Die neue Power-Küche - Matthias Riedl - E-Book

Die neue Power-Küche E-Book

Matthias Riedl

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Beschreibung

Lange hat die Medizin Menschen mit Long Covid und Chronischem Erschöpfungssyndrom ignoriert. Etablierte Therapien gibt es nicht, viele Behandlungsoptionen sind teuer – und sogar gefährlich. Nur ein Ansatz hat keine negativen, dafür umso mehr positive Nebenwirkungen: die Ernährungstherapie! Dr. Matthias Riedl, Deutschlands bekanntester Ernährungsmediziner, weiß aus der Arbeit mit Patienten: Optimierte Ernährung kann Long Covid und chronisches Erschöpfungssyndrom mildern. In seinem neuen Buch zeigt er, wie Sie: - Ihre Mikronährstoff-Zufuhr verbessern und so das fehlregulierte Immunsystem stärken, - mit Superfoods das Entzündungsgeschehen bekämpfen und neue Kraft gewinnen, - bei Übergewicht gesund abnehmen und so die Entzündungen bremsen, - bei Appetitlosigkeit den Gewichtsverlust stoppen, - Riech- und Schmeckstörungen bekämpfen. Dazu berichten Betroffene, wie Ihnen Ernährungstherapie geholfen hat. Plus: über 60 alltagstaugliche Rezepte, die den Start in ein Leben mit neuer Power und Immunstärke erleichtern.

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Seitenzahl: 161

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Inhalt

Vorwort

Theorie

Was Sie wissen müssen

Long Covid im Kurzporträt – die typischen Symptome

Die Suche nach den Ursachen

Neues aus der Forschung

Riechverlust: Das können Sie tun

Diffuse Symptome: Chronisches Erschöpfungssyndrom

Start in die Ernährungstherapie

Artgerechte Ernährung

Die Top 12 für eine ideale Nährstoffversorgung

Fallgeschichte: „Meine Kraft ist im Großen und Ganzen zurück“

Die Brandherde im Körper löschen

Die Top 6 gegen Entzündungen im Körper

Bitte, weg mit dem Speck!

Auch Untergewicht kann schaden: Stoppen Sie den Energieräuber

Instanthilfe: Wenn die Kraft zum Kochen fehlt

Ganz natürlich die Stimmung heben

Die besten Mood Foods

Zurück in einen bewegten Alltag

Rezepte

Rezepte für mehr Energie

Frühstück

Immun-Booster

Kleine Gerichte

Energie-Booster

Warme Hauptgerichte

Darm-Booster

Kalte Hauptgerichte

Fermentiertes Gemüse

Süße Snacks

Anhang

Lebensmittelauswahl auf einen Blick

Literatur & Adressen

Impressum

Die Icons bei den Rezepten

vegan

vegetarisch

in maximal 20 Minuten fertig

lässt sich gut vorbereiten

perfekt zum Mitnehmen

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

während ich das Vorwort zu diesem Buch schreibe, ahne ich bereits: Ich werde darauf neben vielen positiven Rückmeldungen auch sehr kritische, wenn nicht gar diffamierende Nachrichten bekommen. Denn Long Covid ist ein relativ neues Krankheitsbild, das deshalb bislang kaum erforscht ist. Letzteres gilt, obwohl die Krankheit seit Jahrzehnten als solche anerkannt ist, auch für das Chronische Fatigue-Syndrom (CFS), das häufig als Folgeerkrankung von Covid-19 auftritt. Entsprechend ist eine Ernährungstherapie gegen Long Covid und CFS, wie ich sie in dem Buch vorschlage, zwangsläufig experimentell. Und das wird Zweifler auf den Plan rufen, die nicht anerkennen wollen, dass eine optimale Ernährung unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen Krankheiten ist – besonders bei solchen, die wie Long Covid und CFS auf entzündlichen Prozes-sen beruhen. Eine Kritik, die man häufig hört: Wir Ernährungsmediziner würden eine schwere Krankheit verharmlosen. Das Gegenteil stimmt! Denn wir nehmen alle Patientinnen und Patienten, ihre körperliche Verfassung und ihren Ernährungsstatus sehr ernst. Und: Wir wollen möglichst die Ursachen behandeln, statt nur Mittel gegen Symptome zu verschreiben. Ernährungstherapie sollte daher die Behandlungsbasis JEDER Krankheit sein, also auch bei Long Covid und CFS. Hier zwei Hauptgründe:

•Nur ein richtig ernährter Körper kann seine Selbstheilungskräfte ausschöpfen – und bei Long Covid kommt es gerade darauf an, dass der Körper sein Immunsystem richtig einsetzt.

•Eine Ernährungstherapie behandelt Mangelzustände, die sich durch die westliche Ernährung ergeben und die bei Long Covid eine wichtige Rolle spielen. Eine Unterversorgung mit Eisen etwa verschlechtert die Immunabwehr und ein Mangel an Omega-3-Fettsäuren verschlimmert autoimmune Prozesse, die wir bei Long Covid sowie CFS beobachten.

Ganz klar: Mit der Ernährungstherapie gegen Long Covid und CFS betreten wir Neuland. Das haben wir im medicum Hamburg allerdings schon sehr oft getan – und das sehr erfolgreich. Etwa bei Krankheiten wie Endometriose oder ADHS, für die es keine oder nur sehr radikale Behandlungsmöglichkeiten gibt, bei denen eine Ernährungstherapie aber gut anschlägt. Dass eine Anpassung des Speiseplans auch Long-Covid- und CFS-Symptome mildern wird, weiß ich aus Erfahrung: Ich habe damit inzwischen gut zwei Dutzend Patientinnen und Patienten behandelt. Die allermeisten hatten danach sehr viel mehr Energie als zuvor, auch klangen, vor allem bei Long Covid, die meisten Beschwerden ab. Zwei Dutzend Betroffene – das klingt vielleicht wenig. Es ist aber viel angesichts der Skepsis gegenüber einer Ernährungstherapie als Behandlungsoption. Die Liste potenziell wirksamer Therapiemethoden insbesondere bei Long Covid ist zwar lang – von Medikamenten über Blutwäsche und die Gabe isolierter Vitamine bis hin zu Elektroschocks –, die Ernährungstherapie aber empfehlen nur die wenigsten Ärzte ihren Patientinnen und Patienten. Und so müssen Long-Covid- und CFS-Betroffene meist in Eigenregie den Weg zu mir finden. Viele von ihnen haben bei Bekannten oder Angehörigen erlebt, wie gut eine Ernährungstherapie etwa gegen Diabetes geholfen hat.

Dass wir auch bei Long Covid erfolgreich waren, hat mich nicht überrascht. Denn die Beschwerden beruhen auf entzündlichen Prozessen und einer Fehlregulation des Immunsystems – Mechanismen also, die wir auch von anderen Krankheiten kennen. Bei rheumatoider Arthritis zum Beispiel richtet sich das Immunsystem ebenfalls gegen den eigenen Körper, es kommt zu chronischen Entzündungen. Dagegen hat die Ernährungstherapie weltweit inzwischen in hunderttausenden Fällen geholfen. Und so kann ich guten Gewissens sagen: Ich bin sicher, dass eine Ernährungstherapie bei Long Covid und CFS hilft.

Ich möchte mit dem Buch allen Betroffenen echte Hoffnung machen! Denn ich erkläre Ihnen die Prinzipien, nach denen Sie Ihre Ernährung auf artgerecht und antientzündlich umstellen sollten. Sie finden über 60 Rezepte, mit denen Sie diese Prinzipien leicht umsetzen können. Ich habe mit meinem Team bei der Rezeptentwicklung darauf geachtet, dass die Gerichte mit möglichst wenig Zutaten auskommen und einfach umzusetzen sind – schließlich sehe ich jeden Tag in meiner Praxis, welche Kraftanstrengung Alltagsaufgaben für Long-Covid- und CFS-Patienten bedeuten. Trotzdem empfehle ich Ihnen, die Energie, die bleibt, möglichst oft ins Kochen zu stecken! Sehr wahrscheinlich wird sich bei einer Ernährungsumstellung Ihre Symptomatik nach einigen Wochen bessern. Einfach, weil Sie Ihren Körper mit allem versorgen, was er braucht. So kann das Immunsystem wieder gut arbeiten und Entzündungsprozesse werden gebremst. Das Beste: Im Gegensatz zu anderen Behandlungsmethoden müssen Sie bei einer Ernährungstherapie keine negativen Nebenwirkungen befürchten. Positive Nebenwirkungen dagegen werden sich sehr zuverlässig einstellen – etwa ein paar Kilo weniger, sollten Sie übergewichtig sein, oder bessere Zuckerwerte, wenn Sie an Diabetes leiden.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft – und alles Gute!

Herzlich, Ihr

»Wer die Wirkmacht gesunder Lebensmittel in der Theorie versteht, wird seine Ernährung in der Praxis motivierter umstellen.«

WAS SIE WISSEN MÜSSEN

Worin liegen die Ursachen für Long Covid und CFS? Wie kann eine artgerechte und antientzündliche Ernährung die Symptome lindern und den Akku Betroffener neu aufladen? Welche Nährstoffe sind besonders wichtig und welche Lebensmittel liefern sie? Diese Fragen beantworten die nächsten Seiten, damit klar wird, warum die Rezepte im Buch so gut wirken.

Long Covid im Kurzporträt – die typischen Symptome

Lange haben Mediziner Patienten mit Long-Covid-Beschwerden nicht ernst genommen. Inzwischen aber kennen Forscher einen ganzen Katalog an Beschwerden. Dazu liefert die Wissenschaft Fragebögen und Selbsttests, die Menschen helfen zu erkennen, ob sie betroffen sind – und wenn ja, wie schlimm die Lage ist.

Die 19-jährige Frau, die drei Monate nach einer Covid-19-Erkrankung nicht mehr 100 Meter am Stück laufen kann. Die 47-Jährige, die etwa acht Wochen nach der Infektion mit dem SARS-CoV-2- Virus Anzeichen einer Demenz entwickelt – und weitere acht Wochen später arbeitsunfähig ist. Und der 65-Jährige, der vier Monate im Krankenhaus gegen das Coronavirus angekämpft hat und nun aufgrund von Kurzatmigkeit und Muskelschmerzen selbst beim Essen Unterstützung benötigt. Diese drei Menschen gehören zu den Long-Covid-Patienten, die ich selbst kenne. Drei extreme Fallbeispiele, die zeigen, was Long Covid bedeuten kann. Hinter ihnen stehen hunderttausende Betroffene mit bestenfalls weniger gravierenden, trotzdem aber belastenden Long-Covid-Beschwerden. Viele haben eine Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, weil das Krankheitsbild anfangs so neu war, die Beschwerden so unverständlich und unerklärlich schienen.

Alles nur Hysterie?

Ganze 200 typische Symptome haben Mediziner inzwischen ausgemacht: Das Beschwerdebild bei Long Covid ist also extrem diffus. Und damit ein Grund, weshalb Betroffene es lange so schwer hatten, Gehör zu finden – und es mit-unter tatsächlich noch immer haben. Wie schwer genau, beweist allein die Tatsache, dass einige Ärztinnen und Ärzte die Beschwerden lange als eingebildet abgetan und Patienten einfach nach Hause geschickt haben – mit der Empfehlung, sich doch mal richtig auszuschlafen (auch das habe ich selbst im Bekanntenkreis erlebt!).

Diese Psychologisierung körperlicher Symptome, das Abtun von Patienten als hysterische Simulanten, ist in der Medizingeschichte typisch für neu auftretende Krankheitsbilder wie Long Covid. Krankheiten also, deren Symptome unklar und unspezifisch sind, deren Ursachen noch nicht geklärt sind – und die in der Mehrzahl Frauen betreffen. Inzwischen aber sind die Long-Covid-Fälle so zahlreich, die Zahlen so erschreckend, dass kein Patient mehr weggeschickt wird, weil er etwa angibt, „eine Art Nebel im Kopf zu haben“ oder nach dem Duschen den Rest des Tages erschöpft im Bett verbringen zu müssen.

Der PCS-Score: hilfreicher Selbsttest

Die Forschung zu Long Covid nimmt rasant zu, weltweit beschäftigen sich Wissenschaftler Dutzender Disziplinen mit der Frage, wie Long Covid entsteht und welche Therapien helfen. Was inzwischen für die meisten geklärt ist: Bei Long Covid handelt es sich um eine eigenständige Krankheit, die den ganzen Körper betreffen kann. Doch wie häufig sind die einzelnen Symptome? Und wie stark beeinträchtigen sie den Alltag und die Lebensqualität Long-Covid-Betroffener? Damit Patienten und Mediziner das leichter beurteilen können, hat ein Forscherteam der Universität Kiel ein Klassifikationsmo-dell entwickelt, den sogenannten PCS-Score. Dafür befragten die Wissenschaftler mehr als 1400 Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, mehrfach und das frühestens neun Monate nach der Infektion. Sie erkundigten sich nach Langzeitsymptomen und danach, wie die Patienten ihre aktuelle Lebensqualität einschätzten. Anschließend fassten die Forscher die genannten Beschwerden in zwölf Symptomkomplexe zusammen und vergaben ihnen Punkte. Je mehr Symptome die Probanden aufwiesen und je höher ihr Punktewert ausfiel, desto schlimmer war die Long-Covid-Erkrankung und desto beeinträchtigter die Lebensqualität im Alltag. Das Maximum liegt bei 59 Punkten, ab 26,5 Punkten beginnt ein „schweres Post-Covid-Syndrom“. Der Test ist auf der folgenden Seite abgebildet. Er hilft Betroffenen, ihre Symptome einzuordnen und zu erkennen, wie ausgeprägt Long Covid bei ihnen ist und wie dringend sie ärztlichen Rat einholen sollten. Dazu macht es der Test leichter, sich auf ein eventuelles Arztgespräch vorzubereiten.

Auch den Verlauf beobachten

Es gibt noch weitere Instrumente, um die Long-Covid-Schwere selbst einschätzen zu können. So hat ein europäisches Forscherteam, dem auch Wissenschaftler der Charité Berlin angehörten, ein Flussdiagramm entwickelt. Dieses fasst die gesamte Bandbreite möglicher Einschränkungen infolge von Long-Covid-Symptomen zusammen und findet sich auch in den offiziellen Leitlinien zur Behandlung (www.awmf.org). Damit können Betroffene auf einen Blick ablesen, wie stark Long-Covid-Symptome ihren Allgemeinzustand beeinträchtigen – insbesondere im Vergleich mit der Situation vor der Coronainfektion. Zudem hilft das Diagramm, den Krankheitsverlauf zu dokumentieren, denn der Check soll alle vier Wochen wiederholt werden. Wichtig: Ab Grad 2 sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen, falls Sie es noch nicht getan haben – am besten in einer der spezialisierten Post-Covid-Ambulanzen oder -Schwerpunktpraxen, die es in vielen Orten gibt.

LONG COVID, POST COVID – EINE BEGRIFFSKLÄRUNG

Wer nach einer Covid-19-Erkrankung zum Arzt geht, weil er sich weiterhin nicht gut fühlt, kommt oft verwirrt aus den Gesprächen: Ärztinnen und Ärzte nutzen viele verschiedene Namen für das Beschwerdebild. Eine einheitliche Definition gibt es bislang nicht. Am häufigsten genutzt wird eine Unterscheidung, die sich auf den Zeitpunkt bezieht, an dem die Beschwerden auftreten:

•Dauern Symptome bis maximal 4 Wochen nach der Ansteckung an, handelt es sich um eine „akute“ Covid-19-Erkrankung.

•Bestehen die Beschwerden fort, spricht man von einer „andauernden symptomatischen“ Covid-19-Erkrankung.

•Sind die Symptome 3 Monate nach der Infektion mit den SARS-CoV-2-Viren noch nicht verschwunden oder neu aufgetreten, sprechen Ärzte von einem „Post-Covid-Syndrom“.

•Der wichtigste Begriff, „Long Covid“, fasst den gesamten Zeitraum nach der akuten Krankheitsphase zusammen. Er umfasst also sowohl Symptome, die länger als 4 Wochen andauern, als auch Beschwerden, die danach hinzukommen oder wiederkehren. In dem Sinne verwende ich den Begriff „Long Covid“ in diesem Buch.

Sie wollen Ihren persönlichen PCS-Score ermitteln?

Dann addieren Sie die Punkte aller folgenden Symptombereiche, die auf Sie zutreffen:

Fatigue (7 Punkte)

Mit dem Begriff „Fatigue“ bezeichnen Mediziner einen außergewöhnlichen Energiemangel. Darunter leiden etwa Krebspatienten nach einer Chemotherapie oder Menschen mit Chronischem Fatigue-Syndrom (CFS;). Betroffene sind dann plötzlich nicht mehr so leistungsfähig wie sonst und bewältigen Alltagsaufgaben weniger gut oder gar nicht mehr. Im Extremfall fehlt Menschen die Energie, ihre Kinder zu versorgen oder sich die Zähne zu putzen. Typisch für eine Fatigue: Versuchen Betroffene, „sich zusammenzureißen“ und trotz Erschöpfung zu funktionieren, kommt es zum „Crash“ und der Energiemangel verstärkt sich anschließend lang anhaltend.

Husten und Keuchen (7 Punkte)

Husten gehört zu den typischen Symptomen einer Infektion mit Erkältungsviren. Entsprechend häufig tritt er auch bei Covid-19 auf – er verschwindet normalerweise aber wieder, wenn die Erkrankung ausklingt. Viele Long-Covid-Patienten husten und keuchen jedoch weiter oder fangen Wochen nach Ende der Erkrankung erneut damit an. Bei einigen Betroffenen zeigen sich Vernarbungen im Lungengewebe, die derartige Beschwerden auslösen können. Allerdings quälen Husten und Keuchen auch viele Patienten, die keine Organveränderungen aufweisen.

Neurologische Beschwerden (6,5 Punkte)

„Was wollte ich sagen/einkaufen/erledigen?“ Wie ein Demenzkranker spontan Dinge zu vergessen, bildet ein weiteres schwerwiegendes Symptom von Long Covid. Oft fällt es Betroffenen schwerer, sich länger am Stück zu konzentrieren – etwa um ein Buch zu lesen. Hinzu kommen Schwindel, Kopfschmerzen, gestörte Sinnesempfindungen, motorische Defizite, Tremor, Wortfindungsstörungen, mentale Erschöpfung sowie Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Viele können keinen klaren Gedanken mehr fassen, sprechen von „Nebel im Gehirn“ („Brain Fog“) oder davon, die Welt wie in Watte gepackt wahrzunehmen. Typisch: Unter Stress verstärken sich diese kognitiven Einschränkungen.

Gelenk- und Muskelschmerzen (6,5 Punkte)

Dieses Long-Covid-Symptom kann nur einzelne Gliedmaßen oder Körperregionen betreffen – häufig Schultern und Nacken, unteren Rücken, Hüften und Knie – oder den ganzen Körper. Als Ursachen werden mangelnde Bewegung und langes Liegen angenommen, ausgelöst durch andere Symptome wie eine Fatigue. Beides kann die Muskeln schwächen, Verspannungen und Verhärtungen auslösen und so die Schmerzen verstärken. Schäden an Nerven und Muskulatur infolge der Covid-19-Infektion gelten als weitere mögliche Ursachen.

HNO-Beschwerden (5,5 Punkte)

Heiserkeit, Halsschmerzen und eine laufende Nase: Auch diese Symptome klingen bei Long-Covid-Betroffenen häufig nach der Infektion nicht ab. Oder sie treten später (neu) wieder auf.

Magen-Darm-Beschwerden (5 Punkte)

Viele Covid-19-Patienten zeigen Symptome wie Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen – aber keine Atemwegsprobleme. Diese Beobachtung belegt, dass das Coronavirus auch die Verdauungsorgane angreifen kann. Bei Long Covid bleiben diese Symptome oft bestehen: Genauso können sie vereinzelt oder gemeinsam auftreten.

Schlafstörungen (5 Punkte)

Zahlreiche Menschen hierzulande leiden darunter, nicht ein- oder durchschlafen zu können. Und in vielen Fällen ist dies auch ein Symptom von Long Covid. So kann etwa der Stress, den Long-Covid-Beschwerden auslösen, die Schlafqualität mindern und dazu führen, dass man sich beim Aufwachen nicht erholt fühlt – trotz ausreichender Schlafdauer.

Belastungsintoleranz (4 Punkte)

Eine Runde Fußball oder Squash spielen, einmal um den Block joggen oder einfach nur schnell spazieren gehen? Für viele Long-Covid-Betroffene ist das unmöglich: Sie leiden schon bei geringen Belastungen unter Luftnot und Kurzatmigkeit, fachsprachlich „Dyspnoe“ genannt. Bei einigen Patienten aber braucht es nicht einmal Sport: Ihnen bleibt die Luft schon dann weg, wenn sie eine kleine Treppe hochlaufen oder staubsaugen. Dies könnte bei vielen Patienten an einer (oft leichten), aber anhaltenden Herzentzündung (Myokarditis) liegen.

Anzeichen einer Infektion (3,5 Punkte)

Auch wenn die akute Covid-19-Erkrankung vor-bei ist, fühlen sich viele Long-Covid-Patienten so, als hätten sie sich gerade angesteckt. Sie leiden also beispielsweise unter Schüttelfrost, Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit.

Chemosensorische Defizite (3,5 Punkte)

Das Coronavirus befällt das Geruchssystem direkt – häufig gehört ein plötzlicher Riech- und Schmeckverlust zu den ersten Symptomen einer Covid-19-Infektion. Auch bei vielen Long-Covid-Betroffenen schmeckt das Essen (weiterhin) nach nichts oder nicht viel. Dies deutet darauf hin, dass die Viren den Riechnerv und damit Zellen des Gehirns befallen.

Mitunter kommt es auch zur besonders belastenden „Parosmie“: Dinge riechen dann anders, meist schlechter als gewohnt: ein Kaffee beispielsweise nach Kot oder ein Apfel nach einem Brand. Beides erschwert es Patienten enorm, genügend zu essen, weshalb ihnen ein Nährstoffmangel droht. Immerhin: Die Parosmie ist ein Zeichen, dass sich die Nervenzellen des Geruchssystems erneuern und der Geruchssinn sehr wahrscheinlich wiederkehrt.

Schmerzen in der Brust (3,5 Punkte)

Unter Brustschmerzen und einem Engegefühl leiden normalerweise vor allem Patienten mit Herzerkrankungen. Sie treten jedoch genauso bei Long Covid auf und zeigen damit an: Das Coronavirus zieht auch das Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft – und das in gleichem Maße bei sehr jungen Patienten.

Dermatologische Symptome (2 Punkte)

Hautausschläge, Nesselsucht, Juckreiz und vor allem Haarausfall gehören zu den typischen dermatologischen Beschwerden, die Long-Covid-Betroffene zeigen. Meist treten sie schon in der akuten Infektionsphase auf, mitunter aber kommen sie auch als neue Symptome erst Wochen später dazu. Darüber hinaus können bestehende Hauterkrankungen wie Neurodermitis unter Long Covid wieder aufflammen.

Ihr Ergebnis:

Diese Auflistung illustriert, wie außerordentlich vielfältig die Symptomatik von Long Covid ist. Liegt Ihr Gesamtwert über 26,5, sollten Sie auf jeden Fall eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen!

Sie wollen sich vorab zunächst genauer informieren und orientieren? Unter www.awmf.org finden Sie die offizielle Leitlinie der medizinischen Fachgesellschaften zur Long-Covid-Behandlung. Diese wird laufend aktualisiert. Und auf www.longcovid-info.de stellt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jede Menge nützliches Material bereit, beispielsweise Fragen für das Arztgespräch und Anlaufstellen für eine mögliche Reha-Maßnahme. Weitere hilfreiche Adressen finden Sie im Anhang dieses Buchs.

Die Suche nach den Ursachen

Long Covid ist für die Forschung oft noch ein Rätsel. Das gilt auch für die Mechanismen, die die Symptome auslösen. Mittlerweile sind vier Hauptursachen identifiziert: Diese erklären nicht nur die Vielfalt an Beschwerden, sondern liefern zugleich Ansatzpunkte für eine effektive Ernährungstherapie.

Bei vielen Krankheiten sind die Auslöser klar – und entsprechend auch die Therapiemöglichkeiten. Beispiel Diabetes Typ 1: Die Bauchspeicheldrüse produziert kein Insulin mehr, das Zucker aus dem Blut in die Zellen schleust, weshalb der Blutzuckerspiegel steigt. Spritzen Betroffene Insulin, läuft der Stoffwechsel wieder. Bei Long Covid dagegen ist die Sache sehr viel komplizierter. So wenig es die eine Long-Covid-Symptomatik gibt, so wenig gibt es die eine Ursache dafür.

Laut Modellrechnungen sind weltweit mindestens 65 Millionen Menschen von Long Covid betroffen. Doch es liegt noch kein definiertes Krankheitsbild vor. Der kausale Zusammenhang zwischen Long Covid und den Symptomen ist also nicht bewiesen und keine der möglichen Ursachen final bestätigt. Zumindest in einigen Fällen kann ein zufälliges Zusammentreffen nicht ausgeschlossen werden. Das heißt: Eventuell ist eine Krankheit, die vor der Infektion unerkannt war, im Zuge einer SARS-CoV-2-Infektion symp-tomatisch geworden. Hinter Lungenbeschwerden könnte Asthma stecken, hinter Verdauungsproblemen eine chronische Darmentzündung.

Noch keine Biomarker

Was die Sache besonders schwierig macht: Bislang gibt es keine Möglichkeit, Long Covid über eine Blut- oder Urinuntersuchung nachzu-weisen. Denn es fehlen sogenannte Biomarker, etwa Proteine oder Hormone, deren Vorhandensein oder abnormale Konzentration auf Long Covid hinweisen könnte. So, wie ein erhöhter Antikörperspiegel gegen Bauchspeicheldrüsengewebe und ein niedrigerer Insulinwert im Blut einen Diabetes Typ 1 anzeigen. Immerhin: Zumindest bei den Prozessen, die ursächlich hinter Long Covid stecken könnten, ist die Wissenschaft mittlerweile weiter. Sie kennt diese vier Hypothesen, die sich mehr und mehr bestätigen:

Versteckte Virusherde

Forscher sind inzwischen sicher: SARS-CoV-2-Viren können sich tief in verschiedenen Gewebearten verstecken, sich dort weiter vermehren und auf diese Weise (teilweise zeitlich verzögert) eine chronische Infektion auslösen. Dadurch wird das Immunsystem konstant auf Trab gehalten, chronische Entzündungen sind die Folge. Diese „Coronavirus-Geister“, wie ein Forscher sie nannte, würden erklären, warum manche Covid-19-Patienten zunächst genesen, einige Wochen später aber (erneut) starke Long-Covid-Symptome entwickeln.

Dass Viren sich tatsächlich verstecken können, wissen Mediziner von anderen Infektionskrankheiten wie Ebola. Hier fanden Wissenschaftler im Ejakulat betroffener Männer noch drei Jahre nach ihrer Infektion virales Material, das bei den Probanden unter anderem mit Augenbeschwerden und Gelenkschmerzen verbunden war. Ähnliches zeigen inzwischen immer mehr Studien für SARS-CoV-2-Viren: Demnach können sowohl die Viren selbst (RNA) als auch Antigene gegen selbige noch Monate nach der akuten Covid-19-Erkrankung im Körper zirkulieren. Beides fanden Forscher etwa in der Leber, der Galle und in den Lymphknoten Betroffener – auch bei solchen, die bereits ein halbes Jahr zuvor negativ getestet worden waren. Bei der Obduktion ungeimpfter Verstorbener fanden Forscher vermehrungsfähige Viren darüber hinaus im Darm, im Herz und sogar im Gehirn. Selbst bei einem Mann, der 230 Tage zuvor erstmals Symptome hatte.

Autoimmunität