffen euch innerhalb der nächsten halben Stunde ein Rendezvous mit dem Satan.«

Schritte knirschten im Staub. Stoff schabte an rauhem Holz entlang. Und plötzlich fingen die Bravados an wie irr zu schießen. Sie benutzten jetzt ihre Gewehre. Eine Gestalt hetzte geduckt, aus allen Rohren feuernd, über die Main Street. Die Kugeln zerfetzten förmlich den Tränketrog, hinter dem Deadlock lag. Der dumpfe Knall eines Revolvers mischte sich in die Gewehrschüsse, und plötzlich verstummte eine der Winchester. Deadlock erwischte den Banditen, der über die Straße hetzte, mitten im Sprung. Er überschlug sich und rollte bis an den Gehsteig heran, wo er verrenkt liegen blieb.

Die Echos der Detonationen verrollten grollend. Pablo Gonzales kreischte: »Aufhören, nicht schießen! Ich komme auf die Straße. Hört ihr, ich gebe auf. Meine Amigos – meine guten Compañeros – sie sind tot. Bei der Heiligen Jungfrau von Guadelupe – ich ergebe mich.«

Er warf Colt und Gewehr auf die Straße und wankte aus der Finsternis. Deadlock erhob sich und ging langsam auf den Outlaw zu. Sein Arm mit dem Colt hing schlaff herab. Bruce Bennett ließ sich nicht sehen. Drei Yards vor Pablo Gonzales hielt Deadlock an. Er sah an dem Banditen keine Waffe mehr und halfterte seinen Colt. Deadlock stieß hart hervor: »Du hättest jenseits der Grenze bleiben sollen, Pablo. Das wäre für dich und deine Amigos gesünder gewesen. Nun sind deine Amigos tot, und du landest im Jail von Warren. Man wird dir den Prozeß machen und eine Reihe übler Verbrechen diesseits der Grenze nachweisen. Und am Ende legen sie dir einen groben Hanfstrick um den Hals und ziehen dir den Boden unter den Füßen weg.«

»Gringo-Hund!« zischte Pablo Gonzales, und plötzlich funkelte in seiner Rechten blanker Stahl. Er hatte den Dolch blitzschnell aus der Scheide gezogen, die unter dem Ärmel seiner Jacke an den linken Unterarm geschnallt war. Haß und Mordgier überwanden bei ihm die Vernunft. Der Bravado fiel Deadlock an wie ein reißendes Tier.

Geistesgegenwärtig sprang Deadlock zurück. Gleichzeitig zog er. Ehe er aber zum Schuß kam, stieß aus der Finsternis eine glühende Feuerlanze. Pablos rechtes Bein knickte unter seinem Körper weg, er brüllte auf wie ein angeschossenes Longhorn, lag auf den Knien und schleuderte das Messer. Es war kein bewußter Wille, der Deadlock veranlaßte sich zur Seite zu drehen, es war eine rein reflexartige Reaktion. Jedenfalls wirbelte der Dolch dicht an ihm vorbei, und dann war der Kopfgeldjäger bei Pablo Gonzales. Dieser hockte jetzt im Staub und umklammerte mit beiden Händen sein zerschossenes Knie. Sein Gejammere rührte niemanden. Aus den tintigen Schatten der Nacht zwischen zwei Gebäuden löste sich Bruce Bennett.

»Das war höllisch knapp.«

*