Die Schilddrüse - Berndt Rieger - E-Book

Die Schilddrüse E-Book

Berndt Rieger

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Beschreibung

Alle Heilmethoden für Schilddrüsenkrankheiten - von der Naturheilkunde bis zur modernen Medizin. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung ist betroffen: Unterfunktion und Überfunktion, Morbus Hashimoto, Knoten - Veränderungen der Schilddrüse sind weit verbreitet. Diese wichtigste Hormondrüse des Körpers erfüllt eine Vielzahl von Stoffwechselfunktionen und beeinflusst auch das seelische Gleichgewicht. Maßgeblich für eine gesunde Schilddrüse ist die richtige Dosierung von Jod und Selen in der Ernährung sowie eine bewusste Schilddrüsenpflege. Dieses Buch stellt die ganzheitlichen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten dar und erklärt, wann welche Behandlung zur Anwendung kommen sollte.

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Inhalt

VorwortIst meine Schilddrüse gesund?Das Wesen der Schilddrüse»Atem Gottes« und Kraftwerk der Seele • Calcitonin – der Stoff, der Sicherheit schafft • Die verheerende Wirkung der Überfunktion • Die Rolle der Schilddrüse bei ADHS • Die Schilddrüse als »Notenbankchef«Möglichkeiten der SchilddrüsenabklärungUltraschall – zeigt Größe und Struktur der Schilddrüse • Szintigrafie – misst die Aktivität der Hormonbildung im Gewebe • Feinnadelpunktion – erlaubt die eindeutige Zuordnung von Tumorgewebe • Laborbefunde – nicht immer aussagekräftig • Autoantikörper und Tumormarker – zum Einordnen des Schweregrads von Schilddrüsenerkrankungen TPO-AK (Thyreoidea-Peroxidase-Antikörper) • Tg-AK (Thyreoglobulin-Antikörper) • TRAK (TSH-Rezeptor-Antikörper) • Tumormarker»Überfunktionstyp« oder »Unterfunktionstyp«? – Das große SchilddrüsenquizDas SchilddrüsenquizDie richtige JodzufuhrNaturbelassene Nahrung für eine gesunde SchilddrüseWie viel Jod ist gesund?Tipps zum richtigen EinkaufenDosierempfehlung Jod 62Naturheilkunde der SchilddrüseHeilen mit NahrungFür den »Unterfunktionstyp: »Organisches« Jod und Alfalfa-Sprossen »Organisches« Jod • Alfalfa-SprossenFür den »Überfunktionstyp«: Selen, Vitamin B2 und Isothiocyanate Selen • Vitamin B2 • Isothiocyanate • Hafer • WolfstrappkrautEine Besonderheit: Pflanzliche Hormone zur Stoffwechselentlastung Gegen »Unterfunktion«: Pflanzliches Progesteron aus der Yamswurzel • Gegen Überfunktion: Melisse und HopfenSchüßler-Salze und HomöopathieEmpfehlungen für den »Unterfunktionstyp« Kalium jodatum D6 • Kalium chloratum D6 und weitere Schüßler-Salze • Spongia D6 • Thyreoidinum D6 85 • Barium carbonicum D6 und weitere Mittel zur StoffwechselanregungEmpfehlungen für den »Überfunktionstyp« Jodum C30: Folge einer Existenzbedrohung mit Heißhunger und Gewichtsverlust • Brom C30: Zermürbende Schuldgefühle, die mit der Erziehung der Kinder in Verbindung stehen • Natrium muriaticum C30: Der Konflikt mit der eigenen Mutter und der Konflikt, Mutter zu sein • Kalium phosphoricum D6 und weitere Schüßler-Salze • Sepia C30: Empfindung einer Frau, zu Dingen gezwungen zu werden, die sie eigentlich nicht tun will • Lachesis C30: Wenn Schönheit und Anziehungskraft in Gefahr geratenDie Kraft der 4 Elemente: Altertumsmedizin und KlosterheilkundeDie Kraft der Elemente für den Körper Empfehlungen für den »Unterfunktionstyp« • Empfehlungen für den »Überfunktionstyp«Die Kraft der Elemente für die Seele Die Sinnesempfindungen nach den Elementen • Die Emotionen nach den Elementen Mythologie der SchilddrüseWeitere Heilverfahren Manuelle Therapien • NeuraltherapieMythologie der SchilddrüseWeitere HeilverfahrenErnsthafte Erkrankungen der Schilddrüse – Das Minimalprogramm für MedizinskeptikerJodmangelkropfSymptome und Verlauf • Ursachen und Diagnostik • Schulmedizinische Therapie • NaturheilkundeAutonomes AdenomUrsachen und Verlauf • Schulmedizinische Therapie • NaturheilkundeMorbus BasedowUrsachen, Symptome und Verlauf • Schulmedizinische Therapie • NaturheilkundeHashimoto-ThyreoiditisUrsachen und Verlauf • Schulmedizinische Therapie • NaturheilkundeKalte KnotenUrsachen und Risiken • Schulmedizinische Therapie • NaturheilkundeSchilddrüsenkrebsDiagnostik • Schulmedizinische Therapie und Prognose • Sonderform C-Zell- oder medulläres Karzinom • NaturheilkundeServiceKleine Enzyklopädie der Schilddrüse: Stichworte, Erklärungen, TabellenNützliche AdressenBücher, die weiterhelfenAnhang

Vorwort

Unter allen Organen in unserem Körper gibt es eines, das mehr als alle anderen unsere Leistungsfähigkeit und Vitalität bestimmt: die Schilddrüse. Diese größte Hormondrüse belebt aber nicht nur den Körper und hält ihn in Schwung, sondern bestimmt durch eine fein dosierte, den Erfordernissen angepasste Produktion von Schilddrüsenhormon unser Erleben, unser Ichgefühl, und bewirkt, dass unsere Seele im Lot bleibt und mit den Ereignissen »schwingt«.

Ihre Bedeutung geht also weit über Stoffwechselfunktionen hinaus. Schon bei unserer Entwicklung im Mutterleib ist die Schilddrüse wichtig, und in den ersten Lebensjahren bewirkt sie dann die Ausreifung unserer Persönlichkeit. Eine gesunde Schilddrüse entscheidet darüber, ob unser Körper ansehnlich wird, ob unser Geist rege ist, ob unsere Gefühle in Balance sind, und sie ist letztlich das Geheimnis der Entfaltung unserer Talente. Eine gesunde Schilddrüse macht uns zu reifen und erfolgreichen Individuen. Bei aller Komplexität des Hormonregelkreises und vieler anderer äußerer oder innerer Einflüsse auf unsere Gesundheit muss man also letztlich konstatieren: Ein erfülltes Leben ist ohne eine gesunde Schilddrüse sehr schwer und nur gegen große Widerstände zu erreichen.

Unsere Kenntnis der zentralen Stellung der Schilddrüse im Hormonstoffwechsel ist noch relativ jungen Datums. In der Geschichte taucht die Schilddrüse erstmalig in einer Skizze Leonardo da Vincis auf, als braunes, gut durchblutetes Organ in Schmetterlingsform, im vorderen Halsbereich unter dem Kehlkopf gelegen. Die damaligen Kräuterkundigen, die es gewohnt waren, physische Erscheinungsformen von Pflanzen in Heilanzeigen umzumünzen, hätten aus dem Bild eines Schmetterlings tatsächlich schon die inzwischen nachgewiesene Fähigkeit der Drüse ablesen können, Menschen aus ihrer Verpuppung zu befreien.

Unglücklicherweise benannte aber Andreas Vesal, Anatom an der Universität von Padua, die von ihm als nebensächlich empfundene Drüse nach dem Schildknorpel, dem sie benachbart liegt, und so verging eine lange Zeit, bis man sich über dieses Organ wieder ernsthafte Gedanken machte. Es dauerte drei weitere Jahrhunderte, bis erste handfeste Erkenntnisse über die Bedeutung der Schilddrüse gewonnen wurden, ein Prozess, der selbst heute noch nicht abgeschlossen scheint. Eines aber haben wir bereits gelernt: Eine erkrankte Schilddrüse hindert uns daran, unser wahres Potenzial auszuschöpfen. Ihre Fehlfunktion legt sich wie ein Schatten über unser Leben. Ein sorgsamer und sanfter Umgang mit der Schilddrüse kann also darüber entscheiden, ob wir in unserem Leben die Rolle einnehmen können, die wir uns wünschen – oder ob wir an unseren Aufgaben scheitern.

Die tägliche ärztliche Behandlungspraxis hinkt diesen Erkenntnissen sehr häufig hinterher. Meist kümmert man sich nicht viel um die Beschwerden der Patienten und trachtet danach, erst bei schwerwiegenden Schilddrüsenerkrankungen einzugreifen. Ein weiteres Problem: Die meisten Therapeuten bevorzugen einige wenige vorgeschlagene Patentlösungen, die der Komplexität dieses Organs und der zu behandelnden Menschen aber in keiner Weise gerecht werden. Natürlich ist es wichtig, einen Mangel an Schilddrüsenhormon durch das synthetisch hergestellte Levothyroxin auszugleichen. Doch achtet man dabei – wie zum Beispiel beim weit besser erforschten Diabetes mellitus – auf eine sorgsame Einstellung der optimalen Dosierung? Reicht es bei einer Autoimmunerkrankung wie der Hashimoto-Thyreoiditis, die Selbstzerstörung der Schilddrüse achselzuckend hinzunehmen und erst in der Spätphase Levothyroxin (L-Thyroxin) zu ersetzen, wenn die Unterfunktion droht? Und wer bedenkt denn heute, dass Jod, der Triebmotor der Schilddrüse, eine Arznei ist, die in wohlüberlegter Dosierung zugefügt werden muss, um Schaden zu vermeiden und eine optimale Funktion der Schilddrüse zu ermöglichen?

Von einer »Schilddrüsenpflege« sind wir also sehr weit entfernt, feinere Störungen werden nur selten erkannt und behandelt. Und deshalb stehen wir heute nicht nur vor einer zunehmenden Anzahl von Fällen bedrohlicher und schwer zu therapierender Schilddrüsenerkrankungen, sondern auch vor einer großen Anzahl von Menschen, die zwar mit den Folgen einer Schilddrüsenstörung zurechtkommen, aber ein deutlich erfüllteres, befriedigenderes Leben hätten, wenn man ihnen einige einfache Kniffe zeigen würde, mit denen sich diese Störung beheben ließe.

Dieser Ratgeber möchte Ihnen Mut machen. Er schildert Ihnen die Möglichkeiten einer sanften und effektiven Selbstbehandlung von ersten Schilddrüsenstörungen und zeigt auf, was Sie bei schweren Erkrankungen der Schilddrüse, die in die Hände von Fachleuten gehören, selber begleitend tun können. Das Buch will Ihnen aber auch einen Überblick über die technischen und pharmakologischen Möglichkeiten der Schulmedizin geben und aufzeigen, wie diese in ein ganzheitliches Heilverfahren integriert werden können. Denn wir wollen Sie zu einem schonenden Umgang mit einem unserer wertvollsten Organe ermuntern, dessen differenzierte hormonelle Tätigkeit uns dazu verhilft, die Menschen zu werden, die wir eigentlich sind.

Ist meine Schilddrüse gesund?

Das Wesen der Schilddrüse

Die hohe Bedeutung der Schilddrüse ließ sich in früher Zeit an Menschen ablesen, die ohne Schilddrüse geboren waren oder durch Jodmangel ein Erscheinungsbild annahmen, das man einen »Kretin« nannte. Sie waren kleinwüchsig, missgestaltet, dicklich, geistes- und willensschwach. Mit heutigen Worten formuliert: Es fehlte ihnen alles, was Menschen begehrenswert und erfolgreich macht, vor allem Anmut und Geist, denn beides ist das Ergebnis von Wachstum und Reifung. Damals glaubte man, es handle sich bei den Kretins um »Missgeburten«, also um eine Folge genetischer Defekte.

Heute wissen wir: Diese Menschen hatten alle Anlagen, konnten sie aber aufgrund eines Hormonmangels nicht entfalten. Denn welches Wunder war es, wenn diesen Kindern (wie vereinzelt schon vor Jahrtausenden geübte Praxis) ein alter Heiler Schafsschilddrüse zu essen gab, welch Erstaunen, als die Mediziner des 19. Jahrhunderts damit begannen, Schilddrüsenextrakt zu injizieren. Es waren zauberhafte Verwandlungen, als werde von den Kindern ein Fluch genommen. Sie begannen zu wachsen und an Kraft zuzunehmen. Sie wurden wach und aufmerksam und wissbegierig, nahmen am Leben teil und verwandelten sich unter einer fein abgestimmten Therapie in völlig normale Individuen.

Es ist ein Wandel, den man auch heute noch als Arzt in Fällen erleben kann, in denen es lange gedauert hat, bis man endlich die Diagnose Schilddrüsenunterfunktion stellte. Eben noch hatte man einen Menschen vor sich, der mutlos, kraftlos und schläfrig war, mit grauem, verschwollenem Gesicht und schwer gewordenem Körper. Kaum hat diese Person aber damit begonnen, vermehrt Jod zu sich zu nehmen oder Tabletten mit Thyroxin, dem Haupthormon der Schilddrüse, zu schlucken, wird er von Tag zu Tag wacher, stellt Fragen, ist neugierig und zeigt mit einem Mal Humor und Tatkraft. Es ist fast, als wäre in einer leeren Hülle ein neuer Mensch erwacht. Auch der Körper dieser Patienten verschönt sich unter der Behandlung, verliert einige Kilogramm an Gewicht, bekommt eine straffere Haut, erhält eine »gesunde« Gesichtsfarbe. Die ehemals trockenen Schleimhäute werden wieder befeuchtet, der von trägem Stuhlgang aufgetriebene Bauch wird wieder flach. Die »Steigerung des Grundumsatzes«, wie das die Wissenschaft nüchtern formuliert, führt zu erstaunlichen kosmetischen Ergebnissen, die man durch keine andere medizinische Maßnahme in so eindrucksvollem Maß hervorrufen kann.

Wer einen Menschen kannte, bevor er in die Schilddrüsenunterfunktion rutschte, wird dann, wenn Schilddrüsenhormon verabreicht wird, erleben, dass er wieder »ganz der Alte« wird, und feststellen, dass Schilddrüsenhormon für uns so etwas wie ein Lebenselixier darstellt, das weit über die körperliche Erkrankung hinweg Menschen vor allem in ihren geistigen und seelischen Anlagen umpolt. War der Schilddrüsenkranke gerade noch depressiv, misslaunig und passiv, ist er nun fröhlich, aktiv und optimistisch. Wie alle Hormondrüsen hat die Schilddrüse also die Aufgabe, die Stimmung zu beeinflussen. Sie ist aber nicht nur das größte Organ unter den Hormondrüsen, sondern auch das bedeutsamste. Es gibt kein anderes Gewebe außerhalb des zentralen Nervensystems, das einen vergleichbar starken Einfluss auf unsere Stimmungslage und damit das hat, was wir als »Persönlichkeit« oder »Charakter« bezeichnen.

Unsere Erkenntnisse über die Bedeutung der Schilddrüse sind relativ jungen Datums. Noch das große Universallexikon des Johann J. Zedler aus dem Jahre 1732 beschreibt die Ratlosigkeit eines Pathologen, der sich die Erforschung der »schildförmigen Luftröhrdrüse« zum Ziel gesetzt hatte, die, wie er schreibt, beim Menschen vorne am Hals unter dem Kehlkopf zu finden ist, »in Gestallt eines hörnigten Mondes, dessen Hörner auf beyden Seiten in die Höhe stehen«. Da es sich sichtlich um eine Drüse handelte, müsste man doch einen Ausführungsgang finden, mutmaßte er, über den sich ihr Sekret in den Körper ergießen könne. Wie andere vor ihm hielt er die bindegewebige Verbindung der Schilddrüse zum Mundboden, wo sie im Rahmen der Entwicklung des Menschen ihren Ausgang nimmt, für einen solchen Ausführungsgang. Das Lexikon berichtet weiter: »Er hat sowohl die Lufft-Röhre als den Magen-Schlund von hinten zu eröffnet, dass er die Höhle derselben recht einsehen könnte. Darauf hat er die Drüse erstlich gelinde mit denen Händen, hernach starck zusammen gedruckt, in der Hoffnung, es würde einige Feuchtigkeit entweder in die Lufft-Röhre oder Magen-Schlund, oder in beyde zugleich gehen, es hat aber nicht ein Tropffen weder in die Lufft-Röhre noch in den Magen-Schlund gehen wollen, dass er also noch zweifelhafftig ist, wozu diese grosse Drüse diene, oder in was vor einen Theil sie etwas güsse.« Es gibt Mediziner, die der Schilddrüse heute noch genauso ratlos gegenüberstehen.

Es dauerte bis in das 19. Jahrhundert hinein, bis man erkannte, dass die Schilddrüse ihren Wirkstoff direkt in das Blut abgibt. Sie ist eine endokrine Drüse, ein Anhängsel des Blutgefäßsystems, in dem nach Vorstellung der Alten das Element »Luft« beheimatet ist, das sich durch Feuchtigkeit und Wärme auszeichnet. Demzufolge dienen alle endokrinen Drüsen oder Hormondrüsen dazu, einen Mangel an Wärme und Feuchtigkeit im Körper zu beheben. Was darunter zu verstehen ist? Das kann in Bezug auf die Nebennierenrinden-Hormone bedeuten, den Blutdruck zu steigern und damit zu einer Mehrdurchblutung von Organen zu führen.

Inzwischen von der Anti-Aging-Medizin entdeckt, nimmt heute eine zunehmende Anzahl von Menschen diese Hormone und ihre Vorstufen ein, um »jünger« zu wirken. Die Hormone des Nebennierenrindenmarks, Adrenalin und Noradrenalin, können in kürzester Zeit den Blutdruck steigern und Herzrasen verursachen und dabei einen scheinbar leblosen Körper in einen wieder gut »durchsafteten« verwandeln. Ähnlich steht es mit den Geschlechtshormonen von Hirnanhangsdrüse, Eierstock und Hoden. Sie dienen nicht nur dazu, die Menstruationszyklen der Frau oder die Bildung von Muttermilch, die Erektion und Ejakulation des Mannes hervorzurufen, sondern sie verschaffen dem Körper insgesamt Spannkraft und Vitalität. Gerade bei der Sexualität merkt der Mensch, dass das Element »Luft« in ihm aktiviert wird, denn alles, was mit Sinnlichkeit und Fortpflanzung zu tun hat, geht mit Wärme und Feuchtigkeit einher.

»Atem Gottes« und Kraftwerk der Seele

In der Genesis sind diese Zusammenhänge bereits formuliert. Gott hauchte dem kühlen und trockenen Staub seinen feuchten und warmen Atem ein, und es entstand der Mensch. Wärme und Feuchtigkeit bedeuten Leben, während ein Leichnam ähnlich der unberührten Erde kühl und trocken ist. So gesehen sind die Hormondrüsen des Menschen so etwas wie Überbleibsel des »Atem Gottes« im Menschen, sie sind die Träger der Lebenskraft, des Lebenswillens und das Reservoir, aus dem unsere Gefühle entstehen.

Dieser Denkweise werden wir im Abschnitt »Die Kraft der 4 Elemente« (siehe → Seite) begegnen, wollen aber den nüchternen wissenschaftlichen Zugang nicht vernachlässigen, denn für diese weitgehend religiöse Auslegung eines »Atem Gottes« finden sich durchaus einige anatomische und pathophysiologische Hinweise, so zum Beispiel die Lage der Schilddrüse. Sie tritt bei der Entwicklung des Kindes relativ früh, in der 10. Schwangerschaftswoche, als kleine Furche im Mundboden in Erscheinung, den man symbolisch als »Ansatzstück« von Gottes Atem ansehen könnte, und bleibt zeitlebens vorne am Hals in unmittelbarer Nachbarschaft der Luftröhre und des Kehlkopfes den Atmungsorganen benachbart. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass sie, wie Hippokrates – einer der Begründer der medizinischen Wissenschaften – anmerkt, der Welt den warmen und feuchten Atem Gottes von Geburt bis zum Tod unbeirrt im Sekundentakt wiedergeben.

Ein weiteres Indiz: Wenn Atmungsorgane erkranken, produzieren sie feuchten und warmen Schleim, um sich zu regenerieren. Dass Atem Leben bedeutet, weiß jedes Kind, aber auch das lateinische Wort für Atem, »Inspiration«, zeigt, dass unsere Vorfahren die in den Körper hineinstreichende Luft mit Kreativität gleichsetzten. Was den Menschen also vom Tier abhebt, ist die »Inspiration«, der Atem Gottes, etwas Warmes und Feuchtes. Und dieses Element »Luft« im Körper zu stärken, ist die vornehmliche Aufgabe der Schilddrüse.

Im Gegensatz zu den anderen Hormondrüsen ist ihre Aufgabe nicht auf einzelne Organe oder Funktionen bezogen, sondern ihr Wärmen und Befeuchten ist eine Grundierung, die den anderen Hormonen erst ermöglicht, ihre Wirkung zu entfalten. Diese Grundierung kann man »Lebenskraft« nennen. Sie wurde nicht nur in unserer europäischen Kultur vielfach beschworen (Paracelsus nannte sie »Archeus«), sondern von allen Kulturvölkern als Geheimnis des Heilwillens des Körpers erkannt und zum Beispiel in China als »Qi« bezeichnet. Man kann sie aber auch »Lebenswillen« taufen, die Basis für Eigenschaften wie Mut, Entschlossenheit, Tatkraft und Charakterfestigkeit. Nur eine dem Bedarf angepasste Produktion von Schilddrüsenhormon erlaubt es dem Gehirn, diese Qualitäten zu zeigen und dem »Lebensauftrag« gerecht zu werden, den der Schöpfungsakt dem Menschen erteilt. Die Schilddrüse regelt das, was wir als »Lebenssinn« bezeichnen, und zwar weniger als ein gedankliches Konstrukt denn als Empfindung. Diese Empfindung selbst ist jenseits aller religiösen Konzepte Ergebnis einer fein abgestimmten Produktion von Schilddrüsenhormon.

Calcitonin – der Stoff, der Sicherheit schafft

Was wir als »Selbstbewusstsein« oder »Selbstvergewisserung« bezeichnen, hat auch viel mit einem weiteren Schilddrüsenhormon zu tun, dem Calcitonin. Es wird vorwiegend in den sogenannten Nebenschilddrüsen gebildet, die knotenförmig auf der Hinterseite und außerhalb der Schilddrüse liegen, aber auch in den sogenannten C-Zellen, die sich verstreut im Schilddrüsengewebe finden. Calcitonin hat die Aufgabe, Kalzium aus dem Blut zu entfernen und in den Knochen einzubauen. Ein niedriger Kalziumspiegel ruft Unruhe und Angst hervor, während ein hoher Kalziumspiegel schläfrig und gleichgültig macht. Unser Gehirn empfindet Kalzium also als Stoff, der Sicherheit vermittelt – und so »empfindet« es auch der Knochen, der davon gehärtet und mechanisch belastbarer wird.

Auch hier hilft uns das Denken der alten Medizin weiter: Der Elementelehre des Hippokrates zufolge (siehe Kapitel 3: Naturheilkunde, S. 65 ff.) entspricht Kalzium im Körper dem Element »Erde«, es ist die Füllmasse im Bindegewebe, vornehmlich von Knochen und Zähnen, und dient wie der Zement im Beton von Bauwerken zur Festigung. Wenn im Alter das Element »Erde« vermehrt in das Blut einzudringen und dadurch in den Knochen Osteoporose zu erzeugen droht, sorgt die Schilddrüse dafür, das Blut, in dem nur das Element »Luft« herrschen sollte, davon rein zu halten. Das Ergebnis ist nicht nur Sicherheit und Stabilität für die Knochen und das Bindegewebe, sondern auch die Empfindung, »festen Boden unter den Füßen« zu haben, also körperliche Stabilität und die Selbstgewissheit, sich auf seinen Körper verlassen zu können.

Die verheerende Wirkung der Überfunktion

Dass Schilddrüsenhormon bei Unterfunktion als Lebenselixier wirken kann, wissen wir nun. Dabei ist aber noch nichts über die Überfunktion gesagt, an der heute eine wachsende Anzahl von Menschen leidet. Bei der Schilddrüsenüberfunktion verkehrt sich die wunderbare belebende Kraft des über die Schilddrüsenhormone im ganzen Körper verteilten Jods, von der wir eben gehört haben, in ihr Gegenteil. Es ist beinahe so, als hauche Gott seinen feuchtwarmen Atem nicht in die Erde ein, sondern bliese so stark, dass diese Handvoll »Erde« – das Grundgerüst des menschlichen Körpers – als Staub in alle Windrichtungen zerstreut würde.

Was gerade noch zum Aufbau und zur Kräftigung der Knochen führte, wird nun zur Knochenerweichung, der Osteoporose. Was eben noch zur Festigung der Gewebe führte, baut jetzt Gewebe ab, lässt es erschlaffen und wie Eis unter der Sonne wegschmelzen. Die Haare fallen aus, die eben noch aufgebauten Muskeln werden schwach und beginnen zu zittern und zu krampfen. Die angenehme Wärme und Feuchtigkeit, die gerade noch als belebend empfunden wurde, wird zur innerlichen Hitze mit Herzbeklemmung, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck, während der Körper die Feuchtigkeit durch übermäßiges Schwitzen und Durchfall austreibt. Es ist fast so, als löse sich der Körper in der Schilddrüsenüberfunktion auf.

Ebenso schlecht steht es nun auch im geistig-seelischen Bereich. Aktivität und Tatkraft kippen um in dauernde Nervosität, Angst und Panik, Gereiztheit, Aggressivität und Schlaflosigkeit. Die Persönlichkeit, die sich eben noch unter der Wärme zu dehnen und zu strecken schien, schrumpft (bildlich gesprochen) unter übergroßer Hitze zusammen und beginnt lichterloh zu brennen, denn eine ausgeprägte Schilddrüsenüberfunktion führt zu einer so starken Persönlichkeitsstörung, dass Partner und Familie den oder die Betroffene nicht mehr wiederzuerkennen glauben, und kann in Wahnsinn münden, wie man schon im 19. Jahrhundert erkannte. Überfunktion beginnt mit Nervosität und Reizbarkeit, setzt sich mit Schlafstörungen und Angsterkrankungen fort und endet bei ungebremstem Krankheitsverlauf nicht selten in Delirien mit Verfolgungswahn.1› Hinweis

Die Rolle der Schilddrüse bei ADHS