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Heinrich hat es satt. Sein Vater ist spurlos verschwunden, seine Stiefmutter nörgelt ständig an ihm herum und nun macht ihm auch noch der neue Knappe das Leben schwer. Unerwartet wendet sich alles zum Guten: Sein Freund Johann wird sein Knappe. Schon wartet die erste Herausforderung auf sie. Bei den Bewohnern des Burgberges verschwinden auf geheimnisvolle Weise Hühner, ein Bauer behauptet einen Drachen gesehen zu haben. Heinrich und sein Knappe begeben sich auf die Suche nach dem gefährlichen Wesen. Doch dann trauen sie ihren Augen nicht. Vor ihnen steht ein himmelblauer Drache und kocht Himbeermarmelade. Sollen sie wirklich gegen einen Drachen kämpfen, der entsetzlich darunter leidet, dass er nicht fliegen kann? Nicht nur für Heinrich und Johann beginnt einen neue, abenteuerliche Zeit...
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Seitenzahl: 77
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Die Autorin:
Haike Espenhain, Jahrgang 67, lebt und arbeitet als freiberufliche Künstlerin und Autorin in der Nähe von Leipzig. Sie ist verheiratet und Mutter von drei teils schon erwachsenen Kindern.
Neben der Malerei ist das Schreiben ein wichtiger Bestandteil ihrer künstlerischen Tätigkeit. Sie arbeitet gern mit und für Kinder und versucht diese schon frühzeitig für Kunst und Literatur zu interessieren.
Haike Espenhain möchte mit ihren Geschichten die Lust am Lesen wecken - und auf spielerische Art das Selbstvertrauen der kleinen Leser stärken.
Die Autorin
Burg Steinreich
Der neue Knappe
Böse Überraschungen
Große Aufregung
Unerwartete Veränderungen
Der Hühnerdieb
Die Waldlichtung
In der Höhle des Ungeheuers
Heimlichkeiten
Freunde
Winterschlaf
Es wird Frühling
Eine interessante Begegnung
Der Kristall
Flugübungen
Unheimliche Berichte
Ein Geheimnis wird gelüftet
Die Suche nach dem Geisterschwein
Am Bärenfelsen
Eine große Überraschung
Der blaue Drache
Melissa´s Geständnis
Ein glückliches Ende
In einem großen, schönen Königreich lebte einstmals Junker Heinrich Steinreich von Berghoch.
Sein Vater, Ritter Adelbert Maximilian Steinreich von Berghoch, war Herr über die Felder und Wälder, die man von den Zinnen seiner Burg sah.
Ganz auf dem Wipfel eines Berges, auf der Spitze des höchsten Felsens, trotzte Burg Steinreich dem Brausen des Windes.
Mit mächtigen Mauern stand sie auf dem Felsen, ihr Fundament ragte tief in den Berg hinein.
Eine schmale Treppe führte im Inneren des Turmes in den Felsen.
Am Fuße der Treppe, wo es ganz feucht und kalt war und der schmale Gang nur vom Flackern der Fackeln erleuchtet wurde, war das Verlies.
Junker Heinrich fürchtete sich allein dahinzugehen, man konnte seltsame Geräusche hören, als würden böse Geister ihr Unwesen treiben.
Sein Vater hatte ihm erklärt, das sei nur der Wind, der durch den Gang strich und wehte, aber Heinrich war lieber vorsichtig.
Schließlich konnte man ja nicht wissen, ob nicht vielleicht doch ein alter Burggeist hier wohnte.
Früher, als sein Vater noch auf der Burg lebte, war er manchmal mit ihm hinunter in das Verlies gestiegen. Zusammen mit seinem Vater hatte er sich nie gefürchtet.
Doch eines Tages kehrte sein Vater nach einer Jagd nicht wieder zurück.
Lange Zeit suchten alle nach ihm, keiner konnte glauben, dass der Burgherr plötzlich verschwunden sein sollte.
Er war immer ein gütiger und gerechter Burgherr gewesen. In den Zeiten seiner Herrschaft hatte kein Mensch im Verlies darben müssen.
Da alle Untertanen Ritter Maximilian liebten, versuchten sie ebenso gerecht und verständig zu sein wie ihr Burgherr.
Kam es zu einem Streit, so bemühten sich alle gemeinsam, diesen zu klären.
Keiner auf der Burg und in den Häusern ringsum bestahl den Anderen, weil jeder wusste, wenn er Not litt, würde sein Nachbar ihm helfen.
Alle lebten glücklich miteinander bis zu jenem schlimmen Tag vor zwei Jahren, an dem der Burgherr verschwand.
An diesem Tag änderte sich alles. Die zweite Frau des Burgherren übernahm die Herrschaft auf der Burg. Sie lebte schon viele Jahre auf Burg Steinreich.
Nach dem Tod der ersten Frau des Burgherren hatte sie Ritter Maximilian schöne Augen gemacht.
Dieser, plötzlich allein mit seinem kleinen Sohn, war froh eine neue Frau und vor allem eine Mutter für sein Kind gefunden zu haben.
Doch Ritter Maximilian täuschte sich sehr, Frau Sieglinde wollte keine Mutter sein, sondern viel lieber eine reiche Burgherrin.
Sie meinte damals, der Name „Steinreich“ käme von unzähligen Edelsteinen und Schätzen in den Schatztruhen des Burgherren.
Der Name der Burg stammte jedoch von den vielen Steinen im Boden um die Burg und auf den Feldern. Die Bauern sammelten sie von ihren Feldern und schichteten sie als kleine Wälle an den Rändern der Feldwege auf.
Darauf wuchsen bunte Blumen. Kleine, flinke Eidechsen wohnten in den Höhlen zwischen den Steinen.
Das sah wunderschön aus, die Bauern und Einwohner der Ritterburg waren stolz auf ihre bewachsenen Wegesränder.
Nur Frau Sieglinde gefiel das nicht.
Als sie erfuhr, woher der Name der Burg wirklich stammte und dass Ritter Maximilian zwar nicht gerade arm war, aber auch nicht so steinreich wie Frau Sieglinde hoffte, war sie sehr verärgert.
Sie wurde noch nörgeliger, boshafter und ungerechter. Alle hatten darunter zu leiden, am meisten jedoch Junker Heinrich.
An seine richtige Mutter konnte sich Junker Heinrich gar nicht mehr erinnern.
Als sie starb, war er noch sehr klein gewesen, er kannte nur ein Gemälde von ihr. Auf dem Bild hatte sie freundlich ausgesehen und mit einem lieben Lächeln auf den Betrachter gesehen.
Doch das Gemälde, welches früher im Gang der Burg hing, hatte seine Stiefmutter entfernen lassen. Junker Heinrich wusste, wo es jetzt war. Manchmal schlich er sich in die kleine Kammer und schaute sich das Bild an. Er hätte seine Mutter gern kennengelernt. Sicherlich wäre sie sehr nett zu ihm gewesen.
Seine Stiefmutter war nicht besonders nett, ständig nörgelte sie an ihm herum.
„Heinerle, sitz gerade, Heinerle, halt die Füße still, Heinerle, sei nicht so ungeschickt, Heinerle, tu dies und Heinerle, tu das.“
Junker Heinrich hasste es, wenn sie ihn „Heinerle“ nannte. Seinen Namen so furchtbar zu verunstalten! Er fand schon Heinrich schlimm, aber erst Heinerle! Viel lieber hätte er Maximilian geheißen, wie sein Vater, da hätte sie ihn Max nennen können. Das wäre viel schöner.
Am schönsten jedoch wäre, wenn sein Vater wieder nach Hause käme. Junker Heinrich glaubte nicht daran, dass er tot sei, wie seine Stiefmutter gesagt hatte.
Jeden Morgen stieg er die Treppe hinauf zur obersten Zinne und schaute in alle Richtungen, ob er vielleicht seinen Vater sähe.
So auch an diesem Morgen.
Er schaute nach Norden und Süden, nach Osten und Westen.
Überall sah er dichte Wälder und dazwischen kleinere Felder, er sah die Bauern auf den Feldern, die Kühe auf den Weiden, die Mägde und Handwerker auf der Burg, nur seinen Vater, den sah er auch an diesem Morgen nicht.
Heinrich stieg, wie schon viele Tage zuvor, enttäuscht und mit hängendem Kopf die Treppe herunter.
Auf halber Höhe hörte er schon die schrille Stimme seiner Stiefmutter, „Heinerle, wo bist du schon wieder? Du Nichtsnutz, komm her, du sollst mir einen Becher Wein bringen!“
Junker Heinrich stöhnte auf, so ging das ständig. Obwohl direkt hinter ihr eine junge Magd wartete, um ihre Wünsche zu erfüllen, schickte sie Junker Heinrich, als ob er ein Dienstbote sei.
Er brachte ihr den Becher mit dem Wein. Sie nahm ihn Junker Heinrich mit einer heftigen Bewegung aus der Hand, so dass der rubinrote Wein über den Rand des Bechers schwappte und auf ihre Hand tropfte.
„Heinerle, wie ungeschickt bist du nur wieder.
Siehst du, was du mit deiner Tolpatschigkeit angerichtet hast!“
Ärgerlich wischte sie mit ihrem Tüchlein über die roten Tropfen, dann warf sie das befleckte Tuch der Magd vor die Füße.
„Bring mir sofort ein reines Tuch, das kann ja niemand mehr benutzen.“
Die kleine Magd verschwand, froh, der Burgherrin für einen Moment entkommen zu sein.
Junker Heinrich dagegen stand mit gesenktem Kopf da.
Er war sich keiner Schuld bewusst.
Es war häufig der Fall, dass er Ärger bekam, meistens für Dinge, die er gar nicht getan hatte.
Am besten war, er schwieg dazu, dann beruhigte sich seine Stiefmutter am schnellsten.
Manchmal musste er auch heimlich über sie lachen. Besonders wenn sie hoch empört mit schriller Stimme und spitzer Nase vor sich hin sprach, „So eine Unverschämtheit von dem Bengel. Er hat wohl völlig vergessen mit wem er es zu tun hat. Schließlich bin ich eine geborene von Hohenrausch! Sieglinde Elisabetha Albertine von Hohenrausch verehelichte Steinreich von Berghoch! Mich muss man mit gebührendem Respekt behandeln!“
Junker Heinrich hätte schwören können, dass dabei ihre Nase noch spitzer wurde.
Fehlte nur noch eine dicke behaarte Warze auf der Nasenspitze und Burgfrau Sieglinde würde wie eine Hexe aussehen.
Heute war Junker Heinrich ungeduldig. Am Nachmittag sollte sein neuer Knappe ankommen.
Heinrich hoffte, dass der Knappe nett und verständig wäre, vielleicht könnten sie ja sogar Freunde werden.
Einen Freund vermisste er sehr. Seit sein Vater fort war, durfte er sich nicht mehr mit den Knaben aus den Hütten und Häusern vor der Burg treffen.
Dort wohnten die Handwerker und Bergbauern. Auch Johann wohnte dort. Sein Vater war der Stellmacher auf der Burg. Unter seinen geschickten Händen entstanden Schubkarren, Räder und landwirtschaftliche Geräte aus Holz, welche die Bergbauern benötigten. Er war ein geachteter Mann und sein Sohn Johann war Heinrichs Freund.
Junker Heinrich hatte gehofft, dass Johann sein Knappe werden würde.
Doch Frau Sieglinde hatte bestimmt, dass er einen anderen Knappen bekam.
„Nicht so einen gewöhnlichen Knaben, der keinerlei Anstand hat, sondern einen richtigen, feinen Knappen, der später einmal selber ein Ritter werden kann, Heinerle. Dieses ungehobelte Bauernpack ist kein guter Umgang für dich, Heinerle.“
Ihre Stimme hatte dabei wie eine junge Katze geklungen, der jemand auf die Schwanzspitze getreten war.
Heinrich hatte nichts dazu gesagt, er wusste mittlerweile schon, dass es zwecklos war. Seine Stiefmutter würde niemals ihre Meinung ändern, nur um ihm eine Freude zu bereiten.
Nun stand Junker Heinrich im Burghof und wartete auf das Eintreffen seines neuen Knappen.
Und tatsächlich, da kam er gerade. Schon von weitem hörte Heinrich lautes Schnaufen und Schimpfen. Jemand lief den schmalen und steilen Pfad zur Burg hoch und zerrte ein offensichtlich verärgertes und unwilliges Pferd hinter sich her. Die Stimme des Ankömmlings klang erbost und wütend, das Schnauben des Pferdes nicht minder.