Die Staubfängerin - Katja Oskamp - E-Book

Die Staubfängerin E-Book

Katja Oskamp

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Beschreibung

»Mit furiosem Einsatz durch alle Fegefeuer des hausfraulich-mütterlichen Perfektionswahns.« - Der Spiegel In einem schmuddligen Provinztheater verliebt sich die Regieassistentin Tanja Merz in den zwanzig Jahre älteren Dirigenten Edgar. Über Nacht verlässt sie das Theater und zieht in das Reihenhaus des Dirigenten ein. Tanja wird schwanger. Schockiert von der Frühgeburt ihrer Tochter nimmt sie den ärztlichen Rat, penibel auf Sauberkeit zu achten, todernst. Während Edgar durch die Welt jettet und das Baby im Brutkasten um sein Leben ringt, fängt Tanja an, gegen den Schmutz zu kämpfen. Endlich darf sie das Kind ins keimfreie Haus holen. Auch Edgar kehrt heim. Die Familie ist komplett. Das Desaster nimmt seinen Lauf.

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Veröffentlichungsjahr: 2024

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Die Staubfängerin

Katja Oskamp, geboren 1970 in Leipzig, ist in Berlin aufgewachsen und arbeitete als Dramaturgin. Ihr Buch Marzahn, mon amour entwickelte sich zu einem großen Bestseller und wurde mit dem Dublin Literary Award 2023 ausgezeichnet. Bei den Ullsteim Buchverlagen erscheint ihr dritter Roman Die vorletzte Frau sowie die früheren Werke Halbschwimmer und Die Staubfängerin in Neuauflage.

»Eine unprätentiöse, galligwitzige Erzählerin der Tragödien des Alltags und der Liebe.«Deutschlandradio KulturIn einem schmuddligen Provinztheater verliebt sich die Regieassistentin Tanja Merz in den zwanzig Jahre älteren Dirigenten Edgar. Über Nacht verlässt sie das Theater und zieht in das Reihenhaus des Dirigenten ein. Tanja wird schwanger. Schockiert vonder Frühgeburt ihrer Tochter nimmt sie den ärztlichen Rat, penibel auf Sauberkeit zu achten, todernst. Während Edgar durch die Welt jettet und das Baby im Brutkasten um sein Leben ringt, fängt Tanja an, gegen den Schmutz zu kämpfen. Als sie das Kind ins Haus holen darf und auch Edgar heimkehrt, nimmt das Desaster seinen Lauf.

Katja Oskamp

Die Staubfängerin

Roman

Ullstein

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Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch 1. Auflage Dezember 2024 © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2024 Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Textund Data-Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.Umschlaggestaltung und Titelabbildung: Hermann Huelsenberg, Huelsenberg Bücher, BerlinFoto der Autorin: © Mathias BothorE-Book-Konvertierung powered by pepyrusISBN 978-3-8437-3283-3

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Inhalt

Das Buch

Titelseite

Impressum

Februar

Prolog

Die Tür

Das Kind

Januar

Sommer

Kamelie

Leseprobe: Die vorletzte Frau

Social Media

Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Februar

Widmung

Brigitte Trimper gewidmet

Februar

Ende Februar krochen die Bewohner aus den Reihenhäusern. Sie fegten modriges Laub von den Terrassen, befreiten Beete von Abdeckungen, lockerten die von Schmelzwasser durchtränkte Erde auf. Sie durchlüfteten ihre Häuser, schüttelten die Federbetten auf und vertrieben den Wintermief. Ich konnte den Frühjahrsputz vergessen. Was immer ich im Haus begann, wurde von Paulas Geschrei jäh unterbrochen. Ich ließ den Wassereimer auf dem halb gewischten Parkett stehen, den Staubsauger mitten im Kinderzimmer zu Boden sinken, die Wäsche in der Trommel liegen. Da die nassen, unbelüfteten Klamotten schnell anfingen zu muffeln, musste ich manchen Waschgang bis zu dreimal wiederholen. Ich schaffte es knapp, die Küche in Ordnung zu halten, mit dem R5 die Einkäufe zu erledigen und Paulas Mahlzeiten vorzubereiten. Dafür weitete ich meine Spaziergänge aus. Jeden Morgen wurde es ein paar Minuten eher hell. In den Gärten sprossen kleine weiße Inseln aus dem Gras. Den Schneeglöckchen folgten die Krokusse in Gelb und Violett. Ich fand Schleichwege zu den Nachbardörfern, wanderte über stillgelegte Gleise, entdeckte Waldlichtungen. Am Bach beobachtete ich das Treiben der Nutrias, die am Ufer unter Wurzeln hausten. Auf dem Dorfteich verwertete Vater Schwan die Reste des zerfallenen Entenhäuschens geschickt für die Nesterneuerung. Mutter Schwan brütete. Sechs Eier seien es in diesem Jahr, nuschelte der Bauer, ohne die Pfeife aus dem Mundwinkel zu nehmen, und das Schwanenpaar käme schon zum siebten Mal ins alte Nest.

Dr. Constanze Ronniger lernte ich als freundliche, solide Ärztin ohne Allüren kennen. In aller Ruhe hörte sie sich Paulas Geschichte an. Sie stellte Fragen und betrachtete Paula ausgiebig. Sie legte eine Krankenakte an und dokumentierte jede Medikation, jeden Wert, jede Auffälligkeit. Sie maß, wog, kontrollierte und überwies mich zu Fachärzten. Manchmal griff die Ärztin zum Hörer, rief in der Kinderklinik an und ließ sich mit dem Professor verbinden. Ich trug Paula auf dem Arm herum und betete, dass sie still sein möge. Der Professor sollte Paula nicht schreien hören. War Paula nicht zu beruhigen, verließ ich für die Dauer des Telefonats das Sprechzimmer. Am Empfangstresen im Wartezimmer saß Schwester Ilona, eine missgelaunte, übergewichtige Person, die mir zu verstehen gab, dass sie mich für einen Totalversager hielt. Schwester Ilona tat alles, um mich abzuwimmeln. Die Ärztin jedoch hielt es für angebracht, Paula jederzeit und ohne Termin zu behandeln. Vor Beginn der Sprechstunde durfte ich Paula vorstellen, wenn sie in der Nacht gefiebert, die Nahrung verweigert und sich die Seele aus dem Leib geschrien hatte. Aber Paula wuchs, aller Krankheit zum Trotz wuchs Paula, und während sie Kilo für Kilo zulegte, laugte mich der Schlafmangel aus und verwandelte mich in ein Wrack. Die Haut war fahl und schlaff, die Falten unter den Augen gruben sich tief und tiefer, die Gegend um die Narbe blieb tot. Ich ließ mir beim Zahnarzt eine Beißschiene fertigen, um die tonnenschweren Gewichte abzufangen, die ich nachts zwischen meinen Kiefern bewegte.

Edgar tourte drei Monate lang mit einem polnischen Orchester durch den Ruhrpott. Musikalisch sei es keine große Sache, dafür die Bezahlung anständig. Er dirigierte in Städten, die ich nie gesehen hatte, Duisburg, Essen, Castrop-Rauxel, stets dasselbe Programm, stets dieselben Musiker, beim Verbeugen stets derselbe Blumenstrauß. Nach den Konzerten fuhr das Orchester im gemieteten Bus in ein schäbiges Hotel zurück. Edgar lehnte es ab, mit der Masse zu reisen. Er erledigte alle Wege im eigenen Wagen, und sein Ehrgeiz bestand darin, den Rückstand, den obligatorische Small Talks samt Komplimenten und Händeschütteln nach den Konzerten verursachten, wiedergutzumachen. Auf der nächtlichen Autobahn überholte er den Orchesterbus und traf als Erster im Hotel ein. Immer gewann Edgar die heimlichen Wettrennen. Zufrieden rief er mich an, und ich hörte die Bierdose aufzischen, die Nüsschenverpackung knistern und wusste, dass er sich, ohne zu duschen, aufs Hotelbett geworfen hatte und den Fernseher anschalten würde, sobald ich mit meinem Gejammer über Paula zu Ende war.

Hatte Edgar spielfrei, kam er umgehend nach Hause. Der Aktenkoffer klatschte auf den Esstisch. Das Leder war zerkratzt, die Ecken ramponiert. Vor der Fensterfront baumelte der schwarze Frack. Auf dem Kragen entdeckte ich weißliche, eingetrocknete Ränder. Edgar brachte mir seinen alten Schweiß aus dem Ruhrpott mit. Ich drückte Edgar Paula in die Hand, um endlich den Haushalt auf Vordermann zu bringen. Zwei Tage später landete der Frack mitsamt den Schweißrändern im Wagen und fuhr Hunderte Kilometer zurück in die westdeutsche Provinz.

An einem Vormittag im April klingelte die Nachbarin, eine stämmige Mittdreißigerin, und brachte mir ein Blumensträußchen. Ich könne Betti zu ihr sagen, im Dorf duzten sich alle, hier gehe es unkompliziert zu, ein schönes Miteinander. Sie, Betti, sei mit der Ärztin befreundet, und Constanze habe angedeutet, dass Paula ein schwieriges Baby sei. Manchmal höre sie die Kleine nachts schreien, dann täte ich ihr leid, und wenn ich Hilfe bräuchte, solle ich ruhig Bescheid sagen. Sie, Betti, könne gut nachfühlen, was ich gerade mitmache: das Kind ständig krank, der Mann nie da und die viele Arbeit im Haus. Ihr Mann sei in der Baubranche tätig und käme abends nie vor sieben nach Hause. Die zwölfjährige Tochter sei zwar inzwischen einigermaßen selbstständig. Max jedoch, der kleine Sohn, halte sie, Betti, ordentlich in Schach. Täglich hole sie ihn mit dem Auto von der Schule ab. Am Nachmittag kutschiere sie ihn zum Fußballtraining oder zum Akkordeonunterricht. Er habe viel Talent, große Fortschritte mache Max auf dem Instrument, aber mit dem Üben hapere es, und auch bei den Hausaufgaben müsse sie, Betti, stets hinterher sein. Ein süßer Frechdachs sei Max, gerade sieben geworden. Er brauche seine Mama eben noch sehr. Vor Bettis Eingang hatte ich des Öfteren einen viel zu dicken Jungen mit tumben Augen und Topfschnitt gesehen. Offenbar hatte ich den Falschen für Bettis Sohn gehalten.

Ich habe mich für ein Leben als Mutter und Hausfrau entschieden, seufzte Betti, trotz Hochschulstudium.

Wann immer ich der Nachbarin begegnete, hielten wir einen Plausch. Betti erzählte mir Geschichten über die Dörfler, die sie alle mit Namen kannte. Manchmal nahm sie Paula aus dem neuen Kinderwagen und gestand, dass sie nichts dagegen hätte, noch ein Baby zu bekommen. Betti bastelte mir einen Müllkalender für das ganze Jahr und kennzeichnete alle durch Feiertage bedingten Unregelmäßigkeiten mit einem pinkfarbenen Stift. Sie brachte mir aus dem Einkaufscenter einen Sechserpack verbilligte Microfasertücher mit, stellte Kuchen oder Blumenzwiebeln vor die Tür und gab mir den Rat, Edgars Frack mit Imprägnierspray zu behandeln. Das sei die einzige, dafür todsichere Methode, um Schweißränder zu vermeiden.

An einem Freitag lud meine Nachbarin zu einem Geburtstagskaffeetrinken ein. Ich schenkte ihr eine Grünpflanze aus dem Gartencenter und eine Flasche Baileys und begrüßte Dr. Constanze Ronniger, die Ärztin, die in bester Laune und mit einem Glas Sekt in der Hand auf Bettis Terrasse saß. Neben der Ärztin, die einen schneeweißen Pulli trug, thronte eine Frau mit einem riesigen Busen unter der geblümten Bluse. Die üppige Person hatte ich manchmal im Wartezimmer der Praxis gesehen.

Ich bin Tante Astrid, die Leiterin der Kinderkrippe, sagte sie.

Wir stießen aufs Du an, blinzelten in die Frühlingssonne, und Betti, Constanze und Tante Astrid stritten darum, wer Paula auf den Schoß nehmen durfte. Wir schwatzten über Kinderkleidung, Urlaubsziele, Kochrezepte und abwesende Ehemänner. Ich erfuhr, dass Constanze zwei halbwüchsige Kinder und einen Mann hatte, der ebenfalls Arzt war und in der städtischen Klinik arbeitete. Alle vierzehn Tage habe Guido Nachtdienst, stöhnte Constanze, und diese Dienste brächten den gesamten Familienrhythmus durcheinander. Durch das geöffnete Fenster im ersten Stock drangen in großen Abständen gequetschte Laute, die aus Max’ Akkordeon stammen mussten. Betti hielt inne und lauschte. Es klang ein bisschen, als würde Edgar würgen.

Er übt, sagte Betti und lächelte gerührt.

Constanze warf mir einen Blick zu. Nach zwei Minuten trat der viel zu dicke Junge mit den tumben Augen auf die Terrasse, sagte nicht Guten Tag und grapschte sich mit dreckigen Pfoten ein Stück von Bettis selbst gebackenem Kuchen. Der ungehobelte Klotz war tatsächlich Bettis Sohn. Den Topfschnitt musste Betti dieser Tage erneuert haben. Max ging auf die Wiese und semmelte, während er sich den Kuchen mit der flachen Hand in den Mund stopfte, mehrmals einen Fußball in die Blumenbeete, wobei er den Tulpen die Köpfe abschoss.

Sei ein bisschen vorsichtig, ja?, rief Betti.

Der Kleine hat so viel Energie, wandte sie sich halblaut an uns Frauen, da muss er sich einfach austoben.

Zum Glück verlor Max bald die Lust und verschwand im Haus, nicht ohne sich ein zweites Stück Kuchen zu nehmen, dessen Krümel er garantiert in Bettis Wohnzimmer verteilen würde.

Bestimmt geht er an den Computer, raunte Betti ehrfürchtig, er spielt wahnsinnig gut Schach.

Tante Astrid riet mir, während sie sich das dritte Kuchenstück und einen Berg Schlagsahne auf den Teller lud, Paula bald in der Krippe anzumelden. Die Plätze seien begehrt, die Räumlichkeiten begrenzt, und die Zeit vergehe schneller, als man meine. Wir stießen auf Betti an und auf den Frühling. Im Garten blühten Primeln und Narzissen. Von den Tulpen waren bloß die Stiele übrig. An der Wäschespinne flatterten die gesammelten Unterhosen von Bettis Familie. Nebenan wehten Edgars Dirigierhemden an der Leine. Sie alle hatten einen Stich ins Rosa abbekommen, da mir versehentlich Paulas neue, knallrote Mütze in die weiße Sechzig-Grad-Wäsche gerutscht war. Edgar würde nicht gerade begeistert sein. Die Hauptsache aber war, dass ich nicht mehr lang auf ihn warten musste. In drei Wochen würde er nach Hause kommen. Dann würde er Paula im Auto mitnehmen, allerlei Delikatessen für das abendliche Menü und einen Schwung neuer Hemden kaufen. Ich aber würde mich endlich mit aller Sorgfalt dem Frühjahrsputz widmen.

Paula mochte ihre Milch nicht. Erst griff sie mit den Händchen nach der Flasche, stopfte sich den Sauger in einem Reflex gierig in den Mund und nuckelte zwei-, dreimal halbherzig. Dann riss sie sich die Flasche heraus, drehte wütend den heißen Kopf weg und schrie. Ich stieg mit ihr die Treppe hinauf und setzte sie im Wipper ab. Paula quälte sich. Wollte ich duschen, müsste ich sie mindestens zehn Minuten durchbrüllen lassen. Duschen fiel aus. Ich zerrte wenigstens frische Klamotten aus dem Schrank. So schnell es ging, zog ich Hose und T-Shirt an. Paula schrie. Ich nahm sie auf den Arm, wusch mir im Bad mit einer Hand das Gesicht und putzte die Zähne. Ich schnappte im Kinderzimmer zwei Windeln, Feuchttücher, einen Nuckel. Paula schrie. Sie sah ganz rot aus. Es kamen schon lange keine Tränen mehr. Ich stieg die Treppen hinab, griff nach dem Hausschlüssel, wuchtete den Kinderwagen über die Türschwelle und die Stufen vor dem Eingang hinab. Als ich sie in den Wagen legte, schrie Paula. Den Nuckel spuckte sie aus. Ich wollte ihre Beinchen durch den Gurt schieben. Paula bäumte sich auf.

Komm, sagte ich, du rutschst sonst raus.

Paula schrie. Es hatte keinen Sinn, mit ihr zu sprechen. Ich packte Paulas Oberschenkel, drückte ihren Bauch ins Polster und zerrte den Sicherheitsgurt fest. Als ich mit dem Wagen auf die Spielstraße bog, zog ich das Tempo an. Es war viertel acht. In einer Dreiviertelstunde öffnete die Praxis. Für den Weg brauchte ich höchstens fünf Minuten. Trocken und heiser schrie Paula. Gehen half. Auslauf. Im Eilschritt marschierte ich durch die Siedlung. In den Gärten blühte alles. Das Gras war kurz geschoren und saftig. Die Sonne fing schon an zu brennen. Es würde ein langer, heißer Tag werden. Ich zog das Verdeck aus, damit Paula im Schatten lag. Ihre Augen glänzten vor Fieber. Heute Nachmittag würde ich mich wie immer bei Betti für den Lärm in der Nacht entschuldigen. Ich würde ein leidendes Muttergesicht machen. Betti würde mir ihr gesammeltes Verständnis entgegenbringen. Ach, würde sie seufzen, das Kind krank, der Mann nie da und die viele Arbeit im Haus, und mir dann eine Horrorgeschichte aus der Zeit erzählen, als Max zwei war. Ich ließ die Reihenhaussiedlung mitsamt Deko-Windmühlen, Planschbecken und TÜV-geprüften Schaukeln hinter mir. Paula fielen die Augen zu. Ich raste durch die Landschaft, vor mir den Kinderwagen, hinter mir eine Wolke aus trockenem Staub, den meine Füße und die Räder aufwirbelten. Die frische Jeans war binnen Minuten verschmutzt. Ich konnte sie nachher gleich in die Waschmaschine stopfen. Was aber machte ich mit den Bezügen? Die abnehmbaren Teile des Kinderwagens hatte ich erst letzte Woche gewaschen. Die Maschine hatte beim Schleudern bedrohlich gedröhnt, und es hatte zwei Tage gedauert, bis der dicke, störrische Stoff getrocknet war. Trotzdem durfte ich Paula keinesfalls in diesem Staubfänger herumschieben. Es wäre sinnvoll, einen zweiten Wagen zu besitzen. Zumindest das Gestell und die Räder musste ich, sobald ich Paula kurz ablegen konnte, im Garten mit dem Schlauch abspritzen. Ich lief weiter und weiter, bis ich vom Hügel das nächste Dorf sehen konnte. Der Staub umhüllte uns und fraß sich in alle Ritzen. Aus der Ferne zeigte sich die Siedlung in künstlicher Schönheit: Weiß die Häuser, bunt die Blumen, lag sie unter dem blauen Himmel, eingefasst von Pappeln, deren glanzgrüne Kronen kein Windhauch bewegte. Die Koniferen verschwanden unter der Blütenpracht. Unauffällig und bescheiden lauerten sie hinter Blumenkästen, aus denen es dank Pflanzendünger rot und lila wucherte. Es musste dreiviertel acht sein. Das würde bedeuten, dass ich dreißig Minuten unterwegs war. Ich halbierte die gefühlte Zeit, korrigierte meine Schätzung und wusste, es war halb acht. Eine Armbanduhr zu tragen, gestattete ich mir nicht. Ich würde unentwegt auf die Zeiger starren müssen, die im Schneckentempo von Strich zu Strich kröchen. Manchmal redete ich mir ein, meine Uhrlosigkeit sei Ausdruck einer höheren Freiheit. Kinder, die Meister der Gegenwart, hatten schließlich auch keine Uhren. Ich schob den Wagen vom Feldweg auf die asphaltierte Dorfstraße und war froh, dem Staub entkommen zu sein. Ich erreichte den Dorfkern. In der Mitte des Teichs schwammen Algenstrünke und die Einzelteile des Entenhäuschens. Die Schwäne glitten wachsam auf mich zu. Ich drosselte das Tempo. Vor Schwänen hatte ich Respekt, besonders jetzt, da sechs graue, flaumweiche Junge wie ein Schweif hinter den beiden Alten herzogen. Als Vater Schwan mich anfauchte, blieb ich stehen. Wenn sie Junge hatten, wurden die Alten giftig.

Ich tu euch nichts, sagte ich.

Paula quiekte auf. Aus der Haustür trat Bauer Schönborn, die Pfeife im Mundwinkel. Wie immer hob ich zum Gruß zwei Finger an die nicht vorhandene Schiebermütze. Der Bauer nickte ruhig und zufrieden zurück. Paula entschloss sich zum Schreien. Ich verließ den Rundweg zwischen Tiepolts Garage und dem Haus der Fritsches. Dahinter stand der pastellgelbe Bau mit den riesigen Fenstern. Unten betrieb Constanze ihre Praxis, oben wohnte sie mit Guido und den Kindern. Schwester Ilonas Fahrrad stand schon im Fahrradständer. Daneben lag angeleint Schwester Ilonas Hund, ein Fetthaufen mit Fell. Die Zunge hing aus dem zerknautschten Maul, Schleim tropfte aufs Pflaster, die feuchten Augen quollen aus dem quadratischen Kopf. Ich machte einen Bogen um das Vieh, gegen das jeder Mops eine Schönheit war, und nahm Paula aus dem Wagen. Sie hörte nicht auf zu schreien. Ich drückte die Klinke und war froh, dass schon offen war. Schwester Ilona löffelte einen Joghurt und schaute verblüfft hinter dem Empfangstresen hervor.

Darf ich schon rein?, sagte ich.

Ist noch zu, sagte Ilona, stellte den Joghurtbecher aufs Fensterbrett, legte den angesabberten Löffel auf Patientenakten ab und zog beleidigt Augenbrauen und Schultern hoch.

Sie kramte auf dem verramschten Schreibtisch herum, täuschte Geschäftigkeit vor und gab mir zu verstehen, dass Leute, die andauernd eine Extrawurst beanspruchten, ihr auf die Nerven gingen. Ich ging mit Paula im Wartezimmer hin und her. Ilonas Kittel schlug, da er zu eng war, Falten über dem dicken Busen. Sie hatte fettige Haare und Mundgeruch. Beides schien hormonell bedingt. Die Schwester war Mitte fünfzig, befand sich in den Wechseljahren und nahm mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu. Jedes Mal, wenn ich sie sah, spannte der Kittel deutlicher. Man konnte zuschauen, wie Ilona aus allen Nähten platzte. Sie gab sich keine Mühe, zu verbergen, dass sie sich auf nichts mehr freute als auf Feierabend und Ruhestand. Beides würde sie fressend mit ihrem Hund vor dem Fernseher verbringen und endlich aufhören können, ihrer Mitwelt diesen niedlichen Appetit vorzuspielen, mit dem sie sich den ganzen Tag lang kalorienreduzierte Nahrungsmittel in den gespitzten Mund schob. Ich fragte mich, was ich mich immer fragte, wenn ich die Praxis betrat: warum Ilona den Kittel nicht wenigstens offen ließ und warum Constanze sich ausgerechnet diesen faulen, gefräßigen und übellaunigen Drachen ins Vorzimmer organisiert hatte.

Sie sind ja total durchgeschwitzt, sagte Ilona und warf mir einen abschätzigen Blick zu.

Ich überlegte verbissen, was ich auf diese Frechheit erwidern konnte, als Constanze durch die Tür trat, die die privaten mit den dienstlichen Gemächern verband. Constanze sah frisch geduscht und putzmunter aus. Der strahlend weiße, perfekt gebügelte und leicht taillierte Kittel umspielte den zierlichen Körper.

Ihr schon wieder!, sagte sie und streichelte der wimmernden Paula kurz die Wange.

Constanze roch nach einer fruchtigen Gesichtscreme. Ihre blonden Haare musste sie dieser Tage nachgeschnitten haben. Die Augen betonte ein dezentes Make-up. Constanze schien es zu genießen, dass ihre Kinder für eine Woche auf Klassenfahrt waren. Vermutlich hatte sie einen romantischen Abend mit Guido, ihrem Mann, hinter sich. Vielleicht hatte der Morgen mit Sex begonnen. Constanze begrüßte Ilona, die hinter dem Tresen hervorschnellte und ihrer Chefin beflissen Paulas Patientenakte entgegenhielt.

Im Sprechzimmer legte ich Paula auf die Liege. Den grauglänzenden Kunststoff bedeckte eine breite Bahn groben Einwegpapiers, das Ilona jeweils wechseln musste, bevor Constanze den nächsten Patienten aufrief. Auf dem rauen, rutschigen Papier zog ich Paula aus. Constanze schaute in Paulas Hals und untersuchte die Ohren.

Feuerrot, sagte Constanze, wie hoch ist das Fieber?

In der Nacht neununddreißig acht, sagte ich.

Mit ihren schmalen, gepflegten Händen tastete die Ärztin vorsichtig Paulas Bauch ab. Sie öffnete die Windel, warf einen Blick auf Paulas Po und schloss den Klebeverschluss so geschickt, als habe sie selbst ein Baby.

Der Muskeltonus ist viel zu hoch, sagte sie.

Eigentlich ist sie doch erst sechs Monate alt, sagte ich.

Ja, die Frühchen haben es schwer am Anfang, seufzte Constanze, wann hast du das letzte Zäpfchen gegeben?

Heute Morgen um fünf, sagte ich.

Dann dürfe sie erst um elf wieder eins haben. Constanze gab Paula einen Beißring in die Hand. Paula ließ ihn fallen und schrie. Ich hob den Beißring von der lupenreinen Auslegware auf und legte ihn auf Constanzes Schreibtisch. Constanze setzte sich dahinter und schaute in Paulas Akte. Auf der Tischplatte glänzte der Widerschein der Morgensonne, die durch die Lamellen der Jalousie fiel. Constanzes großer Schreibtisch war immer aufgeräumt. Nie sah ich ein Körnchen Staub darauf. Selbst jetzt, im grellen Licht, konnte ich nichts entdecken. Constanze musste für die Praxis eine sehr gute Putzfrau haben. Das letzte Antibiotikum liege erst vier Wochen zurück. Sie verschreibe diesmal ein anderes, außerdem überweise sie uns zum HNO-Arzt. Er werde Paula Paukenröhrchen legen, winzige, goldene Dinger, die ins Trommelfell einwüchsen, wodurch der Eiter abfließen könne und Luft ins Innenohr gelange. Es handele sich um eine harmlose, ambulante OP.

Ilona!, rief Constanze. Machst du beim HNO einen Termin?

Ilona öffnete die Tür und nickte.

Und nimm die Kleine kurz, sagte Constanze.

Sie drückte der verdutzten Ilona Paula an den Busen und schloss die Tür. Paula schrie.

Leg dich mal hin, sagte Constanze.

Mir fehlt nichts, sagte ich und gehorchte der Ärztin aufs Wort.

Constanze befühlte meinen Bauch. Auf der Haut befand sich ein Schweißfilm.

Entschuldige, sagte ich, ich hatte keine Chance, zu duschen.

Gegen meinen Willen untersuchte mich die Ärztin. Ich schämte mich. Wollte sie mir nachweisen, dass ich nicht reinlich genug war? Ich suchte Constanzes konzentriertes Gesicht nach einem winzigen Schreck, einer heimlichen Verstörung, einer kurzen Entgleisung ab.

Du bist verspannt, sagte Constanze, dreh dich um.

Sobald ich mich entspanne, schlafe ich ein, sagte ich.

Jetzt, da ich sie nicht mehr ansehen musste, wäre ich bereit für eine zweistündige Rückenmassage gewesen.

Was sagt der Gyn?, fragte Constanze.

Alles in Ordnung, sagte ich, bis die Nerven zusammenwachsen, kann es Jahre dauern.

Die gefühlvollen und doch strengen Hände, die zuvor Paula berührt hatten, griffen gezielt meinen Rücken ab. Wie schaffte Constanze es, neben ihrer Arbeit ein ganzes Haus in Schuss und einen Mann und zwei halbwüchsige Kinder bei Laune zu halten und sich außerdem pünktlich die Fingernägel zu feilen, die Augenbrauen zu zupfen, die Haare zu tönen?

Kannst dich wieder umdrehen, sagte Constanze, du siehst nicht gut aus.

Das weiß ich, sagte ich und versuchte zu lächeln.

Ich müsse mich nicht nur um Paula, sondern auch um mich kümmern. Ich solle mich hin und wieder selber loben. Das klang, als habe Constanze es in einem psychologischen Wochenendseminar aufgeschnappt. Offenbar reichte ihre Energie sogar zur Weiterbildung. Draußen bei Ilona waren Paulas Schreie verstummt.

Wann kommt dein Mann?, sagte Constanze.

Nächste Woche Donnerstag, sagte ich.

Geht ihr aufs Sommerfest?, fragte sie.

Aber klar, sagte ich, hast du für die obere Etage auch eine Putzfrau?

Nee, lachte Constanze, das mach ich selber.

Paula müsse trinken, Tee oder Wasser, unbedingt, und wenn ich ihr die Tropfen einzeln mit der Spritze einflößte.

In zwei Tagen zeigst du mir die Kleine, sagte Constanze, am besten wieder vor acht, wenn es schlimmer wird, rufst du an.

Im Wartezimmer hockte ein greises Paar, das stur geradeaus blickte und sich bei den Händen hielt. Der Alte trug einen Sonntagsanzug aus den Fünfzigerjahren mit Bügelfalte. Seine Frau schützte die weiße, frisch gelegte Kaltwelle unter einem Haarnetz. Die goldenen Ringe an den sehnigen, geäderten Händen sahen aus, als rutschten sie jeden Moment von den Fingerknochen. Vermutlich wohnten die beiden in einem der Nachbardörfer. Sie erinnerten mich an Herbert und Ellen, unser Bühnenpaar. In Jahrzehnten waren sie zu einem doppelköpfigen Wesen verschmolzen. Ich dachte an Herberts panische Kaubewegungen am Schluss der Generalprobe. Das Blutkissen, es hatte nicht aufplatzen wollen. Ich rechnete damit, dass aus dem Mundwinkel des versteinerten Alten jeden Moment ein Blutfaden hervorkroch, ein rotes Rinnsal, das auf den guten Anzug tropfte, auf die geäderten Hände, die goldenen Ringe. Wenn man sich irgendwo Bazillen einfangen konnte, die man nicht ohnehin schon zu Hause hatte, dann hier, im Wartezimmer von Constanzes Praxis. Schwester Ilona reichte mir Rezept und Terminzettel.

Wo ist Paula?, sagte ich.

Schläft, sagte Ilona und wies mit dem Kopf zum Ausgang.

Wie das?, stutzte ich.

Ilona sah mich reserviert an. Ohne mich aus den Augen zu lassen, fischte sie aus dem Kugelglas auf dem Tresen ein Bonbon, schob es mit der Zunge in die linke Wange und ließ das Bonbonpapier knisternd in der Kitteltasche verschwinden. Von einer x-beliebigen Zuckermurmel jedoch ließ sich kein Mundgeruch vertreiben.

Tja, sagte Ilona schnippisch, drehte grußlos ab und lief mit neuen Patientenakten ins Sprechzimmer.

Auf Wiedersehen, sagte ich, niemand antwortete, ich stockte kurz und verließ dann die Praxis.

Ich hatte das starke körperliche Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben. Unten lag Paula im Wagen und schlief friedlich. Ilona hatte ihn in den Schatten gestellt. Der Fetthaufen neben dem Fahrradständer hievte sich röchelnd auf vier extrem kurze Beine. Die sabbernde Schnauze bestand aus einem Gebirge von Speckfalten. Irgendjemand schien dem Vieh regelmäßig die Fresse zu polieren. Eigentlich sah der Hund genau aus wie Schwester Ilona, bloß ohne Kittel. Vorsichtig schob ich den Wagen über den Asphalt. Sobald Paulas Fieber sank, würde ich sie baden, um den kleinen Körper von Schwester Ilonas Ausdünstungen zu befreien. Tante Astrid kam mir entgegen, den quengelnden Lukas im Buggy vor sich. Sie blieb stehen.

Ich schätze, ein Magen-Darm-Virus, sagte sie besorgt, er hat die ganze Nacht gebrochen, was habt ihr denn?

Mittelohrentzündung und vereiterte Mandeln, gerade eingeschlafen, flüsterte ich und fuhr, um nicht anhalten zu müssen, wie ein Satellit eine Runde um die Leiterin der Kinderkrippe herum.

Sie drehte sich instinktiv mit. Als Entschuldigung zuckte ich mit den Schultern und rollte an Tante Astrid vorbei. Die Sonne brannte. Ich entschied mich gegen den Teichweg. Den Dorfkern durchquerte ich nicht. Die Hitze würde Paula sonst umbringen. Gefühlte Zeit: 8 Uhr 40 Minuten. Ich passierte Fußballplatz und Gemeindehaus und machte mich auf in den Wald. Dort würde ich niemandem begegnen.

Liebe Anita,hier schreibt Dir Deine alte Freundin Tanja. Du wirst es kaum glauben, aber ich lebe noch. Heute will ich Dir zu Deinem neuen Posten gratulieren! Ich habe davon mit Freude in der Zeitung gelesen, wie ich überhaupt alle Meldungen aus dem Theater neugierig verfolge. Es klingt immer interessant, und ich denke jedes Mal: Da steckt Anita dahinter! Das große Interview mit Dir fand ich wunderbar. Sehr humorvoll und schön aufmüpfig. Du hast Dich kein bisschen verändert seit unseren »Stühle«-Proben. Gerade neulich sah ich im Wartezimmer unserer Dorfärztin zwei uralte Leutchen Hand in Hand dasitzen, die mich schwer an Herbert und Ellen erinnerten. Ellen spielt, wie ich sehe, nach wie vor große Rollen bei Dir. Sie ist eben eine besondere Schauspielerin, eine Ausnahmefrau wie Du. Ach! – Unsere Proben, die Fantasiererei und die nächtlichen Besäufnisse – es war eine schöne Zeit für mich!

Uns geht es prächtig. Die ersten Wochen mit Paula waren nicht gerade ein Zuckerschlecken, aber jetzt wächst und gedeiht sie vorbildlich. Man sagt ja, dass aus Siebenmonatskindern richtige Brocken werden, alte Bauernregel. Manchmal wird Paula zwar krank, doch das tun ja alle kleinen Kinder. Ich bin bereits Experte für die Verabreichung diverser Antibiotika, Fieberzäpfchen, Ohren- und Nasentropfen. Paula hält mich mächtig in Schach, will bespielt und unterhalten werden und hat andauernd Hunger. Glücklicherweise hat unser Häuschen einen Garten, und gerade jetzt, im Sommer, ist es herrlich, mit Paula auf der Wiese zu sitzen und die Grashalme einzeln zu studieren. Zwar macht so ein Haus viel Arbeit, aber wir sind dennoch oft an der frischen Luft und unternehmen ausgedehnte Spaziergänge durch Wald und Flur. All das wäre in der Stadt, wo man bloß im Slalom um die Hundescheiße wetzt, nicht denkbar.

Edgar ist viel auf Reisen. Seit sein Vertrag ausgelaufen ist, gastiert er ununterbrochen in allen möglichen Städten dieser Welt. Nächstes Jahr hat er in Mexiko zu tun und wird uns wahrscheinlich mitnehmen. Sobald Edgar zu Hause ist, kümmert er sich rührend um Paula. Er ist sich zu nichts zu schade, ein toller Vater, um den mich hier so manche Frau beneidet.

Seit ich nicht mehr rauche, bin ich ganz schön fett geworden. Denn Edgar ist, wie Du Dich vielleicht erinnerst, ein hervorragender Koch. Ich werde wohl mit dem Joggen anfangen. Die Bedingungen sind hier ideal.

Zum Schluss habe ich noch einen Leckerbissen für Dich: