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In einer Villa in der Nähe des Tiergartens findet der Kunstmaler Richard Claasen in seiner Atelierwohnung eine Leiche. Es handelt sich um Maria Goladtka, Schauspielerin am Lessing-Theater, die öfter für Claasen Modell gestanden hat. Claasen beteuert seine Unschuld, aber die Indizien sprechen gegen ihn. Der Staatsanwalt Seydel übernimmt den Fall – und gerät in einen Konflikt: Seine Tochter Elisabeth ist mit Claasen verlobt und versucht alles, um dessen Unschuld zu beweisen. Schließlich beauftragt Elisabeth den Privatdetektiv August Fluth, Licht ins Dunkel zu bringen. Isidore Kaulbachs Krimidrama lässt das Flair des "alten" Berlins zwischen Invalidenpark und Tiergarten lebendig erscheinen. Mit dieser Ausgabe ist "Die weiße Nelke" erstmals seit den 1920er Jahren wieder erhältlich – an die neue Rechtschreibung angepasst und mit erklärenden Fußnoten versehen. Null Papier Verlag
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Seitenzahl: 354
Isidore Kaulbach
Die weiße Nelke
Ein Berlin-Leipzig-Krimi aus den 1920er Jahren
Isidore Kaulbach
Die weiße Nelke
Ein Berlin-Leipzig-Krimi aus den 1920er Jahren
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019Herausgeber: Jürgen Schulze, Sebastian Brück 1. Auflage, ISBN 978-3-962810-29-0
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Inhaltsverzeichnis
Über krimischaetze.de
Über die Autorin
Über dieses Buch
Handelnde Personen
Erstes Kapitel.
Zweites Kapitel.
Drittes Kapitel.
Viertes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Sechstes Kapitel.
Siebentes Kapitel.
Achtes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Zehntes Kapitel.
Elftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel.
Dreizehntes Kapitel.
Vierzehntes Kapitel.
Fünfzehntes Kapitel.
Sechzehntes Kapitel.
Siebzehntes Kapitel.
Achtzehntes Kapitel.
Neunzehntes Kapitel.
Zwanzigstes Kapitel.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
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Kriminalromane sind heutzutage erfolgreich wie nie. Krimi-Klassiker? Da denken die meisten sofort an Agatha Christie (1890-1976) oder Edgar Wallace (1875-1932). Tatsächlich gehörten die britischen Autoren zu den ersten, die in den »wilden« 1920er Jahren ins Deutsche übersetzt wurden. Krimi-Fans kennen oft auch den Schweizer Friedrich Glauser (1896-1938), den Namensgeber des Glauser-Preises – eine der wichtigsten Auszeichnungen für deutschsprachige Krimi-Autoren. Wie vielfältig die Krimi-Szene in der Weimarer Republik war, ist in der breiten Öffentlichkeit jedoch vollkommen in Vergessenheit geraten. Für krimischaetze.de haben sich Jürgen Schulze, Verleger des Null Papier-Verlages, und Sebastian Brück, Autor und Journalist, zusammengetan, um alte Krimi-Bestseller neu zu entdecken und als E-Book verfügbar zu machen – überarbeitet, in neuer Rechtschreibung und mit erklärenden Fußnoten versehen.
Isidore Kaulbach, geboren 1862 in Hannover, stammt aus einer berühmten Künstlerfamilie. Ihr Vater Friedrich Kaulbach (1822-1903) war Hofmaler im Königreich Hannover. Der bekannteste Vertreter der Familie war Isidore Kaulbachs in München geborener Halbbruder, der »Bayerische Malerfürst« Friedrich August von Kaulbach (1850-1920). Isidore Kaulbach wuchs im elterlichen Atelier- und Wohnhaus in der Waterloostraße 1 auf, heute Teil des Waterloo-Biergartens. In ihrer Jugend gingen im Haus berühmte Künstler ein und aus, unter anderem Johannes Brahms, Clara Schumann, Franz Liszt, Ernst von Wildenbruch, Joseph Joachim und Anton Rubinstein. Über diese Zeit schrieb Isidore Kaulbach später das autobiografische Werk »Friedrich Kaulbach. Erinnerungen an mein Vaterhaus.« Schon zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs publizierte sie erfolgreich Romane, in der Weimarer Republik war sie zudem als Redakteurin des Hannoverschen Anzeigers tätig. Kaulbachs Todesdatum ist nicht bekannt, wird jedoch nach 1931 vermutet.
In einer Villa in der Nähe des Tiergartens findet der Kunstmaler Richard Claasen in seiner angemieteten Atelierwohnung eine Leiche. Es handelt sich um Maria Goladtka, Schauspielerin am Lessing-Theater, die öfter für Claasen Modell gestanden hat. Die junge Frau wurde kurz zuvor erstochen, Claasen beteuert seine Unschuld, aber die Indizien sprechen gegen ihn: Die Tatwaffe, ein Dolch, befand sich in seinem Besitz. Und seine Hände und sein Anzug sind mit Blut befleckt. Claasen kommt in Untersuchungshaft. Der Staatsanwalt Seydel übernimmt den Fall – und gerät in einen Konflikt: Seine Tochter Elisabeth ist mit Claasen verlobt und versucht alles, um dessen Unschuld zu beweisen. Schließlich beauftragt Elisabeth den Privatdetektiv August Fluth, Licht ins Dunkel zu bringen: Die Spur führt in Claasens Vergangenheit – und von Berlin nach Leipzig. Dabei ergeben sich überraschende Verbindungen: Nichts ist, wie es zunächst scheint, und letztendlich bringt die seltene weiße Nelke, die neben der Ermordeten auf dem Boden gefunden wurde, den entscheidenden Hinweis …
Isidore Kaulbachs Krimidrama lässt das Flair des »alten« Berlins zwischen Invalidenpark und Tiergarten lebendig erscheinen. Mit dieser Ausgabe ist »Die weiße Nelke« erstmals seit den 1920er Jahren wieder erhältlich – an die neue Rechtschreibung angepasst und mit erklärenden Fußnoten versehen.
Maria (»Marietta«) Goladtka: Schauspielerin am Berliner Lessing-Theater. Wurde ermordet.
Richard Claasen: Kunstmaler. Findet in seiner Wohnung die erstochene Goladtka.
Hagenberg: der für den Fall zuständige Untersuchungsrichter.
Staatsanwalt Seydel: Verantwortlicher Leiter der Ermittlungen.
Elisabeth Seydel: dessen Tochter, mit Richard Claasen verlobt.
Frau Freytag: Besitzerin der »Mordvilla« und Claasens Vermieterin
Friedrich Henzen: ein weiterer Mieter, teilt seine Wohnung mit Tochter Meta.
Meta Henzen: in Richard Claasen verliebt.
Alfred Glaubitz: Rechtsanwalt und ein Bekannter Richard Claasens.
Thea Böhmer: dessen Verlobte und eine Freundin von Elisabeth Seydel
Rieke Müller: Dienstmagd in der »Mordvilla«
August Fluth: Amerika-Rückkehrer und privat Ermittler
Franz Markworth: Kleiner Gauner und Schmuckdieb
Mühsam richtete er sich im Sessel empor und ließ die Hände sinken, mit denen er das Gesicht verhüllt hatte.
Verwirrt, verstört schaute er umher. Vor dem Anblick der Wirklichkeit verwehte die leise, unklare Hoffnung, die ihn während der Minute künstlich geschaffener Dunkelheit umspielt hatte: die Hoffnung, dass er all das Schreckliche nur geträumt haben möge. Nein, es war kein Traum! Dies war sein Zimmer, in dem er jeden Gegenstand kannte! Dort zur Rechten die Tür zum Hausflur, links weiter vor die dunkle, mit Läden verschlossene, die über die Veranda zum Garten führte; ihr gegenüber die dritte: der Eingang zum Atelier. Auf dem Mitteltisch leuchtete ruhig in der schwülen Luft die Flamme einer halb herabgebrannten Kerze und breitete ein mattes Licht über das Gemach.
Sie zeigte ihm alles, wenn auch zum Teil in Dämmerung versinkend: die Bilder, die Möbel, die Vorhänge, das zarte Ornament der Decke. Sie zeigte ihm auch das Eine, Grässliche, das nicht hinein gehörte in diesen Raum: den Leichnam, der dalag, niedergesunken auf den Boden, gestützt von einem Sessel, gegen den er gefallen war, halbaufrecht gehalten durch den Widerstand – die blasse, blutüberströmte Mädchengestalt, die mit ihren großen, weit geöffneten Augen, in denen das Entsetzen des Todes noch wohnte, unverwandt zu ihm herzublicken schien.
Er meinte, diesen Blick nicht länger ertragen zu können, der so fest auf eine bestimmte Stelle seiner Brust gerichtet war, dass er unwillkürlich mit der Hand dorthin griff. Einen dumpfen Laut des Entsetzens ausstoßend, sprang er empor; Blut an seinen Händen, an seiner Brust! Das Blut des Mädchens, das dort vor ihm lag, dahingemordet in seiner üppigen Schönheit!
Das Gefühl einer wahnsinnigen Angst vor der Toten, die Empfindung, dass er etwas tun, etwas unternehmen, dass er Leute herbeiholen müsse, packte ihn plötzlich. Er stürzte zur Tür nach dem Flur und drückte auf die elektrische Glocke, die dort angebracht war. Ein langer, schriller, zitternder Ton klang durch das Haus, aber niemand kam.
Er irrte im Zimmer umher, wartend, zuweilen einen verstörten Blick nach der Leiche hinübersendend, deren Nähe er vermied. Bei ihrem Anblick kam ihm die Erinnerung an eine andere, geliebte Mädchengestalt.
»Elisabeth!«, schrie es in ihm auf, und von einem erhöhten Schauder ergriffen, eilte er noch einmal zur Glocke, um ihren Ton von neuem wachzurufen. Zugleich aber riss er die Tür selbst auf, durcheilte den schmalen, dunklen Korridor, öffnete auch die Entreetür, trat auf den Flur und rief den Namen der Magd hinunter ins Souterrain.
Wieder vergingen ein paar Sekunden. Die Gerufene kam nicht. Endlich aber hörte er ein leichtes Geräusch, das von oben her zu ihm drang. Zugleich sah er, in das Treppenhaus hineinspähend, wie ein Lichtschein sich aus dem obersten Stockwerk zu ihm herabbewegte. Dann wurde eine weibliche Gestalt auf den Stufen sichtbar, die ein Licht in der Hand hielt.
»Haben Sie gerufen, Herr Claasen?«, fragte sie, »um Gottes willen, was ist geschehen?«
»Sie sind es, Fräulein Henzen! Gott sei dank, dass Sie kommen!«
»Aber, was fehlt Ihnen? Sie sind bleich, wie der Tod! Ist ein Unglück …?«
Er rang vergeblich nach Worten, sein hübsches, feines Gesicht mit dem dunklen Haar und Bart war verzerrt. Mit einer Handbewegung nur hieß er sie einzutreten. Sobald sie die Schwelle überschritten hatte, stieß sie einen Schrei aus und eilte zu der Leiche hinüber, um dann doch, von Entsetzen gebannt, auf halbem Wege inne zu halten.
»Ist sie … ist sie tot?«, stammelte das Mädchen.
»Tot … ermordet!«
»Ermordet!« Sie sah ihn an; es war ein seltsamer Blick, scharf und klar, aus tiefen, schwarzen Augen, die auf dem Grunde seiner Seele schienen lesen zu wollen.
»Ich habe sie gefunden, so wie sie daliegt. Ermordet, hier in meinem Zimmer! Es sind noch keine zehn Minuten vergangen, seit ich nach Hause gekommen bin. Auf dem Flur war es dunkel, Sie haben es ja gesehen. Im Finstern tappe ich mich nach der Tür, im Finstern suche ich Licht zu machen, das nicht auf seinem gewohnten Platze steht. Endlich habe ich es gefunden, zünde ein Streichholz an, und da sehe ich dies! Oh, es ist grässlich, grässlich!«
»Und ebenso unverständlich, wie grässlich«, sagte das Mädchen, mit ihren schwarzen, durchbohrenden Augen ihn noch immer unverwandt betrachtend. »Wie kommt das Fräulein hierher zu Ihnen um diese Zeit in die verschlossene Wohnung?« Sie trat einen Schritt näher zu ihm heran, »Herr Claasen, können Sie sich denken, wer diese ruchlose Tat begangen haben kann?«
Er öffnete die Lippen, um ihr zu antworten, aber in demselben Augenblick verstummte er wieder mit einem erstickten Laute des Schreckens. An der Verandatür war ein Klopfen ertönt, das ihn jäh hatte zusammenfahren lassen.
»Es hat geklopft, dort an der Tür zum Garten«, sagte das Mädchen, »warum sind Sie so erschrocken?«
»Nicht erschrocken – nicht weiter erschrocken – es sind nur die Nerven. Der grässliche Anblick hat mich aller Fassung beraubt. Ich weiß … ich kann mir denken, wer es ist. Es wird der Rechtsanwalt Glaubitz sein, ein Bekannter von mir, er besucht mich öfters noch abends und nimmt dann häufig den Weg durch den Garten.«
Mit wankenden Schritten ging er zur Verandatür und öffnete sie. Die Flügel schlugen nach außen auf, sodass der Davorstehende in die Dämmerung zurückweichen musste und das Zimmer nicht sogleich übersehen konnte. Von dorther klang eine tiefe, doch etwas harte Männerstimme:
»Guten Abend, Claasen … wie geht’s? Nun, wie weit ist seit neulich … ich meine, das Porträt von … Ah … Sie haben Besuch …« Er hielt im Reden inne und blickte, nähertretend, von Meta Henzen auf Richard Claasen, als ob ihn deren verstörte Mienen befremdeten. Claasen aber stellte sich, um ihm den unerwarteten Anblick der Toten zu ersparen, vor ihn hin, ergriff seine beiden Hände und sagte im Ton tiefster Erschütterung:
»Hier ist ein furchtbares Unglück geschehen, fasten Sie sich zusammen, Glaubitz, es ist ein Verbrechen…«
Der Rechtsanwalt prallte entsetzt zurück; in seine hageren, bartlosen Züge trat ein Ausdruck tödlichen Erschreckens. Fast unsanft drängte er den Maler beiseite. Er hatte die regungslose Gestalt am Boden erblickt.
»Ein Mord!«, schrie er auf, »ein Mord hier bei Ihnen! Das ist ja die Goladtka, die Schauspielerin vom Lessing-Theater, die Sie gemalt haben!«
Er tat einen Schritt zu der Toten hin und starrte wortlos auf sie nieder. Dann wandte er sich um, sah Claasen an mit einem wilden Blick und rief: »Was ist mit ihr geschehen? Und wer hat diesen verruchten Mord begangen? Claasen, wie kommt sie zu Ihnen – in Ihre Wohnung?«
Auf dem Boden, unter den Saum des Kleides geglitten, lag ein spitzer, blutbefleckter Dolch. Glaubitz’ Fuß stieß dagegen. Er hob die Waffe auf und betrachtete die spitze, scharfe Klinge und den feingearbeiteten, altsilbernen Griff. Claasen hatte diesen Dolch für ein Bild als Modell benutzt! Mit einem entsetzten Blick hielt der Rechtsanwalt ihn dem Maler entgegen. »Um Gottes willen … Ihr Dolch, Claasen … wie ist das zu verstehen?«
»Ich weiß es nicht«, stammelte Richard, »ich bin selbst wie vom Schlage gerührt gewesen … und mein … mein Dolch!«, er verstummte, aschfahl im Gesicht.
»Gerechter Himmel!«, schrie Meta Henzen auf einmal jäh auf, »Ihr Anzug ist mit Blut befleckt … und da … überall Blut, an Ihrer Hand … retten Sie sich, Herr Claasen, sonst kommt das Gericht über Sie!«
Das leidenschaftliche Mädchen stand eine Weile mit fliegendem Atem und funkelnden Augen vor dem niedergeschmetterten Manne. Dann stürzte sie hinaus. Der junge Maler fühlte, dass eine große Schwäche ihn zu lähmen drohte. Mit aller Willenskraft hielt er sich aufrecht. Jetzt bemerkte auch Alfred Glaubitz die Blutstropfen an seiner Hand. Er richtete seine wildrollenden Augen auf den Unglücklichen und fasste dessen Gelenk mit eisernem Griff.
»Claasen … Claasen«, flüsterte er aufgeregt, »der Dolch und die Blutspuren … das alles erzeugt einen schrecklichen Verdacht gegen Sie!«
Claasen brach fast zusammen unter der Wucht dieser zermalmenden Worte. Er rang die Hände und fiel kraftlos auf einen Stuhl. Von seinen bleichen Lippen kamen endlich stammelnde, von Qual durchbebte Worte:
»Retten Sie mich aus dieser entsetzlichen Lage, Glaubitz, ich flehe Sie an – stehen Sie mir bei!«
»Wir müssen überlegen, lieber Freund, lassen Sie uns Zeit«, gab der Rechtsanwalt zur Antwort. »Was hatte das Mädchen hier bei Ihnen im Zimmer zu tun? Zu später Abendstunde? Und dieser Dolch – können Sie beweisen, dass er nicht der Ihrige ist?«
»Ein Rätsel … ein grauenvolles Rätsel!«, rief Claasen fassungslos.
»Aber Sie haben die Goladtka doch gemalt – sie muss doch täglich zu ihren Sitzungen gekommen sein. Wie ist es möglich, dass Ihnen dies alles rätselhaft sein soll?«
»Und doch kann ich alles, was ich sage, beschwören! Oh, sagen Sie mir, was können wir tun?«
Glaubitz hatte jetzt seine Erregung einigermaßen überwunden. »Zunächst werde ich gehen und einen Arzt holen«, sagte er ruhiger, »Doktor Grüner wohnt hier ganz in der Nähe. Und dann – es ist besser, damit nicht zu lange zu warten – werde ich auch gleich die Polizei benachrichtigen.«
»Tun Sie das – gehen Sie, aber kommen Sie bald zurück!«
Glaubitz verließ das Zimmer und ließ Richard Claasen in Verzweiflung zurück. Eine dumpfe Niedergeschlagenheit überfiel diesen. Wie im schweren Traum saß er da auf einem Stuhl neben dem Tisch; er fühlte nicht und dachte nicht; es lag nur wie ein Alpdruck auf ihm. Draußen ließen sich bald verworrene Stimmen, Schritte, hastig hervorgestoßene Laute vernehmen. Dann wurde die Tür aufgerissen, die Magd stürzte in das Zimmer, laut weinend und sich anklagend, dass sie das Haus verlassen habe, während niemand zu seinem Schutze da war. Ihr auf dem Fuß folgten der Kriminalkommissar Meyer und ein Schutzmann in Begleitung von Alfred Glaubitz.
Noch immer saß Claasen, einem Betäubten gleich im Sessel. Er war unfähig aufzustehen, als die Beamten mit Glaubitz eintraten. Die flackernde Kerze war fast herabgebrannt und verbreitete ein unsicheres Licht.
Nach einer kleinen Pause erschien auch der Arzt.
»Bringen Sie eine Lampe«, befahl der erste Beamte dem Dienstmädchen.
Als dieses, zitternd am ganzen Körper, den Auftrag erfüllt hatte, betrachteten die Beamten genau die Lage der Leiche und untersuchten mit kundigem Auge die Wunde und die Blutspuren. Dabei unterließen sie nicht, den Maler scharf zu beobachten, dessen Verstörtheit ihnen zu denken gab. Wenigstens wechselten sie einen Blick des Einverständnisses miteinander, als Glaubitz ihnen die verhängnisvolle Waffe aushändigte.
»Gehört Ihnen dieser Dolch?«, fragte der Kriminalkommissar. Richard nickte.
Der Schutzmann suchte indessen nach Gegenständen, die vielleicht die Sache noch klarer erhellen konnten. Anfangs fand er nichts; doch endlich bückte er sich nach einem Gegenstand, den der Schein der Lampe, die er in der Hand hielt, grell beleuchtete: Es war eine große, weiße Nelke. Der Mann hob die Blume auf und betrachtete sie. Der Fund schien an sich nicht wichtig; nur weil alles, was neben der Leiche auf dem Boden lag, vielleicht auf irgend eine Spur führen konnte, erhielt das Dienstmädchen den Auftrag, die Nelke in ein Wasserglas zu stellen.
Der Arzt hatte inzwischen die Wunde untersucht; er konnte nichts tun, als den vor etwa einer Dreiviertelstunde eingetretenen Tod zu konstatieren.
Eben wollte der Kriminalkommissar mit Claasen, an dessen Anzug er die Blutspuren wahrgenommen hatte, ein Verhör beginnen – da traten Meta Henzen und deren Vater ins Zimmer. Der Buchhalter Henzen, ein hagerer Mann, dessen knochiges Gesicht von einem langen, weißen Bart umrahmt war, gab sich stets das Ansehen großer Ehrwürdigkeit. Er hatte mitunter etwas Feierliches in seinem Wesen, namentlich bei außerordentlichen Vorfällen, wenn er zufällig Zeuge war. Er war viel in der Welt herumgekommen, und man hielt ihn für einen absonderlichen Menschen.
Ganz im Gegensatz zu seiner leicht erregbaren Tochter, bewahrte er fast immer eine äußere Ruhe. Meta zog ihn zu der Leiche heran und rief außer sich: »Sieh hier, Vater, so lag sie, als ich eintrat, mit der blutigen Wunde in der Brust! Und Herr Claasen sah selbst aus, wie der Tod! Haben Sie keinen Verdacht, wer es getan haben könnte?«, wandte sie sich an die Beamten, während ihr Blick auf den Maler gerichtet war, der noch immer in derselben Stellung verharrte.
»Der Dolch dieses Herrn, der dort auf dem Boden gefunden wurde, und die Blutspuren an seinen Rock geben allerlei zu denken«, berichtete Meyer.
»Reden Sie doch, Herr Claasen«, rief Meta leidenschaftlich, »sagen Sie doch, dass Sie unschuldig sind … wenn Sie es können!«
»Mäßige dich, Mädchen«, unterbrach sie Henzen mit seiner gemessenen Stimme. »Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt endlich an die Sonnen. Der Herrgott da oben wird den Weg zeigen, der zu dem wahren Täter führt.«
Kein Zucken in dem eisernen Gesicht des Mannes verriet, dass ihn der Anblick der Ermordeten erschüttert hatte.
Der Kriminalkommissar nahm den Tatbestand auf, nachdem er ein kurzes Verhör mit Claasen beendet hatte. Dieser sagte dabei nichts anderes aus, als zuvor Meta und Glaubitz gegenüber. Aber die Verdachtsgründe waren so schwerwiegend, dass Meyer es für seine Pflicht hielt, ihn in Haft zu nehmen.
»Morgen früh«, sagte er, »wird die eingehende Untersuchung durch den Herrn Landgerichtsrat und den Gerichtsarzt stattfinden; wenn es Ihnen dann gelingt«, wandte er sich an den Maler, »Ihre Unschuld zu beweisen und die vorliegenden Verdachtsgründe zu entkräften, dann wird man Sie wieder auf freien Fuß setzen; einstweilen sind Sie im Namen des Gesetzes mein Gefangener.«
Richard Claasen widersetzte sich nicht, als die Beamten ihn in ihre Mitte nahmen und ihn abführten; unter trotzigem Stolz verbarg er, wie sehr er innerlich litt; er knirschte mit den Zähnen vor ohnmächtiger Wut und hätte am liebsten wie ein Löwe um seine Ehre, seine Freiheit gekämpft. Nur die Einsicht, dass der Kampf vergebens sein würde, brach seinen Widerstand.
Meta Henzen aber sah mit tiefster Erschütterung den Ausdruck von Qual und Leiden in Richards Zügen. Ihre Bitterkeit gegen ihn begann zu schwinden; doch als sie ihn flehend ansah, während er den schwersten Gang seines Lebens antrat, blickte er an ihr vorüber voll kalter Gleichgültigkeit. Und glühend loderte ihr leidenschaftlicher Hass wieder empor. Mochte er zu Grunde gehen – mochte er seine Strafe erleiden für den Mord, den er begangen hatte!
Schwül und sonnendurchglüht brach nach einer Gewitternacht der nächste Morgen an. Das Haus, in dem der Mord geschehen war, stand im vollen Licht. Die Blumen des Vorgartens dufteten, und die Ulmen am Gitter bewegten spielend ihre Zweige. Niemand hätte ahnen können, dass dieses Haus über Nacht in eine Stätte des Grauens verwandelt worden war.
Die Kriminalbeamten freilich, die mit dem Landgerichtsrat Hagenberg und dem Gerichtsarzt prüfend das Haus und seine Umgebung betrachteten, verrieten den Vorübergehenden, dass hier etwas Außergewöhnliches vorging. Diese Herren sahen nicht aus, als ob sie den Stand der Blumen begutachten oder sich an dem leuchtenden Grün der Bäume erfreuen wollten!
Bevor Hagenberg das Haus selbst betrat, musterte er dessen äußere Situation genau. Es lag an einer der eleganten Straßen des modernen Berlin, die am Tiergarten entlang führen, zeigte Charakter und Stil einer nicht sehr umfangreichen Villa und war auf allen Seiten von einem dichtbegrünten Garten umgeben. Vom Gitter des Vorgartens war es ungefähr zwanzig Schritte entfernt, hatte eine Hochparterre, zu dessen Tür vier Stufen emporführten, ein oberes Stockwerk mit fünf Fenstern Front und darüber ein steiles, schieferbedecktes Dach mit drei Mansardenfenstern. Zwei Wege führten um das Gebäude herum an den beiden Seitenfronten entlang, die gleich der vorderen je fünf Fenster, aber keine weitere Türöffnung aufwiesen. Dagegen befand sich an der Rückseite der Villa eine gleichfalls um vier Stufen über den Garten erhöhte Veranda, die sich, von der einen Ecke des Hauses beginnend, zwei Fenster weit an ihm hinzog und mit dem Innern durch eine Glastür in Verbindung stand. Nach hinten und nach den Seiten dehnte der Garten sich so weit aus, dass man von den Nachbargrundstücken und -gebäuden jetzt zur Sommerzeit kaum eine Spur zu erblicken vermochte.
Das Haus langsam umschreitend hatten die Herren des Gerichtes diese Tatsachen festgestellt, als der Kriminalkommissar Meyer an der Rückseite des Hauses mit einem Ruf der Überraschung plötzlich stehen blieb. Er deutete lebhaft auf eine Stelle unter dem Fenster, das als drittes von der Ecke des Hauses neben der Veranda lag, und rief: »Sehen Sie hier – sehen Sie doch, Herr Landgerichtsrat, diese frische Abschürfung an der Mauer unter dem Fenster! Und gerade unter diesem Fenster, das direkt in das Mordzimmer führt!«
Hagenberg sah durch seine Brille bedächtig nach der bezeichneten Stelle.
»Hm, ja …« sagte er gedehnt, »demnach scheint es fast, als hätte der Spitzbube den Weg durch das Fenster genommen. Übrigens kann auch ich Ihnen etwas zeigen, was Sie bisher noch nicht gesehen haben. Bemerken Sie die Fußspuren hier in dem weichen Boden des Beetes unter dem Fenster?«
»Freilich! Wahrhaftig!«, rief der Kriminalkommissar und kniete im Eifer des Suchens auf der vom Gewitterregen noch feuchten Erde des Weges nieder. »Das sind Fußspuren, unverkennbar, auch die Resedapflanze hier ist niedergetreten. Aber die Spuren sind durch den Regen in der Nacht verwischt worden; man kann nicht mehr erkennen, in welcher Richtung der Fuß sich eingedrückt hat.«
»Haben Sie gestern Abend nichts davon bemerkt?«
Der Kommissar wurde rot vor Ärger. »Nein. Herr Landgerichtsrat, leider nein! Ich habe selbstverständlich genau untersucht, ob die Fenster und die Verandatür des fraglichen Zimmers verschlossen waren, aber da ich alles in Ordnung fand, so …«
»Dies Fenster war also verschlossen?«
»Allerdings.«
»Wissen Sie das ganz genau?«
»So wahr ich Sie hier vor mir sehe, Herr Landgerichtsrat. Nur die Verandatür war später geöffnet worden, weil Herr Rechtsanwalt Glaubitz, der heute als Zeuge erscheinen wird, durch sie eingetreten war.«
Hagenberg betrachtete noch einmal alles genau und schüttelte den Kopf. »Sonderbar«, sagte er, »wenn der Mörder nach vollbrachter Tat durch das Fenster entwischt wäre, so könnte es nicht verschlossen gewesen sein. Wäre er aber von hier aus in das Haus gedrungen, so hätte man ihn entweder noch drinnen finden müssen …«
»Vielleicht haben wir ihn ja schon gefunden.«
»Sie meinen Herrn Claasen? Hm … ja … nein … es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass er durchs Fenster in seine eigene Wohnung eingestiegen sein soll. Unmöglich freilich ist nichts – die Erfahrung habe ich in meiner langen Praxis oft gemacht. Ist er aber nicht der Mörder, so müsste dieser sich nach vollbrachter Tat zur Straße hin aus der Wohnung entfernt haben, wobei er sich der Gefahr ausgesetzt hätte, von jemandem beobachtet zu werden. Die Straße ist freilich abends sehr einsam, und ein vis-à-vis des Tiergartens wegen unmöglich.«
»Allerdings. Aber immerhin …«
»Nun, wir werden sehen.«
Die Herren begaben sich wieder zur Vorderseite des Hauses zurück und stiegen die niedrige Treppe zur Eingangstür empor. Einen Blick zurückwerfend, sagte Hagenberg: »Von der Straße aus kann man nur wenig sehen, das Gesträuch und die Bäume sind sehr dicht; aber die ganze Sache muss sich ja auch nach hinten zu abgespielt haben.«
Damit betraten sie den Flur des Hauses, der sie mit angenehmer Kühle begrüßte. Ohne weitere Stufen erstreckte er sich direkt bis zu der Entreetür des unteren Stockwerks, die dem Eingang gegenüber, ein wenig weiter nach rechts hin lag. Neben den Eintretenden stieg die Treppe vom Innern des Hauses her, auf die Frontseite zu gerichtet, hell und bequem empor.
Vor der Entreetür machte Hagenberg noch einmal Halt, betrachtete sie eingehend und sagte dann in seiner langsamen, gründlichen Art: »Beachten Sie, dass diese Tür ohne Glasfüllung und neben dem Schloss noch mit Drückervorrichtung verschließbar ist. Wenn sie gestern Abend nicht zufällig offen stand, so muss der Mörder wirklich durchs Fenster eingedrungen sein, oder einen Drücker zu der Tür besessen haben.«
Die anderen Herren bejahten stumm. Der Kriminalkommissar drückte auf die elektrische Glocke zur Seite. Frau Freytag selbst, die Besitzerin des Hauses, öffnete ihnen. Sie war eine kleine runde Person, ehrbare Witwe eines wohlhabenden Bauunternehmers, gegenwärtig zitternd vor Angst und Aufregung.
»Der Maler Richard Claasen«, redete Hagenberg die bebende Alte an, »in dessen Zimmer die Tote gefunden wurde, ist Ihr Mieter, nicht wahr?«
»Ach du lieber Gott, ja!«, gab sie stammelnd und stöhnend zur Antwort.
»Wo befinden sich Ihre Zimmer und wo die des Malers?«
Der Landgerichtsrat hatte sich inzwischen in dem dämmrigen Vorraum der Wohnung umgeschaut, der sein Licht nur durch Milchglasscheiben in den oberen Teilen von drei hier mündenden Zimmertüren erhielt. Eine von ihnen lag der Entreetür gerade gegenüber, rechts und links an den Schmalseiten des Korridors eine der anderen.
»Hier diese ganze Seite vom Haus – es sind drei Stuben, die ineinander gehen – die habe ich an Herr Claasen vermietet«, sagte Frau Freytag mit Überwindung, während sie, dem Landgerichtsrat gegenüberstehend, nach links deutete. »Da, die beiden Türen gehen in seine Zimmer; diese hier in ein Nordzimmer, das hat er sich zum Atelier eingerichtet; und diese hier«, sie zeigte auf die Tür dem Eingang gegenüber, »Oh Gott! Die führt in das Zimmer, wo es passiert ist. Ach, wenn mein Mann noch lebte!«
»Und wo wohnen Sie selbst?«
»Hier an der rechten Seite; diese Tür hier führt in meine drei Stuben. Es ist nicht sehr bequem, nur dieser eine Eingang; aber es hat auch wieder sein Gutes. Wenn das Mädchen – die Küche und das Mädchenzimmer sind nämlich im Souterrain …«
»Das eine Ihrer Zimmer stößt, wie mir scheint, unmittelbar an dieses hier, in dem der Mord geschehen ist. Haben Sie gestern Abend nicht irgend ein verdächtiges Geräusch gehört?«
»Ach, du liebe Zeit! Ich war ja gar nicht zu Hause! Um sechs Uhr schon bin ich fortgegangen, bald nach Herr Claasen. Ich hatte meinen Konzertabend im Zoologischen Garten. Ach, wenn ich hätte ahnen können, was mein ruhiges Haus betreffen sollte, während ich den Klängen der Musik lauschte, wäre ich nie fortgegangen, um mein Vergnügen zu suchen!«
»Wer bewohnt außer Ihnen und Herrn Claasen noch das Haus?«
»Ach, nur ganz wenige Personen; ich habe mein Lebtag auf Ruhe im Hause geachtet; hier unten ist also weiter niemand. Im ersten Stock, da wohnt der Herr Justizrat Horn mit seiner Frau und seinem Sohn; die sind aber schon seit drei Wochen in Heringsdorf, nur der Diener ist hiergeblieben. Ganz oben, das ist eine kleine Wohnung; die habe ich auf Fürsprache an einen alten Buchhalter Henzen und seine Tochter abgegeben. Eigentlich wäre es auch noch eine Wohnung für feine Leute, und wenn mein lieber Mann noch lebte.«
»Sind alle Hausbewohner anwesend?«
»Jawohl, sie sind alle da; sie warten bei mir im Zimmer.«
»Ist auch Herr Rechtsanwalt Glaubitz da?«
»Glaubitz? Jawohl, ja, so heißt der Herr, meine ich. Ja, der ist auch gekommen.«
»Es ist gut. Die Herrschaften sollen bei Ihnen im Zimmer warten, bis ich sie rufen lasse. Wir …«, er wandte sich zu seinen Begleitern, »wir wollen nun zunächst in Ruhe die Stätte der Tat besichtigen.«
Auf einen Wink von ihm öffnete Kriminalkommissar Meyer die Tür zu dem Mordzimmer, während Frau Freytag – zu ihrer großen Erleichterung vorläufig entlassen – sich in ihre Wohnung zurückzog. Den Herren, die das verhängnisvolle Zimmer betraten, schlug eine schwere, warme Luft entgegen; in den dumpfen Geruch aber, der das Gemach erfüllte, mischte sich ein feiner Blütenduft. Er kam von der weißen Nelke, die im Wasserglas auf einem kleinen Tische stand, ganz nahe bei der Leiche des schönen Mädchens; diese lag, wie am vergangenen Abend, auf den Boden dahingestreckt.
Hagenberg betrachtete die Tote mit großer Gründlichkeit, dann untersuchte er zunächst die Verschlüsse der Fenster und der Verandatür.
»Ist alles noch wie gestern Abend?«, fragte er den Kommissar.
»Alles unverändert. Nur die Verandatür war geöffnet worden, als der Rechtsanwalt Glaubitz durch sie eintrat.«
»Ich weiß. Waren die Vorhänge an den Fenstern nicht herab gelassen?«
»Nein. Nur dieser eine hier war zur Hälfte zugezogen, wie er es jetzt noch ist.«
»Dies muss das Fenster sein, unter dem wir die Abschürfung an der Mauer entdeckt haben.«
»Allerdings.«
»Hm … hier … nein, hier ist nichts zu sehen!«
Die beiden untersuchten das Fenster mit scharfen Blicken, dann sagte Hagenberg: »Wenn der Mörder hier eingedrungen wäre, so hätte er leicht Spuren auf dem Fensterbrett oder auf dem Fußboden zurücklassen können. Ich sehe jedoch nichts.«
»Er kann sich auch hereingeschwungen haben, ohne auf das Brett zu treten. Und das dicke Fell hier auf dem Boden bewahrt keine Spuren auf.«
»Darin haben Sie recht«, gab der Landgerichtsrat ein wenig widerstrebend zu und wandte sich sodann ins Zimmer zurück, um noch einmal Umschau zu halten. Plötzlich blieb er vor dem Wasserglas mit der Nelke stehen, hob es auf und trat damit näher ans Licht.
»Sind Sie ein Blumenfreund, Herr Kommissar?«, fragte er mit etwas ironischem Ton.
»Das könnte ich gerade nicht behaupten«, gab der andere erstaunt zurück.
»Ich sehe das ohne Ihre Antwort; sonst hätten Sie bemerken müssen, dass diese Nelke … ist sie an der Leiche gefunden worden?«
»Nein, aus dem Fußboden neben ihr.«
»Diese Nelke ist ein ganz ungewöhnlich seltenes Exemplar. Ich verstehe mich darauf, denn ich bin ein Blumenfreund. Sehen Sie nur einmal genauer her; auf den ersten Blick meint man, eine gewöhnliche weiße Nelke vor sich zu haben, wenn auch von absonderlicher Größe. Nun betrachten Sie aber einmal die einzelnen Blumenblätter; da finden Sie auf jedem eine feine rote Figur, aus drei Linien zusammengesetzt, fast wie ein zierliches Dreieck mit einem roten Punkt in der Mitte. Die Blume kann uns vielleicht einen wertvollen Anhalt liefern. Wir müssen bei den hiesigen Gärtnern nachfragen, von wem sie stammt und wer sie gekauft hat. Ferner sorgen Sie dafür, dass die Nelke baldigst fotografiert, sodann aber auch – man kann das jetzt ja machen – mit Wachs in der Weise präpariert wird, dass sie ihr natürliches Aussehen behält.«
Der Kommissar verneigte sich stumm, und Hagenberg wandte sich nun zu dem Gerichtsarzt, der inzwischen mit der Leiche beschäftigt gewesen war. »Nun, was haben Sie gefunden?«, fragte er.
»Nur das, was mein Kollege Grüner gestern Abend bereits festgestellt hat; dieser Dolch passt genau in die Wunde. Der Stoß muss mit großer Kraft geführt worden sein, der Tod ist offenbar fast augenblicklich eingetreten.«
»So wird uns vorläufig nichts zu tun übrig bleiben«, sagte der Landgerichtsrat, »als dass wir auch die übrigen Zimmer in Augenschein nehmen und sodann die Hausbewohner ihre Aussagen machen lassen.«
Er schritt voran in das nächste, als Atelier eingerichtete Zimmer; die anderen Herren folgten ihm. In dem ziemlich großen, nach Norden gelegenen Raum standen auf Staffeleien Bilder und Skizzen; verschiedene Tische waren mit Gipsabgüssen von Büsten und Figuren vollgestellt, und auf einer am mittleren Fenster stehenden Staffelei erblickten die Beamten das fast vollendete Porträt eines schönen, üppigen Mädchens, desselben Mädchens, das nun ein Opfer grausamen, rätselhaften Verbrechens geworden war. Mitleid, Empörung, Schauder erfüllten das Herz Hagenbergs, als er diese volle, jugendliche Gestalt, diesen lichtblonden Kopf betrachtete. Freilich lag ein Ausdruck trüber Schwermut in dem jungen Gesicht, und der Beamte, der in seinem Beruf nicht leicht von einer anderen Regung, als nur vom Interesse an der Aufklärung des Verbrechens geleitet wurde, fühlte sich seltsam ergriffen beim Anblick des Bildes, während er an die stille Leiche nebenan denken musste. Noch waren die Farben auf der Palette frisch, die Pinsel noch feucht, und das Arbeitsgerät lag auf einem Schemel neben dem Bild, als ob der Maler soeben die Sitzung beendet hätte.
Sich von dem Gemälde abwendend prüfte Hagenberg nun auch diesen Raum und seinen Inhalt mit großer Aufmerksamkeit. Alles war in bester Ordnung, nur eins fiel ihm auf: In der Nähe der Staffelei stand ein kleiner runder Tisch, und die rote Plüschdecke dieses Tisches lag daneben auf dem Boden, als hätte jemand sie, eilig vorübergehend, heruntergestreift. Sonst war nichts zu entdecken, was auf einen außergewöhnlichen Vorgang schließen ließ; weder hier, noch in dem nebenan gelegenen Schlafzimmer des Malers. Das Bett war unberührt, jeder Gegenstand an am richtigen Platz.
Kopfschüttelnd wandte Hagenberg sich ab und ging langsam in das erste Zimmer zurück. Welche Gründe konnten den Verbrecher getrieben haben, dieses Mädchen zu ermorden? Ein Raub konnte nicht beabsichtigt gewesen sein; dagegen sprach alles und besonders der Umstand, dass sie im Hause eines fremden Mannes getötet worden war. Nein, diese Tat mussten tiefliegende Gründe veranlasst haben!
»Nun, wir werden ja sehen«, sagte der Landgerichtsrat zum zweiten Mal, als wollte er sich selbst Antwort geben auf seine Gedanken. Dann wandte er sich dem Kriminalkommissar zu und fügte lauter hinzu: »Wollen Sie jetzt die Güte haben, die Hausbewohner hereinzurufen?«
Nach einer kurzen Pause erschienen die Gerufenen: Frau Freytag, noch immer ängstlich und zitternd, Meta Henzen, totenbleich, in furchtbarer Erregung, ihr Vater hinter ihr, seltsam ruhig neben der leidenschaftlichen Tochter. Auch der Rechtsanwalt Glaubitz, Josef, der Diener des Justizrates Horn, und Rieke, Frau Freytags Magd, waren zur Stelle. Zuletzt kam Richard Claasen in Begleitung eines Schutzmannes, der ihn aus der Untersuchungshaft hergeführt und von den übrigen Hausbewohnern bisher entfernt gehalten hatte. Claasens Aussehen war zum Erschrecken elend und verstört.
An ihn wandte sich der Untersuchungsrichter nach Erledigung der nötigen Formalitäten zunächst mit der Frage:
»Waren Sie es, der die Leiche zuerst entdeckte?«
Claasen nickte mit finsterem Ausdruck, ohne die Lippen zu öffnen.
»Sind Sie … kamen Sie auf dem gewöhnlichen Wege in Ihre Wohnung?«
Hagenberg beobachtete ihn scharf, als er diese Frage tat, sah jedoch nur einen Blick unverhohlenen Erstaunens in den Augen des Malers.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Claasen.
»Ich meine, was ich frage.«
»Ich wüsste nicht, wie ich auf einem anderen als dem gewöhnlichen Wege in meine Wohnung gelangt sein sollte.«
»Fanden Sie die Verandatür und die Fenster verschlossen?«
»Es war alles verschlossen; alles war, wie es jetzt ist, auch die Leiche fand ich in derselben Lage, auf derselben Stelle.«
»Als Sie das Haus verließen, waren da die Fenster verschlossen, oder nicht?«
»Geschlossen. Ich weiß es bestimmt, denn ich schließe sie immer selbst, ehe ich abends fortgehe. Vom Garten aus könnte leicht jemand einsteigen, und wenn ich selbst auch niemals ängstlich gewesen bin, so habe ich es doch Frau Freytag versprochen, die mich gleich darum bat, als ich die Wohnung mietete.«
Die genannte Dame bestätigte mit Eifer des Malers Aussage und erklärte auf Befragen mit gleichem Nachdruck, dass auch in ihrer Wohnung, während ihrer Abwesenheit vom Hause niemals ein Fenster geöffnet bleibe.
Hagenberg schüttelte den Kopf und blickte nachsinnend kurze Zeit vor sich hin; dann versuchte er einen Coup der Überraschung. Mit schneller Bewegung ergriff er die Waffe des Mordes und hielt sie dem Maler entgegen.
»Kennen Sie diesen Dolch?«
Claasen drückte die Hände gegen die Schläfen; das Hämmern im Kopfe drohte ihm das Denken zu rauben.
»Man sagt mir, dass dieser Dolch der Ihrige sei?«, fragte ihn Hagenberg.
»Es ist so«, bestätigte Richard.
Der Untersuchungsrichter wechselte einen bedeutsamen Blick mit dem Arzt.
»Um wieviel Uhr haben Sie die Leiche zuerst gesehen?«
»Es war etwa gegen halb zehn Uhr, als ich nach Hause zurückkehrte; alles war dunkel, was mich befremdete, da Frau Freytag stets darauf hält, dass die Flurlampe pünktlich angezündet wird. Ich öffnete, wie ich stets zu tun pflege, die Tür mit dem Drücker, tastete im Dunkeln nach meinem Zimmer, und, nachdem ich Licht angezündet hatte, sah ich … erblickte ich … oh, es war entsetzlich!« Er deutete mit der Hand auf die Tote.
»Ihr Anzug und Ihr Körper waren mit Blut befleckt, als gestern Abend die Beamten kamen. Wie erklären Sie das?«
»Ich hatte in meiner ersten Bestürzung den Leichnam aufzuheben gesucht, weil ich nicht glauben konnte, dass ich eine Tote vor mir hatte. Dabei muss ich mich mit dem Blut befleckt haben.«
»Waren Sie lange vom Hause fort gewesen?«
»Ich war etwa um sechs Uhr fortgegangen.«
Er blickte hilfesuchend zu Glaubitz hinüber, als ob er den Freund um Beistand anflehen wollte. Aber dieser sah düster zu Boden und schwieg.
»Wohin waren Sie gegangen?«
»Ich war mit Freunden in einem Restaurant zum Mittagessen, das ich gewöhnlich erst nach sechs Uhr einzunehmen pflege.«
»Und um halb zehn, sagen Sie, kehrten Sie erst zurück?«
»Wir waren in heiterster Stimmung und hatten nach dem Essen noch einen Spaziergang gemacht.«
»Als Sie die Leiche entdeckt hatten, weshalb riefen Sie nicht sofort die Leute im Hause zusammen?«
»Ich klingelte drei-, viermal nach dem Dienstmädchen – niemand erschien. Da rief ich den Namen der Magd – vergebens. Fräulein Henzen kam endlich die Treppe herunter, und ich bat sie in meiner Angst, in mein Zimmer zu treten und zu sehen, was geschehen war.«
»Hatten Sie Lärm im Haus gehört, Fräulein Henzen?«
»Ich hörte die Klingel unten laut und lange und wollte sehen, was das zu bedeuten haben konnte. Herr Claasen, der sich in einer wahnsinnigen Aufregung befand, ließ mich in sein Zimmer eintreten. Nie in meinem Leben werde ich diesen Augenblick vergessen! Ich trete ein –ahnungslos … Da liegt die Leiche auf dem Boden, Herr Claasen steht daneben – zitternd, verstört, blutbefleckt. Ich schaudere immer noch bis ins Herz hinein, wenn ich daran zurückdenke!«
»Es ist auffällig, dass die Schauspielerin gestern Abend zu Ihnen kam – so spät noch. Erwarteten Sie die Dame?«
»Nein.«
»Haben Sie keine Ahnung, was sie bei Ihnen gewollt hat?«
Richard verneinte abermals.
»In welchem Verhältnis oder in welcher Beziehung standen Sie zu ihr?«
»Ich malte sie.«
»Wenn Sie sie malten, muss doch eine nähere Bekanntschaft zwischen Ihnen bestanden haben.«
»Fräulein Goladtka wünschte, von mir gemalt zu werden.«
»Wo haben Sie Fräulein Goladtka kennen gelernt?«
Eine große Verwirrung ergriff Richard Claasen. Fast verlor er den letzten Rest seiner Fassung. Ein flammender Blick aus den Augen Meta Henzens traf ihn. Sie hatte die Hände krampfhaft geballt, und man sah es ihr an, dass sie mit dem Aufgebot aller Kraft einen leidenschaftlichen Ausbruch in Banden hielt.
»Die Entstehung dieser Bekanntschaft hat nichts mit dem unglückseligen Ereignis zu tun«, sagte Claasen nach einer Weile, während deren er um Sammlung und Ruhe gerungen hatte.
Hagenberg runzelte die Stirn. »Wissen Sie, dass Sie sich durch ausweichende Antworten noch stärker verdächtigen? Ich rate Ihnen, getreu zu berichten, was Sie über die Schauspielerin wissen.«
»Reden Sie doch!«, brach Meta endlich aus, »weshalb verschweigen Sie denn, dass Sie Fräulein Goladtka liebten? Ich selbst habe …«
»Warten Sie, bis ich Sie zum Reden auffordere, Fräulein Henzen«, ermahnte Hagenberg das Mädchen, das mit funkelnden Augen, einer Medea gleich, vor dem Maler stand.
Richard, von allen Seiten in die Enge getrieben, blickte voller Qual und Ratlosigkeit um sich. Hatte er denn keinen Freund, der ihm beistand?
»Ich habe Fräulein Goladka niemals geliebt, so wahr ich lebe«, beteuerte er, »in meinem Herzen wohnt ein anderes Bild; ich weiß nicht, was Fräulein Henzen zu solchen Aussagen berechtigt.«
»Sprechen Sie, Fräulein Henzen«, gebot Hagenberg, »was wissen Sie über die Beziehung der Toten zu Herrn Claasen?«
»Herr Claasen hat es wohl vergessen«, sagte Meta in derselben maßlosen Erregung, »dass ich vor einigen Tagen gleich nach Fräulein Goladtka zu einer Sitzung bestellt war. Herr Claasen hatte mich nämlich gebeten, ihm für ein Bild Modell zu stehen; ich tue es auch bei anderen Malern öfter, um mir neben meinen Handarbeiten noch etwas Geld zu verdienen. Ich kam zu früh zu Herrn Claasen, und weil die Dame noch anwesend war, wartete ich hier im Zimmer, bis sie das Atelier verlassen würde. Da hörte ich nebenan eine laute, erregte Unterredung …«
»Sie … Sie haben diese Unterredung belauscht, Fräulein Henzen?« Der Ton, in dem Richard diese Frage tat, war so voll schmerzlicher Entrüstung, dass Meta verstummte. Mit Befremden sahen die Anwesenden, dass plötzlich Tränen in den Augen des seltsamen Mädchens glänzten.
»Haben Sie den Inhalt der Unterredung verstanden, Fräulein Henzen?«, fragte Hagenberg weiter.
»Eifersucht, Liebe, Hass – alles, alles, wozu die Leidenschaft sie trieb«, rief Meta mit vom Weinen durchzitterter Stimme.
Der Untersuchungsrichter runzelte die Stirn. »Die Antwort ist ungenau«, sagte er. »Berichten Sie ausführlicher. Ihre Mitteilung kann von großer Wichtigkeit für den Gang der Untersuchung sein. Wer sprach von, Eifersucht, Liebe und Hass, Herr Claasen oder die Ermordete? Besinnen Sie sich und geben Sie genau Auskunft.«
Meta sah vor sich nieder; man konnte erkennen, wie stark ihre innere Erregung war. So stand sie einen Augenblick, ohne zu antworten.
Kurze Zeit ließ Hagenberg sie gewähren, dann wurde er ungeduldig. »Wir warten auf Sie, Fräulein Henzen. Wenn Sie sich einzelner Äußerungen oder Worte aus jenem Gespräch erinnern, dann teilen Sie es mir mit. Es ist Ihre Pflicht. Was können Sie mir sagen?«
»Nein – einzelner Äußerungen erinnere ich mich nicht«, gab Meta jetzt langsam zur Antwort. »Genaues konnte ich nicht verstehen.«
»Sie scheinen mir vorhin etwas leichtsinnig in den Tag hineingesprochen zu haben. Sie sagten doch, es sei eine leidenschaftliche Unterredung gewesen?«
»Das war es auch. Sie sprachen beide schnell und hastig. Das Wort ›Liebe‹ habe ich auch gehört.«
»Wer sprach es aus, der Maler oder die Schauspielerin?«
Meta zauderte wieder. Sie blickte zu Claasen hinüber, und der Ausdruck ihres Gesichtes wurde weich. Dann aber schaute sie auf die Ermordete nieder, und ein finsterer Groll drückte sich in ihren Zügen aus.
»Ich glaube, dass beide von Liebe gesprochen haben«, sagte sie kurz und hart.
»Ist das alles? Wissen Sie nichts Genaueres anzugeben?«
»Nein, weiter nichts.«
»Nun, besinnen Sie sich; vielleicht fällt Ihnen später noch etwas ein. Ich werde auf die Sache zurückkommen. Sahen Sie an jenem Tage Fräulein Goladtka das Atelier verlassen?«
»Ja, sie ging in großer Erregung an mir vorüber, ohne mich zu bemerken; ich stand in der Ecke dort im Schatten.«
»Haben Sie Fräulein Goladtka noch einmal nach diesem Tag bei Herrn Claasen getroffen?«
»Nein.«
»Bestätigen Sie die Aussagen Fräulein Henzens?«, fragte Hagenberg den Maler.
Richard lächelte bitter. »Niemand kann wissen, welcher Art der Inhalt der Unterredung zwischen mir und Fräulein Goladtka gewesen ist; und ich werde ihn nicht verraten.«
Ein schneidendes Auflachen unterbrach auf einmal die Pause, die nach den letzten Worten des Malers eingetreten war; es machte auf die Anwesenden einen um so unheimlicheren Eindruck, als die Nähe der stillen Leiche ohnehin das Gemüt eines jeden mit leisem Schauder erfüllte.
Mit gerunzelter Stirn blickte Hagenberg auf.
Es war Friedrich Henzen, der das eigentümliche Lachen ausgestoßen hatte. Jetzt stand er wieder mit unbeweglichem Gesicht an der Wand.
»Wollen Sie mir erklären«, fragte Hagenberg streng, »weshalb Sie lachten?«
»Herr Untersuchungsrichter«, erwiderte Henzen ruhig und gemessen, »mancher geht so durchs Leben hin, ohne viel zu reden und ohne dass die Menschen sich um ihn kümmern. Und doch weiß er vieles, wovon niemand eine Ahnung hat. Wenn ich sprechen wollte – was würde das hohe Gericht wohl für Stoff zum Nachdenken bekommen! Aber es gibt Dinge, die es nicht bestraft, und die doch strafbarer sind als manchmal ein …«
»Kommen Sie zur Sache!«, gebot Hagenberg. »Was sollte das Lachen? Haben Sie gegen Herrn Claasen eine Anklage zu richten?«
Es war gut, dass Richard Claasen die Augen gesenkt hatte und den Blick nicht sah, den Henzen ihm zuwarf. Es lag ein solcher Hass darin, dass man sich fürchten musste vor der Rache dieses Mannes. Hagenberg aber bemerkte den Blick. Gespannt wartete er auf Henzens Antwort.
»Ich habe kein Recht zu einer Anklage, ich bin ein einfacher Mann. Es schadet ja nichts, wenn Menschen unseres Schlages getreten werden, wie elendes Gewürm. Ich lachte nur, weil der Herr sagte, er hätte in keiner Beziehung zu der Ermordeten gestanden.«