Die Herrgottswiege - Max Geißler - E-Book

Die Herrgottswiege E-Book

Max Geißler

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Beschreibung

In ein abgelegenes Tal im Gebirge, das den Namen "Herrgottswiege" trägt, kommt der Dichter Robertus Silvanus Waldschmidt, der in der Einsamkeit ganz seinem Werk leben will. Nur die Kinder der Bauern dürfen ihm Gesellschaft leisten. Doch er hat eine Braut in der Stadt, die schöne dunkeläugige Celeste, die zu ihm ins "Nussbaumhaus" kommt. Bald heiraten die beiden und leben zusammen. Für Celeste ist Die Herrgottswiege jedoch eine Einöde, die sie nicht länger erträgt. Sie verlässt Silvanus. Hanna, ein junges Mädchen aus dem Dorf, kümmert sich nun um das Nussbaumhaus, und als sie heranwächst, entdeckt der Dichter seine tiefe Zuneigung zu ihr ...-

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Seitenzahl: 308

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Max Geißler

Die Herrgottswiege

Roman

Saga

1.

Der Waldwinkel.

In einem Grenzgebirge unseres deutschen Vaterlandes liegt ein sehr schönes Tal, das trägt den Namen die Herrgottswiege.

Derartige Ortsbezeichnungen haben für die Menschen der Einsamkeit nichts Wunderliches; diese Menschen sind zwar meist wortkarg, und je älter sie werden, desto tiefer zieht das Schweigen in Falten um ihren Mund, bis zuletzt so viele Haken und Furchen sich ineinanderhängen, dass es scheint, als könne nur ein grosser Schreck die schmalen Lippen sprengen; aber sie sind nachdenklichen Gemüts, und es schlagen sich aus ihren Herzen tausend Fäden zu allen Dingen, die um sie sind.

Fremden gegenüber sind sie in jenem Gebirge von einer fast störrischen Verschlossenheit; denn sie verachten die hochmütige Art der Städter, die sich gemeinhin für etwas besseres halten, etwa weil sie elektrisches Licht brennen, sich alle Jahre zweimal nach einer neuen Mode einkleiden und ein wenig Gelehrsamkeit aus der Schule ins Leben tragen, die nicht einmal so viel wert ist, dass sie darüber vor der Lächerlichkeit bewahrt bleiben.

Diese Einsamen wissen auch, dass sie nicht so über die Welt und ihre Erscheinungen reden können, wie es denen draussen geläufig ist, und dass sie nicht zehn Worte für jedes Ding haben, mit denen sich über alles schwätzen lässt, was einem vorgedruckt oder vorgedacht worden ist — sondern an ihnen ist alles einfältig ... was von töricht hinwiederum so weit entfernt ist wie der Himmel von der Erde.

Weil sie alles, was sie reden, zuvor selbst und gründlich gedacht haben und das Denken seine Zeit braucht, kommen sie selten zum Worte. Und weil die wenigen Dinge, die sie seit dem ersten Tage ihres Lebens gesehen haben, für dies ganze Leben um sie stehen bleiben, so denken sie sich noch viel tiefer in sie hinein als in ihr eigenes Herz; denn dieses sehen sie nicht. Jene Dinge aber — seien es wie in der Herrgottswiege die Wälder, das Gestein, die Quellen, die Säume oder die blauen Türen des Himmels, hinter die sie sich die Wohnung Gottes dichten, und noch etliches andere — jene Dinge bekommen in ihren Augen oft ein fast seltsames Leben. Und daher rühren die mancherlei Bezeichnungen, die für den, der von draussen in die Einsamkeit solcher Menschen tritt, meist etwas herrlich Belebtes haben.

Warum diese Namen dasind, wissen sie wohl, aber sie reden dem Fremden gegenüber doch nicht davon, weil sie meinen, er lache darüber, oder weil man von derlei Selbstverständlichkeit überhaupt nicht spricht.

Dagegen erscheint ihnen der Gedanke töricht, dass es einmal eine Zeit gegeben haben könne, in der die Bezeichnung dieses oder jenes Ortes noch nicht dagewesen sei; denn sie sind darüber mit sich einig: der Name — weil sie nie einen anderen hörten — müsse so ungeheuer lange bestehen, dass es gar keine andere Möglichkeit gebe, als: er war schon immer.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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