Die Saggenbande stellt sich dem Kampf am Nachmittag - Michael Hohlbrugger - E-Book

Die Saggenbande stellt sich dem Kampf am Nachmittag E-Book

Michael Hohlbrugger

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Beschreibung

Der Saggen ist ein Stadtteil von Tirols Landeshauptstadt Innsbruck, der vor allem für seine Villen bekannt ist. Die Bewohner schätzen diese kleine Ruheoase nordöstlich der Innenstadt. Mit dieser Ruhe ist allerdings im April schlagartig vorbei. Ein Klassenkamerad von Enrico, Julian Moser, feiert Geburtstag und verschwindet kurz danach. Sein Schulkollege und Freund Enrico macht sich mit Samuel und Gitti auf die Suche. Samuel, Gitti und Enrico, die Saggenbande, ist nicht nur auf der Suche, sondern muss sich am Ende sogar einem Duell stellen. Der neue Fall führt die Saggenbande wieder quer durch Innsbruck. Neben ihrer Suche und so manchem Gespräch knüpfen die drei Kids eine neue Freundschaft. Nach ihrem Debüt Abenteuer -Die Saggenbande sucht die verschwundene Frau ein- zweiter Fall für die Saggenbande.

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Danksagung

Die Saggenbande und alle Personen, die in diesem Buch vorkommen, sind frei erfunden und haben keinen Bezug zu realen Menschen. Trotzdem möchte ich vorneweg mich bei einigen Leuten bedanken, die maßgeblich an der Entstehung dieses Buches beteiligt waren. Allen voran bei meiner Partnerin Karin, die immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stand. Eine Tasse Tee machte, wenn ich reden wollte und mit mir über Formulierungen diskutiert hat. Ich liebe dich. Auch von ganzem Herzen DANKE an meine Tochter Sina, die dieses tolle Cover entworfen und realisiert hat. Auch herzlichen Dank an meine Testleserin Katharina für ihr tolles Feedback und die Anmerkungen, die mir sehr weitergeholfen haben.

Auch möchte ich hier mich herzlichst bei Melanie Knünz von Text Quell bedanken, die mir sehr geholfen hat und vor allem viel Geduld bewies, wenn ich mit meinen Freunden -den Beistrichenein wenig auf Kriegsfuß gestanden bin. Danke auch an Georg, der mich bei den letzten Schritten zur Veröffentlichung unterstützt hat.

Zwei Menschen möchte ich hier noch extra erwähnen. DANKE an den Nachtwolf Wolfgang und an Margit. Wolfgang, der Spiegel- und Mentalcoach vom mentalen Lichtzentrum Velden sorgte mit seinen „Arschtritten“ zur rechten Zeit dafür, dass ich das Aufgeben vermieden habe. Und Margit auch dir DANKE für die vielen Inputs bei den unterschiedlichsten Gelegenheit.

Ein herzliches DANKE auch an die Leser, die sich mit der Saggenbande auf ihr erstes Abenteuer eingelassen haben.

Und ein herzliches DANKE an alle, die ich hier vergessen habe zu erwähnen. Schön, dass es euch alle gibt!

Für Rafael

Einen blonden Engel auf Erden, der die Welt mit seinem Lächeln bereichert

Inhalt

Die Einladung zur Geburtstagsfeier

Die Geburtstagsparty

Woanders

Eine leichte Veränderung und eine Bitte um Hilfe

Eine kurze Besprechung

Besuch mit Überraschung

Die unschöne Wahrheit

Woanders

Besuch bei Julians Vater

Die richtige Spur

Die Saggenbande trifft Vorbereitungen

Der finale Showdown

Die Hintergründe

Ein versöhnliches Ende

Die Einladung zur Geburtstagsfeier

„Du kommst doch morgen auch?“ Diese Frage richtete Julian Moser an seinen Gesprächspartner. Am Himmel durchbrach in diesem Moment die Sonne an manchen Stellen die dichte Nebeldecke. Trotzdem war es ziemlich kalt. Ungewöhnlich kalt für Mitte April. Kein Grund jedoch für die Lehrer, ihre Schüler im Gymnasium am Adolf-Pichler-Platz in der großen Pause im Gebäudeinneren zu belassen. Kaum war die Schulglocke nach der dritten Stunde ertönt, mussten die Kinder ihre Jacken aus der Garderobe holen und wurden in den Schulhof geleitet. Ob sie wollten oder nicht.

Julian war gleich neben dem Eingang stehen geblieben. Sein Klassenkamerad hatte sich zu ihm gesellt. Der Lärm von Geschrei waberte durch das Areal. Ein paar Wenige trotzten der Kälte und spielten Fangen oder jagten sich aus anderem Grund gegenseitig über die Wiese. Nach einem kräftigen Biss in seine Extrawurstsemmel hatte Julian eine Frage gestellt. Sein Mitschüler Enrico nickte als Antwort und beobachtete weiterhin das Geschehen am Pausenhof.

Julian packte Enrico am Ellbogen und versuchte, ihn in seine Richtung zu drehen. Er wiederholte seine Frage: „Ihr kommt doch morgen auch?“ Enrico drehte seinen Kopf und riss seinen Arm los. „Sag einmal, spinnst du? Ich habe dir doch schon beim ersten Mal eine Antwort gegeben!“ „Nein, hast du nicht.“ „Doch!“ „Nein! Du hast nur mit dem Kopf genickt! Das Nicken kann mehrere Gründe gehabt haben. Vielleicht war es die Antwort auf meine Frage. Vielleicht war es einfach eine Beobachtung, die du zur Kenntnis genommen hast. Oder etwas ganz anderes. Vielleicht hast du dir über etwas Gedanken gemacht und nun eine mögliche Lösung für ein Problem gefunden. Das war für mich nicht ersichtlich.“ „Ich habe genickt, weil ich dir gefühlt zum hundertsten Mal geantwortet habe, dass ich natürlich morgen zu deiner Geburtstagsfeier kommen werde.“ Es entstand eine Pause. Beide sagten nichts.

Julian biss zum dritten Mal von seiner Semmel ab, als er den Faden mit halbvollem Mund wieder aufnahm. „Und deine Freunde nimmst du mit?“ Enrico atmete tief durch. „Ja, meine Freunde nehme ich mit. Sie waren etwas überrascht, dass du sie zu deiner Geburtstagsfeier eingeladen hast. Schließlich kennen sie dich nur vom Sehen. Aber beide haben zugesagt.“ „Das freut mich! Ich kann kaum erwarten, wie meine Cousins dreinschauen werden, wenn sie euch sehen! Immer geben sie mit ihren Skifahrerkollegen an, die irgendwann einmal in der Zeitung gestanden sind. Neben Platz 432.“ Julian dachte über das Gesagte kurz nach. „Nein, das ist übertrieben.“, schob er hinterher. Julian schluckte den Speisebrei hinunter und zog an dem Strohhalm seiner Schulmilch, die er in der linken Hand hatte. „Nun lernen sie meine Freunde kennen, die in der Zeitung standen. Und ihr Artikel nahm viel mehr Platz ein, als ihre Kollegen je haben werden oder je hatten.“

Enrico wiegelte ab. Ein wenig war ihm bei den Worten seines Freundes sehr wohl warm ums Herz geworden. Er fühlte sich geschmeichelt, auch wenn er dies nie zugegeben hätte. Er war tatsächlich in der Zeitung gestanden, zusammen mit seinen beiden Freunden Brigitte, die alle nur Gitti riefen, und Samuel. Samuel war sein bester Freund. Er spielte mit ihm im gleichen Fußballverein. Kennengelernt hatten sie sich im Kindergarten, da sie in der gleichen Gruppe waren. Samuel ging anschließend allerdings auf ein anderes Gymnasium in Innsbruck. Gitti war dort in der gleichen Klasse wie Samuel. Das Mädchen hatte Enrico im Herbst kennengelernt, als sie zu dritt Außergewöhnliches schafften: Es gelang ihnen, eine verschwunden geglaubte Frau zu finden. Zudem hatten sie einen Ladendieb auf frischer Tat ertappt und ihn bis nach Hause begleitet, wo für den Dieb dann die Handschellen geklickt hatten. Das war der erste große, heldenreiche Fall der Saggenbande. So nannten sich die Kids seitdem. Aus zwei Gründen: Erstens, weil sie alle drei im Saggen wohnten-der Saggen ist ein villenreicher Ortsteil von Innsbruck, im Osten der Stadt , und zweitens, weil das Wort „Saggen“ aus den Anfangsbuchstaben ihrer drei Namen bestand. Samuel und Enrico sind Anfang und Ende. In der Mitte steht der Mädchenname: Gitti. Das zweite „G“ steht dabei für den Spitznamen von Gitti. Sie isst für ihr Leben gern Gugelhupf. Daher nennen sie viele Gugelhupf-Gitti. Es war der erste und bis dato letzte Fall für die drei Kids.

„Also passt des morgen, oder?“ Julian hatte Enrico aus seinen Erinnerungen geholt und ihm gleichzeitig einen Schlag mit der flachen Hand auf den Rücken gegeben. Beinahe hätte Enrico das Gleichgewicht verloren und wäre die Steinstiegen hinabgestürzt. „Sag mal, spinnst du jetzt komplett? Fast wäre ich die Stufen hinuntergefallen, wegen dir!“ Enrico hatte lauter gesprochen, als gewollt. Julian starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Enrico atmete zwei Mal tief durch und meinte dann in versöhnlichem Ton:

„Wir kommen morgen. Alle drei. Außer du fragst mich noch einmal. Dann werde ich persönlich dafür Sorge tragen, dass drei eingeladene Gäste weniger erscheinen.“ „Ist schon gut.“ „Vielleicht schenke ich dir eine Kassette, wenn du das noch kennen solltest, wo ich die drei Sätze draufspreche. Ja, ich komme morgen.“ Enrico hob seinen Daumen. Dann gleich den Zeigefinger. „Ja, meine Freunde kommen auch.“ Schließlich hob er noch den Mittelfinger dazu. Er zeigte nun eine Drei. „Ja, wir freuen uns ebenfalls schon. Dann kannst du die Kassette anhören, wann du willst. Und wir können uns das Geburtstagsparty-Gespräch für alle kommenden Feiern sparen, weil einfach schon alles gesagt ist.“ Enrico grinste. „Das wäre das ideale Geschenk für dich!“ „Überhaupt nicht! Du weißt genau, was ich mir wünsche. Ich habe es dir bereits mehrmals gesagt!“ „Ja, ja, ich weiß“, sagte Enrico und drehte sich zum Schuleingang, da in diesem Moment die Schulglocke läutete.

Am Nachmittag trafen sich Enrico, Gitti und Samuel im Schillerpark. Der Schillerpark in der Schillerstraße lag im Stadtteil Saggen. Früher hatte es dort einen Obststand gegeben. Zahlreiche Holzkisten mit den leckersten Früchten waren dort verkauft worden. Heute erinnerte nur das kleine Gebäude an diese Vergangenheit. Der Schillerpark wurde hauptsächlich von den Kindern genutzt. Bänke luden zum Hinsetzen ein, eine Rutsche und Schaukeln sowie eine Wippe sorgten für die Unterhaltung der Kinder. Zunächst alberten Samuel, Gitti und Enrico ein wenig herum, bis Enrico ernst wurde. „Also, morgen ist der große Tag! Ihr wisst, dass ihr versprochen habt, auch zu kommen!“ „Wieso?“, fragte Samuel. „Was, wieso? Was soll das heißen, Sam?“ „Na, wieso ist morgen der große Tag?“ „Na, morgen ist doch die Geburtstagsfeier von meinem Klassenkameraden Julian. Er hat euch auch eingeladen. Das habe ich euch mehrmals gesagt.“ „Achso. Ja, hast du“, sagte Gitti. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Pony gebunden. Die blauen Augen leuchteten. „Ihr ahnt gar nicht, wie sehr er mir in den Ohren liegt mit der Feier. Permanent fragt er, ob wir alle drei kommen. Heute in der großen Pause schon wieder.“ „Wieso will er eigentlich, dass wir auch kommen?“, wollte Gitti wissen. Enrico druckste herum. „Also! Sag schon!“, meinte Gitti bestimmt. „Naja, er will euch kennenlernen.“ „Aber wir kennen ihn doch vom Sehen. Mir reicht das“, schaltete sich Samuel ein, und erntete dafür einen giftigen Blick. „Naja“, begann Enrico erneut, „er will euch kennenlernen und fand, sein Geburtstag wäre dafür der beste Anlass.“ „Ja, aber warum? Ich verstehe es immer noch nicht ganz.“ Auch diese Bemerkung von Samuel ließen Enricos Blicke nicht freundlicher werden. „Es ist so:“ Enrico war ein wenig die Röte ins Gesicht gestiegen. „Wir sind die prominentesten Freunde, die er kennt. Scheinbar geben seine Cousins, die auch zur Feier kommen, immer mit ihren Bekannten an, die Skifahren und sportliche Erfolge feiern. Ihnen will Julian eins auswischen und wirkliche Helden, wie er sagt, vorstellen.“ Das war ein wenig dick aufgetragen, was sich Enrico insgeheim selbst eingestand. „Das soll der Grund sein?“, fragte Gitti. „Das ist skandalös. Ich bin doch kein Vorzeigeobjekt!“ „Ja, genau“, echauffierte sich Samuel. „So quasi: Das nächste Ausstellungsstück sind Gitti und Samuel, Teil der Saggenbande. Bitte nicht anfassen. Fotos sind erlaubt.“ Samuel versuchte, wie ein Fremdenführer zu klingen. Das Vorhaben misslang, sein Lohn waren lediglich zwei Augenpaare die ihn fragend anblickten.

„Hast du zumindest das Geschenk besorgt?“, erkundigte sich Samuel rasch, um die Situation zu verändern. „Ja, habe ich.“ „Was war es noch einmal?“, wollte Gitti wissen. „Ich habe Julian einen Fußball gekauft. Er wollte einen mit dem

Emblem von dem spanischen Fußballverein.“ „Welchem? Dem weißen Ballett?“ „Nein, mit dem von der anderen Spitzenmannschaft.“ „Aha“, meinte Samuel, klang dabei allerdings wenig überzeugend. „Was ihr da sprecht, klingt für mich alles chinesisch“, meinte Gitti kopfschüttelnd. „Also er bekommt einen Fußball. Das Geld für meinen Anteil habe ich dir bereits gegeben. Lasst uns über etwas anderes sprechen.“

„Ja, genau. Ich habe eine Frage an dich. Wann hast du das letzte Mal deinen Großvater gesehen? Und was hat er dir erzählt?“ „Samuel, Samuel.“ Gitti schüttelte ihren Kopf. „Was ist?“ „Du stellst immer die gleiche Frage. Ich antworte dir jedes Mal, dass ich dir schon sagen würde, wenn es etwas Neues oder Interessantes gäbe, was die Saggenbande betrifft. Schließlich steht es auch so in unserer Gründungsurkunde.“ „Du hast die immer noch?“ Enrico traute seinen Ohren nicht. „Sicher.“ Gitti hatte vor einem halben Jahr eine Urkunde aufgesetzt, die alle drei mit einem Blutstropfen unterschreiben mussten. Darin standen Punkte, die jedes Mitglied der Saggenbande einhalten musste. „Das überrascht mich nicht! Was ist nun mit deinem Großvater?“, lenkte Samuel das Gespräch wieder auf seine ursprüngliche Frage zurück. „Ich sagte es schon, da ist nichts.“ Samuel wirkte ein wenig enttäuscht.

Gittis Großvater hatte eine große Rolle in ihrem Fall mit der verschwundenen Frau gespielt. Der ehemalige Gerichtsreporter hatte ihnen eigentlich verboten, sich in den Fall hineinzuhängen. Doch Gitti war es mit einer List gelungen, dessen Kontakte zu Kommissar Bruckner zu nutzen. Der Mann mit den grau gelockten Haaren hätte nicht gedacht, dass es den drei gelingen würde, in diesem Fall tatsächlich etwas zu bewegen. Umso überraschter war Toni, wie ihn Samuel und Enrico nennen durften, als die Saggenbande zur Lösung nicht nur beigetragen, sondern die Lösung gefunden hatte.

Samuel wetzte seit einiger Zeit wieder in den Startlöchern. Unbedingt wollte er einen zweiten Fall lösen. Ein wenig ging er Gitti und Enrico mit seiner Ungeduld auf den Geist. Es ging schon so weit, dass Samuel Verbrechen witterte, wo gar keine waren. Vor zwei Wochen wollte Samuel zwei junge Menschen verfolgen. Eine ältere Frau war aus der Bank getreten und hatte geschrien: „Das sind Räuber!“ Da außer den beiden niemand zu sehen war, meinte Samuel, sie wären gemeint. Dass die ältere Dame telefonierte, übersah er.

Einen Nachmittag lang musste er sich den Spott von Enrico und Gitti anhören. Sie kugelten sich vor Lachen. Gitti hatte die Situation nämlich gleich durchschaut.

An diesem Nachmittag unterhielten sich Gitti, Samuel und Enrico noch ein wenig, dann mussten die Jungs zum Fußballtraining. Sie vereinbarten, sich am nächsten Nachmittag kurz vor drei Uhr bei der Kirche, der Saggener Pfarrkirche, zu treffen, von wo es nicht mehr weit zu Julian Moser war. Samuel und Enrico schulterten ihre Sporttaschen und fuhren auf ihren Rollern davon. Auf einer Bank in der Nähe der Bundesbahndirektion in der Claudiastraße saß ein Mann. Samuel beschleunigte ein wenig. Doch nach wenigen Metern bemerkte er, dass Enrico nicht mehr neben ihm war. Vorsichtig drehte er den Kopf nach hinten. Enrico war tatsächlich bei dem Mann stehengeblieben. Samuel schwankte zwischen warten und zurückfahren.

Der Mann auf der Bank flößte ihm ein wenig Angst ein. Er hatte schulterlanges weißes Haar. Er rauchte Zigaretten, an denen er gierig und lange zog. Zwischendurch blies er eine Unmenge Rauch aus. Der Mann trug ein kariertes Sakko. Samuel konnte noch die braunen Schuhe erkennen. Sein Zögern hatte zur Folge, dass Enrico ihm die Entscheidung abnahm. Er winkte plötzlich und rief seinen Namen. „Sam, komm her!“ Zögerlich rollte Samuel näher. „Du, wir sind echt spät dran“, versuchte er es mit ein wenig Sicherheitsabstand. Enrico ignorierte seine Bemerkung.

„Sam, das ist Siegfried Jaluzek. Er wohnt im Obdachlosenheim.“ „Hallo“, grüßte Samuel, dem zugleich ein herber Geruch in die Nase stieg. „Hallo, Samuel!“, grüßte der Mann zurück. „Freut mich, dich kennenzulernen.“ Seine sonore Stimme wirkte beeindruckend. „Gleichfalls“, nuschelte Samuel. „Fahrt ihr zum Fußballtraining?“, erkundigte sich Jaluzek. „Ja.“ Enrico übernahm wieder das Reden und erzählte ihm von den letzten Spielen. Der Mann hörte zu. Samuel wurde immer nervöser. Mehrmals blickte er verstohlen auf seine Uhr. „Ich glaube, dein Freund will weiter. Er scharrt schon mit beiden Beinen am Boden, wenn ich es so symbolisch ausdrücken darf.“ Samuel stieg die Röte ins Gesicht. Er versuchte, etwas zu entgegnen, allerdings ging einzig sein Mund auf und gleich wieder zu. Enrico lachte. „Ja, also dann, wir sehen uns ein anderes Mal, Siegfried.“ „Sicher! Hat mich gefreut, Samuel! Tschüss Enrico!“ „Wiedersehen“, sagten die Jungs zugleich.

„Das kann uns teuer zu stehen kommen. Wir sind echt spät dran“, sagte Samuel. Er atmete bereits etwas schwerer, da Enrico ein hohes Tempo anschlug, welchem er kaum folgen konnte. „Ach, was soll schon sein?“, wiegelte Enrico ab. „Maximal, dass wir eine Ermahnung vom Trainer bekommen und ein paar Liegestützen oder Extralaufrunden ausfassen. Alles kein Problem!“ „Das sagst du so leicht“, meinte Samuel, dem die ersten Schweißperlen von der Stirn tropften.