Die Schule der Ehemänner - Jean-Baptiste Molière - E-Book

Die Schule der Ehemänner E-Book

Jean Baptiste Molière

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Beschreibung

Zwei Brüder sind beide Vormund zweier Waisenschwestern. Ariste ist tolerant und verständnisvoll und lässt Léonor freie Entscheidungskraft. Sein jüngerer Bruder Sganarelle zeigt sich dagegen gegenüber Isabelle, die in Valère verliebt ist, abweisend und gebieterisch. Sie muss vor ihrem Gebliebten so tun, als wäre sie ihre Schwester, um von ihm rechtmäßig geheiratet zu werden. Ariste wird im Gegensatz zu Sganarelle für seine Offenheit gegenüber Léonor belohnt, indem sie ihn heiratet.

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Seitenzahl: 46

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LUNATA

Die Schule der Ehemänner

Lustspiel in drei Akten

Molière

Die Schule der Ehemänner

© 1664 Molière

Originaltitel L’École des maris

Aus dem Französischen von Ludwig Fulda

Umschlagbild Edward Villiers Rippingille

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Personen

Erster Akt

Zweiter Akt

Dritter Akt

Personen

Sganarell

Arist, sein Bruder

Isabella

Leonore, ihre Schwester

Valer

Ergast, sein Diener

Lisette, Leonores Kammermädchen

Ein Kommissar

Ein Notar

Schauplatz: Ein freier Platz in Paris

Erster Akt

Erster Auftritt

Sganarell. Arist

Sganarell. Das viele Reden kann uns wenig frommen,

Mein Bruder; jeder leb' auf seine Art!

Obgleich du älter und genug bejahrt,

Um endlich zu Verstand zu kommen,

Sag' ich dir offen, daß mir's ratsam schien,

Mich deinem Gängelbande zu entziehn:

Die Lebensweise, die mich von dir trennt,

Behagt mir, und ich will dabei beharren.

Arist. Doch jeder tadelt sie.

Sganarell. Ja, solche Narren

Wie du.

Arist. Recht schönen Dank fürs Kompliment!

Sganarell. Laß hören – nur der Wissenschaft zulieb –

Was diese Sippschaft dran zu tadeln weiß.

Arist. Dein überspanntes Wesen, die Vermeidung

Gesell'ger Freuden, den bizarren Trieb,

Dich abzusondern, dem mit so viel Fleiß

Du folgst in allem, selbst in deiner Kleidung.

Sganarell. Jawohl, zu Kreuze kriechen vor der Mode

Und mich für andre anziehn, nicht für mich!

Bezweckst du gar mit dieser schönen Ode

Als ältrer Bruder – denn unweigerlich

Hast zwei Jahrzehnte mehr du auf dem Rücken,

Doch das steht hier nicht zur Erwägung –

Bezweckst du, sag' ich, mir die stolze Prägung

Von euren jungen Früchtchen aufzudrücken?

Soll ich wie sie das kleine Hütchen tragen,

Das preisgibt jedem Wind ihr bißchen Hirn,

Den Schwall von falschen Locken, der die Stirn

Des Menschen einem Urwald läßt vergleichen,

Ein Wams, das bei den Ärmeln aufhört, Kragen,

Die schlecht gemessen bis zum Nabel reichen?

Manschetten, die bei Tisch in jede Suppe

Eintauchen, Hosen, weit wie Unterröcke,

Winzige Schuhe, deren Bänderpracht

Den Eindruck plumper Taubenfüße macht,

Gamaschen gar, in die der armen Puppe

Gebein gezwängt wird wie in Schraubenstöcke?

So ausstaffiert und in gespreiztem Schritt

Hinwandelnd, ähnlich einem Federballe,

Dürft' ich gewiß sein, daß ich dir gefalle;

Machst du doch selbst den ganzen Unsinn mit.

Arist. Niemals die große Mehrheit zu befehden

Noch aufzufallen, war ich stets bedacht:

Jedes Zuviel verletzt; mit seiner Tracht

Hält's ein verständ'ger Mann wie mit dem Reden:

Er übertreibt nichts; doch mit Maß und Feinheit

Folgt er dem Brauch der Allgemeinheit.

Obgleich ich nicht wie jene mich gebärde,

Die hinter jeder neuen Mode her

Wettlaufen, voller Angst, daß irgendwer

Bei dieser Jagd sie überholen werde,

So halt' ich doch den schroffen Bruch der Sitte

Für tadelnswert und will in jedem Falle

Mich lieber schau'n in vieler Toren Mitte,

Als weise dastehn einer gegen alle.

Sganarell. Nur setzt der alte Herr noch, um zu blenden,

Ein schwarz Perückchen auf die weißen Haare.

Arist. Warum denn mußt du mir an allen Enden

Unter die Nase reiben meine Jahre?

Warum schärfst du mir täglich ein,

Ich müss' in Schmuck und Freude mich beschränken,

Als ob, verdammt zu liebeleerem Sein,

Das Alter nur noch dürft' ans Sterben denken?

Soll seinen ohnedies geringen Reiz

Nachlässigkeit und Missmut noch vermindern?

Sganarell. Wie dem auch immer sein mag – meinerseits

Lass' ich in meiner Tracht mich nicht behindern.

Der Mode trotzend wähl' ich einen Hut,

Der meinem Kopf ein breites Schutzdach baue,

Ein langes, ungeschlitztes Wams, das gut

Den Magen wärmt, damit er schön verdaue;

Beinkleider, wie sie meinem Wuchse taugen,

Schuhwerk, in dem man nicht vor Schmerzen schreit,

Wie man es weislich trug in alter Zeit,

Und wem's mißfällt, der schließe seine Augen.

(Sie sprechen im Vordergrunde leise weiter miteinander, ohne von den Auftretenden bemerkt zu werden)

Zweiter Auftritt

Vorige. Leonore. Isabella. Lisette

Leonore(zu Isabella). Ich nehm's auf mich; dir soll kein Leid geschehn!

Lisette (zu Isabella). Stets eingesperrt und keinen Menschen sehn!

Isabella. Er ist nun einmal so.

Leonore. Du armes Kind!

Lisette(zu Leonore. Wahrhaftig, Fräulein, seien Sie zufrieden,

Daß die zwei Brüder sich nicht ähnlich sind

Und Ihnen der vernünft'ge ward beschieden!

Isabella. Ein Wunder, daß er heute mich zu Hause

Zurückließ, ohne fest mich einzuschließen.

Lisette. Sie sollten ihn, samt seiner spanischen Krause,

Zum Teufel schicken ...

Sganarell (stößt Lisette zusammen). Mit Verlaub, wohin?

Leonore. Ich weiß noch nicht: wir hatten nur im Sinn,

Des schönen Morgens Frische zu genießen:

Jedoch ...

Sganarell (zu Leonore). Sie mögen gehn, wohin Sie wollen.

Nur immerzu; (auf Lisette deutend) Sie sind ja schon zu zweit.

(Zu Isabella)

Doch dir befehl' ich, dich nach Haus zu trollen.

Arist. Gönn' ihnen doch die kleine Lustbarkeit!

Sganarell. Ergebner Diener!

Arist. Jugend ...

Sganarell. Ist nicht klug,

Und Weisheit kommt nicht immer mit den Jahren.

Arist. Ist ihr nicht Leonore Schutz genug?

Sganarell. Noch sichrer werd' ich selber sie bewahren.

Arist. Doch ...

Sganarell. Doch sie tue, was ich vorgeschrieben,

Solang für sie zu sorgen meine Pflicht.

Arist. Sorg' ich vielleicht für ihre Schwester nicht?

Sganarell. Mein Gott, das halte jeder nach Belieben,

Ihr Vater, unser Freund, hat uns im Sterben

Die Kinder anvertraut, die früh verwaisten;

Wir sollten einmal selber um sie werben,

Wo nicht, für ihr Geschick ihm Bürgschaft leisten,

Und bündige Vollmacht hat er uns verliehn,

Als Bräut' und Töchter beide zu erziehn.

Du hast dir zur Erziehung jene dort

Und ich mir diese vorbehalten:

Bei jener führe du das große Wort!

Doch über sie laß mich gefälligst schalten.

Arist. Mir scheint ...

Sgnnarell. Mir scheint, sofern man einsichtsvoll,

Ist dies die klarste Sache von der Welt!