Die Verschwörung der Waldrichter - Heiko Wenner - E-Book

Die Verschwörung der Waldrichter E-Book

Heiko Wenner

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Beschreibung

In „Die Verschwörung der Waldrichter“ verwandelt sich die scheinbar idyllische Kulisse des Odenwalds in den Schauplatz eines düsteren Kriminalfalls, der tief in den Mythen und Geheimnissen der Region verwurzelt ist. Im Mittelpunkt stehen Kommissar Lukas Bergmann, ein gewissenhafter Ermittler, und die engagierte Journalistin Clara Winter. Gemeinsam stoßen sie auf das mysteriöse „Waldgericht“ – eine geheime Bruderschaft, deren Ursprünge und Rituale bis weit in die Vergangenheit zurückreichen und deren Einfluss bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft reicht. Nach dem Verschwinden der jungen Lena Schreiber, Tochter des Bürgermeisters, geraten die Ermittler in ein Netz aus Lügen, Verrat und uralten Legenden. Verschlüsselte Tagebücher, nächtliche Rituale im Wald, ein verschwundener USB-Stick und eine Serie von Einbrüchen führen sie immer tiefer in die Abgründe der Kleinstadt Erbach. Die Atmosphäre ist geprägt vom Kontrast zwischen der malerischen Landschaft und den dunklen Machenschaften, die sich hinter der Fassade der Gemeinschaft verbergen. Der Roman lebt von seiner dichten, spannungsgeladenen Handlung, die geschickt lokale Sagen, historische Orte und aktuelle gesellschaftliche Themen miteinander verwebt. Die Ermittlungen führen zu dramatischen Wendungen und Enthüllungen, die nicht nur das Schicksal von Lena, sondern das der gesamten Stadt entscheiden könnten. Wer atmosphärische Regionalkrimis mit Tiefgang, starke Charaktere und eine fesselnde Mischung aus Mythos, Geschichte und moderner Kriminalermittlung schätzt, wird von „Die Verschwörung der Waldrichter“ begeistert sein. Das Buch bietet ein packendes Leseerlebnis – spannend bis zur letzten Seite, mit überraschenden Enthüllungen und einer einzigartigen, regionalen Note.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 239

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Heiko Wenner

Die Verschwörung der Waldrichter

Ein Odenwaldkrimi

1. Auflage 2025

Copyright © 2025 Heiko Wenner

Text: Heiko Wenner

Umschlaggestaltung: Monika Hurka

Umschlagmotiv: istock/linephoto

Satz und Layout: Monika Hurka

Porträtfoto des Autors: Monika Hurka und Bernd Wittelsbach/Kontrast Fotodesign

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland

Bestellung beim Autor:

Heiko Wenner, Zum Hartberg 20, 64739 Höchst im Odw., Deutschland +49-(0)6163-943 973 6 [email protected]

ISBN:

978-3-384-55042-2 (Paperback)

978-3-384-55043-9 (e-Book)

Gedruckt in der EU.

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Heiko Wenner, Zum Hartberg 20, 64739 Höchst im Odw., Deutschland.

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Flüsternde Schatten - Eine geheimnisvolle nächtliche Szene im Odenwald

TEIL I: Trügerische Idylle - Der Odenwald und seine Geheimnisse

1. Morgendämmerung der Angst

2. Das Verschwinden

3. Verborgene Abgründe

4. Schatten der Vergangenheit

TEIL II: Das Netz verdichtet sich

1. Geflüsterte Legenden

2. Das verschlüsselte Tagebuch

3. Verrat in den eigenen Reihen

4. Unterirdische Geheimnisse

TEIL III: Im Herzen der Finsternis

1. Das Ritual im Mondschein

2. Jagd durch die Nacht

3. Die Jagdhütte

4. Die Flucht

5. Die bedrohliche Heimat

TEIL IV: Enthüllungen und Abgründe

1. Das Herz der Finsternis

2. Die letzte Konfrontation

3. Das Netz aus Lügen zerbricht

4. Gerechtigkeit und Konsequenzen

5. Die Verschwörung nimmt Gestalt an

TEIL V: Flüsternde Zukunft

Kapitel 1

Die Verschwörung der Waldrichter

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Titelblatt

Urheberrechte

FLASHBACK: Flüsternde Schatten - Eine geheimnisvolle nächtliche Szene im Odenwald

Kapitel 1

Die Verschwörung der Waldrichter

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Das Buch

In diesem packendem Kriminalroman wird die idyllische Kulisse des Odenwalds zum Schauplatz eines düsteren Geheimnisses, das seit Jahrhunderten unter der Oberfläche schlummert. Wenn Sie Spannung lieben, die tief in regionalen Mythen verwurzelt ist, werden Sie von der ersten Seiten an von dieser Geschichte gefesselt sein.

Der Autor verwebt meisterhaft die malerische Landschaft des Odenwalds mit einer komplexen Kriminalhandlung, in der der gewissenhafte Kommissar Lukas Bergmann und die hartnäckige Journalistin Clara Winter einem uralten Geheimnis auf die Spur kommen - dem mysteriösen „Waldgericht“, dessen Existenz weit mehr als nur eine Legende zu sein scheint.

Ein verschwundenes Mädchen, verschlüsselte Tagebücher, nächtliche Rituale im Wald und eine Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise der Gesellschaft reicht. Mit jedem Kapitel verdichtet sich das Netz aus Geheimnissen, während die Protagonisten immer tiefer in die Abgründe einer scheinbar idyllischen Kleinstadt eintauchen.

Heiko Wenners atmosphärischer Schreibstil lässt die kühle Waldluft förmlich spüren und das Flüstern der Bäume hören. „Die Verschwörung der Waldrichter“ ist mehr als nur ein Kriminalroman - es ist eine Reise in die dunkle Seele einer Region, deren Geheimnisse älter sind als die Städte und Dörfer, die sie umgeben.

Tauchen Sie ein in dieses fesselnde Leseerlebnis und entdecken Sie, welche Verschwörungen sich im Odenwald entfalten, wenn die Nacht hereinbricht.

Kommissar Lukas Bergmann

Lukas Bergmann ist ein erfahrener und äußerst gewissenhafter Kommissar, der geschieden ist und seither als Single lebt. Er ist pragmatisch, bescheiden und arbeitet mit großer Entschlossenheit. Er lernt die Journalistin Clara Winter kennen, als er im Fall der verschwundenen Lena Schreiber ermittelt. Lukas zeigt sich äußerst engagiert und hartnäckig, arbeitet oft bis spät in die Nacht und vernachlässigt dabei seine eigenen Bedürfnisse. Er hat ein ausgeprägtes Gespür für Ungereimtheiten und scheut sich nicht, auch gegen Widerstände zu ermitteln und unbequeme Fragen zu stellen. Im Laufe der Geschichte entwickelt er ein zunehmendes Misstrauen, sogar gegenüber seinen eigenen Kollegen, und arbeitet eng mit Clara Winter zusammen, um den mysteriösen Fall aufzuklären.

Journalistin Clara Winter

Die Journalistin Clara Winter ist eine attraktive Frau mit selbstsicherem Auftreten und zielorientierter Persönlichkeit. Sie ist nicht nur gutaussehend, sondern vor allem intelligent und arbeitet sehr akribisch und gewissenhaft. Als Journalistin verfügt sie über gute Kontakte und erhält oft Zugang zu Informationen, die der Polizei verborgen bleiben. Im Laufe der Ermittlungen der verschwundenen Lena Schreiber zeigt Clara große Hartnäckigkeit und scheut sich nicht, tief in den Fall einzutauchen, selbst wenn es gefährlich wird. Sie entwickelt eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kommissar Lukas Bergmann, wobei sich ihre investigativen Fähigkeiten und ihr analytischer Verstand als wertvoll für die Aufklärung des Falls erweisen. Den drohenden Gefahren widersetzt sie sich mit Mut und Entschlossenheit, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Die Region

Die verschlafene Kleinstadt Erbach und der idyllische Odenwald nehmen in diesem Kriminalroman zentrale und atmosphärische Schauplätze ein, die in die düstere Handlung perfekt eingebettet sind.

Historische Altstadt als Kulisse

Die historische Altstadt Erbachs ist ein Hauptschauplatz der Handlung. Das Barockschloss mit seinem mittelalterlichen Wehrturm ist imposante Kulisse für dramatische Szenen, während die engen Fachwerkstraßen Schauplätze für Verfolgungsjagden und heimliche Treffen sind. Der alte Marktplatz ist Zentrum des scheinbar idyllischen Stadtlebens und Ausgangspunkt für die Ermittlungen von Kommissar Lukas Bergmann.

Mystische Waldlandschaft

Der Odenwald selbst spielt eine Hauptrolle in diesem Roman. Die dichten Wälder, geheimnisvollen Täler und bizarren Felsformationen sind Schauplätze für die düsteren Ereignisse und verborgenen Geheimnisse. Das Felsenmeer ist Ort nächtlicher Rituale, während der Eulbacher Park versteckte Eingänge zu unterirdischen Labyrinthen beherbergt. Diese Naturkulissen sind Schauplätze für dramatische Verfolgungsjagden, heimliche Beobachtungen und die Entdeckung verborgener Orte.

Lokale Sagen als Handlungselemente

Die reiche Sagenwelt des Odenwalds ist in diese Geschichte eingewoben. Der „Fluch des Odenwalds“ und das „Waldgericht“ basieren auf lokalen Legenden und Mythen, die Clara Winter in ihren Recherchen aufdeckt. Diese Verknüpfung von Realität und Fiktion ist ein zentrales Element der Handlung.

Kontrast zwischen Idylle und Abgründen

Die scheinbare Idylle Erbachs und des Odenwalds steht in starkem Kontrast zu den düsteren Geheimnissen. Traditionelle Feste und das beschauliche Stadtleben sind die Fassade, hinter der sich die Abgründe verbergen. Dieser Kontrast zieht sich durch den gesamten Kriminalroman und verstärkt die Spannung der Geschichte.

Historische Orte als Schlüssel zur Lösung

Die lange Geschichte der Region spielt eine wichtige Rolle in der Handlung. Das Deutsche Elfenbeinmuseum im Schloss Erbach ist ein Ort, an dem alte Artefakte entschlüsselt werden und wichtige Hinweise zur Lösung des Falls liefern. Mittelalterliche Burgruinen sind Schauplätze finaler Konfrontationen und bergen Geheimnisse aus vergangenen Zeiten.

Unterirdische Geheimnisse

Ein zentrales Element des Krimis sind die unterirdischen Strukturen. Das geheime Tunnelsystem unter dem Erbacher Schloss und das Labyrinth unter der Stadt sind Schauplätze schockierender Entdeckungen und dramatischer Wendepunkte. Diese verborgenen Orte symbolisieren die dunkle Seite der scheinbar idyllischen Kleinstadt.

Durch die geschickte Verwebung dieser regionalen Elemente in die Kriminalgeschichte schafft der Autor eine authentische und fesselnde Atmosphäre, die den Leser tief in die Geheimnisse und Abgründe von Erbach und dem Odenwald eintauchen lässt. Die Landschaft und Geschichte der Region sind nicht nur Kulisse, sondern integraler Bestandteil der Handlung und tragen maßgeblich zur Spannung und Atmosphäre des Kriminalromans bei.

FLASHBACK

Flüsternde Schatten - Eine geheimnisvolle nächtliche Szene im Odenwald

 

Die Nacht lag wie ein samtener Schleier über dem Odenwald, einem der ältesten und geheimnisvollsten Waldgebiete Deutschlands. Der Vollmond, groß und silbern, schwebte am Himmel wie ein wachsames Auge, das die Geheimnisse der Dunkelheit zu ergründen suchte. Sein fahles Licht sickerte durch das dichte Blätterdach der uralten Eichen und Buchen, schuf ein Mosaik aus Licht und Schatten auf dem moosbedeckten Waldboden.

In der Ferne heulte ein einsamer Wolf, seine Stimme ein klagendes Echo in der Stille der Nacht. Nebelschwaden krochen wie geisterhafte Finger über den Boden, umschlangen Baumstämme und verliehen der Szenerie eine unwirkliche, fast jenseitige Atmosphäre.

Tief im Herzen des Waldes, verborgen vor den Augen der Welt, lag eine kreisförmige Lichtung. In ihrer Mitte stand ein Kreis aus zwölf verwitterten Megalithen, jeder einzelne übersät mit kaum noch lesbaren Runen und Symbolen, deren Bedeutung längst in den Annalen der Zeit verloren gegangen war. Der Ort atmete Geschichte, flüsterte von Geheimnissen, die älter waren als die Zivilisation selbst.

In diese urzeitliche Szenerie schlichen zwölf Gestalten, gehüllt in schwarze Roben, ihre Gesichter verborgen unter tiefen Kapuzen. Sie bewegten sich mit der Sicherheit jener, die diesen Ort gut kannten, die schon oft den verborgenen Pfad hierher gefunden hatten. Lautlos nahmen sie ihre Positionen ein, bildeten einen perfekten Kreis um die alten Steine.

Der Anführer der Gruppe, erkennbar an seinem mit silbernen Runen bestickten Gewand, trat in die Mitte des Steinkreises. Das Mondlicht fing sich in den Silberfäden seiner Robe, ließ sie aufleuchten wie lebendiges Quecksilber.

Als er zu sprechen begann, war seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, doch sie trug eine Autorität, die die Luft zum Vibrieren brachte:

„Brüder und Schwestern des alten Weges, Hüter des verborgenen Wissens, wir haben uns hier versammelt, wie unsere Ahnen es seit Jahrtausenden tun. In dieser Nacht, da die Schleier zwischen den Welten dünn sind, werden wir das Ritual vollziehen, das unsere Blutlinie seit Generationen bewahrt und stärkt.“

Ein kollektives Raunen ging durch die Versammelten, eine Mischung aus Ehrfurcht und Vorfreude. Der Anführer hob seine Arme zum Nachthimmel, seine Finger wie Krallen gegen den Mond gespreizt. Die anderen folgten seiner Geste, zwölf Schatten, die sich gegen das Mondlicht abzeichneten.

„Mögen die Geister des Waldes uns hören!“, rief er, seine Stimme nun kräftiger, erfüllt von einer dunklen Leidenschaft. „Mögen sie uns ihre Kraft verleihen, auf dass wir weiterhin im Verborgenen herrschen, die wahren Lenker der Geschicke dieser Region!“

Ein unterdrücktes Wimmern durchbrach die feierliche Atmosphäre. Am Rande der Lichtung, gefesselt an einen knorrigen alten Eichenstamm, kauerte eine junge Frau. Ihr langes, dunkles Haar fiel ihr wirr ins Gesicht, ihre Augen waren weit aufgerissen vor Angst und Unverständnis. Ein Tuch, fest um ihren Mund gebunden, erstickte ihre verzweifelten Schreie.

Der Anführer wandte sich ihr zu, seine Bewegungen geschmeidig wie die eines Raubtiers. Aus den Falten seines Gewandes zog er ein altertümliches Messer hervor. Die Klinge, gewellt wie eine Flamme, schimmerte unheilvoll im Mondlicht. Rubine, in den Griff eingelassen, glühten wie Blutstropfen.

„Mit diesem Blut“, verkündete er, die Stimme nun ein ehrfürchtiges Flüstern, „werden wir den Pakt erneuern, der unsere Familien seit Jahrhunderten schützt und gedeihen lässt. Das Opfer ist bereit, die Götter des Waldes warten!“

Als er sich dem gefesselten Mädchen näherte, ihre Augen nun vor Entsetzen geweitet, begannen die anderen Kapuzenträger einen monotonen Gesang anzustimmen. Es war eine uralte Melodie, deren Worte in einer längst vergessenen Sprache gesungen wurden. Der Klang schien die Luft zu verdichten, ließ die Schatten tiefer werden, als würden sie von der Dunkelheit des Rituals angezogen.

Das Mädchen begann verzweifelt an ihren Fesseln zu zerren. Tränen strömten über ihr Gesicht, als sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage erkannte. Ihr Blick flehte um Gnade, um Verständnis, doch in den Augen des sich nähernden Mannes lag nur kalte Entschlossenheit.

Plötzlich, als hätte die Natur selbst gegen diesen Frevel aufbegehren wollen, durchbrach ein ohrenbetäubender Schrei die nächtliche Stille. Er war unmenschlich in seiner Intensität und Tonlage, eine Mischung aus Wutgeheul und Schmerzensschrei. Der Laut hallte durch den Wald, ließ Vögel aufgeschreckt aus den Bäumen flattern und jagte einen eisigen Schauer über die Rücken der Versammelten.

Der Gesang brach abrupt ab. Für einen Moment erstarrten alle in Schock, selbst das gefesselte Mädchen hielt in ihrem Kampf inne, die Augen nun vor Verwunderung geweitet.

Der Anführer drehte sich ruckartig um, das Messer drohend erhoben. Seine Augen, nun sichtbar unter der zurückgerutschten Kapuze, funkelten vor Zorn und einem Hauch von Furcht. „Wer wagt es“, donnerte er, „unser heiliges Ritual zu stören? Zeigt Euch, Eindringling, und empfangt die Strafe für Eure Vermessenheit!“

Doch nur das Echo des Schreis antwortete ihm, gefolgt von einer unheimlichen Stille, die noch bedrohlicher wirkte als der Lärm zuvor. Es war, als hielte der Wald selbst den Atem an, wartend, lauernd.

Einer der Kapuzenträger, seine Stimme zitternd vor kaum unterdrückter Panik, flüsterte: „Die Waldgeister… sie warnen uns. Wir haben ihre Grenzen überschritten. Wir sollten das Ritual abbrechen, bevor es zu spät ist.“

„Schweig, du Narr!“, zischte der Anführer, doch in seiner Stimme schwang nun ein Hauch von Unsicherheit mit. „Wir können jetzt nicht aufhören. Der Preis wäre zu hoch. Unsere Familien, unser Einfluss, alles würde zusammenbrechen. Wir müssen das Ritual vollenden, koste es, was es wolle!“

Er wandte sich wieder dem gefesselten Mädchen zu, das Messer fest umklammert. Seine Knöchel traten weiß hervor, verrieten die Anspannung, die seinen Körper durchflutete. Die anderen Kultmitglieder wichen unwillkürlich zurück, zerrissen zwischen ihrer Loyalität zum Ritual und der uralten Furcht vor dem Unbekannten, das in der Dunkelheit lauerte.

Doch bevor der Anführer einen weiteren Schritt machen konnte, erklang ein Knacken im Unterholz. Es war nicht das leise Rascheln eines kleinen Waldtieres, sondern das deutliche Brechen von Ästen unter schwerem Gewicht. Etwas Großes bewegte sich durch den Wald, direkt auf die Lichtung zu.

Die Kapuzenträger wichen weiter zurück, einige murmelten hastig Beschwörungsformeln, andere griffen nach verborgenen Amuletten unter ihren Roben. Die Luft schien zu vibrieren vor Spannung und unterdrückter Panik.

Der Anführer stand wie versteinert, das Messer erhoben, den Blick starr auf die Dunkelheit zwischen den Bäumen gerichtet. Seine Augen huschten hin und her, versuchten verzweifelt, in den Schatten eine Bewegung, eine Form zu erkennen. Was auch immer dort lauerte, es schien näher zu kommen, angezogen von dem unterbrochenen Ritual und dem Geruch der Angst, der über der Lichtung hing.

Das Knacken und Rascheln wurden lauter, begleitet von einem tiefen, grollenden Laut, der mehr gefühlt als gehört wurde. Die Bäume am Rand der Lichtung begannen zu schwanken, als würde ein unsichtbarer Sturm an ihnen zerren.

In diesem Moment höchster Spannung, als die Luft vor Furcht und unaussprechlicher Erwartung zu knistern schien, verstummten plötzlich alle Geräusche. Eine unnatürliche, absolute Stille senkte sich über die Lichtung, so vollkommen, dass selbst das Atmen der Anwesenden überlaut in der Nacht widerzuhallen schien.

Und dann, aus der tiefsten Dunkelheit zwischen den Bäumen, erklang eine Stimme. Sie war alt, älter als die Steine des Kreises, älter vielleicht als der Wald selbst. Sie sprach in einer Sprache, die keiner der Anwesenden je gehört hatte und doch instinktiv verstand, ihre Worte direkt in die Seelen der Zuhörer eindringend:

„Ihr, die ihr das alte Wissen missbraucht, die ihr Blut vergießen wollt, um Macht zu erlangen - euer Frevel wird nicht ungesühnt bleiben. Die Schatten, die ihr zu beherrschen glaubt, werden sich gegen euch wenden. Das Geheimnis, das ihr zu hüten meint, wird ans Licht kommen. Die Gerechtigkeit des Waldes ist erwacht, und sie kennt kein Erbarmen.“

Mit diesen Worten endet der Flashback, den Leser mit einer Fülle von Fragen zurücklassend und einer beklemmenden Vorahnung dessen, was noch kommen würde. In den Tiefen des Odenwaldes, wo uralte Geheimnisse und moderne Verbrechen sich auf unheilvolle Weise zu vermischen scheinen, hatte ein Kampf begonnen - ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Gerechtigkeit und Korruption, dessen Ausgang das Schicksal vieler bestimmen würde.

TEIL I

Trügerische Idylle - Der Odenwald und seine Geheimnisse

1

Morgendämmerung der Angst

In der stillen Morgendämmerung wird die Ruhe in Kommissar Lukas Bergmanns bescheidener Wohnung am Stadtrand von Erbach jäh unterbrochen. Das schwache Licht der aufgehenden Sonne dringt durch die halb geschlossenen Jalousien und zeichnet diffuse Muster auf die abgewetzten Holzdielen.

Die scheinbare Ruhe vor dem Sturm

Mit einem erstickten Schrei schreckte Lukas aus dem Schlaf hoch, sein athletischer Körper von kaltem Schweiß bedeckt. Das Bettlaken klebt an seiner Haut wie eine zweite Haut, während sein Herz wild gegen seinen Brustkorb hämmert, als wolle es ausbrechen. Die Bilder des Albtraums, der ihn heimgesucht hat, verblassen langsam wie Nebelschwaden im Morgenlicht, doch die Emotionen, die sie hervorgerufen haben, bleiben präsent und schnüren ihm die Kehle zu.

Lukas setzt sich auf, die Sprungfedern der alten Matratze quietschen leise unter seiner Bewegung. Mit zitternden Händen fährt er sich durchs Haar, seine rauen Finger verfangen sich in den wirren, grau melierten Strähnen - ein stummes Zeugnis der Jahre, die dieser eine Fall an ihm gezehrt hat. Jede einzelne graue Strähne scheint eine schlaflose Nacht zu repräsentieren, eine weitere Sackgasse in den Ermittlungen. Er zwingt sich, tief durchzuatmen, seine Lungen mit der kühlen, nach Tau und frischem Laub duftenden Morgenluft zu füllen, die durch das gekippte Fenster hereinströmt. Langsam beruhigt sich sein Herzschlag, doch die Bilder des vermissten Mädchens, dessen Schicksal nie geklärt wurde, bleiben hartnäckig in seinem Kopf, wie ein Echo, das nicht verklingen will.

Mit schweren Gliedern schwingt Lukas die Beine aus dem Bett. Seine nackten Füße berühren den kühlen Holzboden, und er spürt jeden Schritt in seinen müden Knochen, als er in die kleine, funktional eingerichtete Küche seiner Wohnung schlurft. Die Morgensonne wirft lange Schatten durch die Fenster und taucht den Raum in ein warmes, goldenes Licht, das im Kontrast zu Lukas‘ düsterer Stimmung steht. Mechanisch greift er nach der alten, aber verlässlichen Kaffeemaschine, ein Geschenk seiner Ex-Frau aus besseren Zeiten. Er füllt Wasser ein und misst die Kaffeebohnen ab, jede Bewegung eine vertraute Routine, die ihm ein Gefühl von Normalität vermittelt. Das Mahlen der Bohnen durchbricht die Stille wie ein Donnerschlag, und bald erfüllt der bittere, aromatische Duft von frisch gebrühtem Kaffee die Luft, ein Versprechen von Wachheit und Klarheit.

Mit der dampfenden Tasse in der Hand, die Wärme der Keramik eine willkommene Empfindung an seinen kühlen Fingern, tritt Lukas ans Fenster. Sein Blick schweift über die erwachende Stadt Erbach. Die Morgennebel hängen noch wie ein durchscheinender Schleier zwischen den pittoresken Fachwerkhäusern und den sanften, bewaldeten Hügeln des Odenwalds. Die Szene wirkt friedlich, fast idyllisch, ein Postkartenmotiv, das die dunklen Geheimnisse der Stadt geschickt verbirgt. Doch Lukas kann eine unterschwellige Spannung spüren, die in der Luft liegt, wie die Stille vor einem Gewitter. Es ist ein Gefühl, das er nicht greifen kann, eine Vorahnung von etwas Drohendem, das sich hinter der malerischen Fassade der Kleinstadt verbirgt.

Nachdem er sich angezogen und mental auf den Tag vorbereitet hat, jeden Knopf seiner Uniform mit der Präzision eines Soldaten geschlossen, macht sich Lukas auf den Weg zum Polizeirevier. Die kopfsteingepflasterten Straßen von Erbach sind noch ruhig, nur vereinzelt sind Frühaufsteher unterwegs - Bäcker, die frische Brötchen ausliefern, Jogger, die ihre Morgenrunde drehen, und Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner ausführen. Die Stadt erwacht langsam zum Leben, ahnungslos gegenüber den düsteren Gedanken, die den Kommissar plagen.

Als er am alten Rathaus vorbeikommt, einem prächtigen Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert, fällt sein Blick auf eine Frau, die dort steht. Es ist Clara Winter, eine Journalistin, wie er später erfahren wird. Sie macht Notizen in ein abgegriffenes, ledergebundenes Notizbuch, ihre Haltung verrät Konzentration und Professionalität. Ihr kastanienbraunes Haar fällt in sanften Wellen über ihre Schultern, vom Morgenlicht in warme Töne getaucht.

Als hätte sie seinen Blick gespürt, hebt Clara den Kopf. Ihre durchdringenden grünen Augen, klar wie Smaragde, treffen auf seine, und für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Die Geräusche der erwachenden Stadt verstummen, und Lukas spürt eine seltsame Mischung aus Anziehung und Misstrauen. Claras Augen scheinen direkt in seine Seele zu blicken, als könnten sie all seine Geheimnisse lesen, all die ungelösten Fälle, die schlaflosen Nächte, die zerbrochene Ehe. Ein knappes Lächeln huscht über ihre Lippen, begleitet von einem kurzen Nicken, bevor sie sich wieder ihren Notizen zuwendet. Dieser kurze Moment hinterlässt bei Lukas einen bleibenden Eindruck, wie ein Fingerabdruck auf seiner Seele.

Im Polizeirevier angekommen, herrscht bereits geschäftiges Treiben. Der Geruch von Kaffee und Papier hängt in der Luft, vermischt mit dem leisen Summen von Computern und gedämpften Gesprächen. Die Atmosphäre ist eine Mischung aus Routine und unterschwelliger Anspannung, die typisch ist für eine Polizeistation in einer Kleinstadt, in der selten etwas Aufregendes passiert, aber jeder auf der Hut ist. Lukas setzt sich an seinen Schreibtisch, der übersät ist mit Akten und Notizen, jedes Papier ein Puzzlestück in dem großen Bild der Gerechtigkeit, das er zu vervollständigen versucht. Er nimmt einen Schluck aus seiner mitgebrachten Kaffeetasse, der bittere Geschmack eine willkommene Ablenkung von seinen düsteren Gedanken, und beginnt, die Unterlagen des aktuellen Falls durchzugehen.

Plötzlich durchbricht das schrille Klingeln des Telefons die konzentrierte Atmosphäre wie ein Paukenschlag. Lukas‘ Hand zuckt unwillkürlich, und er greift nach dem Hörer. Seine Hand verharrt einen Moment über dem Apparat, als ahne er bereits, dass dieser Anruf sein Leben verändern wird. Mit einem tiefen Atemzug hebt er ab. Die Stimme am anderen Ende klingt aufgeregt und verzerrt, als käme sie von weit her oder als spräche der Anrufer durch eine schlechte Verbindung. Statisches Rauschen unterbricht immer wieder die Worte, was die Dringlichkeit der Nachricht nur noch verstärkt.

„Kommissar Bergmann? Sie müssen sofort kommen. Es ist wieder passiert. Im Wald…“ Die Worte jagen einen eisigen Schauer über Lukas‘ Rücken, wie kalte Finger, die an seiner Wirbelsäule entlangfahren. Bevor er nachfragen kann, bricht die Verbindung ab, und er ist wieder von der geschäftigen Atmosphäre des Büros umgeben, die nun surreal und unwirklich erscheint im Angesicht der ominösen Nachricht.

Mit einem unguten Gefühl im Magen, als hätte er einen schweren Stein verschluckt, erhebt sich Lukas von seinem Stuhl. Das alte Holz knarrt unter der plötzlichen Bewegung. Er greift nach seiner Jacke, die über der Stuhllehne hängt, das vertraute Gewicht des Kleidungsstücks eine schwache Beruhigung. Er spürt das Gewicht seiner Dienstwaffe in der Innentasche, eine ständige Erinnerung an die Verantwortung und die potenziellen Gefahren seines Berufs. Der Tag hat kaum begonnen, und schon kündigt sich Unheil an, wie dunkle Wolken am Horizont eines sonnigen Tages.

Als Lukas das Revier verlässt, bemerkt er, wie sich die Wolken am Himmel zusammenziehen, als wollten sie die düstere Stimmung unterstreichen, die sich über Erbach legt. Der Wind frischt auf, zerrt an seiner Jacke und wirbelt trockene Blätter über den Bürgersteig. Es ist, als hielte die ganze Stadt den Atem an, in Erwartung der Ereignisse, die sich entfalten werden. Mit entschlossenen Schritten macht sich Lukas auf den Weg zum Waldrand, das Gewicht der Verantwortung auf seinen Schultern und die Ungewissheit dessen, was ihn erwartet, wie ein ständiger Begleiter an seiner Seite.

2

Das Verschwinden

Am Waldrand angekommen, bot sich Lukas ein Bild kontrollierter Hektik. Es war 7:30 Uhr am Morgen nach dem Dorffest, die Sonne war gerade erst vollständig aufgegangen.

Morgendämmerung der Ungewissheit

Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht säumten den Weg, ihre Sirenen verstummt, um die trügerische Ruhe des frühen Morgens nicht zu stören. Uniformierte Kollegen eilten mit grimmigen Mienen umher, während erste besorgte Dorfbewohner in kleinen Gruppen tuschelnd am Rande standen.

Hauptwachtmeister Müller, sein Gesicht eine Maske aus Sorge und Entschlossenheit, eilte auf ihn zu. „Chef, gut dass Sie da sind.“ Er führte Lukas ein Stück abseits und senkte die Stimme. „Es sieht nicht gut aus. Keine Spur von Lena, und ihre Eltern sind außer sich vor Sorge.“

Lukas nickte grimmig. Er kannte Lena seit ihrer Kindheit, hatte sie aufwachsen sehen. Der Gedanke, dass ihr etwas zugestoßen sein könnte, schnürte ihm die Kehle zu. Doch er wusste, dass er jetzt einen kühlen Kopf bewahren musste. „Okay, fangen wir an. Ich will jeden Stein in diesem Wald umgedreht sehen.“

Rückblick auf das verhängnisvolle Dorffest

Gegen 9 Uhr, nachdem die ersten Suchteams eingeteilt waren, setzte Lukas mühsam das Puzzle der vergangenen Nacht zusammen. Das traditionelle Dorffest, ein Höhepunkt im Erbacher Kalender, hatte am Vorabend stattgefunden. Der Marktplatz war in ein Meer aus Lichtern und Farben getaucht gewesen, Musik und Gelächter hatten die Luft erfüllt.

Lukas befragte Dutzende von Festbesuchern, jeder Bericht fügte dem Bild ein neues Detail hinzu. Das Fest hatte wie immer mit dem Fassanstich durch Bürgermeister Schreiber begonnen. Die Blaskapelle hatte aufgespielt, der Duft von Bratwurst und gebrannten Mandeln hatte sich mit dem herben Geruch des Bieres vermischt.

Zeugen berichteten von Lena, wie sie im Zentrum des Geschehens gestanden hatte. Ihr langes blondes Haar hatte im Schein der Lampions geglänzt, ihr Lachen war über den Platz gehallt. Sie hatte mit ihren Freunden zu den neuesten Hits getanzt, hatte Scherze gemacht und mit strahlenden Augen die Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

„Sie war der Mittelpunkt, wie immer“, erinnerte sich Frau Becker, die Besitzerin des örtlichen Blumenladens. „Lena hat eine Ausstrahlung, der sich niemand entziehen kann. An diesem Abend schien sie besonders glücklich zu sein.“

Sarah, Lenas beste Freundin, konnte kaum sprechen, als Lukas sie befragte. Zwischen Schluchzern brachte sie hervor: „Wir haben Pläne für den Sommer geschmiedet, von unserer Zukunft geträumt. Lena wollte nach dem Abitur ein Jahr nach Australien gehen, surfen lernen. Wie konnte sie einfach verschwinden?“

Je mehr Lukas hörte, desto verwirrender wurde das Bild. Niemand schien etwas Verdächtiges bemerkt zu haben. Das Fest war wie immer verlaufen, eine Nacht voller Freude und Gemeinschaft. Doch irgendwo in den Schatten zwischen den feiernden Menschen musste sich das Unheil eingeschlichen haben.

Der Schock am Morgen

Die Morgensonne hatte kaum die Dächer Erbachs berührt, als der Alptraum begann. Lukas stand im Zimmer von Lena, betrachtete die unberührte Bettdecke, die sorgsam aufgereihten Stofftiere auf dem Regal, die Poster an den Wänden. Es war das Zimmer eines typischen Teenagers, voller Träume und Hoffnungen.

Claudia Schreiber, Lenas Mutter, saß zusammengesunken auf dem Bett ihrer Tochter. Ihre Augen waren rot vom Weinen, ihre Hände zitterten, als sie sprach. „Ich kam wie jeden Morgen, um sie zu wecken“, erzählte sie mit brüchiger Stimme. „Als ich die Tür öffnete und das leere Bett sah… Ich dachte zuerst, sie wäre vielleicht bei einer Freundin geblieben. Aber als ich alle anrief und niemand sie gesehen hatte… Ich spürte sofort, dass etwas nicht stimmte.“

Bürgermeister Schreiber stand am Fenster, sein Blick in die Ferne gerichtet. Der sonst so eloquente Mann wirkte gebrochen, seine Schultern hingen herab. „Wir hätten sie abholen sollen“, murmelte er immer wieder. „Warum haben wir sie nicht abgeholt?“

Lukas spürte, wie die Verzweiflung der Eltern auf ihn übergriff. Er kannte die Statistiken, wusste, wie wichtig die ersten Stunden in einem Vermisstenfall waren. Jede Minute zählte.

Die Suche beginnt

Zurück am Waldrand, als die Mittagssonne hoch am Himmel stand, etwa zwölf Stunden nach Lenas Verschwinden, organisierte Lukas umgehend großflächige Suchaktionen. Der Odenwald, sonst ein Ort der Ruhe und Erholung, wurde nun von einem Heer aus Suchenden durchkämmt. Polizisten in Schutzwesten, Feuerwehrleute in leuchtend roten Uniformen und Dutzende Freiwillige aus Erbach und den umliegenden Dörfern bildeten lange Ketten, die sich durch das dichte Unterholz bewegten.

Lukas koordinierte die Suche von einem provisorischen Kommandoposten aus. Karten des Gebiets waren ausgebreitet, darauf markierte er die bereits abgesuchten Bereiche. „Konzentriert euch auf die Bereiche nahe dem Festplatz“, wies er die Suchteams an. „Achtet auf alles Ungewöhnliche, jedes weggeworfene Kleidungsstück, jede Fußspur.“