Die neue Praxis Dr. Norden 39 – Arztserie - Carmen von Lindenau - E-Book

Die neue Praxis Dr. Norden 39 – Arztserie E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! »Danke fürs Herbringen. Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag«, sagte Sophia und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss von Markus, der sie an diesem Morgen mitgenommen hatte. »Den wünsche ich Dir auch, mein Schatz, bis heute Abend bei Adriano. Ich bin wirklich gespannt, was deine Mutter uns zu erzählen hat«, entgegnete Markus. »Das bin ich auch«, sagte Sophia und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Ihre Mutter hatte sie beide zum Essen eingeladen, weil sie ihnen etwas Wichtiges mitteilen wollte. Sie fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie in den letzten Wochen ständig unterwegs gewesen war. Angeblich traf sie sich mit alten Freundinnen, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Sie war aber nie näher auf diese Treffen eingegangen und hatte immer gleich das Thema gewechselt, sobald sie mehr darüber wissen wollte. »Du machst dir Sorgen, dass es etwas mit Ihrer Krankheit zu tun haben könnte.« »Ja, das stimmt«, gab Sophia zu. Ihre Mutter war an MS erkrankt, hatte aber schon einige Jahre lang keinen Schub mehr gehabt. »Du sorgst dich sicher unnötig. Wenn sie krank wäre, dann wüssten wir das doch.« »Nur weil sie bei uns im Haus wohnt, heißt das nicht, dass sie uns alles sagt. Sollte sie irgendwann schwer krank sein, wird sie ausziehen, bevor wir davon erfahren.

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Die neue Praxis Dr. Norden – 39 –

Ein schlimmes Unglück

Unveröffentlichter Roman

Carmen von Lindenau

»Danke fürs Herbringen. Ich wünsche Dir einen wundervollen Tag«, sagte Sophia und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss von Markus, der sie an diesem Morgen mitgenommen hatte.

»Den wünsche ich Dir auch, mein Schatz, bis heute Abend bei Adriano. Ich bin wirklich gespannt, was deine Mutter uns zu erzählen hat«, entgegnete Markus.

»Das bin ich auch«, sagte Sophia und schaute nachdenklich aus dem Fenster. Ihre Mutter hatte sie beide zum Essen eingeladen, weil sie ihnen etwas Wichtiges mitteilen wollte.

Sie fragte sich, ob es etwas damit zu tun hatte, dass sie in den letzten Wochen ständig unterwegs gewesen war. Angeblich traf sie sich mit alten Freundinnen, die sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Sie war aber nie näher auf diese Treffen eingegangen und hatte immer gleich das Thema gewechselt, sobald sie mehr darüber wissen wollte.

»Du machst dir Sorgen, dass es etwas mit Ihrer Krankheit zu tun haben könnte.«

»Ja, das stimmt«, gab Sophia zu. Ihre Mutter war an MS erkrankt, hatte aber schon einige Jahre lang keinen Schub mehr gehabt.

»Du sorgst dich sicher unnötig. Wenn sie krank wäre, dann wüssten wir das doch.«

»Nur weil sie bei uns im Haus wohnt, heißt das nicht, dass sie uns alles sagt. Sollte sie irgendwann schwer krank sein, wird sie ausziehen, bevor wir davon erfahren. Sie wird alles tun, um uns nicht zur Last zu fallen.«

»Das weiß ich, aber ich bin sicher, dass sie nicht krank ist. Ich habe sogar den Eindruck, dass es ihr in letzter Zeit richtig gut geht.«

»Ja, ich denke, das stimmt. Sonst hätte sie sich vermutlich auch nicht der Walking-Gruppe angeschlossen, die sie dreimal in der Woche zum Walken abholt. Krank ist sie dann wohl nicht. Also dann, bis später«, sagte Sophia und strich Markus zärtlich durch seine dunklen Locken, bevor sie aus dem Auto stieg.

»Pass auf dich auf!«, rief Markus ihr noch nach.

»Das tue ich doch immer«, entgegnete sie und glättete den Rock ihres hellblauen Kleides, das sie zu den weißen Sportschuhen trug. Sie wartete, bis Markus losgefahren war, erst danach schob sie das Tor auf, das zu dem Grundstück mit dem verwilderten Garten und dem kleinen Haus mit dem roten Schindeldach führte. Flankiert von zwei fünfstöckigen Neubauten sah es irgendwie verloren aus.

Bevor sie in die Praxis ging, hatte sie noch einen Hausbesuch zu machen. Zacharias, ein pensionierter Physiklehrer Ende sechzig, hatte sich vor einigen Wochen bei einem Wanderausflug das Bein gebrochen. Den Gips war er zwar schon los, fühlte sich aber noch ein wenig unsicher auf den Beinen und traute sich nicht ohne Krücken aus dem Haus.

Vor einigen Tagen war er in seiner Küche ausgerutscht. Er konnte sich glücklicherweise noch abfangen, hatte sich aber an einem metallenen Handtuchhaken verletzt und sich eine Wunde am Rücken zugezogen, die sich entzündet hatte und die Sophia nun jeden Morgen versorgte.

Zacharias stand bereits auf eine Krücke gestützt in der geöffneten Tür, als sie auf das Haus zuging. Sie plante immer ein bisschen mehr Zeit für ihren Besuch bei ihm ein, als sie für die Behandlung der Wunde benötigte. Zacharias lebte seit dem Tod seiner Frau vor zwei Jahren allein, und sie wusste, dass er sich über etwas Gesellschaft sehr freute.

»Guten Morgen, Frau von Arnsberg«, begrüßte er sie mit einem freundlichen Lächeln und trat zur Seite, dass sie hereinkommen konnte.

»Guten Morgen, Herr Neuer, wie geht es Ihnen heute?«, fragte sie ihn und schloss die Haustür.

»Es wird jeden Tag besser, auch dank Ihrer Hilfe.«

»So viel tue ich doch gar nicht, ich verbinde doch nur Ihre Wunde«, entgegnete Sophia.

»Sie schenken mir Zeit und hören mir zu, das beschleunigt den Heilungsprozess. Eine Tasse Kaffee?«

»Ja, gern«, sagte Sophia und folgte ihm in die mit hellen Kiefernmöbeln eingerichtete Küche, weil sie diese Tasse Kaffee, die er ihr stets anbot, nie ausschlug.

Trotz seiner momentanen Behinderung war es in Zacharias‘ Haus immer sauber und aufgeräumt. Einmal in der Woche kam eine Frau aus der Nachbarschaft zu ihm, um ihm beim Putzen zu helfen, den Rest der Woche sorgte er allein für Ordnung. Das Besondere in seinem Haus aber waren die weißen und pfirsichfarbenen Hyazinthen, die in der Diele, in der Küche und im Wohnzimmer in blauen Glasvasen standen und das Haus mit ihrem Duft erfüllten. Dass ein Mann, der allein lebte, diese Vorliebe für Schnittblumen besaß und sich auch nur auf eine Sorte beschränkte, hatte Sophia anfänglich überrascht.

Irgendwann hatte er ihr erzählt, dass Hyazinthen seine Lieblingsblumen waren, seine Frau sie aber nie mochte. Erst nach ihrem Tod hatte er sie in seinem Garten angepflanzt, um sie zur Blütezeit auch in seine Wohnung zu holen. Außerhalb ihrer Blütezeit kaufte er sie in einem Blumenladen, auf sie verzichten wollte er nicht mehr.

Bevor Sophia sich auf die Eckbank mit den blauen Kissen setzte, versorgte sie Zacharias‘ Wunde. Er hielt sich mit beiden Händen an einer Stuhllehne fest und beugte sich leicht nach vorn, damit sie das Pflaster auf der rechten Seite seines Rückens kurz oberhalb des Steißbeines wechseln konnte.

»Die Wunde ist gut verheilt. Ich werde noch einmal die Heilsalbe auftragen, danach brauchen Sie meine Hilfe nicht mehr«, sagte Sophia, während sie die Salbe auftrug, die Zacharias zusammen mit dem neuen Pflaster auf die Küchenablage gelegt hatte.

»Ich werde Ihre Besuche vermissen«, gab Zacharias zu.

»Ich denke, Sie werden darüber hinwegkommen«, entgegnete Sophia lachend. »Soweit ich weiß, haben Sie doch einen großen Bekanntenkreis und waren vor Ihrer Verletzung recht oft unterwegs.«

»Sie haben recht, ich sollte mich mal wieder um die Leute kümmern. Einige sind leider schon länger nicht mehr gut zu Fuß«, seufzte Zacharias. »Früher begleitete der eine oder andere meine Frau und mich auf unseren Wanderungen in die Berge, irgendwann waren meine Ursel und ich dann nur noch allein unterwegs.«

»Aber Sie werden doch wieder wandern gehen?«

»Das habe ich vor, aber nicht mehr allein. Ich werde mich einer Wandergruppe anschließen, vorzugsweise einer Gruppe mit Leuten meines Alters.«

»Ich bin sicher, Sie werden eine passende Gruppe finden«, sagte Sophia, als sie sich auf die Eckbank setzte und Zacharias zwei Tassen Kaffee auf den Tisch stellte.

»Es ist ein Geschenk, wenn uns Menschen begegnen, die unsere Interessen teilen«, sagte Zacharias und blickte mit einem verträumten Blick auf die Brombeersträucher vor dem Küchenfenster.

»Sie vermissen Ihre Frau.«

»Ehrlich gesagt, dachte ich gerade an Anja«, entgegnete er lächelnd und wandte sich Sophia zu.

»Und wer ist Anja?«

»Sie war Tänzerin an der Oper und meine große Liebe. Ich lernte sie während meines Studiums kennen. Studienkollegen hatten mich zu einer Ballettaufführung in die Münchner Staatsoper mitgenommen. Anja war die Primaballerina und die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Sie hatte übrigens das gleiche hellblonde Haar wie Sie«, sagte er und schaute Sophia an, die ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden trug.

»Wie haben Sie sie kennengelernt? Sind Sie jeden Abend in die Oper gegangen und haben in der ersten Reihe gesessen, bis sie auf Sie aufmerksam wurde?«, fragte Sophia, weil sie den Eindruck hatte, dass Zacharias ihr noch mehr über Anja erzählen wollte.

»Nein, das musste ich nicht. Nach der Vorstellung an diesem Abend gingen meine Freunde und ich noch in eine Bar in der Nähe der Oper. Gegen Mitternacht kam Anja mit zwei Kolleginnen auch dorthin. Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass mir beinahe die Luft wegblieb, als ich sie sah. Sie trug ein weißes schmalgeschnittenes Kleid, das Haar fiel ihr bis zur Taille, und ich konnte sie einfach nur ansehen.«

»Was ist dann passiert?«

»Sie merkte, dass ich sie anstarre und fragte mich, ob sie mir helfen könnte. Ich habe nicht lange über eine Antwort nachgedacht, ich habe sie einfach gebeten, mit mir zu tanzen.«

»Das klingt, als sei es für Sie beide Liebe auf den ersten Blick gewesen.«

»Daran besteht kein Zweifel. Wir haben an diesem Abend lange miteinander getanzt und uns gleich für den nächsten Abend wieder verabredet. Das war der Anfang. Nach ein paar Wochen stand für uns fest, dass wir zusammengehören. Ich bin sogar mit ihr nach Mailand gegangen, als sie dort ein Engagement bekam.«

»Hatten Sie nicht in München studiert?«

»Ich habe einen Sprachkurs belegt und mich um ein Auslandssemester beworben, was mir auch gewährt wurde. Wir bezogen eine Wohnung mit Dachterrasse in der Nähe der Mailänder Scala. Wir waren jung, hatten schnell einen großen Bekanntenkreis und ständig Gäste. Es war eine aufregende Zeit«, sagte Zacharias mit einem verträumten Lächeln.

»Warum sind Sie nicht zusammengeblieben?«

»Anja wurde eine Tournee durch die USA angeboten, und ich drängte sie, sie anzunehmen. Da sie auch eine wundervolle Stimme hatte und Gesangsunterricht nahm, standen die Aussichten gut, dass sie ein Engagement für ein Musical ergattern konnte. Und so kam es dann auch. Sie wurde für eine Rolle am Broadway Theater engagiert.«

»Was war mit Ihnen?«

»Als sie zu ihrer Tournee aufbrach, ging ich zurück nach München.«

»Wie lange blieb Anja in New York?«

»Ich weiß es nicht. Wir hatten ausgemacht, dass sie mir schreibt. Damals schrieben wir noch Briefe, das Internet und die Telefon-Flatrate für alle gab es noch nicht«, fügte er lächelnd hinzu.

»Hat sie Ihnen geschrieben?«

»Nein, ich habe nie wieder etwas von ihr gehört.«

»Sie haben nicht versucht, sie zu finden?«, wunderte sich Sophia.

»Doch, ich habe an das Broadway Theater geschrieben, aber die Briefe kamen alle ungeöffnet zurück. Da war mir klar, dass ich nicht mehr zu ihrem Leben gehörte.«

»Das tut mir sehr leid«, sagte Sophia mitfühlend.

»So ist eben das Leben, die Liebe währt manchmal eben nur für kurze Zeit. Ich habe dann ja auch irgendwann Ursel kennengelernt, und wir hatten ein glückliches Leben, meine Ursel und ich«, versicherte ihr Zacharias.

»Ja, ich weiß«, entgegnete Sophia. Auch Ursel war Patientin in der Praxis Norden gewesen. Die pensionierte Beamtin, die für das Sozialamt gearbeitet hatte, war eine ruhige freundliche Frau gewesen, die ihren Mann liebte.

»Nun genug von der Vergangenheit«, sagte Zacharias. »Bitte nicht schon wieder«, seufzte er, als er zur Kaffeemaschine ging, um sich noch eine Tasse Kaffee einzugießen.

»Was ist passiert?«, fragte Sophia.

»Die Kaffeemaschine hat keinen Strom mehr. Die Sicherung für die Küche ist wohl wieder rausgefallen. Ja, ganz offensichtlich ist das so«, stellte er fest, als er die Kühlschranktür öffnete und das Licht nicht anging.

»Wo ist der Sicherungskasten?«, fragte Sophia.

»Im Keller, gleich unter der Treppe. Ich gehe nachher hinunter. Das dauert mir jetzt zu lange mit der Krücke.«

»Ich kann schnell nachsehen, dann können Sie sich den Weg ersparen«, schlug Sophia ihm vor.

»Wenn Sie das für mich tun wollen.«

»Das mache ich gern. Ich bin gleich wieder da«, sagte sie und verließ die Küche.

In der Diele zog sie die Tür auf, hinter der die Treppe lag, die in den Keller hinunterführte. Sie versuchte, das Licht anzuschalten, aber es funktionierte nicht. Vermutlich hatte sich auch die Sicherung für den Keller gelockert. Es wird auch so gehen, dachte sie, das Licht aus der hellen Diele würde schon in den Keller hinunterfallen. »Das ist schon irgendwie unheimlich«, murmelte sie, als sie die schmale Treppe des alten Hauses hinunterging und die Stufen bei jedem Schritt knarrten.

Unten angekommen blieb sie einen Moment lang stehen, bis sie sich an die Dunkelheit gewöhnt hatte und sich mithilfe des Tageslichts aus der Diele orientieren konnte. An der Längswand standen Regale vollgestopft mit Kisten und Körben, an der schmalen Wand am Ende des Kellergangs sah sie zwei Türen. Der weiße Sicherungskasten hing direkt unter der Treppe. Es waren nur ein paar Schritte bis dorthin.

»Alles in Ordnung?!«, hörte sie Zacharias rufen, als sie gleich darauf den Sicherungskasten öffnete.

»Ja, alles gut, drei Sicherungen sind herausgesprungen«, ließ sie ihn wissen, als sie die lockeren Sicherungen entdeckte.

»Der Herd, das Küchenlicht und vermutlich die Sicherung für das Kellerlicht!«, stellte Zacharias fest.

»Es wird gleich wieder alles funktionieren!«, rief Sophia und drückte die Sicherungen nacheinander zurück in ihre Fassung. »Was ist das?!«, rief sie erschrocken, als sie plötzlich einen ohrenbetäubenden Knall wahrnahm und gleich darauf die Wände des Hauses wackelten und der Boden unter ihren Füßen vibrierte. Sie war schon auf dem Weg zur Treppe, als sie erneut eine Explosion wahrnahm und sich im selben Moment der Boden unter ihr auftat. Sie versuchte noch, sich an der Treppe festzuhalten, aber es gelang ihr nicht. Sie schrie laut auf, als die Wände um sie herum in sich zusammenfielen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

*

»Ist wohl etwas Größeres«, murmelte Lydia, die inzwischen schon in der Praxis war. Sie hatte vor ein paar Minuten eine Explosion gehört, die ganz in der Nähe stattgefunden haben musste, und nun erreichte sie der Notruf der Feuerwehr, dass sie zur Feuerwache kommen sollte.

Sie wollte gerade Daniel anrufen, der noch mit seiner Familie beim Frühstück saß, um ihn über den Einsatz zu informieren, als sie ein Anruf von Sophia erreichte. »Hallo, Sophia, wann bist du hier? Ich muss zu einem Einsatz. Es hat eine Explosion hier ganz in der Nähe gegeben«, sagte sie.

»Lydia, ich …«

»Sophia, was ist denn?«, fragte Lydia erschrocken, als sie Sophia leise stöhnen hörte. »Sophia?! Sophia, sag doch etwas«, bat Lydia ihre Freundin und Kollegin, aber Sophia antwortete nicht mehr. Sie rief ihre Telefonnummer erneut auf, aber so oft sie es auch versuchte, sie kam nicht mehr durch. Der Anschluss war immer besetzt.

Auf dem Weg zu ihrem Auto, das sie vor der Tür der Praxis geparkt hatte, rief sie auf der Feuerwache an. Sie wollte wissen, wo genau die Explosion stattgefunden hatte. Als sie hörte, dass es um ein Mehrfamilienhaus ging, das in der Straße stand, in der Zacharias Neuer wohnte und dass auch ein Einfamilienhaus von der Explosion betroffen war, wurde ihr sofort klar, dass Sophia in Gefahr sein musste. Bevor sie den Motor ihres Wagens anließ, rief sie Daniel an.

»Hallo, Daniel, ich muss zu einem Einsatz.«

»Die Explosion vor ein paar Minuten, nehme ich an.«

»Das Haus von Zacharias Neuer ist auch betroffen. Ich denke, Sophia ist noch dort«, sagte sie, während sie den Motor ihres kleinen roten Autos anließ.

»Wie kommst du darauf?«, fragte Daniel erschrocken.

»Sie hat mich gerade angerufen und das, was ich gehört habe, klang nicht gut. Ich mache mir wirklich große Sorgen. Ich melde mich wieder«, sagte sie, steckte das Telefon in die Halterung der Mittelkonsole und fuhr los.

»Leute, das sieht nicht gut aus«, stellte Ophelia fest, die mit Olivia, Daniel und den Zwillingen am Esstisch in der großen hellen Wohnküche saß. Während Daniel mit Lydia telefonierte, hatte sie im Internet nach Fotos der Explosion gesucht und bereits einige gefunden, die sie nun Daniel und Olivia zeigte.