Die Tote im Maar - Ina May - E-Book

Die Tote im Maar E-Book

Ina May

4,9

Beschreibung

Isabel Friedrich führt ein Bestattungsinstitut in der Eifel und denkt, der Tod sei ihr vertraut. Doch als Polizeitaucher nach einem vermeintlichen Vulkanausbruch im Weinfelder Maar eine Frauenleiche entdecken, beginnt ein Alptraum, dessen Verlauf sie nicht beeinflussen kann. Sind es die Nachwirkungen des Autounfalls, an den sie keine Erinnerung hat? Unversehens kehrt die Vergangenheit zurück und das Gesicht der Toten ist ihr auf einmal erschreckend bekannt ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 367

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,9 (18 Bewertungen)
17
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ina May wurde 1972 im Allgäu geboren und verbrachte einen Teil ihrer Jugend in San Antonio/Texas. Nach ihrer Rückkehr in die bayerische Heimat absolvierte sie ein Sprachenstudium und arbeitete lange Jahre als Fremdsprachen-Handelskorrespondentin und Übersetzerin für amerikanische Konzerne. Heute ist sie freischaffende Autorin und schreibt Kriminalromane, historische Krimis, zweisprachige Jugendbücher, Kurzgeschichten, Gedichte, Artikel für Journale und erarbeitet Konzepte für Brettspiele. Im Emons Verlag erschien ihr Kriminalroman »Tod am Chiemsee«.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig.

© 2013 Hermann-Josef Emons Verlag Alle Rechte vorbehalten Umschlagfoto: Istockphoto.com/sandramo Umschlaggestaltung: Tobias Doetsch eBook-Erstellung: CPI – Clausen & Bosse, LeckISBN 978-3-86358-226-5 Eifel Krimi Originalausgabe

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons:

Wochen zuvor

Es war ein schöner Frühlingstag, blühende Bäume um mich herum, und die allmählich ansteigenden Temperaturen, die vielleicht schon den bald nahenden Sommer einläuteten.

In meinem Herzen herrschte jedoch eine eher winterlich-ängstliche Kühle.

Mein Vater war seit zwei Jahren tot, und Stöbern war nicht meine Absicht gewesen, eigentlich hatte ich nur eine Adresse gesucht und mir gedacht, in seinem Verzeichnis würde ich sie bestimmt finden.

Ich hatte auch etwas gefunden, aber ganz und gar nicht das, wonach ich gesucht hatte. Die Visitenkarte jagte mir einen Schauer über den Rücken, und die dazugehörige Person erwartete mich jetzt in der Praxis in Trier.

Die grünen Hügel der Eifel flogen an uns, meinem Mini und mir, vorüber, teils bewaldet, teils von Weinbergen durchzogen. Das feucht-milde Atlantikklima zauberte zahlreiche Bäche in die Landschaft.

Ich hatte mich in meiner Heimat immer geborgen gefühlt und nicht einmal in Betracht gezogen, dass es einmal anders sein könnte, doch jetzt riss der Kokon auf.

Dr.med. Konstantin Höllrath – Psychiater.

Mir sagte der Name nichts, also musste er meinem Vater etwas gesagt haben. Psyche, das brachte ich immer mit der unsterblichen Seele in Verbindung und mit Problemen. Was könnten das für Sorgen und Probleme gewesen sein, hatte ich mich gefragt, doch bevor ich mich nur fragte und keine Antwort erhalten würde, hatte ich unter der Telefonnummer angerufen. Ich bat nicht um einen Termin, nur um ein Gespräch, was für den Analytiker geklungen haben musste, als würde ich um den heißen Brei herumreden. Sei‘s drum.

Konstantin Höllraths Praxis lag am Kornmarkt in Trier, unweit vom Georgsbrunnen. Der Mini passte in eine kleine Parklücke in einer der Seitenstraßen, und ich überlegte, ob ich mich vielleicht nach meinem Nicht-Termin in eines der Cafés setzen sollte.

Augenblicklich fühlte ich mich allerdings ein wenig wie eine der Brunnenfiguren. Der heilige Georg thronte auf dem Obelisken, sein Speer steckte im Leib des Drachen. Welchem imaginären Drachen würde ich gleich begegnen?

Ich hatte die Wahl, Aufzug oder Treppe, und wählte die Treppe.

Die Praxisräume waren freundlich und hell, die Bilder an den Wänden hatten etwas von naiver Malerei, was mir ganz gut gefiel, weil es nicht gestellt wirkte.

Doch ich hatte etwas Gestelltes, denn ich wollte dringend etwas wissen und konnte mir denken, dass der Arzt, dem ich gleich gegenüberstehen würde, mir nichts über einen Patienten sagen würde, auch nicht wenn ich seine Tochter war.

Konstantin Höllrath war groß, dunkelhaarig und an den Schläfen leicht ergraut. Er trug eine cremefarbene Leinenhose zu einem dunkelgrünen Polohemd. Meiner Schätzung nach musste er Mitte fünfzig sein.

Er wirkte nicht wie einer, der alle Antworten parat hatte, aber wie einer, der zuhören konnte – vielleicht waren es auch die leicht abstehenden Ohren, die diesen Eindruck vermittelten.

Sein Händedruck fühlte sich fest an, als er mich begrüßte. Meine Hand verschwand für ein paar Augenblicke vollkommen in seiner.

»Es geht nicht um mich …«, begann ich, als er mich in sein Sprechzimmer bat. Die typische Couch, die man sich vorstellte, gab es nicht, aber bequem aussehende cognacfarbene Ledersessel – zwei davon. Vielleicht für die gefühlte Gleichstellung von Arzt und Patient.

Konstantin Höllrath deutete auf den einen und nahm in dem anderen Platz.

»Mein Vater hatte Ihre Visitenkarte in seinem Adressbuch. Roman Friedrich, vom Bestattungsinstitut in Schalkenmehren.« Gerade dachte ich mir, wie dämlich sich das anhören musste und warum ich es überhaupt gesagt hatte, ich hätte mir besser ein paar Sätze zurechtgelegt. Etwas Sinnvolleres. Außerdem hatte ich den Namen meines Vaters schon am Telefon erwähnt. Auf Konstantin Höllraths aufgeräumtem Schreibtisch lag eine Karteikarte. Nicht sehr umfangreich, dachte ich und war ein kleines bisschen erleichtert.

»Ihr Vater hat mich einige Male aufgesucht. Aber er war keiner meiner Patienten. Möchten Sie mit mir reden?«, fragte er mich. »Isabel, richtig?«

Die Sonne war ein Stückchen weitergewandert, und der Drachentöter auf seinem Obelisken warf einen langen Schatten, als ich Konstantin Höllraths Praxis verließ. Hatte ich vorher noch mit einer Süßigkeit in einem Café geliebäugelt, wollte ich jetzt nur noch nach Hause. Meine Augen waren gefährlich nahe daran zu fluten und ich gefährlich nahe daran überzuschnappen.

Auf der Rückfahrt durch das leicht hügelige Gelände der Wittlicher Senke ließ ich meine Gedanken wandern, so wie es seitlich von mir ein paar Leute auf dem Maare-Mosel-Radweg taten. Nur war diesen bestimmt leichter ums Herz.

Ich war durcheinander, und ein Besuch im Café wäre wirklich keine schlechte Idee gewesen, zum Nachdenken und um zu begreifen, was ein mir völlig Fremder von meinem Vater erfahren hatte.

Wenn er nicht gestorben wäre, hätte er mir irgendwann davon erzählt?

Aber auf diese Frage würde ich nie mehr eine Antwort bekommen.

Meine Nase lief, und ich schnüffelte. Irgendwo musste ich doch eine Packung Taschentücher haben. Ich beugte mich seitwärts, um an das Handschuhfach zu kommen, den Schatten nahm ich erst im letzten Moment wahr. Ein Tier? Ich konnte es nicht richtig erkennen, es ging zu schnell. Ich riss das Lenkrad herum und schoss über einen Abhang. Ich glaube, ich bremste, aber der Mini verstand mich falsch. Der Wagen überschlug sich. Alles drehte sich, vor meinen Augen tanzten helle Flecken, und ich musste an meinen Vater denken. Er hatte mich hintergangen.

Dann verlor ich das Bewusstsein.

1

Er hatte ihm versprochen, seine Tochter nach Kräften zu schützen. Doch das erwies sich als immer schwieriger.

Für ihn war Zeit längst nicht mehr wichtig, sie war absehbar. Für den Freund, dem er das Versprechen gab, war sie das Wertvollste gewesen, und ausgerechnet sein Herz hatte aufgehört zu schlagen, bevor er das Ende der Geschichte kannte.

Das Ende der Geschichte … Um an ihren Anfang zurückzukehren, würde Galen Blocher eine Leiche ausgraben müssen. Er argwöhnte, dass sein Freund ihm nicht alles erzählt, ihn über einige Dinge bewusst im Unklaren gelassen hatte.

Die Zeit lief immer schneller. Noch diesen einen Sommer, das Fallen der Blätter im Herbst würde er auch noch miterleben, aber bereits die Winterkälte würde er nicht mehr spüren.

Was dann? Sollte er Isabel das verlorene Stück Erinnerung zurückgeben? Sie wusste es nicht mehr, und nicht zum ersten Mal fragte sich Galen, ob das tatsächlich möglich war. Jemandem beim Sterben zuzusehen und danach alles in sich zu verschließen, weiterzumachen, ohne diese Erinnerung im Gehirn jemals wieder zu aktivieren. Was, wenn das nicht die einzige Erinnerung war, die auf diese Weise verschwand?

Er hatte nie erfahren, was genau in jener Nacht geschehen war, und wenn er ehrlich war, hatte er es auch nicht wissen wollen. Das viele Blut zeugte von etwas zu Schrecklichem.

Aber jetzt musste er eine Entscheidung treffen, für Isabel, für sich und für den toten Freund.

Davor fürchtete sich Galen Blocher mehr als vor allem anderen.

***

Konnte man jemanden erschrecken, der vor einer Leiche stand und sich gerade über sie hermachte?

Und wie man konnte.

Die Berührung, ein leichtes Tippen an der Schulter, war kaum beängstigend, und doch zuckte ich zusammen, weil ich hier nicht mit jemandem rechnete, der noch einen Puls hatte.

»Bin nur ich, niemand von deinen Leblosen«, hörte ich hinter mir eigenartig verschwommen jemanden sagen. Die Stimme identifizierte ich als die meiner besten Freundin Luise.

»Hältst du dir etwa die Nase zu?«, fragte ich. Ganz bestimmt tat sie das, und wahrscheinlich kniff sie auch noch die Augen zusammen.

»Isabel, ich brauche deine Hände. Er sieht nicht gut aus.«

Sie brauchte meine Hände, weil jemand nicht gut aussah. Ich wiederholte es in Gedanken. Zwei- und mehrdeutig bis verwirrend, das war Luises Art. Wir kannten uns seit unserer gemeinsamen Schulzeit. Luise war rothaarig wie Zora, nur nicht so mutig, und sie konnte eine Nervensäge sein, dafür war sie aber treu bis ins Mark wie mein Labrador Johnny.

Ich traute mich zu wetten, dass Luise wie immer beinahe alles von sich unter einem langen, weiten Kleid versteckte. Dazu trug sie höchstwahrscheinlich Stiefel. Wir hatten Ende März. Ohne Minustemperaturen.

Neben ihr wirkte ich meist ziemlich geordnet. Mein glattes dunkles Haar hatte ich mit zwei langen Stäbchen hochgesteckt, die aussahen, als würde man mit ihnen besser chinesisch essen. Aber sie waren nützlich und hielten die Strähnen schön am Hinterkopf fest.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!