Die Sklavenkarawane - Karl May - E-Book

Die Sklavenkarawane E-Book

Karl May

4,9

Beschreibung

Im Sudan unterdrücken gewissenlose Ausbeuter die Dörfer der Eingeborenen, plündern und morden und verkaufen die Bewohner an ebenso gewissenlose Händler. Deutsche Forscher stossen auf den schlimmsten aller Sklavenräuber, den "Vater des Todes". Gefährliche Abenteuer stehen ihnen bevor... Die vorliegende Erzählung spielt in der zweiten Hälfte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts.

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 41

DIE

SKLAVENKARAWANE

ERZÄHLUNG AUS DEM SUDAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1949 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1541-3

1. Der ‚Vater der vier Augen‘

„Haï es sala“ – rief der fromme Schech el dschemali, der Anführer der Karawane – „auf zum Gebet! El Asr ist da, die Zeit der Kniebeuge, drei Stunden nach Mittag!“

Die Männer kamen herbei, warfen sich auf den sonnendurchglühten Boden nieder, ließen den Sand durch die Hände gleiten und rieben sich damit an Stelle des fehlenden, zur vorgeschriebenen Waschung nötigen Wassers sanft gegen die Wangen. Dabei sprachen sie laut die Worte der Fathha, der ersten Sure des Korans: „Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tage des Gerichts. Dir wollen wir dienen und zu dir wollen wir flehen, auf dass du uns führest den rechten Weg, den Weg derer, die sich deiner Gnade freuen, und nicht den Weg derer, über die du zürnest, und nicht den der Irrenden!“

Die Betenden knieten sämtlich in der Kibbla, das heißt mit dem Gesicht nach der Gegend von Mekka gerichtet. Sie fuhren unter fortgesetzten Verbeugungen fort, sich mit dem Sand zu waschen, bis der Schech sich erhob und ihnen damit das Zeichen gab, dass die gottesdienstliche Handlung zu Ende sei. Das Gesetz gestattet dem Reisenden, in der wasserarmen Wüste die bei den täglichen Gebeten stattzuhabende Reinigung mit Hilfe des Sandes bildlich vorzunehmen, und diese Milde verstößt keineswegs gegen die Anschauung des Wüstenbewohners. Er nennt die Wüste ‚Bahr bala moïje lakin miljan nukat er raml‘ – das Meer ohne Wasser, aber voller Sandtropfen, und vergleicht also den Sand der endlos scheinenden Einöde mit den Wassern des ebenso unendlich sich darstellenden Meeres.

Freilich war es nicht die große Sahara, auch nicht die mit ihren welligen Sandhügeln einer bewegten See gleichende Hammada, wo sich die kleine Karawane befand, aber ein Stück Wüste war es doch, das rundum vor dem Auge lag, so weit dieses nur zu blicken vermochte. Sand, Sand und nichts als Sand! Kein Baum, kein Strauch, nicht einmal ein Grashalm war zu sehen. Dazu strahlte die Sonne wahrhaftig glühend vom Himmel hernieder und es gab nirgends Schatten als hinter der zerklüfteten, zackigen Felsengruppe, die sich aus den Sandebenen erhob und den Ruinen einer alten Zwingburg glich.

In diesem Schatten hatte die Karawane seit einer Stunde vor Mittag bis jetzt gelagert, um den Kamelen während der heißesten Tagesstunden Ruhe zu gönnen. Nun war die Zeit des Asr vorüber und man wollte aufbrechen. Der Moslem und ganz besonders der Bewohner der Wüste tritt seine Reisen überhaupt fast stets zur Stunde des Asr an. Nur die Not kann ihn veranlassen, davon eine Ausnahme zu machen, und wenn dann die Wanderung nicht den gehofften günstigen Verlauf nimmt, so schiebt er sicher die Schuld auf den Umstand, dass er nicht zur Glück verheißenden Stunde aufgebrochen sei.

Die Karawane war nicht groß. Sie bestand aus nur sechs Personen mit ebenso vielen Reit- und fünf Lastkamelen. Fünf von den Männern waren Homr-Araber, die als übertrieben strenggläubige Muselmanen bekannt sind. Dass dieser Ruf ein wohlverdienter sei, zeigte sich jetzt nach dem Gebet, denn, als die fünf sich erhoben hatten und sich zu ihren Tieren begaben, murmelte der Schech den anderen leise zu: „Allah jenahrl el kelb, el nusrani – Gott verderbe den Hund, den Christen!“

Dabei warf er einen verborgenen, bösen Blick auf den sechsten Mann, der hart am Felsen saß und damit beschäftigt war, einen kleinen Vogel auszubalgen.

Dieser Mann hatte nicht die scharf geschnittenen Gesichtszüge und die Glutaugen der Araber, auch nicht ihre schmächtige Gestalt. Als er sah, dass sie aufbrechen wollten, und sich nun erhob, zeigte sich seine Figur so hoch, stark und breitschultrig wie die eines preußischen Gardekürassiers. Sein Haar war blond, ebenso der dichte Vollbart, der sein Gesicht umschloss. Seine Augen waren von blauer Farbe und seine Gesichtszüge von einer im Morgenland ungewöhnlichen Weichheit.

Er war genauso wie seine arabischen Gesellschafter gekleidet; das heißt, er trug einen hellen Burnus mit über den Kopf gezogener Kapuze. Doch als er sein Kamel jetzt bestieg und sich dabei der Burnus vorn öffnete, war zu sehen, dass er hohe Wasserstiefel anhatte, eine gewiss seltene Erscheinung hier in dieser Gegend. Aus seinem Gürtel blickten die Griffe zweier Revolver und eines Messers und an dem Sattel hingen zwei Gewehre, ein leichteres zur Tötung von Vögeln und ein schwereres zur Erledigung größerer Tiere, beide aber Hinterlader. Vor den Augen trug er eine Schutzbrille.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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