Die Hugenotten - Eberhard Gresch - E-Book

Die Hugenotten E-Book

Eberhard Gresch

4,8

Beschreibung

Hugenotten sind die vom französischen Reformator Johannes Calvin geprägten, in ihrer Heimat Frankreich aber lange Zeit nicht geduldeten evangelischen Christen. Das Buch bietet einen faktenreichen Überblick über das Reformationswerk Calvins, über die Geschichte der Hugenotten in Frankreich, über ihre Flucht und die Eingliederung der hugenottischen Glaubensflüchtlinge in die Aufnahmeländer. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche Abbildungen, Karten und eine Vielzahl von Literaturempfehlungen, eine ausführliche Zeittafel, ein umfangreiches Begriffslexikon und einen weltweiten Hugenotten-Reiseführer. Hinweise zur familienkundlichen Forschung unterstützen die Suche nach hugenottischen Vorfahren. Drei umfangreiche Register ermöglichen einen schnellen Zugriff auf Details. Es ist die erste vollständige Beschreibung der weltweiten Verbreitung der Hugenotten in einem Band. Das Buch, für die fünfte Auflage nochmals gründlich überarbeitet, ist sowohl ein übersichtliches, allgemeinverständliches Lesebuch für den Einsteiger als auch ein Nachschlagewerk für jene, die auf vielerlei Fragen zum reformierten Protestantismus eine Antwort suchen.

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Titelbilder (von links oben):

Hugenottenkreuz;

Bartholomäusnacht (Le massacre de la Saint-Barthélemy), Gemälde von François Dubois;

Johannes Calvin in seinem Arbeitszimmer, Kupferstich von Claes Janszoon Vischer;

Empfang der französischen Flüchtlinge durch den Großen Kurfürsten im Potsdamer Stadtschloss, Ölgemälde von Ernst Albert Fischer-Cörlin

Ungarische Ausgabe: A hugenották – története, hite és hatása. Budapest 2008

1. Auflage 2005

2. Auflage 2005

3. Auflage 2006

4. Auflage 2009

5. vollständig überarbeitete Auflage 2015

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

5., vollständig überarbeitete Auflage 2015

© 2005 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH · Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Gesamtgestaltung: Kai-Michael Gustmann, Leipzig

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN 978-3-374-04410-8

www.eva-leipzig.de

Vorwort zur fünften Auflage

Seuls ceux qui connaissent le passé peuvent créer l’avenir – Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch die Zukunft gestalten.

Im 16. Jahrhundert scheiterte das Bemühen, die wahre katholische Kirche wiederherzustellen. So kam es zur Aufspaltung des westlichen Christentums, dem schon lange zuvor die Ostkirchen gegenüberstanden. Aus der römisch-katholischen Westkirche heraus entstand die protestantische Kirche. Sie spaltete sich sogleich in vier Hauptrichtungen auf: in die lutherische, die reformierte, die täuferische und die anglikanische Kirche, wobei sich die letzten drei noch in mehrere Zweige aufgliederten.

Das Buch beschreibt einen wichtigen Zweig der reformierten Reformation und deren geschichtlichen Impulse. Es ist der Zweig, den der Franzose Johannes Calvin prägte, dessen Reformvorstellungen mit als Erste die französischen Protestanten – die Hugenotten – umsetzten. Calvin war ein am römischen Recht geschulter Jurist und hatte sich selbst grundlegend theologisch gebildet. Wichtige Orientierungen waren für ihn der Humanismus, die antike Philosophie und das göttliche Gesetz. Seine Antwort auf die anstehenden Probleme blieb nicht beim Heil des Menschen stehen, sondern war auf eine durchgreifende Reform des gesamten kirchlichen und weltlichen Lebens gerichtet. Mit seinem Ruf nach Bildung, Verantwortung und Engagement anstatt des Herausstellens althergebrachter Privilegien traf er den Nerv des aufstrebenden Bürgertums. So fand seine Reformation unter maßgeblicher Beteiligung der Stadtbürger statt. Die Kirche Genfs, wo Calvin hauptsächlich wirkte, wurde zum Vorbild.

Im Vergleich zu anderen evangelischen Glaubensrichtungen hatten die Hugenotten aufgrund eines anderen Umgangs mit dem Glauben auch andere Verhaltens- und Lebensweisen. Auch praktizierten sie in ihrer Kirche von Anfang an das Prinzip der Gleichheit, der Mitbestimmung und der Selbstverwaltung. Im katholischen Frankreich wurden sie bis zur Französischen Revolution die meiste Zeit nicht geduldet. Deshalb verließen fast 200000 ihre Heimat. Den anderen versuchte man den katholischen Glauben aufzuzwängen. Hugenotten flüchteten in viele Länder der Alten und Neuen Welt. Dort hinterließen sie, ihre Nachfahren und auch ihre Nacheiferer deutliche Spuren. Heutzutage gelten sie als Wegbereiter der Gewissensfreiheit und als Beispiel für Standhaftigkeit und Notwendigkeit religiöser und bürgerlicher Toleranz. An mehreren Zufluchtsorten sind sie auch Beispiel geworden für eine gelungene Eingliederung von Flüchtlingen, ebenso für eine praktizierte Toleranz. Die Geschichte der calvinischen Reformation und der Hugenotten ist ein wesentlicher Teil der Weltgeschichte.

Das Buch ist inhaltlich und sprachlich so ausgerichtet, dass es sich für einen breiten Leserkreis eignet. Vorzugsweise ist es für Leser in Deutschland geschrieben. Zahlreiche Hinweise zu Personen, Orten, Sachen und historischen Ereignissen sollen das Verständnis erleichtern. Darüber hinaus sollen sie Unterstützung geben für das Lesen weiterführender Literatur. Vertiefende Informationen zu Personen, Gebieten und Begriffen sind im Anhang in den Anmerkungen zu finden. Darauf wird bei erstmaliger Erwähnung mit * hingewiesen, als Ersatz für die den Lesefluss beeinträchtigenden Fußnoten.

Zunächst steht Frankreich im Vordergrund der Betrachtung. Recht detailliert ist Deutschland als Aufnahmeland beschrieben. Die Kapitel zu den einzelnen Territorien enthalten auch Angaben zur Territorial- und Kirchengeschichte. Über 500 Siedlungsplätze der Hugenotten außerhalb Frankreichs werden benannt und großenteils auch beschrieben. In einer Zeittafel (180 Zeitangaben) sind insbesondere die wichtigen Daten der Hugenotten- und reformierten Kirchengeschichte aufgelistet, vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Erläuterungen zu der von Calvin geprägten Glaubensform, dem reformierten Protestantismus, und zum Christentum allgemein sind auch im Begriffslexikon (330 Begriffe) zu finden. Auf geringe Unterschiede in der reformierten Kirchenfamilie wird nicht eingegangen. Noch vorhandene Spuren weltweiten hugenottischen Lebens – Orte mit Sachzeugen, Kirchgebäuden, Museen und herausragenden Ereignissen – sind im Reiseführer aufgeführt. Auch Hinweise zum Aufsuchen hugenottischer Vorfahren werden gegeben. Ein spezielles französisch-deutsches Wörterverzeichnis könnte beim Lesen anderer Texte hilfreich sein. Umfangreiche, vom Autor erstellte Register (1420 Einträge) erleichtern die Nutzung des Buches als Nachschlagewerk.

Eine Diskussion einzelner Gesichtspunkte der Hugenottengeschichte wie auch ein Vergleich mit anderen Reformationen hätten den Rahmen dieses Sachbuches gesprengt. Aus Platzgründen, aber auch um es gut lesbar zu halten, wurde auf Literatur-Belegstellen verzichtet. Die aufgeführten 440 Literaturhinweise geben genug Anregung zu einer vertiefenden Beschäftigung. Von den zahlreichen fremdsprachigen Veröffentlichungen werden nur wenige genannt. Ausdrücklich sei auf die Veröffentlichungen und Zeitschriften der in- und ausländischen Hugenotten-Gesellschaften hingewiesen. Das in Kapitel 5.1 genannte Hugenotten-Lexikon von Bischoff enthält Literaturangaben (Stand 1992) zu allen deutschen Landesteilen und Orten mit Hugenotten-Ansiedlungen, Angaben zu vorhandenen Kirchenbüchern sowie die beste und vollständige kartenmäßige Erfassung hugenottischer Siedlung in deutschen Territorien.

Der Aufbau des Buches als Kombination von Grundkurs, Nachschlagewerk und Reiseführer macht es gut geeignet für Schüler, Studenten, Geschichtslehrer, Geschichtsinteressierte und Hugenotten-Nachfahren. Anlässlich des 500. Geburtstages Calvins (2009) und seines 450. Todestages (2014) wurde seine Bedeutung weltweit herausgestellt. Sein Gedankengut und die Geschichte der Hugenotten – Benachteiligung, Unterdrückung, Erleiden von Qualen, Flucht, Ansiedlung in der Fremde und Eingliederung – können Anregung sein, über die Bedeutung dieser Themen auch für die heutige Zeit nachzudenken. Die hugenottischen Glaubensflüchtlinge brachten ihre Arbeitskraft und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten mit. Sie gefährdeten weder Werte noch Bestand der Aufnahmegesellschaft. Sie wurden wirksam zum Wohl ihres neuen Zuhauses, so dass sie letztlich geachtete Glieder der Gesellschaft wurden.

2005 erschien die erste Auflage. Für die nun fünfte Auflage wurden die seit 2008 lawinenartig angewachsene Calvin-Literatur ausgewertet, der Text an vielen Stellen neu bearbeitet, die Literaturhinweise dem neuesten Stand angepasst, das gesamte Buch nochmals durchgesehen. Möge es auch weiterhin Kenntnisse und Erkenntnisse vermitteln. Ich danke der Evangelischen Verlagsanstalt, dass sie trotz der vielen gewünschten Änderungen einer Neuauflage zustimmte. Auch diesmal danke ich meiner Frau für die geduldige Begleitung meiner Arbeit.

Dresden, Januar 2015

Eberhard Gresch

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel

Impressum

Vorwort zur fünften Auflage

Bild-, Karten- und Abkürzungsverzeichnis

1. Entstehung des reformierten Protestantismus

1.1 Reformatorische Aufbrüche

1.2 Reformatoren der zweiten Welle der Reformation

1.3 Was ist evangelisch-reformiert?

1.4 Reformierte Bekenntnisse und Kirchenordnungen

1.5 Anfänge der Reformation in Frankreich

2. Die Hugenotten in Frankreich

2.1 Was sind Hugenotten?

2.2 Konfessioneller Bürgerkrieg in Frankreich

2.3 Duldungsedikt von Nantes 1598

2.4 Frankreich unter der Regierung Heinrichs IV

2.5 Hugenottische Lebenswelt

2.6 Wachsende Unterdrückung der Hugenotten

2.7 Widerrufsedikt von Fontainebleau 1685

2.8 Massenflucht aus Frankreich

2.9 Der lange Weg zu Toleranz

2.10 Französischer Protestantismus im 19./20. Jahrhundert

3. Die Dreieinheit der calvinischen Reformation

3.1 Konfessionelle Neugestaltung, kirchliche Neuordnung

3.2 Einfluss auf das Verhalten und Handeln der Menschen

3.3 Ausbreitung der Genfer Reformation

3.4 Verfälschter Calvin

4. Das hugenottische Refuge im Überblick

4.1 Anzahl und Aufnahme der hugenottischen Flüchtlinge

4.2 Hugenotten-Privilegien

4.3 Einfluss auf Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft

4.4 Umgang mit dem hugenottischen Erbe

4.5 Suche nach hugenottischen Vorfahren

5. Hugenotten in Deutschland

5.1 Überblick

5.2 Baden und Württemberg

5.3 Brandenburg-Preußen (Überblick – Berlin – Mark Brandenburg – Provinz Sachsen – Pommern – Schlesien – Westpreußen – Ostpreußen)

5.4 Franken

5.5 Hessen

5.6 Niederrhein, Westfalen, Lippe

5.7 Hansestädte Bremen, Hamburg, Lübeck

5.8 Niedersachsen und Schleswig-Holstein

5.9 Pfalz und Saarland

5.10 Anhalt, Mecklenburg, Kursachsen, Thüringen

6. Hugenotten weltweit

6.1 Nordost-Frankreich und Orange (Burgund – Elsass – Lothringen – Mömpelgard – Orange)

6.2 Schweiz

6.3 Niederlande und Belgien

6.4 England, Schottland, Irland

6.5 Skandinavien (Dänemark – Schweden)

6.6 Russland

6.7 Südafrika

6.8 Amerika

6.9 Einzelgänger in anderen Gebieten

7. Die Waldenser

Anhang

Anmerkungen

Reiseführer Hugenotten: von Paris bis New Paltz N. Y

Zeittafel: von 313 bis 2010

Begriffslexikon: von Abendmahl bis Zwei-Reiche-Lehre

Französisch-Deutsches Wörterverzeichnis

Ergänzendes Literaturverzeichnis

Personenverzeichnis

Geografisches Verzeichnis

Bild-, Karten- und Abkürzungsverzeichnis

Bildverzeichnis

Huldrych (Ulrich) Zwingli13

Halle/Saale. Reformationsrelief der ERKG 15

Johannes Calvin17

Calvins Siegel 18

Theodor Beza19

Variationen zum Thema: Was ist reformiert? 24

Hugenottenkreuz 28

Gaspard II. de Coligny30

Päpstliche Medaille Bartholomäusnacht 1572 31

Heinrich IV. von Bourbon-Navarra36

Magdeburg. Abendmahlsmarke der WRKG 40

Psalm 68 44

Charenton. Hugenottenkirche 45

Zwangsmittel zur Rückführung von Ketzern zum alten Glauben 49

Dragonerlied aus dem Poitou 49

Flüchtende Hugenotten 52

Johannes Calvin in seinem Arbeitszimmer 60

Kirchgemeindesiegel: Leipzig, Emden, Dordrecht, Rotterdam 63

Deutsche Hugenotten-Gedenkmedaille 1985 78

Henri Arnaud88

Berlin. Französische Friedrichstadtkirche 93

Schwedt/Oder. Hugenottenkirche 95

Groß Ziethen. Zehn-Gebote-Tafel 96

Königsberg (Pr). Französisch-Ref. Kirche 103

Schwabach. Evangelisch-Ref. Kirche, innen 105

Hofgeismar-Schöneberg. Hugenottenkirche 109

Neu-Isenburg. Plan Hugenotten-Ansiedlung 112

Hanau. Wallonische und Niederländische Kirche 113

Dresden. Siegel der ERKG 126

Guillaume Farel138

Genf. Calvins Predigtkirche Saint-Pierre 139

Siegel der Synode der Wallonischen KGn der Niederlande 146

London. French Church (Französisch-Protestantische Kirche) 153

Kopenhagen. Reformierte Kirche 157

Fabergé-Ei. Dresdner Frauenkirche 159

Florida. Hugenottenfort Caroline 162

Charleston, Süd Carolina. Hugenottenkirche 164

Kartenverzeichnis

FRANKREICH. Die Reformierte Kirche in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert 33

DEUTSCHES REICH. Ansiedlung von Wallonen, Réfugiés und Waldensern 81

CLUSON [Chisone]-Tal in den Cottischen Alpen im 17. Jh. Herkunftsorte dt. Waldensersiedlungen 83

BADEN und WÜRTTEMBERG. Ansiedlung von Waldensern, Réfugiés und Wallonen 86

MARK BRANDENBURG und PROVINZ SACHSEN. Ansiedlung von Réfugiés, Waldensern, Wallonen und Pfälzern 97

HESSEN. Ansiedlung von Réfugiés, Waldensern und Wallonen 108

PFALZ. Ansiedlung von Wallonen, Réfugiés und Waldensern 122

ELSÄSSISCHE und LOTHRINGISCHE TERRITORIEN. Ansiedlung französischer Reformierter 131

SCHWEIZ. Konfessionen um 1600 137

ENGLAND. Französische Kirchgemeinden um 1700 154

IRLAND. Ansiedlung von Wallonen und Réfugiés 156

PIEMONTESISCHE WALDENSERTÄLER heute 170

Abkürzungsverzeichnis

Nicht aufgeführt sind Wörter, bei denen nur die Endsilbe -isch oder -ich abgekürzt wurde.

1.Entstehung des reformierten Protestantismus

Zum Ende des Spätmittelalters waren die Menschen unzufrieden und erbittert über die Veräußerlichung der Religion, über den Umgang mit Ablass, Beichte und Buße, mit denen die Menschen ihr Seelenheil zu erreichen suchten, über die Prachtentfaltung der Kirche, über Ämterkauf, über Missachtung des Armuts- und Keuschheitsgebots durch die Geistlichen, über deren mangelhafte Amtsführung und Bildung. Hinzu kamen amtliche Beschwerden gegenüber dem Papsttum bezüglich der Besetzung geistlicher Stellen, der geistlichen Gerichtsbarkeit und finanzieller Belastung. Obwohl es schon früher Versuche gab, die römische Kirche zu reformieren (Waldenser, Katharer, Lollarden; Petrus Waldes, Wiclif, Hus, Savonarola), wurde erst das 16.Jahrhundert zum Zeitalter der Reformationen. In ihrem Ergebnis kam es zum Aufbau mehrerer protestantischer Kirchen. Als solche (oder auch als evangelisch) gelten alle christlichen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften, die in der Tradition der Reformationen des 16.Jahrhunderts stehen. Gleich zu Anfang entstanden die lutherische, die reformierte, die täuferische und die anglikanische Kirche. Die Reformation in Deutschland war zeitweise gefährdet durch die Verschiedenheit der reformatorischen Theologien und der entstehenden Kirchenwesen sowie durch den Widerstand der katholischen Kirche, des Kaisers und vieler Reichsstände.

Bedeutender Vorbereiter der Reformationen war die humanistische Bewegung. Sie kritisierte den geistigen und sittlichen Verfall, den Machtmissbrauch der Kirche und rief zur Rückkehr zu den Ursprüngen des Christentums auf. Das Betreiben klassischer Sprachstudien, auch des Hebräischen, ermöglichte das Lesen der Bibel in den Ursprachen. Führender Kopf der Humanisten war Erasmus von Rotterdam. 1516 veröffentlichte er den griechischen Urtext des NT und dazu seine lateinische Übersetzung. Ein Vergleich mit der von der Kirche benutzten Übersetzung – der Vulgata – ergab bei ihr an vielen Stellen große Ungenauigkeiten. Große Verbreitung fand sein Erbauungsbuch Enchiridion militis Christiani (Handbüchlein eines christlichen Streiters).

1.1Reformatorische Aufbrüche

Da es nicht gelang, die Kirche auf die ursprüngliche Form und die biblischen Grundlagen zurückzuführen, bauten die Reformatoren unter unterschiedlichen Bedingungen an verschiedenen Orten ein neues, aber vielfältiges evangelisches Kirchenwesen auf.

Martin Luther (1483–1546) gehörte 1505/24 den mönchischen Augustiner-Eremiten an, die in Wissenschaft und Ausbildung tätig waren. Seit 1512 war er im ernestinischen Sachsen Theologieprofessor an der 1502 gegründeten Universität der Stadt Wittenberg mit ihren 2 000Einwohnern. 1517 stieß er mit 95Thesen gegen den Ablass die Reformation im Deutschen Reich erfolgreich an. 1520 verfasste er drei Schriften, in denen er sein Reformprogramm für die römische Kirche beschrieb. Mit dem Augsburger Bekenntnis von 1530 begann die Eigenständigkeit des lutherischen Protestantismus. Mitte des 16.Jahrhunderts war der Aufbau des lutherischen Staatskirchenwesens vollendet – und Deutschland konfessionell gespalten. Nach Luthers Tod kam es zu Lehrstreitigkeiten im eigenen Lager. (1577) und (1580) wurden zur Grundlage der lutherischen Orthodoxie. Damit war die Bekenntnisbildung im Luthertum abgeschlossen. Luthers Reformation setzte sich vorwiegend im Ostseeraum durch.

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