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Bastian, Therese und Johann spielen Verstecken. Nicht irgendwo, sondern in den alten, weitläufigen, dunklen Kellern unter den Häusern im Herzen Wiens. Doch aus dem coolen Spiel wird bald ein unheimliches Abenteuer, als der Boden zu beben beginnt, gefolgt von einem unter die Haut gehenden Gekrächze. Und dann verschwindet auch noch Uropa aus seiner Wohnung! Die Kinder müssen wieder in den Untergrund und stoßen dabei auf die Sage vom Basilisken, dessen Blick einen zu Stein erstarren lässt. Doch ist Uropa überhaupt noch zu retten? Das Krächzen aus der Tiefe wird immer lauter und bedrohlicher …
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Seitenzahl: 82
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Die sagenhaften Abenteuer des Bastian Zekoff – Der Basilisk von Bettina Kleinszig
1. Digitale Auflage 2023
www.ggverlag.at
ISBN E-Book: 978-3-7074-1765-4
ISBN Print: 978-3-7074-2550-5
In der aktuell gültigen Rechtschreibung
Coverillustration: Jürgen Blankenhagen
Innenillustrationen: Jürgen Blankenhagen
© 2023 G&G Verlagsgesellschaft mbH, Wien
Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe sowie der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme, gesetzlich verboten.
Illustrationen von
Jürgen Blankenhagen
Prolog
Der Keller
Eine unheimliche Entdeckung
Die Warnung
Seltsames geschieht
Uropas Reisetagebuch
Keine Wahl
Gefangen in der Unterwelt
Das Geheimnis des Tempels
Die Höhle des Ungeheuers
Eine unerwartete Begegnung
Der Brunnen
Der friedliche Hahn
Wieder zu Tisch
Namen und Begriffe
Im Jahre 66 nach Christus:
Fackeln tauchten den Tempel in schummriges Licht.
Die römischen Legionäre stöhnten und ächzten, als sie den letzten Bolzen in seine Verankerung stemmten. Lautlos trugen Männer in weißen, langen Gewändern Amphoren herbei. Die Gesichter von augenlosen Masken bedeckt, gossen sie Öl in den großen, kupfernen Trichter, der über ein dickes Rohr mit der Tempelwand verbunden war.
Der Boden erbebte. Wütende, heisere Laute drangen durch die Mauer. Die Männer hielten den Atem an. Die Angst steckte allen tief in den Knochen. Doch die Arbeit war getan, dem Grauen ein Ende gesetzt. Niemals sollte sich diese Geschichte wiederholen …
„Einundvierzig, zweiundvierzig, dreiundvierzig …“
Mit zusammengekniffenen Augen lehnte Basti an der kalten Wand und zählte in die Dunkelheit. Die Luft roch nach feuchten Ziegeln und in der Ferne hörte er die Schritte seines besten Freundes Johann verhallen.
„… fünfzig, einundfünfzig, zweiundfünfzig …“
Irgendwo über ihm bahnte sich ein dumpfes Poltern an. Ein Auto ratterte durch die schmale Gasse vor dem Haus über das Kopfsteinpflaster und entfernte sich allmählich wieder.
„… siebenundsiebzig, achtundsiebzig …“
RUMPS!
Das alte Gemäuer erzitterte. Erschrocken hielt Basti inne, während ihm Staub auf die Nase rieselte. War das ein Erdbeben? Mit klopfendem Herzen knipste er die Taschenlampe an und leuchtete im Kreis herum. Der Lichtstrahl huschte die modrigen Wände entlang und erhellte das Deckengewölbe. Alles schien in Ordnung zu sein.
Basti zuckte mit den Achseln und steuerte auf den niedrigen Torbogen zu, der über zwei Stufen in das nächste Kellergewölbe führte.
„Ich kommeeee!“
Spinnweben streiften sein Gesicht, doch daran war er inzwischen gewöhnt. Mit dem Handrücken wischte er sich über die Stirn, während im Lichtkegel ein mottenzerfressenes Sofa erschien, das mit einer dicken Staubschicht überzogen war. Basti lenkte den Schein seiner Taschenlampe ringsum in die finsteren Ecken, warf einen Blick hinter die Bank und lief weiter. Durch eine schmale Türe gelangte er in einen Gang, der sich zu beiden Seiten in die Dunkelheit erstreckte. Sie nannten ihn den „elendslangen Tunnel“, eben weil er so furchtbar lang war. Wie ein schwarzer Schlauch verband er die verschiedenen Keller unter den Häusern in der Bäckerstraße miteinander. Basti bog nach links ab. Auf Zehenspitzen huschte er den unheimlichen Gang entlang, als er auf einmal ein fernes Rufen vernahm. Abrupt blieb er stehen und lauschte in die Düsternis.
„Da hat man mal ein gutes Versteck –“ Die genervte Stimme Johanns ließ Basti erschrocken hochfahren. Mit seiner Taschenlampe leuchtete er zur Mauer und entdeckte in Schulterhöhe eine schmale Nische, die ihm noch nie aufgefallen war. Sichtlich angestrengt mühte sich sein Freund aus der engen Öffnung heraus und plumpste vor ihm auf die Füße.
„Wie hat deine Schwester von hier unten Wind bekommen? Wir waren doch immer so vorsichtig.“ Seufzend richtete sich Johann auf und schüttelte Mauerputz und Staub aus seinen rotblonden Locken.
„Keine Ahnung. Hast du sie auch gehört?“
Johann nickte. Wachsam spähte er den Gang entlang, zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren. „Und auch so ein komisches Gerumpel.“
„Was das wohl war?“, überlegte Basti, doch er wurde von einem langgezogenen Schrei unterbrochen, der durch den elendslangen Tunnel donnerte und in alle Richtungen hallte.
„Hilfeeeeee! Hört mich hier endlich jemand? Ich bin hieeeer!“
„Das klingt aber gar nicht gut“, hauchte Johann, während Basti bereits losgelaufen war. Johann hastete ihm den elendslangen Tunnel hinterher.
„Therese? Wo bist du? Thereeese?“
Doch Therese zu finden, stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Ihre Stimme hallte überall von den Wänden wider. Endlich – sie hatten bereits drei Kellergewölbe abgesucht – drang ein ganz nah klingendes „Hier!“ an ihre Ohren. Sie verlangsamten ihre Schritte und leuchteten in die Schwärze eines Querganges, konnten jedoch nichts entdecken.
„Hier unten!“
Bastis Herz begann unangenehm zu rasen, als er die Taschenlampe auf den Boden richtete. Etliche Male waren sie hier schon entlanggegangen. Doch jetzt, wie aus dem Nichts, klaffte vor ihnen ein Loch. Der Boden war fast zur Gänze eingebrochen. Nur ein schmaler Streifen streckte sich an einer Seite unbeeindruckt darüber hinweg und verlor sich in der Düsternis. War die Erschütterung vorhin vielleicht doch ein Erdbeben gewesen? Ein weiterer Schrei zerschnitt die Dunkelheit und riss Basti aus seinen Gedanken.
„Holt mich endlich hier raus!“ Thereses Stimme hallte durch die Gänge und das Echo maulte gleich mehrmals zurück.
„Bist du verletzt? Alles o.k.?“ Basti kniete an der dunklen Öffnung und beugte sich vorsichtig über den Rand. Im Schein seiner Taschenlampe kam Thereses vom Staub verklebtes Gesicht zum Vorschein.
„Aaah, danke der Nachfrage. Abgesehen davon, dass ich in einer Grube hocke, geht‘s mir gut.“ Mit einem Ausdruck von Wut und Erleichterung schüttelte seine Schwester den Kopf.
„Was hast du überhaupt hier zu suchen?“ Jetzt, wo er sah, dass Therese nichts passiert war, ärgerte sich Basti über seine Schwester, die zweieinhalb Jahre älter war als er.
„Das Gleiche sollte ich wohl besser euch fragen“, funkelte Therese zuerst ihn und dann Johann an, der nun auch seinen Kopf über das Loch streckte. „Wenn Papa wüsste, was ihr hier unten treibt …“ Sie warf ihre hellbraunen Haare zurück.
„Bist du uns etwa nachgeschlichen?“ Ungläubig blickte Basti seine Schwester an. Sie war erst vor Kurzem dreizehn geworden und fühlte sich nun als Teenie so was von überlegen.
„Bin ich nicht, hab Besseres zu tun als euch Kleinkindern nachzuspionieren.“ Thereses Stimme klang bockig. „Ich hab im Keller nach Sachen gesucht, die ich nächsten Samstag am Flohmarkt verkaufen könnte und plötzlich deine Stimme gehört. Du hast gezählt. Es klang, als würdest du im alten Kasten sitzen und da ist mir die Öffnung in der Wand dahinter aufgefallen. Dann bin ich deiner Stimme nachgegangen, und irgendwann in dieses verdammte Loch gefallen.“ Sie schnaubte. „Auf was wartet ihr eigentlich? ICH WILL JETZT HIER RAUUUS!!!“
Basti wollte auf keinen Fall, dass Therese ihn und Johann bei den Eltern verpetzte. Zuerst gäbe es eine furchtbare Standpauke und dann würde sein Vater die Öffnung in der Wand zumauern lassen. Und das war‘s dann.
„Weißt du, wie cool das hier unten ist? Dieser Gang führt in ein riesiges Kellersystem“, erklärte Basti, während er sich vorsichtig auf den Bauch legte. Doch auch wenn er und Therese ihre Hände ganz weit ausstreckten, fehlte immer noch ein Meter.
„So funktioniert das nicht“, knurrte Therese, „könnt ihr nicht zwei Jacken zusammenknoten und mich rausziehen?“
Aber Johann hatte eine bessere Idee: „Ich weiß, wo eine Leiter steht. Bin letztes Mal zufällig dagegengekracht. Hat echt weh getan.“ Er rieb sich in Erinnerung daran die Stirn und eilte davon, während Basti sich an den Rand der Öffnung hockte.
„Wo bist du da eigentlich gelandet?“ Mit der Taschenlampe versuchte er im Loch etwas zu erkennen, aber Therese stampfte mit den Füßen herum und wirbelte dabei so viel Staub auf, dass sein Lichtstrahl nicht durchdringen konnte.
„Keine Ahnung. Mein Handy ist mir bei dem Sturz aus der Hand gefallen.“ Thereses Zähne begannen zu klappern. „Ich hab nur ein T-Shirt an. Hier ist es eiskalt.“ Sie strich sich über die Arme und sah sich kurz um. „Und es riecht komisch.“
„Ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht ein kaputter Kanal“, überlegte Basti.
„Seit wann spielt ihr hier überhaupt?“, wollte Therese wissen.
„Seit ungefähr drei Wochen. Johanns Ball ist unter den Kasten gerollt und dabei haben wir zufällig die Öffnung in der Mauer dahinter entdeckt. Zuerst haben wir nur ein paar Schritte in den Gang gemacht. Aber dann haben wir uns richtig gute Taschenlampen besorgt. Solche, wie sie Höhlenforscher benutzen. Damit haben wir dann nach und nach die vielen Keller erkundet. Meistens spielen wir hier drinnen Verstecken. Das macht echt Spaß … zu dritt wäre es natürlich noch viel lustiger.“
„Und dabei ist euch nie jemand begegnet?“ Thereses Stimme klang zunehmend angespannt.
Basti schüttelte den Kopf. „Niemand. Hier unten scheint schon eine Ewigkeit keiner mehr gewesen zu sein. Wart mal, ich glaub, ich hör Schritte.“ Basti hielt inne und im nächsten Augenblick sah er auch schon, wie Johann eine Leiter anschleppte.
„Na endlich!“, ächzte Therese aus der Grube.
Langsam ließen die Buben die Leiter in die Tiefe gleiten. Sie hatten diese gerade oben an die Mauer gelehnt, als Johann ohne Vorankündigung auf die Leiter sprang und hinunterstieg. Basti zuckte mit den Schultern und stieg ihm hinterher. Konnte doch nicht schaden, sich da unten kurz umzusehen.
„Spinnt ihr, lass mich zuerst rauf!“, empfing Therese die beiden fauchend.
Doch Basti kümmerte sich nicht weiter um sie. Der Staub hatte sich in der Zwischenzeit etwas gelegt und langsam wurde die Umgebung sichtbar. Er nahm die Taschenlampe, die er beim Abstieg in den Hosenbund geklemmt hatte, und leuchtete an seinen Beinen hinab. Sie standen auf der Spitze eines Geröllhaufens.
„Da hast du wirklich Glück gehabt. Stell dir vor, du wärst auf dem da gelandet“, bemerkte Johann. Spitz ragte den Kindern ein Steinbrocken entgegen.
„Wo ist nur mein blödes Handy?“ Genervt blickte Therese im Kreis herum, konnte es aber nirgendwo entdecken. „Gib mal her“, brummte sie und griff nach der Taschenlampe ihres Bruders.