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Das Bundle besteht aus den Büchern #7 (FÜR DICH FÜR IMMER) und #8 (WEIHNACHTEN FÜR IMMER) aus Sophie Loves erfolgreicher Reihe 'Die Pension in Sunset Harbor'. Buch #7 und #8 werden in eine praktische Datei mit insgesamt über 120.000 Wörtern Lesematerial gepackt. In FÜR DICH FÜR IMMER ist der Herbst in Sunset Harbor eingezogen. Und während sich die Stadt leert, beginnt für Emily Mitchell das zweite Trimester ihrer Schwangerschaft. Die neuen Zimmer in Trevors Haus sind für die ersten Gäste bereit, während auch der neue Wellnessbereich und das Restaurant geöffnet werden. Währenddessen verfolgen sie ihr Angebot auf die Insel und hoffen, ihrem Leben im Sunset Harbor noch einen weiteren Aspekt hinzufügen zu können. Amy besteht darauf, Emily in New York City für das Baby auszustatten, und als Emily in ihr altes Zuhause zurückkehrt, ist sie schockiert darüber, wie sehr sie sich verändert hat - und über die ungebetenen Gäste, die auftauchen. Erschrocken erfährt sie, dass es in Sunset Harbor bald einen neuen Bewohner geben wird - einen Entwickler aus New York City, der dort ebenfalls eine Pension eröffnen und Emilys Geschäft zerstören will. Chantelle geht zurück in die Schule, aber sie fühlt sich in ihrer neuen Klasse nicht wohl. Die Probleme sorgen für ein weiteres Drama. Roy wird immer kränker, und als das kalte Wetter Einzug hält, lädt er sie in sein Haus in Griechenland ein. Obwohl sich Emily um ihr heranwachsendes Baby sorgt, kann sie nicht ablehnen. Die Reise verändert sie alle für immer und endet in einem Thanksgivings-Fest, das keiner von ihnen je vergessen wird. In WEIHNACHTEN FÜR IMMER geht es mit schnellen Schritten auf Weihnachten und Neujahr zu, während Emily ihr drittes Schwangerschaftstrimester beginnt. Während sie ihre neue Privatinsel weiterentwickeln, entsteht eine neue Geschäftsmöglichkeit - eine, die Emily nie vorausgesehen hatte und die alles verändern könnte. Roys verbliebene Lebenszeit geht schnell zu Ende und als Weihnachten vor der Tür steht und alle mit der Vorbereitung beschäftigt sind, weiß Emily, dass dies das wertvollste ihres Lebens sein wird. Die Feiertage werden zu einer Zeit der Inspiration – und ihr Leben wird nie wieder so sein wie zuvor. DIE PENSION IN SUNSET HARBOR ist eine aufregende Romanreihe, die Sie zum Lachen und Weinen bringen wird. Sie werden das Buch die ganze Nacht nicht aus der Hand legen können und Ihre Begeisterung für Liebesgeschichten neu entdecken.
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Seitenzahl: 636
Veröffentlichungsjahr: 2020
FÜR DICH, FÜR IMMER
(DIE PENSION IN SUNSET HARBOR - BUCH 7)
FÜR IMMER WEIHNACHTEN
FÜR DICH, FÜR IMMER
Sophie Love
#1 Bestsellerautorin Sophie Love ist die Autorin der Liebesroman Reihe DIE PENSION IN SUNSET HARBOR, die bislang sieben Bücher umfasst (und fortgesetzt wird), und die mit FÜR JETZT UND FÜR IMMER (DIE PENSION IN SUNSET HARBOR - BUCH 1) beginnt.
Sophie Love ist auch die Autorin der Debüt-Liebesroman Reihe DIE LIEBE AUF REISEN, die mit DAS FESTIVAL DER LIEBE beginnt (DIE LIEBE AUF REISEN – BUCH 1).
Sophie würde sich freuen, von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb bitte ihre Webseite www.sophieloveauthor.com, um ihr eine E-Mail zu schreiben, in den E-Mail-Verteiler aufgenommen zu werden, kostenlose E-Books sowie die neuesten Nachrichten zu erhalten und um mit ihr in Kontakt zu bleiben!
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BÜCHER VON SOPHIE LOVE
DIE PENSION IN SUNSET HARBOR
FÜR JETZT UND FÜR IMMER (Buch 1)
FÜR IMMER UND EWIG (Buch 2)
FÜR IMMER MIT DIR (Buch 3)
WENN ES DOCH NUR FÜR IMMER WÄRE (Buch 4)
FÜR IMMER UND EINEN TAG (Buch 5)
FÜR IMMER UND NOCH EINEN TAG (Buch 6)
FÜR DICH, FÜR IMMER (Buch 7)
FÜR IMMER WEIHNACHTEN (Buch 8)
DIE LIEBE AUF REISEN
DAS FESTIVAL DER LIEBE (BUCH #1)
ITALIENISCHE NÄCHTE (BUCH #2)
L'AMOUR IN PARIS (BUCH #3)
EINE LIEBE IM SCHNEE (BUCH #4)
INHALT
KAPITEL EINS
KAPITEL ZWEI
KAPITEL DREI
KAPITEL VIER
KAPITEL FÜNF
KAPITEL SECHS
KAPITEL SIEBEN
KAPITEL ACHT
KAPITEL NEUN
KAPITEL ZEHN
KAPITEL ELF
KAPITEL ZWÖLF
KAPITEL DREIZEHN
KAPITEL VIERZEHN
KAPITEL FÜNFZEHN
KAPITEL SECHZEHN
KAPITEL SIEBZEHN
KAPITEL ACHTZEHN
KAPITEL NEUNZEHN
KAPITEL ZWANZIG
KAPITEL EINUNDZWANZIG
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
KAPITEL SECHSUNDZWANZIG
KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
Die Fenster im Kinderzimmer standen weit offen und die Spitzenvorhänge wehten im Wind. Emily faltete Babykleidung und legte sie ordentlich in die Kommode. Sie seufzte zufrieden. Das schöne Wetter - für einen Labour Day ungewöhnlich warm - war sehr willkommen.
Emily fühlte sich etwas müde, setzte sich in den Stillsessel und legte eine schützende Hand auf ihren Bauch. Baby Charlotte zappelte drinnen herum.
„Magst du den Indian Summer?“, fragte Emily sie. „Zweiunddreißig Grad zu dieser Jahreszeit sind nicht normal. Du wirst dich irgendwann an Kälte gewöhnen müssen.“
Baby Charlotte sollte in drei Monaten, im Dezember und somit im tiefsten Winter, zur Welt kommen. Emily konnte kaum glauben, wie schnell die Schwangerschaft vorangeschritten und wie schnell die Zeit vergangen war. Das Wetter, das sie gerade genossen, ließ den Winter sehr weit weg erscheinen, und Emily würde es gern behalten. Denn bei Beginn jeder neuen Jahreszeit, dachte Emily daran, dass es wahrscheinlich das letzte Mal sein würde, dass ihr Vater diese spezielle Jahreszeit erlebte.
Sie hatte sich sehr bemüht, seine tödliche Krankheit aus ihren Gedanken zu verbahnen. Jedes Mal, wenn sie mit ihm sprach - was täglich geschah -, erwähnte er sie nicht, sondern erzählte ihr von all den lustigen Aktivitäten, die er geplant hatte. Und die Briefe begannen sich jetzt anzusammeln. Sie hatten sich versprochen, sich gegenseitig eine lebenslange Korrespondenz zu schreiben. Roy schwelgte nicht in seinem bevorstehenden Tod, also würde Emily das auch nicht machen.
Die Tür flog auf und Chantelle kam herein getänzelt. Sie trug eine Packung Windeln in ihren Armen.
„Wo soll ich die hinstellen?“, fragte sie.
„Auf dem Wickeltisch bitte“, sagte Emily und lächelte ihre süße Tochter an.
Sie und Daniel gaben sich alle Mühe, damit Chantelle sich einbezogen fühlte. Im Moment geschah das in Form eines kleinen Auftrages - sie sollte bei jedem Supermarkt-Besuch einen praktischen Artikel ihrer Wahl einkaufen. Heute waren es Windeln. Gestern waren es Schnuller. Sie hatte auch schon Flaschen, Spucktücher, Beißringe und eine Rassel gekauft. Emily liebte die Art, wie Chantelle in ihrer Aufgabe aufging. Sie nahm sie sehr ernst.
Chantelle ging zum Wickeltisch und legte die Packung Windeln ab. Dann drehte sie sich um und sah Emily an.
„Haben wir schon Neuigkeiten?“, fragte sie.
Emily wusste, dass Chantelle sich auf die Insel bezog, für die sie und Daniel ein Angebot gemacht hatten. Sie fragte jeden Tag.
Emily überprüfte ihr Handy zum gefühlten ein millionstes Mal. Sie sah keine verpassten Anrufe oder Nachrichten von dem Immobilienmakler.
Sie sah Chantelle an und schüttelte den Kopf. „Noch nicht.“
Vor Enttäuschung zog Chantelle einen Schmollmund. „Wann werden wir es erfahren?“, wollte sie wissen. „Noch bevor Charlotte geboren wird?“
Emily zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht, meine Süße.“ Sie streichelte ihr weiches blondes Haar. „Du weißt, dass es auch sein kann, dass wir nicht den Zuschlag bekommen, oder?“ Sie hatte Chantelle von Anfang an auf das Schlimmste vorbereitet, aber das kleine Mädchen hatte manchmal die Neigung, sich in etwas zu verrennen. Sie sprach über die Insel, als wäre schon eine Entscheidung gefallen, und schwärmte davon, wie großartig es einmal sein würde, wenn sie auf der Insel spielen könnten, oder wie hübsch es aussehen würde, sobald Daniel die Bauarbeiten beendet hätte.
„Ich weiß“, sagte Chantelle ein wenig bedrückt.
Emily lächelte strahlend als sie sah, dass das Kind etwas Aufmunterung brauchte. „Komm, lass uns nach unten gehen und etwas zu Mittag essen.“
Chantelle nickte und nahm ihre Hand. Sie gingen zusammen in die Küche.
Zu Emilys Freude saß Amy an der Kücheninsel. Sie war jetzt schon seit einigen Wochen in Sunset Harbor, um bei ihrem neuen Freund Harry zu sein und ihre Zehen in das Wasser der Häuslichkeit einzutauchen. Emily liebte es, sie in der Nähe zu haben, und Amy machte das Beste daraus, indem sie immer wieder vorbeischaute, wenn sie Zeit zwischen Telefonkonferenzen und dem Leiten ihres Geschäftes aus der Ferne hatte. Sie trank Kaffee und unterhielt sich mit Daniel, der damit beschäftigt war, die letzten Einkäufe einzuräumen. Er küsste Emily nachdem sie die Küche betreten hatte.
„Hallo, meine Wunderschöne“, murmelte er und bedachte sie mit einem seiner intensiven Blicke voller Liebe.
Emily lächelte und strich mit einem Finger über seine feste Kinnlinie. Sie murmelte: „Hallo.“
Genau in diesem Moment hüstelte Amy. Emily riss sich von Daniels Anblick los und schaute über ihre Schulter.
„Hallo, Ames“, begrüßte sie auch ihre Freundin und verdrehte die Augen.
Es war immer noch ungewohnt für Emily, dass Amy so leicht erreichbar für sie war. Ihr vorübergehender Umzug nach Sunset Harbor war für sie beide wunderbar gewesen und brachte ihnen die unkomplizierte Freundschaft zurück, die sie geteilt hatten, bevor Emily aus New York City verschwunden war, ohne es ihr zu sagen. Und Amys organisatorische Fähigkeiten waren unheimlich nützlich, wenn es darum ging, die Logistik von Charlottes Geburt zu planen.
„Ich wusste nicht, dass du heute vorbeikommst“, sagte Emily zu ihrer Freundin.
„Ich bin hierhergekommen, um mit Dan über die Checkliste zu sprechen“, antwortete Amy.
Emily setzte sich ihr gegenüber und runzelte die Stirn. „Welche Checkliste?“
„Die wegen der Entbindung“, sagte Amy in einem Ton, der deutlich machte, dass das wohl offensichtlich sein sollte. „Du brauchst deine Kliniktasche, einen Plan, wie du hinkommst, wo du parken kannst, wen du anrufen musst. Wir haben eine Kommunikationshierarchie geschrieben, bei der Dan mich anruft und ich dann dafür verantwortlich bin, Harry, Jayne, deine Mutter und Lois anzurufen. Harry informiert die Leute in Sunset Harbour, Lois erzählt es dem Rest des Personals in der Pension und so weiter. Ehrlich, Emily, ich bin schockiert, dass du das alles noch nicht organisiert hast.“
Emily lachte. „Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich erst in drei Monaten fällig bin!“
„Du musst vorbereitet sein“, belehrte Amy sie. „Wenn Charlotte beschließt, sich schon morgen auf den Weg zu machen, musst du vorbereitet sein.“
Chantelles Augen weiteten sich. „Sie könnte schon morgen kommen?“, fragte sie und war ganz begeistert von dieser Aussicht. „Ich könnte schon morgen eine Schwester haben?”
Emily berührte schützend ihren Bauch, und in ihrem Hinterkopf wuchs eine quälende Sorge. „Ich hoffe nicht.“
Daniel kam und setzte sich neben sie. „Verschaff Emily keine Albtraumszenarien, wegen denen sie sich Sorgen machen muss“, sagte er zu Amy. „Und mach auch Chantelle nicht solche falschen Hoffnungen. Sie wartet verzweifelt darauf, ihre kleine Schwester kennenzulernen.“ Er wandte sich an Chantelle. „Charlotte wird bis Dezember in Mamas Bauch bleiben. Es gibt nur eine sehr, sehr kleine Chance, dass sie früher kommt.“
„Du meinst also, sie könnte an meinem Geburtstag kommen?“, fragte Chantelle und grinste bei dieser Aussicht von einem Ohr zum anderen.
Daniel lachte und schüttelte den Kopf. „Halloween und gleich noch zwei Geburtstage?“, scherzte er. „Ich hoffe nicht!“
„Es würde es leicht machen, sich daran zu erinnern“, sagte Amy schmunzelnd.
In diesem Moment klingelte es an der Tür.
„Ich werde aufmachen“, sagte Emily, die unbedingt eine Ablenkung von dem Gedanken brauchte, dass Baby Charlotte zu früh geboren werden könnte.
Draußen im Foyer war das Gasthaus voller Aktivität. Die hektische Sommerzeit war zwar vorbei, aber es gab immer viel zu organisieren, besonders jetzt, wo im Speisesaal drei Mahlzeiten am Tag serviert wurden und die Flüsterkneipe jeden Abend geöffnet war. Sobald auch das Restaurant und das Spa eröffnet waren, würden sie keinen Moment Ruhe mehr haben, dachte Emily.
Sie eilte an Lois und Marnie vorbei, die an der Rezeption beschäftigt waren, dann öffnete sie die Tür. Dort stand ein elegant gekleideter Herr. Er schien ungefähr fünfzig Jahre alt zu sein, hatte graumelierte Haare und ein paar Lachfalten um seine Augen.
„Paul Knowlson“, sagte er selbstsicher und hielt Emily die Hand hin, um sie zu schütteln, als würden sie irgendeine Art von Geschäft abschließen.
Sie nahm seine Hand und schüttelte sie. „Es tut mir leid, Herr Knowlson, ich glaube nicht, dass ich Sie kenne“, sagte sie.
„Ich habe ein Apartment gebucht“, sagte er und zog einen Zettel aus seiner Jackentasche. „In Trevor's House”, las er ab.
„Oh!”, rief Emily aus. Er war ihr erster Gast in einem der neuen Apartments. „Das ist im Haus auf der anderen Seite der Grünanlage“, sagte sie. „Ich werde Sie hinbringen.“
„Fantastisch“, antwortete Paul.
Emily führte ihn den Weg entlang. Sie spürte einen Anflug von Aufregung, weil sie wusste, dass dies das erste von vielen Malen sein würde, dass sie einem Gast sein Apartment zeigen würde. Es war wunderbar zu sehen, wie all ihre harte Arbeit an Trevors Haus Früchte trug, und zu wissen, dass das Geschenk, das er ihnen hinterlassen hatte, genutzt wurde, anstatt dahinzuwelken.
„Kann es sein, dass ich da einen New Yorker Akzent gehört habe?“, fragte Paul, während sie weitergingen. „Stammen Sie von dort?“
„Das stimmt”, antwortete Emily lächelnd. „Ich bin dort geboren und aufgewachsen. Kennen Sie New York City gut?“
Paul nickte. „Ja, ich bin auch dort aufgewachsen. Aber jetzt lebe ich in Florida.“
„Und Sie sind ein Geschäftsmann?“, fragte Emily nach.
Paul lachte und deutete auf seinen teuren Anzug. „Was hat mich verraten?“
Sie erreichten Trevors Haus und Emily führte ihn hinein. Der Hauptbereich unten war jetzt völlig offen, mit einer hüfthohen Glaswand zwischen dem brandneuen, glitzernden Restaurant und dem Weg zu der Treppe, die zu den Wohnungen führte. Das Restaurant hatte seine Pforten noch nicht geöffnet, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis das passierte, dachte Emily aufgeregt.
„Sie haben Apartment vier“, sagte Emily und deutete auf die Treppe. „Es hat einen schönen Balkon mit Blick auf den Ozean.“
„Klingt perfekt“, antwortete Paul.
Emily führte ihn die Treppe zum Zwischengeschoss hinauf und deutete auf ein schmiedeeisernes Tor im Pariser Stil mit einem goldenen Schild mit der Aufschrift ‚Nur für Gäste‘. Sie zeigte ihm den großen Schlüssel, der das Tor öffnete, und dann gingen sie den Korridor entlang und blieben vor dem vierten Apartment stehen.
Emily erinnerte sich an die Aufregung, die sie verspürt hatte, als sie sich zum ersten Mal in den neuen Wohnungen umgesehen hatte. Sie waren meisterhaft von den Erik & Sons Drillingen entworfen worden. Sie hoffte, dass Paul auf den ersten Blick genauso beeindruckt von dem Apartment sein würde wie sie.
Sie schloss die Tür auf und öffnete sie, dann bedeutete sie Paul, hineinzugehen.
„Das ist fantastisch“, sagte Paul mit einem Nicken.
Er schien ein netter Mann zu sein, aber Emily konnte seine geschäftstüchtige Ader erkennen. Sie war von der gleichen Qualität wie bei Amy, eine fast falkenähnliche Fähigkeit, Geld und Qualität zu erschnüffeln, um seine Umgebung zu beurteilen und ein sofortiges Urteil zu fällen. Es war ein riesiges Kompliment, dass so jemand ihre bescheidene Herberge überhaupt buchte.
Emily reichte ihm den Schlüssel. „Die Mahlzeiten werden im Moment im Haupthaus serviert“, erklärte sie. „Bitte besuchen Sie uns, wann immer Sie möchten. Das Restaurant im Erdgeschoss ist noch nicht offen, also wird hier alles sehr ruhig sein.“
Sie verabschiedeten sich und Emily ging zurück zum Haupthaus. Im Foyer traf sie auf Lois.
„Ich hatte vergessen, dass wir einen Gast im Trevor's haben“, sagte sie. „Ist alles für ihn arrangiert? Saubere Bettwäsche, Bademantel, Kaffeepads für die Maschine?“
Lois nickte ernst. „Ja“, sagte sie und klang beleidigt wegen der Andeutung, dass sie möglicherweise etwas vergessen haben könnte.
Emily errötete. „Entschuldigung, natürlich ist es das.“
Es war nicht immer leicht für Emily, sich daran zu erinnern, dass Lois nicht mehr der nervöse, überemotionale Schussel war wie früher. Sie hatte sich in letzter Zeit wirklich gut entwickelt, wahrscheinlich teilweise wegen ihrer Beförderung und Gehaltserhöhung. Emily wusste, dass sie darauf vertrauen konnte, dass sie die Pension perfekt leitete. Sie hatte sich sogar gut mit den Lieferanten arrangiert und Lebensmittel- und Warenbestellungen aufgegeben. Wie Emily erkannte, könnte sie in der Tat wahrscheinlich für einen Monat das Land verlassen und die Pension Lois‘ fähigen Händen anvertrauen; etwas, das sie nie für möglich gehalten hätte!
Emily ging zurück in die Küche. Daniel, Amy und Chantelle saßen immer noch am Küchentisch und unterhielten sich angeregt. Kein Zweifel, Amy nutzte ihren Geschäftssinn, um Daniel dazu zu zwingen, jedes Detail von Charlottes Geburt bis ins Kleinste zu planen, wobei sie die Art von organisierter Präzision anwandte, auf die Babys wenig Rücksicht nahmen.
„Da ist sie.“ Daniel strahlte, als er sie eintreten sah. „Ich habe Neuigkeiten.“
„Hast du?“, sagte Emily und setzte sich. „Aber ich war nur eine Minute weg.“
„Jack hat angerufen“, sagte Daniel und bezog sich auf seinen Chef in der Tischlerwerkstatt, in der er seit einem Jahr arbeitete.
„Oh? Und was hat er gesagt?“, fragte Emily neugierig.
„Er hat es wieder mit seinem Rücken“, sagte Daniel. Jack hatte sich vor nicht allzu langer Zeit bei der Arbeit verletzt und hatte sich seitdem noch nicht voll regeneriert. „Du weißt, dass der ihm Probleme bereitet. Nun, seine Frau hat es schließlich geschafft, ihn davon zu überzeugen, seine Arbeitszeit zu reduzieren. Sie hat etwas Geld geerbt und möchte, dass sie früh in Rente gehen, in der Karibik cruisen, so etwas.“
Emily runzelte die Stirn. „Deine aufregende Nachricht ist, dass Jack und seine Frau auf Kreuzfahrt gehen?“
Daniel lachte. „Ja!“
„Verstehe ich nicht“, fügte sie hinzu und blickte verwirrt auf Chantelles und Amys aufgeregte Mienen. „Und was ist daran so lustig? Habe ich etwas nicht mitbekommen?“
Daniel fuhr fort. „Denk darüber nach“, ermutigte er sie. „Er wird jemanden brauchen, der in seiner Abwesenheit die Holzwerkstatt führt. Jemand, der sich um den Laden kümmert.“
Emily keuchte. „Du meinst ... dich?“
Chantelle konnte es nicht mehr aushalten. Sie stieß einen Freudenschrei aus. „Papa wird befördert!“
Emily schlug sich die Hand vor den Mund. „Das ist erstaunlich!“ Sie jubelte. „Du hast es dir verdient.“
Sie konnte ihr Glück kaum fassen und hüpfte von ihrem Stuhl, stellte sich hinter Daniel und umarmte ihn fest.
Daniel errötete schüchtern. Er war keiner, der gut mit Komplimente umgehen konnte.
„Er wird mir eine Gehaltserhöhung und einen neuen Titel geben. Es wird jedoch eine längere Arbeitszeit erfordern“, fügte er hinzu und klang sehr ernst. „Ich muss der Erste sein, um zu öffnen, und ich muss abends der Letzte sein, um alles richtig abzuschließen. Da sind teure Ausrüstung und Produkte drin und Jack lässt nie einen anderen absperren, also ist es eine große Sache für ihn, die Zügel an dieser Front abzugeben. Mein Schichtplan wird dadurch wirklich merkwürdig sein. Jack macht es nichts aus, zu jeder Tages-und Nachtzeit zum Holzladen zu fahren, aber wenn es von mir erwartet wird, wird es etwas anderes sein.
Emily wollte noch nicht über mögliche Nachteile der guten Nachrichten nachdenken. Lange Schichten, zusätzliche Verantwortung für Sicherheit und der unvermeidliche Stress, der ihn verursachen würde, waren alles Dinge, mit denen sie sich zu gegebener Zeit befassen würde. Doch jetzt wollte sie sich über die guten Nachrichten freuen.
„Ich bin so stolz auf dich“, sagte sie und drückte einen Kuss auf seinen Scheitel.
„Ihr solltet das feiern“, sagte Amy von der anderen Seite der Frühstücksbar.
„Unbedingt“, stimmte Emily zu.
„Ich denke wir sollten runter zum Strand gehen!“, schlug Chantelle vor.
„Nun, da das Wetter so schön ist, sehe ich nicht, was dagegensprechen sollte“, sagte Emily. „Wir sollten es nicht verschwenden.“
Chantelle boxte in die Luft. Sie liebte den Strand. Überhaupt liebte sie es, im Freien zu sein. Jede Gelegenheit, in der Natur zu rennen und zu toben, nahm sie begierig an.
„Amy?“, fragte Emily. „Kommst du mit uns?“
Amy schaute auf ihre Uhr. „Eigentlich sollte ich Harry bald treffen, also werde ich keine Zeit haben.“
Emily war sich nicht sicher, aber sie glaubte einen Unterton in der Stimme ihrer Freundin zu hören, eine Art Bitterkeit. Sie fragte sich, ob es ein Problem zwischen ihr und Harry gab.
Aber es war im Augenblick keine Zeit, das zu diskutieren. Die Morey-Familie war im Aktions-Modus: Chantelle war auf der Suche nach den Hundeleinen, Daniel riss Schränke auf und holte Taschen, Saftkartons und Snacks heraus.
Emily berührte Amys Hand über den Tresen. „Wir reden später“, sagte sie.
Amy nickte und wirkte ein wenig niedergeschlagen. Dann wurde Emily in das Chaos ihrer Familie hineingezogen, als ob sich ein Tornado um sie drehte und sie hineinzog.
„Lasst uns gehen! Auf zum Strand!“
Der Strand war atemberaubend schön in der Sonne. Emily konnte kaum glauben, dass es zu dieser Jahreszeit so sonnig war. Es war so warm und hell wie an einem fantastischen Sommertag.
Sie schlenderten zusammen und ließen die Hunde von ihren Leinen, damit sie vorauseilen und die brechenden Wellen anbellen konnten.
Sobald sie einen guten Platz gefunden hatten, um sich niederzulassen, half Daniel Emily zu Boden. Sie saß mit gekreuzten Beinen da, ihr schwangerer Bauch ruhte bequem auf ihren Beinen. Chantelle hüpfte herum, voller Überschwang für das, was sich wie die letzte Chance anfühlte, den Strand in diesem Jahr zu genießen.
Daniel griff nach Emilys Hand und streichelte sie zärtlich.
„Was meinst du zu meiner Beförderung?“, wollte er wissen. „Machst du dir Sorgen wegen der zusätzlichen Stunden, die ich nicht zu Hause sein werde?“
„Nun, über wieviel Zeit reden wir?“, fragte Emily. Sie war jetzt bereit, mehr über die Einzelheiten zu erfahren, um die Herausforderungen betrachten zu können, denen sie sich würde stellen müssen.
„Jack öffnet den Laden um acht“, begann er. „Das ist kein Problem, nicht wirklich. Ich bin an frühe Anfangszeiten gewöhnt und es wird zum Schulbeginn passen. Es ist die Holzwerkstatt, die das größere Problem ist. Es gibt Zeiten, in denen wir einen großen Auftrag bekommen und nicht viel Zeit dafür haben. Früher, als ich nur ein Arbeiter war, war ich einer von vielen und musste jeden Tag höchstens ein oder zwei Stunden dranhängen. Wir konnten uns die Last teilen. Aber da ich nun derjenige bin, der die Ausrüstung kontrolliert und allein für die Qualitätssicherung verantwortlich ist, muss ich bei jeder Bestellung vor Ort sein und alles bis zur Fertigstellung überprüfen, genau wie Jack bisher. Du weißt, wie lange so etwas dauern kann. Nun, ich werde nicht mehr Teil des Schichtplans sein. Ich werde für alles verantwortlich sein und während der arbeitsreichsten Zeiten dort sein müssen.“
Je mehr Daniel darüber sprach, desto stärker spürte Emily, wie ihre Angst wuchs. Die Beförderung kam zu einem ziemlich schlechten Zeitpunkt. Der Gedanke daran, dass Daniel nicht da sein könnte, wenn bei ihr die Wehen losgingen, machte ihr Sorgen. Und was ist mit dem Vaterschaftsurlaub? Würde er überhaupt welchen bekommen?
Aber trotz ihrer Befürchtungen barst sie nur so vor Glück. Sie war auch extrem stolz auf Daniel und wollte seine Laune in keinster Weise trüben. Er hatte so viel erreicht seit sie ihn kannte. Und außerdem hatte sie Amy hier, die einspringen konnte, wenn Not am Mann war.
„Ich freu mich so sehr für dich“, sagte sie. „Du verdienst es, nach all deiner harten Arbeit.“
„Wir könnten sicherlich auch die Gehaltserhöhung gebrauchen“, antwortete Daniel, seine freie Hand berührte sanft Emilys Bauch. „Da wir bald mehr Mäuler zu stopfen haben werden.“
Emily lächelte und seufzte zufrieden. Trotz der Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert war, freute sie sich immer noch auf die Zukunft, auf Baby Charlotte.
Als Daniel wieder sprach, klang er ein wenig melancholisch. „Mehr Verantwortung bedeutet mehr Stress. Ich hoffe, ich habe dann noch genug Energie, um Zeit mit den Kindern zu verbringen.“
„Das wirst du erstaunlich gut machen“, ermutigte ihn Emily. „Ich weiß das du das wirst.“
Obwohl sie in der Lage war, die Rolle des unterstützenden Ehepartners zu spielen, war Emily immer noch sehr besorgt wegen Daniels wachsender Verantwortung. Er hatte die Tendenz, Stress auf sich wirken zu lassen oder sich von der empfundenen Erwartungshaltung erdrückt zu fühlen. Das könnte deshalb auch zu Lasten der Familie gehen, weil es sich manchmal so anfühlte, als würde er allem anderen auf der Welt den Vorrang vor ihnen geben. Es war nicht immer leicht für Emily, sich daran zu erinnern, dass der Grund, warum er so oft andere Dinge an erste Stelle setzte, die Familie war - er tat es für sie und Chantelle, die Pension und natürlich Baby Charlotte.
„Ich frage mich, warum Jack keinen der anderen befördert hat“, wunderte sich Daniel laut. „Ich bin relativ neu im Vergleich zu einigen der alten Hasen.“
„Wahrscheinlich, weil du jung bist“, sagte Emily. „Weil du hart für deine Familie arbeitest. Oder vielleicht, weil er weiß, dass du das Talent hast, es selbst zu schaffen.“
Daniel runzelte die Stirn. „Was meinst du?“
„Ich meine, du könntest leicht deinen eigenen Holzladen eröffnen. Es ist nicht so, als hätten wir nicht den Platz für einen bei uns auf dem Gelände. Wir könnten eine der Scheunen umbauen. Und jetzt hast du jede Menge Know-how bei der Herstellung von Möbeln. Ich meine, du hast die Krippe für Charlotte in deiner Freizeit gebaut und sie ist phänomenal! Die Leute würden für so etwas jeden Preis bezahlen - eine einzigartige Krippe für ihr Baby. Du musst nur mal auf das Preisschild von meinem Stillsessel schauen!“ Sie lachte und erinnerte sich an die Tausende von Dollar, die Amy für den Schaukelsessel und den Fußschemel für sie spendiert hatte.
Daniel hingegen war still. Sein Gesichtsausdruck war irgendwie verträumt und weit weg.
„Woran denkst du?“, fragte Emily.
Er erwachte aus seinen Tagträumereien. „Ich denke nur, dass du Recht haben könntest mit dem Motiv, warum Jack mich dazu ermutigt, mich dort zu behalten, anstatt mich zu verlieren.“
„Ich könnte damit Recht haben?“, scherzte Emily. „Ich habe definitiv Recht! Du könntest ein Geschäft für individuelle Kindermöbel betreiben. Oder du könntest sogar Boote bauen, wenn du wolltest. Du hast das Talent, alles zu tun, was du dir vorstellst.“
Es war so offensichtlich für Emily, aber Daniel wirkte wie betäubt, als wäre ihm der Gedanke nie in den Sinn gekommen.
„Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht“, sagte er. „Es ist nur ein Job für mich, weißt du.“
„Nur ein Job! Du bist manchmal zu bescheiden, wenn es um deine eigenen Interessen geht“, fuhr Emily fort. „Wie viele Leute glaubst du haben diese Fähigkeiten wie du? Du hast ein Talent, Daniel. Du musst einfach manchmal größer denken.“
Anstatt durch ihre Worte ermutigt zu sein, schien Daniel sich zurückzuziehen.
„Ich denke groß“, murmelte er abwehrend. „Ich bin einfach nicht so gut, wie du denkst, dass ich es bin.“
„So denke nicht nur ich“, sagte Emily sanft zu ihm. „Jack denkt das offensichtlich auch.“
Sie hatte nicht vorgehabt, so viel Druck zu machen. Sie hatte nur gewollt, dass Daniel verstand, dass er ein Talent hatte und dass es ihn weit bringen konnte. Aber er schien zu schrumpfen und unter dem Gewicht ihrer Wahrnehmung zu sinken.
Leise wandte er sein Gesicht in Richtung Sand, sammelte Kiesel und warf sie über den Strand.
In diesem Moment fing Emilys Handy an zu klingeln. Sie seufzte, einerseits erleichtert, von dem Anruf gerettet worden zu sein, andererseits frustriert, der Chance beraubt zu werden, Daniels offensichtlicher Stimmungsänderung auf den Grund gehen zu können.
Sie kramte in ihrer Handtasche und zog ihr Handy heraus. Überrascht sah sie, dass die Nummer der Immobilienmaklerin für die Insel dort stand. Sie blinkte wie ein Leuchtfeuer.
„Sie ruft an!“, schrie sie laut auf. Sie fühlte eine große Spannung in ihrer Brust anschwellen.
Daniel sah schnell von dort auf, wo er Kieselsteine geworfen hatte. Vom Ufer aus drehte sich Chantelle beim Klang von Emilys Stimme um.
„Es ist die Maklerin!“, rief Emily über den Strand zu Chantelle.
Die beiden Hunde spiegelten Chantelles Bewegungen wider. Alle drei hechteten über den Strand auf Emily zu und hinterließen Sandwolken.
Sobald Chantelle Emily erreicht hatte, blieb sie stehen, und die Hunde liefen im Kreis um sie herum. Salziges Meerwasser klammerte sich an ihr Fell und sie jaulten mit ihrem instinktiven Verständnis, dass etwas Aufregendes passieren würde.
Mit ungleichmäßigem Atem nahm Emily den Anruf entgegen und drückte direkt auf die Lautsprechertaste. Die Familie drängte sich vorwärts und schaute erwartungsvoll auf das Handy. Es war, als ob der kleine Plastikblock Macht über ihre ganze Zukunft hatte.
„Wir sind alle hier“, erklärte Emily. „Wir sitzen wie auf glühenden Kohlen. Also, was gibt es Neues?“
Seit sie das Angebot abgegeben hatten, hatte sich Emily auf das Schlimmste vorbereitet. Tatsächlich hatte sie sich selbst davon überzeugt, dass sie keinen Erfolg haben und die Insel nicht bekommen würden. Es war einfach nichts, was normalen Menschen passierte. Aber obwohl sie sich immer wieder sagte, dass es einfach nicht passieren würde, war sie nicht in der Lage gewesen, den kleinen Schimmer der Erregung in ihr zu dämpfen, diesen kleinen Hoffnungsschimmer, der den pessimistischen Teil ihres Verstandes mit dem einfachen Mantra in Frage stellte, Was wäre, wenn…
Die Maklerin sprach und ihre Stimme kam knisternd durch die Leitung.
„Es sind gute Nachrichten“, sagte sie. „Ihr Angebot wurde angenommen. Die Insel gehört Ihnen!“
Emily konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Hatte das Rauschen dazu geführt, dass sie hörte, was sie hören wollte? Aber als sie in Daniels Augen blickte, sah sie, wie sie vor Überraschung und Hochgefühl funkelten. Als Chantelle in die Luft sprang und auf und ab hüpfte und mit den Armen wedelte, wusste Emily, dass es keinen Zweifel gab.
Die Hunde begannen bei Chantelles Aufregung zu bellen, sprangen mit feuchten Pfoten umher, bis ihre Kleider mit nassen Sandflecken übersät waren.
„Wirklich?“, stotterte Emily und strengte sich an, die Maklerin trotz der knisternden Verbindung und des Lärms um sie herum zu hören. „Wir haben sie wirklich bekommen?“
„Ja, wirklich“, antwortete die Maklerin. Emily konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören. „Natürlich gibt es noch einige Unterlagen zum Unterschreiben und Einreichen. Aber Sie sind herzlich eingeladen, die Insel in der Zwischenzeit zu besichtigen.“ Sie beendete den Satz mit einem Kichern.
Emily war so verblüfft, dass ihr die Stimme versagte. Daniel übernahm und lehnte sich näher an das Handy zwischen ihnen.
„Sie meinen, wir könnten tatsächlich jetzt gleich dorthin fahren?“, fragte er, sein Blick richtete sich eher auf Emily als auf das Telefon. „Als die offiziellen Besitzer?“
Aus dem Lautsprecher kam die Stimme der Brokerin, blechern und roboterhaft: „Das können Sie in der Tat.“
Chantelle kauerte sich hin und schlang die Arme um den Hals ihres Vaters, so übermütig, dass sie ihn fast zu Boden warf.
„Wir fahren jetzt zur Insel?“, schrie sie in sein Ohr.
Daniel zuckte zusammen, aber er grinste breit. Chantelles Arme waren wie Oktopus-Tentakel um seinen Hals geschlungen und er hob seine Hände, um ihren Griff zu lockern, als er Emily ansah und die Augenbrauen hochzog.
„Was meinst du? Sollen wir fahren und uns alles mit den Augen der Besitzer anschauen?“
Emily berührte ihren Bauch und fühlte die Form von Baby Charlotte darin. Sie wurde im Laufe der Wochen zunehmend beschützender, da sie ihr heranwachsendes Kind keiner Unannehmlichkeit aussetzen wollte. Aber das Meer war heute ruhig, und sie war sicher, dass sie auf der Fahrt keine Seekrankheit erleben würde.
„Lass es uns machen“, sagte sie.
Chantelle schrie vor Freude.
Daniel beugte sich zum Telefon hinüber und schrie fast über den Lärm von Hunden und Kindern hinweg, während Chantelle ihn in ihrer Aufregung stürmisch umarmte.
„Sie haben uns extrem glücklich gemacht“, sagte er zu der Maklerin. „Danke für alles.“
„Gern geschehen, Herr Morey“, antwortete sie.
Sie beendeten den Anruf und Emily und Daniel lehnten sich mit den gleichen betäubten Mienen zurück. Einer sah so benommen aus wie der andere, während die neue Realität einzusinken begann. Chantelle sauste herum, warf ihre Sachen wahllos in eine Tasche und bewegte sich wie im Schnellvorlauf.
„Kommt schon“, kreischte sie. „Lasst uns gehen!“
Daniel kam in Gang, stand auf und half Emily auf die Beine. Der Hafen war nur einen kurzen Spaziergang entfernt, aber Emily wusste, dass sie es langsam angehen musste. Chantelle lief mit den Hunden voraus und hielt regelmäßig inne, um schnell zurückzukommen. Sie verdoppelte im Vergleich zu Daniel und Emily effektiv die Distanz, die sie zurücklegte.
Unterwegs wurden sie von Cynthia und Jeremy überholt, die eine Fahrradtour machten.
„Wir haben eine Insel gekauft!“, rief Chantelle ihnen im Vorbeigehen zu und winkte.
Cynthia runzelte die Stirn. „Es klang, als hättest du eine Insel gesagt?“, rief sie zurück.
„Das habe ich!“, schrie Chantelle und sprang auf und ab.
Emily lachte. Niemand würde glauben, was sie getan hatten, dass sie sich eine Insel vor der Küste von Maine gekauft hatten! Sie konnte es selbst kaum glauben.
„Schau, dort sind Amy und Harry!“ Chantelle schrie schon wieder.
Emily blinzelte und sah, dass das verliebte Paar auf einer Bank am Hafen saß, in ein Gespräch vertieft. Es sah so aus, als ob es etwas intensiv sein könnte. Amy, die sich vorbeugte und heftig gestikulierte und Harry, der nachdrücklich seinen Kopf schüttelte und einen strengen Ausdruck in seinem Gesicht hatte. Emily fragte sich wieder, was mit dem Paar vor sich ging. Es sah wirklich so aus, als würden sie streiten.
„Glaubst du, dass sie mit auf unsere Insel kommen wollen?“, fragte Chantelle.
Emily wollte ihr gerade sagen, sie solle die beiden besser in Ruhe lassen, aber bevor sie antworten konnte, war Chantelle bereits davongelaufen. Chantelle war auf einer Mission und Emilys Watscheln war zu langsam, um sie einzuholen.
Sie sah, wie Chantelle sie erreichte, und sah zu, wie sie auseinanderstoben, geschockt von der Unterbrechung. Sie konnte aus dieser Entfernung nichts hören, aber sie konnte die angespannten Blicke und das falsche Lächeln auf ihren Gesichtern sehen.
Als sie und Daniel es bis zu dem Trio geschafft hatten, hatte Chantelle bereits die gute Nachricht verbreitet. Amy drehte sich um und umarmte Emily.
„Du bist verrückt, weißt du das?“, sagte ihre Freundin. „Eine Insel?!“
„Als Erweiterung der Pension“, versuchte Emily zu erklären.
„Aber ihr habt gerade erst Trevors Haus renoviert“, lachte Amy. “Und es gilt immer noch das Spa zu eröffnen, und das Restaurant.”
Sie zeigte auf Harry, der das neue Restaurant leiten sollte, sobald es eröffnet war. Sie schauten sich in die Augen, ihr Lächeln wurde deutlich sichtbar, dann schaute Amy schnell wieder weg. Nicht schnell genug für Emily, um es nicht wahrzunehmen. Sie kannte ihre Freundin in- und auswendig. Da war definitiv etwas zwischen ihr und Harry. Die Leichtigkeit, die normalerweise zwischen ihnen herrschte, fühlte sich angespannt an. Sie fragte sich, was es sein könnte.
Plötzlich unterbrach Chantelle die Unterhaltung mit leidenschaftlichen Schreien von: „Kommt schon, kommt schon, kommt schon!“ Sie hatte offensichtlich die Geduld für die ‚langweilige‘ Unterhaltung der Erwachsenen verloren und zerrte an Amys Hand. „Bitte können wir jetzt auf die Insel fahren?“
Daniel sprach Harry an. „Ihr seid beide herzlich eingeladen, mitzukommen. Da du jetzt bald auf unserer Gehaltsliste stehst, macht es Sinn, dass du dabei bist!“
Harry grinste. „Ich kann die Eröffnung von Trevor's kaum erwarten“, sagte er. „Ich bin bereit, mich dieser Aufgabe zu stellen!“
„Freut mich zu hören“, antwortete Emily strahlend. „Also was denkt ihr? Inselausflug?“
Sie war sich nicht sicher, ob die Einladung willkommen sein würde, zumal sie gefolgert hatte, dass sie einen Streit unterbrochen hatten und dass zumindest Amy nicht in der Stimmung war. Aber Harry sprach zuerst und stoppte sie, bevor sie eine Chance hatte abzulehnen.
„Gerne“, sagte er. „Wir haben heute nichts anderes vor, was, Ames?“
Amy sah schnell zu Harry, und Emily sah die Verzweiflung in ihren Augen wegen dem, was zwischen ihnen ungelöst geblieben war.
„Sicher“, antwortete Amy mit einem zu fröhlichen Tonfall, als ob sie allen anderen vorspielen wollte, glücklich zu sein. Sie grinste Emily an, aber konnte die Schwierigkeiten in ihren Augen nicht vor ihrer besten Freundin verbergen. Ihr Lächeln stockte, als hätte sie bemerkt, dass sie ertappt worden war. Wenigstens schien ihre Freude echt, als sie einen Arm um Chantelles Schultern legte, dachte Emily. „Dann kann ich mit eigenen Augen sehen, was für ein verrücktes Ding du jetzt wieder gemacht hast!“ Sie spähte über Chantelles Kopf zu Emily.
„Bist du okay?“, murmelte Emily zu Amy.
Amy nickte entschieden, dann erwiderte sie: „Wir reden später.“
Egal welche Atmosphäre Emily zwischen Harry und Amy aufgeschnappt hatte, sie hatte recht damit gehabt, dass etwas nicht stimmte. Sie war besorgt um ihre Freundin und entschlossen, mit Amy alleine zu sprechen, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Sonne funkelte auf der Wasseroberfläche, als das Boot durch die kleinen Wellen schnitt. Sie wippten auf und ab, und Emily hielt sich schützend ihren Bauch. Zum Glück fühlte sie sich nicht seekrank.
„Ich glaube nicht, dass wir je zuvor so viele Leute im Boot hatten“, bemerkte Chantelle. „Vier Erwachsene, ein Kind, zwei Hunde. Und ein Baby in Mamas Bauch natürlich.“
Emily lachte. „Es ist ein ziemliches Abenteuer“, stimmte sie zu.
Amy war still während sie weiterfuhren, ihre Arme um ihre Mitte verschränkt, ihr Gesicht auf den Ozean gerichtet. Sie hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt. Sie war offensichtlich in Gedanken verloren und Emily fragte sich wieder, was los war. Auf dem Ozean zu sein, lud, nach Emilys Erfahrung, selbst in den besten Zeiten zum Nachdenken ein und konnte den Geist leicht in eine existenzielle Krise führen. Sie beobachtete ihre Freundin besorgt.
Harry dagegen ging entweder nichts durch den Kopf oder er war sehr gut darin, es zu verstecken. Er unterhielt sich offen mit Daniel und Chantelle über die Arten von Fischen, die im Meer gefangen werden konnten, über ihre Pläne für die Insel und das Bootfahren im Allgemeinen.
„Jetzt, wo wir ein Ziel für unsere Segeltouren haben, werden wir viel öfter rausfahren“, sagte Daniel. „Wir werden die ganze Zeit über Leute hier herüberbringen, für Partys und Picknicks.“
„Klingt gut“, sagte Harry in seiner üblichen fröhlichen Art.
Chantelle sah mit gespannter Aufmerksamkeit zu ihrem Vater auf. „Können wir Thanksgiving hier feiern?“, fragte sie mit weit aufgerissenen Augen.
„Das bezweifle ich“, antwortete Daniel. „Es wird eine lange Zeit dauern, bis die Brunnen installiert sind, die Leitungen und die Solargeneratoren für die Stromversorgung. Es ist viel mehr Arbeit als in ein paar Monate zu schaffen ist, und das Winterwetter, das bald kommt, wird nicht helfen. Tut mir leid, Kleine, es gibt einfach zu viel zu tun bis Thanksgiving, um das möglich zu machen.“
Chantelle schmollte und sah niedergeschlagen aus.
„Aber wir können die Insel definitiv oft besuchen, wenn das Wetter es erlaubt“, sagte Emily ihr. „Und da wir nicht mehr im Kreis segeln werden, sondern ein Ziel haben, zu dem wir fahren können, werden wir wohl öfter rauskommen als früher.“
Chantelle dachte einen Moment über ihre Worte nach und machte dann wieder ein glückliches Gesicht.
Emily lächelte Daniel an. Er schien erleichtert zu sein, dass sie die Situation so gut gemeistert hatte, und Emily spürte eine Welle des Stolzes. Ihre mütterlichen Instinkte schienen sich zu schärfen, jetzt wo der Geburtstermin näher rückte.
Nach einer Weile erreichten sie die Insel und die alte Anlegestelle, die kaum noch stand. Das verblichene Schild, das verkündete, dass die Insel zum Verkauf stand, war immer noch da.
„Du kannst damit beginnen, das Schild zu entfernen!“, forderte Emily Chantelle auf.
Das musste man Chantelle nicht zweimal sagen. Sie sprang vom Boot, rannte auf das Schild zu und riss es aus dem Boden.
Als er das Boot angebunden hatte, deutete Daniel auf einen Stapel alter, verrottender Fischerkisten. „Leg es hier ab. Wir können ein Lagerfeuer machen.“
Die Idee eines Lagerfeuers schien Chantelle zu begeistern. Sie sprang vor Aufregung auf und ab.
Emily trat vorsichtig aus dem Boot ans Ufer und versuchte, die seltsame Realität, diese Insel zu besitzen, in sich aufzunehmen. Anders als die Pension, die sie von ihrem Vater bekommen hatte, und Trevors Haus, das durch sein Testament in ihren Besitz gekommen war, war dies das erste, was sie wirklich gekauft hatten, sie und Daniel zusammen. Sie gehörte ihnen, und die überwältigende Bedeutung, die das hatte, traf sie jetzt noch tiefer als zuvor, als sie an ihrer Küste standen.
Hinter ihr stiegen Amy und Harry vom Boot. Sie trugen beide amüsierte Gesichtsausdrücke, als sie sich auf der rauen, verwilderten Insel mit den verstreuten Trümmern vergangener Jahre umsahen. Vor allem Amy musste gedacht haben, dass Emily verrückt geworden war, dieses verlassene Stück Land zu kaufen, umgeben vom Ozean, gefüllt mit Eichhörnchen und Vögeln. Wenn sie dachte, Sunset Harbour sei unzivilisiert, was sollte sie dann von der Insel halten?
„Ich weiß, dass es im Moment nicht nach viel aussieht“, gestand Emily. „Aber es gibt so viel Potenzial.“
„Natürlich“, sagte Amy und sah beunruhigt aus, als sie leicht über den unebenen Boden schritt. Ihre hochmodischen Klamotten waren hier noch mehr fehl am Platz als gewöhnlich.
„Wollt ihr eine Führung?“, fragte Emily.
Harry nickte enthusiastisch, aber Amy nickte nur schwach zur Bestätigung.
„Ich werde euch alles zeigen!“, kreischte Chantelle.
Sie ging voran und lief mit Harry und Amy im Schlepptau auf die Bäume zu. Ihre Schritte und lauten Stimmen störten die schwarzen Eichhörnchen, die die Insel bewohnten, und ließen sie die Bäume hinaufhuschen.
Als Emily ihnen nachtrottete, langsamer wegen ihres schwankenden Watschelns, konnte sie Chantelle aufgeregt Ansagen machen hören.
„Hier werden wir ein Baumhaus haben“, sagte Chantelle. „Es wird für mich und Charlotte ein Piratenschiff zum Spielen sein. Und hier wird der magische Ballsaal des Feenschlosses sein.“
Nachdem Daniel das Boot gesichert hatte, kam er an Emilys Seite und half ihr durch das Dickicht. Sie stellten sich neben die anderen, Emily keuchte leicht vor Anstrengung und der Heiterkeit, die sie fühlte, weil sie hier war.
Amy hob ihre Augenbrauen, als sie sich dazugesellten, überrascht und interessiert.
„Hast du vor, die ganze Arbeit selbst machen?“, fragte sie Daniel. „Es klingt, als ob es viel zu tun gibt. Zu viel für einen Mann allein, besonders für einen zukünftigen Vater.“
Emily lächelte vor sich hin. Ihre Freundin hatte immer ihre besten Interessen im Herzen und wusste, wie schwierig es für Emily war, wenn Daniel von zu Hause weg war.
„Nein!“, rief Daniel mit einem Kichern. „Wir haben großartige Subunternehmer dafür. Zwei junge Leute, frisch vom College. Sie sind verzweifelt daran interessiert, ihr Portfolio zu erweitern, so erwarten wir wirklich große Dinge von ihnen.“
„Und außer Piratenschiffen und Zauberburgen“, sagte Harry, „wo werden die eigentlichen Teile der Pension sein?“
„Nun, es wird eine Drei-Zimmer-Hütte geben, die wir als eine Art Rückzugsort für Schriftsteller gestalten wollen. Tracy wird auch einige Yoga-Workshops auf der Insel machen, wie zum Beispiel ganztägige Wellness-Retreats.“
„Das klingt fantastisch“, sagte Harry. „Wieviel denkst du, wirst du den Winter über fertigbekommen?“
„Kommt auf das Wetter an“, sagte Daniel. „Es ist eine Schande, dass es so lange gedauert hat, bis der Verkauf zustande kam. Dieser Indian Summer hätte uns einen Vorsprung verschaffen können, aber ich bin mir sicher, dass er vorbei ist, wenn wir alle Maschinen und Materialien organisiert haben.“
Vorauszuplanen erfüllte Emily immer mit Sorge. Nun war die Insel nicht länger eine Fantasie oder ein Traum. Sie war echt. Jetzt musste alles praktisch sein. Es gab so viel zu organisieren und zu bezahlen, so viele Komponenten, die an Ort und Stelle sein mussten. Sie hatten gerade die Renovierungsarbeiten in Trevors Haus beendet. Es fühlte sich ein bisschen an, als wären sie aus der Bratpfanne in das Feuer gesprungen!
Aber trotzdem war Emily begeistert. Sie konnte nicht glauben, dass sie und Daniel den Mut gehabt hatten, die Insel zu kaufen. Sie waren nicht nur mutig genug gewesen, ein Baby zu machen, sie waren mutig genug, ihren Träumen zu folgen, egal wie verrückt sie auch erscheinen mögen. Emily lächelte vor sich hin, da sie wusste, dass sie vor allem ein Team waren und dass sie zusammen unbesiegbar waren.
„Lass uns jetzt ein Feuer machen“, sagte Daniel und rieb sich eifrig die Hände. „Chantelle, kannst du all die Holzstücke am Strand einsammeln?“
Sie nickte und eilte davon. Sie brauchte immer eine Aufgabe und wollte immer ihren Teil dazu beitragen, um zu helfen. Dann zog Daniel ein Päckchen Marshmallows aus seiner Jackentasche. Emily lachte vor Freude und wusste, wie glücklich Chantelle sein würde, wenn sie von ihrem Ausflug zum Strand zurückkehrte, um zu entdecken, dass Daniel Marshmallows am Lagerfeuer rösten wollte.
„Du hättest deine Gitarre mitbringen sollen!“, sagte Emily.
Aber Daniel lächelte nur und küsste sie zärtlich. „Es wird so viele Gelegenheiten für Lieder am Lagerfeuer geben“, sagte er mit verträumten Augen. „Du, ich und die Mädchen.“
Emily starrte ihn an, beeindruckt von dem Mann, der er war, seiner hinreißenden Erscheinung und so aufgeregt wegen ihrer gemeinsamen Zukunft, wegen all der Abenteuer, die vor ihnen lagen.
*
Die Münder waren klebrig von geschmolzenen Marshmallows und die Bäuche und Wangen schmerzten vom vielen Lachen, als die kleine Gruppe zurück zum Boot ging. Daniel hatte zum Aufbruch geblasen und gesagt, dass das Licht bald verblassen würde. Und außerdem gab es auf der Insel noch keine Toilette, und Baby Charlotte hatte eine Tendenz, Emilys Blase regelmäßig zu treten, also wäre sie erleichtert, wenn sie in die Nähe einer Toilette zurückkehrten.
Als sie die Fahrrinne erreichten, fand Daniel ihren Platz im Hafen. Es lagen nur sehr wenige Schiffe im Wasser, aber viel mehr als sonst zu dieser Jahreszeit. Alle nutzten das warme Wetter und unternahmen so viele Ausflüge auf dem Wasser, wie sie konnten, bevor der Winter kam und ihnen dieses Vergnügens beraubte.
„Danke für diesen improvisierten Ausflug zu deiner Insel“, sagte Amy und umarmte Emily. „Ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkommen werde, wie verrückt das ist.“
Emily lächelte sie an und strich ihr die Haare aus den Augen. „Wann können wir nur zu zweit rumhängen?“, fragte sie.
Obwohl Amy oft in der Nähe war, waren sie immer von Menschen umgeben. Emily konnte sich nicht wirklich erinnern, wann sie sich das letzte Mal zu einem guten Gespräch getroffen hatten, und sie wusste, dass Amy jetzt jemanden brauchte, mit dem sie reden konnte.
„Chantelle ist morgen wieder in der Schule“, fügte Emily hinzu, „dann haben wir etwas mehr Privatsphäre. Wie wäre es mit einem Kaffee bei Joe, sobald wir sie abgesetzt haben?“
Amy nickte und Emily bemerkte den Ausdruck der Erleichterung in ihren Augen, wissend, dass sie endlich in der Lage sein würde, alles abzuladen, was sie gerade beschäftigte.
Sie trennten sich von Amy und Harry, alle umarmten sich zum Abschied und winkten, dann schlenderten sie erschöpft vom langen Tag zurück in die Pension. Selbst die Hunde schleppten ihre Pfoten.
„Ich bin müde“, sagte Chantelle und gähnte, als sie die Auffahrt entlanggingen.
Vor ihnen lag die Pension, die sich gegen den nachtblauen Himmel abhob. Die Fenster strahlten gelbes Licht aus und sahen wie funkelnde Sterne aus dieser Entfernung aus. Emily lächelte zufrieden. Die Pension zu sehen, gab ihr immer ein Gefühl von Frieden und sie fühlte sich wie zu Hause.
„Lass uns zuerst etwas zu Abend essen und dann kannst du auf dein Zimmer gehen“, sagte Emily. „Es ist dein erster Tag in der Schule morgen, also brauchst du einen guten Nachtschlaf.“
Chantelle sah ein wenig traurig aus. „Der Sommer ist schon vorbei?“
Emily nickte. „Ich befürchte ja, Süße. Aber keine Sorge, du liebst die Schule! Du wirst Bailey und Toby wieder jeden Tag sehen. Und Gail.“
„Wird Fräulein Glass noch meine Lehrerin sein?“, fragte Chantelle.
Emily schüttelte den Kopf. „Du wirst in einer neuen Klasse sein, mit einem neuen Lehrer. Macht dir das Sorgen?“
Chantelle hielt inne und ihr Ausdruck zeigte, dass sie darüber nachdachte. „Nein“, sagte sie schließlich. „Ich werde Fräulein Glass manchmal auf dem Spielplatz sehen.“
Emily lächelte und fing Daniels Blick auf. Er lächelte auch.
Sie gingen in die Pension, das Foyer war hell, warm und einladend. Bryony saß wie immer an der Seite der Lounge auf ihrer Lieblingscouch, umgeben von halb ausgetrunkenen Kaffeebechern. Sie sprang auf, als sie sie sah, ihre Metallarmbänder klingelten dabei, und eilte hinüber. Ihr Parfüm roch nach Gewürzen.
„Leute, ich kann es nicht glauben!“, schwärmte sie. „Eine Insel!“ Sie umarmte Emily. „Wisst ihr wie wenige Inseln es in der Hotellerie gibt. Das wird eine Goldmine!“
„Ich bin froh, das zu hören“, antwortete Emily. „Sonst wäre es vielleicht ein sehr teurer Fehler gewesen.“
Daniel und Chantelle gingen in die Küche, um Essen zu machen. Emily beschloss, während des Kochens in das Kinderzimmer zu gehen. Sie wollte eine andere von Charlottes Boxen durchsehen, ob es noch irgendwelche Spielsachen gab, die sie an das Baby weitergeben konnte.
Sie ging in das Babyzimmer und setzte sich auf den Boden neben einer der vielen Kisten, in denen die alten Spielsachen und Klamotten ihrer Schwester lagen, die von Dachboden heruntergebracht worden waren, wo sie seit Jahren sorgfältig gelagert hatten.
Diese Aufgabe war immer mit Melancholie gefärbt. Obwohl Emily spürte, dass Charlottes Geist bei ihr in diesem Haus war und sie auf sie und die Familie, die sie geschaffen hatte, lächelte, fühlte es sich immer ein bisschen so an, als ob sie mit jedem verstreichenden Tag mehr verschwand. Die Zeit sollte die Schmerzen lindern, aber Emilys Vermissen wurde täglich grösser, denn so lag das letzte Mal, dass sie miteinander gesprochen hatten, wieder ein bisschen weiter in der Vergangenheit.
Sie öffnete die Pappschachtel, darin roch es nach Staub. Wie die meisten Kisten war auch diese mit Kuscheltieren gefüllt. Es überraschte Emily, dass Charlotte so viele Stofftiere besessen hatte. Sie hatte kaum Erinnerungen an ihre Schwester, wie sie mit Bären oder Puppen spielte. Sie verbrachten die meiste Zeit damit, sich Welten vorzustellen und Theaterstücke zu spielen. Anders als bei ihren Zwillings-Stoffpuppen und Charlottes Lieblingsbär, Andy Pandy, konnte Emily sich nicht erinnern, dass sie jemals mit solchen Spielsachen gespielt hatten.
Aber als sie hineingriff und ein verblichenes pinkfarbenes Plüschtier hervorholte, spürte Emily einen plötzlichen Anflug einer Erinnerung. Sie drehte das Plüschtier in ihren Händen und sah, dass es ein Einhorn war, dessen einst schimmerndes Paillettenhorn jetzt ausgeblichen war.
„Sparkles“, murmelte sie laut, der Name des Spielzeugs erschien auf ihrer Zunge, bevor ihre Gedanken überhaupt in Gang kamen.
Dann fühlte sie plötzlich ein vertrautes wirbelndes Gefühl, das sie schon lange nicht mehr empfunden hatte. Sie tauchte ab in die Vergangenheit, in ihren alten Erinnerungen.
Die Rückblenden hatten begonnen, als sie zum ersten Mal in die Pension zurückgekehrt war. Zuerst hatte sie Angst gehabt, schreckliche Erinnerungen wie an die Nacht, in der Charlotte gestorben war, und die wütenden Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern. Aber dann, als die Zeit verstrichen war, als Emily diese verdrängten Erinnerungen verarbeitet hatte, hatte sie angefangen, einige der angenehmeren zu erleben. Zeiten, in denen sie und Charlotte zusammen gespielt hatten, sorglos gewesen waren. Diese Erinnerung erfüllte Emily mit einem Gefühl der Ruhe, und sie wusste, dass es ein angenehmer Flashback werden würde.
Charlotte und sie waren auf dem Dachboden, in einem der Räume, die ihr Vater mit Antiquitäten gefüllt hatte. Auf dem Boden neben ihnen war ein kleiner Globus aus Bronze, und Charlotte drehte ihn müßig mit einem Finger. Neben Charlotte saß Sparkles, das schöne Einhorn-Plüschtier. Brandneues, flauschiges Pink mit Paillettenhorn.
„Sparkles ist traurig“, sagte Charlotte zu Emily.
„Warum?“, fragte Emily neugierig, als sie die Stimme eines Kindes aus ihrem Mund hörte.
„Weil sie das letzte Einhorn ist“, erklärte Charlotte. „Sie hat keine anderen Einhornfreunde.“
„Das ist traurig“, antwortete Emily. „Vielleicht solltest du sie auf ein Abenteuer mitnehmen, um sie aufzuheitern?“
Charlotte schien sich auf den Vorschlag einzulassen. „Wo willst du hin, Sparkles?“, fragte sie ihr Spielzeug. Dann drehte sie die goldene Kugel und hielt sie mit einem spitzen Finger an. Er traf auf eine kleine Insel im Osten des amerikanischen Kontinents. „Sparkles will auf eine Insel reisen“, informierte Charlotte Emily.
Emily nickte. „In diesem Fall sollten wir besser ein Boot besteigen.“
Sie holten alte Stühle und Couchtische heraus, stöberten den Staub auf und rührten an dem Geruch von Schimmel, dann bauten sie alles so auf, dass sie ihre Vorstellung davon überzeugten, dass sie ein Boot gebaut hatten. Dann benutzten sie einen fadenscheinigen Vorhang als Segel und kletterten mit Sparkles in ihr Boot.
Emily konnte fast den Wind in ihren Haaren fühlen, als sie über den Ozean zu einem entfernten Ufer segelten. Charlotte benutzte ein Kaleidoskop als Teleskop und scannte den Raum, als suche sie.
„Land in Sicht!“, rief sie plötzlich.
Emily warf den Anker - in Wirklichkeit war es ein hölzerner Kleiderbügel, der an eine Vorhangschnur gebunden war. Dann sprangen sie vom Boot und schwammen zur Küste.
Keuchend vor Anstrengung begannen die beiden Mädchen, die Insel zu erkunden, stapften durch die Stapel von Antiquitäten und taten so, als wären diese ein Vulkan.
„Schau hier rein“, rief Charlotte Emily zu. „Da unten im Vulkan!“
Emily spähte hinter den Hutständer, auf den Charlotte zeigte. „Ich glaube es nicht!“, schrie sie spielerisch auf.
Charlottes Augen waren weit aufgerissen. „Es ist der Rest der Einhörner“, sagte sie. Dann sprach sie hastig zu Sparkles. Ihr Gesicht fiel zusammen. „Sparkles will in den Vulkan hinunter, um bei ihnen zu sein“, sagte sie zu Emily.
„Oh“, sagte Emily, ein wenig traurig. „Obwohl das bedeutet, uns zu verlassen?“
Charlotte sah ihr geliebtes Einhorn an und nickte. „Sie sagt, das ist ihre Heimatinsel. Sie vermisst ihr Zuhause sehr und all ihre Freunde. Sie möchte hier leben. Aber wir dürfen kommen und sie besuchen.“
„Dann ist es okay“, sagte Emily.
Sie banden ihre Cardigan-Ärmel zusammen, um eine Schleuder für Sparkles zu machen. Dann ließen sie das Einhorn hinter den Möbeln hinunter und ließen es dort liegen.
„Bist du traurig, dass du auf Wiedersehen sagen musst?“, fragte Emily Charlotte, als sie zurück in ihr provisorisches Boot stiegen.
Charlotte schüttelte den Kopf. „Nein. Weil ich weiß, dass ich sie wiedersehen werde.“
Emily schnellte plötzlich in den heutigen Tag zurück. Sie hielt Sparkles fest an ihrer Brust und der Kopf des Plüschtiers war feucht von ihren Tränen. Auf der einen Seite war sie verzweifelt traurig, weil sie wusste, dass Charlotte nie wieder die Chance hatte, Sparkles zu sehen. Aber der andere Teil von ihr fühlte sich beschwingt vor Freude. Das Spielzeug war ein Zeichen von Charlotte, da war Emily sich sicher. Sparkles war auf der Insel hinter den Möbeln zurückgeblieben, bis zu diesem Moment völlig vergessen, war vielleicht sogar speziell für diesen Moment bestimmt gewesen.
Sie umarmte Sparkles fest, dann legte sie sie auf das Regal mit Blick auf Baby Charlottes Krippe. Sie fühlte, wie sich der Kreis des Lebens fortsetzte, und lächelte, wissend, dass Charlotte einmal einen Schutzengel haben würde, der ihren Schlaf bewachte.
*
Emily kuschelte sich neben Daniel ins Bett. Es war ein langer und ermüdender Tag gewesen, und sie driftete schnell in den Schlaf ab.
„Ich kann nicht glauben, dass wir eine Insel besitzen“, murmelte sie in die Dunkelheit, während sie einzuschlafen begann. „Meine Zukunft sieht gar nicht so aus, wie ich es einmal gedacht hätte.“
Daniel stieß ein schläfriges Lachen aus. „Wie das?“
„Nun, ich hätte nie gedacht, dass ich verheiratet und schwanger sein würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich Chantelle oder diese Pension haben würde.“ Sie streichelte Daniels Brust, die sich langsam auf und ab bewegte.
„Ich hätte auch nie gedacht, dass ich Chantelle oder die Pension haben würde“, antwortete er.
„Aber du bist glücklich, dass es so ist?“
„Natürlich.“
„Bist du glücklich, dass wir noch ein Mädchen haben werden?“
Er küsste ihre Stirn. „Ich bin sehr glücklich“, versicherte er ihr.
„Und dass unsere Tochter morgen wieder zur Schule muss, wo es ihr fabelhaft geht?“
Daniel lachte wieder. „Ja. Ich bin froh, dass es Chantelle in der Schule gut geht.“
Emily lächelte zufrieden. Der Schlaf schien bereit zu sein, sie zu nehmen.
„Ich bin nur traurig wegen einer Sache“, sagte sie.
„Welcher Sache?“
„Dass mein Vater nicht da sein wird, um alles mit uns zu genießen.“
Daniel wurde still. Sie spürte, wie sich seine Arme um sie schlossen.
„Ich weiß“, sagte er. „Ich bin deswegen auch traurig. Aber lass uns die Zeit nutzen, die wir noch mit ihm haben. Lass uns sicherstellen, dass jeder Tag so gut ist, wie es nur geht. Lass uns jeden Tag zu etwas Besonderem machen.“
Emily nickte bestätigend. „Ich denke, heute ist uns das gelungen“, sagte sie gähnend. „Wir haben schließlich eine Insel gekauft. So etwas passiert nicht jeden Tag.“
Emily nahm einen letzten Schluck von ihrem entkoffeinierten Kaffee und stellte den Becher auf den Küchentisch. Sie hatte tief geschlafen, war aber ziemlich groggy aufgewacht, weil der Wecker eine ganze Stunde früher geklingelt hatte als während der Sommerferien - und sie hätte wirklich von richtigem Koffein profitieren können. Es war wahrscheinlich das, worauf sie sich am meisten freute, sobald Baby Charlotte da war; dass, was sie am meisten vermisste und wonach sie am meisten verlangte. Sie sah neidisch zu Daniel, der ihr gegenübersaß und seinen Kaffee trank.
„Also los, Schatz“, sagte Emily schließlich und sah Chantelle an. „Es ist Zeit, zur Schule zu gehen.“
Chantelle saß mit gesenktem Kopf über den Einzelteilen einer Uhr, ihre Zunge ragte aus einem ihrer Mundwinkel, so konzentriert war sie. Ihre leere Schüssel Müsli stand neben ihr, achtlos weggeschoben, so dass sie ihrer Aufgabe nachgehen konnte.
„Kann ich nicht noch fünf Minuten haben?“, fragte sie so versunken in ihrer Aufgabe, dass sie nicht einmal aufschaute. „Ich muss nur noch herausfinden, wo dieses Zahnrad hingehört.“
Seit ihrer Rückkehr aus England war Chantelle entschlossen, eine Uhr wie die von Opa Roy zu bauen. Emily fand es sehr süß, dass Chantelle von ihrem Großvater so begeistert war, aber es brach ihr gleichzeitig das Herz. Sie und Daniel hatten Chantelle noch nichts von der Krankheit von Opa Roy erzählt. Das Mädchen würde völlig zerstört sein, wenn sie ihn verlor. Sie alle würden es sein.
Daniel übernahm das Kommando. „Nein, tut mir leid, Süße. Du musst pünktlich da sein, um deine neue Lehrerin und deine neuen Klassenkameraden kennenzulernen.“
Chantelle legte ihren Schraubenzieher mit einem widerwilligen Seufzer nieder. „Na gut.“
Emily wünschte, sie könnte Chantelle davon überzeugen, ihre schmierige, ölige Arbeit irgendwo anders zu machen - in der Garage, oder im Schuppen, oder einfach überall sonst, wenn es nur nicht der Küchentisch war. Aber Chantelle wollte nichts davon hören. Opa Roy hat seine Uhr am Frühstückstisch repariert, also musste es Chantelle genauso machen!
Sie alle gingen zusammen zum Pick-up, Daniel nahm den Fahrersitz, weil Emily es zu unbequem fand, ihren wachsenden Bauch hinter das Lenkrad zu quetschen. Chantelle hüpfte in ihren Autositz auf der Rückbank.
„Ich kann nicht erwarten, bis Baby Charlotte mit uns zur Schule fährt“, sagte sie und warf einen Blick auf den Babysitz, den sie kürzlich installiert hatten (natürlich auf Amys Anweisung hin, weil man nie weiß, wann das Baby sich entschied zu kommen und das letzte, was du tun möchtest ist, mit einem komplizierten Sitz zu hantieren, während du dich in den schmerzhaften Klammern der Kontraktionen befindest).
„Ich auch“, sagte Emily und legte ihre Hände auf ihren festen Bauch. Er schien mit jedem Tag der verging unbequemer zu werden.
„Zuerst wird sie nur für die Fahrt mitkommen, aber es wird nicht lange dauern, bis sie mit dir durch diese Tür gehen wird“, sagte Daniel mit einem Kichern. „Sie wird im Kindergarten sein, bevor wir es uns versehen.“
Emily wurde bei diesem Gedanken wehmütig. Sie wusste was Daniel meinte, diese Zeit verging so schnell, dass sie jeden Moment würdigen sollten, weil er ihnen durch die Finger rinnen würde wie Sand, der durch die Sanduhr rinnt. Aber die Zukunft, auf die Daniel anspielte, war auch eine, in der ihr Vater längst gestorben war. Er wäre nicht da, wenn Charlotte in den Kindergarten kam. Er würde niemals die zahlreichen Fotos sehen, die Emily von den beiden Mädchen machen würde, wenn sie zusammen in die Schule gehen würden, Hand in Hand. Diese Zukunft, die sie auf der einen Seite kaum erwarten konnte, wäre auch auf der anderen Seite voller Trauer. Sie wäre eine andere Person, die sich durch den Verlust von Roy irreparabel verändert hätte.
Sie fuhren die vertrauten Straßen von Sunset Harbor entlang und bogen auf den Parkplatz der Schule ein. Er war schon sehr belebt mit Eltern, die nach der langen Sommerpause ihre Kinder abliefern wollten.
„Da ist Bailey!“, schrie Chantelle und deutete dorthin, wo ihre beste Freundin im Gras spielte. Baileys normalerweise widerspenstiges kastanienbraunes Haar war zu zwei langen Zöpfen gestylt worden. Emily hatte sie noch nie so ansehnlich gesehen. „Aber wer ist dort bei ihr?“, fügte Chantelle fragend hinzu.
Bailey spielte mit einem unbekannten Kind, einem sehr dünnen, blassen Mädchen mit langen, glatten blonden Haaren.
„Ich weiß es nicht“, sagte Emily. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen.“
Daniel parkte und sie stiegen aus dem Pick-up. Emily bemerkte, dass Yvonne sich an ihren SUV lehnte und sich mit Holly unterhielt, einer weiteren Mutter, die sie gut kannte.
„Warum gehst du nicht und sagst hallo“, sagte Daniel zu ihr. „Ich kann Chantelle beaufsichtigen und die Lehrerübergabe machen.“
Emily überlegte. Sie wollte die neue Lehrerin kennenlernen, aber sie verspürte auch das Verlangen, sich wieder mit ihren Freundinnen zu vernetzen, deren Gesellschaft sie im Sommer vermisst hatte.
„Ich werde gleich wieder da sein“, sagte sie zu ihm, klickte mit einer Hand die Beifahrertür auf und öffnete sie.
Daniel kicherte und ging in Richtung der Treppe, wo alle Lehrer zusammenstanden, um die morgendliche Spielsitzung zu überwachen.
Emily ging zu Yvonne und umarmte ihre Freundin. Dann umarmte sie Holly ebenfalls.
„Wie war dein Sommer?“, fragte Emily.
Daraufhin errötete Holly. Yvonne schien ein Grinsen zu unterdrücken.
„Er war großartig“, sagte Holly zu Emily. „Logan und ich haben die Kinder nach Vancouver mitgenommen, um unsere Familien zu besuchen.“
„Und ...“, forderte Yvonne auf.
Emily runzelte die Stirn und sah von einer Frau zur anderen.
„Und ...“, sagte Holly und ihre Röte vertiefte sich. „Wir sind schwanger.“
Emilys Augen öffneten sich. „Du machst Witze!“, schrie sie auf.
Holly schüttelte den Kopf. Sie wirkte schüchtern, aber begeistert.
„Ich freue mich so für dich“, rief Emily und umarmte sie erneut. „Unsere Babys können zusammen spielen.“
„Und mit Robin“, fügte Holly hinzu und bezog sich auf Suzannas neuen Sohn, der erst zwei Monate alt war.
„Sie können eine kleine Bande sein“, fügte Emily mit einem Lachen hinzu.
