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Kriminalkommissar Kasper Kramsu erhält mysteriöse Drohungen in Form von einer Tarotkarte. Als kurz darauf sein ehemaliger Kollege tot aufgefunden wird, ist dem jungen Kommissar aus Helsinki klar, dass es sich nicht um einen Jungenstreich gehandelt hat ... "Die Todeskarte" ist der dritte Fall für die Mordkommission Helsinki. Weitere Bücher aus der Mord in Helsinki-Reihe: Teil 1: Kooma (Kurzkrimi) Teil 2: Besessen (Kurzkrimi) Teil 4: Das Flüstern des Dämons (Roman) Ebenfalls enthalten ist eine Leseprobe zum Debütroman "Das Flüstern des Dämons".
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Seitenzahl: 53
Ticktack, Ticktack.
Kasper Kramsus Augen fixierten die Tarotkarte, die auf seinem Küchentisch lag. Auf ihr war der Tod abgebildet, der in schwarzer Rüstung auf einem weißen Pferd saß und das Banner der fünfblättrigen Rose trug. Er hatte bereits zwei solcher Karten erhalten und inzwischen war er sich sicher, dass es kein dummer Jungenstreich mehr war.
Seine Finger umgriffen die Karte, fuhren an den Kanten entlang, um sie schließlich herumzudrehen.
Ticktack, Ticktack. Mehr stand nicht darauf und dennoch war ihm klar, was es bedeutete: Seine Zeit lief ab.
Die Karte in seiner Hand schwang leicht auf und ab. Dann legte er sie wieder auf den Küchentisch.
Kasper vergrub den Kopf in seinen Händen. Mit gespreizten Fingern fuhr er sich durch die kurzen, blonden Haare.
»Scheiße, Scheiße, Scheiße!«
Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Sich den Kollegen anvertrauen? Gerade erst hatte er die Abteilung gewechselt und ein Vertrauensverhältnis hatte sich noch nicht aufgebaut. Würde man ihn nicht für paranoid halten? Was hatte er schon außer Tarotkarten? Tarotkarten, auf denen sich nur seine Fingerabdrücke befanden. Das hatte er über den inoffiziellen Dienstweg überprüft. Er hatte nie jemanden in der Nähe des Hauses gesehen und auch in der Umgebung war ihm niemand aufgefallen. Vielleicht war es nur ein schlechter Scherz? Aber wer würde sich eine solche Mühe geben? Nein, das passte nicht zusammen. Alle Überlegungen, die er anstellte, liefen nur auf diese eine Möglichkeit hinaus. Jemand wollte ihn tot sehen.
Das Klingeln der Haustür zerriss die Stille. Wer sollte um diese Zeit noch vorbeikommen? Er wohnte weit außerhalb von Helsinki. Hier gab es weit und breit nichts und der nächste Nachbar wohnte fast einen Kilometer entfernt. Er stand auf und griff nach seiner Dienstwaffe, die er, als er nach Hause gekommen war, noch nicht ordnungsgemäß weggeschlossen hatte.
Mit klopfendem Herzen begab er sich langsam in den schmalen Flur, der zur Haustür führte. Durch das milchige Glas konnte er eine Silhouette wahrnehmen.
Vorsichtig tastete er sich Zentimeter um Zentimeter näher an die Tür heran. Mit dem Daumen spannte er den Hahn der Waffe. Auch wenn es albern war, so wollte er nach diesen Drohungen auf alles vorbereitet sein.
»Kasper? Bist du da?«
Erleichtert traute sich Kasper, wieder zu atmen.
Diese Stimme kannte er. Sie gehörte zu Veikko Lindström, einem der neuen Kollegen bei der Mordkommission.
Er hatte die Stelle nun seit zwei Monaten und während ihm der Teamleiter, Antti Heikkinen, kalt und unnahbar schien, war Veikko das völlige Gegenteil. Eine Frohnatur, die ein Dauerlächeln auf den Lippen trug.
»Es gibt einen Fall. Antti sagt, ich soll dich abholen«, ertönte es abermals.
»Einen Moment!« Kasper steckte die Pistole hinten in seinen Hosenbund. Seine Hand umgriff die Türklinke und er holte ein letztes Mal tief Luft, ehe er sie herunterdrückte und die Haustür aufzog.
Veikko stand auf der Fußmatte und hatte die Hände in seinen khakigrünen Parka verstaut. Unten herum war der wenige Jahre jüngere Kollege alles andere als auf Winter ausgerichtet. Zu der Jeans trug er grüne Nike-Turnschuhe, die dem nassen Schnee nichts entgegenzusetzen hatten.
Kasper setzte ein Lächeln auf: »Veikko, was gibt es?«
Das Lächeln schien nicht überzeugend zu sein. Sein Gegenüber musterte ihn kritisch. »Alles in Ordnung?«, fragte Veikko.
»Ja, … alles gut. Alles bestens.«
»Du siehst nicht so aus …« Veikko mied für einen Moment den Blickkontakt. »Du hast es doch nicht schon gehört?«
Kaspers Hand umschloss die Türklinke fester, sodass die Fingerknochen bereits weiß anliefen. Er schluckte. »Was gehört?«, flüsterte er, als ihm bewusst wurde, dass es keine guten Nachrichten sein würden. Vielleicht war etwas mit seinen Eltern passiert, die sich gerade auf einer Urlaubsreise in der Karibik befanden?
»Ich … es gab einen Mord … Es ist ein ehemaliger Kollege von dir … bei der Drogenfahndung. Ich … Antti meinte, dass es vielleicht gut wäre, wenn du … er dachte, dass du vielleicht etwas siehst, was wir übersehen würden … aber er hat auch Verständnis, wenn du …«
»Es war nur ein Kollege«, setzte Kasper dem Gestammel ein Ende.
Veikkos Augen trafen seine. »Nur ein Kollege«, wiederholte der Schwarzhaarige vor ihm leise.
Kasper nickte. »Ja. Nur ein Kollege … warte hier. Ich hole meine Sachen.«
Er sammelte schnell Haustürschlüssel, Dienstausweis sowie seine Jacke ein. Die Waffe steckte er jetzt ordnungsgemäß in den Holster, ehe er dann wieder vor sein Haus trat.
»Ich bin so weit«, erklärte er und Veikko lächelte. Ein eigentümliches Lächeln, das nichts mit dem zu tun hatte, welches er von ihm kannte. Es wirkte gezwungen und Kasper war sich sicher, dass es an seiner Aussage von vor wenigen Sekunden lag. Veikko hatte ein vollkommen anderes Verhältnis zu seinen Kollegen, als er selbst. Der knapp zwei Jahre jüngere Kommissar schien die Beamten seiner Abteilung als Freunde und Familie zu betrachten. Dass er es nicht so sah, passte wohl nicht in dessen Bild. Ihm reichte es, diese Leute bei der Arbeit um sich zu haben, er brauchte nicht auch noch den Feierabend mit ihnen verbringen.
»Wollen wir?«, fragte Kasper.
»Ja … sicher. Mein Auto steht an der Straße.«