Die Höhle - Monika Schilling - E-Book

Die Höhle E-Book

Monika Schilling

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Beschreibung

Die Freunde Luca, Pauline, Max und Julian wollen eigentlich nur Fußball spielen, aber dann müssen sie wegen eines eigenwilligen Computers ihre Zukunft verändern und gehen auf eine spannende Reise. Tobias, Lucas großer Bruder, und Paulines Freundin Lilli helfen mit. Ein Kobold verfolgt seine eigenen Ziele und sorgt für mächtigen Wirbel. Zukunft und Gegenwart stellen eine Herausforderung dar. Wie kann man seine Zukunft verändern? Was kann ich tun, wenn alles schief geht? Gibt es überhaupt Kobolde? Das Internet wird einem unheimlich. Wer hat sich da eingenistet? Ja, alles, was denkbar ist, ist möglich. Eine Phantasiegeschichte für Kinder ab 10 Jahren.

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Seitenzahl: 172

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Gewidmet ist dieses Buch meinen Kindern Joy, Lucas,

Florian, Tobias, sowie den Kindern, die zu unserer Familie

gehören: Fabian, Lea, Julian und Sebastian.

Ich möchte mich besonders bei meinem Mann Wolfgang

bedanken, der mich ermutigt hat, meine Ideen immer

so toll unterstützt und so viel geholfen hat.

Ein Buch zu schreiben, fällt nicht immer leicht.

Man fängt mit einer Idee an und dann braucht man

Zeit. Aber Haushalt, Garten, Kinder, Tiere, all der tägliche

kleine Wahnsinn ist ja immer auch noch da.

Es ist so wichtig zu wissen, dass man einen Partner

hinter sich hat, und für all die Liebe und Geduld mit

mir möchte ich mich bedanken. Auch euch Kindern

danke ich für viele Ideen. Wie oft habt ihr mir

meine Texte nochmal vorgelesen.

Auch bei meinen beiden LektorInnen Frau

Angela Althaus und meiner lieben Freundin

Ingrid Remmers möchte ich mich bedanken, dass

sie das Manuskript durchgearbeitet haben.

Ein weiterer großer Dank geht an Sven Christian Liebscher,

der sich die Endfassung dann noch einmal anschaute.

Fast zum Ende der Arbeit an meinem

Buch fand ich meine Illustratorin.

Janina Röhrig ist einfach eine tolle Frau und eine Künstlerin,

die mit ihren Bildern meine Geschichte zu einem kleinen

Kunstwerk gemacht hat. Wir können uns wunderbar

austauschen und produktiv zusammenarbeiten.

Sie bringt ihre Ideen ein und ich kann dann nur noch

sagen: „Oh wie super!“ Ein großer Dank an Dich!

Wer mehr über Janina Röhrig wissen will schaut einfach

auf ihre Webseite nach. http://www.janina-roehrig.de

Vielen Dank auch an alle Testleser.

Eure Monika Schilling, Bad Laasphe, März 2018

Inhaltsverzeichnis

Luca

Pauline

Der Computer

Der Wald

Durch den Wald

Die Höhle

Die Zukunft

Ein übler ton

Keine Freunde

Die Liste

Brüder

Die Andere Gegenwart

Hamburg

Zurück in der Gegenwart

Lilli kann nicht mit

Schlüssel verloren

Lillis Abenteuer

Nach Olpe zu Pfarrer Schillers

Kino

Pfarrer Schillers findet seine liebe

Veränderungen

Die Buchhandlung

Friedrichs Geschichte

Avatare

Tobias Rettet Julian

Ein Jahr später

Nachwort

LUCA

Luca spülte gerade wütend das Geschirr ab, Tobias hatte sich mal wieder mit einer fadenscheinigen Ausrede aus dem Staub gemacht und jetzt stand Luca wieder einmal allein am Spülbecken. Ihm reichte es, er hatte keine Lust dazu, ständig die Hausarbeiten für Tobias mitzumachen. Gerade als er fertig war, steckte Tobi den Kopf lachend durch die Tür und sagte: „Hallo Fettkloß, danke fürs Spülen.“ Oh, wie hasste er diesen blöden Bruder. Nein, nicht so richtig hassen, irgendwie beneidete er ihn auch, dass er sich immer so geschickt aus der Affäre ziehen konnte. Aber so ging es nicht weiter. Daher wollte er ihn erst einmal bei den Eltern richtig schlecht machen und das Ganze ein bisschen dramatisieren. Vielleicht bekam er dann etwas extra Nachtisch, weil er die ganze Arbeit alleine gemacht hatte. So hing er seinen Gedanken nach.

So, jetzt war endlich alles erledigt. Luca ging in sein Zimmer und wollte sein neues Computerprogramm ausprobieren, das er seinem Vater, naja, „geklaut“ hatte. Er hatte es nicht im engeren Sinn geklaut, denn es war ja noch auf dem Computer seines Vaters, aber er hatte es sich heruntergeladen.

Lucas Vater Thomas Liebling arbeitete online von zuhause aus in Bad Laasphe, einer kleinen Stadt im Wittgensteiner Land, an einem neuen Sicherheitsprogramm für eine große Firma. Die hatte große Bedenken wegen der ganzen NSA-Überwachungssucht und wollte sich noch besser vor Industriespionage schützen. Thomas hatte dies letzte Woche beim Abendbrot erzählt und Luca dachte: „Das Programm brauche ich auch. Dann können die anderen meinen Computer auch nicht mehr ausspionieren und meine IP-Adresse finden.“ Denn Luca hatte sich selbst einen – ja, wie soll man sagen – einen kleinen Nebenverdienst verschafft. Er lud neue Games und Serien auf seinen Computer herunter und verkaufte sie per Memorystick in der Schule. So konnte er sein Taschengeld ein bisschen aufbessern. Allerdings hatte er immer ein mulmiges Gefühl dabei, was wäre, wenn er doch entdeckt werden würde? Für illegal heruntergeladene Raubkopien gab es eine hohe Geldstrafe oder sogar bis zu 5 Jahren Gefängnis.

Das machte ihm doch Sorgen. Er war zwar erst 13 Jahre alt, also noch nicht strafmündig, aber nach der neuesten Gesetzeslage, waren die Eltern für ihn haftbar. Das bedeutete, sein Vater müsste vielleicht tausende Euro Strafe bezahlen oder wegen ihm sogar ins Gefängnis gehen.

Also hatte er sich das Programm genommen und es ein bisschen verändert und jetzt fühlte er sich sicher. Aber zuerst wollte er sich in seinem elektronischen Tagebuch ein paar Notizen machen. Also, was war heute so alles los gewesen? „Tobi ist ein fauler Sack und er hat mich wieder Fettkloß genannt. Mein größter Wunsch wäre es, dass er verschwindet. Und zwar für immer. Ach, und dann habe ich für morgen diese blöden Mathe-Hausaufgaben nicht gemacht. Am besten wäre es, die Wolle-Hammerbesen würde auch die Fliege machen. Und natürlich wäre es toll, wenn Paulines Eltern sich mal mit etwas anderem beschäftigten als mit Pauline. So, jetzt schau ich mal nach, was es so an neuen Filmen gibt …“

PAULINE

Pauline stöhnte. Sie musste schon wieder Geige üben und heute hatte sie so gar keine Lust dazu. Sollte ihre Mutter doch mal Geige lernen. Die hatte gar keine Ahnung. „Die spinnen“, dachte sie bei sich, „Geige, Tanzen, Reiten wegen der Haltung und dann in den Ferien noch den Konzentrationskurs. Die übertreiben mal wieder ganz schön.“ Und dann der Ton ihres Vaters, wenn er sagte: „Pauline, wir wollen, dass du es im Leben mal besser hast, als wir es hatten. So hast du alle Möglichkeiten in der Zukunft.“ Das nervte sie ungemein.

Als wenn das eine tolle Aussicht wäre, die ganze Kindheit vermasselt zu bekommen, damit man, wenn man schon fast schimmelig war, so mit 20 Jahren, endlich sein Leben starten konnte. Ihre Cousine, die Mathe und Physik studierte, sagte, das Studium sei die schlimmste Zeit ihres Lebens. „Du musst nur lernen und hast überhaupt keine Freizeit mehr.“ Das Bachelorsystem ließ einem keine Freiheiten mehr und es war ein großer Druck an den Universitäten. Also nur zu lernen, bis sie alt oder tot wäre, hatte Pauline eigentlich nicht vor. Sie wollte lieber ihr Leben genießen.

Jetzt aber plante sie schnell fertig zu werden und dann mit Max und Luca Fußball zu spielen. Auch da musste sie wieder mal lügen. Eine Notlüge oder besser gesagt, sie war eine Freiheitskämpferin gegen ihre Helikoptereltern, die alles kontrollieren wollten. Denn ihre Mutter hatte gesagt: „Ich bin vollkommen dagegen, dass du Fußball spielst. Das ist was für schlimme Jungs, die sich austoben müssen. Außerdem können da schlimme Verletzungen passieren. Willst du etwa dein Leben lang mit Narben im Gesicht und an den Beinen herumlaufen, abgesehen von den ganzen Arm- und Beinbrüchen?“ „Also, man kann sich auch den Finger beim Popeln in der Nase brechen“, dachte Pauline, aber sie sagte das natürlich nicht. Sie sagte stattdessen: „Mama, kann ich zu Lilli gehen? Sie wollte mir ihre neue Herbstkollektion unbedingt zeigen.“ Die Mutter stimmte zu: „Aber erst übst du noch dein neues Stück!“

So, jetzt war sie endlich fertig. Pauline rannte schnell nach draußen und die Straße runter zu Max’ Haus. Dort kam ihr ein Mann entgegen, der vor Schmerzen stöhnte und sich ein Taschentuch vors Gesicht hielt. Na, da hatte Max’ Vater Dr. Beißer wohl wieder einen Zahn gezogen. Der war nämlich Zahnarzt und seine Praxis lag im Erdgeschoss. Pauline klingelte und Max und Luca kamen bereits die Treppe herunter gestiefelt. Da schoss auch schon der kleine Julian die Treppe herunter. Max zuckte mit den Schultern: „Ich muss auf ihn aufpassen. Meine Mutter bekommt eine Lieferung Blumen in ihr Geschäft und hat mal wieder keine Zeit.“ Max’ Mutter Flora hatte einen Blumen- und Geschenkeladen. Julian war sein neunjähriger Bruder und nervte manchmal total. Er war, wie die Psychologin festgestellt hatte, schlau, aber leider hyperaktiv und immer in Bewegung, also Anstrengung pur. „Komm, lass uns schnell Fußball spielen. Ich habe daheim gesagt, ich wäre bei Lilli“, sagte Pauline.

„Oh Lilli“, sagte Max genervt. Aber Lilli war gar nicht so verkehrt. Sie war Paulines beste Freundin, nur war sie durch den Einfluss ihrer Mutter Nadine, die den Friseur- und Kosmetikladen in Bad Laasphe hatte, zu einem Modepüppchen erzogen worden. Lillis ganze Welt drehte sich um Mode, wie ihr ihre neue Frisur stand oder wie die neueste Schuh-Kollektion für Teenies aussah. Aber Lilli verpetze sie nie und deshalb konnte Pauline Fußball spielen.

Also gingen Max, Lilli, Julian und Pauline zum Bolzplatz und spielten ein paar Stunden. Es war für alle der reine Spaß, mal richtig zu toben. Nur Julian mussten sie ständig wieder einfangen, weil er immer in den nahen Wald wollte.

Am Abend, als Luca vom Fußball nach Hause kam, fiel ihm noch ein, dass er das Buch, das er für Deutsch brauchte, ganz vergessen hatte; bei Paulines Vater Herrn Schulze in der Buchhandlung zu bestellen. Er schrieb in sein Tagebuch, dass der Buchladen am besten schließen sollte. Dann müsste die Schule nämlich die Bücher bestellen und er wäre den Ärger damit los. Ja, und Julian brauchte eine große Portion Schlaftabletten, die am besten Tag und Nacht anhielten. Dann wäre er wenigstens ruhig.

DER COMPUTER

Am nächsten Morgen war Luca schlecht gelaunt, wieder das ganze Geschirr in der Spüle und kein Tobias in Sicht, obwohl der diese Woche Spüldienst hatte. Und sonst? Ja, die Mathehausaufgaben waren nicht gemacht und das Buch nicht bestellt. Na, da musste er wieder einmal seine ganze Phantasie spielen lassen, um den Lehrern eine einigermaßen plausible Geschichte zu erzählen. Und zu guter Letzt hatte er auch sein Sportzeug nicht dabei. Das gab wieder einen Strich im Klassenbuch. In der Pause kam Max und sagte: „Na, willst du dieses Jahr sitzenbleiben?“ Da ärgerte sich Luca so über Max und dachte auch an dessen blöden Bruder Julian.

Zu Hause schrieb er als erstes in sein Tagebuch: „Max’ ganze Familie ist blöd und ich wünschte, sie würden verschwinden.“ Max nervte ihn heute wegen dieser blöden Bemerkung und außerdem war er auch noch der reichste Junge der Schule. Na klar, sein Vater war Zahnarzt und die Mutter hatte den Blumenladen. Sie verdienten eine Menge Geld. Lucas Eltern dagegen sprachen immer nur von der Arbeit und vom Kredit für das Haus, den sie abbezahlen mussten. Daher war das Supermotto in Lucas Familie: „Sparen, sparen, sparen!“ Wie ihn das nervte! Luca bemerkte nicht, wie das Sicherheitsprogramm in seinem Tagebuch aufleuchtete. Jetzt wurde alles auf einmal rot und es ging ein Rauschen durch das LAN-Kabel. Luca dachte bei sich: „Das hört sich an, als ob mein Computer es nicht mehr lange macht.“ Es war, als ob sich zwei Personen unterhielten. Vielleicht eine offene Leitung? Gab es das nicht früher mal? Er schloss sein Tagebuchprogramm, lud noch einen Film herunter und dachte: „Die können mich alle mal!“ Er ging aus dem Haus, die Bergstraße hoch bis in den Wald. Vielleicht begegnete er dort Pauline auf dem Reitweg: „Die bringt mich bestimmt wieder auf andere Gedanken.“

DER WALD

Er schlenderte den Weg entlang und dachte so bei sich, was alles schief lief in seinem Leben, und er hielt Ausschau nach Pauline. Die hatte doch jetzt hier Reitstunde.

Er lief tiefer in den Wald hinein und vergaß die Zeit. Auf Nebenwegen, durchs Gebüsch fast bis zur Teufelskanzel hoch. Auf einmal wurde es nebelig. Der Nebel kroch schnell über den Boden. Luca dachte, dass er so etwas ja noch nie gesehen hatte, und wollte schnell wieder den Heimweg antreten. Er sah sich um, aus welcher Richtung er denn gekommen war. Wie konnte ihm denn das passieren? So eine Suppe! Man sah nicht die Hand vor Augen. Er versuchte sich zu konzentrieren. Im dichten Nebel sah er auf einmal ein kleines Licht. Er ging darauf zu, aber es war schon wieder verschwunden. Er lief eine Weile in die Richtung, aus der das Licht gekommen war, dachte aber auch: „Das ist gar kein richtiger Weg. Nachher laufe ich im Kreis. Am besten setzte ich mich an einer Stelle hin und warte, bis der Nebel verschwunden ist.“

Auf einmal hörte er eine Stimme im Nebel. Er konnte aber nicht verstehen, was sie sagte und versuchte angestrengt herauszuhören, woher sie kam. Sie kam auf jeden Fall näher. „Luca!“, hörte er. „Luca!“, rief die Stimme. „Oh, sie suchen mich schon“, dachte Luca. Aber der Nebel war doch noch gar nicht so lange da. „Luca!“, rief es wieder. Luca versuchte etwas zu erkennen, aber er sah nur Nebel. „Luca!“ Die Stimme kam näher. „Du musst zur Höhle und alles in Ordnung bringen.“ „Was soll ich in Ordnung bringen?“, fragte Luca. Ihm wurde es zu bunt: „Sag, wer bist du? Ich will nicht in eine blöde Höhle gehen. Das kannst du dir abschminken! Und außerdem gibt es hier keine Höhlen.“

„Luca!“ Die Stimme klang jetzt ganz nah. „Wer bist du?“, fragte Luca. „Ich bin Friedrich, der Waldkobold“, hörte er die Stimme sagen und vor Luca erschien ein kleiner grüner Mann mit einer spitzen grünen Mütze. “Und wo kommst du her?“, fragte Luca völlig perplex.

Friedrich antwortete:

„Aus der Tiefe des Waldes,

wo Leben und Sterben im

Einklang mit der Natur sind,

wo der Wald am stillsten ist,

wo die unterirdischen Bäche sich treffen

und wieder auseinanderfließen,

wo das fallende Laub bleibt und

zu neuem Leben verhilft,

wo die Tiere sich treffen

und ihnen keine Gefahr droht,

daher komme ich.“

„Was willst du von mir?“, fragte Luca.

„Du musst alles in Ordnung bringen.

Ich komme, um zu warnen.

Ich komme, um zu retten.

Ich komme, um zu verändern.

Ich komme, um zu helfen“,

hörte er den Kobold sagen.

„Okay, das war’s“, dachte Luca bei sich, seine Mutter hatte doch recht gehabt. Wenn man seine Zeit beim Zocken verbrachte, wurde man irre, und Luca dachte: „Jetzt bin ich irre. Ob das wirklich vom Zocken kommt?“ „Nein“, sagte die Stimme, „es kommt nicht vom Spielen.“ „Woher weißt du, was ich denke?“, rief Luca. „Ich bin ein Kobold und ich weiß fast alles. Und du musst zur Höhle und alles wieder in Ordnung bringen. Du musst deine Freunde retten! Du musst deine Familie retten! Du musst Bad Laasphe retten!“ Und ganz leise setzte er hinzu: „Du musst auch meine Familie retten.“ Der letzte Satz war aber für Luca nicht mehr hörbar. Er sah nur, wie der kleine Kobold im Nebel verschwand.

Luca dachte: „Das war wohl ein Nebeltraum oder eine Halluzination,“ und streckte sich ordentlich. „Vielleicht eine Giftgasattacke, die die Wahrnehmung verändert.“Aber welcher Staat würde Bad Laasphe angreifen? Er machte sich verwirrt auf den Heimweg.

Am Abend war zuhause alles wie immer, sogar die Sonne schien jetzt. In der Nacht träumte er von Friedrich, einem fünfzehn Zentimeter großen Kobold, der sich größer machen konnte und wieder auf seine fünfzehn Zentimeter zurückkehrte, mit grünem Anzug, grüner Mütze und spitzen Ohren, der in einern Höhle auf ihn wartete. Er träumte auch von seinem Sicherheitsprogramm, von Actionspielen und von seinem Tagebuch.

DURCH DEN WALD

Am nächsten Morgen konnte er an nichts anderes mehr denken, nur noch an diese Höhle, von der der Kobold gesprochen hatte. Wie hieß er noch? Es war so ein alter Name. Wilhelm? Napoleon? Gustav? Heinrich? Nein! Ja genau, er hieß Friedrich. „Wo soll denn da eine Höhle sein? Wir haben da noch nie eine Höhle gesehen.“ Er ging zu Max, aber er sagte erst einmal nichts.

Max sagte dann schließlich: „War nicht so gemeint, gestern meine ich, du weißt schon.“ „Ja, schon gut“, sagte Luca und ließ sich nicht anmerken, wie sehr Max ihn verletzt hatte. Luca sagte dann auf einmal: „Willst du mit in den Wald? Ich habe so etwas gehört, dass es da eine Höhle geben soll.“ „Ne“, sagte Max, „noch nie von einer Höhle gehört. Gleich will Pauline kommen, wir wollen doch Fußball spielen.“ Dann ging Max aber durch den Kopf: „Ich muss schauen, dass ich das mit Luca wieder in Ordnung bringe.“ Aus diesem Grunde bestand er diesmal nicht darauf, Fußball zu spielen. Luca sagte: „Komm schon, wir gehen mal in den Wald und suchen diese Höhle.“ „Wenn du meinst, aber danach spielen wir Fußball“, sagte Max und dachte so bei sich: „So schlimm war das ja auch nicht gewesen, was ich gestern gesagt hatte.“

Pauline kam schon um die Ecke und Frau Beißer schaute aus dem Fenster und rief: „Max, was macht ihr?“ Max sagte: „Wir gehen Fußball spielen.“ Frau Beißer sagte: „Nehmt doch Julian wieder mit. Ich muss noch ins Geschäft. Ich bekomme heute nochmal eine Lieferung. Gestern kam nur die Hälfte.“ Max stöhnte: „Schon wieder! Der nervt!“ Frau Beißer sagte: „Sprich nicht so von deinem Bruder und pass gut auf ihn auf!“ „Ok“, sagte Max ziemlich ärgerlich und genervt. Da kam Julian auch schon aus dem Haus geschossen und rief: „Ich will Fußball spielen.“ „Nein“, sagte Max, „wir gehen erst in den Wald. Luca will da eine Höhle finden.“ „Was für eine Höhle?“, fragte Pauline erstaunt. Luca erklärte ihr auch, dass er von einer Höhle gehört habe und im Wald nachsehen wolle. Natürlich erzählte er nichts von dem Nebel, der Stimme und schon gar nichts von seinem Traum mit dem Kobold; die anderen würden ihn ja für verrückt halten.

Sie streiften durch den Wald und Pauline fragte: „Wo soll denn hier eine Höhle sein?“ Julian sagte: „Höhlen sind in Bergen drin“, und rannte los. Pauline dachte: „Vielleicht hat er ja Recht. Wo geht es denn hier rauf?“ Vor ihnen sahen sie einen Hügel und ein Stück weiter hinten ging es noch höher hinauf.

„Wir gehen dort mal nach oben.“ Max zeigte bergauf und alle stöhnten: „Muss das denn sein?“ Aber Julian war schon den halben Weg hochgerannt und Luca hinter ihm her. „Na gut, gehen wir halt hinterher. Der kommt nicht weit. Da ist wahrscheinlich doch nichts als Gestrüpp und der Weg endet bestimmt da vorne“, meinte Max.

Aber Luca und Julian liefen weiter und weiter nach oben den ganzen Hügel hinauf und riefen: „Wir haben hier eine tolle Aussicht.“ Max und Pauline liefen auch hinterher, obwohl ihnen wenig Begeisterung anzusehen war. Sie wollten eigentlich zurück und endlich Fußball spielen. „Schaut mal da oben!“, tönte es von oben und Julian zeigte auf eine mit Efeu zugewachsene Felswand. Auf einmal wuchsen kleine Pilze vor ihnen aus dem Boden, die immer größer wurden. Verwundert suchten sie weiter und fanden dahinter ein Loch. Luca und Julian riefen: „Wir haben die Höhle gefunden!“ Pauline und Max halfen das Moos und das Efeu beiseite zu schieben, was gar nicht so einfach war. Es staubte und der Staub juckte am ganzen Körper. „Ob das Efeu giftig ist?“, fragte Pauline, „es juckt mich überall.“ Max und Luca zuckten mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ Luca war der Erste, der durch die kleine Öffnung wollte. Julian sagte: „Da geh’ ich nicht rein. Da ist es dunkel und ich habe Angst im Dunkeln.“ Max und Pauline schauten auch in das dunkle Loch, schüttelten die Köpfe und sagten: „Ehrlich, Luca, wir kommen morgen wieder und bringen Taschenlampen mit, dann sehen wir auch was.“ Luca musste den beiden widerwillig Recht geben. Es war wirklich nichts zu sehen und überall hingen dicke Spinnweben. Ihn schüttelte es, als er eine dicke Spinne ganz nahe vor seinen Augen an ihrem Netz vorüberlaufen sah. Wenn er an die Spinnen dachte, die vielleicht beim Hineingehen herunterfielen und über seinen Rücken liefen, gruselte er sich total. „Ok“, sagte er, „morgen direkt nach der Schule kommen wir wieder her, und bringt alle Taschenlampen mit.“ Er dachte an den Staubwedel seiner Mutter, mit dem sie die Spinnennetze immer im Treppenhaus entfernte. Den wollte er morgen auch mitnehmen.

DIE HÖHLE

Am nächsten Tag machten sie sich nach der Schule auf den Weg. Pauline hatte einen schweren Rucksack und alle hatten Taschenlampen dabei. Damit Julian dicht hielt, hatte Max seiner Mutter von sich aus angeboten, er nehme ihn mit. Seine Mutter war sehr zufrieden und sagte: „Na, siehst du, so langsam könnt ihr richtig zusammen spielen.“ Max dachte: „Was soll ich mit einem Neunjährigen spielen? Ich bin doch schon dreizehn Jahre alt.“ Aber er sagte nichts und schaute nur verschwörerisch zu Julian, dass dieser nur seinen Mund hielt.

Nach der Hälfte der Strecke sagte Pauline: „Helft mir mal mit dem Rucksack! Der ist so schwer.“ „Was hast du denn da drinnen?“, fragte Luca. „Oh, zwei Taschenlampen, Insektenspray, meine Kamera und mein Notizbuch. Dann etwas zu Trinken für uns alle, zwei Tüten Chips und ein paar Äpfel. Wir machen dort oben ein Picknick. Luca und ich erforschen die Höhle“, verkündete Pauline.