Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 778 - Yvonne Uhl - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 778 E-Book

Yvonne Uhl

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Beschreibung

Bettina Gräfin Dirkow lebt ein scheinbar perfektes Leben: Vier lebhafte Kinder, ein prächtiges Schloss, eine harmonische Ehe. Doch an dem Tag, an dem ihr Ehemann Rasmus von einer Forschungsreise zurückkehren soll, verändert sich alles. Das Auto kommt - aber es ist leer. Rasmus ist verschwunden. Zwischen Hoffnung und Angst versucht Bettina die Fassade zu wahren, für ihre Kinder stark zu bleiben - während in ihr ein Sturm der Verzweiflung tobt. Was ist in Singapur geschehen? Warum ist ausgerechnet Rasmus nicht zurückgekehrt, obwohl seine Begleiter wohlbehalten ankamen? War es ein Verbrechen? Oder steckt etwas noch Unergründlicheres dahinter?

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Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Wenn dein Herz schweigt

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Wenn dein Herz schweigt

Das Fest zur Heimkehr ihres Mannes fand nicht statt

Bettina Gräfin Dirkow lebt ein scheinbar perfektes Leben: Vier lebhafte Kinder, ein prächtiges Schloss, eine harmonische Ehe. Doch an dem Tag, an dem ihr Ehemann Rasmus von einer Forschungsreise zurückkehren soll, verändert sich alles. Das Auto kommt – aber lediglich der Chauffeur steigt aus. Rasmus ist verschwunden.

Zwischen Hoffnung und Angst versucht Bettina die Fassade zu wahren, für ihre Kinder stark zu bleiben – während in ihr ein Sturm der Verzweiflung tobt. Was ist in Singapur geschehen? Warum ist ausgerechnet Rasmus nicht zurückgekehrt, obwohl seine Begleiter wohlbehalten ankamen? War es ein Verbrechen? Oder steckt etwas noch Unergründlicheres dahinter?

Bettina Gräfin von Dirkows stolzer Blick glitt über ihre Kinder.

Rasmus würde froh sein, wieder heimzukehren in den Schoß der Familie. Und was würde er zu erzählen haben!

Die Gräfin schaute noch rasch in den hohen Renaissancespiegel, ehe sie auf die Schlossterrasse trat.

Man sah ihr die zweiundvierzig Jahre nicht an und hätte sie viel jünger geschätzt. Ihr aschblondes Haar umrahmte ein schmales gebräuntes Gesicht, in dem die tiefblauen Augen und die feinen Züge sich harmonisch ergänzten.

Bettina musste lachen, als Andreas auf sie zugerannt kam.

»Mama, Mama«, kreischte er, »Jasper will mich hauen.«

Die Mutter fing ihren Jüngsten auf und hob ihn hoch.

»Es macht dir doch Spaß, wenn er dich herumjagt. Stimmt's, Andi?«

Die neunzehnjährige Grit, die am Tisch über ein Buch gebeugt saß, hielt sich die Ohren zu.

»Mama, kannst du Andi bitte sagen, dass er ruhiger spielen soll? Man kann sich überhaupt nicht konzentrieren.«

Der siebenjährige Jasper blieb vor dem Tisch stehen und streckte Grit die Zunge heraus.

»Geh doch rauf in dein Zimmer, wenn du Ruhe haben willst«, schlug er der älteren Schwester dann vor.

»Na, warte«, drohte Grit wenig damenhaft und hob die Hand.

Übermütig wich Jasper ihrer Hand aus.

Bettina war glücklich. Das war ein Leben hier auf Schloss Dirkow! Rasmus kehrte endlich von seiner Studienreise heim. Das nächste Mal wollte sie ihn begleiten. Bis dahin mussten sie eine Erzieherin einstellen.

Sie hatte den Chauffeur bereits zum Flughafen geschickt, wo Rasmus Graf von Dirkow pünktlich um siebzehn Uhr eintreffen sollte.

»So vertragt euch doch, Kinder«, stieß sie seufzend hervor und setzte den kleinen Andreas wieder auf den Boden. »Wenn euer Papa kommt, sollt ihr nicht wie Hund und Katze miteinander umgehen.«

»Kommt er gleich?« Mit geröteten Wangen blieb der blonde Jasper vor der Gräfin stehen. »Mama, ob er uns was mitbringt?«

»Ist er jemals von einer Reise zurückgekommen, ohne euch etwas mitzubringen? Er denkt doch immer an euch.«

»An dich aber auch, Mama!« Langsam kam Antje vom Garten her die Treppe zur Terrasse herauf. Wie immer hielt die Fünfzehnjährige ein Tier im Arm. Ohne Hund, Katze oder Meerschweinchen war die kleine Komtess nicht denkbar. Heute trug sie eines der kleinen Katzenkinder der Schlosskatze Ilsebill im Arm.

»Ich habe Papa um eine siamesische Holzmaske gebeten«, sagte Grit, die von ihrem Buch aufsah. »Die will ich über meine Kommode hängen.«

»Und ich möchte, dass er mir einen Hulock mitbringt«, platzte Antje heraus.

»Hulock?«, zog Jasper sie auf. »Was ist denn das nun wieder für ein Biest?«

»Ein Hulock ist ein Langarmaffe aus Hinterindien. Er hat ganz lange Arme und kann zwölf Meter weit springen«, erklärte Antje eifrig. »Man nennt ihn auch Brüllaffe.«

»Dann bin ich auch ein Hulock«, kreischte der kleine Andreas. »Der Schmittenstein hat gestern Brüllaffe zu mir gesagt.« Er klatschte in die Händchen und reizte Jasper, indem er übermütig vor ihm auf und ab tänzelte.

»Ich höre einen Wagenmotor«, sagte die Gräfin, von froher Erwartung erfüllt. »Ich glaube, Papa ist gekommen, Kinder.«

Sie eilte als Erste von der Terrasse in den Salon, durchquerte ihn und gelangte in die hohe Schlosshalle. Die vier Kinder folgten ihr aufgeregt.

Gerade parkte Gebhard, der Chauffeur, den Sechssitzer vor der Freitreppe.

Endlich!, dachte die Gräfin. Fünf Monate waren eine lange Zeit! Aber jetzt sind wir wieder vereint.

Mit einem frohen Lächeln auf den Lippen trat sie ins Freie und lehnte sich über das Treppengeländer.

»Gnädige Frau«, rief Gebhard zu ihr hinauf. Er drehte seine Schirmmütze in den Händen.

»So helfen Sie doch meinem Mann beim Aussteigen«, unterbrach ihn Bettina.

»Gnädige Frau, nein ...« Gebhards Stimme klang verzweifelt. »Der gnädige Herr sitzt gar nicht im Auto.«

Entsetzt starrte ihn die Gräfin an.

»Mama?«, stammelte Antje und drückte das Kätzchen an ihre Brust. »Wo ist denn Papa?«

»Gebhard!« Bettina umklammerte das Geländer. »Das ist doch nicht möglich! Haben Sie die planmäßige Maschine abgewartet?«

»Ja, die Maschine aus Neu-Delhi. Die anderen Herrschaften des Studienteams sind auch alle eingetroffen: Herr Doktor Andersen, Frau von Rhone, das Ehepaar Svendsen ...«

»Auch Professor Ebenbach?«

»Nein, den habe ich nicht gesehen.«

Unwillkürlich atmete die Gräfin auf.

»Dann werden sie mit einem späteren Flugzeug kommen, Gebhard. Gehen Sie in die Küche, und trinken Sie eine Tasse Kaffee.« Sie drehte sich um. »Liebe Kinder«, sagte sie beherrscht, »wir müssen unsere Ungeduld, Papa wiederzusehen, noch ein wenig zügeln. Ich sage euch Bescheid, wann die nächste Maschine eintrifft.«

Die Mutter war heilfroh, dass die Kinder sich damit zufriedengaben. Fragen hätte sie jetzt nicht beantworten können. Sie durfte den Kindern nicht zeigen, wie verzweifelt und beunruhigt sie war.

Das hatte es noch nie in ihrer langjährigen Ehe gegeben, dass Rasmus zu einem vereinbarten Zeitpunkt nicht eingetroffen war.

»Geht in eure Zimmer und macht Hausaufgaben, Kinder«, befahl die Gräfin. »Und kümmert euch um Andi.«

Zum Glück trollten sich die Kinder ohne Widerworte. Sie sah ihnen nach, und dann eilte sie in ihren Damensalon.

♥♥♥

Die Gräfin sank in einen Sessel. Schlichte Eichenmöbel im Tudorstil in einem warmen Braunton verliehen dem Raum eine behagliche Atmosphäre.

Was war mit Rasmus geschehen?, fragte sie sich. Warum war er nicht mit den anderen zurückgekommen?

Dass Professor Ebenbach ebenfalls nicht zurückgekommen war, beruhigte Bettina ein wenig. Louis Ebenbach, der Philologe, war der beste Freund von Rasmus Graf von Dirkow.

Der kleine, freundschaftlich einander verbundene Personenkreis, der fünf Monate lang in Asien und Vorderindien umhergereist war, um die Verhaltensweisen der Eingeborenen zu studieren und darüber ein Buch zu schreiben, bestand aus Dr. Curd Andersen, Ada von Rhone, Ines und Kris Svendsen, Rasmus Graf von Dirkow und Professor Ebenbach.

Nur für den Professor und Dr. Andersen war diese Reise beruflich wichtig. Für die anderen war das Unternehmen ein reines Hobby. Das traf auch auf Graf von Dirkow zu, der als Besitzer eines kleinen pharmazeutischen Werks mit Soziologie und ähnlichen Wissenschaften nichts zu tun hatte.

Was soll ich tun?, dachte Bettina wie betäubt. Ich muss doch irgendetwas unternehmen!

Da klopfte es an der Tür.

»Ja?« Bettinas Herz begann laut zu pochen. Vielleicht hatte Gebhard ihren Mann am Flughafen nur nicht gefunden, und Rasmus war mit einem Taxi gekommen.

Langsam erhob sie sich.

Die Tür öffnete sich. Der alte Diener Sigismund stand auf der Schwelle.

»Gnädige Gräfin, es sind Besucher gekommen«, meldete er.

»Besucher?«, fragte Bettina tonlos, und ihre Hoffnung schwand wieder.

Sie hörte Schritte. Sigismund trat zur Seite.

»Ines?«, stammelte Bettina.

Ines Svendsen, eine gebürtige Spanierin, betrat vor ihrem Mann Kris den Raum. Sie blieb vor Bettina stehen und streckte ihr die Hand hin.

»Bettina, mein Liebes!«

»Gott sei Dank, dass ihr gekommen seid!« Bettina drückte beiden Gäste warm die Hände. »Nehmt doch Platz. Ich ...«

»Du brauchst uns nichts zu sagen, Bettina. Wir sind direkt vom Flughafen hergekommen. Euer Chauffeur war völlig verstört. Er fuhr mit dem leeren Wagen zurück, während wir uns umständlich ein Taxi suchen mussten.«

»Was ist geschehen?« Bettina sank neben Ines auf das kleine Sofa. »Wo ist Rasmus?«

»Deshalb kommen wir ja her, Bettina.« Kris räusperte sich. Er wusste offenbar nicht, wie er beginnen sollte.

»Die Sache ist die, Bettina: Rasmus ist vorgestern Nacht aus dem Hotel in Singapur verschwunden«, berichtete nun Ines.

Das Gefühl einer großen Gefahr für sich und ihre Lieben überfiel Bettina sofort.

»Verschwunden? Wie kann er verschwunden sein?«, stieß sie hervor.

»Es war so.« Kris übernahm wieder das Wort. »Unsere Maschine sollte am nächsten Morgen um zehn Uhr starten. Wir feierten noch ein bisschen in der Hotelbar. Unsere Reise hat sich gelohnt. Wir haben viele neue Erkenntnisse und Eindrücke festhalten können. Unser Bildmaterial ist reichhaltig. Wir waren so richtig in Hochstimmung, weil ...«

»Kris, das ist jetzt nicht wichtig«, unterbrach ihn Ines resolut. »Wir tranken ein paar Gläser Sekt, und so gegen Mitternacht trennten wir uns. Wir wollten uns am nächsten Morgen alle um acht Uhr dreißig beim Frühstück treffen und dann zum Flughafen fahren.«

»Wir waren alle pünktlich«, sagte Kris, »nur Rasmus kam nicht. Als es immer später wurde, begab sich der Professor in Rasmus' Hotelzimmer.«

»Und?«, fragte Bettina tonlos.

»Sein Hotelzimmer stand offen. Seine Koffer waren noch nicht gepackt. Und von Rasmus war nichts zu sehen. Der Professor holte uns vom Frühstückstisch. Wir suchten Rasmus im ganzen Hotel, befragten das Personal und verständigten schließlich die Polizei. Aber wir wollten nicht warten, bis alles in die Wege geleitet war für eine Suchaktion, deshalb ...«

»Suchaktion?«, fuhr Bettina auf. »Glaubt ihr, dass ihm etwas passiert ist?«

»Natürlich nicht.« Ines tauschte einen raschen Blick mit ihrem Gatten. »Es steht jedenfalls fest, dass er sein Hotelzimmer nachts verlassen hat. Warum, das wissen wir nicht.«

»Mein Gott!«, stöhnte die Gräfin auf.

»Der Professor ist extra in Singapur geblieben«, teilte Kris Bettina mit. »Verlass dich auf ihn. Er wird alle Rettungsmaßnahmen ankurbeln.«

Rettungsmaßnahmen? Der Gräfin schwirrte der Kopf. Sie stand auf und ging im Zimmer auf und ab.

»Ob Rasmus vielleicht noch einen Spaziergang gemacht hat«, überlegte sie.

»Mitten in der Nacht? Und warum ist er dann nicht zurückgekehrt?«, fragte Ines.

»Ich glaube nicht, Bettina, dass er nachts spazieren gegangen ist«, meinte Kris. »Wir unterhielten uns nämlich noch darüber, wie gefährlich es ist, nachts allein durch die Straßen zu gehen. Die Zeitungen von Singapur melden fast täglich Überfälle auf einsame Passanten.«

»Vielleicht ist Rasmus einem Verbrechen zum Opfer gefallen!« Bettina faltete die Hände. »O mein Gott! Lebt er überhaupt noch?«

»Nun sei um Himmels willen nicht gleich so verzweifelt«, bat Ines sie. »Es wird sich alles aufklären. Und bald steht Rasmus wieder gesund vor dir. Wir glauben alle fest daran. So reich seid ihr doch nicht, dass man ein hohes Lösegeld für ihn erpressen könnte.«

»Reich?«, wiederholte Bettina. »Ganz bestimmt nicht, Ines.«

»Da gab es ganz andere Leute, bei denen sich eine Entführung gelohnt hätte«, sagte Kris. »Im ›Splendid‹ wohnten vier Herren, die jeder für sich mehrere Millionen wert waren.«

Bettina trat ans Fenster. Noch nie hatte sie sich so elend gefühlt wie heute.

Rasmus, wo bist du? Rasmus, gib mir ein Zeichen, dass du lebst!, flehte sie im Stillen.

Doch sie spürte kein Echo in ihrem Herzen. In ihr blieb alles still.

♥♥♥

Professor Dr. Ebenbach trommelte auf die Tischplatte.

»Ich geb zu, dass auch ich äußerst besorgt bin, Herr Professor«, sagte Dr. Peters, ein Mitarbeiter des deutschen Konsulats in Singapur. »Vor knapp sechs Monaten verschwand auch ein Tourist aus einem Hotel. Allerdings nicht in Singapur, sondern drüben in Kuala Lumpur auf der Malaiischen Halbinsel. Es gibt gerade hier in unseren Breitengraden immer wieder solche rätselhaften Vorkommnisse. Der Tourist ist übrigens nie wieder aufgetaucht. Auch seine Leiche wurde nicht gefunden.«

»Graf von Dirkow ist Deutscher. Ich erwarte von Ihnen, dass Sie alles tun, damit er aus der Gefahr, in der er sich befindet, gerettet wird. Dass er sich in Gefahr befindet, daran zweifle ich nicht.«

»Sie berichteten mir vorhin, Herr Professor, dass Ihre Gruppe auf der Studienreise zunächst in Thailand Station gemacht, dann die Inselgruppe der Philippinen besucht habe und zuletzt nach Malaysia gereist sei.«

»Ja, so ist es. Wir wollen ein umfassendes Werk über das Verhalten der Eingeborenen im Vergleich zu uns Europäern schreiben. Doktor Curd Andersen ist Spezialist auf diesem Gebiet. Graf von Dirkow beschäftigt sich in seiner Freizeit leidenschaftlich mit diesem Thema. Er bewohnt ein Schloss, ist Vater von vier Kindern und besitzt ein kleines pharmazeutisches Werk, das er von seinem Vater geerbt hat.«

Die beiden Männer rätselten, was dem Grafen zugestoßen sein könnte. War er Opfer eines Verbrechens geworden? War er entführt worden? Und wenn, warum? Wollten irgendwelche politischen Gruppen Forderungen durchsetzen, oder ging es den Entführern nur um das Lösegeld?

»Die Polizei sucht fieberhaft nach einer Spur des Grafen, Herr Professor«, versicherte Dr. Peters ihm. »Ich habe eine Pressekonferenz einberufen. Ich muss mich noch darauf vorbereiten. Sie werden sich doch auch den Fragen der Journalisten stellen, Herr Professor?«

»Selbstverständlich.«

Der Mitarbeiter des deutschen Konsulats stand auf, nickte dem Professor zu und verließ eilig die Hotelhalle.

Der Professor strich sich über die Stirn. Jetzt lag noch eine andere schwere Aufgabe vor ihm.

Er erhob sich und trat an die Hotelrezeption.

»Ich möchte eine Verbindung mit dieser Nummer«, bat er und schob einen Zettel über den Tisch. »Voranmeldung für ein Gespräch mit Gräfin von Dirkow. Und bitte, es ist wirklich sehr dringend.«

♥♥♥

Langsam ließ Bettina Gräfin von Dirkow den Hörer sinken.

Als sie aufblickte, standen sie alle vor ihr: die neunzehnjährige Grit, die fünfzehnjährige Antje, der siebenjährige Jasper und schließlich der fünfjährige Andi, das Nesthäkchen.

»Mama«, sagte Grit, »wir wollen endlich erfahren, was mit Papa geschehen ist. Wo ist er? Hast du Nachricht von ihm?«

»Ja und nein«, antwortete Bettina leise. Am liebsten hätte sie die Kinder wieder fortgeschickt, doch ihr war bewusst, dass sie sich nicht mehr vertrösten lassen würden.

»Kommt, setzt euch.« Sie selbst nahm auf dem Rundsofa des Wohnsalons Platz.

Andi kletterte schnell auf ihren Schoß und schlang die Ärmchen um sie. Eifersüchtig drängte sich auf der anderen Seite Jasper in den Arm der Mutter.

Antje blieb stehen, während sich Grit einen Sessel heranzog, um ihrer Mutter in die Augen sehen zu können.

»Ich mache mir große Sorgen um euren Vater, Kinder«, sagte sie ruhig. »Er ist aus einem Hotel in Singapur verschwunden. Niemand weiß, wohin. Vorhin war das Ehepaar Svendsen bei mir. Alle stehen vor einem Rätsel. Professor Doktor Ebenbach ist in Singapur geblieben, um bei der Suche nach eurem Vater zu helfen.«

Antje ließ sich auf die Lehne des Sessels sinken, in dem Grit saß.

»Mama«, sagte sie, »ich glaube nicht, dass ihm was passiert ist. Papa hatte doch immer seine Pistole bei sich!«

Das muss ich dem Professor sagen, wenn er mich noch einmal anruft, dachte Bettina.

»Man muss eine Belohnung aussetzen«, schlug Grit vor. »Außerdem muss Papas Foto vervielfältigt und überall verteilt werden. Dann wird er bestimmt schnell gefunden werden.«

»Das ist eine gute Idee, mein Kind«, pflichtete die Mutter ihr bei.

»Wie viel Geld können wir lockermachen, Mama?«, fragte Antje in ihrer burschikosen Art.