Die Nanny und der sizilianische Millionär - Lucy Monroe - E-Book

Die Nanny und der sizilianische Millionär E-Book

Lucy Monroe

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Beschreibung

Eine viertel Million für die Nanny? So verrückt kann auch nur Audreys Firmenchef Vincenzo sein. Da das Studium ihres Bruders viel Geld verschlingt und ihr Boss sie nicht persönlich kennt, bewirbt sie sich. Was sie nicht weiß: Er will auch ihre Liebe kaufen …

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Seitenzahl: 170

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IMPRESSUM

Die Nanny und der sizilianische Millionär erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Lucy Monroe Originaltitel: „Million Dollar Christmas Proposal“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 390 Übersetzung: Monika Schott

Umschlagsmotive: Normform / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 03/2023

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751521680

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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PROLOG

Mit wehem Herzen saß Audrey Miller am Bett ihres kleinen Bruders im Krankenhaus und betete, dass er aufwachen möge.

Seit er vor drei Tagen vom Notarzt eingeliefert worden war, lag er im Koma, und sie war nicht von seiner Seite gewichen. Nie würde sie ihn im Stich lassen, wie ihre Eltern und ihre zwei älteren Geschwister es getan hatten.

Ihre Eltern hatten den herzensguten, cleveren Zwölfjährigen hinausgeworfen. Nur weil er ihnen gesagt hatte, dass er schwul sei.

Hätte Audrey in seinem Alter plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf gehabt, wäre sie völlig verloren gewesen. Nicht so Toby.

Mit einem Rucksack voller Anziehsachen, seinem Laptop und all seinem Ersparten hatte er sich von Boston auf den Weg zu ihr ins dreihundert Kilometer entfernte New York gemacht.

Er hatte nicht angerufen, sondern war einfach gekommen. In dem festen Vertrauen, dass Audrey für ihn da sein würde, nachdem der Rest der Familie ihn verstoßen hatte.

Audrey hatte angenommen, dass ihre Eltern ihn wieder zu Hause aufnehmen würden, wenn sie in Ruhe über alles nachgedacht hätten.

Ihr war nicht klar gewesen, wie engstirnig und konservativ ­Carol und Randall Miller waren – bis sie ihr ein Ultimatum gestellt hatten. Wenn sie weiterhin zu Toby hielt, würden sie jeglichen Kontakt zu ihr abbrechen und alle finanzielle Unterstützung einstellen.

Als Toby erfahren hatte, welchen Preis seine Schwester zahlen musste, weil sie zu ihm hielt, hatte er sich die Pulsadern aufgeschnitten.

Und es war kein Hilferuf gewesen – er hatte es getan, als Audrey und ihre Mitbewohnerinnen weg waren und er damit rechnen konnte, mehrere Stunden allein zu sein.

Wäre ihre Mitbewohnerin Liz nicht zurückgekommen, weil sie etwas vergessen hatte, wäre er im Bad verblutet.

„Ich hab dich lieb, Toby. Komm zurück“, sagte Audrey immer wieder.

Plötzlich öffnete er seine braunen Augen und sah sie benommen an. „Audrey?“

„Ja, mein Süßer. Ich bin bei dir.“

„Ich …“ Er sah verwirrt aus.

Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Stirn. „Hör mir gut zu, Tobias Daniel Miller. Du bist der einzige Mensch in meiner Familie, der mir etwas bedeutet. Versprich mir, das nie wieder zu tun.“

„Versprochen.“

1. KAPITEL

Sechs Jahre später

„Sie wollen, dass ich Ihnen eine Frau suche? Das ist nicht Ihr Ernst!“

Vincenzo Angilu Tomasi wartete darauf, dass seine Sekretärin den Mund wieder schloss. Gloria, die fünfzehn Jahre älter war als er, arbeitete für ihn, seitdem er vor mehr als zehn Jahren die New Yorker Filiale der Tomasi-Handelsbank übernommen hatte. Doch so aufmüpfig hatte er sie noch nie erlebt.

Als sie ihrem empörten Ausruf nichts hinzufügte, korrigierte Enzu sich: „Ich will, dass diese Kinder eine Mama haben.“

Auch wenn seine sizilianische Familie bereits in der dritten Generation in den Staaten lebte, sprach er das Wort mit italienischem Akzent aus.

Seine vierjährige Nichte Franca und sein acht Monate alter Neffe Angilu brauchten eine Mutter. Eine Frau, die dafür sorgte, dass die beiden – anders als er und sein kleiner Bruder – in einem stabilen Umfeld aufwuchsen. Was bedeutete, dass er diese Frau heiraten musste. Aber das war nebensächlich.

„Wie wäre es mit einem Kindermädchen?“, fragte Gloria.

„Ich habe vier Kindermädchen gefeuert, seitdem ich das Sorgerecht für Franca und Angilu vor sechs Monaten angenommen habe.“ Und auch das derzeitige würde nicht lange bleiben. „Sie brauchen jemanden, der sie lieb hat.“

Zwar hatte er selbst keine Erfahrungen mit dieser Art der elterlichen Fürsorge, aber genügend Zeit bei seinen Verwandten auf Sizilien verbracht, um zu wissen, wie es sein sollte.

„Liebe kann man nicht kaufen.“

„Ich werde Ihnen beweisen, dass ich es doch kann.“ Enzu war nicht nur Vorsitzender der Bank, sondern auch der Gründer von Tomasi Enterprises – und einer der reichsten Männer der Welt.

„Mr Tomasi …“

„Sie muss gebildet sein. Mindestens mit Bachelorabschluss. Aber nicht promoviert.“

„Aha.“

„Sie sollte einer geregelten Tätigkeit nachgehen, müsste ihren Beruf aber natürlich aufgeben, um sich ganz den Kindern zu widmen.“

„Natürlich“, antwortete Gloria in sarkastischem Ton.

„Außerdem sollte sie weder jünger als fünfundzwanzig noch älter als Mitte dreißig sein.“ Schließlich wäre sie ja auch noch seine Frau.

„Was die Auswahl erheblich einschränkt.“

Enzu kümmerte sich nicht weiter um Glorias spöttische Kommentare. „Es wäre begrüßenswert, wenn sie bereits Erfahrungen mit Kindern hat, ist aber nicht zwingend notwendig.“

Ihm war klar, dass eine gebildete, berufstätige Frau heutzutage wohl eher keine Erfahrungen mit Kindern hatte, wenn sie nicht gerade Lehrerin oder Erzieherin war.

„Ach ja, und auch wenn ich grundsätzlich nichts dagegen hätte, wenn sie bereits verheiratet war, sollte sie keine eigenen Kinder haben, die ihre Aufmerksamkeit von Franca und Angilu abziehen. Last but not least sollte sie einigermaßen aussehen – von mir aus auch hübsch sein, aber auf keinen Fall von der Sorte Topmodel.“

Denn es reichte, dass die beiden Kinder ihrer schönen, aber auch eitlen und komplett hohlen Mutter beziehungsweise Stiefmutter Johana ausgesetzt gewesen waren.

Sein Bruder Pinu hatte sich immer die falschen Frauen ausgesucht. Angefangen von seiner ersten ernsteren Affäre mit Francas Mutter – die Enzu noch einen Haufen Geld aus dem Arm geleiert hatte, bevor sie sich ohne das Kind aus dem Staub gemacht hatte – bis hin zu Johana, Pinus Ehefrau, die gemeinsam mit ihm verunglückt war.

Da Gloria nichts darauf sagte, bezifferte Enzu die Vergütung für die etwaige Erwählte. „Wenn es bis zur Volljährigkeit beider Kinder keine größeren Zwischenfälle gibt, zahle ich eine einmalige Prämie in Höhe von zehn Millionen Dollar und zusätzlich in jedem Jahr, in dem meine zukünftige Frau ihre mütterlichen Pflichten erfolgreich erfüllt, ein Gehalt von 250.000 Dollar, das ihr in monatlichen Teilzahlungen überwiesen wird. Außerdem steht ihr ein monatlicher Betrag zur Verfügung, von dem sie den Lebensunterhalt für sich und die Kinder bestreiten kann.“

„Sie haben tatsächlich vor, den Kindern eine Mutter zu kaufen?“, fragte Gloria entgeistert.

„Ja.“

„Die auch Ihre Ehefrau sein wird?“

„Ja. Zumindest namensmäßig.“ Nur so konnten die Kinder in einem stabilen familiären Umfeld aufwachsen.

Gloria erhob sich, um anzudeuten, dass sie sich wieder an die Arbeit machen wollte. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“

„Ich bin sicher, dass Sie erfolgreich sein werden.“

Besonders überzeugt sah sie nicht aus.

Audrey wischte sich die Tränen aus den Augen. Weinen half ja doch nicht.

Ihre Eltern hatten nur mit angeekeltem Widerwillen und eiserner Unerbittlichkeit auf ihr Flehen reagiert.

Vielleicht hätte sie die paar Wochen bis Weihnachten warten und erst dann fragen sollen. Doch Audrey bezweifelte, dass das einen Unterschied gemacht hätte.

Es war dumm gewesen, anzunehmen, dass Tobys Zulassung für ein Studium am prestigeträchtigen MIT irgendetwas ändern würde.

Dabei hatte sie gar nicht um finanzielle Unterstützung gebeten, sondern nur darum, Toby für die betreffende Zeit am Institut eine Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Auch wenn sie nicht wollten, dass er bei ihnen lebte, hätten sie ihm doch ein Zimmer mit Küche und Bad in einer ihrer vielen Immobilien in Boston gewähren können.

Doch sie hatten sich schlicht geweigert, ihn in irgendeiner Weise zu unterstützen. Ihre wohlhabenden, unterkühlten Eltern ließen sich nicht einen Deut von dem abbringen, was sie für gut und richtig hielten. Und wenn das einmal nicht klappte, gaben sie den anderen die Schuld. So wie jetzt ihr und Toby.

Mit zwölf war ihr Bruder fast daran zerbrochen, so eiskalt von seinen Eltern zurückgewiesen zu werden. Doch heute war er umso stärker und entschlossener, erfolgreich und glücklich zu werden. Und er wusste mit seinen achtzehn Jahren besser, was er mit seinem Leben anfangen wollte, als Audrey es mit ihren siebenundzwanzig Jahren wusste.

Sie hatte keine großen Pläne für ihr Leben – abgesehen davon, dafür zu sorgen, dass Toby an sich glaubte und seine Pläne verwirklichen konnte. Ihre eigenen Pläne hatte sie vor sechs Jahren weitestgehend aufgegeben.

Als Toby damals bei ihr eingezogen war, hatte sie nicht nur den Rest ihrer Familie verloren, sondern auch ihr Verlobter Thad hatte sie verlassen. Seine Begründung lautete, dass er noch nicht bereit für Kinder sei – nicht einmal für einen Zwölfjährigen, der schon ziemlich gut allein klarkam.

Nachdem ihre Eltern ihr die finanzielle Unterstützung gestrichen hatten, war Audrey gezwungen gewesen, einen Studienkredit aufzunehmen, um das dritte Jahr in Barnard zu beenden. Ein weiteres Jahr hatte sie sich nicht leisten können. Ihr war nichts anderes übrig geblieben, als an die State University of New York zu wechseln und dort ihren Abschluss zu machen.

Um sich und ihren Bruder durchzubringen, hatte sie eine Vollzeitstelle annehmen müssen. Wegen der permanenten Zeit- und Geldknappheit hatte sie mit Onlinekursen vier Jahre gebraucht, um endlich ihren Bachelor in englischer Literatur zu machen.

In einem Punkt hatten ihre Eltern recht gehabt: Der Abschluss war in höchstem Maße unnütz. Aber sie war sich nicht sicher, ob sie ihr Studium überhaupt abgeschlossen hätte, wenn sie ihr Fach nicht so geliebt hätte. Die Kurse waren ihre einzigen Erholungspausen in dem ganzen Stress gewesen.

Darin waren sie und Toby sich ähnlich – sie beide lernten für ihr Leben gern. Nur legte Toby dabei einen Ehrgeiz an den Tag, den sie nie besessen hatte.

Und nun hatte er eine Zulassung vom MIT, das nur die Besten der Besten annahm.

Toby war nicht einfach nur angenommen worden. Er hatte ein Teilstipendium bekommen. Seine Lehrer waren ganz aus dem Häuschen deswegen, seine Eltern nicht.

Sie hatten nur gefragt, ob Toby sich immer noch darauf versteifte, schwul zu sein, was Audrey bejaht hatte. Daraufhin hatten die Eltern ihr zu verstehen gegeben, dass sie nichts mit ihrem Jüngsten zu tun haben wollten.

Ihr dagegen boten sie an, nach Hause zurückzukommen und einen Riesenbatzen Geld zu erhalten – mehr, als sie gebraucht hätte, um Toby ein Studium am MIT zu ermöglichen. Allerdings war das Angebot an zwei Bedingungen geknüpft: Toby durfte nichts von dem Geld bekommen, und Audrey sollte jeglichen Kontakt zu ihrem kleinen Bruder abbrechen.

Was natürlich nicht infrage kam.

Staatliche Gelder konnte Toby nicht beantragen, da seine Eltern für ihn aufkommen mussten, bis er fünfundzwanzig war. Hinzu kam, dass das MIT ziemlich teuer war. Was Audrey für sein Studium zurückgelegt hatte, würde gerade einmal für die Lehrbücher reichen. Außerdem waren die Lebenshaltungskosten in Boston und Cambridge relativ hoch, was das Ganze zusätzlich erschwerte.

Seitdem Toby vor zwei Monaten achtzehn geworden war, zahlten ihre Eltern die gesetzlich vorgeschriebenen Alimente nicht mehr. Und ihr Einkommen bei Tomasi Enterprises reichte gerade so zum Überleben.

Obwohl sie mit Toby an den Stadtrand gezogen war, konnten sie die Miete kaum bezahlen, und nun war sie auch noch erhöht worden. Darum suchte Audrey seit drei Monaten nach einer günstigeren Wohnung, hatte aber bislang nichts gefunden.

Doch auch wenn sie völlig ratlos war, würde sie nicht aufgeben.

Ungläubig blieb Audrey noch ein paar Minuten in der verschlossenen Toilettenkabine stehen, nachdem die beiden älteren Angestellten, die sich im Waschraum unterhalten hatten, verschwunden waren.

Vincenzo Tomasi war bekannt für seine familienfreundliche Firmenpolitik. Doch das, was sie eben gehört hatte, deutete darauf hin, dass der Familiensinn ihres Chefs weitaus stärker ausgeprägt war, als Audrey es für möglich gehalten hätte. Wollte er allen Ernstes zehn Millionen Dollar dafür zahlen, dass jemand die Kinder großzog, die nach dem Tod seines Bruders und seiner Schwägerin zu Waisen geworden waren? Und zusätzlich 250.000 Dollar jährlich?

Mr Tomasi schien tatsächlich zu glauben, dass er eine liebende Mutter kaufen konnte. Viel wahrscheinlicher allerdings war, dass er sich eine geldgierige Frau ins Haus holte – wie die, mit der seine Sekretärin gerade geredet hatte. Es war nicht zu überhören gewesen, dass die ältere Angestellte mehr als interessiert daran war, die Frau eines Milliardärs zu werden. Was nicht hieß, dass sie eine gute Mutter abgeben würde.

Aber so tun, als ob, um den Job zu bekommen? Kein Problem.

Mit feuchten Händen und klopfendem Herzen stand Audrey vor Vincenzo Tomasis Büro.

Drei Nächte lang hatte sie wach gelegen und über die Zukunft ihres Bruders sowie Mr Tomasis ungeheuerliche Idee nachgedacht. Und heute Morgen hatte sie einen Entschluss gefasst.

Wenn alles klappte, würden die Träume ihres Bruders wahr werden.

Andererseits konnte es passieren, dass ihr fristlos gekündigt wurde.

Doch Audrey hoffte, dass das Schicksal ihr und Toby wenigstens einmal gewogen sein würde.

Hoffte, dass nicht nur sie und ihr Bruder, sondern auch die beiden Waisenkinder von ihrem Vorschlag profitieren würden. Vielleicht konnte sie ihnen die liebevolle Fürsorge schenken, die sich Mr Tomasi für die beiden wünschte und nach der sie selbst sich immer gesehnt hatte.

Ihr Plan war aberwitzig, das stand außer Frage. Wahrscheinlich würde Mr Tomasi sie einfach nur auslachen. Aber sie musste es versuchen.

Audrey hatte lange darüber nachgedacht, ob sie sich zunächst an Gloria oder lieber direkt an Mr Tomasi wenden sollte. Dabei war ihr klar geworden, dass sie keine Wahl hatte. Denn wenn sie zuerst Gloria ansprach, konnte es passieren, dass die Sekretärin sie fortschickte, bevor Mr Tomasi auch nur von ihr erfuhr. Das durfte sie nicht riskieren.

Darum hatte Audrey einen Zeitpunkt für den Besuch beim Chef ausgewählt, zu dem seine Sekretärin nicht in der Nähe war. Das war ihr umso lieber, da sie obendrein hoffnungslos in ihn verliebt war.

Seit sie Vincenzo Angilu Tomasi vor vier Jahren zum ersten Mal gesehen hatte, träumte Audrey Tag und Nacht von ihm.

Sie legte eine Hand auf die Türklinke und hielt inne. Womöglich war auch ihr Plan nur eine abwegige Träumerei.

Aber sie erfüllte alle Anforderungen, die Mr Tomasi laut seiner Sekretärin erwartete. Obwohl er sicher nicht damit rechnete, dass eine Angestellte seiner eigenen Firma sich um den Posten bewarb.

Außerdem – auch wenn er nicht auf der Suche nach einem Topmodel war, so war er sicher nicht an einer so durchschnittlich aussehenden Frau wie Audrey interessiert.

Ihr glattes, langes, kastanienbraunes Haar war ein paar Nuancen heller als sein espressobraunes. Und während die Augen ihres Chefs blau wie das Mittelmeer waren und einen aufregenden Kontrast zu seinem dunklen Haar bildeten, hatte Audrey die gleichen schokoladenbraunen Augen wie ihr Bruder.

Sie war mittelgroß, und ihre Figur war auch nicht weiter der Rede wert. Ihr Boss hingegen sah mit seinen Einsdreiundneunzig eher aus wie ein Actionheld und nicht wie ein Unternehmer.

Er hatte es nicht nötig, sich mit Durchschnittlichem zufriedenzugeben.

Ach, zum Kuckuck! Ich mache mich nur selbst verrückt, was nicht gerade hilfreich ist. Schön, ich bin in ihn verliebt. Na und? Das ist schließlich nicht der Grund, warum ich hier bin.

Nein, sie war hier, um drei Kindern, mit denen das Schicksal es nicht gut gemeint hatte, ein besseres Leben zu ermöglichen. Denn auch wenn Toby inzwischen achtzehn war, sah sie ihn immer noch als ihr Kind an. Seinetwegen und um der beiden Kleinen willen blieb Audrey nichts anderes übrig, als es zu versuchen.

Also atmete sie tief durch und öffnete die Tür.

Ihr Chef saß am Schreibtisch. „Ich habe Sie gar nicht so schnell zurückerwartet“, sagte er, ohne von seinen Unterlagen aufzusehen. Offenbar nahm er an, dass Gloria ins Zimmer gekommen war.

Als ihm niemand antwortete, blickte er auf und kniff die Augen zusammen. „Normalerweise klopft man, bevor man das Büro seines Chefs betritt.“

Interessant, dass er nicht daran zweifelt, dass ich eine Angestellte bin – und nicht etwa eine Kundin oder eine Geschäftspartnerin.

„Mein Name …“ Ihr Mund war so trocken, dass sie schlucken musste. „… ist Audrey Miller, und ich bin hier, um mich um eine Stelle zu bewerben.“

2. KAPITEL

Enzu war völlig verblüfft, was bei ihm nicht gerade oft vorkam.

Was für ein sonderbarer Zufall, dass diese Frau ausgerechnet zu einem Zeitpunkt auftauchte, an dem er im Büro und Gloria nicht am Platz war.

Doch als er den intelligenten Blick der schokoladenbraunen Augen in dem hübschen, zarten Gesicht sah, begann er daran zu zweifeln, ob es tatsächlich Zufall war.

Nein, das war geplant. Auch wenn nicht anzunehmen war, dass Miss Miller von seiner Schwäche für Schokolade wusste.

Ihre schönen Augen und ihre entschlossene, aber zugleich verletzliche Ausstrahlung waren äußerst anziehend. Trotzdem konnte er nicht einfach über ihre Unhöflichkeit, einfach hereinzuplatzen, hinwegsehen. „Es gibt verschiedene Arten, um eine Beförderung zu bitten. Seinen sehr beschäftigten Chef zu belästigen gehört nicht dazu.“

Sein eiskalter Tonfall ließ Audrey zusammenzucken, doch sie ließ sich nicht abschrecken. „Ich weiß. Aber der Posten, um den ich mich bewerben möchte, ist nicht firmenintern ausgeschrieben.“

Das war es also. Sie wollte sich ihm als Geliebte anbieten. Es war nicht das erste Mal, dass ihm das passierte.

„Ich halte mir keine Mätressen auf Firmenkosten.“ Er drückte sich mit Bedacht so beleidigend aus, um Missverständnisse zu vermeiden.

Denn er fand sie sehr anziehend.

Neben seiner Vorliebe für Schokolade pflegte Enzu eine Leidenschaft für alte Filme. Und diese Frau sah aus wie seine Lieblingsschauspielerin Audrey Hepburn. Elegant und kultiviert. Audrey Miller – der Name passte gut zu der unaufdringlichen Schönheit.

„Ich habe nicht vor, Ihre Mätresse zu werden.“ Das sagte sie so ruhig und nachdrücklich, dass er ihr glaubte.

Also sah er sie nur fragend an, obwohl er sie eigentlich längst hätte fortschicken müssen – mit der Information, den Vorfall an ihren Vorgesetzten zu melden.

„Sie haben Gloria gebeten, eine Mutter für Ihre Kinder zu suchen. Ich bin hier, um mich für den Posten zu bewerben.“

Nach einer Schrecksekunde fragte Enzu: „Hat Gloria Ihnen das erzählt? Und sie hält Sie für eine geeignete Kandidatin?“

Das passte so gar nicht zu seiner Sekretärin. Er hatte angenommen, dass ein paar Wochen vergehen würden und er dann ein Dutzend Akten zu passenden Kandidatinnen auf seinem Schreibtisch finden würde.

„Nicht ganz.“

„Wie dann?“

„Ich möchte Ihnen lieber nicht sagen, wie ich von dem Posten gehört habe.“

Das war nun schon das zweite Mal, dass sie das Wort Posten so sonderbar, fast missbilligend betonte. Aber war sie nicht hier, um sich um die Stelle zu bewerben? Wenn ja, konnte sie seine Vorgehensweise nicht ganz so inakzeptabel finden, wie ihr Ton es vermuten ließ.

„Weiß Gloria, dass Sie hier sind?“

„Nein.“

„Verstehe.“

„Das bezweifele ich.“

„Ach?“

„Wenn Sie so einsichtig wären, wüssten Sie auch, wie riskant es ist, eine Mutter für die Kinder kaufen zu wollen.“

„Und trotzdem bewerben Sie sich?“

„Ich weiß, dass ich Ihnen geben kann, was eine andere womöglich nur verspricht, um ein Luxusleben zu führen und mehrere Millionen einzustreichen.“

„Und ich kann Ihnen versichern, dass ich kein Firmenimperium hätte aufbauen können, wenn ich nicht in der Lage wäre, Menschen einzuschätzen.“

„Aber Sie gehen die Sache zu emotionslos an.“

„Wodurch es mir umso leichter fallen wird, die für Franca und Angilu beste Entscheidung zu treffen.“ Warum rede ich überhaupt noch mit dieser Fremden, die unangekündigt in mein Büro eingedrungen ist?

„Nicht, wenn es bei der Entscheidung darum geht, was die Frau, die Sie suchen, für die Kinder empfindet.“

„Sie muss sie nicht lieben, um liebevoll mit ihnen umzu­gehen.“

„Dass Sie das glauben, zeigt nur, wie wenig Sie sich auskennen.“

„Wie bitte?“, fragte er in eisigem Ton.

Audrey schloss kurz die Augen, als würde sie sich sammeln. Als sie sie wieder öffnete, sah er Verdrossenheit und Enttäuschung darin, doch die Entschlossenheit, die er vorhin bemerkt hatte, war nicht aus ihrem Blick gewichen. „Darf ich mich setzen?“

„Ich gebe ihnen fünfzehn Minuten.“

Sie kam näher und setzte sich auf einen der Ledersessel vor seinem Schreibtisch.

Da sie nichts sagte, fragte er: „Also?“

„Sie suchen eine Frau, für die Ihre Kinder an erster Stelle stehen. Ist das richtig?“

„Sie reden ständig von meinen Kindern. Aber Ihnen ist schon klar, dass ich nur die Vormundschaft für sie habe, weil ihre Eltern tot sind, oder?“

„Ich weiß, aber Ihr Wunsch, ihnen eine liebevolle Mutter zu suchen, lässt vermuten, dass Sie die Rolle des hingebungsvollen Vaters einnehmen wollen.“