Die heimliche Liebe - Cornelia Waller - E-Book

Die heimliche Liebe E-Book

Cornelia Waller

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Beschreibung

Große Schriftstellerinnen wie Patricia Vandenberg, Gisela Reutling, Isabell Rohde, Susanne Svanberg und viele mehr erzählen in ergreifenden Romanen von rührenden Kinderschicksalen, von Mutterliebe und der Sehnsucht nach unbeschwertem Kinderglück, von sinnvollen Werten, die das Verhältnis zwischen den Generationen, den Charakter der Familie prägen und gefühlvoll gestalten. Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! »Nun machen Sie schon Schluß, Fräulein Nordberg, Sie müssen doch nicht immer die letzte sein«, mahnte der Chef der Gregori-Werke, als er das Vorzimmer betrat, in dem seine Sekretärin und rechte Hand noch immer an der Schreibmaschine saß. Norika Nordberg setzte gerade noch das obligatorische »Mit freundlichen Grüßen« unter den Geschäftsbrief und zog das Blatt dann aus der Maschine. »Ich habe nur noch die Auftragsbestätigung für die Firma Krone geschrieben«, erwiderte sie aufatmend und lächelte. »Außerdem macht es mir nichts aus, mal länger zu bleiben, Herr Gregori.« »Das weiß ich, aber es muß ja nicht zur Regel werden, nicht?« Paul Gregori setzte noch seine Unterschrift unter das Schreiben, das sie ihm vorlegte. »Sicher gibt es für eine junge Frau wie Sie doch jemanden, der auf Sie wartet«, setzte er hinzu. Niemanden! wäre es Norika beinah entfahren, doch sie schluckte es hinunter und schüttelte nur den Kopf. »Machen Sie sich deswegen nur keine Sorgen, Herr Gregori.« Sie stülpte die Haube über ihre Maschine und machte mit wenigen flinken Handgriffen Ordnung auf ihrem Schreibtisch. Niemals hinterließ sie ihren Arbeitsplatz unaufgeräumt, mochte es noch so spät sein. Fast gerührt nahm Paul Gregori auch das, wie so oft, zur Kenntnis. die Nordberg war eine Perle, da gab es nichts! Sie war nicht nur eine gute, umsichtige und gewissenhafte Sekretärin, sondern darüber hinaus auch noch ein überaus nettes, sympathisches Mädchen, das er ausgesprochen gut leiden mochte. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin, die zwar auch tüchtig, aber menschlich überhaupt nicht auf seiner Wellenlänge gelegen hatte.

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Leseprobe: Ein Traum wird wahr

Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen, sie kennt die so sympathische Familie des Professors Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi inzwischen schon besser als jeder andere. Die geliebte kleine Bambi wird in den neuen Romanen für besondere Furore sorgen, und eine erfrischend engagierte junge Ärztin wird den Sonnenwinkel gehörig aufmischen.

Mami Bestseller – 48 –

Die heimliche Liebe

Niemals soll er erfahren, dass er Vater ist!

Cornelia Waller

»Nun machen Sie schon Schluß, Fräulein Nordberg, Sie müssen doch nicht immer die letzte sein«, mahnte der Chef der Gregori-Werke, als er das Vorzimmer betrat, in dem seine Sekretärin und rechte Hand noch immer an der Schreibmaschine saß.

Norika Nordberg setzte gerade noch das obligatorische »Mit freundlichen Grüßen« unter den Geschäftsbrief und zog das Blatt dann aus der Maschine.

»Ich habe nur noch die Auftragsbestätigung für die Firma Krone geschrieben«, erwiderte sie aufatmend und lächelte. »Außerdem macht es mir nichts aus, mal länger zu bleiben, Herr Gregori.«

»Das weiß ich, aber es muß ja nicht zur Regel werden, nicht?« Paul Gregori setzte noch seine Unterschrift unter das Schreiben, das sie ihm vorlegte. »Sicher gibt es für eine junge Frau wie Sie doch jemanden, der auf Sie wartet«, setzte er hinzu.

Niemanden! wäre es Norika beinah entfahren, doch sie schluckte es hinunter und schüttelte nur den Kopf. »Machen Sie sich deswegen nur keine Sorgen, Herr Gregori.« Sie stülpte die Haube über ihre Maschine und machte mit wenigen flinken Handgriffen Ordnung auf ihrem Schreibtisch. Niemals hinterließ sie ihren Arbeitsplatz unaufgeräumt, mochte es noch so spät sein.

Fast gerührt nahm Paul Gregori auch das, wie so oft, zur Kenntnis. die Nordberg war eine Perle, da gab es nichts! Sie war nicht nur eine gute, umsichtige und gewissenhafte Sekretärin, sondern darüber hinaus auch noch ein überaus nettes, sympathisches Mädchen, das er ausgesprochen gut leiden mochte. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin, die zwar auch tüchtig, aber menschlich überhaupt nicht auf seiner Wellenlänge gelegen hatte. Und das war schließlich auch wichtig, wenn man tagaus tagein ständig miteinander arbeitete.

Galant half Paul Gregori, ein stattlicher grauhaariger Endfünfziger, seiner Sekretärin in den Mantel.

»Übrigens gibt es noch eine Neuigkeit«, sagte er, als Norika sich gerade verabschieden wollte. »Mein Sohn kommt nächste Woche aus Paris zurück und hat sich entschlossen, nun seinen Platz in der Firma einzunehmen.«

Erschrocken sah Norika ihren Chef an. »Heißt das etwa, daß Sie in den Ruhestand treten wollen?«

»Aber nein«, beruhigte er sie schmunzelnd, »so alt fühle ich mich nun doch noch nicht. Aber es wird Zeit, daß Mark sich allmählich – ich betone allmählich – auf die Übernahme vorbereitet, finde ich. Solange ich kann, werde ich ihm noch zur Seite stehen, aber ein bißchen Entlastung könnte ich doch gebrauchen, meine ich. Außerdem tut es jeder Firma gut, wenn frisches Blut hineinkommt und neue Impulse gibt. Mein Sohn hat schließlich als Textilingenieur nicht nur eine solide Ausbildung, sondern durch seine Auslandsaufenthalte in England und Frankreich in den Betrieben meiner dortigen Geschäftsfreunde eine Menge dazugelernt. Sie wissen ja, heutzutage, wo die Konkurrenz groß ist, darf man nicht stagnieren.«

»Ich weiß. Und ich kenne keinen Chef, der für Neues aufgeschlossener wäre als Sie, Herr Gregori«, antwortete Norika aus ehrlichem Herzen.

»Ich habe mich zumindest immer bemüht«, sagte Gregori bescheiden. »Aber mein Sohn ist viel mehr auf dem laufenden als ich, das ist doch ganz klar. Sie brauchen also nicht zu erschrecken, Fräulein Nordberg, ich brauche Sie noch eine geraume Weile. Und mein Sohn, das darf ich auch als Vater sagen, ist ein umgänglicher Mensch und bestimmt keiner von denen, die, wenn sie erst einmal das Sagen haben, das Unterste nach oben krempeln und alles anders machen wollen, glauben Sie mir.«

»Jedenfalls freue ich mich für sie, daß Sie Ihren Sohn nun wieder bei sich haben werden«, lächelte Norika warm.

»Ich auch, Fräulein Nordberg. Es hat Mark gutgetan, sich anderswo umzuschauen, aber nun bin ich froh, daß er sozusagen seßhaft werden will. Immerhin ist er zweiunddreißig, und ich meine, da wird es höchste Zeit, daß er auch mal ans Heiraten und die Gründung einer Familie denkt.« Gregori schmunzelte. »Meine Frau und ich finden schon lange, daß wir endlich Enkelkinder haben sollten.«

»Es wird Ihrem Sohn bestimmt nicht schwerfallen, Ihren Wunsch zu erfüllen«, lächelte Norika und dachte an das Foto des gutaussehenden jungen Mannes, das auf dem Schreibtisch ihres Chefs stand. Persönlich kannte sie Mark Gregori nicht, denn als sie vor drei Jahren in der Firma angefangen hatte, war er schon im Ausland gewesen. Er hatte studiert, war Textilingenieur und volontierte danach in einigen Betrieben, mit denen sein Vater gute geschäftliche Beziehungen unterhielt. Einem jungen Mann wie ihm, Erbe einer gut florierenden Fabrik, die Sport- und Arbeitsbekleidung herstellte, standen doch alle Türen offen.

Norika verabschiedete sich von ihrem Chef und ging zum firmeneigenen Parkplatz hinüber, der um diese Zeit fast leer war. Dort wartete ein kleiner Wagen auf sie, den sie vor einem Jahr erstanden hatte.

Eigentlich hatte Norika nach dem Abitur studieren wollen. Lehrerin hatte sie werden wollen, denn in Deutsch und Sprachen war sie immer besonders gut gewesen.

Aber im letzten Schuljahr war ihr Vater, Justizinspektor von Beruf, nach einer schweren Operation plötzlich gestorben. Die Pension, die ihre Mutter bekam, die daraufhin auch zu kränkeln begann, hatte nicht hin und her gereicht, und so hatte Norika kurz entschlossen eine Sekretärinnenausbildung gemacht, um schneller Geld zu verdienen.

»Laß uns doch probieren, ob es nicht doch geht, daß du studierst«, hatte ihre Mutter immer wieder gemeint, aber Norika hatte so getan, als mache ihr der Verzicht nicht viel aus.

»Auch als Sekretärin habe ich mit Sprachen zu tun, wenn ich Auslandspost beantworte, und ein guter Schreibstil ist auch wichtig. Wer weiß denn überhaupt, ob ich wirklich eine gute Lehrerin geworden wäre«, hatte sie jedesmal geantwortet.

In ihrem Kursus schloß sie als eine der Besten ab, und eine Stellung hatte sie auch sofort bekommen.

Ihre Mutter hatte sich sehr gefreut, daß sie von Herrn Gregori gleich als Chefsekretärin eingestellt worden war und sich in der Firma sehr wohl fühlte.

Vor einem Jahr war sie ebenfalls gestorben, und Norika, die keine Geschwister gehabt hatte, stand nun ganz allein, bewohnte noch immer die elterliche Wohnung am Stadtrand. Das allerdings würde sich demnächst ändern, denn sie hatte eine kleinere, aber hübschere und modernere Wohnung gefunden, die auch zentraler lag. Von dort aus war sie schneller in der Firma, konnte notfalls sogar zu Fuß gehen und war auch schneller in der Innenstadt.

Theater, Kino oder Konzertbesuche, die wegen der umständlichen Fahrerei ein bißchen von ihr vernachlässigt worden waren, waren nun leichter zu realisieren.

Einen Freund hatte Norika nicht, seit die Sache mit Peter passiert war.

Er war Student gewesen, als sie ihn vor einigen Jahren kennengelernt hatte. Für sie war er die große Liebe gewesen, und sie hatte ihm, der nur von einem Stipendium lebte und immer knapp bei Kasse gewesen war, oft hilfreich unter die Arme gegriffen.

Waren sie ausgegangen, ins Kino, Theater oder Konzert, dann hatte sie ihn stets eingeladen, oder sie hatte ihm nützliche Geschenke gemacht, auch einmal teure Fachbücher gekauft, die er sich nicht leisten konnte.

Sie hatte all das aus Liebe getan, nicht aus Berechnung, mußte aber dann eines Tages erkennen, daß auf seiner Seite Berechnung im Spiel gewesen war. Nach dem Examen, als er dann eine gute Stellung bekam, hatte er sich von heute auf morgen von ihr getrennt und sich mit einem anderen Mädchen, der Tochter eines wohlhabenden Geschäftsmannes verlobt.

Diese Enttäuschung hatte Norika im Grunde immer noch nicht überwunden, auch wenn der Schmerz im Laufe der Zeit abgeklungen war. Aber sie war mißtrauisch geworden dem männlichen Geschlecht gegenüber, konnte sich nach diesem Schlag gegen ihr Selbstbewußtsein auch nicht mehr vorstellen, daß ein Mann sie um ihrer selbst willen begehrte.

Dazu kam, daß Norika zwar auf ein gepflegtes Äußeres Wert legte, das war sie ihrer Stellung schuldig, aber sie bevorzugte dabei die unauffällige, solide Richtung.

Unter ihren Kolleginnen im Büro wurde sie deswegen insgeheim als

altjüngferlich belächelt. Man respektierte sie zwar, aber sie war doch ein wenig die Außenseiterin, die bei Gesprächen über Mode und Männer nichts zu sagen wußte. Keiner von den männlichen Mitarbeitern der Firma wäre auf die Idee gekommen, mit ihr zu flirten oder sie einmal einzuladen. Auf Betriebsfesten tanzte man aus Höflichkeit mit ihr, weil sie nun einmal die rechte Hand des Chefs war, aber nicht aus anderen Gründen.

Es war nicht so, daß Norika resigniert hatte. Auch sie träumte noch von einer neuen großen Liebe, von einem Mann, der ihre Gefühle so erwiderte, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Aber sie hoffte nicht, wie viele ihrer Altersgenossinnen, ihm in einer Diskothek zu begegnen oder an anderen Orten, die junge Leute nun einmal bevorzugten. Sie schaute nicht krampfhaft nach ihm aus, hatte es gelernt mit ihrem Alleinsein fertig zu werden.

Nach einem etwas frugalen Mahl, sie hatte vergessen, einzukaufen, setzte sie sich ins Wohnzimmer und nahm ein Buch zur Hand, in dem sie die letzten Tage voller Spannung gelesen hatte. Doch heute konnte sie sich nicht recht konzentrieren und mußte immer wieder an die bevorstehende Veränderung im Betrieb denken. Denn sie war sicher, daß der Eintritt des Juniorchefs manche Veränderungen mit sich bringen würde, und fragte sich beklommen, ob sie nicht auch sie selbst betreffen könnten.

*

Der nächste Tag im Büro verlief wie immer. Das heißt nicht ganz. Paul Gregori informierte morgens auch seine leitenden Mitarbeiter über die Rückkehr seines Sohnes, und danach sprach sich die Neuigkeit blitzschnell in den Büros herum.

Beim Mittagessen in der Kantine nahm Norika ihren gewohnten Platz am Tisch der Büromitarbeiter ein, wo natürlich auch über dieses Thema gesprochen wurde.

»Der Junior ist ein netter Mensch«, schwärmte Frau Seeger, die älteste Buchhalterin, die schon seit zwanzig Jahren in der Firma arbeitete, »und ich bin sicher, daß er nicht den Chef herauskehren wird, wie einige befürchten.«

»Jedenfalls braucht der Junior dann auch eine neue Sekretärin«, hörte Norika eine der Stenotypistinnen ihrer Nachbarin zuraunen. Es war Sabine Hellner, einige Jahre jünger als sie und ein sehr attraktives Mädchen, das sich auch alle Mühe gab, ihre Vorzüge ins rechte Licht zu setzen. Eine tüchtige Kraft, da gab es nichts. Wenn Norika Urlaub hatte, übernahm sie ihre Vertretung, und es hatte selten etwas zu beanstanden gegeben, wenn sie zurückgekommen war. Norika wußte, daß die Hellner darauf spekulierte, eines Tages ihren Posten zu übernehmen. Sie tat alles, um sich bei Herrn Gregori einzuschmeicheln. Aber dieser wußte, was er an Norika hatte, und dachte nicht daran, ihre Träume wahr werden zu lassen.

Sabine Hellner war die einzige von allen Büroangestellten, mit der sie tatsächlich nicht auskam. Aber das lag nicht an ihr, denn anfangs hatte sie sich wirklich Mühe gegeben, ihre Abneigung nicht zu zeigen, die sichtlich auf Gegenseitigkeit beruhte.

Aber die Hellner mit ihren Spitzzüngigkeiten gab immer wieder Anlaß, sich über sie zu ärgern.

Ja, daß sie nun sofort auf den Posten der Vorzimmerdame des jungen Chefs reflektierte, war typisch! Und Norika traute ihr zu, ihn auch zu bekommen.

Es war ja nicht so, daß sie einer tüchtigen Kraft einen Aufstieg nicht gegönnt hätte, aber die Hellner, das war ihr klar, würde dann vollends überschnappen!

Heute machte Norika pünktlich Schluß, denn sie wollte in der Stadt noch ihren obligatorischen Wochenendeinkauf machen. In den großen Supermärkten kaufte man günstiger als in den kleinen Geschäften am Stadtrand. Obwohl Norika gut verdiente, war sie ein sparsames Mädchen.

Wie immer um diese Zeit war es voll in der riesigen Einkaufshalle. Mit ihr schoben noch viele andere ihre Einkaufswagen durch die Gänge. Norika schaute ab und zu auf ihren Zettel, während sie die gewünschten Artikel aus den Regalen nahm, und bemühte sich, Lockangeboten zu widerstehen. Nur eine Tafel Schokolade wanderte als einziges Zugeständnis an ihre gelegentliche Naschlust mit in den Wagen.

Plötzlich spürte sie, daß jemand sie intensiv anschaute, und wandte unwillkürlich den Kopf zur Seite. Sie schaute in das hübsche Gesicht eines dunkelhaarigen Mädchens mit modischem Lockenkopf. Irgendwie schien sie ihr zwar bekannt, aber sie wußte wirklich nicht, wo sie sie im Augenblick hinbringen sollte.

»Bist du es, oder bist du es nicht, Norika?« hörte sie die Fremde dann jedoch fragen, und ihr war nun klar, daß diese sie kennen mußte, denn ihr Vorname war nicht geläufig.

Etwas ratlos blickte sie. »Ich bin Norika, aber woher wir uns kennen, weiß ich jetzt wirklich nicht, es tut mir leid.«

»Stichwort Viktoria-Schule, Klasse von Dr. Bischof«, lächelte die andere.

Norika stutzte, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. »Lieber Himmel, Alice, du bist doch wohl

Alice Schumann!« rief sie überrascht.

»Bravo, ein bißchen sehe ich mir trotz vorgeschrittenen Alters offenbar doch noch ähnlich«, lachte diese.

Gleichzeitig ließen die Mädchen ihren Einkaufswagen los und umarmten einander spontan.

»So eine Überraschung«, murmelte Norika, »aber ich freue mich riesig, Alice ! Bist du zu Besuch hier?«

»Nein, du wirst staunen, Nörchen, ich bin jetzt am hiesigen Theater engagiert.«

»Ach richtig, du bist ja Bühnenbildnerin geworden, nicht?«

»Ich bin Maskenbildnerin«, korrigierte Alice. »Aber hör mal, wollen wir hier im Gedränge Erinnerungen auffrischen, oder wollen wir erst fertig einkaufen und dann irgendwo einen Kaffee trinken?«

»Herzlich gern«, stimmte Norika sofort zu. »Wenn ich nicht so weit draußen wohnen würde, könntest du mit zu mir kommen, wenn du ein bißchen mehr Zeit hättest.«

»Leider geht das nicht«, bedauerte Alice nach einem Blick auf die Uhr. »Ich muß um sieben im Theater sein, weißt du. Und da ich noch keine eigene Wohnung habe, könnte ich nur ein scheußlich möbliertes Zimmer bieten. Da ist ein nettes Café doch gemütlicher. Kannst du in zehn Minuten an der Kasse sein?«

»Klar, ich bin so gut wie fertig«, nickte Norika, und sie trennten sich.

Eilig nahm Norika noch, was sie brauchte. An der Kasse war Alice kurz nach ihr fertig. Sie verstauten ihre Tüten in ihren Wagen und gingen dann Arm in Arm zum nächsten Café, das es am Ende der Straße gab.

An einem Ecktisch ließen sie sich nieder und schauten einander erst einmal stumm an.

»Eigentlich hast du dich nicht verändert«, stellte Alice schließlich lächelnd fest.

»Kann ich das als Kompliment auffassen?« fragte Norika mit heiterem Mißtrauen.

»Du bist immer noch ein bißchen die brave Schülerin, die du warst«, erwiderte Alice. »Vermutlich bist du auch recht erfolgreich im Beruf? Wolltest du nicht studieren? Lehrerin, nicht?«

»Wenn ich vielleicht auch so aussehe«, sagte Norika trocken, »ich bin es nicht. Nach dem Tode meines Vaters ging es meiner Mutter und mir nicht glänzend, und da wollte ich möglichst schnell Geld verdienen und bin Sekretärin geworden, weißt du. Kein Traumberuf, aber…«

»… aber du bist natürlich inzwischen eine gutbezahlte Chefsekretärin.«

»Stimmt sogar. Und du wirst lachen, meine Arbeit macht mir sogar Freude. Ich habe einen netten Chef und kann mich wirklich nicht beklagen. Mit so interessanten Leuten wie du komme ich in meinem Beruf allerdings nicht zusammen. Bist du denn zufrieden?«

»Eigentlich schon. Ich kann kreativ sein, was ich mir immer gewünscht habe, und komme tatsächlich mit interessanten Typen zusammen. Nicht immer sind sie vielleicht so nett wie dein Chef, sondern launenhaft und verrückt auch, aber langweilig zumindest nie. Als mir das hiesige Theater ein Angebot machte, habe ich sofort zugegriffen. Erstens sind unsere Städtischen Bühnen recht ordentlich, und zweitens habe ich immer gern hier gelebt.«

»Und deine Eltern? Leben sie auch noch hier?«

»Nein, sie haben sich im Gebirge einen hübschen kleinen Alterssitz gekauft, wo sie nun ganz glücklich sind. Und deine Mutter?«

»Mutter ist vor einem Jahr auch gestorben.« Ein Schatten ging über Norikas Gesicht. »Deshalb ziehe ich auch in der nächsten Woche um, denn die Wohnung ist mir inzwischen zu groß geworden und liegt auch ein bißchen weit ab vom Schuß. Die neue Wohnung ist kleiner, moderner, vor allem aber zentraler gelegen, damit ich nicht gänzlich versauere.« Norika verzog den Mund.

»Heißt das, daß du mit männlichen Wesen zur Zeit nichts am Hut hast?« Was kein Wunder wäre, dachte Alice ohne Bosheit und sah an Norikas untadeligem Strickensemble in einem matten Beige hinunter. Sicher von guter Qualität und in einem soliden Geschäft gekauft, aber für eine junge Frau viel zu langweilig und damenhaft. Und die Frisur und das Make-up waren entsprechend.

»So kann man es nennen.« Norika seufzte unwillkürlich, erwähnte dann die Enttäuschung mit Peter. »Seitdem bin ich vorsichtig geworden, weißt du.«

»Lieber Himmel, welches Mädchen hat so was oder Ähnliches nicht hinter sich, Norchen. Aber deshalb kannst du dein Leben doch nicht einsam und allein vertrauern!«

»Meinst du, ich wünsche mir das? Aber aus dem Diskothekenalter sind wir doch fast schon heraus, wenn man sich das grüne Gemüse dort beguckt. Im Betrieb trifft man immer dieselben Leute, und sonst… Na ja, wenn ich erst in der Stadt wohne, will ich ja auch mehr unternehmen. Und da wir schon einmal beim Thema sind, Alice, was ist denn mit dir? Bist du am Ende schon verheiratet?«

»Um Himmels willen!« entfuhr es dieser. »Mit Trauschein und so? Also ich weiß nicht, ob ich das überhaupt will. Aber irgendein Mannsbild gibt es in meinem Leben immer. Zur Zeit bin ich allerdings auch solo, denn meinen letzten Typ konnte ich ja nicht gut einpacken und mitnehmen, nicht?«

»Wieso? Ich meine, wenn ihr euch richtig geliebt hättet, dann läßt sich doch vieles machen?« Es klang ein wenig naiv, fand Alice.

»Frank war Schauspieler und hat inzwischen anderswo ein neues Engagement. Außerdem war es nicht die große Liebe.«

»Magst du dich denn so mit Halbheiten zufriedengeben?«