Die Jagd ist weiblich - Evelyn Strizsik - E-Book

Die Jagd ist weiblich E-Book

Evelyn Strizsik

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Beschreibung

Erlebnisse einer jungen Jägerin, von Beginn an, vor und nach der Jagdprüfung, zu einer Zeit, die noch weniger von Frauen in männlichen Domänen hielt als heute. Doch langsam mausert sich die Jungjägerin zur Jägerin, die auch das Fleisch zu verwerten beginnt. Die verschiedensten, selbst erprobten Rezepte teilt sie mit den Lesern. Doch bei allen jagdlichen Erfolgen vergisst sie nie, dass sie bei jedem Jagderfolg ein Leben nimmt und freut sich, wenn das Tier keinen Schmerz erleben musste.

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Seitenzahl: 145

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Die Tiroler-Jagd im Jahresverlauf

Liebe Leser,

geht hinaus und erlebt die Natur mit allen Euren Sinnen, dann wißt Ihr, warum wir hinausgehen zur Jagd, dann werdet Ihr verstehen!

Jedes waidgerecht erlegte Wild, dessen Fleisch genutzt wird, erspart einem Nutzvieh einen grausamen Tot.

Es ist allen gewidmet, die mit mir auf Jagd unterwegs waren, und sein werden!

Inhaltsverzeichnis

ERLEBNISSE

WIE`S BEGANN

DIE ERSTE JAGD

DER ERSTE BOCK

MURMELJAGD IM ZILLERTAL

DIE ERSTE GAMS

WENN FRAUEN WAFFEN KAUFEN

AUF JAGD IN NIEDERÖSTERREICH

IM MASCHENTAL

MURMELJAGD IM ÖTZTAL

IN EIGENVERANTWORTUNG

DER ABNORME

WIEDER IM GATTERREVIER

NASSE FUCHSJAGD

AUF BOCKJAGD

EIN BRAVER SCHUß

AUF SAUJAGD IN FISCHAMEND

FUCHSJAGD IM ÖTZTAL

DER SOMMER-FUCHS

DAS ÜBERRASCHENDE ENDE MEINER BOCKJAGD

GEDICHTE

Der erste Schlag

„Schaug auffi in Woid

Die Waidmannsfrau

Guat Freund

Der Meisterschuß

Der Jäger im Himmel

Der Wildschütz

Der Rausch

Nur Pirschen

Jägersprache

Was braucht ein Waidmann?

Schußzeichen

Der Jahresverlauf

Jägerweihnacht

Winterbild

Der Waidmann

REZEPTE

HÜTTEN-REHSCHLÖGL

MURMELBRATEN

REHLEBER

GAMSBRATEN MIT ODER OHNE KNOCHEN

WILDSAU IN KRENSAUCE

GEBRATENER KLEINER HAHN

SCHWAMMERLSAUCE

REHRÜCKEN

REHRÜCKEN - NACHTISCH

WILDSCHWEINRAGOUT

MOOSBEERNOCKEN

BEUSCHERL VOM REH

REHSUPPE MIT REHLEBERKNÖDEL

WIE´S BEGANN

Alle sind im Haus oder m Garten beschäftigt, „ich gehe ein bischen Spazieren“, rufe ich in den kühlen dunklen Flur hinein, auf dessen dunkelrotem Fliesen die Sonne ihre Strahlen tanzen läßt, und gehe rasch ohne auf Antwort zu warten durch die Haustüre. Endlich frei, jubelt erleichtert mein Herz.

Noch schnell die Straße hoch und rasch verschwinden, bevor mich noch jemand zurückholt.

Eilig stapfe ich auf der Schotterstraße dem Wald entgegen. Der Schweiß rinnt mir über das rote verschwitzte Gesicht in meine Augen, Fliegen schwirren lästig um mich herum, doch schnell weiter. Endlich bin ich an den Wiesen angelangt und außer Sichtweite.

Herrlich, alle Probleme sind vergessen, ich schleiche vorsichtig durch das hohe Gras, ducke mich zwischen dem Bärenklau, der seine dicken grünen Stängel in den Himmel streckt, schiebe die dicht aneinander wachsenden, hüfthohen Gräser und Blumen beiseite um überhaupt durch zu kommen. Schon lange hat hier keiner mehr gemäht. Ringsum ist die Luft erfüllt vom Summen, Brummen und Zirpen eines heißen Sommertages.

Wieder streiche ich einen Käfer ab, der auf meiner Schulter gelandet ist. Irgendwann einmal werde ich im Wald leben, denke ich, eine kleine Blockhütte, Wasser vor der Tür, ein Ofen und ein Bett und ich wäre glücklich.

Mit solchen Gedanken beschäftigt, entdecke ich plötzlich ganz nah ein Reh. Vertraut nascht es an den Blättern ringsum ohne mich zu entdecken. Schnell verberge ich mich zwischen dem hohen Gras und beobachte es eine ganze Weile aus meinem Versteck heraus, dann ziehe ich mich zurück und gehe einen anderen Weg.

So habe ich in meiner Kindheit die ganze Umgebung rings um mein Heimathaus in Niederösterreich entdeckt und unsicher gemacht. Meine Mutter war oft genug böse auf mich, wenn ich wieder einmal die Zeit vergaß und erst, schon lange nach dem Dunkel werden, nach Hause kam und bestrafte mich.

Da ich für meinen Vater so etwas wie der „Sohnersatz“ war, konnte ich mir mit blutjungen sieben so einige Freiheiten erlauben, die meine Schwester erst gar nicht versuchen durfte. Es nützte alles nichts, immer wieder zog es mich in den Wald, auch wenn ich Hausarrest hatte. Ich „büxte“ zu irgendeinem nahen Nachbarn, mit „tierischem Anhang“, aus und Vater lachte nur.

Gleich um die Ecke, beim nächsten Bauern saß ich bei der rosaroten Muttersau und „hopperlte“ das kleinste Ferkerl, das unbedingt meine Fürsorge brauchte. Oder ich besuchte die krummbeinige alte Nachbarin mit ihrem dicken Mischlingshund, der mir freudestrahlend, mit einem eben ausgegrabenen verfault stinkenden Ei im Maul, entgegen lief und es mir Beifall heischend vor die Füße legte. Wenn beim Bauern den Hasen das Fell über die Ohren gezogen wurde, blieb ich lieber nebenan bei den Truthähnen und versuchte sie vergeblich zu zähmen. Nur der Gockel vom Hias, lief seit neuestem immer vor mir davon, seit ich ihn mit Heidelbeeren so verwöhnt hatte, daß er drei Tage Durchfall bekam.

Jedem war bekannt, daß ich keinen Tierfilm versäumte, meine Freizeitentspannung war Film oder Tier und Wald in „Natura“. Wäre da nicht die „normale Welt“ mit ihrer blöden Schule gewesen, außerdem wurde ich älter und sollte endlich erwachsen werden.

Doch eines Tages, viele Jahre später, bot sich mir die Gelegenheit wieder etwas über das Leben im Wald zu erfahren. Ich war beglückt als sich die Gelegenheit ergab für die Jagdprüfung mitlernen zu können.

Wald und Wild, noch immer meine heimliche Liebe!

Wir saßen eines Abends prustend vor Lachen, mit einem guten Bekannten und Jäger, im „Kellerstüberl“ meiner Eltern und hielten uns die schmerzenden Bäuche. Ein Jägerwitz folgte dem nächsten, als unser Bekannter plötzlich mitten drinnen meinen Vater “häkerlte“, „ Na traust du dich, es dir deiner Frau nachzumachen und trittst auch zur Jagdprüfung an, oder bist du zu feige? Sogar einen Privatunterricht biete ich dir an!“ (Meine Mutter hatte im Jahr davor die Jagdprüfung bestanden.)

Das ließ sich Vater nun nicht mehr gefallen und schon eine Woche später saßen wir, mittlerweile dann zu sechst, um den Tisch versammelt.

Mit „Argusaugen und -ohren“ überwachte Mutter unsere Fortschritte und warf immer wieder Ergänzungen in die Runde. Ich glaube sie wollte nur zeigen, daß sie noch nichts vergessen hatte.

Ich liebte diese aufregenden Abende! Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es immer so weiter gehen können. Nie wurde es langweilig! Zwischen Scherzen und Lachen lernten wir fast nebenbei für die Prüfung. In den Nächten danach träumte ich dann von Tragzeiten, vom Nachwuchs, vom Gewaff, von Löffeln und Lichtern, von Schonzeiten und Schußzeiten und wie man sich als Jäger zu benehmen hatte.

Was ist eine Flinte und eine Büchse, welches Kaliber ist wann das Richtige. Wozu braucht ein Jäger einen Revolver? Fasziniert nahm ich all das Wissen in mich auf.

Dann war endlich der Tag der ersten Prüfung gekommen. Bevor wir zum theoretischen Teil gehen durften, mußten wir erst zeigen, daß wir auch schießen und treffen konnten.

Zeitig in der Früh trafen wir uns auf einem unbestellten Acker. Mit dem Gewehr war ich gar nicht so schlecht aber mit der „Schrot“ eine Tontaube treffen? Na, ja! Und dann standen wir da alle ratlos in der Gegend herum, warteten nervös, wie es nun weiter gehen sollte.

Einige kannten sich schon und redeten leise miteinander. Auch mein Vater hatte Bekannte getroffen und unterhielt sich mit ihnen.

Ich stand etwas abseits und beobachtete, wie sich der eine oder andere nach mir umdrehte, „ Was wohl des Mädel do macht, will die vielleicht a a Jaga wer`n?“, hörte ich Jemanden leise seinem Nachbarn zuflüstern.

Aber dann ging’s endlich los und die wartenden Gruppen lösten sich auf.

Nebelschwaden lagen noch über dem Feld und in der kalten Luft stand der Atem wie Rauch vor unseren Gesichtern. Fünf schwere Holztische, mit einfachen Auflagen dienten uns Prüflingen als Abschußplatz. Auf etwa 100 m Entfernung waren Holztafeln mit einem Holzkeil in den Boden gerammt worden, in deren Mitte man weiße Zieltafeln mit einem großen schwarzen Kreis sehen konnte.

Es war bitterkalt und alle standen händereibend, etwa zwanzig Männer und ich, in grüner, jagdlicher Kleidung, um die Prüfer herum. Einer nach dem anderen bekam einen eigenen Tisch mit Aufpasser zugewiesen. Jedes Mal wenn alle Prüflinge an den fünf Tischen ihre drei Schuß abgegeben hatten, wurde der Schießbetrieb kurz unterbrochen. Die Schießscheiben von den Prüfern geholt und gewissenhaft mit den Namen der Schützen versehen.

Endlich bekam auch ich eine Waffe in die Hand gedrückt. Tief durchatmend versuchte ich die Aufregung zu unterdrücken. Doch plötzlich wurde ich ganz ruhig, das Ziel gehörte mir, ich sah nur noch den schwarzen Kreis. Eine Kugel nach der anderen landete genau im Zentrum. Wie selbstverständlich gab ich das Gewehr wieder zurück und stapfte mit einem breiten Grinsen zu meinem Vater. Eh klar, daß seine Tochter schießen konnte. Ja, ja, eh klar, meine zitternden Hände versteckte ich in meiner Jackentasche!

Ein Glück, die erste Hürde war geschafft. Beim Mittagessen, im nahen Gasthaus, spürte man fast körperlich die Aufregung ringsum. Alles saß laut schwatzend an den Tischen eines urigen alten Wirtshauses und langte kräftig zu. Würden wir auch die nächste „Runde“ schaffen? Noch mußten wir uns mit der Flinte beweisen bevor wir zur theoretischen Prüfung durften. Wenigstens eine Taube mußten wir treffen!

Bei der Gelegenheit dachte ich unwillkürlich an eine der Eselsbrücken meines Vaters, „Kannst du dir nicht endlich den Unterschied zwischen einer Büchse und einer Flinte merken? In die Büchse der Mädel paßt auch nur eine Kugel rein!!“

Das konnte ich ja nicht vergessen!

Inzwischen waren wir in der Schlucht angekommen, in der wir schon geübt hatten. Auf „Ab“ schnellte bald auch für mich eine Ton-Taube nach der anderen gen Himmel. Die erste zerschellte an der Felsenwand dahinter, die nächste zerbarst, getroffen, augenblicklich in ihre Einzelteile.

Ja - geschafft jubilierte es in mir und als die Dritte kam, war mir schon alles gleichgültig, ich wußte ich durfte zur theoretischen Prüfung antreten!

Gleich am nächsten Tag saßen dann auch mein Vater und ich in Reih und Glied mit den anderen Prüflingen, gespannt vor unseren „Richtern“. Jeder bekam ein Tier zugewiesen. Zack, zack reihten sich Antworten auf Fragen. Mir schwirrte der Kopf, ohne Bestätigung machten sich die Prüfer Vermerke und ließen uns kaum Zeit zum Überlegen, es wollte gar nicht enden, schließlich verließ ich wie betäubt den Raum.

Wieder banges Warten, nach der Reihe wurden wir aufgerufen. Endlich - ich hatte es geschafft, Vater natürlich auch!

Ausgelassen feierten wir daheim mit Sekt und Jagaschnapserl bis spät in die Nacht, ließen den Tag revue passieren und freuten uns einfach „wahnsinnig“. Noch einige Tage später spazierte ich mit stolz geschwellter Brust herum und meinte jeder müßte mir ansehen, daß ich jetzt ein Jäger bin, die grüne Jagdkarte eine „Trophäe“!

Doch bald verflog die Besonderheit dieses Tages und machte dem täglichen Leben Platz. Es sollten einige Jahre ohne Jagd vergehen, denn ich zog von zu Hause weg, heiratete und gründete eine eigene Familie.

Mein Vater hingegen knüpfte in der Zwischenzeit viele jagdliche Kontakte und konnte bald einiges an Trophäen vorweisen. Bei einem meiner seltenen Besuche sagte er dann zu mir: „Für mich bist` immer noch koa „g´scheiter“ Jäger, bist`überhaupt schon einmal g`wesen?“ „Nein“ mußte ich nun ehrlich gestehen.

Ich hatte viel zu viel zu tun gehabt! Meinen Sohn aus den Windeln zu bekommen, war in die Stadt gezogen und ging auch schon wieder Arbeiten, da „verschwendet“ man nicht so viele Gedanken daran Kontakte mit Jägern zu knüpfen.

Das müssen wir sofort ändern, war seine Meinung und so organisierte er für mich eine Murmeljagd.

DIE ERSTE JAGD

An einem strahlenden Sommertag Ende August stieg ich dann, nur mit dem Rucksack „bewaffnet“ in den Zug nach Salzburg. Die stundenlange Fahrt endete schließlich auf einem einsamen Bahnhof einer Einspur-Bahn. Außer mir verließen nur ein Bauer und ein altes Weiblein die klapprigen Waggons. Es war ein netter kleiner Bahnhof wie aus dem Spielzeugladen, mit einem überdachten Backstein-Bahnsteig der mit Blumenkästen mit roten Blümchen dekoriert war. Im morgendlichen Tau glitzerten die kleinen Blüten in der Sonne. Als ich den Bahnsteig verließ, stand da schon der Geländewagen mit dem ich abgeholt wurde. Hinter mir der Bahnsteig, schon wieder verlassen und einsam im Sonnenlicht. Wir durchquerten den gemütlichen Ort, bogen ein und schon waren wir auf einem Forstweg der in eine

Gebirgsstraße überging. Holpernd bahnte sich der Jeep den schmalen, wenig befahrenen Weg zu unserem Ziel hoch.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel, es war sicher so um die Mittagszeit, als wir endlich an einer Materialseilbahn ankamen. Wir wurden tatsächlich, wie Butter, Käse, und sonst so allerlei, der Reihe nach in eine Holzkiste „gepackt“.

Das sollte wohl die erste Befähigungsprüfung an diesem Wochenende sein, die ich zu bestehen hatte, denn die Holzbox war natürlich nicht „Tüvfähig“ aber „ Des geht scho, wos glaubst denn du, wos de scho alls ausghoiten hot!“ spornt unheimlich an! „Und feig is a Jagarin ned!“

Also rein in das „Ding“ und ab den Berg rauf, das dicke Seil gab an der Winde noch ein quietschendes Geräusch von sich, bevor sich die Kiste schaukelnd hoch zu schwingen begann. Eine halbe Stunde lang schwebte ich über dem Abgrund der Almhütte entgegen, die Angst war jedoch sofort verflogen, denn die Aussicht war unbeschreiblich und nahm mich sofort gefangen.

Endlose Weiten an hellen Almwiesen taten sich vor mir auf und wechselten sich mit dem Dunkelgrün der Hochwaldflächen ab. In weiter Ferne konnte man, winzig klein, grasende Kühe zwischen rotgrünen Büschen erkennen. Leuchtend blauer Himmel, in dem kleine Wölkchen langsam dahinzogen, eine gleißende Sonne, die mich in meinem Blick in die Ferne blendete. Steinbegrenzungen verschwanden am Horizont der grünen Almflächen. Die Seilbahn trug mich weiter, hoch über den Wipfeln der höchsten Lerchen und Fichten, immer höher hinauf.

Als ich oben ankam wäre ich noch gerne weiter gefahren, doch so sehr ich die Fahrt letztendlich genossen hatte, so steif entstieg ich dem schaukelnden Gefährt. Der Jagdherr und die Senner begrüßten mich sofort aufs Herzlichste. Hinter mir entluden sie eiligst den gesamten Hausrat und schickten die Kiste gleich wieder zu den Nächsten hinunter. Einige Zeit später trafen wir endlich alle wieder in der Hütte zusammen und während die Kühe uns den Abend einläuteten, um dann stampfend und kauend per Hand gemolken zu werden, genossen wir die Gesellschaft des Jagdherrn, der uns noch die letzten Anweisungen für den kommenden Tag geben wollte.

Zeitig am nächsten Morgen, stolperten wir schlaftrunken aus den ungewohnten Betten. Schnell zogen wir uns nach einem kurzen Frühstück an. Dann der etwa 2 ½ Stunden Marsch zu den „Murmelgründen“! Wir folgten einem ausgetretenen schmalen Wanderpfad, kletterten über nasse Bachhänge und stiegen im Gänsemarsch höher und höher. Meine verwöhnten Stadtfüße begannen zu schmerzen. Ich verstand das einfach nicht, ich hatte doch extra die guten, alten Bergschuhe, die ich noch schnell, nebst einer grünen Hose, aus den Tiefen meines Kleiderschrankes gezogen hatte, eingepackt. Dann begann es auch noch in Strömen zu Regnen. Wir waren in Salzburg, natürlich, das hatte so kommen müssen, ein Salzburger „Schnürlregen“!

Mehr rutschend als gehend folgte ich meinem „Vordermann“, sah weder links noch rechts, Wasser lief mir ins Gesicht. Jedes Mal wenn ich mit einem Fuß auftrat machte es ein quatschendes Geräusch, wenigstens Dauerwellen hatte ich mir erst machen lassen, verlor sich ein Gedanke an meine „Schönheit“, dann würde ich später nicht ganz so besch.... aussehen. Die Schminke hatte sicher schon schwarze Rinnen in meinen Wangen hinterlassen. Gott sei Dank drehte sich keiner um, alles stapfte verbissen weiter.

Plötzlich merkte ich, wie sich die Gummisohlen an der Kuppe meiner Bergschuhe lösten, na Klasse, das konnte auch nur mir passieren, und als in diesem Moment auch meine Mutter das sah, las ich es in ihren Augen. „Mit dir muß man sich immer blamieren!“

Ich sehnte das Ende des Aufstieges entgegen!

Gegen Mittag hatten wir es schließlich endlich geschafft. Die Sonne war wieder am Himmel und ich war glücklich, daß ich meine Bergschuhe ausziehen konnte.

Ganz faltig schälte ich meine aufgeweichten Füße aus den „patschnassen“ Strümpfen. Tunlichst vermied ich, daß jemand zusah. Ich saß versteckt unterhalb der vielleicht 20m2 große Berghütte auf einem großen Felsen. Sie würde uns Unterkunft und Übernachtung bis zum nächsten Tag bieten. Dies war nun unser Sammelpunkt, von hier starteten wir alle zu unseren weiteren Jagden.

Bei dem Rundumblick eröffneten sich mir die endlosen, saftigen, grünen Hoch-Weiden, erst hunderte Meter weit oben waren die Gebirgsketten zu erkennen. Massive Felswände erhoben sich in weiter Ferne in die Höhe und sahen auf uns herab, am Fuß, dem Übergang zu den Wiesen, mit Geröll gefüllt. Ein Adler zog weit über uns im schillernd, blauen Himmel seine Kreise. Der Anblick ließ alles vergessen. Der Hüttenwirt und Jäger kam aus der Hütte und begrüßte alle der Reihe nach, Troll, sein Gebirgsschweißhund, sprang aufgeregt an jedem hoch.

In etwa 100 Meter Entfernung war bereits eine Tafel für einen Probeschuß fixiert. Schnell, schnell mein Vater richtete schon geschäftig die Waffe für mich, „Mach noch einen Probeschuß“, hieß es. Jetzt nach dem Aufstieg?

Natürlich durfte ich mir nichts anmerken lassen, war doch alles ganz selbstverständlich, wenn man noch ganz außer Atem mit bloßen Füßen, die aussahen wie von Oma, dastand und eine Waffe in die Hand gedrückt bekam.

Aber ich war ja die Tochter meines Vaters (logisch!). Mit etwas zittrigen Händen, gelang es mir, mit seiner 222er, doch ein recht gutes Schußbild „abzuliefern“. Zufrieden beschloß unser Jagdführer, daß es dann ja auch gleich weiter gehen könnte! Mir blieb nichts erspart! Kurze Zeit später war ich schon wieder dabei mir meine halbkaputten „Bergböcke“ zu schnüren, warf danach den Rucksack um die Schultern und begann mit meinem „Jaga“ den Aufstieg.

Schweifwedelnd lief Troll ein Stück voraus, bevor er wieder an die Leine mußte, “Muß das sein?“ schienen seine treuen Augen zu flehen.

Als wir zu zweit hintereinander, gemächlichen Schrittes einen schmalen Fußweg entlang wanderten, kehrte wieder meine innere Ruhe zurück, die Sonne lachte, meine Haare waren auch schon wieder trocken, die Luft kühl und würzig. Beim nächsten Graben, den wir erreichten und überstiegen, waren wir aus dem Blickfeld der Hütte verschwunden.

Auf der dichten hellgrünen Wiese danach, mit ihren dunklen vereinzelten Grasbüscheln, unterbrochen durch Blumengruppen von Bergenzian, waren deutlich die Einschlupflöcher zu den Murmelbauten und die viel begangenen, oberirdischen Verbindungswege zu erkennen. Manchmal sah man frisch aufgeworfene Erde, die zeigte, daß die Mankei hier fleißig gearbeitet hatten.