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Als die kleine Ameise Immerzutun durch einen Windstoß fortgetragen wird und sich weit entfernt von ihrem Ameisenhügel im Wald wiederfindet, beginnt für sie eine abenteuerliche Reise. Auf dem langen Weg zurück nach Hause - trifft sie viele neue Freunde, wie den dicken Käfer Brumm und die mürrische Eule Emma. Sie alle helfen und vermitteln ihr wichtige Lebensbotschaften. So entdeckt sie nicht nur die geheimnisvolle Zauberatmung, durch die sie auf wundervolle Ideen kommt, sondern auch eine Möglichkeit, wie sich ihre Ängste in Mut und Freude verwandeln lassen.
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Seitenzahl: 47
Veröffentlichungsjahr: 2024
Dies ist die Geschichte der kleinen Ameise Immerzutun, die draußen am Rande des Waldes, inmitten ihrer Ameisenfamilie lebte. Immerzutun war zwar nicht sehr groß, ja, sie schien sogar viel kleiner als die anderen im Bau zu sein, aber sie war eine starke und unglaublich fleißige Ameise. Sie bewegte sich den ganzen Tag, schaffte Nahrung heran, kümmerte sich um die Kleinsten im Ameisenbau, räumte und putzte unentwegt und war die ganze Zeit damit beschäftigt, alles ordentlich und sauber zu halten. Um die kleine Ameise herum gab es nur Arbeit und nichts anderes.
Niemals spielte sie einfach nur so mit ihren Freunden oder lag still vor dem Ameisenhügel in der Sonne und beobachtete die Wolken.
So weit ihre Augen blickten und sie denken konnte, wartete eine Menge an Aufgaben auf sie. Ausruhen kannte Immerzutun nicht.
So war es schon seit eh und je und niemals hätte sie gedacht, dass sich daran einmal etwas ändern würde, aber… es sollte ganz anders kommen.
Eines Tages trat Immerzutun nämlich vor die Tür ihres Hügels, um Tannennadeln aus dem Wald zu holen, als ein enormer Windstoß sie einfach wegblies.
Der Wind war so stark, dass sie die Besinnung verlor und erst wieder wach wurde, als sie weit entfernt von ihrem Zuhause unsanft auf dem Waldboden landete.
Mühsam rappelte sich die kleine Ameise auf. „Wo bin ich?“, fragte sie laut und sah sich hilflos um. Diesen Teil des Waldes kannte sie nicht und alles, was Immerzutun nicht kannte, machte ihr Angst. Ängstlich betrachtete sie die fremden Bäume, die Steine, die Beeren an den Sträuchern - ja, sogar die Sonne, die durch die Baumwipfel zu ihr herabschien. Alles, was sie umgab, war ihr scheinbar völlig fremd. Ihr kleiner Ameisenkörper fing an zu zittern.
Das beobachtete ein großer, dicker Käfer, der unweit von Immerzutun auf einem Blatt saß und sein Mittagsschläfchen halten wollte. „Mein Gott!“, rief er, „Durch dein Zittern wackelt ja der ganze Wald! Ich werde noch von meinem Blatt fallen!“ Das war natürlich übertrieben, denn Brumm, so der Name des Käfers, war - wie bereits gesagt - sehr dick und es war vollkommen unmöglich, dass er durch das Zittern der kleinen Ameise von seinem Blatt fallen konnte. Er machte jedoch überaus gern Späße und wollte Immerzutun aufmuntern, denn er sah sehr wohl, dass es ihr gar nicht gut ging.
„Ich weiß nicht, wo ich bin!“, sagte die kleine Ameise verzweifelt und zitterte noch ein wenig mehr bei dem Gedanken, dass sie scheinbar ganz allein in der Fremde war. Sie spürte mit einem Mal, wie die gesamte Kraft aus ihren Ameisenbeinen entwich und sie sich vor Angst kaum noch aufrecht halten konnte.
Brumm betrachtete sie ausgiebig und nickte dann bedächtig. „Was machst du denn sonst, wenn du dich verlaufen hast?“, fragte er sie mit ruhiger Stimme. „Ich habe mich noch nie verlaufen“, antwortete Immerzutun leise, „denn - ich war ja noch nie woanders als dort, wo ich wohne!“ Brumm sah sie wieder lange an, nun jedoch deutlich verwunderter. „Soll das heißen, du bist noch niemals im Wald herumgekommen? Hast nie etwas anderes als das kennengelernt, was du schon immer kennst?“ Er kratzte sich mit seinem Lieblingskäferbein nachdenklich am Kopf. „Das ist natürlich sehr sonderbar!“ Langsam und gemächlich stieg Brumm von seinem Blatt, setzte sich zu der kleinen, zitternden Ameise und schaute sie mit seinen freundlichen Käferaugen an.
„Was willst du nun tun?“, fragte er. „Ich habe keine Ahnung! Ich weiß nur, dass ich bestimmt nie mehr nach Hause finde!“, wimmerte Immerzutun und fing bitterlich an zu weinen. „Wie willst du das wissen, wenn du dich noch nie zuvor verlaufen hast?“ Brumm schmunzelte und legte behutsam sein Lieblingskäferbein auf Immerzutuns Rücken.
„Ich weiß es nicht!“, schluchzte die kleine Ameise, „Ich habe schon so viele schlimme Geschichten vom Verlaufen gehört und in meinem Kopf ist es ganz durcheinander!“
„Nun“, sagte Brumm gutmütig, „zuerst rate ich dir einmal, zwei, drei tiefe Atemzüge zu nehmen. Wenn du atmest, wird es ganz still in dir.“ Immerzutun tat, was der dicke Käfer ihr riet und während sie atmete, spürte sie, wie ihr kleiner Körper sich beruhigte.
„Und nun“, sprach Brumm weiter, „lass uns einmal, ganz ohne wilde, angstvolle Gedanken und Gefühle, anschauen, in welcher Situation du dich gerade befindest. Du bist an einer anderen Stelle im Wald als die, die du kennst. Ist das richtig?“ Immerzutun nickte. „Und du möchtest wieder nach Hause. Ist das auch richtig?“ Wieder nickte die kleine Ameise ganz eifrig. „Dann wäre eine tolle Idee jetzt sehr hilfreich, um dein Problem zu lösen, oder?“ Während Immerzutun erneut nickte, spürte sie wieder die Angst und die Tränen in sich aufsteigen, denn… sie hatte keine tolle Idee! Brumm beobachtete auch das und fuhr sanft fort: „Eine tolle Idee kommt nicht zu dir, wenn du so aufgewühlt bist, kleine Ameise. Lass ruhig noch einmal deine Tränen fließen und dann atme wieder ganz langsam und tief ein und aus. Wenn ich so atme und in die Stille lausche, nenne ich das: BEI MIR SEIN. Wenn du bei dir bist, fühlt es sich an, als ob sich auf einmal eine riesige Tür in dir öffnet und dann kommen die tollen Ideen von ganz allein!“
Immerzutun schaute in die liebevollen Augen des Käfers und weinte tatsächlich noch ein wenig. Dann tat sie, was Brumm ihr empfahl und fing wieder an, ganz ruhig und tief zu atmen. Seltsam, es war der kleinen Ameise mit einem Mal, als ob sie ganz leicht wurde! Sie sah bunte Farben hinter ihren geschlossenen Augen und mit jedem Atemzug spürte sie mehr Ruhe und eine noch nie dagewesene Kraft in sich. Plötzlich durchzuckte es sie wie ein Blitz, denn - da war sie - die tolle Idee!