Die Vergessenen Schriften 9 - Markus Heitz - E-Book

Die Vergessenen Schriften 9 E-Book

Markus Heitz

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Beschreibung

SPIEGEL-Bestsellerautor Markus Heitz führt alle Fans der Albae in neue Abenteuer und enthüllt die Geschichten, die in den Romanen noch nicht erzählt wurden - Geheimnisse werden gelüftet, Schicksale geklärt und von legendären, vergessenen Taten der dunklen Geschöpfe berichtet.

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Vollständige E-Book-Ausgabe 1. Auflage 2013

ISBN 978-3-492-96249-0

© Piper Verlag GmbH 2013 © 2013 Markus Heitz vertreten durch: AVA international GmbH Autoren- und Verlagsagentur www.ava-international.de Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München Datenkonvertierung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Albae-Anthologie

DIE LEGENDEN DER ALBAE

– Die Vergessenen Schriften –

IX

Dies sind die Vergessenen Schriften.

Sie erzählen von den bekannten und unbekannten Helden meines Volkes.

Von den größten Geschichtenwebern, den herausragendsten Künstlern.

Aber auch von den schrecklichsten Feinden und den innigsten Freunden.

Legenden, Geschichten, Märchen, Gedichte, Lieder

– sie wurden von mir gesammelt, dem Untergang entrissen und bewahrt, damit sie nicht gänzlich verloren gehen.

Wir Albae mögen unsterblich sein, und doch können wir vergessen werden.

Du, der diese Werke liest, schließe sie in dein Herz und halte sie. Halte sie sicher, trage sie weiter.

Verkünde sie, und lasse sie erklingen.

DAS ist wahre Unsterblichkeit!

aus den Vergessenen Schriften,

gesammelt und aufgezeichnet von

Carmondai

dem Meister in Bildnis und Wort

Was Liebe bewirken und anzurichten vermag …

Über die Goldstählerne Schar wurde und wird vieles erzählt.

Diese besondere Einheit, gesegnet mit den tapfersten Kriegerinnen und Kriegern, die es in unserem Volk gibt, ist bislang kaum im Feld gesehen und beobachtet worden.

Das liegt an dem Umstand, dass die Unauslöschlichen die Goldstählernen meist ohne unsere üblichen Soldaten aussenden, um ihr Ansehen bei den Gegnern zu stärken und die Feinde allein durch den Anblick der besonderen Rüstungen zur Aufgabe bewegen zu können.

Die Stärke, die Überlegenheit, die Einzigartigkeit dieser Veteraninnen und Veteranen liegt nicht nur in ihrer Waffenkunst begründet.

Sie liegt in einem Gefühl: bedingungslose Liebe. Weder wird sie verlangt noch gefordert, nicht offen und nicht durch geschickte Worte.

Die Paare verteidigen ihre Leben unerbittlich, gnadenlos und mit einer unaufhaltsamen Wut, gegen die nichts besteht.

Wie ich schon einmal schrieb:

Wo reine Kraft und purer Verstand ein Schwert führen, ist die Liebe tausendfach überlegen. Denn Liebe tötet, um Liebe zu schützen.

Einen stärkeren Antrieb kann es nicht geben.

Vernehmt, was ihnen geschah und was sie herausragender, edler und bewundernswerter macht.

Carmondai

Meister in Bildnis und Wort

Ishím Voróo (Jenseitiges Land), Albae-Reich Dsôn Faïmon, Strahlarm Kashagòn, 4369. Teil der Unendlichkeit (5188/89. Sonnenzyklus), Winter

Bestens gegen die Harnische der Kwaitoo geeignet. Haïmoná, in einen dicken, nachtblauen Mantel gehüllt, saß auf einer Steinbank und prüfte die glattrunde Speerspitze, die dafür gedacht war, massive Panzerungen zu durchbrechen, und die ohne Widerhaken auskam. Dahinter schloss sich eine umlaufende Reihe gezackter Klingen an, die ins Fleisch schnitten; der Schaft, der anderthalb Schritt maß, war unmittelbar hinter dem Eisen angefeilt, sodass er nach der Wucht eines Einschlags von selbst abbrach. Damit würde der Feind keine Gelegenheit erhalten, die handlange Spitze zu entfernen. Das wird ihnen eine vernichtende Lehre sein.

»Du siehst dir die neuen Speere bereits zum vierten Mal an, seit ich dir zuschaue«, kommentierte Amitàrai aus dem Schatten eines immergrünen, vollblättrigen Stjarfô-Baums. Die Wintersonne schien grell und grausam vom Himmel, der Schnee streute die gleißende Helligkeit unbändig. Die blonde Albin hatte im Baum Zuflucht vor dem Licht gesucht und schlug Wurfsteine mit verschiedenen Werkzeugen in Form. »Hast du kein Vertrauen in unsere Schmiede?«

»Als Ntîstai prüfe ich meine Wurfgeschosse, ehe ich in die Schlacht gehe. Stets. Sie retten mein und euer Leben.« Haïmoná lächelte und schob den Speer in den Stapel der anderen, die in einem Köcher lagerten. Die Geschosse waren am Ende des Schaftes mit einer Schlaufe versehen, durch die Zeige- und Mittelfinger geschoben wurden, während die übrigen Finger den Schaft hielten. Eben diese Schlaufe ermöglichte es, den Speer mit großer Wucht und Genauigkeit zu werfen. »Selbstverständlich auch deines, Windschwester. Vergiss das nicht.«

»So wie diese den Tod bringen.« Amitàrai hob den scharfkantigen schwarzen Stein, und der Ärmel ihres dunklen Mantels rutschte nach unten. »Ich weiß, was ich dir und unseren Geschwistern als Fendònistai schuldig bin.«

Die Goldstählernen grinsten einander an. Haïmonás dunkle Augen huschten über Amitàrai, deren Gestalt unter dem Mantel verborgen lag und äußerst ansprechend war.

Doch wahre Anziehungskraft entfaltete die Albin nicht auf sie.

Das Herz der schwarzhaarigen Haïmoná gehörte Caiphôra, die sie verteidigte und für die sie in die Endlichkeit gehen würde.

Waren sie alleine in ein Gefecht verwickelt, bildeten sie eine Einheit. Während Haïmoná sich mit allem auskannte, was man warf und schleuderte, zählte ihre rothaarige Gefährtin zu den Asfámchai, den Schwertkämpferinnen, die mit Schwert und Schild ebenso umzugehen wusste wie mit zwei Klingen oder gar zwei Schilden.

Rücken an Rücken standen sie im Kampf, dämonengleich in der Schlacht und Furcht einflößend für ihre Feinde. Die Maskenvisiere der gold-schwarzen Helme machten sie zu fremdartigen Wesen, unirdisch und tödlich. Ein Trick und ganz ohne albische Kraft, die diesen einschüchternden Eindruck vervielfachte.

»Was weißt du über die Kwaitoo?«, erkundigte sich Amitàrai. Der Stapel mit ihren Schleudersteinen, deren Ecken durchaus Helme und Rüstungen durchdrangen, war gewaltig.

»Dass sie die Unauslöschlichen herausforderten. Die Barbaren halten sich für unbesiegbar, weil sie wissen, wie man unterirdische Festungen errichtet«, gab Haïmoná zurück. »Wie die Insekten. Ich vermute, die Bergmaden würden sich über diese Bauten totlachen. Und doch ziehen sie daraus die närrische Zuversicht, gegen uns bestehen zu können.«

»Man erzählt sich, dass ihnen der Fflecx-Abschaum Gifte gegen uns überließ«, fügte Amitàrai hinzu.

»Die Kwaitoo erzählen das. Aber wir beide wissen wie unsere Windgeschwister, dass die niederträchtigen Gnome ihre Gifte nicht veräußern. Die feigen Barbaren streuten das Gerücht, um uns vom Angriff abzuhalten.« Haïmoná lachte. »Das haben die Angeber nun davon: Das Herrscherpaar entsendet uns!«

»Benàmoi Ewìlor überlegte sich bereits eine Vorgehensweise«, wusste die blonde Albin zu berichten. »Und ich halte es für eine gute Eingebung. Damit werden die Kwaitoo nicht rechnen.«

»So?« Haïmonás Neugier war geweckt. »Woher weißt du das?«

Amitàrai lächelte und packte einen Stein nach dem anderen in einen Lederrucksack; einfachen Stoff hätte das geschliffene Gestein sofort durchschnitten, weswegen die Fendònistai zum Schutz Handschuhe aus winzigen Kettenringen trug. »Ich traf Ewìlor in der Bibliothek, wo er über alten Schriften brütete. Wenn ich es richtig sah, beschäftigte er sich mit der Kunst, Sand zu verflüssigen.«

Haïmoná hob das Kinn, die rechte Augenbraue zuckte in die Höhe. »Das würde die Barbaren mehr als überraschen. Und es ist wichtig für uns.«

Amitàrai nickte. »Ich verspüre wenig Lust, mich unter die Erde zu begeben. Unsere Stärke liegt in der Geschwindigkeit und in der Täuschung unserer Feinde.«

»Gut für uns.« Haïmoná erhob sich und schulterte den Köcher mit den Wurfspeeren. Sie wollte in die Unterkunft zurückkehren.

»Bevor du gehst, sag, stimmt es, was man vernahm: Inóro und Gàthoras sind nicht mehr länger vereint?«

»Man sagt es, ja. Doch mehr weiß ich nicht.« Die schwarzhaarige Albin dachte kurz nach. »Fürchtest du um unsere Einheit?«

»Ich fürchte nur, dass die Liebe sich einen anderen Weg in unseren Reihen sucht und es zu Verwicklungen kommt«, gab Amitàrai zurück. »Solange sie das in der Garnison austragen und die Fronten klären, ist mir das recht. Aber da wir gegen die Kwaitoo ziehen werden, will ich nicht darüber nachdenken müssen, welches Albherz gerade vor Sehnsucht weint und welches vor Eifersucht brennt. Beides führt in die Endlichkeit.« Sie nahm sich den letzten Schleuderstein und bearbeitete ihn mit dem Werkzeug. Ihre Schläge wirkten fester, die Spänchen flogen weiter als zuvor. »Ich hoffe, unsere Küche überbietet sich mit dem Essen. Ich werde nach der Schufterei hungrig sein.«

Haïmoná lachte und stapfte durch den Schnee zurück zum Gebäude, in dem ihre Einheit lebte, die sich der Schrei des Westwindes nannte.

Außer den Goldstählernen gab es noch die Anwärterpaare, die darauf warteten, in die Eliteeinheit aufgenommen zu werden.

Doch die Nachrücker benötigten Geduld, da Ausfälle kaum vorkamen und Verletzungen dank der Heiler schnell genasen. Die Anwärter wurden ebenso hart ausgebildet und unterwiesen, mussten die gleichen Anforderungen erfüllen. Ausgetauscht wurde fast immer ein Paar, kaum ein einzelner Alb oder eine einzelne Albin. Es kam selten vor, dass nur einer gehen musste.

Amitàrai sprach weise Worte. Man sollte Benàmoi Ewìlor bitten, den Austausch vor dem Einsatz vorzunehmen, ehe die Unruhe zu groß und gefährlich wird. Haïmoná ging den kaum erkennbaren Weg entlang, ihr Atem quoll als weißes Wölkchen aus Mund und Nase. Samusin scheint seine Späße mit uns zu treiben.

Der Austausch gegen Anwärter wäre schmerzlich. Inóro und Gàthoras bildeten das beste Kampfpaar, das in den letzten zwei Teilen der Unendlichkeit über die Schlachtfelder gezogen war.

Ende der Leseprobe