Die Serapionsbrüder - E.T.A. Hoffmann - E-Book

Die Serapionsbrüder E-Book

E.T.A. Hoffmann

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Beschreibung

Vier Brüder im Geiste sitzen beisammen zum anregenden Gedankenspiel und vor allem, um einander Geschichten zu erzählen. Mithilfe dieser einfachen Rahmenhandlung vereinigte E. T. A. Hoffmann seine verstreut publizierten Erzählungen, Märchen und Essays zu einem umfassenden Erzählwerk. Viele seiner bekanntesten Geschichten sind darin enthalten: »Nussknacker und Mausekönig«, »Doge und Dogaresse«, »Der unheimliche Gast« oder »Das Fräulein von Scuderi«. E. T. A. Hoffmann war ein Meister der Mittelstrecke, in dieser starken Sammlung kann man sich lesend verlieren.

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Seitenzahl: 1855

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E. T. A. Hoffmann

DieSerapionsbrüder

Gesammelte Erzählungen und Märchen in vier Bänden

Anaconda

Die Serapionsbrüder erschienen zuerst 1819–1821 bei G. Reimer in Berlin. Textgrundlage ist hier die Ausgabe Frankfurt a. M.: Insel 1983, der ihrerseits die Ausgabe München: Winkler 1963 zugrunde liegt. Orthografie und Interpunktion wurden unter Wahrung von Lautstand und grammatischen Eigenheiten auf neue Rechtschreibung umgestellt.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2020 Anaconda Verlag GmbH, KölnEin Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbHAlle Rechte vorbehalten.Umschlagmotiv: Frederick Edward Hulme (1841–1909),»Corn Blue-Bottle«, illustration for Familiar Wild Flowers (1890)/© Look and Learn/Bridgeman ImagesUmschlaggestaltung: www.katjaholst.deISBN [email protected]

Inhalt

Erster Band

Vorwort

Erster Abschnitt

Die Fermate

Der Dichter und der Komponist

Zweiter Abschnitt

Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde

Der Artushof

Die Bergwerke zu Falun

Nussknacker und Mausekönig

Zweiter Band

Dritter Abschnitt

Der Kampf der Sänger

Die Automate

Doge und Dogaresse

Vierter Abschnitt

Meister Martin der Küfner und seine Gesellen

Das fremde Kind

Dritter Band

Fünfter Abschnitt

Die Brautwahl

Der unheimliche Gast

Sechster Abschnitt

Das Fräulein von Scuderi

Spielerglück

Vierter Band

Siebenter Abschnitt

Signor Formica

Erscheinungen

Achter Abschnitt

Der Zusammenhang der Dinge

Die Königsbraut

DIE SERAPIONSBRÜDER

Erster Band

Vorwort

Die Aufforderung des Herrn Verlegers, dass der Herausgeber seine in Journalen und Taschenbüchern verstreuten Erzählungen und Märchen sammeln und Neues hinzufügen möge, sowie, dass dieser mit einigen herzgeliebten, seinen Dichtungen geneigten Freunden nach langer Trennung wirklich an einem Serapions-Tage wieder zusammentrat, veranlassten dies Buch, und die Form, in der es erscheint. Eben diese Form wird – muss an Ludwig Tiecks Phantasus erinnern. Wie sehr würde der Herausgeber aber bei dem Vergleich beider Werke verlieren! – Abgesehen davon, dass es ihm wohl nicht beikommen kann, den die ganze Seele ergreifenden Dichtungen des vollendeten Meisters die seinigen an die Seite stellen zu wollen, so enthalten die dort eingeflochtenen Gespräche auch die tiefsten scharfsinnigsten Bemerkungen über Kunst und Literatur; hier soll die Unterhaltung der Freunde, welche die verschiedenen Dichtungen miteinander verknüpft aber mit das treue Bild des Zusammenseins der Gleichgesinnten aufstellen, die sich die Schöpfungen ihres Geistes mitteilen und ihr Urteil darüber aussprechen. Nur die Bedingnisse eines solchen heitern unbefangenen Gesprächs, in dem recht eigentlich ein Wort das andere gibt, können hier zum Maßstabe dienen. Auch fehlen der Gesellschaft die holden Frauen, die im Phantasus ein mannigfaltiges anmutiges Farbenspiel anzuregen wissen.

Den vielgeneigten Leser bittet der Herausgeber daher recht innig, jenen ihm nachteiligen Vergleich nicht anzustellen, sondern ohne weitere Ansprüche gemütlich das hinzunehmen, was ihm anspruchslos aus treuem Gemüt dargeboten wird.

Erster Abschnitt

»Stelle man sich auch an wie man wolle, nicht wegzuleugnen, nicht wegzubannen ist die bittre Überzeugung, dass nimmer – nimmer wiederkehrt, was einmal da gewesen. Eitles Mühen, sich entgegenzustemmen der unbezwinglichen Macht der Zeit, die fort und fort schafft in ewigem Zerstören. Nur die Schattenbilder des in tiefe Nacht versunkenen Lebens bleiben zurück, und walten in unserm Innern, und necken und höhnen uns oft, wie spukhafte Träume. Aber Toren! Wähnen wir, das, was unser Gedanke, unser eignes Ich worden, noch außer uns auf der Erde zu finden, blühend in unvergänglicher Jugendfrische. – Die Geliebte, die wir verlassen, der Freund, von dem wir uns trennen mussten, verloren sind beide für uns auf immer! – Die, die wir vielleicht nach Jahren wiedersehen, sind nicht mehr dieselben, von denen wir schieden, und sie finden ja auch uns nicht mehr wieder!«

So sprach Lothar, indem er heftig vom Stuhl aufsprang, dicht an den Kamin hinan schritt und die Arme übereinandergeschlagen mit finsterm Blick in das lustig knisternde Feuer hineinstarrte.

»Wenigstens«, begann jetzt Theodor, »wenigstens lieber Freund Lothar, bewährst du dich insofern ganz als denselben, von dem ich vor zwölf Jahren schied, als du noch ebenso wie damals geneigt bist, nur im Mindesten schmerzlich berührt, dich allem Unmut rücksichtslos hinzugeben. Wahr ist es, und ich, Ottmar und Cyprian, wir alle fühlen es gewiss ebenso lebhaft als du, dass unser erstes Beisammensein nach langer Trennung gar nicht so erfreulich ist, als wir es uns wohl gedacht haben mochten. Wälze die Schuld auf mich, der ich aus einer unserer unendlichen Gassen in die andere lief, der ich nicht abließ, bis ich euch heute Abend hier vor meinem Kamin zusammengebracht hatte. Gescheuter wäre es vielleicht gewesen, hätt ich unser Wiedersehn dem günstigen Zufall überlassen, aber unerträglich war mir der Gedanke, dass wir, die wir jahrelang durch herzliche Liebe, durch ein gleiches schönes Streben in Kunst und Wissenschaft innig verbunden zusammenlebten, die nur der wilde Orkan, wie er daher brauste in der verhängnisvollen Zeit, die wir durchlebt, auseinanderschleudern konnte, dass wir, sage ich, auch nur einen Tag in demselben Hafen geankert haben sollten, ohne uns mit leiblichen Augen zu schauen, wie wir es unterdessen mit geistigen getan. Und nun sitzen wir schon ein paar Stunden zusammen und quälen uns mörderlich ab mit dem Enthusiasmus unserer frisch blühenden Freundschaft. Und keiner hat bis zu diesem Augenblick etwas Gescheutes zu Markte gebracht, sondern fades langweiliges Zeug geschwatzt zum Bewundern. Und woher kommt das alles anders, als dass wir insgesamt recht kindische Kinder sind, dass wir glaubten, es werde nun gleich wieder fortgehen in derselben Melodie, die wir vor zwölf Jahren abbrachen. Lothar sollte uns vielleicht wieder zum ersten Male Tiecks Zerbino vorlesen, und ausgelassene, jauchzende, jubelnde Lust uns alle erfassen. Oder Cyprian müsste vielleicht irgendein fantastisches Gedicht oder wohl gar eine ganze überschwängliche Oper mitgebracht haben, und ich sie zur Stelle komponieren, und auf demselben lendenlahmen Pianoforte wie vor zwölf Jahren losdonnern, dass alles an dem armen lebenssatten Instrumente knackt und ächzt. Oder Ottmar müsste erzählen von irgendeiner herrlichen Rarität, die er aufgespürt, von einem auserlesenen Wein, von einem absonderlichen Hasenfuß etc., und uns alle in Feuer und Flamme setzen, und uns aufregen zu allerlei sehr seltsamen Anschlägen, wie wir beides zu genießen und zu verarbeiten gedächten, auserlesenen Wein und absonderlichen Hasenfuß. Und da das alles nun nicht geschehen ist, schmollen wir insgeheim aufeinander, und jeder denkt vom andern: Ei, wie ist der Gute so ganz und gar nicht mehr derselbe, dass der sich so ändern könnte, nimmermehr hätt ich das gedacht! – Ja freilich sind wir alle nicht mehr dieselben! Dass wir zwölf Jahre älter worden, dass sich wohl mit jedem Jahr immer mehr und mehr Erde an uns ansetzt, die uns hinabzieht aus der luftigen Region, bis wir am Ende unter die Erde kommen, das will ich gar nicht in Anschlag bringen. Aber wen von uns hat indessen nicht der wilde Strudel von Ereignis zu Ereignis, ja von Tat zu Tat fortgerissen? Konnte denn alles Schrecken, alles Entsetzen, alles Ungeheure der Zeit an uns vorübergehen ohne uns gewaltig zu erfassen, ohne tief in unser Inneres hinein seine blutige Spur einzugraben? – Darüber erbleichten die Bilder des früheren Lebens, und fruchtlos bleibt nun das Mühen, sie wieder aufzufrischen! – Mag es aber auch sein, dass manches, was uns damals im Leben ja an und in uns selbst als hoch und herrlich erschien, jetzt merklich den blendenden Glanz verloren, da unsere Augen durch stärkeres Licht verwöhnt, die innere Gesinnung, aus der unsere Liebe entsprosste, ist doch wohl geblieben. Ich meine, ein jeder glaubt doch wohl noch vom andern, dass er was Erkleckliches tauge, und inniger Freundschaft wert sei. Lasst uns also die alte Zeit und alle alten Ansprüche aus ihr her vergessen, und von jener Gesinnung ausgehend, versuchen, wie sich ein neues Band unter uns verknüpft.«

»Dem Himmel sei gedankt«, unterbrach hier Ottmar den Freund, »dem Himmel sei gedankt, dass Lothar es nicht mehr aushalten konnte in unserm närrischen verzwickten Wesen, und dass du, Theodor, gleich das schadenfrohe Teufelchen festpackst, das uns alle neckt und quält. Mir wollt es die Kehle zuschnüren, dies gezwungene, fatale Freudigtun, und ich fing gerade an mich ganz entsetzlich zu ärgern, als Lothar losfuhr. Aber nun Theodor geradeheraus gesagt hat, woran es liegt, fühle ich mich euch allen um vieles näher gerückt, und es ist mir so als wolle die alte Gemütlichkeit mit der wir uns sonst zusammenfanden, alle unnütze Zweifel wegbannend, wieder die Oberhand gewinnen. Theodor hat recht, mag denn die Zeit auch vieles umgestaltet haben, fest steht doch in unserm Innern der Glaube an uns selbst. Und hiermit erkläre ich die Präliminarien unsers neuen Bundes feierlichst für abgeschlossen, und setze fest, dass wir uns jede Woche an einem bestimmten Tage zusammenfinden wollen, denn sonst verlaufen wir uns in der großen Stadt hierhin, dorthin, und werden auseinandergetrieben noch ärger als bisher.«

»Herrlicher Einfall«, rief Lothar, »füge doch noch sogleich, lieber Ottmar, gewisse Gesetze hinzu, die bei unsern bestimmten wöchentlichen Zusammenkünften stattfinden sollen. Z. B., dass über dieses oder jenes gesprochen oder nicht gesprochen werden darf, oder dass jeder gehalten sein soll, dreimal witzig zu sein, oder dass wir ganz gewiss jedes Mal Sardellen-Salat essen wollen. Auf diese Art bricht dann alle Philisterei auf uns ein, wie sie nur in irgendeinem Klub grünen und blühen mag. Glaubst du denn nicht, Ottmar, dass jede bestimmte Verabredung über unser Beisammensein sogleich einen lästigen Zwang herbeiführt, der mir wenigstens allen Genuss verleidet? Erinnere dich doch nur des tiefen Widerwillens, den wir ehemals gegen alles hegten, was sich nur im Mindesten als Klub, Ressource, oder wie sonst solch eine tolle Anstalt heißen mag, in der Langeweile und Überdruss systematisch gehandhabt werden, gestalten wollte, und nun versuchst du selbst das vierblättrige Kleeblatt, das nur natürlich, ohne Zwang des Gärtners emporkeimt, in solch böse Form einzuzwängen!«

»Unser Freund Lothar«, begann Theodor, »lässt nicht so leicht ab von seinem Unmut, das wissen wir ja alle ebenso, als dass er in solch böser Stimmung Gespenster sieht, mit denen er wacker herumkämpft, bis er, todmüde, selbst eingestehen muss, dass es nur Gespenster waren, die das eigne liebe Ich schuf. – Wie ist es nur möglich, Lothar, dass du bei Ottmars harmlosem und dabei höchst vernünftigem Vorschlag sogleich an Klubs und Ressourcen denkst, und an alle Philisterei, die damit notwendig verknüpft ist. Aber dabei ist mir ein gar ergötzliches Bild aus unserm frühern Leben aufgegangen. Erinnerst du dich wohl noch der Zeit, als wir das erste Mal die Residenz verließen und nach dem kleinen Städtchen P*** zogen? – Anstand und Sitte verlangten es, wir mussten uns sofort in den Klub aufnehmen lassen, den die sogenannten Honoratioren der Stadt bildeten. Wir erhielten in einem feierlichen im strengsten Geschäftsstil abgefassten Schreiben die Nachricht, dass wir nach geschehener Stimmensammlung wirklich als Mitglieder des Klubs aufgenommen worden, und dabei lag ein wohl fünfzehn bis zwanzig Bogen starkes sauber gebundenes Buch, welches die Gesetze des Klubs enthielt. Diese Gesetze hatte ein alter Rat verfasst, ganz in der Form des preußischen Landrechts, mit der Einteilung in Titel und Paragrafen. Etwas Ergötzlicheres konnte man gar nicht lesen. So war ein Titel überschrieben: Von Weibern und Kindern, und deren Befugnissen und Rechten, worin dann nichts Geringeres sanktioniert wurde, als dass die Frauen der Mitglieder jeden Donnerstag und Sonntag des Abends in dem Lokal des Klubs Tee trinken, zur Winterszeit aber sogar vier- oder sechsmal tanzen durften. Wegen der Kinder waren die Bestimmungen schwieriger und kritischer, da der Jurist die Materie mit ungemeinem Scharfsinn behandelt und unmündige, mündige, minderjährige und unter väterlicher Gewalt stehende Personen sorglich unterschieden hatte. Die unmündigen wurden gar hübsch ihrer moralischen Qualität nach in artige und unartige Kinder eingeteilt, und Letzteren der Zutritt in den Klub unbedingt untersagt, als dem Fundamentalgesetz entgegen; der Klub sollte durchaus nur ein artiger sein. Hierauf folgte unmittelbar der merkwürdige Titel von Hunden, Katzen und andern unvernünftigen Kreaturen. Niemand solle, hieß es, irgendein schädliches wildes Tier in den Klub mitbringen. Hatte also ein Klubist sich etwa einen Löwen, Tiger oder Parder als Schoßhund zugelegt, so blieb alles Mühen vergebens, die Bestie in den Klub einzuführen, selbst mit verschnittenen Haaren und Nägeln verwehrten unbedingt die Vorsteher dem tierischen Schismatiker den Eintritt. Waren doch selbst gescheute Pudel und gebildete Möpse für nicht klubfähig erklärt, und durften nur ausnahmsweise zur Sommerzeit, wenn der Klub im Freien speiste, auf den Grund der nach Beratung des Ausschusses erteilten Erlaubniskarte mitgebracht werden. Wir – ich und Lothar, erfanden die herrlichsten Zusätze und Deklarationen zu diesem tiefsinnigen Kodex, die wir in der nächsten Sitzung mit dem feierlichsten Ernst vortrugen, und zu unserer höchsten Lust es dahin brachten, dass das unsinnigste Zeug mit großer Wichtigkeit debattiert wurde. Endlich merkte dieser, jener den heillosen Spaß, man traute uns nicht mehr, doch geschah nicht, was wir wollten. Wir glaubten nämlich, dass der förmliche Bann über uns ausgesprochen werden würde.« – »Ich erinnere mich der lustigen Zeit gar wohl«, sprach Lothar, »und bemerke zu meinem nicht geringen Verdruss, dass dergleichen Mystifikationen mir jetzt schlecht geraten würden. Viel zu schwerfällig bin ich geworden, und sehr geneigt darüber mich zu ärgern, was mich sonst zum Lachen reizte.«

»Das glaub ich nun und nimmermehr«, fiel Ottmar ein, »überzeugt bin ich vielmehr, Lothar, dass nur der Nachhall irgendeines feindlichen Ereignisses gerade heute in deiner Seele stärker nachtönt als sonst. – Aber ein neues Leben wird bald wie Frühlingshauch dein Innres durchwehen, in ihm verklingt der Misston, und du bist wieder ganz der alte gemütliche Lothar, der du sonst warst vor zwölf Jahren! – Euer Klub in P*** hat mich übrigens an einen andern erinnert, dessen Stifter von dem herrlichsten Humor beseelt gewesen sein muss, und der in der Tat nicht wenig an den prächtigen Narrenorden erinnerte. Denkt euch eine Gesellschaft, die durchaus organisiert ist wie ein Staat! – Ein König, Minister, Staatsräte etc. Die einzige Tendenz, der ganze Zweck dieser Gesellschaft war – gut zu essen und noch besser zu trinken. Deshalb geschahen die Versammlungen in dem Hotel der Stadt, wo die beste Küche und der beste Keller anzutreffen. Hier wurde nun ernst und feierlich verhandelt über das Wohl und Wehe des Staats, das in nichts anderm bestand, als eben in guten Schüsseln und auserlesenem Wein. – So berichtet der Minister der auswärtigen Angelegenheiten: dass in einer entfernteren Handlung der Stadt vorzüglicher Rheinwein angekommen. Sogleich wird eine Sendung dorthin beschlossen! – Männer von vorzüglichem Talent, d. h. mit auserlesener Weinzunge werden gewählt, sie erhalten weitläuftige Instruktionen, und der Minister der Finanzen weiset einen außerordentlichen Fonds an, die Kosten der Gesandtschaft und des Ankaufs bewährt gefundener Ware zu bestreiten. – So gerät alles in Bestürzung, weil ein Ragout missraten – es werden Memoires gewechselt – harte Reden über das bedrohliche Ungewitter, das über den Staat heraufgezogen. – So tritt der Staatsrat zusammen um zu beschließen, ob und von welchen Weinen heute der kalte Punsch zu bereiten. In tiefes Nachdenken versunken hört der König den Vortrag im Kabinett an; er nickt: Das Gesetz vom kalten Punsch wird gegeben, und die Ausführung dem Minister des Innern übertragen. Der Minister des Innern kann aber schwachen Magens halber nicht Zitronensäure vertragen, er schält daher Pomeranzen in das Getränk, und durch ein neues Gesetz wird der kalte Punsch dahin deklariert, dass er Kardinal sei. – So werden Künste und Wissenschaften beschützt, indem der Dichter, der ein neues Trinklied gedichtet, sowie der Sänger, der es komponiert und abgesungen, vom Könige das Ehrenzeichen der roten Hahnenfeder erhält, und beiden die Erlaubnis erteilt wird, eine Flasche Wein mehr zu trinken als gewöhnlich, d. h. auf ihre Kosten! – Übrigens trug der König, repräsentierte er seine Würde, eine ungeheure Krone aus goldnem Pappendeckel geschnitten, sowie Zepter und Reichsapfel; die Großen des Reichs schmückten sich dagegen mit seltsam geformten Mützen. Das Symbol der Gesellschaft bestand in einer silbernen Büchse, auf der ein stattlicher Hahn, die Flügel ausgebreitet, krähend, sich mühte, Eier zu legen. – Rechnet zu dem allen, dass wenigstens zu der Zeit, als mich der Zufall in diese höchst herrliche Gesellschaft brachte, es gar nicht an geistreichen der Rede mächtigen Mitgliedern fehlte, die von der tiefen Ironie des Ganzen ergriffen, ihre Rollen wacker durchführten, so werdet ihr mir’s glauben, dass nicht so leicht mich ein Scherz so angeregt, ja so begeistert hat als dieser.«

»Ich gebe«, sprach Lothar, »der Sache meinen vollsten Beifall, nur begreife ich doch nicht, wie es auf die Länge damit gehen konnte. Der beste Spaß stumpft sich ab, vollends, wenn er so dauernd und dabei doch wieder so systematisch getrieben wird, wie es in deiner Gesellschaft, in deiner Loge zum eierlegenden Hahn wirklich geschah. – Ihr habt beide, Theodor und Ottmar, nun erzählt von großen breiten Klubs mit Gesetzen und fortwuchernden Mystifikationen, lasst mich des einfachsten Klubs erwähnen, der wohl auf der Welt existiert haben mag. – In einem kleinen polnischen Grenzstädtchen, das ehemals von den Preußen in Besitz genommen, waren die einzigen deutschen Offizianten ein alter invalider Hauptmann, als Posthalter angestellt, und der Akziseeinnehmer. Beide kamen jeden Abend auf den Schlag fünf Uhr in der einzigen Kneipe, die es an dem Orte gab, und zwar in einem Kämmerchen zusammen, das sonst niemand betreten durfte. Gewöhnlich saß der Akziseeinnehmer schon vor seinem Kruge Bier, die dampfende Pfeife im Munde, wenn der Hauptmann eintrat. Der setzte sich mit den Worten: ›Wie geht’s, Herr Gevatter?‹ dem Einnehmer gegenüber an den Tisch, zündete die schon gestopfte Pfeife an, zog die Zeitungen aus der Tasche, fing an emsig zu lesen, und schob die gelesenen Blätter dem Einnehmer hin, der ebenso emsig las. In tiefem Schweigen bliesen sich beide nun den dicken Tabaksdampf ins Gesicht, bis auf den Glockenschlag acht Uhr der Einnehmer aufstand, die Pfeife ausklopfte, und mit den Worten: ›Ja so geht’s, Herr Gevatter!‹ die Kneipe verließ. Das nannten denn beide sehr ernsthaft: Unsere Ressource.«

»Sehr ergötzlich«, rief Theodor, »und wer in diese Ressource als ehrenwertes Mitglied recht hineingetaugt hätte, das ist unser Cyprian. Der hätte gewiss niemals die feierliche Stille unterbrochen durch unzeitiges Schwatzen. Er scheint gleich den Kamaldulenser Mönchen das Gelübde des ewigen Stillschweigens abgelegt zu haben, denn bis jetzt ist auch nicht ein einziges Wörtlein über seine Lippen gekommen.«

Cyprian, der in der Tat bis dahin geschwiegen, seufzte auf, wie aus einem Traum erwachend, warf dann den Blick in die Höhe und sprach mit mildem Lächeln: »Ich will es euch gern gestehen, dass ich nun heute durchaus nicht die Erinnerung an ein seltsames Abenteuer loswerden kann, das ich vor mehreren Jahren erlebte, und wohl geschieht es, dass dann, wenn innere Stimmen recht laut und lebendig ertönen, der Mund sich nicht öffnen mag zur Rede. Doch ging nichts an mir vorüber, was bis jetzt zur Sprache kam, und ich kann darüber Rechenschaft geben. Fürs Erste hat Theodor ganz recht, dass wir alle kindischerweise glaubten gleich da wieder anfangen zu können, wo wir vor zwölf Jahren stehen blieben, und da dies nicht geschah, nicht geschehen konnte, aufeinander schmollten. Ich behaupte aber, dass, trabten wir wirklich gleich in demselben Geleise fort, nichts in der Welt uns mehr als eingefleischte Philister kundgetan hätte. Mir fallen dabei jene Philosophen ein – doch, das muss ich fein ordentlich erzählen! – Denkt euch zwei Leute – ich will sie Sebastian und Ptolomäus nennen – denkt euch also, dass diese auf der Universität zu K– mit dem größten Eifer die Kantische Philosophie studieren, und sich beinahe täglich in den heftigsten Disputationen über diesen, jenen Satz erlaben. Eben in einem solchen philosophischen Streit, eben in dem Augenblick, als Sebastian einen kräftigen entscheidenden Schlag geführt, und Ptolomäus sich sammelt ihn wacker zu erwidern, werden sie unterbrochen, und der Zufall will es, dass sie sich nicht mehr in K– zusammentreffen. Der eine geht hierhin, der andere dorthin. Beinahe zwanzig Jahre sind vergangen, da sieht Ptolomäus in B– auf der Straße eine Figur vor sich herwandeln, die er sogleich für seinen Freund Sebastian erkennet. Er stürzt ihm nach, klopft ihm auf die Schulter, und als Sebastian sich umschaut, fängt Ptolomäus sogleich an: Du behauptest also dass – kurz! – er führt den Schlag, zu dem er vor zwanzig Jahren ausholte. Sebastian lässt alle Minen springen, die er in K– angelegt hatte. Beide disputieren zwei, drei Stunden hindurch straßauf straßab wandelnd. Beide geben sich ganz erhitzt das Wort den Professor selbst zum Schiedsrichter aufzufordern, nicht bedenkend, dass sie in B– sind, dass der alte Immanuel schon seit vielen Jahren im Grabe ruht, trennen sich und finden sich nie mehr wieder. – Diese Geschichte, die das Eigentümliche für sich hat, dass sie sich wirklich begeben, trägt für mich wenigstens beinahe etwas Schauerliches in sich. Ohne einiges Entsetzen kann ich nicht diesen tiefen gespenstischen Philistrismus anschauen. Ergötzlicher war mir unser alter Kommissionsrat, den ich auf meiner Herreise besuchte. Er empfing mich zwar recht herzlich, indessen hatte sein Betragen etwas Ängstliches Gedrücktes, das ich mir gar nicht erklären konnte, bis er eines Tages auf einem Spaziergange mich bat, ich möge doch um des Himmels willen mich wieder pudern und einen grauen Hut aufsetzen, sonst könne er nicht an seinen alten Cyprianus glauben. Und dabei wischte er sich den Angstschweiß von der Stirne und flehte mich an, seine Treuherzigkeit doch nur ja nicht übelzunehmen! – Also! – Wir wollen keine Philister sein, wir wollen nicht darauf bestehen jenen Faden, an dem wir vor zwölf Jahren spannen, nun fortzuspinnen, wir wollen uns nicht daran stoßen, dass wir andere Röcke tragen und andere Hüte, wir wollen andere sein als damals und doch wieder dieselben, das ist nun ausgemacht. Was Lothar ohne eigentlichen Anlass über das Unwesen der Klubs und Ressourcen gesagt hat, mag richtig sein und beweisen, wie sehr der arme Mensch geneigt ist sich das letzte Restchen Freiheit zu verdämmen und überall ein künstlich Dach zu bauen, wo er noch allenfalls zum hellen heitern Himmel hinaufschauen könnte. Aber was geht das uns an? – Auch ich gebe meine Stimme zu Ottmars Vorschlag, dass wir uns wöchentlich an einem bestimmten Tage zusammenfinden wollen. Ich denke, die Zeit mit ihren wunderbarsten Ereignissen hat dafür gesorgt, dass wir, lag auch wirklich, wie ich indessen gar nicht glauben und zugeben will, einige Anlage dazu in unserm Innern, keine Philister werden konnten. Ist es denn möglich, dass unsere Zusammenkünfte jemals in den Philistrismus eines Klubs ausarten können? – Also es bleibt bei Ottmars Vorschlag.«

»Beständig«, rief Lothar, »beständig werde ich mich dagegen auflehnen und damit wir nur gleich aus dem ärgerlichen Hin- und Herreden darüber herauskommen, soll uns Cyprian das seltsame Abenteuer erzählen, das ihm heute so in Sinn und Gedanken liegt.« »Ich meine«, sprach Cyprian, »dass immer mehr und mehr uns eine fröhliche gemütliche Stimmung erfassen wird, zumal wenn es unserm Theodor gefällt jene geheimnisvolle Vase, welche die feinsten aromatischen Düfte verbreitet und aus der berühmten Gesellschaft des eierlegenden Hahns herzustammen scheint, zu öffnen. Nichts in der Welt könnte aber dem frischen Aufkeimen alter Lust mehr hinderlich sein, als eben mein Abenteuer, das ihr, so wie wir jetzt beisammen sind, fremdartig, uninteressant, ja albern und fratzenhaft finden müsst. Dabei trägt es einen düstern Charakter und ich selbst spiele darin eine hinlänglich schlechte Rolle. Ursache genug davon zu schweigen.« – »Merkt ihr wohl«, rief Theodor, »dass unser Cyprian, unser liebes Sonntagskind, wieder allerlei bedenkliche Geister gesehen hat, die zu erschauen nach seiner Weise, er unsern gänzlich irdischen Augen nicht zutraut! – Doch nur heraus, Cyprian, mit deinem Abenteuer und spielst du darin eine schlechte Rolle, so verspreche ich dir sogleich mich auf eigne Abenteuer zu besinnen und dir aufzutischen worin ich noch viel alberner erscheine als du. Ich leide daran gar keinen Mangel.«

»Mag es denn sein«, sprach Cyprian und begann, nachdem er ein paar Sekunden nachdenklich vor sich hingeschaut, in folgender Art.

»Ihr wisst, dass ich mich vor mehreren Jahren einige Zeit hindurch in B***, einem Orte, der bekanntlich in der anmutigsten Gegend des südlichen Teutschlands gelegen, aufhielt. Nach meiner Weise pflegte ich allein ohne Wegweiser, dessen ich wohl bedurft, weite Spaziergänge zu wagen und so geschah es, dass ich eines Tages in einen dichten Wald geriet und je emsiger ich zuletzt Weg und Steg suchte, desto mehr jede Spur eines menschlichen Fußtritts verlor. Endlich wurde der Wald etwas lichter, da gewahrte ich unfern von mir einen Mann in brauner Einsiedlerkutte, einen breiten Strohhut auf dem Kopf, mit langem schwarzem verwildertem Bart, der dicht an einer Bergschlucht auf einem Felsstück saß und die Hände gefaltet gedankenvoll in die Ferne schaute. Die ganze Erscheinung hatte etwas Fremdartiges, Seltsames, ich fühlte leise Schauer mich durchgleiten. Solchen Gefühls kann man sich wohl auch kaum erwehren, wenn das, was man nur auf Bildern sah oder nur aus Büchern kannte, plötzlich ins wirkliche Leben tritt. Da saß nun der Anachoret aus der alten Zeit des Christentums in Salvator Rosas wildem Gebürge lebendig mir vor Augen. – Ich besann mich bald, dass ein ambulierender Mönch wohl eben nichts Ungewöhnliches in diesen Gegenden sei und trat keck auf den Mann zu mit der Frage, wie ich mich wohl am leichtesten aus dem Walde herausfinden könne um nach B*** zurückzukehren. Er maß mich mit finsterm Blick und sprach dann mit dumpfer feierlicher Stimme: ›Du handelst sehr leichtsinnig und unbesonnen, dass du mich in dem Gespräch, das ich mit den würdigen Männern, die um mich versammelt, führe, mit einer einfältigen Frage unterbrichst! – Ich weiß es wohl, dass bloß die Neugierde mich zu sehen und mich sprechen zu hören dich in diese Wüste trieb, aber du siehst, dass ich jetzt keine Zeit habe mit dir zu reden. Mein Freund Ambrosius von Kamaldoli kehrt nach Alexandrien zurück, ziehe mit ihm.‹ Damit stand der Mann auf und stieg hinab in die Bergschlucht. Mir war als läg ich im Traum. Ganz in der Nähe hört ich das Geräusch eines Fuhrwerks, ich arbeitete mich durchs Gebüsch, stand bald auf einem Holzwege und sah vor mir einen Bauer, der auf einem zweirädrigen Karren daher fuhr und den ich schnell ereilte. Er brachte mich bald auf den großen Weg nach B***. Ich erzählte ihm unterweges mein Abenteuer und fragte ihn, wer wohl der wunderliche Mann im Walde sei. ›Ach lieber Herr‹, erwiderte der Bauer, ›das ist der würdige Mann, der sich Priester Serapion nennt und schon seit vielen Jahren im Walde eine kleine Hütte bewohnt, die er sich selbst erbaut hat. Die Leute sagen, er sei nicht recht richtig im Kopfe, aber er ist ein lieber frommer Herr, der niemanden etwas zuleide tut und der uns im Dorfe mit andächtigen Reden recht erbaut und uns guten Rat erteilt wie er nur kann.‹ Kaum zwei Stunden von B*** hatte ich meinen Anachoreten angetroffen, hier musste man daher auch mehr von ihm wissen, und so war es auch wirklich der Fall. Doktor S** erklärte mir alles. Dieser Einsiedler war sonst einer der geistreichsten vielseitig ausgebildetsten Köpfe, die es in M– gab. Kam noch hinzu, dass er aus glänzender Familie entsprossen, so konnt es nicht fehlen, dass man ihn, kaum hatte er seine Studien vollendet, in ein bedeutendes diplomatisches Geschäft zog, dem er mit Treue und Eifer vorstand. Mit seinen Kenntnissen verband er ein ausgezeichnetes Dichtertalent, alles was er schrieb, war von einer feurigen Fantasie, von einem besondern Geiste, der in die tiefste Tiefe schaute, beseelt. Sein unübertrefflicher Humor machte ihn zum angenehmsten, seine Gemütlichkeit zum liebenswürdigsten Gesellschafter, den es nur geben konnte. Von Stufe zu Stufe gestiegen hatte man ihn eben zu einem wichtigen Gesandtschaftsposten bestimmt, als er auf unbegreifliche Weise aus M– verschwand. Alle Nachforschungen blieben vergebens und jede Vermutung scheiterte an diesem, jenem Umstande, der sich dabei ergab.

Nach einiger Zeit erschien im tiefen Tirolergebürge ein Mensch, der in eine braune Kutte gehüllt in den Dörfern predigte und sich dann in den wildesten Wald zurückzog, wo er einsiedlerisch lebte. Der Zufall wollte es, dass Graf P** diesen Menschen, der sich für den Priester Serapion ausgab, zu Gesicht bekam. Er erkannte augenblicklich in ihm seinen unglücklichen aus M– verschwundenen Neffen. Man bemächtigte sich seiner, er wurde rasend und alle Kunst der berühmtesten Ärzte in M– vermochte nichts in dem fürchterlichen Zustande des Unglücklichen zu ändern. Man brachte ihn nach B*** in die Irrenanstalt und hier gelang es wirklich dem methodischen auf die psychische Kenntnis gegründeten Verfahren des Arztes, der damals dieser Anstalt vorstand, den Unglücklichen wenigstens aus der Tobsucht zu retten, in die er verfallen. Sei es, dass jener Arzt seiner Theorie getreu dem Wahnsinnigen selbst Gelegenheit gab zu entwischen oder dass dieser selbst die Mittel dazu fand, genug er entfloh und blieb eine geraume Zeit hindurch verborgen. Serapion erschien endlich in dem Walde zwei Stunden von B*** und jener Arzt erklärte, dass, habe man wirkliches Mitleiden mit dem Unglücklichen, wolle man ihn nicht aufs Neue in Wut und Raserei stürzen, wolle man ihn ruhig und nach seiner Art glücklich sehen, so müsse man ihn im Walde und dabei vollkommene Freiheit lassen nach Willkür zu schalten und zu walten. Er stehe für jede schädliche Wirkung. Der bewährte Ruf des Arztes drang durch, die Polizeibehörde begnügte sich damit, den nächsten Dorfgerichten die entfernte unmerkliche Aufsicht über den Unglücklichen zu übertragen und der Erfolg bestätigte, was der Arzt vorhergesagt. Serapion baute sich eine niedliche, ja nach den Umständen bequeme Hütte, er verfertigte sich Tisch und Stuhl, er flocht sich Binsenmatten zum Lager, er legte ein kleines Gärtlein an, in dem er Gemüse und Blumen anpflanzte. Bis auf die Idee, dass er der Einsiedler Serapion sei, der unter dem Kaiser Dezius in die Thebaische Wüste floh und in Alexandrien den Märtyrertod litt, und was aus dieser folgte, schien sein Geist gar nicht zerrüttet. Er war imstande die geistreichsten Gespräche zu führen, ja nicht selten traten Spuren jenes scharfen Humors, ja wohl jener Gemütlichkeit hervor, die sonst seine Unterhaltung belebten. Übrigens erklärte ihn aber jener Arzt für gänzlich unheilbar und widerriet auf das Ernstlichste jeden Versuch ihn für die Welt und für seine vorigen Verhältnisse wiederzugewinnen. – Ihr könnt euch wohl vorstellen, dass mein Anachoret mir nun nicht aus Sinn und Gedanken kam, dass ich eine unwiderstehliche Sehnsucht empfand ihn wiederzusehen. – Aber nun denkt euch meine Albernheit! – Ich hatte nichts Geringeres im Sinn, als Serapions fixe Idee an der Wurzel anzugreifen! – Ich las den Pinel – den Reil – alle mögliche Bücher über den Wahnsinn, die mir nur zur Hand kamen, ich glaubte, mir, dem fremden Psychologen, dem ärztlichen Laien sei es vielleicht vorbehalten in Serapions verfinsterten Geist einen Lichtstrahl zu werfen. Ich unterließ nicht außer jenem Studium des Wahnsinns mich mit der Geschichte sämtlicher Serapions, deren es in der Geschichte der Heiligen und Märtyrer nicht weniger als Acht gibt, bekannt zu machen, und so gerüstet suchte ich an einem schönen hellen Morgen meinen Anachoreten auf. Ich fand ihn in seinem Gärtlein mit Hacke und Spaten arbeitend und ein andächtiges Lied singend. Wilde Tauben, denen er reichliches Futter hingestreut, flatterten und schwirrten um ihn her und ein junges Reh guckte neugierig durch die Blätter des Spaliers. So schien er mit den Tieren des Waldes in vollkommener Eintracht zu leben. Keine Spur des Wahnsinns war in seinem Gesicht zu finden, dessen milde Züge von seltener Ruhe und Heiterkeit zeugten. Auf diese Weise bestätigte sich das, was mir Doktor S** in B*** gesagt hatte. Er riet mir nämlich, als er meinen Entschluss den Anachoreten zu besuchen, erfuhr, dazu einen heitern Morgen zu wählen, weil Serapion dann am freisten im Geiste und aufgelegt sei, sich mit Fremden zu unterhalten, wogegen er abends alle menschliche Gesellschaft flöhe. Als Serapion mich gewahr wurde, ließ er den Spaten sinken und kam mir freundlich entgegen. Ich sagte, dass ich auf weitem Wege ermüdet, mich nur einige Augenblicke bei ihm auszuruhen wünsche. ›Seid mir herzlich willkommen‹, sprach er, ›das wenige, womit ich Euch erquicken kann, steht Euch zu Diensten.‹ Damit führte er mich zu einem Moossitz vor seiner Hütte, rückte einen kleinen Tisch heraus, trug Brot, köstliche Trauben und eine Kanne Wein auf und lud mich gastlich ein zu essen und zu trinken, indem er sich mir gegenüber auf einen Schemel setzte und mit vielem Appetit Brot genoss und einen großen Becher Wasser dazu leerte. In der Tat wusst ich gar nicht wie ich ein Gespräch anknüpfen, wie ich meine psychologische Weisheit an dem ruhigen heitern Mann versuchen sollte. Endlich fasste ich mich zusammen und begann: ›Sie nennen sich Serapion, ehrwürdiger Herr?‹ ›Allerdings‹, erwiderte er, ›die Kirche gab mir diesen Namen.‹ ›Die ältere Kirchengeschichte‹, fuhr ich fort, ›nennt mehrere heilige berühmte Männer dieses Namens. Einen Abt Serapion, der sich durch sein Wohltun auszeichnete, den gelehrten Bischof Serapion, dessen Hieronymus in seinem Buche de viris illustribus gedenkt. Auch gab es einen Mönch Serapion. Dieser befahl, wie Heraklides in seinem Paradiese erzählt, als er einst aus der Thebaischen Wüste nach Rom kam, einer Jungfrau, die sich zu ihm gesellte vorgebend, sie habe der Welt entsagt, und ihrer Lust, um dies zu beweisen, mit ihm entkleidet durch die Straßen von Rom zu ziehen und verstieß sie, als sie es verweigerte.‹ ›Du zeigst‹, sprach der Mönch, ›dass du noch nach der Natur lebst und den Menschen gefallen willst, glaube nicht an deine Größe, rühme dich nicht, du habest die Welt überwunden!‹ – Irr ich nicht ehrwürdiger Herr, so war dieser schmutzige Mönch (so nennt ihn Heraklid selbst) ebenderselbe, welcher unter dem Kaiser Decius das grausamste Märtyrertum erlitt. Man trennte bekanntlich die Junkturen der Glieder und stürzte ihn dann vom hohen Felsen hinab.‹ ›So ist es‹, sprach Serapion, indem er erbleichte und seine Augen in dunklem Feuer aufglühten. ›So ist es, doch dieser Märtyrer hat nichts gemein mit jenem Mönch, der in aszetischer Wut gegen die Natur selbst ankämpfte. Der Märtyrer Serapion, von dem Sie sprechen, bin ich selbst.‹ ›Wie‹, rief ich mit erkünsteltem Erstaunen, ›Sie halten sich für jenen Serapion, der vor vielen hundert Jahren auf die jämmerlichste Weise umkam?‹ – ›Sie mögen‹, fuhr Serapion sehr ruhig fort, ›das unglaublich finden und ich gestehe ein, dass es manchem, der nicht weiter zu schauen vermag, als eben seine Nase reicht, sehr wunderbar klingen muss, allein es ist nun einmal so. Die Allmacht Gottes hat mich mein Märtyrertum glücklich überstehen lassen weil es in seinem ewigen Ratschluss lag dass ich noch einige Zeit hindurch hier in der Thebaischen Wüste ein ihm gefälliges Leben führen sollte. Ein heftiger Kopfschmerz und ebenso heftiges Ziehen in den Gliedern, nur das allein erinnert mich noch zuweilen an die überstandenen Qualen.‹ Nun, glaubt ich, sei es an der Zeit mit meiner Kur zu beginnen. Ich holte weit aus und sprach sehr gelehrt über die Krankheit der fixen Ideen, die den Menschen zuweilen befalle und nur wie ein einziger Misston den sonst rein gestimmten Organism verderbe. Ich erwähnte jenes Gelehrten, der nicht zu bewegen war vom Stuhle aufzustehen, weil er befürchtete dann sogleich mit seiner Nase dem Nachbar gegenüber die Fensterscheiben einzustoßen; des Abts Molanus, der über alles sehr vernünftig sprach und bloß deshalb seine Stube nicht verließ, weil er besorgte sofort von den Hühnern gefressen zu werden, da er sich für ein Gerstenkorn hielt. Ich kam darauf, dass die Vertauschung des eignen Ichs mit irgendeiner geschichtlichen Person gar häufig als fixe Idee sich im Innern gestalte. Nichts Tolleres, nichts Ungereimteres könne es geben, meinte ich ferner, als den kleinen, täglich von Bauern, Jägern, Reisenden, Spaziergängern durchstreiften Wald zwei Stunden von B*** für die Thebaische Wüste, und sich selbst für denselben heiligen Schwärmer zu halten, der vor vielen hundert Jahren den Märtyrertod erlitt. – Serapion hörte mich schweigend an, er schien den Nachdruck meiner Worte zu fühlen und in tiefem Nachdenken mit sich selbst zu kämpfen. Nun glaubt ich den Hauptschlag führen zu müssen, ich sprang auf, ich fasste Serapions beide Hände, ich rief mit starker Stimme: ›Graf P** erwachen Sie aus dem verderblichen Traum, der Sie bestrickt, werfen Sie diese gehässigen Kleider ab, geben Sie sich Ihrer Familie, die um Sie trauert, der Welt, die die gerechtesten Ansprüche an Sie macht, wieder!‹ – Serapion schaute mich an mit finsterm durchbohrenden Blick, dann spielte ein sarkastisches Lächeln um Mund und Wange, und er sprach langsam und ruhig: ›Sie haben, mein Herr, sehr lange und Ihres Bedünkens auch wohl sehr herrlich und weise gesprochen, erlauben Sie, dass ich Ihnen jetzt einige Worte erwidere. – Der heilige Antonius, alle Männer der Kirche, die sich aus der Welt in die Einsamkeit zurückgezogen, wurden öfters von hässlichen Quälgeistern heimgesucht, die, die innere Zufriedenheit der Gottgeweihten beneidend ihnen hart zusetzten so lange, bis sie überwunden schmählich im Staube lagen. Mir geht es nicht besser. Dann und wann erscheinen mir Leute, die vom Teufel angetrieben mir einbilden wollen, ich sei der Graf P** aus M– um mich zu verlocken zur Hoffart und allerlei bösem Wesen. Half nicht Gebet, so nahm ich sie bei den Schultern, warf sie hinaus und verschloss sorgfältig mein Gärtlein. Beinahe möcht ich mit Ihnen, mein Herr verfahren auf gleiche Weise. Doch wird es dessen nicht bedürfen. Sie sind offenbar der Ohnmächtigste von allen Widersachern, die mir erschienen und ich werde Sie mit Ihren eignen Waffen schlagen, das heißt mit den Waffen der Vernunft. Es ist vom Wahnsinn die Rede, leidet einer von uns an dieser bösen Krankheit, so ist das offenbar bei Ihnen der Fall in viel höherem Grade als bei mir. Sie behaupten, es sei fixe Idee, dass ich mich für den Märtyrer Serapion halte, und ich weiß recht gut, dass viele Leute dasselbe glauben oder vielleicht nur so tun als ob sie es glaubten. Bin ich nun wirklich wahnsinnig, so kann nur ein Verrückter wähnen, dass er imstande sein werde mir die fixe Idee, die der Wahnsinn erzeugt hat, auszureden. Wäre dies möglich, so gäb es bald keinen Wahnsinnigen mehr auf der ganzen Erde, denn der Mensch könnte gebieten über die geistige Kraft, die nicht sein Eigentum sondern nur anvertrautes Gut der höhern Macht ist, die darüber waltet. Bin ich aber nicht wahnsinnig und wirklich der Märtyrer Serapion, so ist es wieder ein törichtes Unternehmen mir das ausreden und mich erst zu der fixen Idee treiben zu wollen, dass ich der Graf P** aus M– und zu Großem berufen sei. Sie sagen, dass der Märtyrer Serapion vor vielen hundert Jahren lebte und dass ich folglich nicht jener Märtyrer sein könne, wahrscheinlich aus dem Grunde, weil Menschen nicht so lange auf Erden zu wandeln vermögen. Fürs Erste ist die Zeit ein ebenso relativer Begriff wie die Zahl und ich könnte Ihnen sagen, dass, wie ich den Begriff der Zeit in mir trage, es kaum drei Stunden oder wie Sie sonst den Lauf der Zeit bezeichnen wollen, her sind, als mich der Kaiser Decius hinrichten ließ. Dann aber, davon abgesehen, können Sie mir nur den Zweifel entgegenstellen, dass ein solch langes Leben, wie ich geführt haben will beispiellos und der menschlichen Natur entgegen sei. Haben Sie Kenntnis von dem Leben jedes einzelnen Menschen, der auf der ganzen weiten Erde existiert hat, dass Sie das Wort beispiellos keck aussprechen können? – Stellen Sie die Allmacht Gottes der armseligen Kunst des Uhrmachers gleich, der die tote Maschine nicht zu retten mag, vor dem Verderben? – Sie sagen, der Ort, wo wir uns befinden sei nicht die Thebaische Wüste, sondern ein kleiner Wald, der zwei Stunden von B*** liege und täglich von Bauern, Jägern und andern Leuten durchstreift werde. Beweisen Sie mir das!‹

Hier glaubte ich meinen Mann fassen zu können. ›Auf‹, rief ich, ›kommen Sie mit mir, in zwei Stunden sind wir in B*** und das was ich behauptet, ist bewiesen.‹

›Armer verblendeter Tor‹, sprach Serapion, ›welch ein Raum trennt uns von B***! – Aber gesetzten Falls ich folgte Ihnen wirklich nach einer Stadt, die Sie B*** nennen, würden Sie mich davon überzeugen können, dass wir wirklich nur zwei Stunden wandelten, dass der Ort, wo wir hingelangten wirklich B*** sei? – Wenn ich nun behauptete, dass eben Sie von einem heillosen Wahnsinn befangen die Thebaische Wüste für ein Wäldchen und das ferne, ferne Alexandrien für die süddeutsche Stadt B*** hielten, was würden Sie sagen können? Der alte Streit würde nie enden und uns beiden verderblich werden. – Und noch eins mögen Sie recht ernstlich bedenken! – Sie müssen es wohl merken, dass der, der mit Ihnen spricht, ein heitres ruhiges mit Gott versöhntes Leben führt. Nur nach überstandenem Märtyrertum geht ein solches Leben im Innern auf. Hat es nun der ewigen Macht gefallen einen Schleier zu werfen über das, was vor jenem Märtyrertum geschah, ist es nicht eine grausame heillose Teufelei, an diesem Schleier zu zupfen?‹

Mit all meiner Weisheit stand ich vor diesem Wahnsinnigen verwirrt – beschämt! – Mit der Konsequenz seiner Narrheit hatte er mich gänzlich aus dem Felde geschlagen und ich sah die Torheit meines Unternehmens in vollem Umfange ein. Noch mehr als das, den Vorwurf, den seine letzten Worte enthielten, fühlte ich ebenso tief als mich das dunkle Bewusstsein des frühern Lebens, das darin wie ein höherer unverletzbarer Geist hervorschimmerte, in Erstaunen setzte.

Serapion schien meine Stimmung recht gut zu bemerken, er schaute mir mit einem Blick, in dem der Ausdruck der reinsten unbefangensten Gemütlichkeit lag, ins Auge und sprach dann: ›Gleich hielt ich Sie eben für keinen schlimmen Widersacher, und so ist es auch in der Tat. Wohl mag es sein, dass dieser, jener, ja vielleicht der Teufel selbst Sie aufgeregt hat, mich zu versuchen, in Ihrer Gesinnung lag es gewiss nicht; und vielleicht nur, dass Sie mich anders fanden, als Sie sich den Anachoreten Serapion gedacht hatten, bestärkte Sie in den Zweifeln, die Sie mir entgegenwarfen. Ohne im Mindesten von jener Frömmigkeit abzuweichen, die dem ziemt, der sein ganzes Leben Gott und der Kirche geweiht, ist mir jener aszetische Zynismus fremd, in den viele von meinen Brüdern verfielen und dadurch statt der gerühmten Stärke, innere Ohnmacht, ja offenbare Zerrüttung aller Geisteskräfte bewiesen. Des Wahnsinns hätten Sie mich beschuldigen können, fanden Sie mich in dem heillosen abscheuligen Zustande, den jene besessene Fanatiker sich oft selbst bereiten. Sie glaubten den Mönch Serapion zu finden, jenen zynischen Mönch, blass, abgemagert, entstellt von Wachen und Hungern, alle Angst, alles Entsetzen der abscheuligen Träume im düstern Blick, die den heiligen Antonius zur Verzweiflung brachten, mit schlotternden Knien, kaum vermögend aufrecht zu stehen, in schmutziger blutbedeckter Kutte, und treffen auf einen ruhigen heitern Mann. Auch ich überstand diese Qualen von der Hölle selbst in meiner Brust entzündet, aber als ich mit zerrissenen Gliedern, mit zerschelltem Haupt erwachte, erleuchtete der Geist mein Innres und ließ Seele und Körper gesunden. Möge dich, o mein Bruder! der Himmel schon auf Erden die Ruhe, die Heiterkeit genießen lassen, die mich erquickt und stärkt. Fürchte nicht die Schauer der tiefen Einsamkeit, nur in ihr geht dem frommen Gemüt solch ein Leben auf!‹

Serapion, der die letzten Worte mit wahrhaft priesterlicher Salbung gesprochen, schwieg jetzt, und hob den verklärten Blick gen Himmel. War’s denn anders möglich, musste mir nicht ganz unheimlich zumute werden? – Ein wahnsinniger Mensch, der seinen Zustand als eine herrliche Gabe des Himmels preist, nur in ihm Ruhe und Heiterkeit findet und recht aus der innersten Überzeugung mir ein gleiches Schicksal wünscht!

Ich gedachte mich zu entfernen, doch in demselben Augenblick begann Serapion mit verändertem Ton: ›Sie sollten nicht meinen, dass diese raue unwirtbare Wüste mir für meine stille Betrachtungen oft beinahe zu lebhaft wird. Täglich erhalte ich Besuche von den merkwürdigsten Männern der verschiedensten Art. Gestern war Ariost bei mir, dem bald darauf Dante und Petrarch folgten, heute abends erwarte ich den wackern Kirchenlehrer Evagrius und gedenke, so wie gestern über Poesie, heute über die neuesten Angelegenheiten der Kirche zu sprechen. Manchmal steige ich auf die Spitze jenes Berges, von der man bei heitrem Wetter ganz deutlich die Türme von Alexandrien erblickt, und vor meinen Augen begeben sich die wunderbarsten Ereignisse und Taten. Viele haben das auch unglaublich gefunden und gemeint, ich bilde mir nur ein, das vor mir im äußern Leben wirklich sich ereignen zu sehen was sich nur als Geburt meines Geistes, meiner Fantasie gestalte. Ich halte dies nun für eine der spitzfündigsten Albernheiten, die es geben kann. Ist es nicht der Geist allein, der das, was sich um uns her begibt in Raum und Zeit, zu erfassen vermag? – Ja was hört, was sieht, was fühlt in uns? – Vielleicht die toten Maschinen, die wir Auge – Ohr – Hand etc. nennen und nicht der Geist? – Gestaltet sich nun etwa der Geist seine in Raum und Zeit bedingte Welt im Innern auf eigne Hand und überlässt jene Funktionen einem andern uns inwohnenden Prinzip? – Wie ungereimt! Ist es nun also der Geist allein, der die Begebenheit vor uns erfasst, so hat sich das auch wirklich begeben was er dafür anerkennt. – Eben gestern sprach Ariost von den Gebilden seiner Fantasie und meinte, er habe im Innern Gestalten und Begebenheiten geschaffen, die niemals in Raum und Zeit existierten. Ich bestritt, dass dies möglich, und er musste mir einräumen, dass es nur Mangel höherer Erkenntnis sei, wenn der Dichter alles, was er vermöge seiner besonderen Sehergabe vor sich in vollem Leben erschaue, in den engen Raum seines Gehirns einschachteln wolle. Aber erst nach dem Märtyrertum kommt jene höhere Erkenntnis, die genährt wird von dem Leben in tiefer Einsamkeit. – Sie scheinen nicht mit mir einig, Sie begreifen mich vielleicht gar nicht? – Doch freilich, wie sollte ein Kind der Welt, trägt es auch den besten Willen dazu in sich, den Gott geweihten Anachoreten begreifen können in seinem Tun und Treiben! – Lassen Sie mich erzählen, was sich heute als die Sonne aufging und ich auf der Spitze jenes Berges stand, vor meinen Augen begab.‹ –

Serapion erzählte jetzt eine Novelle, angelegt, durchgeführt, wie sie nur der geistreichste, mit der feurigsten Fantasie begabte Dichter anlegen, durchführen kann. Alle Gestalten traten mit einer plastischen Ründung, mit einem glühenden Leben hervor, dass man fortgerissen, bestrickt von magischer Gewalt wie im Traum daran glauben musste, dass Serapion alles selbst wirklich von seinem Berge erschaut. Dieser Novelle folgte eine andere und wieder eine andere, bis die Sonne hoch im Mittag über uns stand. Da erhob sich Serapion von seinem Sitz und sprach in die Ferne blickend: ›Dort kommt mein Bruder Hilarion, der in seiner zu großen Strenge immer mit mir zürnt, dass ich mich der Gesellschaft fremder Leute zu sehr hingebe.‹ Ich verstand den Wink, und nahm Abschied, indem ich fragte, ob es mir wohl vergönnt sei, wieder einzukehren. Serapion erwiderte mit mildem Lächeln: ›Ei, mein Freund! Ich dachte, du würdest hinauseilen aus dieser wilden Wüste, die deiner Lebensweise gar nicht zuzusagen scheint. Gefällt es dir aber einige Zeit hindurch deine Wohnung in meiner Nähe aufzuschlagen, so sollst du mir jederzeit willkommen sein in meiner Hütte, in meinem Gärtlein! Vielleicht gelingt es mir, den zu bekehren, der zu mir kam als böser Widersacher! – Gehab dich wohl, mein Freund!‹ – Gar nicht vermag ich den Eindruck zu beschreiben, den der Besuch bei dem Unglücklichen auf mich machte. Indem mich sein Zustand, sein methodischer Wahnsinn, in dem er das Heil seines Lebens fand, mit tiefem Schauer erfüllte, setzte mich sein hohes Dichtertalent in Staunen, erweckte seine Gemütlichkeit, sein ganzes Wesen, das die ruhigste Hingebung des reinsten Geistes atmete, in mir die tiefste Rührung. Ich gedachte jener schmerzlichen Worte Opheliens: ›O welch ein edler Geist ist hier zerstört! Des Hofmanns Auge, des Gelehrten Zunge, des Kriegers Arm, des Staates Blum und Hoffnung, der Sitte Spiegel und der Bildung Muster, das Merkziel der Betrachter, ganz, ganz hin – ich sehe die edle hochgebietende Vernunft, misstönend wie verstimmte Glocken jetzt; dies hohe Bild, die Züge blühender Jugend, durch Schwärmerei zerrüttet‹ – und doch konnt ich die ewige Macht nicht anklagen, die vielleicht auf diese Weise den Unglücklichen vor bedrohlichen Klippen rettete in den sichern Hafen. Je öfter ich nun meinen Anachoreten besuchte, desto herzlicher gewann ich ihn lieb. Immer fand ich ihn heiter und gesprächig, und ich hütete mich wohl, etwa wieder den psychologischen Arzt machen zu wollen. Es war bewundrungswürdig, mit welchem Scharfsinn, mit welchem durchdringenden Verstande mein Anachoret über das Leben in allen seinen Gestaltungen sprach, höchst merkwürdig aber, aus welchen von jeder aufgestellten Ansicht ganz abweichenden tiefern Motiven er geschichtliche Begebenheiten entwickelte. Nahm ich’s mir zuweilen heraus, sosehr mich auch der Scharfsinn seiner Divinationen traf, doch einzuwenden, dass kein historisches Werk der besonderen Umstände erwähne, die er anführe, so versicherte er mit mildem Lächeln, dass wohl freilich kein Historiker in der Welt das alles so genau wissen könne, als er, der es ja aus dem Munde der handelnden Personen selbst hätte, die ihn besucht. – Ich musste B*** verlassen, und kehrte erst nach drei Jahren wieder zurück. Es war später Herbst in der Mitte des Novembers, wenn ich nicht irre gerade der vierzehnte, als ich hinauslief, um meinen Anachoreten aufzusuchen. Von Weitem hörte ich den Ton der kleinen Glocke, die über seiner Hütte angebracht war, und fühlte mich von seltsamen Schauern, von düsterer Ahnung durchbebt. Ich kam endlich an die Hütte, ich trat hinein. Serapion lag ausgestreckt die Hände auf der Brust gefaltet, auf seinen Binsenmatten. Ich glaubte dass er schliefe. Ich trat näher heran, da merkt ich es wohl – er war gestorben!« –

»Und du begrubst ihn mit Hülfe zweier Löwen!« – So unterbrach Ottmar den Freund. »Wie? – was sagst du?«, rief Cyprian, ganz erstaunt. »Ja«, fuhr Ottmar fort, »es ist nicht anders. Schon im Walde, noch ehe du Serapions Hütte erreicht hattest, begegneten dir seltsame Ungeheuer, mit denen du sprachst. Ein Hirsch brachte dir den Mantel des heiligen Athanasius und bat dich Serapions Leichnam darin einzuwickeln. – Genug, dein letzter Besuch bei deinem wahnsinnigen Anachoreten gemahnt mich an jenen wunderbaren Besuch, den Antonius dem Einsiedler Paulus abstattete, und von dem der heilige Mann so viel fantastisches Zeug erzählt, dass man wohl wahrnimmt, wie es ihm ziemlich stark im Kopf spukte. Du siehst, dass ich mich auch auf die Legenden der Heiligen verstehe! – Nun weiß ich, warum vor einigen Jahren deine ganze Fantasie von Mönchen, Klöstern, Einsiedlern, Heiligen erfüllt war. Ich merkte das aus dem Briefe, den du mir damals schriebst, und in dem ein solch eigner mystischer Ton herrschte, dass ich auf allerlei sonderbare Gedanken geriet. – Irr ich nicht, so dichtetest du damals ein seltsames Buch, das, auf den tiefsten katholischen Mystizismus basiert, so viel Wahnsinniges und Teuflisches enthielt, dass es dich hätte bei sanften hochgescheuten Personen um allen Kredit bringen können. Gewiss spukte damals der höchste Serapionismus in dir.« »So ist es«, erwiderte Cyprian, »und ich möchte beinahe wünschen, jenes fantastische Buch, das indessen doch als Warnungszeichen den Teufel an der Stirn trägt, vor dem sich ein jeder hüten kann, nicht in die Welt geschickt zu haben. Freilich regte mich der Umgang mit dem Anachoreten dazu an. Ich hätt ihn vielleicht meiden sollen, aber du, Ottmar, ihr alle kennt ja meinen besondern Hang zum Verkehr mit Wahnsinnigen; immer glaubt ich, dass die Natur gerade beim Abnormen Blicke vergönne in ihre schauerlichste Tiefe und in der Tat selbst in dem Grauen, das mich oft bei jenem seltsamen Verkehr befing, gingen mir Ahnungen und Bilder auf, die meinen Geist zum besonderen Aufschwung stärkten und belebten. Mag es sein, dass die von Grund aus Verständigen diesen besondern Aufschwung nur für den Paroxysmus einer gefährlichen Krankheit halten; was tut das, wenn der der Krankheit Angeklagte sich nur selbst kräftig und gesund fühlt.«

»Das bist du ganz gewiss, mein lieber Cyprian«, nahm Theodor das Wort, »und das beweiset deine robuste Konstitution, um die ich dich beinah beneiden möchte. Du sprichst von dem Blick in die schauerlichste Tiefe der Natur, möge nur jeder sich vor einem solchen Blick hüten, der sich nicht frei weiß von allem Schwindel. – So wie du uns deinen Serapion dargestellt hast, wird wohl niemand leugnen, dass sein gutmütiger stiller Wahnsinn gar nicht in Betracht kommen konnte, da der Umgang mit dem geistreichsten, lebendigsten Dichter kaum mit dem seinigen zu vergleichen. Gestehe aber nur ein, dass vorzüglich da nun Jahre darüber vergangen, als du ihn lebend verließest, du uns seine Gestalt nur in vollem glänzenden Licht, wie sie in deinem Innern lebt, darstellen konntest. Dann aber behaupte ich meinerseits, dass mich wenigstens bei einem Menschen, der eben auf solche Weise wahnsinnig, wie dein Serapion, die innere Angst ja das Entsetzen nie verlassen würde. Schon bei deiner Erzählung, als Serapion seinen Zustand als den glücklichsten pries, als er dich so selig wünschte, als er selbst sich fühlte, standen mir die Haare zu Berge. – Es wäre heillos, wenn der Gedanke dieses glücklichen Zustandes Wurzel fassen im Gemüt, und dadurch den wirklichen Wahnsinn herbeiführen könnte. – Nie hätte ich mich schon deshalb Serapions Umgange hingegeben, und dann ist noch außer der geistigen Gefahr die leibliche zu fürchten, dass, wie der französische Arzt Pinel häufige Fälle anführt, von fixen Ideen Befallene oft plötzlich in Tobsucht geraten, und wie ein wütendes Tier alles um sich her morden.«

»Theodor hat recht«, sprach Ottmar, »ich tadle, o Cyprian, deinen närrischen Hang zur Narrheit, deine wahnsinnige Lust am Wahnsinn. Es liegt etwas Überspanntes darin, das dir selbst mit der Zeit wohl lästig werden wird. Dass ich Wahnsinnige fliehe wie die Pest, versteht sich wohl, aber schon Menschen von überreizter Fantasie, die sich auf diese oder jene Weise spleenisch äußert, sind mir unheimisch und fatal.«

»Du«, nahm Theodor das Wort: »du, lieber Ottmar, gehst hierin wieder offenbar zu weit, indem, wie ich wohl weiß, du alles, was sich von innen heraus im Äußern auf nicht gewöhnliche etwas seltsame Weise gebärden will, hassest. Das Missverhältnis des innern Gemüts mit dem äußern Leben, welches der reizbare Mensch fühlt, treibt ihn wohl zu besonderen Grimassen, die die ruhigen Gesichter, über die der Schmerz so wenig Gewalt hat als die Lust, nicht begreifen können, sondern sich nur darüber ärgern. Merkwürdig ist es aber, dass du, mein Ottmar, selbst so leicht verwundlich, geneigt bist, aus allen Schranken zu treten, und schon oft den Vorwurf des vollkommensten Spleens auf dich geladen hast. – Ich denke eben an einen Mann, dessen toller Humor in der Tat bewirkte, dass die halbe Stadt, wo er lebte, ihn für wahnsinnig ausschrie, unerachtet kein Mensch weniger Anlage zum eigentlichen, entschiedenen Wahnsinn haben konnte, als eben er. – Die Art, wie ich seine Bekanntschaft machte, ist ebenso seltsam komisch, als die Lage, in der ich ihn wiederfand, rührend und das innerste Herz ergreifend. Ich möcht euch davon erzählen, um den sanften Übergang vom Wahnsinn durch den Spleen in die völlig gesunde Vernunft zu bewirken. Befürchten muss ich nur, zumal, da von Musik viel die Rede sein dürfte, dass ihr mir denselben Vorwurf machen werdet, den ich unserm Cyprianus entgegenwarf, nämlich, dass ich meinen Gegenstand fantastisch ausschmücke, und viel von dem Meinigen hinzufüge, was denn doch gar nicht der Fall sein wird. – Ich bemerke indessen, dass Lothar sehnsüchtige Blicke nach jener Vase wirft, die Cyprian geheimnisvoll genannt, und sich von ihrem Inhalt viel Ersprießliches versprochen hat. Lasst uns den Zauber lösen!« –

Theodor nahm den Deckel von dem Gefäße herab, und schenkte seinen Gästen ein Getränk ein, das König und Minister der Gesellschaft vom eierlegenden Hahn als übervortrefflich anerkannt und ohne Bedenken im Staat eingeführt haben würden. »Nun«, rief Lothar, nachdem er ein paar Gläser geleert hatte, »nun Theodor, erzähle von deinem spleenischen Mann. Sei humoristisch – lustig – rührend – ergreifend – sei alles was du willst, nur erlöse uns von dem vermaledeiten wahnsinnigen Anachoreten, hilf uns heraus aus dem Bedlam, in das uns Cyprianus geschleppt!« –

»Der Mann«, begann Theodor, »von dem ich sprechen will, ist niemand anders als der Rat Krespel in H–.

Dieser Rat Krespel war nämlich in der Tat einer der allerwunderlichsten Menschen, die mir jemals im Leben vorgekommen. Als ich nach H– zog, um mich einige Zeit dort aufzuhalten, sprach die ganze Stadt von ihm, weil soeben einer seiner allernärrischten Streiche in voller Blüte stand. Krespel war berühmt als gelehrter gewandter Jurist und als tüchtiger Diplomatiker. Ein nicht eben bedeutender regierender Fürst in Deutschland hatte sich an ihn gewandt, um ein Memorial auszuarbeiten, das die Ausführung seiner rechtsbegründeten Ansprüche auf ein gewisses Territorium zum Gegenstand hatte, und das er dem Kaiserhofe einzureichen gedachte. Das geschah mit dem glücklichsten Erfolg, und da Krespel einmal geklagt hatte, dass er nie eine Wohnung seiner Bequemlichkeit gemäß finden könne, übernahm der Fürst um ihn für jenes Memorial zu lohnen, die Kosten eines Hauses, das Krespel ganz nach seinem Gefallen aufbauen lassen sollte. Auch den Platz dazu wollte der Fürst nach Krespels Wahl ankaufen lassen; das nahm Krespel indessen nicht an, vielmehr blieb er dabei, dass das Haus in seinem vor dem Tor in der schönsten Gegend belegenen Garten erbaut werden solle. Nun kaufte er alle nur mögliche Materialien zusammen und ließ sie herausfahren; dann sah man ihn, wie er tagelang in seinem sonderbaren Kleide (das er übrigens selbst angefertigt nach bestimmten eigenen Prinzipien) den Kalk löschte, den Sand siebte, die Mauersteine in regelmäßige Haufen aufsetzte usw. Mit irgendeinem Baumeister hatte er nicht gesprochen, an irgendeinen Riss nicht gedacht. An einem guten Tage ging er indessen zu einem tüchtigen Mauermeister in H– und bat ihn, sich morgen bei Anbruch des Tages mit sämtlichen Gesellen und Burschen, vielen Handlangern usw. in dem Garten einzufinden, und sein Haus zu bauen. Der Baumeister fragte natürlicherweise nach dem Bauriss, und erstaunte nicht wenig, als Krespel erwiderte, es bedürfe dessen gar nicht, und es werde sich schon alles, wie es sein solle, fügen. Als der Meister anderen Morgens mit seinen Leuten an Ort und Stelle kam, fand er einen im regelmäßigen Viereck gezogenen Graben, und Krespel sprach: ›Hier soll das Fundament meines Hauses gelegt werden, und dann bitte ich die vier Mauern so lange heraufzuführen, bis ich sage, nun ist’s hoch genug.‹ ›Ohne Fenster und Türen, ohne Quermauern?‹, fiel der Meister, wie über Krespels Wahnsinn erschrocken, ein. ›So wie ich es Ihnen sage, bester Mann‹, erwiderte Krespel sehr ruhig, ›das Übrige wird sich alles finden.‹ Nur das Versprechen reicher Belohnung konnte den Meister bewegen, den unsinnigen Bau zu unternehmen; aber nie ist einer lustiger geführt worden, denn unter beständigem Lachen der Arbeiter, die die Arbeitsstätte nie verließen, da es Speis und Trank vollauf gab, stiegen die vier Mauern unglaublich schnell in die Höhe, bis eines Tages Krespel rief: ›Halt!‹ Da schwieg Kell und Hammer, die Arbeiter stiegen von den Gerüsten herab, und indem sie den Krespel im Kreise umgaben, sprach es aus jedem lachenden Gesicht: ›Aber wie nun weiter?‹ – ›Platz!‹, rief Krespel, lief nach einem Ende des Gartens, und schritt dann langsam auf sein Viereck los, dicht an der Mauer schüttelte er unwillig den Kopf, lief nach dem andern Ende des Gartens, schritt wieder auf das Viereck los, und machte es wie zuvor. Noch einige Male wiederholte er das Spiel, bis er endlich mit der spitzen Nase hart an die Mauern anlaufend, laut schrie: ›Heran, heran ihr Leute, schlagt mir die Tür ein, hier schlagt mir eine Tür ein!‹ – Er gab Länge und Breite genau nach Fuß und Zoll an, und es geschah, wie er geboten. Nun schritt er hinein in das Haus, und lächelte wohlgefällig, als der Meister bemerkte, die Mauern hätten gerade die Höhe eines tüchtigen zweistöckigen Hauses. Krespel ging in dem innern Raum bedächtig auf und ab, hinter ihm her die Maurer mit Hammer und Hacke, und sowie er rief: ›Hier ein Fenster sechs Fuß hoch, vier Fuß breit! – dort ein Fensterchen drei Fuß hoch, zwei Fuß breit!‹, so wurde es flugs eingeschlagen. Gerade während dieser Operation kam ich nach H–, und es war höchst ergötzlich anzusehen, wie Hunderte von Menschen um den Garten herumstanden, und allemal laut aufjubelten, wenn die Steine herausflogen, und wieder ein neues Fenster entstand, da wo man es gar nicht vermutet hatte. Mit dem übrigen Ausbau des Hauses und mit allen Arbeiten, die dazu nötig waren, machte es Krespel auf ebendieselbe Weise, indem sie alles an Ort und Stelle nach seiner augenblicklichen Angabe verfertigen mussten.