Die Vergessenen Schriften 8 - Markus Heitz - E-Book

Die Vergessenen Schriften 8 E-Book

Markus Heitz

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Beschreibung

SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet.

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Vollständige E-Book-Ausgabe 1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96248-3

© Piper Verlag GmbH 2013 © 2013 Markus Heitz vertreten durch: AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.ava-international.de Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Albae-Anthologie

DIE LEGENDEN DER ALBAE

– Die Vergessenen Schriften –

VIII

Dies sind die Vergessenen Schriften.

Sie erzählen von den bekannten und unbekannten Helden meines Volkes.

Von den größten Geschichtenwebern, den herausragendsten Künstlern.

Aber auch von den schrecklichsten Feinden und den innigsten Freunden.

Legenden, Geschichten, Märchen, Gedichte, Lieder

– sie wurden von mir gesammelt, dem Untergang entrissen und bewahrt, damit sie nicht gänzlich verloren gehen.

Wir Albae mögen unsterblich sein, und doch können wir vergessen werden.

Du, der diese Werke liest, schließe sie in dein Herz und halte sie. Halte sie sicher, trage sie weiter.

Verkünde sie und lasse sie erklingen.

DAS ist wahre Unsterblichkeit!

aus den Vergessenen Schriften,

gesammelt und aufgezeichnet von

Carmondai

dem Meister in Bildnis und Wort

Leben und nicht leben lassen

Während meiner Zeit in Phondrasôn traf ich einen Assassinen, einen Meister seines Fachs, der wiederum beim Besten lernte.

Sein Name lautete Gàlaidon.

Er war es, den ich seinerzeit an diesem Hort der Schrecknisse traf, nach meinem Sturz durch eine Felsspalte. Gemeinsam gelangten wir zu den Drillingen.

Ich hörte, dass es einen seltsamen Verlauf mit seiner Unendlichkeit nahm, wie er vom Stellvertreter des berühmten Helden Aïsolon zu einem Recken der Dsôn Aklán und zum Sytràp ihrer Garde wurde, bevor er ein jähes Ende fand.

Auch hörte ich, dass Gàlaidon ein besonders gut vorbereiteter Karderier gewesen sein soll, der von Tirîgon gestellt und getötet wurde.

Lange zweifelte niemand an dieser Geschichte.

Doch dieses jähe Ende machte mich stutzig.

Meine Nachforschungen begannen, um zu ergründen, was sich in jenen Splittern der Unendlichkeit wahrlich in dem Raum zwischen Tirîgon und Gàlaidon zutrug.

Denn ich glaubte nicht mehr daran, dass der hochgewachsene, blonde Alb mit dem durchdringendsten Blick, der mich jemals traf, von einem Karderier ersetzt worden sei.

Wie hätte dieses Wesen die Wutlinien und das natürliche Einfärben der Augen nachahmen sollen?

So begnadet ist selbst der abgefeimteste Gestaltwechsler nicht.

Ich erkenne Wahn in den Pupillen eines Gegenübers.

Aber es nistete mehr als Wahn in Gàlaidons Verstand, daran entsinne ich mich sehr genau.

In seltenen Momenten blitzte darin eine Eigenschaft auf, die gefährlicher als jedes andere Gefühl ist: vollkommener Gleichmut.

Dies ermöglicht einem Meistermeuchler die besten und zugleich schrecklichsten Taten, wodurch er Mörder an alles und jedem werden kann.

Sogar an seinem eigenen Volk.

Nach meiner Rückkehr nach Tark Draan forschte ich weiter, behutsam und ohne Aufmerksamkeit zu erregen.

Dies ist die Geschichte eines Assassinen, der durch Tirîgons Hand starb. Daran zweifle ich wiederum nicht.

Nur die Gründe werden wohl für immer in Phondrasôn bleiben.

In unendlicher Verbannung.

Carmondai

Meister in Bildnis und Wort

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albaereich Dsôn Faïmon, Strahlarm Wèlèron, 4369. Teil der Unendlichkeit (5188. Sonnenzyklus), Spätherbst

Der schwarzrötliche Feuerstier jagte schnaubend die breite Landstraße entlang, die quer durch den Strahlarm Wèlèron führte, Blätter und Stückchen gefrorener Erde wirbelten unter den Hufen empor. In dessen schaukelndem Sattel hielt sich Gàlaidon eben noch aufrecht.

Im Grunde war der Alb zu erschöpft, um sich noch nach Sontèra zu schleppen und sich mit seiner Gefährtin zu treffen, aber die verlangenden Gefühle duldeten keinerlei Widerspruch und boten die letzten Kräfte auf. Dazu kam die aufputschende Kälte, die dank des Ostwinds noch eisiger durch die Kleidung und den Schal vor seinem Gesicht schnitt.

In der Ferne erschien die Silhouette der kleinen Stadt, in der sich zwei Schulen befanden. An ihnen unterwies seine Gefährtin die Anfänger, während sie selbst für die höheren Weihen der Zunft in der nahe gelegenen Akademie unterrichtet wurde. Dort studierten die Gelehrten die angeborenen Kräfte seines Volkes und suchten nach Möglichkeiten, sie zu verstärken und zu verbessern.

Gàlaidon machte sich im Sattel kleiner, um dem Wind zu entgehen. Man könnte meinen, die Böen wollen mich einfrieren. Ich werde das Wärmen von Körper und Geist nötig haben.

Er wusste von den Geschichten, die man sich erzählte. Die Unauslöschlichen besäßen die Macht, echte Magie zu wirken, ähnlich wie die Botoiker, und dass es weitere Albae gab, die man zu den legendären Cîanai rechnete: wahre Beherrscher dieser unsichtbaren Kraft, mit der man Feuer, Blitze und andere zerstörerische Effekte hervorrufen konnte. Nichts schien denjenigen verschlossen zu sein, welche Zauber woben.

Doch Gàlaidon hielt die echten Cîanai für nichts anderes als eine Legende. Einige nannten sich so, auch in der Akademie, aber von gewaltigen magischen Wundern hatte er noch nichts vernommen. Sonst hätten sie sich schon lange gezeigt oder wären mit unseren Heeren in die Schlacht gezogen. Er gab dem Feuerstier die Sporen, sodass das muskulöse Tier wütend brüllte, den Kopf senkte und sich streckte, um zu beschleunigen. Alles andere wäre strafens- und nicht bewundernswert.

Das abendliche Sontèra rückte näher, die Lichter dienten der Orientierung. Es lag eine halbe Meile abseits der Hauptstrecke, eine kleinere Straße führte zum torlosen Eingang, auf die Gàlaidon den Stier einschwenken ließ.

Keine Stadt im Reich der Albae benötigte Befestigungen, denn der ringförmige Wassergraben und die Verteidigungsanlagen um Dsôn Faïmon ließen keinen Gegner durch. Und marodierende Horden oder Banden wie in Ishím Voróo gab es nicht. Nicht mal die unzähligen Sklaven wagten Aufstände, weil sie wussten, dass sie es nicht für einen Splitter der Unendlichkeit auf dem Schlachtfeld mit den Kriegern würden aufnehmen können. Die meisten Mauern und Befestigungen innerhalb des Albaereichs dienten eher zur Zierde oder Zurschaustellung.

Gàlaidon jagte in das kleine Sontèra hinein, ohne dem Tier Einhalt zu gebieten. Sie schossen an umherwandelnden Bewohnern vorbei, die gefeilten Hornspitzen verfehlten mehr als einmal nur knapp den Leib eines Albs.

Kurz vor Ahisiás Haus brachte Gàlaidon den Feuerstier mit einem kräftigen Ruck an den Zügeln zum Stehen, die Lederriemen rissen an Trense und Nasenring. Da es nicht sein eigener Stier war und keine Vertrautheit zwischen ihnen herrschte, musste der Alb zu dem Hilfsmittel greifen, sonst wäre das unglaublich starke Tier nicht zum Anhalten zu bewegen gewesen. Die Hufe rutschten über den Knochenkiesweg, und genau vor dem Tor endete der Ritt.

Gàlaidon sprang aus dem Sattel und reichte die Zügel einem verhüllten Sklaven, der aus dem Nebengebäude eilte, wo sich Gesinde und Stallung befanden. »Achte auf seinen linken Hinterlauf. Dieser Dämon tritt gerne«, warnte Gàlaidon und eilte an dem Barbaren vorbei auf das große Portal zu, das für ihn bereits geöffnet wurde; dahinter wartete eine Sklavin, die wie alle Leibeigenen die graue Kleidung trug, an der sich das Wappen ihrer Herrschaften befand.

Gàlaidon schüttelte den wenigen Dreck vom dunkelgrünen Mantel, damit die schwarzen Ornamente wieder richtig zur Geltung kamen. Er hatte sich den Namen der Barbarin nicht gemerkt, auch wenn sie unverschleiert ihren Dienst verrichtete. Sie war von Ahisiás Vater als hübsch genug erachtet worden, um auf ihren Sichtschutz zu verzichten. Gàlaidon vermied es meist, sie länger anzublicken. Das Kinn war ihm nicht perfekt genug, und in den Augen flackerte gelegentlich Widerborstigkeit auf, die scheinbar nur von ihm bemerkt wurde. Das Beste an ihr ist die sehr sanfte Stimme, doch daraus lässt sich leider kein Kunstwerk formen.

Sie verbeugte sich tief vor ihm und gewährte ihm Eintritt. »Willkommen«, sagte sie. »Die Gebieterin erwartet Euch.«

Gàlaidon blieb stehen und zog den Mantel aus. »Reinige ihn gründlich vom letzten Schmutz und sieh nach dem Saum. An einer Stelle ist ein Faden lose.« Er reichte ihn an die Sklavin weiter. »Seit wann sprichst du mich ohne Erlaubnis an?«

Sie legte den Mantel zusammen und behielt die demütige Haltung bei. »Verzeiht mir, Herr. Ich wollte …«

»Wende dich noch einmal an mich, und es werden deine letzten Worte sein. Die Münzen für dich habe ich schnell gezahlt, um eine Nachfolgerin zu beschaffen.« Er ging an ihr vorbei und richtete sein dunkelrotes Lederwams, das er eng anliegend über dem knielangen, schwarzen Hemd und den gleichfarbigen Hosen trug. Die weichen Sohlen der Stiefel setzte er geräuschlos auf dem dunklen Holzboden auf.

Gàlaidon schritt zügig aus, um Ahisiá in die Arme schließen zu können; die Sklavin hatte er bereits vergessen.

Das alles andere als bescheidene Haus war vollständig aus Hölzern errichtet. Rotblut-Buchen, Knochen-Eichen, Nacht-Eschen und viele Bäume mehr hatten ihre Stämme dafür gegeben. Die besten Zimmerleute und Kunstschnitzer hatten einen Teil der Unendlichkeit gearbeitet, um die geschwungenen Durchlässe und Treppen einzupassen, die Erker zu gestalten, die Intarsien aus Edelsteinen und Metallen zu fertigen.

Ende der Leseprobe