Die Stimme der Lüge - Ethan Cross - E-Book

Die Stimme der Lüge E-Book

Ethan Cross

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Beschreibung

Band 4 der Serie um Francis Ackerman jr. und seine Partnerin Nadia Shirazi vom FBI

»Einen Mann zu reizen, der keine Furcht kennt, ist nicht besonders klug«

Der Showdown beginnt: Francis Ackerman jr. ist in den Fängen des sogenannten Demon, Ackermans größtem Gegenspieler. Nun muss er in dessen bizarrer Realityshow gegen verschiedene Killer antreten und dabei sowohl sein Leben als auch das unschuldiger Zivilisten retten, die unfreiwillige Mitspieler geworden sind. Doch eine Hoffnung gibt es: Jede Folge liefert Nadia Shirazi vom FBI neue Hinweise, um Ackermans Aufenthaltsort zu finden und das Netzwerk des Demon ein für alle Mal zu zerstören. Es gibt nur ein Problem: Damit dieser Plan aufgeht, muss Ackerman lange genug am Leben bleiben ...

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Inhalt

CoverÜber dieses BuchÜber den AutorTitelImpressumASPEKT 1 – ZEIT1234567891011121314151617181920ASPEKT 2 – RAUM21222324252627282930313233343536373839404142434445464748495051525354555657585960616263646566ASPEKT 3 – ENERGIE676869707172737475767778798081828384858687888990919293949596979899100101102103104105106107108109110111112113114115116117118119

Über dieses Buch

»Einen Mann zu reizen, der keine Furcht kennt, ist nicht besonders klug«

Der Showdown beginnt: Francis Ackerman jr. ist in den Fängen des sogenannten Demon, Ackermans größtem Gegenspieler. Nun muss er in dessen bizarrer Realityshow gegen verschiedene Killer antreten und dabei sowohl sein Leben als auch das unschuldiger Zivilisten retten, die unfreiwillige Mitspieler geworden sind. Doch eine Hoffnung gibt es: Jede Folge liefert Nadia Shirazi vom FBI neue Hinweise, um Ackermans Aufenthaltsort zu finden und das Netzwerk des Demon ein für alle Mal zu zerstören. Es gibt nur ein Problem: Damit dieser Plan aufgeht, muss Ackerman lange genug am Leben bleiben …

Über den Autor

Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der mit seiner Frau, drei Kindern und zwei Shih Tzus in Illinois lebt. Nach einer Zeit als Musiker nahm Ethan Cross sich vor, die Welt fiktiver Serienkiller um ein besonderes Exemplar zu bereichern. Francis Ackerman junior bringt seitdem zahlreiche Leser um ihren Schlaf und geistert durch ihre Alpträume. Neben der Schriftstellerei verbringt Ethan Cross viel Zeit damit, sich sozial zu engagieren, wobei ihm vor allem das Thema Autismus sehr am Herzen liegt.

ETHAN

CROSS

T H R I L L E R

DIE STIMME

DER

LÜGE

Aus dem Amerikanischen vonDietmar Schmidt

Vollständige E-Book-Ausgabe

des in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Deutsche Erstausgabe

Für die Originalausgabe:

Copyright © 2023 by Aaron Brown

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »When Demons Dance«

Published in agreement with the author, c/o BAROR INTERNATIONAL, INC., Armonk, New York, U.S.A.

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2023 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Ralf Reiter, Köln

Titelillustration: © Hein Nouwens/shutterstock

Umschlaggestaltung: Massimo Peter-Bille

eBook-Produktion: hanseatenSatz-bremen, Bremen

ISBN 978-3-7517-2808-9

luebbe.de

lesejury.de

ASPEKT 1 – ZEIT

1

Chamäleon war als männliches Kind zur Welt gekommen – ein Er –, hatte sich aber schon in sehr zartem Alter als ein Es betrachtet. Seine Umwandlung beruhte nicht auf Fragen der Genderidentität und dergleichen, sondern vielmehr auf der Behandlung durch seine Mutter. Schon als kleinem Jungen hatte sie ihm deutlich gemacht, er sei ein Monster und kein Mensch. Er sei ein Etwas – ein Es.

Während seine Mutter es verabscheute, hatte sie seinen älteren Bruder, der nichts falsch machen konnte, stets angebetet. Der ältere Bruder war mitfühlend, liebevoll und süß. Es war kalt, distanziert und berechnend. Sein älterer Bruder wollte ständig schmusen, aber es war unnahbar und ungefähr so anschmiegsam gewesen wie ein Reptil.

Am Anfang hatte es versucht, die Gefühle seiner Mutter zu beschwichtigen, doch ein Kind verdiente seiner Meinung nach auch dann Liebe, wenn es schwierig war. Wenn sie ein Kind zur Welt brachte und diesem Kind nur mit Abscheu begegnete, unterschied sie sich nicht von Eltern, die ihre Kinder in Wandschränke sperrten oder sich an ihnen vergingen. Seine Mutter hätte es vermutlich ebenfalls in einen Wandschrank gesperrt, aber wo es aufgewachsen war, waren schon die Zimmer so klein wie bei anderen Leuten die Wandschränke.

Chamäleon stieg die Stufen zum Zuhause seiner Kindheit hinauf, einem Haus, das nach gleich welchem Maßstab als bescheiden gegolten hätte. Aus der Entfernung unterschied es sich nicht von den anderen Gebäuden im Block und sah völlig normal aus: ein Haus, wie man sie in den Vorstädten zuhauf antraf. Bei näherer Betrachtung zeigte sich, dass es sich bei allen Gebäuden in der Nachbarschaft um billig hochgezogene, minderwertige Bruchbuden handelte. Man hatte die Pläne anderer, schönerer Häuser kopiert, aber alles verkleinert. In die Schlafzimmer passten kaum ein Bett und ein Kleiderschrank, und man kam gerade eben zwischen beidem hindurch. Im Bad gab es nur eine Dusche und keine Wanne. Wenn es sich beklagte, putzte seine Mutter es immer herunter und wies es darauf hin, dass auf der Welt sehr viele Kinder unter viel schlimmeren Bedingungen leben müssten. In Afrika würden ganze Familien in einem einzigen Zimmer mit einem Boden aus gestampfter Erde wohnen. Gewöhnlich erwiderte es dann, dass sie in den USA seien und nicht in Afrika, aber sie hatte natürlich recht. Viele Menschen waren unter viel schlechteren Umständen aufgewachsen als es. Viele Eltern misshandelten ihre Kinder auf üblere Weise als sie, aber Chamäleon hasste seine Mutter trotzdem. Es war verbittert darüber, wie klein sie es so viele Jahre lang gemacht hatte, aber heute war der Tag gekommen, an dem es sich über sie erheben und sich ein für alle Mal von ihrem Schatten befreien würde.

Es hob die Hand, um anzuklopfen, aber die Haustür stand einen Spalt weit offen. Es schüttelte den Kopf. Als es geboren wurde, war seine Mutter Ende vierzig gewesen. Jetzt, mit Ende sechzig, wurde sie nachlässig: In einem Viertel, in dem es Leute gab, die einen wegen eines Zwanzigers umbrachten, ließ sie die Haustür offen stehen. Was es sich vorgenommen hatte, war ein Gnadenakt, aber es schob den Gedanken sofort beiseite. Gnädig wollte es nicht sein. Es wollte, dass sie Schmerzen litt und sehr große Angst.

Chamäleon drückte die Tür auf, die ohnehin keinen entschlossenen Eindringling aufgehalten hätte, und rief: »Mutter, ist alles gut?« Absichtlich kopierte es die Redeweise seines Bruders, einerseits zur Übung mit anderen Stimmumfängen, andererseits, um seine Mutter kurz in Sicherheit zu wiegen, bevor es sie niederschmetterte.

Das Haus roch muffig nach Schimmel und faulem Holz; ein undichtes Dach war der wahrscheinlichste Schuldige. Chamäleons Bruder Derek, der Sonnyboy, versprach seit über einem Jahr, das Dach zu reparieren. Chamäleon war von ihr natürlich nicht um Hilfe gebeten worden, und es hatte sie auch nicht angeboten.

Aus dem kleinen Wohnzimmer hörte es das Knarren eines Lehnsessels, der hochgeklappt wurde, und die Schritte seiner Mutter, die zur Tür kam. Dabei rief sie: »Derek, bist du das, Baby?« Aber als sie um die Ecke kam und ihr Blick auf es fiel, verflog ihre Fröhlichkeit. »Ach, du bist es. Ich habe dir schon so oft gesagt, du sollst mich nicht Mutter nennen. Ich habe dich im Straßengraben gefunden. Ein Findelkind bist du!«

Sie musterte es von Kopf bis Fuß; ohne Zweifel missbilligte sie seinen etwas effeminierten Körperbau. Seine Physis war jedoch perfekt für seine professionellen Ziele als Chamäleon, als Reptil. Es verschmolz gern mit jeder Umgebung, indem es zu einer anderen Person wurde – manchmal einem Mann, manchmal einer Frau –, und schmal gebaut zu sein, mit wenig Muskeln, erleichterte es, die Rolle einer Frau anzunehmen. Sein Körperbau gestattete es ihm, viele verschiedene Rollen anzunehmen, und wenn Chamäleon zu einer Figur wurde, tat es alles wie diese Figur. Es sorgte sogar dafür, dass seine Gedanken und Ansichten mit der Perspektive der Figur übereinstimmten. In gewisser Hinsicht glich seine Methode dem Schauspiel. Für Chamäleon war der Prozess, zu jemand anderem zu werden, jedoch weitaus mehr. Die Umwandlung bildete nur einen Teil seiner Kunst, denn es genoss am meisten, das Vertrauen und die Zuneigung seines Opfers zu gewinnen, bevor Chamäleon es tötete. Das war seine wahre Bestimmung: jemanden dazu zu bringen, es zu lieben, und ihn dann zu verraten, den Ausdruck in den Augen des Opfers zu sehen, wenn sein Vertrauen zerbröckelte. Dieser Moment voller Schmerz und Qual war reinste Ambrosia für Chamäleons zerrüttetes Gefühlsleben.

Unter fortgesetztem Kopfschütteln wandte sich Mutter wieder zum kleinen Wohnzimmer um und verließ die winzige Diele, die kaum genug Platz für zwei Mäntel und einige Paar Schuhe bot.

Aus Gewohnheit zog es die Schuhe aus. Bevor ihr Verstand zu schwinden begann, hatte seine Mutter immer auf makellose Sauberkeit in ihrer Bruchbude geachtet. Es schloss die Haustür und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dabei fragte sie: »Also, was zur Hölle willst du hier?«

Das war der Moment. Der krönende Abschluss so vieler Fantasien. Wie oft hatte es sich im Lauf der Jahre vorgestellt, sie zu töten. Wie die Tat ausführen? Wollte es, dass sie schrie, während es sie aufschlitzte? Sollte es ihr Leiden in die Länge ziehen? In all seinen Tagträumen war es zu dem Schluss gelangt, dass es am wichtigsten wäre, die Dominanz über sie herzustellen. Es wollte sie auf eine Weise töten, die seine Stärke bewies und ihm gestattete, ihr intim nahe zu sein, wenn das Leben ihrem Körper entwich.

Es zog ein Skalpell aus der Tasche, bückte sich und zertrennte mit der rasiermesserscharfen Schneide seiner Mutter die Achillessehne. Blut spritzte auf den Teppich. Sie kreischte, stürzte nach vorn und schlug mit dem Kopf gegen die Wand. Dadurch schien sie benommen zu sein, aber sie war noch so klar, dass sie weiterkroch und um Hilfe schrie.

Es trat ihr mit seinem vollen Gewicht auf das verletzte Fußgelenk und hörte ein befriedigendes Knacken, als ihre Knochen brachen. »Das weißt du doch besser«, sagte es. »Wenn man in diesem Viertel um Hilfe ruft, fordert man die Leute zum Wegschauen auf. Niemand wird kommen und dir helfen. Du bist allen egal.«

Ihre nächsten Augenblicke verbrachte sie mit Winden, schmerzerfülltem Schimpfen und Beleidigungen, während es entzückt zusah. Schließlich rollte sie sich herum, suchte Halt am Türrahmen der winzigen Küche und zog sich in eine sitzende Haltung hoch.

»Ich hab immer gewusst, dass der Tag kommen würde«, murmelte sie. »Jedes Mal, wenn ich dir in die Augen geguckt hab, als du noch ein Kind warst. Alles, was ich da sehen konnte, war Tod. Ich hab immer geahnt, dass du mein Tod sein wirst. Schon bei deiner Geburt wäre ich fast draufgegangen, und ich hab immer gewusst, eines Tages bringst du es zu Ende.«

»Still jetzt«, sagte es.

»Ich hätte dich als Baby im Schlaf ersticken sollen. Ich hätte der Welt einen Gefallen getan!«

Lächelnd ließ Chamäleon einen Teil der Maske fallen und gestattete seiner Mutter, das Reptil unter der Oberfläche zu sehen. »Solches Gerede hilft dir nicht. Du könntest wenigstens respektvoll sein. Wenn du mich anflehst, beeile ich mich vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht.«

Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. »Ich hab es immer gewusst. Schon als Kind warst du wie ein kleiner Roboter – ein kaltes kleines Monster.«

Es schüttelte den Kopf. »Hast du je in Betracht gezogen, dass Liebe meinen Zustand womöglich verbessert hätte? Das werden wir wohl nie erfahren, aber ich habe mich oft gefragt, ob Mutterliebe mich verändert hätte. Du musst verstehen, Mutter, meinen Platz auf dieser Welt habe ich erst durch die Anleitung eines Mentors erkannt, dem ich vertrauen kann. Eines Menschen, der mir aufrichtig helfen möchte, mein volles Potenzial auszuschöpfen. Sein Name ist Demon.«

Sie schrie auf: »O Gott, nein! Er betet den Teufel an! Bleib mir bloß mit deinem Voodoo vom Leib, du kleiner Psycho!«

»Demon«, fuhr es fort, während es sich aus dem Esszimmer einen schwer zerkratzten Holzstuhl holte und darauf Platz nahm, »ist nur ein Name, nur ein Wort, das einen Mann kennzeichnet, der mir die Augen für sehr viele Wahrheiten geöffnet hat. Die erste davon lautet, dass ich mit einer neurologischen Erkrankung auf die Welt kam, die du vielleicht Psychopathie nennen würdest. Das Etikett spielt aber keine Rolle. Der springende Punkt ist vielmehr, dass mein Gehirn anders verdrahtet ist als das eines normalen Menschen. Das bedeutet aber nicht, dass etwas an mir kaputt oder falsch wäre. Es bedeutet, dass ich zwar anders bin, aber nicht weniger wert. Demon hat mir diesen Unterschied deutlich gemacht. Er hilft mir, diese Welt und meinen Platz darin zu verstehen.«

Weinend hielt sie ihren gebrochenen Knöchel und wiegte sich vor und zurück. Unter Tränen sagte sie: »Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass du noch mehr zum Monster werden könntest, aber du bist auf dem richtigen Weg. Folge deinem Demon nur geradewegs in die Hölle. Mir soll das nur recht sein. Geh und brenne!«

Es zuckte mit den Schultern. »Nach deinen Maßstäben macht mich meine Definition von Erfolg vermutlich zu einem Monster. Im Zuge des Lernprozesses habe ich allerdings entdeckt, dass nicht jeder mit meiner Erkrankung sich so entwickelt wie ich. Viele mit den gleichen neurologischen Eigenschaften werden Ärzte, Anwälte oder Vorstandsvorsitzende. Sie haben Familien. Sie haben Menschen, die sie lieben. Sie haben ein eigenes Leben, weil sie zu dem Glauben erzogen wurden, dass sie solch ein Leben verdienen – dass sie genau das gleiche Recht hätten, geliebt zu werden, wie jedes andere Kind. Demon hat mir geholfen zu erkennen, was du mir genommen hast. Du hast mir die Chance auf ein normales Leben verbaut. Demon jedoch hat mir eine Chance auf ein besseres Leben angeboten.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe dich nicht zu dem gemacht, was du bist.«

»Du hast mir keine andere Wahl gelassen! Du hast mir allein den Weg des Monsters eröffnet und dafür gesorgt, dass ich ihn einschlage! Jedes Wort, jeder Blick, alles, was du mir je angetan und zu mir gesagt hast, war voller Hass und Abscheu. Hast du dich je gefragt, ob ich vielleicht nicht so kalt und gleichgültig geworden wäre, wenn du mich einmal in den Arm genommen und mir gesagt hättest, dass du mich genauso lieb hättest wie Derek?«

Mit Gift in den Augen beugte sie sich näher, vor Schmerz zitternd, und sagte: »Selbst wenn ich in der Zeit zurückreisen und alles wieder durchleben könnte, könnte ich eine Kreatur wie dich niemals lieben. Du bist nichts weiter als ein zerstörerischer kleiner Parasit, der die Gesellschaft aussaugt. Ich hätte dich mir aus dem Schoß reißen sollen, bevor ich dich zur Welt bringe. Eines Tages gibt es vielleicht einen Test auf das, was immer du bist. Dann können wir solche wie dich gleich abtreiben. Was für ein Leid wir der Welt ersparen könnten, wenn ein Haufen Psychos nicht zu Ärzten, Anwälten und Vorstandsvorsitzenden wird! Wie viel besser wäre die Welt, wenn es so was wie dich gar nicht geben würde.«

Es lehnte sich auf dem Esszimmerstuhl zurück und starrte sie an, einen Moment lang unsicher, was es antworten sollte. Es hatte nicht gewusst, was es von dieser Begegnung erwarten sollte, wie sie reagieren würde, wenn sie sich dem Tod gegenübersah, aber es hatte wider jede Vernunft auf das Unmögliche gehofft: einen Sinneswandel oder eine flehentliche Entschuldigung. Oder wenigstens eine Bekundung von Respekt oder Mitgefühl. Sie war zu beidem unfähig.

Es überlegte, was es noch sagen sollte. Immerhin war nun die letzte Gelegenheit, ihr darzulegen, wie sehr ihre sogenannte Erziehung seine Psyche geschädigt hatte. Aber in diesem Moment sah es einfach keinen Sinn darin, weitere Worte an sie zu verschwenden. Sie würde niemals einsehen, niemals begreifen, was sie getan hatte.

Es stand auf und schob, als es langsam auf sie zuging, das Skalpell in die Tasche zurück. Nach all seinen komplizierten Fantastereien entschied es, dass die befriedigendste Art, sie zu töten, darin bestünde, sie mit bloßen Händen umzubringen: eine Gelegenheit, seine Kraft und Dominanz zu beweisen und zugleich die Intimität herzustellen, ihr tief in die Augen zu sehen und jede Sekunde ihres Sterbens zu genießen.

»Was machst du?«, fragte sie. »Bleib von mir weg! Hilfe!«

Es ignorierte ihre Schreie, warf sich auf sie und legte ihr beide Hände um den dürren Hals. Sie wehrte sich und kratzte es, aber sie war zu schwach, um etwas auszurichten.

»Ich bin stärker, als ich aussehe«, sagte es, als ihre Augen hervorquollen und ihr Gesicht sich rötete. Es beugte sich näher und suchte in ihren Augen nach Emotionen, die über Wut und Ablehnung hinausgingen, fand aber keine solche Belohnung. Es sah keine Reue und keine Angst, nur schwarze Schächte aus blankem Hass.

Nachdem das Leben aus ihr entwichen war, fühlte es sich kalt und unbefriedigt. Es hatte wirklich darauf gehofft, in diesem besonderen Moment mehr zu empfinden, aber die gleiche freudlos-monotone Existenz, wie es sie von jeher kannte, setzte sich einfach nur fort.

Während Chamäleon sich reinigte, um zu gehen, hoffte es, dass sein nächster Auftrag und der Augenblick, in dem sein nächstes Opfer starb, sich als erfüllender erweisen würde.

Denn seine nächste Mission war es, sich mit einer Legende anzufreunden und sie zu verraten.

Chamäleon wäre die Person, die Francis Ackerman jr. endlich tötete.

2

Trotz aller Macht, über die er gebot, beherrschte Demon den eigenen Geist nicht und besaß keine Kontrolle über das, was dieser ihm als Wirklichkeit präsentierte. Seine Befindlichkeit stellte ihm Herausforderungen, wenn er in die Öffentlichkeit ging. Verließ er wie an diesem Tag seine Zuflucht, zog er es vor, Situation und Umgebung so weit zu bestimmen, wie es möglich war. Lauren, seine Geliebte und Komplizin, hatte allein zu dem Zweck, dass sie sich heute dort treffen konnten, ein Grillrestaurant gekauft, das kurz vor dem Konkurs stand. Obwohl das Lokal in Cincinnati, Ohio, lag, sah es aus wie ein Restaurant, wie man es in Greenwich Village erwartete. Die Decken waren mit kunstvollen Metallfliesen besetzt, die Lilien und andere Blumensymbole zeigten. Die Wände erinnerten durch ihren Mauerstil an die Toskana. Sämtliche Türen hatten Bögen aus Stein, und die Ziegel hinter der Theke waren mit goldenen Mustern verziert, die zur Decke passten. Essen wurde serviert, und der Geruch nach bratendem Fleisch hing in der Luft, aber noch mehr als ihn mochte Demon die süßlichen Zitrusdüfte, die von der Garnitur der Cocktails aufstiegen, welche der Barkeeper in nie nachlassendem Tempo mixte und einschenkte.

Demon gefiel das Ambiente des Treffpunkts, den Lauren ausgewählt hatte, und er mochte auch die Umgebung, weil sie ein wenig abseits der ausgetretenen Pfade lag. Das Restaurant litt allerdings unter einem starken Befall durch Arachniden.

Die kunstvolle Metalldecke war mit schwarzen Skorpionen aller möglichen Größen übersät, von denen jeder auf acht chitinösen Beinen umherkrabbelte. Immer wieder stürzte einer ab und landete auf dem Teller oder dem Kopf eines Gastes. Der Skorpion kletterte dann am Arm hoch oder am Gesicht hinunter und stach dem Gast manchmal in die Zunge, während dieser aß. In solchen Momenten musste Demon sein Lachen unterdrücken.

Die Leute in dem Grillrestaurant schienen die Skorpione weder zu bemerken noch sich an ihren Stichen zu stören. Das wiederum brachte Demon zu der Ansicht, dass der Befall nur in seinem Kopf real war. Aus diesem Grund ignorierte er ihn, wie er es schon seit vielen Jahren hielt. An den meisten Tagen litt er unter optischen und akustischen Halluzinationen, weshalb er versuchte, seine Umgebung und alle Personen um sich zu kontrollieren. Menschen, die er nicht kannte, konnten schwierig sein, weil er sich nie vollkommen sicher sein konnte, wer real war, auch wenn seine Halluzinationen in der Regel keine Konversation mit ihm pflegten. Sie wiesen ihn an, jemanden zu töten oder zu verletzen, beschimpften ihn und erzählten ihm furchtbare Dinge, aber sonderlich geschwätzig waren die Gebilde seiner Fantasie eigentlich nicht.

Eine Frau, die als Kellnerin gekleidet war, trat mit einer Kaffeekanne an den Tisch. »Möchten Sie noch etwas trinken, Sir?« Ihre Stimme war monoton. Sie hatte die kerzengerade Haltung einer Soldatin. Ihr Blick haftete auf dem Tisch. Entweder aus Ehrerbietung oder aus Angst sah sie ihm nicht in die Augen.

Demon schätzte, dass etwa fünfunddreißig Prozent seiner Haut von einer Narbe der einen oder anderen Art bedeckt wurde. Seine Augenbrauen waren weggebrannt, was die Menschen als verstörend zu empfinden schienen. Messerwunden und Schnitte überzogen den Großteil seines Gesichts, die augenfälligste Verunstaltung allerdings war sein Glasgow-Grinsen – eine Entstellung, die entstand, indem man dem Opfer die Mundwinkel einschnitt, bevor man es folterte. Schrie es dann, klafften die Wunden weiter auf und zerrissen das Gesicht. Demons Glasgow-Grinsen zog sich fast von einem Kiefergelenk zum anderen. Seine neueste Kampfwunde erforderte, dass er links eine Augenklappe trug, allerdings hoffte er noch immer, dass die Ärzte die Sehkraft wiederherstellen konnten. All diese Merkmale wirkten auf normale Menschen mehr oder minder ablenkend.

Doch das Äußere der Kellnerin wirkte ebenso ablenkend auf ihn. Am auffälligsten war der gigantische schwarze Skorpion, der auf ihrem Kopf saß. Während sie sprach, krabbelte das Tier auf ihre Stirn und stach ihr immer wieder in die Augen.

Demon lächelte unbeirrt und hielt den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, während ihr die Augen förmlich aus den Höhlen gefetzt wurden und das Blut die Wangen hinunterlief. Voller Genuss beobachtete er die Verstümmelung und antwortete mit seinem schottischen Akzent: »Nein, ich glaube, fürs Erste hab ich genug, aber fragen Sie in ein paar Minuten noch mal, falls meine Freunde noch nicht eingetroffen sind.«

»Gern, Sir.« Sie verbeugte sich leicht, und der Skorpion wäre fast heruntergefallen. Er konnte sich jedoch halten, aber die ruckartige Bewegung schien ihn noch wütender zu machen, denn er packte mit den Scheren ihre Nase und stach ihr immer wieder wahllos ins Gesicht, als sie wegging.

Er gähnte und sah auf die Uhr. Sein Mädchen Lauren erwartete er in den nächsten fünf bis zehn Minuten, und er musste zugeben, er war ein wenig aufgeregt, den Mann kennenzulernen, den sie mitbrachte. Er brauchte nur weitere drei Minuten auszuharren, bis Lauren zur Tür hereinkam, an den Arm einer massigen Monstrosität von Mann gehängt. Der Gentleman musste über sieben Fuß groß sein, hatte Arme und Beine wie Baumstämme, aber keinen erwähnenswerten Hals.

Demon lächelte. Er wäre perfekt. Lauren übertraf wie immer seine Erwartungen. Sie gehörte zu seinen besten Leuten und war bei Undercovereinsätzen besonders nützlich. Sie besaß das geradezu unheimliche Talent, scheinbar ohne eigene Anstrengung Männer dazu zu bringen, sich in sie zu verlieben.

Er stand vom Tisch auf, brachte ein Lächeln in sein Gesicht und machte sich bereit, die Figur zu spielen, die er geschaffen hatte – die eines möglichen Arbeitgebers. Während Lauren näher kam, labte er sich an ihren exquisiten Zügen und ihrer Physis. Sie hatte kastanienbraunes Haar, eine elfenbeinerne Haut und eine kleine, aber wohlgeformte Figur. Sie trug einen engen Hosenanzug mit einem tief ausgeschnittenen roten Top. Sie war schön genug, um Model zu sein, und zugleich wirkte sie kindlich. In ihrem Gesicht waren die ausdrucksvollsten, bezauberndsten Augen, die Demon je gesehen hatte. Wahrlich, sie war sein perfekter, verlockender Sukkubus.

Sie reichte ihm professionell die Hand, aber dabei zwinkerte sie ihm verstohlen zu. Er schüttelte die Hand, und sie sagte: »Mr. Démon«, sie sprach seinen Namen französisch aus, ein schrulliger kleiner Touch, den er an ihr liebte, »das ist Dwayne.«

Er schüttelte dem hünenhaften Mann die Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Dwayne.«

Mit einer Stimme wie ein Donnergrollen in der Ferne antwortete Dwayne: »Vielen Dank für die Chance, Sir. Das ist sehr freundlich von Ihnen.«

Demon bat sie, Platz zu nehmen, und begann Fragen zu stellen, als böte er wirklich einen Arbeitsplatz an, wie Dwayne ihn suchte. Er fragte den Mann nach seinem Hintergrund, und Dwayne erklärte, er sei der jüngste von vier Brüdern, die alle Football gespielt hätten. Sein Vater war Coach an einer kleinen Highschool in Ohio gewesen. Dwayne war der Bruder, der am härtesten trainierte und so gut wurde, dass er in der NCAA spielte und ihm der Weg in die NFL offenstand. Wie in vielen ähnlichen Geschichten hatten Dwaynes Träume vom Profisport durch eine Verletzung ein jähes Ende gefunden. Schule war nie etwas für ihn gewesen, und er war in der elften Klasse abgegangen. Er hatte auf dem Bau gearbeitet und verschiedene Gelegenheitsjobs gemacht, aber Mühe gehabt, etwas zu finden, was er einen Beruf nennen konnte. Er schilderte, wie er Lauren online kennengelernt hatte; seit zwei Wochen standen sie miteinander in Kontakt, als sie großzügig angeboten hatte, ihn ihrem Boss vorzustellen.

»Also«, sagte der Berg von einem Mann, »Lauren hat erwähnt, dass Sie vielleicht Arbeit für mich hätten, aber sie hat nicht viele Einzelheiten genannt, um was für Arbeit es sich dabei handelt. Ich möchte nichts Illegales machen. Das will ich von vornherein gesagt haben. Ich habe mich aus krummen Dingern immer rausgehalten, und so soll es auch bleiben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe kein Problem damit, als Leibwächter oder als Security jemandem die Zähne einzuschlagen, aber mir ist wichtig, Leuten zu helfen, nicht, ihnen zu schaden.«

Demon lächelte. »Das ist bewundernswert, Dwayne. Ich tendiere in eine andere Richtung, aber darauf kommen wir gleich noch zu sprechen. Um Ihnen angemessen die Rolle zu erklären, die ich in meiner Organisation für Sie habe, muss ich Sie fragen, ob Sie sich mit Comics auskennen – besonders mit den X-Men.«

Dwayne sah ihn erstaunt an. »Ich weiß nicht. Vermutlich schon. Ich kenne die Filme, aber die Comics hab ich nie gelesen.«

»Bei mir ist es umgekehrt. Als ich ein Junge war, nahm ich anderen das Essensgeld ab und kaufte mir davon ein paar Comichefte. Damals waren sie noch billig, wissen Sie? Billige Unterhaltung. Manchmal wartete ich vor dem Zeitschriftengeschäft auf jemanden, der mit einer Tüte voller neuer Hefte herauskam. Ich schlug ihn dann zusammen und nahm mir die Comics. Meine Lektüre weckte in mir eine Liebe für das Fantastische, eine Liebe für alle von uns, die mit besonderen Fähigkeiten auf die Welt gekommen sind, und solch eine besondere Fähigkeit merke ich auch Ihnen an, Dwayne.«

Dwayne wirkte noch verwirrter und eine Spur besorgter. »Äh, danke sehr, Mr. Démon.«

»Damals neigte ich sehr dazu, auf Seiten der Schurken zu stehen, was nun vermutlich nicht sehr überraschend kommt. Und Sie erinnern mich an einen Schurken, den ich besonders gern mochte. Man nannte ihn Juggernaut.«

Dwayne drehte den melonenhaften Kopf zu Lauren und sah erneut Demon an. In seinem breiten Gesicht stand noch immer tiefe Verwirrung. »Ich glaube, er war in welchen von den Filmen. Der Typ, der durch alles hindurchlief, richtig? Ich weiß aber nicht, was das mit mir zu tun hat. Soll ich für Sie ein Kostüm tragen oder so was? Ich weiß nämlich nicht, ob ich das wirklich will. Machen Sie ein Restaurant mit so einem Thema auf?«

Demon lachte, und Lauren kicherte. »Sehe ich wie ein Spinner aus, der ein Restaurant eröffnet? Die Gewinnspanne ist miserabel.«

Dwayne sah sich um und legte den Kopf schräg. »Ich dachte, Ihnen gehört dieses Restaurant hier.«

»Ach ja, richtig. Nun noch eins. Ich sage Ihnen das alles nur, weil ich schon immer meinen eigenen Juggernaut haben wollte. Sehen Sie, ich habe die Figur bewundert, weil sie, wenn sie sich einmal in Bewegung gesetzt hatte, durch nichts und niemanden aufgehalten werden konnte. Er war stark, und er war unbesiegbar. Das waren Eigenschaften, die ich auch wollte, aber irgendwann habe ich begriffen, dass es so etwas wie Superkräfte nicht gibt. In der wirklichen Welt sind es Geld und Macht, die jemandem übermenschliche Fähigkeiten verleihen. Ich habe beides, und das schenkt mir die Möglichkeit, mir einen eigenen Juggernaut zu erschaffen. Dazu will ich Sie haben.«

Der große Kerl schüttelte den Kopf. »Ich begreife noch immer nicht, worüber wir hier reden.«

»Und das ist völlig in Ordnung«, sagte Demon. »Darüber brauchen Sie sich Ihren großen, hässlichen Kopf auch gar nicht zu zerbrechen. Im Grunde geht es mir nicht um Ihren Verstand. Ich will nur Ihren Körper. Dazu werde ich Ihren Kopf aufschneiden, alles herausnehmen, was ich nicht brauchen kann, und Sie in mein persönliches Monster verwandeln – meine eigene, real existierende Version von Juggernaut.«

Dwaynes Blick zuckte mehrmals zwischen Demon und Lauren hin und her, als wartete er darauf, dass jemand ihm den Witz erklärte. Er sah sich in dem voll besetzten Restaurant um, musterte die vielen Leute, die ihr Essen genossen, lachten und redeten. »Ich weiß nicht, was für ein Spiel Sie treiben«, sagte er, »aber ich habe genug davon.«

Er wollte aufstehen.

Daraufhin hob Demon die Hand und schnippte mit den Fingern.

Kaum hatte er das getan, traten sämtliche Anwesende, die gewöhnliche Restaurantgäste oder Kellner und Barkeeper zu sein schienen, in Aktion. In Wahrheit war das Restaurant kein öffentlicher Ort, und jeder darin arbeitete für Demon. Einige zogen Waffen unter den Jacketts hervor und richteten sie auf Dwayne, während andere ihn umstellten, ihn bei den Armen und den Beinen packten und versuchten, ihn zu Boden zu reißen.

Angst und Wut schossen Dwayne in gleichen Anteilen durchs Gesicht. Er wollte aufstehen, wurde aber vom Gewicht der Menschen, die sich an ihm festklammerten, am Boden gehalten. Er stieß einen kehligen Schrei aus und versuchte erneut, sich aufzurichten. Mit dem rechten Arm hob er drei ausgewachsene Männer vom Boden. Das Gleiche tat er mit dem linken und kam auf die Beine, während sich neun ausgewachsene Personen an ihn klammerten wie Kinder, die mit ihrem Vater spielten.

Demon und Lauren rückten vom Tisch ab, aber er lächelte zu dem großen Mann hoch, der vor Wut brüllend die drei Männer, die seinen rechten Arm hielten, durch die Luft schleuderte. Für Demon sah es aus, als versuchte ein Rudel Velociraptoren, einen Tyrannosaurus Rex zur Strecke zu bringen.

Aber dann stießen zwei Raptoren dem menschlichen T-Rex von beiden Seiten Spritzen in den Hals und zerrten Dwayne zurück auf seinen Stuhl.

Lauren sah Demon an. »Weshalb der ganze Aufwand? Wir hätten ihn im Bett überrumpeln können.«

»Ich wollte ihn kennenlernen und mich vergewissern, dass er der richtige Mann für den Job ist.«

»Das hätten wir auch auf einem abgelegenen Parkplatz tun können.«

Er streichelte ihr über die Wange. »Weißt du, wie viele Leute ich in dunklen Gassen hinterrücks niedergestochen habe, um dahin zu kommen, wo ich heute bin? Wenn man der König ist, geht man nicht mehr so vor wie die Bauern. Was von einem verlangt wird, ist Kreativität. Das musst du lernen, jetzt, wo du meine Königin bist.«

Sie lächelte und beugte sich vor, damit er sie küsste.

Während sie zusahen, wie die Betäubungsmittel Dwayne übermannten, liefen dem Hünen Tränen die Wangen hinunter. Dwayne flüsterte: »Bitte.«

»Keine Sorge, mein großer Freund«, entgegnete Demon. »Du wirst nichts spüren und dich auch an nichts erinnern, und wenn du wieder aufwachst, hast du einen neuen, glorreichen Lebenssinn. Bis jetzt hast du dein Potenzial vergeudet, Dwayne. Ein Mann deiner Größe hätte ein Gott unter den Menschen sein können, und du bettelst eine Frau um Arbeit an, die du gerade erst im Internet kennengelernt hast. Du bist erbärmlich und unnütz, aber ich weiß eine bessere Verwendung für dich. Wie eine Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt, wirst du, wenn ich mit dir fertig bin, ein Wesen von größter Schönheit sein.«

3

Eine Woche später

Francis Ackerman jr. wartete still im Laderaum des Sattelschleppers und las in einer abgegriffenen Taschenbuchausgabe von Mary Shelleys Frankenstein oder: Der neue Prometheus. Der Anhänger sah von außen aus wie jeder andere, sein Inneres jedoch stammte keineswegs von der Stange. Der Laderaum war in ein kleines, aber recht elegantes Apartment umgewandelt worden. Demon – seine schottische Nemesis – hatte einen durchaus begabten Handwerker engagiert, damit man sich vorkam wie in einem angesagten Viertel von London oder einer anderen Metropole. Ackerman saß an einem achteckigen Mahagonitisch, an dem er in den vergangenen zwei Wochen gespeist hatte, während er darauf wartete, dass Demon die Vorbereitungen für sein sadistisches Spiel traf, das heute beginnen sollte.

Ihm schien es, als liege es länger als nur einige Tage zurück, seit er den sprichwörtlichen Pakt mit dem Teufel geschlossen hatte, dem er seine gegenwärtige Situation verdankte. Die Schmach, von dem Verbrecherkönig ausgetrickst und gefangen genommen zu werden, ließ die Tage nur schleppend vergehen, und Ackerman war sich nicht sicher, inwiefern seine Beschäftigung als Sonderberater einer Task Force des FBI zu einer Rettungsaktion führen würde. Demons Endziel war es gewesen, Ackermans Gehirn darauf zu untersuchen, wie die amateurhafte Neurochirurgie seines Vaters an seiner Amygdala eine übermenschliche Furchtlosigkeit hervorgerufen hatte. Ackerman postulierte, dass sie ihm im Kampf einen Vorteil verlieh, weil er sich nicht die Mühe machte, die Konsequenzen seines Tuns abzuschätzen, und darum schneller reagierte als normale Menschen. Folgen fürchtete Ackerman nie, denn er war unfähig, sich vor irgendetwas zu fürchten.

Bei der Gehirnuntersuchung hatte Demon allerdings entdeckt, dass der invasive Eingriff durch Ackermans Vater – ein zweitklassiger Psychologe und kein Neurochirurg – eine Wucherung von Narbengewebe hervorgerufen hatte, die zu einem Tumor angewachsen war, und dieser Tumor würde Ackerman bald töten. Er hatte schon seit einiger Zeit vermutet, dass so etwas in seinem Kopf heranwuchs, nicht zuletzt, weil er oft Gespräche mit seinem Vater halluzinierte. Der echte Ackerman Senior saß glücklicherweise in ADX Florence ein, einem der am besten gesicherten Gefängnisse der Welt.

Ackerman war aus Demons Gewahrsam entkommen, was aber nur zu einem Patt geführt hatte. Demon hatte ihm in dieser Situation eine andere Option angeboten: Begleitete Ackerman ihn freiwillig, würde Demon ihm Gelegenheit geben, eine Anzahl von Serienmördern innerhalb kurzer Zeit zur Strecke zu bringen. Damit gebe er Ackerman die Möglichkeit, seine Lebensaufgabe zu erfüllen, die darin bestand, seinen Brüdern im Mord zu der gleichen Läuterung zu verhelfen, wie er sie durchlaufen hatte. Leider schenkten gewöhnliche Ermittlungen Ackerman nicht so häufig Gelegenheit, Serienmörder zu konfrontieren, wie er gehofft hatte. Die Untersuchungen zogen sich oft monatelang hin. Demon gewährte ihm die Alternative, innerhalb kurzer Zeit zahlreichen Serienmördern gegenüberzutreten – und eine kurze Zeit war leider alles, was Ackerman noch blieb.

Aber er hatte mit seinem Schöpfer Frieden geschlossen. Er fand, dass jedes menschliche Wesen die gleiche Gnade verdiente, die er gefunden hatte, sogar die Schlimmsten der Schlimmen. Mit der Zeit, die er noch hatte, wollte Ackerman an so viele dieser Menschen appellieren wie möglich. Er ging davon aus, dass er den meisten davon das Leben nehmen müsste; aber bei einigen konnte er vielleicht einen Sinneswandel bewirken.

Sein untrüglicher Richtungssinn hatte Ackerman verraten, dass sie in westlicher Richtung fuhren, und schon seit einer Weile wand ihr Weg sich und stieg an. Sie fuhren bergauf, und nach der Zeit zu urteilen, die es andauerte, handelte es sich um eine Erhebung beträchtlicher Höhe. Er hoffte, den Blick vom Gipfel sehen zu dürfen. Es konnte seine letzte Gelegenheit sein, solch ein Panorama zu genießen, zumindest mit den Augen eines Sterblichen.

Während der gewaltige Motor des Fahrzeugs immer wieder aufheulte und der Fahrer gekonnt die Gänge des Neunachsers wechselte, kämpfte Ackerman darum, sich auf seine Lektüre zu konzentrieren. Leicht war das nicht, weil er dazu andauernd das Geschwätz seines Vaters ignorieren musste, der mit ihm am Tisch saß.

Ackerman Senior – besser bekannt unter seinem Pseudonym Thomas White – trug Hose und Weste eines dunkelpurpurnen Anzugs mit weißen Nadelstreifen. Auf der kantigen Nase saß eine Brille mit kleinen runden Gläsern. Seine Haare waren vom gleichen Dunkelbraun wie bei Ackermans Bruder Marcus, aber der Ansatz wich zurück. Tatsächlich bestand eine unübersehbare Familienähnlichkeit zwischen Thomas White und Marcus. Ackermans Mutter war geflohen, als sie mit Marcus schwanger war, und so kam es, dass sein Bruder nicht von einem geisteskranken Mörder, sondern einem Detective des New York Police Departments aufgezogen wurde. Dass er seinen lange aus seiner Erinnerung verschwundenen jüngeren Bruder wiedergefunden hatte, war letzten Endes der Katalysator gewesen, der zu Ackermans Wiedergeburt geführt und ihn aus der Finsternis seines alten ins Licht eines neuen Lebens geführt hatte.

Dankenswerterweise war sein halluzinierter Vater nicht ständig präsent. Thomas White zeigte sich oft nur, wenn Ackermans Gehirn externe Stimuli fehlten. Ackerman bevorzugte diesen Namen gegenüber dem, der sie miteinander verband. In den zurückliegenden Monaten war Thomas White immer öfter erschienen und lenkte Ackerman mittlerweile sogar manchmal in Gesprächen ab, die in der Wirklichkeit stattfanden.

Er überflog weiter die Sätze in seinem Buch, als sein Vater sagte: »Ich kann es nicht fassen, dass du freiwillig der Gefangene dieses Demon-Spinners bleibst. Ich dachte immer, du wärst wenigstens bei einem gut, nämlich zu fliehen und deine Haut zu retten. Das hier kostet uns noch beide das Leben.«

Ackerman hatte etliche Stadien durchlaufen, bis ihm klargeworden war, wie er am besten mit seinem Hirngespinst umging. Diese Stadien rangierten vom Ignorieren auf ganzer Linie bis hin dazu, auf ihn zu reagieren, als wäre er real. Ignorierte Ackerman ihn, wurde Thomas White noch nervtötender als sein reales Vorbild; reagierte er auf seine Sätze, erhielt sein Umfeld den Eindruck, Ackerman habe den Verstand verloren. Besonders in seiner jetzigen Situation, in der er lückenlos überwacht wurde, wäre es merkwürdig erschienen, hätte er eine Unterhaltung mit einem imaginären Freund begonnen.

Für Momente wie diese hatte er eine Methode entwickelt, mit seinem Vater zu reden, indem er die Worte nur dachte, so als kommunizierte er durch Telepathie. Da sein imaginärer Vater genauso starrsinnig war wie sein reales Vorbild, hatte er sich anfänglich geweigert, auf die telepathischen Antworten zu reagieren, sich mit der Zeit aber an die Idee gewöhnt.

Ackerman gab nun gedanklich zurück: Zuerst einmal heftest du dich an mich wie ein Parasit. Und mit dieser Feststellung beleidige ich sämtliche fleißig arbeitenden Parasiten weltweit. Ein Uns existiert nicht. Du bist lediglich ein Gebilde meiner Fantasie. Zweitens bin ich nur hier, weil ich es will. Selbstverständlich könnte ich aus diesem behelfsmäßigen mobilen Gefängnis entkommen. Demon ist das klar, wie der Mangel an Sicherheitsvorkehrungen beweist. Das einzige Gefängnis, das mich vielleicht halten könnte, ist die Hölle, und ich beabsichtige nicht, dort Zeit zu verbringen, ganz im Gegensatz zu deinem Original.

»Du bist nur so versessen darauf, weil du kein Glück damit hattest, den echten Thomas White auf den Weg der Läuterung zu führen.«

Ackerman schüttelte den Kopf, gab aber keine Antwort.

White fügte hinzu: »Dir ist schon klar, dass die Karten in Demons Spiel allesamt zu seinen Gunsten gemischt sind.«

Ackerman lächelte. Natürlich stehen die Chancen gegen mich. Demon wird in jeder erdenklichen Weise betrügen. Das würde ich ebenfalls tun, und genau das werde ich auch tun. Aber zerbrich dir nicht deinen imaginären, ergrauenden Kopf. Wir werden prima dastehen. Wenn es eines gibt, bei dem ich mir vollkommen sicher bin, dann dieses: Was immer geschehen wird, entwickelt sich genau so, wie es soll.

Sein halluzinierter Vater lachte höhnisch. »Ich wünschte, der echte Thomas White hätte damals gewusst, welchen Teil deines Gehirns er entfernen muss, damit du kein Vollidiot mehr bist.«

Ackerman rollte mit den Augen. Jeder spielte sich zum Kritiker auf. Selbst in seinem eigenen Kopf entging er ihnen nicht.

Sein Vater rasselte ein paar weitere Bemerkungen herunter, die Ackerman größtenteils ignorierte, dann hielt zum Glück der Sattelschlepper, und White verschwand. Der Laderaum wurde geöffnet, und langwierig wurde eine Anzahl von Paletten mit einem Gabelstapler herausgehoben. Dabei handelte es sich um eine Vorkehrung für den unwahrscheinlichen Fall einer Kontrolle durch State Troopers oder andere Polizeibeamte, damit die Geheimnisse des Sattelschleppers nicht entdeckt wurden. Technisch verstieß diese Art des Personentransports gegen kein Gesetz, aber der Polizist, der Ackerman im Laderaum entdeckte, würde dennoch viele Fragen stellen, die nicht einfach zu beantworten wären.

Kaum waren die Paletten entladen, stieg Oban Nassar – ein ägyptischer Söldner, ein Mann fürs Grobe und auch als Hatchet Man bekannt, der als Demons rechte Hand fungierte – in den Sattelschlepper und grinste Ackerman an. »Endlich ist es so weit. Sollen wir anfangen?«

Ackerman runzelte die Stirn und sagte zu dem meist vollkommen nüchternen Söldner: »Sie kommen mir heute Abend ganz untypisch fröhlich vor.«

»Stimmt!«, antwortete Nassar. »Heute wird ein wunderbarer Tag, und ich werde ihn genießen. Mr. Demon hat mir gerade die Einzelheiten des Spiels verraten, das Ihnen bevorsteht. Den Tag, an dem ich Sie und Ihren Gestank loswerde, begehe ich bis ans Ende meines Lebens als hohen Feiertag. Und ich bete darum, dass dieser Tag heute gekommen ist.«

Ackerman stand auf. »Ein hoher Feiertag. Das haben Sie schön gesagt. Ich danke Ihnen, mein Freund. Ich bin immer wieder gerührt, wenn ich höre, welchen Einfluss mein Tun auf den Lebensweg kleiner Leute wie Sie ausübt. Damit möchte ich sagen, dass Sie in meiner Geschichte kaum eine Fußnote wert sind, und doch wärmt es mir das Herz, zu erfahren, was für eine Wirkung ich auf Sie und Ihren Werdegang hatte.«

Oban Nassar rollte mit den Augen. »Okay, Mr. Ackerman. Gehen wir. Er wartet auf Sie. Reden Sie weniger, sterben Sie mehr.«

4

Seine Mutter hatte ihm bei der Geburt den Namen Damon Walker gegeben, aber seit seiner Kindheit wurde er nicht mehr so genannt. Ihr verdankte er auch den Spitznamen, für den er sich beruflich wie privat entschieden hatte: Als Kleinkind war er immer ihr kleiner Dämon gewesen. Nachdem er sich den Ruf erkämpft hatte, der härteste Bursche auf den Straßen von Glasgow zu sein, war der Name an ihm haften geblieben.

Das schien ein ganzes Leben her zu sein. Heute brauchte er nur mit den Fingern zu schnippen, und Dinge geschahen wie von Zauberhand. Ohne Anstrengung. Ohne Kampf. Zumindest, bis er Francis Ackerman jr. begegnet war.

Am heutigen Tag würde er den Meisterspieler zu etwas herausfordern, das sich hoffentlich als eine Besonderheit erwies, und seine kleine Liebesaffäre mit Ackerman würde einige interessante Wendungen nehmen. Demon bereitete es keine geringe Genugtuung, sagen zu können, dass nun er die Regeln für einen Mann bestimmte, zu dessen Markenzeichen es geworden war, ausgefeilte Spiele um Leben und Tod zu ersinnen, auf die sich seine Opfer einlassen mussten. Die Vorstellung, dass Ackerman in einem ähnlichen Spiel starb, das von einem anderen Missetäter entworfen worden war, hatte etwas von poetischer Gerechtigkeit an sich. Ein Mann wie Ackerman verdiente solch einen Tod. Falls es sich heute dahin entwickeln sollte. Demon war jedes denkbare Ergebnis recht.

Seine gepanzerte Kavalkade – die an eine Kolonne erinnerte, in der man einen Präsidenten oder den Papst beförderte – hielt knapp vor Ackermans mobilem Käfig. Demons Fahrzeug war ein langer schwarzer SUV mit getönten Scheiben und genug Panzerplatten, um einem Raketentreffer standzuhalten. Vier identische Chevrolet Suburbans voller bewaffneter Söldner fuhren ihm voraus und hinterher, in einer zufälligen Reihung, damit niemand wusste, in welchem SUV er saß. Die Kofferräume der anderen Fahrzeuge waren vollgepackt mit Javelin-Panzerabwehrraketen, Sturmgewehren und reichlich Munition. Von einem massierten Militäreinsatz abgesehen gab es nichts, was Demon daran hindern konnte, seinen Bestimmungsort zu erreichen.

Er musste heutzutage vorsichtig sein. Nachdem er viele Jahre im Schatten verbracht hatte, war Demon nun ins Licht gezerrt worden und wurde offiziell von den US-Strafverfolgungsbehörden gesucht. Selbst in diesem Moment fahndete man nach ihm und versuchte, Ackerman aus seinen Klauen zu befreien. Natürlich begriffen diese Leute nicht, dass Ackerman genau dort war, wo er sein musste. Er und der Mann ohne Furcht hatten etwas zu erledigen, Bestimmungen zu erfüllen.

Der SUV hatte bereits ein Sperrtor passiert und vor den Gebäuden gehalten. Ein großes Metallgerüst zeigte, wo sich einer der beiden Zugänge zur Redemption Point Mine befand.

Seine Männer eilten umher wie emsige Bienen und holten Ackerman mit einem Gabelstapler, den einer der SUV auf einem Anhänger gezogen hatte, aus seinem Gefängnis. Während sie beschäftigt waren, trat Demon in die kühle Januarluft hinaus und ging an den Rand des Parkplatzes der Peñasquito Mining Company. Von dort bot sich ihm ein spektakulärer Ausblick. Sie waren noch nicht ganz auf dem Gipfel, aber dicht genug, um das ganze Tal zu überblicken, bis hin zu den kleinen Bergen am anderen Ende. Nach den Maßstäben der Rocky Mountains bestand die Bergkette in Arizona zwar nur aus Vorgebirgen, aber Demon fand, dass Redemption Point sich als Berg klassifizierte. Er ragte über achttausend Fuß auf und war damit fast dreimal so hoch wie der 974 Meter hohe Ben Lomond im schottischen Hochland, etwa dreißig Meilen von der Stelle entfernt, wo er die ersten Zähne bekommen hatte.

Der Sonnenuntergang begann gerade, und die Hügel und nahen Berge sahen schwarz und braun aus. Das Land war jedoch von einem Nebel bedeckt, als müsste das Bild erst scharf gestellt werden. Demon stand einen Moment lang dort und nahm den Anblick in sich auf, während er auf Ackerman wartete. Seinen Männern brauchte er seinen Wunsch, dass sie ihm den Gefangenen bringen sollten, nicht mitzuteilen. Wurde man gefürchtet und respektiert wie er, überschlug sich alles ringsum, um jeden Wunsch vorherzuahnen und jede Forderung zu erfüllen, bevor sie gestellt wurde.

Auch aus diesem Grund hatte er so gern mit Ackerman zu tun. Normalerweise fürchtete ihn jeder, dem er begegnete, auf die eine oder andere Weise. Lauren und eine Handvoll weiterer waren die Einzigen, die nicht vor ihm kuschten. Diese Umstände erschwerten es ihm, ein angenehmes, bedeutungsvolles Gespräch mit jemandem zu führen, weil die Perspektive seines Gegenübers regelmäßig von Angst überschattet wurde. Demon nahm an, dass sein zernarbtes Gesicht es auch nicht besser machte.

Während er wartete, analysierte er den Sonnenuntergang und alle Farben in dem Naturporträt, das er vor sich hatte. Die letzten gelben Sonnenstrahlen stachen durch die dunklen Wolken und erinnerten ihn an die blonden Haare seines einzigen Kindes – eines kleinen Mädchens, das, wie er annahm, nun nicht mehr so klein war. Er wünschte, er hätte sie kennengelernt, wäre Teil ihres Lebens gewesen, doch dieser Zug war vor langer Zeit abgefahren. Und sie war vermutlich besser dran, wenn sie ihn nicht kannte.

Er schob den Gedanken beiseite und schaute nach hinten zu den Transportfahrzeugen. Hinter ihnen sah er das Gerüst über dem Schacht der Redemption Point Mine. Es erinnerte an einen Erdölbohrturm, aber Demon wusste, dass das Gerüst dazu diente, einen Förderkorb siebentausend Fuß, mehr als zweitausend Meter, tief in die Erde hinunterzulassen. Man Bucket, den »Mann-Eimer«, nannten ihn die Minenarbeiter. Den Rest des Geländes übersäten grüne und braune Wellblechhütten mit dem Logo der Peñasquito Mining Company.

Vor allem aber sah er Ackerman, der auf ihn zukam. Sein Herz schlug schneller, auf die gleiche Weise, wie wenn man – so nahm er an – seinen Bruder oder besten Freund erblickte. Von solchen Dingen verstand er nichts. Er hatte keine Geschwister. Als Freund war am ehesten noch Oban Nassar zu bezeichnen, aber der Mann fürs Grobe war mehr ein Ja-Sager.

Ackerman war vielleicht der einzige echte Freund, den Demon auf der Welt besaß. Ihre ähnlichen Lebenserfahrungen und Vorlieben ließen Demon eine Verbundenheit mit Ackerman empfinden, die fast schon Brüderlichkeit gleichkam.

Demon lächelte und breitete die Arme aus. »Ah, der Mann der Stunde ist da! Ich kann gar nicht erwarten, Ihnen zu zeigen, was ich vorbereitet habe. Ich habe Ihnen ein großes Spektakel versprochen, und hier ist es. Sie werden an einem epischen Spiel um Leben und Tod teilnehmen, und wir werden die ganze Action im Darknet übertragen. Ich nenne das Ganze: Tanz der Dämonen.«

5

Als Ackerman neben Demon trat und in den Sonnenuntergang blickte, war er froh, dass seine Entführer ihm gestattet hatten, seine normale Kleidung zu behalten. Dazu gehörten die Motorradjacke aus Leder, die sein Bruder Marcus ihm geschenkt hatte, die schwarze Armeehose mit allerlei Geheimtaschen zum Verbergen von Werkzeugen und sein langärmeliges schwarzes Shirt, das die Narben verdeckte, die sich auf seinen Armen entlangzogen. Gar nicht recht war ihm, dass sie ihm einen weiteren unverzichtbaren Bestandteil seiner Garderobe abgenommen hatten: seinen, wie er ihn nannte, Wunderrucksack, in dem er sein Waffenarsenal aufbewahrte.

Ackerman genoss wortlos den Sonnenuntergang. Demon schwieg eine kleine Weile, dann fragte er: »Nun? Was halten Sie von dem Namen? Kommen Sie, geben Sie mir etwas. Das wird legendär!«

»Tanz der Dämonen?«

»Ja, wunderschön, nicht wahr? Dieser Titel hat einen Anklang von mir, dem Erfinder der Sendung, indem er auf meinen Namen anspielt, aber ein wenig tiefschürfender ist es dennoch.«

Ackerman zuckte mit den Achseln. »Na ja.«

»Was soll das heißen, na ja?«

»Ich tanze nicht. Ich mag nicht einmal Musik.«

»Wer mag denn keine Musik?«

»Ich«, sagte Ackerman. »Als ich ein Junge war, hat mir mein Vater jedes Mal einen Finger gebrochen, sobald ich auf dem Klavier einen Fehler beging. Er schiente ihn dann ordentlich und ließ ihm Zeit zu heilen. Sobald das geschehen war, entfernte er die Schiene und erwartete von mir, dass ich meinen Fehler geistig kompensiert hätte. Ich musste mich wieder vor den Flügel setzen und das gleiche Stück fehlerfrei erneut spielen.«

»Und wenn Sie es vermasselten, brach er Ihnen den Finger noch einmal?«

»Nein, er wollte sicherstellen, dass ich die volle Funktionalität meiner Hände behielt. Wenn ich es vermasselte, traf die Strafe einen anderen Körperteil. Sie fiel aber auch viel schlimmer aus.«

»Wir sind nicht hier, um Narben zu vergleichen.«

Ackerman zuckte mit den Achseln. »Sie haben mich gefragt, was ich von dem Namen halte, und Tatsache bleibt, dass ich nicht tanze, weder zu Musik noch nach irgendjemandes Pfeife.«

Demon grinste ihn an. »Ich hätte von Ihnen nicht weniger erwartet, mein Freund, aber ich fürchte, zu dieser Melodie müssen Sie tanzen, denn das Leben Unschuldiger steht auf dem Spiel.«

Ackermans Gebaren änderte sich sofort. Er schwenkte zu Demon herum und trat geschmeidig einen Schritt auf ihn zu.

Der Killer wich einen Schritt zurück. »Vergessen Sie nicht, Scharfschützen haben Sie im Visier.«

»Einen Mann zu reizen, der keine Furcht kennt, ist nicht besonders klug«, sagte Ackerman. »Ich habe nie zugestimmt, dass unschuldige Menschen in die Sache verwickelt werden. Sie haben mir zugesagt, dass Sie mich den Schlimmsten aus Ihrer Legion gegenüberstellen würden.«

»Ach, kommen Sie schon. Sie wussten, dass es so laufen muss. Ich meine, denken Sie doch mal nach. Sie sind natürlich ein Alpha-Raubtier, aber Sie haben sich eine andere Rolle ausgesucht, nicht wahr? Sie haben sich für die Rolle des Beschützers entschieden, und als Beschützer jagen Sie nicht die anderen Raubtiere, sondern Sie behüten die Schafe vor den anderen Wölfen. Deshalb werden wir natürlich dieses Spiel spielen und kein anderes.«

»Ich habe sie auch einmal als Schafe betrachtet. Die Normalen können manchmal anstrengend sein, aber sie sind es wert, dass man sie beschützt. Ich habe festgestellt, dass jeder von ihnen die Welt aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Die Perspektiven solcher Individuen haben mir die Augen für viele grundlegende Wahrheiten geöffnet.«

»Lassen Sie mich eine kleine Geschichte über Ihre Schäflein erzählen. Eine meiner liebsten kriminellen Unternehmungen ist der Zinswucher. Andere sind profitabler, aber die Arbeit des Kredithais macht einfach großen Spaß, und ich ziehe auf mehreren Ebenen daraus Gewinn. Ich mache Folgendes: Ich bringe das Kreditgeschäft von anderen an mich und setze einen meiner Leute als Ersatz ein. Zu ihm kommen Leute, die auf traditionelle Art keinen Kredit erhalten können, und leihen sich eine Geldsumme, an die irrwitzige Zinsen geknüpft sind und irrsinnige Bedingungen, die den Verleiher begünstigen. Sollten sie ihre Schulden nicht fristgerecht zurückzahlen, drohen ihnen entsetzliche Gewalttaten. Unweigerlich gibt es jemanden, der nicht zahlen kann, und ich entsende einen meiner guten Freunde aus der Legion, der sich mit dem säumigen Schuldner trifft. Nur eine weitere Möglichkeit, seinem Netzwerk von Serientätern einen Dienst zu erweisen, und sie erledigen für mich eine Notwendigkeit.«

»Dunkelste Synergie.«

»Ja, aber ich bin noch gar nicht zum besten Teil gekommen. Weshalb ich die armen arglosen Schäflein so sehr liebe. Das Geld, das der Schuldner sich leiht, wird ihnen von einem schmutzigen Bankkonto aus überwiesen. Sie müssen es mir aber bar zurückzahlen. Indem sie also den Kredit aufnehmen, waschen sie das Geld für mich. Wenn eines Tages den Überweisungen der Briefkastenfirmen auf den Grund gegangen wird, führen sie die Behörden zu einem armen Hund, der eine Pechsträhne hinter sich hat. Ich finde, das hat eine gewisse Schönheit an sich, denn es spiegelt das Wesen der Welt wider, wie sie schon immer gewesen ist. Wer schlau und rücksichtslos ist, beherrscht die Welt. Daraus folgt logisch, dass wir beide zusammenarbeiten sollten.«

Ackerman nickte. »Dann arbeiten Sie mit mir zusammen, um das Netzwerk aus gebrochenen und gefährlichen Personen aufzulösen, das Sie geschaffen haben. Nicht mit dem Ziel, sie zu töten, nicht einmal, sie hinter Gitter zu bringen, sondern um ihr Leben zu verändern. Ich bin nicht hierhergekommen, um zu beweisen, dass ich der beste Killer bin, oder mit irgendeiner anderen vom Ego getriebenen Absicht. Ich bin hier, um Ihr kleines schwarzes Büchlein mit den ganzen Killern in die Hand zu bekommen, damit wir für die Rehabilitation jedes Einzelnen sorgen können.«

Demon lachte leise. »Ach, was für ein hehres Ziel – Sie retten unsere armen verlorenen Seelen. Erwarten Sie bloß nicht, dass ich deswegen konvertiere. Ich mache sogar hier und jetzt die kleine Prognose, dass ich es sein werde, der Sie bekehrt, alter Freund.«

Ackerman spürte förmlich das Fadenkreuz der Scharfschützen im Nacken, überlegte aber dennoch, wie er in diesem Augenblick gegen Demon vorgehen konnte, und sei es nur als mentale Übung. Wie würde er es tun? Wie konnte er es zuwegebringen? Er ging die Möglichkeiten durch und berechnete die Variablen, nur um zu dem Schluss zu gelangen, dass er unter den gegebenen Umständen den Kugeln nicht ausweichen konnte. Aber Situationen waren immer im Fluss.

»Was sind die Bedingungen für unseren Tanz mit dem Tod?«

Mit einem Augenzwinkern und einem kleinen Hüpfer wies Demon auf ein Gerüst in der Ferne, das wie ein Ölbohrturm aussah. »Die übrigen Details können Sie zusammen mit unseren Zuschauern im Darknet herausfinden. Wir gehen gleich mit Episode eins auf Sendung.«

6

Mit einer Schwimmnudel tanzte Marcus Williams im schultertiefen Wasser auf und ab. Schwimmen konnte er, war nur nie ein besonders großer Fan dieser Aktivität gewesen. Weder seine Eltern noch die Eltern seiner Freunde hatten einen Pool besessen, denn er war in Brooklyn aufgewachsen. Und im öffentlichen Schwimmbad hatte man ihm Hausverbot erteilt, weil er dort einmal in eine Prügelei geraten war. Baseball tagsüber im Park und nach dem Abendessen Stickball mit Besenstiel und Gummiball auf der Straße entsprachen mehr seinem Geschmack.

Schwimmbecken mochte er nun schon gar nicht, weil sein Arzt ihm Hydrotherapie verordnet hatte, damit seine beiden gebrochenen Beine heilten.

Traci, die Hydrotherapeutin, rief: »Okay, jetzt Fahrradfahren unter Wasser. Langsam und gleichmäßig.«

Marcus lächelte. Das war das Einzige an der Hydrotherapie, was er mochte, die einzige Übung, die sich wirklich nach Anstrengung anfühlte. Alles andere, was Traci von ihm verlangte, war im Grunde Yoga im Wasser. Wie Kolben hob und senkte er seine Beine und trieb sich an, bis sein Körper brannte und schmerzte. An solche Übungen hatte er sich bei seiner Ausbildung zum Detective des NYPD gewöhnt, bevor sein Leben als Bundesermittler ihn in diesen Schlamassel brachte.

Das Schwimmbecken gehörte zu einer Einrichtung namens The Ability Lab, in der alles von Rückgrat- und Hirnverletzungen bis hin zu Schlaganfällen und verbreiteten Erkrankungen wie Arthritis und Knochenbrüchen behandelt wurde. Von Pool-Yoga abgesehen wurden noch viele andere Dienste angeboten, darunter auch ein großartiges Fitnessstudio, aber Hydrotherapie war die einzige dieser Aktivitäten, die Marcus im Augenblick von seinem Arzt bewilligt bekam.

Während er mit den Beinen pumpte, hielt er sich zwar mit der Schwimmnudel über Wasser und streckte die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten, aber er tat so, als fahre er mit einem echten Fahrrad. Immer schneller bewegte er die Beine, als nähme er an einem Wettrennen teil.

Am Beckenrand warnte ihn Traci: »Vorsichtig, Marcus. Sie sollten es nicht übertreiben. Ihre Frakturen sind erst wenige Wochen alt. Bis das heilt, dauert es noch.«

Er hörte, was Traci sagte, und doch hörte er es nicht. Seine Lage hatte er Demon zu verdanken. Demon hatte Dylan, seinen Sohn, gekidnappt und Marcus beide Beine mit einem Vorschlaghammer gebrochen. Demon hatte Dylan jedoch nur als Köder für Marcus’ großen Bruder entführt: Francis Ackerman jr. Einige seiner Ärzte befürchteten, Marcus würde nie wieder gehen können. Er pumpte schneller mit den Knien.

»Langsamer, Marcus«, fügte Traci hinzu. »Sie sollen hier nur Ihre Muskelkraft aufrechterhalten, während Ihre Knochen verheilen. Sie trainieren nicht für die Tour de France.«

Marcus trat noch fester aus bei dem Gedanken, dass sein Bruder sich in der Hand eines Größenwahnsinnigen befand, der aus einer Laune heraus mordete. Demon hatte ihm so viel geraubt – jedes Gefühl von Sicherheit und Frieden, das er einmal empfunden hatte. Vor allem aber hatte Demon seinen Bruder gefangen genommen, indem er Frank dazu brachte, sich im Austausch gegen das Leben nicht nur von Marcus’ Sohn zu opfern, sondern auch für Nadia Shirazi – Franks Partnerin beim FBI – und andere.

Er trat weiter Wasser, bis seine Muskeln mit feuriger Intensität brannten. Er merkte, wie sein Gesicht heiß wurde, und seine Kiefer waren zusammengebissen. Ein leichtes Ziehen zog durch seine gebrochenen Gliedmaßen, aber er machte weiter. Den Schmerz ignorierte er. Er musste stärker werden. Er musste seine Familie beschützen. Demon war nach wie vor auf freiem Fuß, und solange das so blieb, schwebte jeder, der Marcus wichtig war, in Lebensgefahr.

»Okay, Marcus«, rief Tracie, »das reicht für heute! Strecken Sie sich ein bisschen und kommen Sie heraus.«

Er trat und pumpte weiter und versuchte sich dabei auszumalen, in welche abartigen Szenarien voller Tod und Verdorbenheit Frank von Demon gestürzt wurde. Vor allem aber fragte er sich, wie er Einblick in Demons Denkweise erhalten, wie er sein Spiel durchschauen und seinen Bruder retten konnte.

Ein schriller Pfiff gellte durch die Halle. Marcus hörte mit dem Treten auf und riss den Kopf zu Traci herum. Die Hände in die Hüften gestemmt sagte sie: »Kommen Sie bitte an den Beckenrand, Marcus.«

Er schwamm hinüber und hielt sich an der Kante fest. »Is’ was, Doc?«

Sie ging in die Knie, legte den Kopf schräg und zog die Brauen hoch. Sie trug eine Khakihose und ein grünes Polohemd mit ihrem Namen und dem Namen der Einrichtung auf der Brust. Sie war Ende zwanzig, trug Zöpfe mit Perlen und hatte schöne Löwenaugen. »Was sollte das? Was haben Sie damit bezweckt?«

Marcus ließ den Nacken knacken. »Sie haben gesagt, hart an meinen Übungen zu arbeiten sei der Schlüssel dazu, wieder gehen zu können.«

»Stimmt, aber das bedeutet nicht, dass Sie sich bis an den Punkt treiben sollen, an dem Sie Ihre Verletzungen verschlimmern. Sie müssen sich Zeit für die Heilung lassen, Marcus. Die Heilung beschleunigen können Sie nur, indem Sie die Ernährungsempfehlungen befolgen, die wir Ihnen gegeben haben, Ihre Übungen machen und die Therapie konsequent durchhalten, das ist alles. Sie müssen einfach geduldig sein.«

Er seufzte und schloss die Augen. »Tja, das war nie eine meiner Stärken, aber ich lerne dazu.«

»Als wir anfingen«, fuhr sie fort, »haben Sie mir erzählt, dass Sie auf Ihrer Ranch mit Pferden gearbeitet hätten, Achal-Tekkinern, bevor alles geschah. Ich habe mich früher in den Sommerferien auf der Farm meines Onkels mit Pferden befasst, und deshalb bin ich Physiotherapeutin geworden. Die Pferde haben mir verraten, dass ich gern Menschen helfen würde. Wie Menschen haben alle Pferde eine eigene Persönlichkeit. Ich musste damals lernen, wie ich mit jedem einzelnen Pferd individuell umzugehen hatte. Einige waren stolz und abweisend, andere sensibel und leicht zu erfreuen, manche dickköpfig und stur. Letztere Sorte verletzte sich und weigerte sich dann, die Wunde ausheilen zu lassen. In ihrer Natur lag es, aufzustehen und zu rennen, deshalb wollten sie das tun. Anders als ein Pferd sind Sie aber schlau genug, um zu verstehen, dass Sie die Heilung abwarten müssen. Selbst dann wird es ein langer Prozess, und Sie müssen definitiv erst wieder gehen können, bevor Sie rennen dürfen.«

»Falls ich je wieder gehen kann.«

»Sagen Sie so was nicht. Wenn Sie tun, was Sie tun sollen, stehen die Aussichten für eine vollständige Erholung sehr gut. Das ist nur ein weiterer Grund, weshalb Sie nichts tun sollten, was dem Heilungsprozess in die Quere kommt.«

Er nickte. »Sie haben recht. Danke.«

Sie lächelte. »Ich weiß, dass ich recht habe. Danken Sie mir dadurch, dass Sie gesund werden. Machen wir zum Abschluss einige Dehnübungen, und dann können Sie hinaus aus dem …«

Eine weitere Frau mit kurzen roten Haaren, die das gleiche grüne Poloshirt trug, eilte in die Schwimmhalle und kam rasch auf die beiden zu. Sie blickte Marcus an. »Eine Frau namens Nadia Shirazi hat angerufen. Sie sagt, es sei dringend – Ihr Verdächtiger sei in Gewahrsam.«

Marcus spürte, wie Begeisterung in ihm aufwallte. Endlich hatten sie bei der Suche nach Demon einen Hinweis.

Er sah Traci an. »Tut mir leid, so schnell den Abgang zu machen, Doc, aber ich muss sofort raus aus dem Becken.«

7

Demon hatte fast sein ganzes Leben lang aus dem Schatten operiert. Er strebte nicht nach Ruhm, sondern nach unübertroffener Macht und Wonne. Heute Abend jedoch war ihm danach, einen Augenblick lang ins Rampenlicht zu treten und etwas anderes auszuprobieren. Das Leben langweilte ihn so sehr. Er hatte alles erlebt. Er hatte auf jede erdenkliche Weise getötet. Er hatte auf jede erdenkliche Weise Unzucht getrieben. Er hatte gelernt, Männer seinem Willen zu unterwerfen. Er hatte Politiker und Wirtschaftsmoguln in der Tasche. Dennoch fühlte er sich vollkommen unerfüllt.

Besonders wenn Ackerman in der Nähe war.