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Im Sternenbild des Schwans hat die NASA unter der Bezeichnung „Kepler 452b“ bereits im Jahre 2015 einen erdähnlichen Planeten entdeckt. Im Jahre 2058 startet das erste Fernraumschiff von der Erde. Es hat 1337 Passagiere an Bord. Es sind Auswanderer einer überbevölkerten Erde mit 16,7 Milliarden Menschen. Das Raumschiff befindet sich auf dem Flug in das Sternenbild des Schwans. An Bord wachen sieben sogenannte „Lenker“ über die 1330 in Stasis versetzten und schlafenden Passagiere.
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Seitenzahl: 89
Veröffentlichungsjahr: 2023
Jens Fitscher
Jens F. Simon
STERNEN COMMANDER
Band 38
Die Kepler-Mission
© 2023 Jens Fitscher, Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
1.Auflage
ISBN: 978-3-96674-636-6
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INHALT
Prolog
Eine neue Erfahrung
Disco-Night
Das Mädchen Luna
Lunas Geheimnis
Die Auswanderung
Im « Sunrise »
Das Generationenschiff
Virtuelle Gefühle
Liebesgeflüster
Die Welt scheint so zu sein, wie du sie siehst, das glaubst du jedenfalls. Ein normaler Tag beginnt, wie jeder Tag zuvor. Die Wochen und Monate vergehen und erscheinen in deinen Erinnerungen. Dann triffst du eine Person und die Welt, wie du sie kennst, gibt es schlagartig nicht mehr. Alles nur übersteigerte Fantasie, denkst du. Dann kommt es noch schlimmer. Deine Existenz wird infrage gestellt. Dein eigener Intellekt stellt sich gegen dich und du zweifelst vor Gott und fragst ihn: „Wer bin ich, was bin ich, warum bin ich!“
Auf der Suche nach bewohnbaren Welten in den Tiefen des Alls wird im Jahre 2015 durch die US-Weltraum-Organisation NASA eine elektrisierende Neuigkeit verkündet: „Die Erde hat in einer anderen Galaxie einen Doppelgänger.“
Im Sternenbild des Schwan hat die NASA unter der Bezeichnung „Kepler 452b“ einen erdähnlichen Planeten entdeckt.
Der Chef des Forschungsteams sprach begeistert von einer „Erde 2.0“. Kepler 452b befindet sich etwa 1400 Lichtjahren von der Erde entfernt, ist aber nach vorläufigen Erkenntnissen, die uns am nächsten liegende lebensfreundliche Welt außerhalb unseres eigenen Sonnensystems.
Das in knapp 70 Millionen Kilometer von der Erde entfernt installierte Weltraumteleskops „Kepler“ entdeckte den erdähnlichen Planeten.
Auf die Frage eines Journalisten, ob man Kepler 452b anfliegen könnte, musste der Chef des SETI-Instituts im kalifornischen Mountain View kurz hell auflachen.
„Meine Damen und Herren von der Presse. Wir haben bisher wenig Erfahrung im Bau von bemannten Raumschiffen. Aber selbst, wenn es uns gelänge, einen Antrieb zu erfinden, der das Schiff auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen könnte, würde es noch Jahrzehnte dauern, bis dieses Schiff Kepler 452 b erreichen würde. Glauben Sie mir, das Wissen um die Existenz von Kepler 452b ist das eine, aber die Ausführung eines interstellaren Fluges ist ganz etwas anders. Dieses Projekt dürfte etwas für unsere Kinder und Kindeskinder sein.“
Der Sommerabend war lauwarm. Liam ging langsam den kleinen Trampelpfad entlang, den tagsüber die Bauern mit ihren Tieren benutzten. Er hätte auch die asphaltierte Straße nehmen können, aber der Pfad war der direkte Weg und führte über eine kleine Lichtung zu dem Elternhaus von Ben.
Der Mond war bereits aufgegangen, obwohl es noch nicht ganz dunkel war. Liam schaute auf seine Armbanduhr.
Es war gerade neunzehn Uhr geworden. Jetzt schlug auch bereits die Kirchturmuhr. Er zählte automatisch jeden Schlag mit. Es waren genau sieben Schläge, was auch sonst.
Liam musste innerlich grinsen. Das Gartentor stand sperrangelweit offen, als er an dem alten Bauernhaus ankam. Ben hatte ihm erzählt, dass sein Elternhaus eines der ältesten Häuser überhaupt im Dorf war.
Liams Eltern waren vor neun Jahren zugezogen. Das Dorf hatte mittlerweile auch ein Neubaugebiet bekommen, trotzdem blieb es immer noch ein kleines Dorf mit seinen 312 Einwohnern. Er wusste nicht wirklich, warum seine Eltern sich hier niedergelassen hatten, schließlich lag das Dorf über fünfzehn Kilometer von der nächstgrößeren Stadt entfernt und ohne einen Wagen war man regelrecht aufgeschmissen.
Liam besuchte die zehnte Klasse der Leo-Sternberg-Realschule. Er war gerade 17 Jahre alt geworden, sah aber mindestens zwei Jahre älter aus. Seine Eltern hatten bestimmt, dass er nach den Sommerferien auf ein Gymnasium wechseln sollte, um dann in drei Jahren sein Abitur zu machen.
„Ohne Abitur kannst du heute deine weitere berufliche Zukunft an den Nagel hängen“, hatte sein Vater im gesagt.
Heute, das war das Jahr 1977.
„Wir haben über eine Million Arbeitslose und die geburtenstarken Jahrgänge drängen in den nächsten Jahren zusätzlich auf den Arbeitsmarkt.“
Sein Vater machte sich über ungelegte Eier sorgen, so Liams Meinung.
Er wäre viel lieber nach der zehnten Klasse von der Schule abgegangen, schließlich war ein guter Realschulabschluss auch etwas. Um auf das Gymnasium zu wechseln, benötigte er eine zweite Fremdsprache. Diese war aber bisher auf der Realschule ziemlich vernachlässigt worden.
Wie sollte das wohl funktionieren? Er schüttelte nur den Kopf. Als er jetzt die kleine, mit rundem Kopfsteinpflaster angelegte Zufahrt des Gehöfts entlang ging, hörte er laute Discomusik.
Sie kam aber nicht aus dem Wohnhaus, sondern von weiter rechts. Dort stand die große Scheune, in der die Heuballen für den Winter gestapelt wurden.
Liam kannte sich aus, da er in den vergangenen Jahren mehrmals beim Heueinbringen geholfen und sich so sein Taschengeld etwas aufgebessert hatte.
Ganz deutlich konnte er die Gruppe Baccara mit dem Lied „Yes Sir I Can Boogie“ hören. Sie rangierte seit Wochen in den Charts ganz oben und selbst im Radio spielten sie den Song fast täglich.
Silas, einer der Jungs vom Dorf, hatte ihm verraten, dass die Jugendfeuerwehr zu Bens Geburtstag eine ganz besondere Überraschung geplant hatte. Lautes Lachen drang ihm dumpf aus dem Inneren entgegen, als Liam auf das geschlossene Scheunentor zuging.
Wie es sich anhörte, hatten sich schon einige von Bens Feuerwehrkameraden eingefunden.
Die Geburtstagsparty würde also in der Scheune stattfinden. Das riesige, aus zwei Teilen bestehende Tor, war geschlossen.
Gerade als er auf die rechte Torhälfte zuging, in der nochmals eine normale, kleinere Tür integriert war, öffnete sich diese und zwei Jungs kamen heraus.
Sie waren gerade dabei, sich eine Zigarette anzuzünden. Natürlich war in der Scheune mit dem vielen trockenen Stroh das Rauchen verboten.
„Hallo“, grüßte Liam kurz, als sie ihn vorbeiließen. Sie nickten ihm nur zu.
Er kannte sie nicht. Sie gehörten wohl zur Feuerwehr. Ein Höllenlärm schallte ihm entgegen, als er nun durch die kleine Tür in die Scheune gelangte.
Liam blieb zunächst stehen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Mitten in dem länglichen Raum standen zwei massive Holzböcke, auf denen etwa drei Meter lange Holzbohlen lagen. Auf ihnen standen die Musikanlage, zwei Plattenspieler und das Tapedeck. Die Front, - und Effektlautsprecher waren gleichmäßig im Raum verteilt. Ein dicker Subwoofer stand mitten zwischen den Böcken unter den Holzbohlen.
Direkt am Aufgang zum Heuboden standen mehrere Tische mit weißen Papiertischdecken, auf denen die Getränke und das Knabbergebäck platziert waren.
Es herrschte bereits eine ausgelassene Stimmung. Liams Blicke suchten Ben.
Er konnte ihn aber nirgends ausmachen, obwohl erst wenige Partygäste anwesend waren und er einen guten Überblick hatte.
Er stand etwas ratlos an der Scheunentür und blickte auf das Geschenk in seiner Hand. Es war nicht billig gewesen, sein Geschenk für Ben. Liams Mutter hatte ihn deswegen auch gerügt.
„Wie kannst du nur für so einen Unsinn so viel Geld ausgeben“, hatte sie ihn angepflaumt. Liam musste zugeben, dass er auch selbst mit diesen neuartigen Spielen nicht viel anfangen konnte.
Ben hatte ihm erzählt, dass er sich einen funkelnagelneuen Heimcomputer zugelegt hatte, einen Commodore PET 2001.
Liam hatte ihn daraufhin ungläubig und etwas ratlos angeschaut. Was war, bitte schön ein Heimcomputer? Ben präsentierte ihm das Monstrum, als wäre es ein Schatz.
Es sah sehr utopisch aus und erinnerte Liam irgendwie an den Arbeitsplatz von Lt. Uhura, in der Fernsehserie ‚Raumschiff Enterprise‘, deren Ausstrahlung zurzeit wieder einmal wiederholt wurde. Der Commodore PET 2001 besaß links neben der riesigen Tastatur ein Laufwerk.
Das Computerspiel Zork bestand aus genau drei Datenkassetten, die dort eingesetzt werden konnten.
Liam hatte lange überlegt, ob er Ben damit überhaupt eine Freude machen konnte.
Nachdem dieser aber immer öfters von seinem Computer geschwärmt hatte, schien ihm solch ein Geschenk mehr als angebracht zu sein. Liam ging langsam weiter in den Raum hinein, als er unvermittelt eine Berührung an seiner Schulter spürte.
Hinter ihm stand Ben.
„Herzlichen Glückwunsch!“ Liam überreichte ihm das Päckchen und beobachtete ihn dabei, wie er mit leicht hochgezogenen Augenbrauen das Geschenkpapier entfernte.
„Man Liam, das ist mal ein Geschenk.“
Er schaute tatsächlich nicht nur überrascht, sondern mit beginnender Begeisterung auf die drei Einzelschachteln mit den Spielkassetten.
„Da hast du voll ins Schwarze getroffen. Vielen Dank!“
Ben legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter und zog ihm mit sich in Richtung Getränke.
„Darauf stoßen wir an!“
Ben fragte ihn erst gar nicht, was er trinken wollte, sondern füllte zwei Gläser mit Eiswürfel und goss Bacardi darüber. Dann drückte er ihm ein Glas in die Hand.
„Cheers!“
Liam nickte Ben zu und nippte lediglich am Glas. Er mochte den Alkohol nicht. Ihm war schon aufgefallen, dass unter seinen Freunden und Bekannten viel getrunken wurde.
Er versuchte sich dabei immer etwas herauszuhalten und war bereits mehrmals als Spielverderber oder Spaßbremse tituliert worden. Plötzlich war eine laute Feuerwehr Sirene, ein sogenanntes Martinshorn, von außerhalb der Scheune zu hören.
„Das ist bestimmt meine Staffel. Die wissen doch, dass sie die Sirene nur im Einsatz einsetzen dürfen. Die machen mir noch die gesamte Nachbarschaft rebellisch.“
Ben leerte sein Glas in einem Schluck und stürmte aus der Scheune. Liam blickte ihm neugierig hinterher.
Gerade als hinter Ben die kleine Tür im Scheunentor zufiel, wurde es auf dem Zwischenboden der Scheune laut.
Von dort oben, wo das Heu zum Trocknen ausgelegt war, hörte man laute Worte und dazwischen Frauengelächter herunterschallen. Liam erkannte mehrere Jungs und zwischen ihnen zwei junge Frauen. Sie kämpften sich durch die Strohballen hindurch auf die einzige Leiter zu, die nach unten führte. Zwei der Jungs trugen Feuerwehrjacken.
Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. Mit wachsender Aufmerksamkeit verfolgte er, was nun geschah.
Die Jungs warfen, noch bevor sie an der Leiter herunterstiegen, mehrere Strohballen runter. Sie landeten etwas seitlich neben der Musikanlage. Sofort stürzten sich dort andere auf die Ballen und fingen an, sie auseinanderzureißen.
Mit einem Mal herrschte eine rege Betriebsamkeit in der Scheune. Von draußen kamen weitere Jungs herein. Sie trugen ebenfalls die blauen Feuerwehrmonturen und halfen das Stroh kreisförmig zu verteilen.
Die beiden jungen Frauen zogen Liams Blick wie magisch an. Sie waren nur spärlich bekleidet.
Sie trugen schwarze Leder Hotpants und darüber ein lila Top und sie waren tatsächlich barfuß.
Jetzt zogen sie sich einen langen, grauen Trenchcoat über, während einer der Jungs in Feuerwehrmontur die Musik ausschaltete.
Es wurde schlagartig ruhig. Liam stand immer noch am Getränketisch. Er konnte sich zunächst keinen Reim auf all das machen.
„Sag mal, was habt ihr eigentlich vor?“ Liam erkannte Jasper, er war etwa im gleichen Alter wie er und wohnte in der Nachbarschaft.
Jasper machte eine Lehre als Steinmetz, soviel wusste er von seiner Mutter. Sie war immer gut informiert, was so im Dorf geschah. Jasper holte gerade mehrere Flaschen Bier aus der Kiste unter dem Tisch hervor.
„Du wirst dich wundern, sag ich dir. Lass dich einfach überraschen und genieße die Aufführung. Ist eine Geburtstagsüberraschung von den Jungs für Ben!“
Liam nickte nur und beobachtete weiterhin die beiden jungen Frauen. Sie tuschelten miteinander und dazwischen hörte er immer wieder ein lautes Kichern.
Sie standen jetzt inmitten des Strohkreises und schienen auf etwas zu warten. Am Scheunentor wurde es laut und Liam konnte Bens Stimme hören.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Die Beleuchtung ging bis auf zwei Strahler aus, die auf den Strohkreis mit den Damen gerichtet waren. Ben kam gerade durch die Tür. Er schien etwas wütend zu sein und blieb kurz stehen, als Joe Cocker begann, „You can leave your head on“ zu trällern.
Jetzt betraten auch seine Kameraden die Scheune, die ihn draußen anscheinend noch so lange aufgehalten hatten, damit man im Inneren die Vorbereitungen abschließen konnte.
Alle Augen waren auf Ben gerichtet und auf den Strohkreis, wo jetzt zwei Frauen begannen, sich den Trenchcoat vom Leib zu reißen und sich weiter auszuziehen.
Der Striptease war im vollen Gange. Langsam entledigten sich die Damen zuerst ihrer Oberteile, gefolgt von den Hotpants.