Die Hochhaus-Detektive (Die Hochhaus-Detektive Band 1) - Johanna Lindemann - E-Book
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Die Hochhaus-Detektive (Die Hochhaus-Detektive Band 1) E-Book

Johanna Lindemann

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Beschreibung

Drei mutige Kinder ausFamilien mit sehr wenig Gelderobern die Herzen der Detektiv-Fans!
Anton, Isha und Mesut zeigen: Eigene Stärken und gemeinsame Freundschaft lassen dich über deine Grenzen hinauswachsen.

Endlich kommt Leben in die Bude! Das denkt Anton (10), als er seine neue Nachbarin Isha (10) kennenlernt. Beide wohnen im berüchtigtsten Hochhaus der Stadt, dass von vielen gemieden wird und so stellen sie schnell fest: Hier muss man zusammenhalten und sich aufeinander einlassen, wenn man richtige Freunde finden will.

Da passt es wunderbar, dass Anton (in seiner Freizeit versierter Internet-Checker und Bastler) und Isha (Kombinier-Meisterin mit Faible für Kriminalfälle) beide ein gemeinsames Hobby haben: Detektivgeschichten lesen und knifflige Fälle lösen. Also gründen sie kurzerhand „Die Hochhausdetektive“ und richten ihr Büro auf dem Hausdach ein – gut versteckt vor Hausmeister Kawuppke. Oder etwa doch nicht?

Als dann noch Mesut (10) zu ihnen stößt und seine super Stadt-Kenntnisse und ein Fernglas beisteuert ist der Club komplett. Schnell haben die drei auch ihren ersten richtigen „Fall“: Ein als Pizzabote verkleideter Dieb raubt älteren Damen ihre Handtaschen und ist einfach nicht zu schnappen. Die Kinder müssen nun zahlreiche Hindernisse überwinden und ihre jeweiligen Stärken ins Team einbringen, um den Fall zu lösen. Ob es ihnen gelingen wird?

  • Rasante Detektivgeschichte mit hohem Identifikationspotenzial: eine kunterbunte Bande zeigt, was Freundschaft bewirken kann!
  • Schwerpunkt-Themen: Freundschaft – individuelle Stärken – „über sich hinauswachsen“
  • Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt in Armut. Diee zeigt sich meist in schlechten Bildungschancen, einer mangelhaften Gesundheit, dem Gefühl der Scham und wenig Selbstvertrauen. (Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk)
  • Perfekt geeigneter Lesestofffür kleine Abenteurer*innenab 8 Jahren

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Seitenzahl: 174

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Ähnliche


JOHANNA LINDENMANN

DIE HOCHHAUS-

DETEKTIVE

Illustriert von Elli Bruder

IImpressum

Alle in diesem Buch veröffentlichten Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Verlags gewerblich genutzt werden. Eine Vervielfältigung oder Verbreitung der Inhalte des Buchs ist untersagt und wird zivil- und strafrechtlich verfolgt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Bei der Verwendung im Unterricht ist auf dieses Buch hinzuweisen.

EIN EBOOK DER EDITION MICHAEL FISCHER

1. Auflage 2023

© 2023 Edition Michael Fischer GmbH, Donnersbergstr. 7, 86859 Igling

Text: Johanna Lindemann

Illustration: Elli Bruder

Satz: Alexandra Wolf

Lektorat und Produktmanagement: Dagmar Hoppe

Herstellung: Margareth Ogundipe

ISBN: 978-3-7459-2022-2

www.emf-verlag.de

Inhalt

Prolog

Schluss mit Langeweile

Detektivclub ist für Babys

Der erste Fall

Ein schrecklicher Verdacht

Konzentration, Kollegen!

Dem Trickbetrüger auf der Spur

Auch Genies unterlaufen Fehler

Zeugenbeschreibung: Schnösel

Hilfe, die Polizei ist da!

Die jagd auf den Dieb

Greifvogel-Drohne im AnfluG

Die zeit wird knapp

Waldtraut von der Waffel

Der Schlüssel zum Glück

Die Illustratorin

Die Autorin

Prolog

Gleich hab ich wieder eine übers Ohr gehauen!

Die sind ja alle so was von dusselig und doof. Und die hier ist besonders blöd.

Wie kann man nur so gutgläubig sein?

Lässt mich einfach in ihre Villa rein und bietet mir einen Tee an. Als ob sie will, dass ich sie beklaue! Hahaha…

Meine Masche ist aber auch echt genial. Jetzt mach ich einfach wieder einen auf freundlich und esse brav ihre Plätzchen auf, dann kann ich gleich noch mehr abstauben.

Sobald sie nicht aufpasst, steck ich ihre Handtasche und ihren Goldschmuck ein, und schwuppdiwupp bin ich weg.

Dank meiner Tarnung kriegt mich so schnell keiner, haha!

Schluss mit Langeweile

Anton saß hoch oben über der Stadt und jagte Verbrecher. Den ganzen Morgen hatte er den Tatort nach Spuren untersucht, Fingerabdrücke genommen, Beweise gesammelt, Zeugen befragt, Verhöre geführt und schließlich die Verbrecher erfolgreich in Handschellen abgeführt. Okay, zwei kleinere Schießereien und eine Prügeleinlage waren auch wieder dabei gewesen, ganz normaler Ermittleralltag also. Jetzt war es gleich zwölf Uhr, und Antons Gehirn fühlte sich wie Matsch an. Seit über drei Stunden saß er in seinem Zimmer am Computer und spielte sein geliebtes Detektivspiel. Vom langen und konzentrierten Starren auf den Bildschirm fühlten sich seine Augen an, als ob sie ihm gleich aus dem Kopf herauskullern würden.

Anton nahm einen großen Schluck aus der Colaflasche. Er spürte wieder diese lähmende, kaugummiartige Langeweile in sich. Die hatte nicht nur damit zu tun, dass er jeden der 21 Fälle des Detektivspiels auswendig kannte, sondern auch damit, dass die einzige Abwechslung in seinem Leben derzeit darin bestand, ob er am Handy oder am Computer spielte.

Anfang der Sommerferien hatte sich Anton noch so gefreut, dass er den ganzen Tag tun und lassen konnte, was er wollte. Allein zu Hause hatte er jeden Tag gezockt, ein bisschen YouTube geschaut und noch mal eine Runde gezockt.

Seine Mama Steffi hatte keinen Sommerurlaub bekommen, weil sie erst vor fünf Monaten den neuen Job in der Bäckerei angefangen hatte. Aber in den Herbstferien würden sie an die Ostsee fahren, das hatte sie Anton versprochen. Damit sie sich die Reise leisten können, ging Steffi nun nach der Bäckerei bei anderen Familien putzen.

Heute war Freitag, der 33. Tag der Sommerferien. Am Montag begann schon die letzte Ferienwoche, und mittlerweile kam Anton jeder Ferientag vor wie einer dieser runden, bunten Kaugummis, die es bei Deniz unten am Kiosk gab. Am Anfang dachte man noch: Lecker! Aber dann schmeckten sie einfach nur öde und langweilig.

Die Morgensonne quetschte sich erbarmungslos zwischen den anderen Hochhäusern hindurch und blendete Anton. Das würde schon wieder so ein heißer Tag werden. Die Hitzeschutzfolie, die er von innen auf sein Kinderzimmerfenster geklebt hatte, brachte doch nicht so viel Sonnenschutz, wie er gehofft hatte, obwohl er sie genau wie in dem YouTube-Video mit extra viel Glasreiniger aufgeklebt hatte.

Schnell zog er seinen Vorhang mit den vielen, kleinen Hubschraubern zu, der vor einer Tapete hing, auf der sich mindestens genauso viele Hubschrauber befanden. Anton liebte Technik, Maschinen und ganz besonders Hubschrauber,deswegen wimmelte es in seinem Kinderzimmer nur so vor ihnen.

Er nahm einen weiteren Schluck aus der XXL-Colaflasche, die neben seinem Computer in ihrer Kühlvorrichtung stand. Immerhin funktionierte seine neuste Erfindung „Der Cola-­Kühler“, den er aus einer kleinen Solarzelle und der Metallsalatschüssel seiner Mama gebaut hatte.

Mit der Colaflasche in der Hand schlenderte er durch die Wohnung zum Kühlschrank und schaute routinemäßig nach, was es dort Spannendes zu essen gab.

Er ließ den megagesunden Gemüseeintopf, den seine Mama für ihn vorgekocht hatte, stehen und griff stattdessen zur Remouladensoße, steckte vier Toastscheiben in den Toaster und machte sich sein Lieblingsgericht klar: Remou-Toasts.

Dann warf er einen Blick auf die Aufgabenliste für den heutigen Tag, die ihm seine Mama mit einem Magneten an den Kühlschrank gepinnt hatte:

Er befragte kurz das Internet, welche Lebensmittel gerade wo im Angebot waren, notierte alles in der Haushalts-APP auf seinem Handy: Die Hähnchenschenkel beim MEGAmarkt, den Rest bei CENTS, da war es meist am günstigsten.

Anton war stolz darauf, dass er so gut haushalten konnte und immer wusste, wo sie Geld sparen konnten. Seitdem alles noch teurer geworden war, war das wichtiger denn je.

Dann schlenderte er zur Wohnungstür und schaute routinemäßig durch den Türspion, falls zufällig ein Verbrechen oder andere illegale Aktivitäten vor seiner Haustür stattfanden.

Und dann war da plötzlich dieses Mädchen draußen auf dem Flur.

Sie hatte lange, schwarze Haare, saß auf einem Haufen Umzugskartons und las in einem irren Tempo ein Buch.

Fasziniert beobachtete Anton, wie sie hoch konzentriert eine Buchseite nach der anderen überflog und blitzschnell umblätterte. Er fand, dass sie ein bisschen wie das traurige Mädchen aus diesem Film mit der Vampirfamilie aussah, nur dass ihre Haut nicht so bleich war, sondern golden braun.

Wie kann man so schnell lesen, fragte sich Anton und drückte sich die Nase an der Tür platt, um herauszukriegen, wie das Buch hieß.

Nach nicht mal fünf Minuten klappte das Mädchen das Buch zu, legte es zur Seite und holte aus ihrem Rucksack ein neues heraus. Jetzt konnte Anton den Titel erkennen: Jäger in der Finsternis: Ein Top-Agent des FBI schildert seine Methoden in der Fahndung.

Wie cool war das denn? Sie war eine Ermittlerin wie er!

Plötzlich schlug Antons Herz ganz schnell, was nicht nur an der vielen Cola lag. Er stellte sich vor, wie er sich mit dem Mädchen über berühmte Verbrecher, legendäre Detek­tive und die neusten Ermittlungsmethoden austauschen würde – vielleicht könnten sie sogar zusammen einen echten Fall lösen?

Doch im nächsten Moment verwarf Anton die Idee wieder: Was für ein Quatsch, er kannte sie doch gar nicht. Außerdem war sie eindeutig jünger als er. Bestimmt erst acht oder maximal neun Jahre alt, und er selbst wurde im Herbst schließlich schon zehn.

Anton musste wieder an diese runden und langweiligen Kaugummis denken. Wenn er jetzt nicht die Chance nutzte und das Mädchen ansprach, dann verschwand sie gleich hinter ihrer Wohnungstür, und ein weiterer, öder Ferientag lag vor ihm. Also riss er mit Schwung die Wohnungstür auf und stürzte auf das Mädchen zu.

Dann hörte er sich selbst folgende Worte sagen:

„Hallo, ich heiße Anton! Wollen wir zusammen einen Detektivclub gründen?“

Isha schaute Anton an, als sei er ein Güterzug, der in letzter Sekunde vor ihrem Gesicht gebremst hatte. Wer war dieser Junge?

Bevor sie antwortete, musste sie ihn zuerst mit ihrem Detektivblick überprüfen, schließlich hatte ihre Mama ihr eingeschärft, mit niemandem in dem neuen Haus zu reden. Isha verengte ihre Augen und scannte den Jungen einmal von oben bis unten ab: Er trug eine coole Baseballkappe und ein weites T-Shirt. Sie schätzte sein Alter auf neun Jahre, zehn Monate und zwei Wochen, möglicherweise auch drei Wochen. Isha konnte sehr genau schätzen – sie liebte Zahlen über alles, weil man mit ihnen so exakt die Welt beschreiben konnte.

Ihr fiel auf, dass die Daumen des Jungen viel breiter und abgeknickter waren als seine übrigen Finger. Es handelte sich also mit Sicherheit um typische Handydaumen.

Das könnte entweder bedeuten, dass die Eltern des Jungen sehr großzügig in ihrer Handyerziehung waren oder ihn überhaupt nicht kontrollierten, weil sie gar nicht zu Hause waren.

Dies würde auch die Tatsache erklären, dass der Junge bereits mittags um zwölf Uhr einen riesigen, braunen Fleck auf seinem T-Shirt hatte, der mit Sicherheit von der Colaflasche stammte, die er in seiner rechten Hand hielt und auf eine ungesunde Ernährung hinwies. Das wiederum könnte eine von vielen Erklärungen für sein doch leichtes Übergewicht sein.

Isha spitzte die Ohren: Aus der Wohnung hörte sie keinerlei Stimmen oder andere Geräusche. Der Junge war also alleine. Die Fußmatte vor der Wohnung war tipptopp sauber, und die Wohnungstür war zusätzlich mit einem Spezialschloss gesichert, was darauf schließen ließ, dass hier ordentliche und gleichzeitig vorsichtige Menschen wohnten.

Alles in allem machte er einen einsamen, aber vertrauenswürdigen Eindruck auf sie. Daher kam Isha zu dem abschließenden Ergebnis, dass es in Ordnung war, mit ihm zu sprechen und eine Antwort auf seine Frage zu geben.

Ehrlich gesagt, war sie angenehm überrascht: Nachdem, was sie bislang über das Hochhaus gehört hatte, hätte sie niemals damit gerechnet, ausgerechnet hier jemanden zu treffen, der wie sie an professioneller Detektivarbeit interessiert war.

Da Ishas Eltern größten Wert auf Höflichkeit legten, reichte sie Anton die Hand zur Begrüßung und stellte sich vor: „Ich heiße Isha. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen. Gerne würde ich mit dir einen Detektivclub gründen.“

Damit hatte Anton nicht mehr gerechnet.

Nachdem das Mädchen ihn mit ihren dunklen Augen so lange angestarrt und nichts gesagt hatte, hatte er sich schon überlegt, wie er am besten ein Loch durch die 20 Stockwerke des Hauses bohren konnte, damit er schneller vor Scham im Erdboden versinken konnte.

Jetzt hüpfte er aufgepeitscht vor Freude zu Isha und schüttelte ihr so heftig die Hand, dass sie fast vom Umzugskarton heruntergeflogen wäre.

Anton ließ ihre Hand gar nicht mehr los, während er aufgeregt auf sie einredete: „Ich kenne auch einen Spitzenplatz für unser Detektivbüro, nämlich oben auf dem Hochhausdach in der Ecke unter den beiden großen Fernsehantennen, zwischen denen können wir prima eine Plane spannen, dann haben wir einen Schutz bei Regen und trotzdem eine tolle Aussicht in alle vier Himmelsrichtungen.“

Genau in diesem Moment ging die Fahrstuhltür auf, und Ishas Familie – Papa, Mama, Teenagerschwester und Kleinkindbruder – starrte mit großen Augen Isha und dann Anton an, der immer noch wie wild Ishas Hand schüttelte.

Keiner sagte ein Wort.

Langsam ließ Anton Ishas Hand los.

Schließlich zerriss die Stimme von Ishas Mama Sindhu die Stille: „Isha, was ist mit diesem Jungen? Ist er krank, oder warum musste er dich so schütteln?“

Der Rest von Ishas Familie musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. So begann die Freundschaft zwischen Anton und Isha. Sie flüsterte ihm schnell noch zu: „Wir treffen uns heute Nachmittag. 15 Uhr. Ich klingle bei dir.“

Dann verschwand sie unter dem strengen Blick ihrer Mama in der Wohnung.

Anton schloss seine Wohnungstür hinter sich und atmete durch: Hatte er sich gerade zum Vollpfosten gemacht? Oder den Grundstein zur Eröffnung eines erfolgreichen Detektivbüros gelegt? Er würde direkt überprüfen, ob er wirklich das Schloss der Dachtür öffnen konnte. Das wäre sonst zu peinlich, wenn er nachher vor Isha die Tür nicht aufkriegen würde.

Anton rannte in sein Zimmer, kramte in der Werkzeugschublade und schnappte sich sein Original-Dietrich-Set, das er sich gegen den Willen seiner Mama von seinem Ersparten gekauft hatte. Er hatte ihr hoch und heilig versprechen müssen, niemals etwas Unerlaubtes damit zu tun. Denn mit den verschiedenen Pickern bekam Anton, geschickt wie er war, jedes Schloss auf – solange es nicht abgeschlossen war.

Außerdem steckte er die drei wichtigsten Dinge in seinem Leben ein: Sein Smartphone, eine Rolle Panzer-Klebeband und eine Packung Kabelbinder, mit denen er fast alles befestigen oder reparieren konnte. Nun schlich er auf Zehenspitzen durch den langen Hausflur zum Fahrstuhl, um ein Stockwerk höher zum Dach zu fahren. Er musste aufpassen, dass ihn Hausmeister Kawuppke nicht erwischte, denn dessen Wohnung lag genau neben Antons. Der Zutritt zum Hochhausdach war natürlich verboten.

Oben angekommen sah sich Anton erst mal um, ob die Luft rein war. Erleichtert stellte er fest, dass das Sicherheitsschloss nicht abgeschlossen war. Es ließ sich im Handumdrehen mit dem Haken-Picker öffnen.

Auf dem Dach knallte die Sonne so, dass Anton sich wie ein Vampir fühlte, der gleich in Staub zerfällt. Sie würden ein sehr großes Sonnensegel brauchen und außerdem eine windgeschützte Ecke, denn hier oben wehte ein ziemliches Lüftchen.

Er drückte sich an der Hauswand entlang, um den Sonnenstrahlen auszuweichen, und begutachtete die Stelle, die er für ihr Detektivbüro ausgeguckt hatte. Ja, dort hinten, wo die Häuserwand einen Knick machte, konnte er eine große Plane spannen, die er mit festen Seilen von oben an den gigantischen Fernsehantennen befestigen würde. Unten würde er die Plane mit Kabelbindern an einer der kleineren Antennen fixieren. Von ihrem neuen Detektivbüro aus konnten sie zukünftig zwar nicht in alle vier Himmelsrichtungen schauen, aber im Norden war ja sowieso nichts los, weil dort die Stadt aufhörte. Außerdem gab es ja immer noch die kleine Feuerleiter, die eine Ebene höher zu den Fernsehantennen führte, dem höchsten Punkt des Hauses: Der ideale Platz für einen Beobachtungsposten.

Anton überlegte, wie er an ein paar Möbel für ihr Detektivbüro herankommen könnte. Klar, er konnte mal am Müllplatz vorbeischauen, da gab es immer was zu entdecken. Auch am Straßenrand ließen sich die ein oder anderen interessanten Fundstücke machen. Aber hatte er nicht neulich bei Deniz hinterm Kiosk zwei alte Plastikstühle rumstehen sehen?

Anton ging vorsichtig zur Dachumrandung, die nicht gesichert war und ihm bis zu den Oberschenkeln ging. Dahinter ging es über 70 Meter in die Tiefe. Das überlebte keiner, außer vielleicht irgendwelche fliegenden Superhelden. Er kniete sich hin und schaute, ob er die Plastikstühle von hier aus sehen konnte. Aber er konnte nicht mal den Kiosk erkennen, der sich in der Mitte der Hochhäuser befand und beliebter Treffpunkt von Groß und Klein in der Siedlung war.

Doch Anton war bestens vernetzt. Sein Papa hatte ihm mal den Tipp gegeben, zu allen wichtigen Menschen im Leben höflich zu sein. Deswegen grüßte Anton stets Hausmeister Kawuppke freundlich und hatte sich auch sofort mit Deniz angefreundet, der den Kiosk für seinen Onkel betrieb.

Kurzerhand rief er bei Deniz an und fragte ihn, ob er die Plastikstühle haben könnte. Der meinte nur: „Na klar.“

„Super“, sagte Anton und machte sich sofort auf den Weg. Wenn nur alle Erwachsenen so großzügig und unkompliziert wären wie Deniz.

Als Anton zum Kiosk kam, saß ausgerechnet Mesut an einem der Tische, die Nervensäge aus dem 11. Stock.

Mesut ging auf die gleiche Schule wie Anton, eine Klasse unter ihm, nach den Ferien kam Anton also schon in die 4. Klasse und Mesut erst in die 3.

Früher hatten sie manchmal zusammen auf dem Spielplatz gespielt, aber das war ungefähr so lange her wie die Zeit, als

die Dinosaurier lebten. Jetzt nervte Mesut nur noch. Gerade saß Mesut mit seinem großen Bruder Firat an einem der Kiosktische und spielte Schach.

Und ihm entging nichts: „Ey, Anton! Was geht ab?“

„Bin mit Deniz verabredet“, antwortete Anton und hob seine Hand zum Gruß. Er wollte nicht unfreundlich sein, besonders weil Firat dabei war, und der war schließlich vorbestraft.

Schnell eilte Anton in den Kiosk, während Mesut ihm nachschaute und lauschte, was er mit Deniz zu bereden hatte. Aus dem Inneren des Kiosks hörte Mesut, wie Deniz voller Begeisterung zu Anton sagte: „Ja, klar mach ich euren Außenposten! Ich krieg hier unten ja alles mit. Wollen wir mit Spiegeln geheime Zeichen hin- und hermorsen?“

Darauf antwortete Anton: „Nette Idee, Deniz. Aber lass es mal bei den ganz normalen Textnachrichten bleiben.“

Jetzt hörte Mesut Deniz lachen und sagen: „Alles klar, Chef. Die Stühle stehen hinten im Hof, nimm sie dir einfach mit. Willst du noch einen Kaugummi für den Weg?“

„Danke, aber ab heute ist Schluss mit Langeweile. Tschüss, ich nehm den Hinterausgang.“

Dann war Stille.

Der Kiosk hatte hinten einen weiteren Ausgang und ein Lager, in dem Deniz Getränke, Süßigkeiten und all die anderen Dinge, die er verkaufte, aufbewahrte.

Eigentlich standen Mesuts Schachfiguren gerade so gut. Mit der französischen Eröffnung, die er sich heimlich beigebracht hatte, setzte er Firat ordentlich unter Druck, sodass er sich bereits Hoffnungen machte, gegen seinen großen Bruder zu gewinnen.

Doch jetzt konnte er sich kaum mehr auf die Schachpartie konzentrieren, weil er unbedingt wissen wollte, was Anton Geheimnisvolles plante: Was hatten die da gerade beredet? Von was wurde Deniz der Außenposten?

Mesut beobachtete, wie Anton hinter dem Kiosk mit zwei völlig verdreckten und dazu kaputten Plastikstühlen unterm Arm hervorkam. Nun ging er zurück zum Hochhaus und machte dabei einen großen Bogen um Hausmeister Kawuppke, der mal wieder mies gelaunt in seinem grauen Kittel im Eingangsbereich stand und auf die kaputte Klingelanlage starrte, während er in der einen Hand einen Kaffee hielt und in der anderen sein geliebtes Wurstbrötchen.

Mesut überlegte: Was hatte Anton vor? Nie im Leben erlaubte Antons Mama, dass er diese Stühle in die Wohnung bringen durfte. Nein, da lief was, und Mesut wollte unbedingt wissen, was.

„Schachmatt!“, grinste Firat und zog seine Dame vor Mesuts König. Mesut knurrte wütend. Firat amüsierte sich über seinen zornigen, kleinen Bruder und rief in den Kiosk rein: „Ey, Deniz, mach mal ’ne Limo für mein kleines Schachgenie klar“, lachte Firat.

Detektivclub ist für Babys

Isha starrte aus dem Fenster ihres neuen Zimmers, das sie sich zukünftig mit ihrer Problemschwester Swati teilen musste. Gleich war es 15 Uhr. Sie dachte darüber nach, ob sie zu der Verabredung mit Anton gehen sollte oder nicht.

Auf der anderen Seite des Gebäudes, dort wo dieser Anton wohnte, konnte man bestimmt über die ganze Stadt schauen und nach Verbrechern Ausschau halten.

Etwas seltsam war dieser Junge schon gewesen. Nach all dem, was sie in den Gesprächen ihrer Eltern über das Hochhaus mitgehört und in ihrer anschließenden Recherche im Internet gefunden hatte, bestand nach wie vor Anlass zur größten Vorsicht. Isha liebte Verbrechen, aber bitte nicht in der direkten Nähe ihres Zuhauses. Da wollte sie sich sicher und geborgen fühlen.

Gleichzeitig platzte ihr fast der Kopf aufgrund der Lautstärke in ihrem neuen Zuhause: Hinter ihr lag Swati auf ihrem Bett, zog sich unnormal laut TikTok-Videos rein und chattete obendrein mit ihrer Freundin. In der Küche stritten ihre Eltern, und ihr kleiner Bruder Amal kurvte quietschend mit seinem blöden Bobbycar zwischen den Umzugskartons hindurch. Das gleiche Bobbycar, mit dem er vor drei Monaten über Ishas Handy gefahren war und es komplett geschrottet hatte. Jetzt hatte Isha kein Handy mehr, und die einzige Möglichkeit, ihrer Detektivleidenschaft nachzugehen, war, sich neue Bücher in der Bibliothek auszuleihen.

Früher hatte Isha ein eigenes Zimmer gehabt, sogar ein eigenes Tablet. Damals hatten ihre Eltern ein gut laufendes indisches Restaurant in der Innenstadt betrieben. Dann kam das Corona-Virus, das die halbe Welt lahmgelegt hatte, und ihre Eltern mussten das Restaurant schließen. Seitdem reichte das Geld hinten und vorne nicht mehr, und ihre Eltern hatten dauernd Streit.

Traurig ließ Isha den Kopf hängen. Sie vermisste ihre große Schwester Charu, die immer ein Ohr für Ishas Sorgen gehabt hatte. Doch Charu war nicht mit ins Hochhaus gezogen, weil sie jetzt in einer anderen Stadt Jura studierte, um eine Rechtsanwältin zu werden.

„KACKA-POPO!“

Ishas Bruder Amal saß jetzt auf dem Klo und verlangte unüberhörbar, dass ihm jemand seinen kleinen, verwöhnten Hintern abputzte. Ihre Mama Sindhu hörte ihn nicht, weil sie in einer irren Lautstärke auf ihren Papa Dinesh einschimpfte, weil er wieder zu viel Geld für das Essen der morgigen Familienfeier ausgegeben hatte. Ishas Papa war leidenschaftlicher Koch, während ihre Mama seit jeher für die Finanzen zuständig war.

„KACKA-POPO! KACKA-POPO!“

Wie sollte Isha bei dem Lärm in Ruhe nachdenken? So würde sie nie eine berühmte Meisterdetektivin werden.

„KACKA-POPO! KACKA-POPO! KACKA-POPO!“

Isha sprang auf und entschied, dass es doch an der Zeit war, zu dem Treffen mit Anton zu gehen. Am besten sofort, nicht dass sie am Ende noch dieses Kacka-Popo-Problem lösen musste. Sie schrieb ihren Eltern eine Notiz, dass sie neuen Lesenachschub fürs Wochenende brauche und unterwegs zur Stadtbibliothek sei, steckte ihr rotes Detektivnotizbuch ein und verließ blitzartig die Wohnung.

Dann atmete sie tief durch und ging zu Antons Wohnungstür hinüber.

Genau hinter dieser Tür tigerte Anton schon seit über einer Stunde auf und ab, voller Zweifel, ob Isha zu ihrer Verabredung vorbeikommen würde oder nicht. Warum hatten sie auch keine Telefonnummern ausgetauscht?

Da klingelte es.

Anton schaute durch den Türspion: Es war Isha!

Voller Freude riss er die Tür so schwungvoll auf, dass Ishas Haare durch den dadurch entstandenen Luftzug völlig durcheinandergewirbelt wurden.

Als Anton Ishas misstrauischen Blick sah, zügelte er seine Begeisterung und sagte betont cool: „Dann lass uns mal hoch aufs Dach. Ich zeig dir unser neues Büro!“

Isha nickte nur und hielt ihren Daumen hoch. Als sie an der Wohnungstür von Kawuppke vorbeikamen, flüsterte Anton: „Hier wohnt Hausmeister Kawuppke, dem gehen wir lieber aus dem Weg.“