Die Totenspende - Aischylos - E-Book

Die Totenspende E-Book

Aischylos

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Beschreibung

Um den Tod ihrer Tochter Iphigenie zu rächen, ließ Königin Klytaimestra ihren Mann Agamemnon ermorden. Nun herrscht sie über Mykene zusammen mit ihrem Geliebten Aigisthos. Doch Klytaimestra hat zwei weitere Kinder: Ihre Tochter Elektra ist voller Hass ob des Mordes an Agamemnon und auch der Sohn Orestes kehrt auf Vergeltung sinnend heim. Im zweiten Teil der Orestie beweist sich erneut das Genie des Aischylos, indem er en weiteres Kapitel im blutigen Schicksal der Königsfamile aufschlägt.-

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Aischylos

Die Totenspende

Übersezt von J. G. Droysen

(Choephoren)

Saga

Die Totenspende

 

Übersezt von J. G. Droysen

 

Titel der Originalausgabe: Χοηφóρoι

 

Originalsprache: Altgriechisch

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1832, 2021 Aischylos und SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728212547

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen.

Orestes Pylades Elektra Klytaimestra Kilissa Aigisthos Knechte Chor der Mägde

Königspalast zu Argos. In der Mitte der Bühne Agamemnos Grab. Orestes und Pylades kommen in Wanderstracht und gehn zum Grabe; Orestes steigt die Stufen hinauf.

 

ORESTES.

O Grabeshermes, der dir beschiednen Macht gedenk,

Sei Retter, sei Mitkämpfer mir, dem Flehenden!

In dieses Land gekommen bin ich, heimgekehrt,

Und rufe meinen Vater hier am Grabesrand,

Daß er mich anhört, meinen heilgen Schwur vernimmt!

(Denn dich zu rächen, Vater, bin ich heimgekehrt,

Dein Sohn Orestes, der ich im fernen Phokerland,

Verwaist der Heimat, durch der Mutter arge List

Verstoßen, aufwuchs, daß ich dir einst Rächer sei;

Mich aber sendet Loxias' trugloser Spruch,

Daß dir der Mörder wieder, dir die Mörderin,

Dein Blut zu sühnen, fallen muß durch diese Hand.

So hör mich, Vater, schaue gnädig auf mich her,

Daß ich erfülle deines Blutes heilig Recht,

Wie mir der Gott es, Loxias es mir gebeut!

Ich aber weih dir ärmlich, trauerreich Geschenk,

Des eignen Grames treuen Gruß auf deine Gruft;

Zum ersten Male schnitt ich mir als Pflegedank)

Die Scheitellocke für des Inachos Fluten ab,

Zum zweitenmal jetzt meine Locke dir,

(Daß sie dir Zeugnis gebe, deines Blutes Sohn

Sei heimgekommen, Vater, in dein teures Haus,

Die Missetat zu rächen, zu erwerben sein

Und seiner Schwester lang entwöhntes Erb und Recht!)

 

Aus der Tür der Frauenwohnung kommt der Chor, in schwarzen Kleidern und Trauerschleiern; in gleicher Mägdetracht Elektra.

 

Was dort erblick ich? Was bedeutet jene Schar

Von Weibern, schwarzverhüllten, die sich trauernd nahn?

Auf welch Ereignis rat ich oder deut ich dies?

Betraf ein neuer Todesfall vielleicht das Haus?

Könnt ich vermuten, ihre Spenden brächten sie

Für meinen Vater, für die Toten fromme Pflicht?

Nicht anders ist es; denn Elektra, glaub ich, selbst

Geht dort mit ihnen, meine Schwester, tief gebeugt

Vor Kummer. O Zeus! gib zu sühnen mir den Tod

Des Vaters, sei mir gern ein Helfer meiner Tat! –

Laß uns zurückgehn, Pylades, damit ich klar

Erkennen könne, was bedeute dieser Zug!

 

Beide verbergen sich.

 

Erste Strophe

CHOR.

Entsandt dem Hause kam ich her,

Geleit der Spende mit der Hände wildem Schlag!

Die Wange blutet heiß in tiefen Rissen,

Wiedergerissenen Nägelfurchen mir!

Und rastlos, weh, an Wehklage weid ich meinen Sinn!

Zu Fetzen reißt mein Kleid entzwei,

Zu linnezerrißnen in meinem Gram!

Mein schwarz Brusttuch, mein weitfaltiges Kleid

Zerfetzt der ungewehrte Schmerz!

 

Erste Gegenstrophe

Denn furchtberedt, gesträubten Haars,

Des Hauses Träumedeuter, aufgeschreckt im Schlaf

Zu neuem Graun, hat mitternächtgen Angstschrei,

Mordgeschrei an dem Herde geschrien,

Zu uns ins Fraungemach taumelwild sich hineingestürzt.

Des Traumes Deuter sprachen dann

Und riefen zu Zeugen die Götter an:

Sehr voll Ingrimm sei'n, sehr zornig die Toten,

Ihren Mördern wildempört!

 

Zweite Strophe

Und diese Liebe liebelos, die sühnen soll die Schuld,

Io, Erde, Erde!

Spendet, sendet her das gottvergeßne Weib!

Mich bangt's, auszustoßen dieses Wort!

Denn welche Sühne gibt es für vergossen Blut?

Io, du allbeweinter Herd!

Io, du untergrabnes Haus!

Ja, graungemieden, sonnenlos umhüllt tiefes Dunkel das Haus,

Drin erschlagen der Herr ward!

 

Zweite Gegenstrophe

Ehrfurcht, versagt, verargt, gefährdet nimmer sonst,

Dem Volk eingewohnt sonst

Tief in Ohr und Herzen – jetzt empört sie sich!

Voll Angst weiß ich eine! – Glücklich sein,

Das gilt als Gott den Menschen und gilt mehr als Gott!

Ein letzter Schlag versieht das Recht

Urplötzlich dem am Tage noch,

Dem stürzt er lauernd im streitgen Licht der Dämmrung heimtückisch hervor,

Nacht fängt andre, die nie tagt!

 

Dritte Strophe

Das Blut, von seiner Amme, Erde, aufgefahn,

Gerann zum Racheblutmahl, nie verfließt es mehr;

Voll Tücke verschiebt Ata sie noch, daß, wer es tat,

Seh seines Jammers Blütenpracht!

 

Dritte Gegenstrophe

Wer frech sich fremdes Brautgemach erbrach, gesühnt

Wird nimmer der; und strömte aller Ströme Flut

Allseits her, bluttriefenden Mord

Hinwegzuspülen, doch umsonst strömten sie!

 

Epode

Doch ich – denn mir wiesen hier Magd zu sein

Die Götter zu; fortgeschleppt vom Herd meiner Heimat

Ward ich früh ins Los der Knechtschaft –,

Ich muß, was recht, muß, was schlecht meine Herrschaft hat getan,

Ich muß, da mich Gewalt zwingt, es preisen,

Muß meines Herzens Haß vergessen! –

Ins Gewand verhüllt, umsonst bewein ich

Meines Königs Los, verstein ich

Im verhaltnen Herzensgram!

ELEKTRA.

Ihr teuren Wärterinnen, vielgetreue Fraun,

Mit mir gekommen seid ihr, dieses heilgen Zugs

Geleiterinnen; drum so sagt mir euren Rat:

Wenn auf das Grab ich gieße diesen Trauerguß,

Wie soll ich freundlich sprechen? Wie zum Vater flehn?