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"Lisa und die Botschaften der Tiere" erzählt die Geschichte von Lisa, einem zehnjährigen Mädchen, das eine besondere Verbindung zu Tieren entwickelt. In ihrem neuen Zuhause am Stadtrand, umgeben von Natur und in Begleitung einer liebevollen Mutter, entdeckt sie durch magische Begegnungen ihre Fähigkeit, mit Tieren zu sprechen. Unterstützt von einer geheimnisvollen, alten Dame und inspiriert durch Gespräche mit einem Specht, einem Eichhörnchen, einer kleinen Entenfamilie, einem Pferd und ihrem eigenen Hund lernt Lisa, wie sie die Sprache des Herzens nutzen kann, um die verborgenen Botschaften der Tiere zu verstehen. Diese wundervolle Geschichte zeigt die tiefe Verbindung zwischen Mensch und Natur und die Kraft des Glaubens an sich selbst.
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Seitenzahl: 69
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Das ist die Geschichte von Lisa und ihrer außergewöhnlichen Freundschaft zu Tieren:
Lisa war gerade 10 Jahre alt geworden und lebte seit noch nicht so langer Zeit mit ihren Eltern in einem großen, sehr alten Haus am Rande der Stadt. Dieses Haus hatte viel zu erzählen, denn bevor sie dort eingezogen waren, wohnten ganz unterschiedliche Menschen darin. Im Vorgarten des Hauses stand eine prächtige Linde, die bis zu dem obersten Fenster reichte, wo sich Lisas Zimmer befand und in der es schon im Morgengrauen zwitscherte und zirpte. Viele Vögel saßen auf den Ästen und sangen den lieben langen Tag ihre wundervollen Lieder. Unten vor der Küche wuchs ein riesiger, herrlich aussehender Rosenbusch. Er stand so nah am Fenster, dass Lisa nur ihren Kopf rausstrecken brauchte und schon konnte sie ihre Nase in die Blüten eintauchen und deren süßlichen Duft riechen.
An den warmen Sommertagen saß Lisa am liebsten auf der Fensterbank und beobachtete die bunten Schmetterlinge, die munter durch den grünen Vorgarten flatterten. Manchmal gesellte sich eine Taube zu ihr, die ganz nah auf dem hübschen roten Zaun des Hauses Platz nahm und vollkommen in sich versunken ihr Gefieder putzte. In dem Haus gab es eine große, geschwungene Treppe. Ihre Stufen knarrten laut, wenn man auf ihnen hoch- und runterging, denn auch sie hatten eine Menge zu erzählen. Ganz oben unter dem Dachboden, in einem kleinen Zimmer mit Holzbalken und Schrägen, arbeitete Lisas Mama. Sie war Schriftstellerin und schrieb am liebsten Bücher für Kinder. Lisas Papa war ein sehr gefragter Archäologe und viele Wochen im Jahr in fremden Ländern unterwegs, um dort Ausgrabungen zu organisieren. Immer, wenn er nicht da war, schrieb Lisa ihm lange Briefe, in denen sie ihm ausführlich erzählte, was sie bewegte. Natürlich telefonierten die beiden auch miteinander, aber Lisa trug in sich nun einmal die gleiche Leidenschaft wie ihre Mama - sie liebte es zu schreiben!
Außerdem wusste sie, wie sehnsüchtig Papa auf ein ausführliches Zeichen von ihr wartete und wie es ihn ungemein freute, ihre Briefe zu öffnen und zu lesen. Wenn er mal wieder sehr lange auf Reisen war, so wie auch gerade jetzt, hatte Mama mit Lisa ein wundervolles Ritual eingeführt, das sie als ihre „geheimen gemeinsamen Mädelsstunden“ bezeichnete.
Diese Stunden waren die langen Nachmittage, an denen Mama aus ihren Büchern Geschichten vorlas. Wenn diese ganz besondere Zeit anstand, kam sie stets lächelnd auf Lisa zu und fragte leise: „Magst du uns beiden einen Kakao kochen?“ Das war für Lisa die schönste Frage, die sie sich denken konnte! Sie hüpfte voller Vorfreude in die Küche, machte Milch heiß und rührte mit einem kleinen Schneebesen den Kakao ein. Dann ging sie mit den zwei Tassen - auf einem mit Sonnenblumen bemalten Tablett - ins Wohnzimmer, in dem Mama schon mit ihrem neuesten Buch auf den Knien saß und auf sie wartete. Sie nahmen auf zwei großen runden Kissen Platz und Lisa konnte es kaum erwarten, bis Mama das Buch in die Hände nahm und mit ihrer sanften Stimme daraus zu lesen begann…
In ihren Gedanken reiste Lisa mit den Helden der Bücher um die Welt, flog an Sternen und Planeten vorbei, stellte sich vor, wie sie Unmengen an Schokoladeneis essen, auf Einhörnern reiten und mit den großen wie kleinen Tieren dieser Erde reden konnte. Sie lernte Zauberer und Riesen kennen, spielte mit Zwergen und schwamm mit singenden Delphinen im Ozean.
Lisa konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als diese Stunden zu zweit und jedes Mal wünschte sie, die Geschichten würden niemals enden.
Wenn es dann jedoch soweit war und Lisa das leise Zuklappen des Buches vernahm, war es ihr, als könne sie noch immer die Bilder vor ihrem inneren Auge sehen. Sie schwebte weiter durch die Lüfte und hörte sich ganz klar und deutlich mit den Tieren sprechen. Nach einiger Zeit legte Mama stets zärtlich ihre Hand auf Lisas Arm und holte sie so in die Wirklichkeit zurück.
Diese unglaublichen Nachmittage waren es, die Lisas Wunsch beflügelten, tatsächlich die Sprache der Tiere zu verstehen.
An manchen Tagen redete sie von nichts anderem. Für Mama schien das kein Problem zu sein und so ermunterte sie Lisa immer wieder, indem sie sagte: „Das, woran du glaubst, ist viel stärker als das, was du willst, mein Schatz! Wenn du nur mit den Tieren sprechen willst, aber nicht daran glaubst, dass es geht, wird es dir nicht gelingen. Glaube daran!“ Lisa versuchte es.
Sie schloss immer und immer wieder ihre Augen und sagte sich ganz fest: „Ich kann mit Tieren reden. Ich kann es!“
Aber schon meldete sich eine zweifelnde Stimme, die ganz hinten in ihrem Kopf zu sitzen schien und die stets das Gleiche erwiderte: „Als ob du mit Tieren sprechen könntest. Wie willst du das denn anstellen? Du spinnst doch!“
Diese harte innere Stimme war es, die Lisa davon abhielt, daran zu glauben, dass ihr großer Traum je in Erfüllung gehen würde.
***
Direkt gegenüber von Lisa lebte eine alte Frau in einem hübschen gelben Backsteinhaus. In ihrem Vorgarten stand eine kleine, blau gestrichene Holzbank und wenn die Tage angenehm warm waren, sah Lisa sie darauf sitzen und in den Himmel schauen. Es schien so, als spräche sie mit jemandem, aber Lisa konnte niemals einen Menschen in ihrer Nähe sehen.
Mama mochte die alte Dame und grüßte sie stets besonders freundlich. „Warum magst du sie so?“, wunderte sich Lisa, die immer etwas Unbehagen empfand, wenn sie ihr begegnete.
Mama schaute Lisa tief in die Augen und sagte: „Sie kann mit ihrem Herzen sehen. Deshalb mag ich sie so gern.“ „Wie geht denn so was? Wie soll man denn mit dem Herzen sehen?“, wollte Lisa wissen und blickte dabei ungläubig auf das Haus gegenüber.
„Sie sieht viel mehr in den Dingen, Menschen und Tieren, als wir es mit unseren bloßen Augen sehen können. Sie spürt die Seele, die in allem liegt. Es ist, als ob sie durch alles hindurch - bis auf dessen Grund schauen kann. Sie erkennt jeden Schmerz, der sich hinter einem Lachen verbirgt, jede Wut hinter einer falschen Bescheidenheit. Ihr kannst du nichts vormachen. Sie erkennt dich einzig mit ihrem gütigen Herzen, verstehst du?“
„Aber du kennst sie doch gar nicht richtig, Mama!“, wandte Lisa ein, „Woher weißt du das denn alles?“
Mama lächelte, streichelte ihr sanft übers Gesicht und erwiderte: „Ich fühle es, mein Liebling. Ich fühle das ganz einfach.“
Damit konnte sich die kalte und zweifelnde Stimme in Lisas hinterem Kopf nicht zufriedengeben. „Man kann so was doch nicht einfach so fühlen! Was für ein Unsinn!“, sagte sie aufgebracht. So nahm Lisa sich vor, die alte Dame selbst näher kennenzulernen.
Eines Nachmittags, als Mama an ihrem Schreibtisch saß und Lisa nichts mit sich anzufangen wusste, hörte sie durch das geöffnete Küchenfenster ein leises Murmeln, das vom Haus gegenüber kam. Sie schaute hinaus und sah die alte Frau auf ihrer Holzbank sitzen. Sie hielt in ihren Händen ein Foto, mit dem sie ganz offenbar leise sprach. Lisa beschloss, dieser rätselhaften Sache nun endlich auf den Grund zu gehen. Sie schlüpfte in ihre Lieblingssandalen und ging über die Straße. Als sie direkt am Gartentor der alten Dame stand, hob diese den Kopf und schaute sie mit sehr sanften, tiefblauen Augen an. Lisa spürte ihr Herz mit einem Mal ganz eigenartig klopfen und eine noch nie dagewesene Aufregung fuhr ihr durch den ganzen Körper. „Ich…“, stammelte sie verlegen, „ich wünsche Ihnen einen guten Tag!“
Die alte Frau lächelte und nickte Lisa freundlich zu. „Darf ich fragen“, sagte Lisa vorsichtig, „mit wem Sie da reden?“ „Natürlich darfst du mich das fragen.“, antwortete die alte Frau ruhig und mit einem weichen Klang in der Stimme, „Komm doch rein. Das Gartentor ist nicht verschlossen.“ Lisa öffnete das Tor und betrat vorsichtig den Vorgarten. „Komm und setz dich zu mir!“ Die alte Dame zeigte rechts neben sich auf die blau gestrichene Bank. „Hier ist genau noch ein Platz für dich frei.“ Wieder lächelte sie Lisa freundlich zu und rückte ein Stück zur Seite. Zögerlich setzte sich Lisa und spürte ihr Herz erneut laut klopfen. „Du möchtest wissen, mit wem ich rede?“ Die alte Dame drehte das Foto zwischen ihren Händen und schaute Lisa in die Augen. „Ich rede mit meiner verstorbenen Katze. Sie lebt jetzt in einer anderen Welt, weißt du.“