Es geschah in einer Berghütte - Carmen von Lindenau - E-Book

Es geschah in einer Berghütte E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! Daniel hatte an diesem Morgen wieder einmal einen dieser schweren Momente. Er musste einem Patienten sagen, dass er keine Chance mehr auf Heilung besaß. Dieses Mal betraf es seinen derzeit ältesten Patienten Manuel Oster. Er würde in zwei Wochen seinen 100. Geburtstag feiern. Vor zehn Jahren wurde bei ihm Leukämie festgestellt, die er aber erfolgreich bekämpft hatte, jetzt war der Blutkrebs zurückgekehrt. »Sie sind allein hier, Herr Oster«, wunderte sich Daniel, als er Manuel an der Tür des Sprechzimmers begrüßte. Er war davon ausgegangen, dass Manuel ahnte, was er ihm zu sagen hatte. Er hatte gehofft, es wäre jemand bei ihm, der ihm Beistand leisten konnte. »Noch fühle ich mich einigermaßen gut. Solange mir niemand etwas ansieht, möchte ich nicht, dass meine Familie erfährt, dass die Krankheit zurück ist«, sagte Manuel. »Es ist Ihre Entscheidung. Bitte nehmen Sie Platz«, bat Daniel den pensionierten Realschullehrer. Wer Manuel nicht kannte, würde ihn für fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger halten. Er hatte sein Leben lang regelmäßig Sport getrieben, was wohl dazu beitrug, dass er noch immer eine aufrechte Haltung hatte. Er war schlank, aber nicht dünn, hatte weißes lockiges Haar, und die hellen Augen hinter der runden Brille mit dem goldfarbenen Rand blickten noch immer wach und neugierig in die Welt. »Was sagt das Labor zu meinen Blutwerten?«

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Die neue Praxis Dr. Norden – 19 –

Es geschah in einer Berghütte

Ausgerechnet hier erblicken Olivias Zwillinge das Licht der Welt

Carmen von Lindenau

Daniel hatte an diesem Morgen wieder einmal einen dieser schweren Momente. Er musste einem Patienten sagen, dass er keine Chance mehr auf Heilung besaß. Dieses Mal betraf es seinen derzeit ältesten Patienten Manuel Oster. Er würde in zwei Wochen seinen 100. Geburtstag feiern. Vor zehn Jahren wurde bei ihm Leukämie festgestellt, die er aber erfolgreich bekämpft hatte, jetzt war der Blutkrebs zurückgekehrt.

»Sie sind allein hier, Herr Oster«, wunderte sich Daniel, als er Manuel an der Tür des Sprechzimmers begrüßte. Er war davon ausgegangen, dass Manuel ahnte, was er ihm zu sagen hatte. Er hatte gehofft, es wäre jemand bei ihm, der ihm Beistand leisten konnte.

»Noch fühle ich mich einigermaßen gut. Solange mir niemand etwas ansieht, möchte ich nicht, dass meine Familie erfährt, dass die Krankheit zurück ist«, sagte Manuel.

»Es ist Ihre Entscheidung. Bitte nehmen Sie Platz«, bat Daniel den pensionierten Realschullehrer.

Wer Manuel nicht kannte, würde ihn für fünfzehn oder zwanzig Jahre jünger halten. Er hatte sein Leben lang regelmäßig Sport getrieben, was wohl dazu beitrug, dass er noch immer eine aufrechte Haltung hatte. Er war schlank, aber nicht dünn, hatte weißes lockiges Haar, und die hellen Augen hinter der runden Brille mit dem goldfarbenen Rand blickten noch immer wach und neugierig in die Welt.

»Was sagt das Labor zu meinen Blutwerten?«, fragte Manuel, nachdem er vor Daniels Schreibtisch Platz genommen und Daniel sich ihm gegenüber hingesetzt hatte.

»Die Werte haben sich stark verschlechtert, Herr Oster. Es tut mir sehr leid, aber es bleibt Ihnen nicht mehr viel Zeit.«

»Wie lange habe ich noch?«

»Sie wissen, dass sich das nicht präzise voraussagen lässt.«

»Tage, Wochen oder Monate?«

»Wochen«, sagte Daniel, weil das seine persönliche Einschätzung war, die er seinem Patienten aber nicht vorenthalten wollte.

»Werde ich es noch bis zu meinem Geburtstag schaffen?«

»Davon gehe ich aus«, antwortete Daniel. Auch wenn es nur eine Vermutung war, sprach er sie trotzdem aus. Er wusste um die Macht der Hoffnung, die hin und wieder Wunder vollbrachte.

»Wissen Sie, meine Familie plant ein großes Fest zu meinem Geburtstag. Mein ältester Enkelsohn besitzt ein Hotel in den Bergen, dort werden wir uns alle treffen. Es wäre mir eine große Freude, wenn Sie und Ihre Familie und Ihre beiden Engel aus der Praxis zu unserem Kuchenbüffet am Nachmittag kommen würden.«

»Vielen Dank für die Einladung, Herr Oster. Meine Frau und ich werden sehr gern kommen, und Ophelia sicher auch. Lydia und Sophia könnten Sie gleich selbst fragen, ob sie Zeit haben.«

»Das werde ich tun. Damit Sie wissen, wo Sie hinmüssen, schicke ich Ihnen noch eine Einladung mit der Adresse des Hotels meines Enkels. Was meine Krankheit betrifft, die ignorieren wir fürs Erste. Sie haben mir ja bereits ein paar Medikamente verschrieben, die mir das Leben erleichtern, dabei werden wir es belassen.«

»Sie können sich jederzeit bei mir melden, falls Sie etwas mehr benötigen.«

»Das weiß ich, Herr Doktor, und sollte ich Hilfe brauchen, werde ich das auch tun. Wir sehen uns dann an meinem Geburtstag«, sagte Manuel und erhob sich aus seinem Stuhl.

»Sollen wir Ihnen ein Taxi rufen?«, fragte Daniel, als er ihn zur Tür brachte.

»Nein, vielen Dank, ich genieße jeden Augenblick unter freiem Himmel, der mir noch vergönnt ist. Ich werde mich jetzt nicht verkriechen. Mein Leben war voller schöner Erlebnisse, und ich war immer gern draußen in der Natur, daran werde ich auch am Ende nichts verändern. Es ist alles gut so, wie es ist«, sagte er und verabschiedete sich von Daniel.

Der fragte sich, ob Manuels Familie wirklich nicht wusste, wie es um ihn stand. Er wohnte doch mit seinen beiden Söhnen und deren Frauen, alle inzwischen auch schon um die siebzig, in einem Haus. Sie hatten ihm nach dem Tod seiner Frau vor zwanzig Jahren ein komfortables Appartement im Souterrain eingerichtet, das er barrierefrei erreichen konnte. Seine Familie war stets um sein Wohlbefinden besorgt, und alle kümmerten sich rührend um ihn.

»Ich lebe wie in einem Hotel mit Rundumversorgung«, hatte er einmal zu Daniel gesagt.

Er konnte sich nicht vorstellen, dass die Familie Manuels Zustand nicht bemerkt haben sollte. Vielleicht wollen sie es auch nicht sehen, um sich nicht mit dem bevorstehenden Abschied befassen zu müssen, dachte Daniel.

Zwei Tage später erhielt er eine Einladung zum großen Kuchenbüffet anlässlich des Geburtstages von Manuel Oster. Als Lydia sah, wohin sie fahren würden, erzählte sie von einem Aussichtspunkt in den Bergen, den sie und Thomas kürzlich dort ganz in der Nähe entdeckt hatten. Und als Ophelia davon hörte, schlug sie vor, den Besuch bei Herrn Oster, der für den Nachmittag geplant war, für einen Abstecher in die Berge zu nutzen.

»Es wäre dann so eine Art Betriebsausflug«, erklärte sie Daniel, was Olivia sofort unterstützte.

Olivia war dankbar für alles, was sie daran hinderte, über die bevorstehende Geburt nachzudenken, und freute sich auf diesen Ausflug in die Berge. Und auch Sophia und Lydia gefiel diese Idee, den Besuch bei Herrn Oster mit einem Ausflug zu diesem Aussichtspunkt zu verbinden.

*

Eine Woche vor Manuels Geburtstagsfeier traf Olivia ihn auf dem Weg zum Parkplatz im Garten des Seniorenheims. Sie hatte gerade die Gesprächstherapie beendet, zu der das Heim sie einmal in der Woche einlud. Meistens waren es Gruppensitzungen mit fünf bis zehn Teilnehmern. Die Heimleitung hatte irgendwann erkannt, dass es den Bewohnern das Miteinander in ihrem Haus erleichterte, wenn sie die Möglichkeit bekamen, über die Dinge, die sie an anderen störten, mit einer Psychologin, die diese Dinge auch richtig einordnen konnte, zu sprechen.

Da die Bewohner des Seniorenheims sie inzwischen kannten, hatten sie auch schon einige in ihrer Praxis aufgesucht, um sich Hilfe bei der Lösung eines Problems zu holen. Olivia kannte auch Manuel schon seit einiger Zeit.

Er besuchte regelmäßig seine hochbetagten Freunde und Bekannten im Seniorenheim, und hin und wieder hatte er schon als Gasthörer an ihren Sitzungen teilgenommen.

»Hallo, Herr Oster, darf ich mich einen Augenblick zu Ihnen setzen?«, fragte sie ihn, als sie ihn in sich versunken allein auf einer Bank unter einem Ahornbaum sitzen sah. Er wirkte so traurig, und sie wollte nicht einfach an ihm vorbeigehen.

»Aber ja, sehr gern«, antwortete er, und als er aufschaute, schien sich die Traurigkeit aufzulösen, die er gerade noch ausgestrahlt hatte.

»Haben Sie wieder Freunde besucht?«, fragte Olivia.

»Ich habe heute bei allen, die ich dort kenne, vorbeigeschaut. Wenn ich sie das nächste Mal besuche, werde ich mich von ihnen verabschieden. Ich nehme an, Sie kennen meine Diagnose.«

»Ja, ich kenne sie«, gab Olivia zu.

»Merkwürdig, obwohl ich schon so alt bin, habe ich mich in den letzten Jahren kaum mit dem Tod befasst. Ich habe mich zu lebendig gefühlt, um über das Ende nachzudenken. Als diese Krankheit sich das erste Mal zeigte, da war es natürlich anders, da wurde mir meine Sterblichkeit sehr bewusst, aber danach habe ich mich wie ein Überlebender nach einer Katastrophe gefühlt und wollte nicht mehr über das Ende nachdenken.«

»Sie hatten sich entschieden, das Leben zu genießen. Das war eine gute Entscheidung.«

»Jetzt werde ich mich aber nicht mehr davonstehlen können. Ich muss mich damit abfinden, dass es bald vorbei sein wird. Wissen Sie, Frau Doktor Norden-Mai, ich bin in dieser Stadt geboren und habe fast mein ganzes Leben hier verbracht, und doch gibt es einen Ort, den ich nie besucht habe, obwohl ich es mir immer mal wieder vorgenommen hatte. Es ist wohl eine unserer menschlichen Eigenarten, wir besuchen die Sehenswürdigkeiten anderer Städte, die in der eigenen Stadt lassen wir dagegen meistens links liegen.«

»Weil wir denken, dass wir sie jederzeit besuchen könnten.«

»Richtig, aber irgendwann ist die Zeit abgelaufen, und dann ist es zu spät.«

»Welchen Ort hätten Sie denn gern besucht?«, fragte Olivia.

»Ich war noch nie auf dem Olympiaturm.«

»Haben Sie Zeit?«, fragte Olivia.

»Ich habe nichts vor«, sagte Manuel.

»Wunderbar, ich wollte jetzt eigentlich einkaufen gehen, aber das kann ich auch auf heute Nachmittag verschieben. Kommen Sie, nutzen wir unsere freie Zeit.«

»Was haben Sie vor, Frau Doktor?«, fragte Manuel, als Olivia aufstand und ihm ihre Hand reichte, damit auch er sich von der Bank erhob.

»Das Olympiagelände ist nur gut zehn Minuten mit dem Auto von hier entfernt. Wir beide werden uns jetzt einmal München von oben anschauen.«

»Sie wollen mit mir auf den Olympiaturm hinauf?«, fragte Manuel erstaunt.

»Ja, das ist der Plan«, antwortete sie lächelnd.

*

»So als würden wir geradewegs in den Himmel hinauffahren«, flüsterte Manuel, als er und Olivia gemeinsam mit anderen Besuchern eine Viertelstunde später in den Lift des Olympiaturms stiegen.

Die in die dunkle Decke der aus Metall gefertigten Kabine eingelassenen Deckenstrahler erweckten den Eindruck, als breitete sich der Sternenhimmel über ihnen aus. In nur dreißig Sekunden überwand der Lift die 185 Meter bis zur Aussichtsplattform. Danach ging es noch ein paar Treppenstufen nach oben, und die Stadt lag ihnen zu Füßen.

Es war ein herrlicher Frühlingstag, und der wolkenlose Himmel erlaubte ihnen einen weiten Blick bis hinüber zu den Alpen, die sich am Horizont gegen das Blau des Himmels streckten. Sogar die Zugspitze mit ihrem in der Sonne funkelnden Schneeplatt war zu sehen.

Manuel umfasste das Geländer der Aussichtsplattform mit beiden Händen, so als befürchtete er, in die Tiefe zu stürzen. Er schaute auf den Olympiapark, die zeltartige Dachabdeckung des Stadions, die künstlichen Seen und die große Parkanlage mit ihren Grünanlagen. Danach blickte er über die Stadt hinweg, die sich vor ihm ausbreitete, die alten und neuen Gebäude, verfolgte den Lauf der Isar, die die Stadt mit ihren zahlreichen Brücken verband, bis er schließlich wieder auf die Berge schaute.

»Es ist, als würde ich mein ganzes Leben noch einmal als Ganzes betrachten«, sagte er und wandte sich Olivia zu, die neben ihm stand. »Die Stadt, die Berge, diese Landschaft, in der ich so viele Jahre zu Hause war. Ich habe das alles schon einmal aus einem Flugzeug gesehen, aber hier oben unter freiem Himmel mit dem Wind im Gesicht fühlt es sich viel echter an.«

»Wenn wir in einem Flugzeug sitzen, dann gewinnen wir ein Stück weit Abstand zur Realität. Unsere alltäglichen Sorgen scheinen auf einmal weit fort, so als hätten wir sie auf der Erde zurückgelassen.«

»So habe ich das auch immer empfunden. Aber dieses Gefühl hier oben auf dem Turm mitten in der Stadt, das ist genau das, was ich gerade brauche. Alles sehen und mich mit allem verbunden fühlen.«

Olivia nickte ihm nur zu und schwieg, als er seinen Blick wieder über die Landschaft schweifen ließ, während er den Kragen seiner hellgrauen Sommerjacke hochstellte, weil der Wind auf einmal heftiger über sie hinwegblies.

»Darf ich Sie noch auf einen Tee oder einen Kaffee einladen?«, fragte Manuel nach einer Weile und wandte sich Olivia zu.

»Sehr gern, und ich nehme eine heiße Schokolade«, sagte sie.

Sie fanden auch gleich einen Platz in dem Drehrestaurant des Turms, das knapp eine Stunde für eine 360-Grad-Umdrehung brauchte. Manuel hatte zwei heiße Schokoladen und zwei Apfelkuchen bestellt, und während sie auf die Stadt schauten, erzählte er Olivia einige Anekdoten aus seinem Leben. Er zeigte ihr, wo er als Kind wohnte, wo er zur Schule ging, sich zum ersten Mal verliebte.

»Dort drüben im Park von Schloss Nymphenburg bin ich meinem Mann das erste Mal begegnet«, erzählte ihm Olivia, als ihr Blick auf das Schloss und seine Parkanlage fiel.

»In diesem Park habe ich meiner Frau den Heiratsantrag gemacht. Wir haben eine glückliche Ehe geführt.«

»Vielleicht ist der Park eine gute Umgebung für die Liebe.«

»Auf jeden Fall, und zwar für die Liebe, die ein lebenslanges Glück verspricht. Sie und Ihr Mann werden dieses Glück erleben. Diese Liebe, die Sie füreinander empfinden, ist so stark, dass jeder sie spüren kann, der Ihnen begegnet.«

»Wäre ich nicht nach München gezogen, wäre ich meinem Mann niemals begegnet.«

»Ich denke doch. Sie beide sind füreinander bestimmt, Sie wären sich irgendwo begegnet.«

»Glauben Sie denn an das Schicksal, Herr Oster?«

»Ich glaube daran, dass es Begegnungen gibt, die unausweichlich sind, egal, ob wir es Schicksal oder Zufall nennen. Es wird einfach passieren.«

»Dass es mir passiert ist, dafür bin ich unendlich dankbar.«

»Die wahre Liebe zu finden, ist ein Geschenk, das leider nur wenigen Menschen zuteil wird. Das musste ich im Laufe meines Lebens erkennen. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich noch einmal zwei Menschen kennenlernen durfte, die auf diese Weise beschenkt wurden. Darf ich Sie um etwas bitten?«

»Aber ja. Was kann ich für Sie tun?«, fragte Olivia.

»Ich würde gern zur Erinnerung an unseren gemeinsamen Ausflug ein Foto von uns beiden machen. Ein Selfie, wie meine Enkel sagen würden. Mit diesen neuen Telefonen komme ich nicht so gut zurecht, aber ich habe meinen kleinen Fotoapparat, den ich seit Jahren immer mitnehme, sobald ich das Haus verlasse«, sagte Manuel und zog einen Fotoapparat aus seiner Jackentasche, der noch mit einem Film bestückt war, der zur Entwicklung in ein Labor gebracht werden musste.

»Ich komme zu Ihnen, dann wird es leichter«, sagte Olivia, die Manuel gegenübersaß. Sie verließ ihren Platz, setzte sich neben ihn, und Manuel hielt seinen Fotoapparat in die Höhe. Er war mit ihm so vertraut, dass er sicher war, dass die Fotos, die er damit aufnehmen würde, eine gute Qualität haben würde.

Ein paar Minuten später verließen Olivia und Manuel das Res­taurant. Olivia fuhr Manuel nach Hause, und bevor sie sich voneinander verabschiedeten, wiederholte er noch einmal die Einladung zu seiner Geburtstagsfeier.

*

In den nächsten Tagen hörten Olivia und Daniel nichts mehr von Manuel. Erst am Abend vor seinem Geburtstag rief er noch einmal bei Daniel an, um sich zu vergewissern, dass sie auch wirklich zum Kuchenbüffet kommen würden.