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Ein römischer Legionär, der während der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahr 9 n. Chr. ums Leben kam, ermordet als ruheloser Rachegeist im Jahr 2023 ahnungslose Wanderer. Die Geschichte erzählt vom verzweifelten Kampf gegen dieses übermächtige Wesen. Diese Novelle verspricht atemberaubende Spannung für Liebhaber von Geschichten, in denen Gespenster und Geister vorkommen. Auslöser der Geschehnisse, die in der Jetztzeit spielen, ist die berühmte Schlacht im Teutoburger Wald.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Kaspar Ritter
Die Rache des Legionärs
Eine Geistergeschichte
aus dem Teutoburger Wald
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright © 2024 Josef Moser
Illustration: Josef MoserCoverdesign: Josef Moser mit freundlicher Unterstützung durch eine KI von Kittl
Verantwortlich für den Inhalt:[JMP] Josef Moser Publishing, Ulmenstr. 55, 90537 Feucht
ISBN: 9783759211354
Teutoburger Wald 9 n. Christus
Sie marschierten seit Tagen durch diesen verfluchten Wald. Es regnete unaufhörlich und in Strömen. Was taten sie eigentlich hier in dieser gottverlassenen Gegend?
Sixtus war am Ende seiner Kräfte. Das ständige Prasseln der Regentropfen auf seinem Helm, das ihn in den ersten Tagen beinahe um den Verstand gebracht hatte, nahm er schon gar nicht mehr wahr.
Der Pfad war hier so eng, dass sie ihre Marschformation hatten aufgeben müssen.
Links und rechts war dichter Wald, der undurchdringlich schien. Nur die Barbaren mochten sich hier zurechtfinden. Römer waren es nicht gewöhnt, in einem derartigen Gelände marschieren zu müssen.
Schritt für Schritt bewegte sich die Legion durch diese unwirtliche Gegend. Niemand wusste, wohin dieser Weg führte und was am Ziel wartete. Wenn es denn überhaupt ein Ziel gab.
Sixtus bezweifelte sehr stark, dass dieser Marsch wichtig für das Wohlergehen des Römischen Reiches sein sollte.
Aber ein Legionär sollte sich darüber keine Gedanken machen. Ein Legionär sollte marschieren und kämpfen. Das war seine Bestimmung.
Sixtus hatte jegliches Zeitgefühl verloren.
Die Schrittgeschwindigkeit hatte sich seit ihrem Aufbruch nicht verändert. Der einzelne Soldat musste sich dem Rhythmus der Kolonne anpassen. Sixtus betrachtete die schweren Tropfen, die unablässig auf Helm und Schienenpanzer seines Vordermannes niederprasselten.
Zusätzlich mussten die Legionäre auch noch einen unbequemen Armschutz tragen. Dieser schützte zwar einigermaßen vor Verletzungen, war aber sehr schwer und behinderte im Nahkampf oft mehr, als er hilfreich war.
Sixtus betrachtete den dunkelhäutigen, frei liegenden Nacken seines Vordermannes. Es musste sich wohl um einen Nubier handeln, der sich freiwillig für diese Mission gemeldet hatte, um irgendwann ein freier Bürger Roms werden zu können. Bei Sixtus sah die Sache etwas anders aus. Er entstammte einer angesehenen Familie. Seine Zeit in der Legion sollte ihm den Weg zu einer vielversprechenden Karriere im Staatsdienst ebnen. Die Mission in Germanien erschien ihm als aufregendes Abenteuer und willkommene Abwechslung zum eher langweiligen städtischen Leben in Rom.
Gefährlich konnte es hier kaum werden. Die Germanen waren den Römern in jeder Hinsicht unterlegen. Somit war nicht zu erwarten, dass es zu Kampfhandlungen kommen würde.
Allerdings verfluchte Sixtus dieses abscheuliche Wetter und den seiner Meinung nach überflüssigen Marsch.
Derartige lang andauernde Regenfälle gab es in Rom äußerst selten. Und wenn doch, dann zog man sich eben in die Thermen zurück oder suchte andere trockene Örtlichkeiten auf, an denen man Spaß haben konnte.
Das hier machte aber keinen Spaß und war auch nicht die Art von Abenteuer, die er sich erhofft hatte, als er Rom verlassen hatte.
Als Sixtus seinen Blick auf die dicht stehenden Bäume auf seiner rechten Seite lenkte, hatte er das untrügliche Gefühl, beobachtet zu werden. Der Regen war jedoch so dicht, dass er nichts erkennen konnte. Er musste sich wohl täuschen. Wer sollte sich bei diesem Wetter hier draußen schon herumtreiben?
Plötzlich blieb sein Vordermann stehen. Da Sixtus seinen Blick immer noch auf die ihn umgebenden Bäume gerichtet und nicht mit einem Halt gerechnet hatte, prallte er mit seinem Schild gegen den Rücken des Nubiers.
Dieser drehte sich um und warf ihm einen ärgerlichen Blick zu.
Irgendetwas Besonderes musste vorgefallen sein. Es war mitten am Tag und ein Anhalten der Kolonne zu dieser Zeit war äußerst ungewöhnlich.
Sixtus konnte nur abwarten, was dieser Stopp zu bedeuten hatte. Sehen konnte er im Moment nichts.
»Was ist los?«, wollte er von seinem Vordermann wissen.
Statt eine Antwort zu geben, spuckte dieser jedoch nur verächtlich auf den Boden.
Auf einen Schlag hörte auch der Regen auf. Plötzlich war es totenstill. Sixtus hatte sich im Laufe der letzten Stunden so an das monotone Prasseln des Regens gewöhnt, dass er die jetzt eintretende Stille als unangenehm empfand. Nicht einmal das unvermeidliche Vogelgezwitscher, das nach einem ordentlichen Regenguss sofort einsetzte, war zu hören.
Sixtus nahm erst in diesem Augenblick bewusst wahr, wie durchnässt er war. Seine Tunika klebte am Oberkörper und er spürte die Kälte, die vom nassen Stoff ausging.
Er hörte, dass vor ihm gesprochen wurde. Er konnte aus den Wortfetzen jedoch keinen vernünftigen Inhalt ableiten.
Die Männer vor ihm fragten sich wohl auch, warum man angehalten hatte.
Sixtus verspürte eine wachsende Unsicherheit. Das musste auch den anderen Soldaten so gehen. Gespräche während eines Marsches waren absolut verboten. Da sich offensichtlich über dieses Verbot hinweggesetzt wurde, zeigte, dass sich eine gewisse Unruhe ausbreitete.
Plötzlich mischte sich in die geflüsterten Gespräche vor ihm etwas anderes. Es waren sehr vertraute Klänge, die jedoch an diesem Ort nicht zu erwarten waren. Sixtus kannte sie zur Genüge vom Kasernenhof. Sie entstanden, wenn unzählige Schwerter bei Übungskämpfen aufeinanderprallten. Dazu mischte sich ein Ächzen und Stöhnen der Getroffenen. Dabei kam es selten zu ernsthaften Verletzungen, weil man meist mit Holzschwertern trainierte. Dennoch konnten manche Schläge ernsthaft schmerzen.
Die Soldaten vor ihm verstummten. Auch sie hatten wahrgenommen, dass sich weiter vorne etwas Unerhörtes abspielen musste.
Es bestand kein Zweifel. Da vorne wurde gekämpft. Es waren eindeutig Schwerter, die aufeinander schlugen, Speere oder Äxte, die sich in Schilde bohrten.
Sixtus sah, wie seine Kameraden versuchten, zu erkennen, was genau da vorne vor sich ging.
Es war aber unmöglich. Rechts und links war dichter Wald und der Blick nach vorn zeigte nur den jeweiligen Vordermann.
Es war eine gespenstische Situation. Sixtus fühlte sich unbehaglich. Er hatte nicht damit gerechnet, möglicherweise kämpfen zu müssen. Er hoffte, dass es sich nur um ein kleines Scharmützel handelte, das von den vorderen Reihen mühelos abgewehrt werden konnte. Schließlich konnte es sich nur um einige wenige Aufständische handeln, die es wagten, römische Soldaten anzugreifen.
Es gab immer wieder Aufwiegler, die mit der römischen Besatzung nicht einverstanden waren und dachten, sie könnten mit Gewalt etwas daran ändern. Rom konnte man jedoch nicht aufhalten.
Täuschte sich Sixtus oder kam der Kampfeslärm tatsächlich näher? Die Lautstärke nahm zu und man konnte jetzt ganz deutlich ein ohrenbetäubendes Gebrüll hören, das nur von den Angreifern stammen konnte. Die Barbaren hatten keine gepflegte Ausdrucksweise wie die Römer. Sie stießen bei ihren Angriffen unnatürliche Laute aus, die den Angegriffenen Angst einjagen sollten.
Dazwischen vernahm Sixtus jedoch auch verzweifelte Schreie, die eindeutig von römischen Kameraden stammten.
Sixtus spürte, dass er trotz der Kälte zu schwitzen begann. Seine linke Hand umklammerte den Schild noch fester als zuvor. Bisher gab es noch keinen Befehl, sich auf ein Gefecht vorzubereiten und in Verteidigungsbereitschaft zu gehen. Im Moment war jeder Soldat auf sich alleine gestellt.
»Was machen wir?« Diese Frage war an den Nubier gerichtet. Dieser antwortete jedoch nicht. Er drehte sich nicht einmal um.
Dann ging alles ganz schnell. Zuerst vernahm Sixtus ein infernalisches Brüllen, das aus dem Wald zur linken Seite an sein Ohr drang.
Ruckartig drehten sich alle Soldaten in diese Richtung. Ohne einen Befehl dazu erhalten zu haben, gingen sie alle in einer Linie in die Hocke und hielten den Schild vor sich. Das Schwert lag in der rechten Hand, jederzeit bereit für einen tödlichen Stoß, falls der Gegner tatsächlich angreifen sollte.
Zu sehen war immer noch nichts. Der Wald war dicht und undurchdringlich. Wie fanden sich die Barbaren darin nur zurecht?
Auch Sixtus war in die hundertfach erprobte Verteidigungsstellung gegangen.
Aber in diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal bewusst, worauf ihn die Ausbildung in der Kaserne tatsächlich vorbereitet hatte.
Möglicherweise musste er heute sein Leben verteidigen. Nicht alle würden diesen Kampf überleben, selbst wenn die Römer den Sieg davon tragen würden.
Opfer gab es immer. Sixtus wollte noch nicht sterben und er würde sich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Barbaren wehren. Sie sollten nur kommen.
Er spürte einen unbändigen Hass in sich. Er hatte doch sein Leben noch vor sich. Er würde sich seine Zukunft nicht nehmen lassen. Von niemandem! Und schon gar nicht in diesem Wald irgendwo im tiefsten Germanien.
Die Lautstärke des Gebrülls schwoll an. Wo versteckten die sich nur? Urplötzlich nahm er aus dem Augenwinkel wahr, wie der Nubier, der jetzt neben ihm kniete, von hinten am Kopf von einer Lanze getroffen wurde. Sixtus war entsetzt, als er sah, wie dieser ohne einen Laut von sich zu geben nach vorne kippte.
Beinahe gleichzeitig spürte er, wie sich etwas in seinen linken Arm bohrte. Er hatte längst begriffen, dass der Gegner sich von der rechten Seite her angeschlichen hatte. Das Gebrüll zur Linken war nur Ablenkung gewesen. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Arm. Es wurde ihm schwindlig. Er wirbelte herum und sah in ein von Hass verzerrtes Gesicht eines Germanen. Dieser holte zum zweiten Stoß mit seinem Kurzschwert aus. Sixtus spürte, wie er die Kontrolle über seinen linken Arm verlor. Er war anscheinend schwerer verletzt als gedacht. Mit letzter Kraft schleuderte er dem Angreifer den Schild entgegen. Er konnte dadurch den Schwerthieb abwehren, jedoch splitterte das Holz des Schildes beim Aufprall. Durch den lang anhaltenden Regen wurde diese an sich gute Abwehrwaffe aufgeweicht und konnte daher kräftigen Hieben nicht standhalten.
Das Gesicht des Gegners war mit furchterregenden Symbolen bemalt. Wenn dieses Aussehen Furcht erzeugen sollte, so erzielte es bei Sixtus seine Wirkung.
Da das Schwert des Barbaren im Schild stecken geblieben war und der Angreifer somit im Moment keine Angriffswaffe hatte, ging Sixtus zur Gegenwehr über.
Ruckartig riss er an seinem Schild. Da der Gegner sein Schwert noch umklammert hielt, um es wieder herauszuziehen, fiel er nach vorne.
In diesem Moment sah Sixtus seine Chance. Er rammte dem Barbaren sein eigenes Schwert in dessen schutzlose rechte Seite. In ohnmächtiger Wut wiederholte er seine Stöße, bis der Germane zusammenbrach und auf ihn zu stürzen drohte. Blitzschnell stieß er den blutüberströmten Körper zur Seite und versuchte, seinen Schild wieder an sich zu nehmen.
Als ihn dabei ein heftiger Schmerz durchzuckte, wurde ihm seine Verletzung wieder bewusst. Er hatte aber keine Zeit, sich darum zu kümmern.
Die Germanen waren überall. Schon stürmte ein weiterer Angreifer auf ihn zu. Der vom Wasser durchweichte Schild behinderte ihn nur, darum warf er ihn kurz entschlossen auf die Seite. Sixtus hatte keine Abwehrmöglichkeiten, zumal der linke Arm nicht zu gebrauchen war. Er konnte nur versuchen, sich mit dem Schwert zu wehren. Allerdings überfiel ihn immer wieder ein starkes Schwindelgefühl. So endet das also? In einem Wald im tiefsten Germanien.
Kurz bevor der Germane auf ihn einstechen konnte, wurde er von hinten mit einer Lanze durchbohrt. Sixtus war erleichtert und überrascht zugleich.
Der wortkarge Nubier stand hinter dem gerade getöteten Gegner und grinste ihm zu.
Sixtus war überrascht, dass dieser noch lebte, hatte er ihn doch neben sich auf den Boden sinken sehen. Er war wohl zäher als gedacht.
Bevor er sich jedoch für die Rettung bedanken konnten, wurde dieser von zwei Barbaren von hinten attackiert.
Sixtus wollte ihm zu Hilfe eilen, schaffte es jedoch nicht, aufzustehen. Er verlor zunehmend Blut. Die Wunde in seinem linken Arm war schwerwiegender als gedacht. Sixtus fühlte, dass er zunehmend schwächer wurde. Er wollte nur noch schlafen. Gleichzeitig wusste er, dass er diesem Bedürfnis auf keinen Fall nachgeben durfte. Er blickte um sich und sah, dass die Gegner in der Überzahl waren. Das ganze Geschehen konnte er nicht überblicken, aber er sah viele tote und verletzte Kameraden auf dem verschlammten Weg liegen. Mit letzter Kraft stand er auf, um dem Nubier zu helfen. Allerdings kam für diesen jede Hilfe zu spät. Er lag niedergestreckt am Boden. Einer der Barbaren hieb ohne Unterlass auf ihn ein, obwohl dieser längst tot sein musste.
Mit einem Wutschrei stürzte sich Sixtus auf den Gegner. Der überraschte Germane hatte keine Zeit mehr zur Gegenwehr.
Mit einem gezielten Hieb durchbohrte Sixtus seinen Oberkörper.
Er fühlte sich wie im Rausch. Wie von Sinnen stürzte er sich auf den nächsten Gegner. Dabei merkte er nicht, dass er nur noch kraftlos taumelte.
Plötzlich spürte er einen heftigen Schmerz in der Bauchgegend. Fassungslos starrte er auf das Schwert, das ein Barbar gerade aus seinem Körper zog, nur um erneut zuzustoßen.
Sixtus sah sich um. Das war sie also, die glorreiche Armee des Varus. Die Germanen schienen in dieser Schlacht die Sieger zu bleiben. Wie konnte es so weit kommen? War Arminius nicht ein treuer Gefährte der Römer? Er kam nicht mehr dazu, diese Gedanken zu Ende zu denken.
Er verspürte einen heftigen Schlag im Nacken. Der jähe Schmerz dauerte nicht lange an. Sehr schnell versank alles um ihn herum in Dunkelheit.
Sixtus wurde mit einem gezielten Hieb enthauptet. Er war tot, noch ehe der Rest des Körpers zu Boden sank.
Der Barbar hatte sich währenddessen schon seinem nächsten Gegner zugewandt. Das Sterben ging weiter.
Viele Tausend römische Soldaten mussten in dieser Schlacht ihr Leben lassen.
Teutoburger Wald 2023
»Denkst Du wirklich, dass wir hier noch richtig sind?«
Mike blieb stehen und drehte sich genervt zu seiner Begleiterin um.
»Es ist alles in Ordnung, Conny. Das ist mit Sicherheit der richtige Weg!«, entgegnete Mike betont gelassen.
»Aber wir müssten doch längst am Ziel sein. Ich habe das Gefühl, dass wir seit Stunden nur im Kreis gehen. Wir haben uns bestimmt verirrt.«
Mike war sich seiner Sache längst nicht so sicher, wie er sich gab. Aber das konnte er vor der sowieso schon ängstlichen Conny kaum zugeben.
Nach einer langen Fahrt und einem gemütlichen Mittagessen waren sie zu einer unproblematischen Wanderung aufgebrochen.
Sechs Kilometer durch relativ leichtes Gelände ohne nennenswerte Steigungen sollten in einer Tageswanderung eigentlich bequem zu bewältigen sein.
Das Ziel war eine Quelle mitten im Wald. Dort wollten sie ihr Zelt aufschlagen, eine romantische Nacht unter Sternen verbringen und am nächsten Tag wieder zurückwandern.
Es versprach, ein sonniger, heißer Tag zu werden. Daher gingen sie in leichter Sommerkleidung los.
Das Zelt verstauten sie in Mikes Rucksack.
Die ersten Kilometer marschierten sie noch gut gelaunt durch die ansprechende Landschaft. Über Wiesen und Felder gelangten sie auf einem gut markierten Weg bis zum Waldrand.
Mike studierte noch einmal die Wanderkarte, um sich zu vergewissern, dass sie sich immer noch auf dem richtigen Weg befanden.
Alles schien zu passen. Gut sichtbar war die Wegmarkierung an einem mächtigen Baumstamm angebracht. Sie zeigte einen gelben Römerhelm auf blauem Grund.
Sie mussten nur immer darauf achten, dass sie dieses Zeichen nicht übersahen. Dann war es fast unmöglich, sich zu verirren.
Sie folgten einem schmalen Pfad, der von Wurzelwerk überwuchert war. Die Sonne stand bereits hoch im Zenit. Daher waren sie froh, sich im kühlen und schattigen Wald bewegen zu können.
»Warum bist du eigentlich so fasziniert von diesem Ort?«, fragte Conny den vor ihr gehenden Mike.
»Das habe ich dir doch schon hundertmal erklärt«, antwortete Mike genervt, ohne seinen Schritt zu verlangsamen.
»Hier wurde Geschichte geschrieben. Arminius hat hier den Römern gezeigt, dass sie nicht so unbesiegbar waren, wie sie dachten. Hier wurden ihnen ihre Grenzen aufgezeigt.«
»Und was ist daran nach so vielen Jahren noch so toll?«, wollte Conny wissen. Sie verstand die Faszination, die Mike diesem Thema entgegenbrachte, nicht ganz.
Mike blieb abrupt stehen und drehte sich um.
»Verstehst du das wirklich nicht?«, antwortete er fassungslos.
Conny musterte ihren Freund missmutig, ohne eine Antwort zu geben.
Sie spürte, dass Mike seinen Ärger über ihr Desinteresse nur schwer unterdrücken konnte.
Er presste die Lippen aufeinander und es war klar ersichtlich, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte.
Conny wusste, dass Mike leicht reizbar war, und vermied es daher meist, einen Streit vom Zaun zu brechen.
Daher versuchte sie, die angespannte Situation zu entschärfen.
»Ich habe doch nur gefragt, weil ich deine Begeisterung verstehen möchte. Ich weiß einfach zu wenig über dieses Thema. Du weißt doch, dass ich in Geschichte eine Niete bin.« Bei diesen Worten lächelte sie begütigend.
Mikes Ärger schien tatsächlich zu verfliegen. Offensichtlich hatte Conny die richtigen Worte gefunden.
»Entschuldige bitte, aber ich habe mich so auf diesen Ausflug gefreut. Es ist einfach fantastisch, tatsächlich an genau diesen Orten zu stehen, über die man vorher gelesen hat.