Die Weltportale (Band 3) - B. E. Pfeiffer - E-Book

Die Weltportale (Band 3) E-Book

B. E. Pfeiffer

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Beschreibung

Der Kampf gegen den Schatten hat nicht nur unter den Lunara schwere Verluste gefordert, sondern auch bei Eleonora. Doch ihr bleibt keine Zeit, zu trauern, denn ihre Aufgabe ist es, ein Portal zum Mondvolk zu öffnen, um die Magie zu retten. Zudem offenbart sich ein neues Problem, da die Magie nicht ohne die Hilfe der Auronen bewahrt werden kann. Eleonora steht vor der Herausforderung, die Auronen an ihre Seite zu holen, die allerdings mit den Menschen und dem Kampf gegen den Schatten nichts mehr zu tun haben wollen. Denn auch dieses Volk hütet ein Geheimnis, das für den Verlauf des Schicksals ausschlaggebend sein kann.

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Widmung

Landkarte

Was bisher geschah …

Prolog – Lysandra

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14 - Aestus

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22 - Lapidia

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26 - Aestus

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32 - Aestus

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37 - Lapidia

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40 - Lucius

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47 - Aestus

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Epilog

Die Geschichte von Lady Graie und Melo

Personenverzeichnis

Glossar

Schlusswort

 

B. E. Pfeiffer

 

 

Die Weltportale

Band 3

 

 

Fantasy

 

Die Weltportale (Band 3)

Der Kampf gegen den Schatten hat nicht nur unter den Lunara schwere Verluste gefordert, sondern auch bei Eleonora. Doch ihr bleibt keine Zeit, zu trauern, denn ihre Aufgabe ist es, ein Portal zum Mondvolk zu öffnen, um die Magie zu retten. Zudem offenbart sich ein neues Problem, da die Magie nicht ohne die Hilfe der Auronen bewahrt werden kann. Eleonora steht vor der Herausforderung, die Auronen an ihre Seite zu holen, die allerdings mit den Menschen und dem Kampf gegen den Schatten nichts mehr zu tun haben wollen. Denn auch dieses Volk hütet ein Geheimnis, das für den Verlauf des Schicksals ausschlaggebend sein kann.

 

Die Autorin

Bettina Pfeiffer wurde 1984 in Graz geboren und lebt heute mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Baden bei Wien.

Seit ihrer Kindheit liebt sie es, sich Geschichten auszudenken. Besonders als Ausgleich zu ihrem zahlenorientierten Hauptjob taucht sie gern in magische Welten ab und begann schließlich, diese aufzuschreiben. So entstand recht schnell die Idee für die ›Weltportale‹ und andere magische Geschichten im Genre Fan-tasy/Romantasy.

Inspiration dafür findet sie immer wieder durch ihre Kinder, mit denen sie gern auf abenteuerliche Entdeckungsreisen geht.

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, November 2020

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2020

Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski | Kopainski Artwork

Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH | Martina König

Korrektorat Druckfahne: Sternensand Verlag GmbH | Jennifer Papendick

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-152-9

ISBN (epub): 978-3-03896-153-6

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

Der blaue Drache behütet das Licht,Gewiss ist seine Rolle nicht.Kann er dem flammenden Wesen entrinnen,Wird er das Licht in Sicherheit bringen.Findet er aus seiner Prüfung nicht zurück,Stürzt er das Licht ins ewige Unglück.

 

 

Das erste Licht der Güte gibt sein Leben für die Welt,

Bald vergessen wird dieser edle Held.

Das zweite Licht der Stärke wird die Völker zum Siege führen

Oder mit seinem Herzen die Dunkelheit berühren.

Das dritte Licht wird durch Liebe stärker als sie alle,

Unbesiegbar sogar, so sie der Dunkelheit verfalle.

 

Was bisher geschah …

 

Lady Graie blickte nach oben, an den Rand der Kugel, über den schwarze Blitze zuckten. Ihr Brustkorb schmerzte bei jedem Atemzug und sie wusste, dass ihre Zeit sich dem Ende zuneigte.

Kraftlos sank sie zu Boden, den Blick immer noch nach oben gerichtet. Dort draußen, außerhalb des Zepters, in dem sie immer noch gefangen war, kämpfte Eleonora gegen den Schatten. Ein schwaches Lächeln stahl sich auf das Gesicht der Aurone, denn sie wusste, dass Eleonora gewinnen würde.

Erst war sie unsicher gewesen, ob das Mädchen bereit für diesen Kampf war. Eleonora war jung, unbedarft und vertraute zu schnell. Außerdem entschied sie viel zu leichtfertig mit dem Herzen. Doch genau das war vermutlich ihre größte Stärke, auch wenn es sie jetzt in Gefahr gebracht hatte. Aber nur dadurch würde sie den Fluch von Ravenport nehmen und Aestus mit seiner Drachenmagie helfen können.

Dass Eleonora Schutz brauchte, wusste die Lady. Deswegen kämpfte sie gegen die Kälte an, die bereits ihre Beine erfasst hatte. Ihr war bewusst, dass sie hier, im Zepter, das eigentlich im Kampf gegen den Schatten helfen sollte, sterben würde.

Wehmut überkam sie und Lady Graie schloss für einen Moment die Augen. Sie hätte Eleonora noch so viel beibringen, in so viele Geheimnisse einweihen müssen.

»Hoffentlich kann Dano meinen Platz einnehmen«, flüsterte sie und hustete dann. Blut bedeckte ihre Handfläche und die Kälte in ihrem Inneren wurde stärker.

Was wohl aus Valeria würde? Sie hatte auch ihr gegenüber eine Pflicht eingenommen, wollte sie leiten, ihr helfen, die schwere Zeit, die ihnen bevorstand, zu überstehen.

Zittrig hob Lady Graie eine Hand an ihre Brust und flüsterte einen uralten Zauber, den sie vor vielen Menschengenerationen gelernt hatte. Sie würde ihre Seele nur zum Teil in die Ewigkeit gleiten lassen. Ein Teil von ihr sollte hierbleiben und über Eleonora und Valeria wachen.

Noch einmal hustete sie und legte ihren Kopf in den Nacken. Es wurde kalt, so bitterkalt, und sie spürte ihre Finger, die kraftlos auf ihrem Bauch ruhten, längst nicht mehr, als sie den Boden berührten. Dennoch lächelte sie, obwohl sie vor Schmerzen nicht mehr atmen konnte. Denn der Schatten hatte sie nicht besiegt, nicht endgültig, und es würde ihm nicht gelingen, solange Eleonora das Licht in sich trug.

Nebel hüllte sie ein, der Schmerz verschwand und sie war endlich frei.

 

Es dauerte nicht lange, da führte ein Ruf sie an den See zurück, den sie gut kannte. Die Nacht hatte sich über das Ufer gesenkt, als ihre Füße lautlos das Gras berührten. Hinter ihr lag die Akademie, aber sie sah sich nicht um. Dieser Teil ihres alten Lebens war längst vergangen. Nein, sie war aus einem bestimmten Grund hier.

»Lady Graie«, hörte sie die vertraute Stimme und wandte sich um.

Jedes Mal, wenn die Lady sich in die Welt der Träume wagte, wo Valeria auf sie wartete, seit sie ihr zum ersten Mal erschienen war, freute sie sich, die Direktorin zu sehen. Doch heute war es anders, denn Valeria wirkte erschöpfter als je zuvor und Lady Graie wusste nicht, wie sie ihr noch helfen konnte.

»Die Linien«, sagte Valeria atemlos, als sie neben ihr stehen blieb, »sie führen noch immer keine Magie. Die Lunara sind zu schwach, um uns allein zu helfen.«

»Das habe ich befürchtet«, murmelte Lady Graie.

Seit dem Erdbeben, das der Schatten irgendwie, selbst in seinem Gefängnis eingesperrt, verursacht hatte, schienen die Knotenpunkte der magischen Linien zu sehr geschwächt, um die Welt mit Kraft und die Völker mit Magie zu versorgen. An jenen Stellen, wo mehrere Linien sich trafen, wirkte für gewöhnlich starke Magie, meist von allen Völkern. Aber jetzt war der Fluss ins Stocken gekommen und die Knotenpunkte waren kaum noch spürbar.

»Zu viele von ihnen sind gestorben, als der Schatten die Insel angegriffen hat.«

»Es ist noch viel schlimmer.« Valerias Stimme zitterte. »Aestus wurde in die Dunkelheit gerissen. Und Nina dient dem Schatten.«

»Was ist mit Lucius?«

»Soweit ich weiß, kümmert er sich um Eleonora«, erwiderte Valeria und stieß den Atem aus. »Lady Graie, was sollen wir tun? Aestus trägt die Kraft des Drachen in sich und sosehr ich versucht habe, ihm zu helfen, er konnte sie nie kontrollieren. Wenn der Schatten ihn nun auch auf seine Seite zieht …«

»Der Junge ist stark«, erwiderte die Lady ernst. »Er hat gemeinsam mit Eleonora und Lucius schon einmal gegen den Schatten gewonnen. Ich würde ihn nicht so schnell aufgeben.«

»Ich hoffe, Sie haben recht.« Valeria seufzte. »Das ist erst der Anfang, oder? Die versiegende Magie ist ein Werk des Schattens, der sich befreien will. Was, wenn er nur mit uns spielt? Immerhin hat er so viele Lunara getötet.«

»Die Welten müssen wieder zueinander finden«, meinte die Lady. »Nicht alle, aber es gibt Völker, die verborgen in der Welt der Menschen leben und helfen können, den Kampf fortzuführen. Aber erst muss Eleonora das Portal in die Welt der Lunara öffnen, um die Linien zu retten.«

Eine Weile schwiegen die beiden Frauen und blickten auf den See hinaus. Dann räusperte Valeria sich geräuschvoll. »Wird Eleonora sich auch bei den Auronen beweisen müssen? So wie bei den Lunara? Um ein Teil des Volkes zu werden?«

Die Lady schmunzelte, als sie sich zur Direktorin umwandte. »Das, meine Liebe, liegt in der Zukunft. Aber wir werden es bald erfahren …«

Prolog – Lysandra

 

Lysandra rieb sich die Augen mit ihren schuppigen Handrücken und lauschte in der frühen Morgendämmerung nach dem Geräusch, das sie aufgeweckt hatte. Erst war sie sich nicht sicher, ob sie träumte oder es tatsächlich hörte, aber dann wurde es lauter und sie schreckte von ihrem Lager hoch und trat hinaus in das purpurne Licht dieses Tages.

Seit vielen Menschengenerationen hatte sie diese Laute nicht mehr gehört, aber sie erinnerte sich daran, als wäre es erst wenige Minuten her.

Für sie war es das auch.

Nachdem ihre Aufgabe erfüllt schien, hatte sie sich zu ihrer eigenen Sicherheit viele Monde lang in einen Schlaf versetzt, aus dem sie nur kurz erwachte, um ein wenig Nahrung zu sich zu nehmen und zu sehen, ob sich etwas in ihrer Nähe verändert hatte.

»Liebe Göttin«, keuchte sie, als sie ihre Höhle verließ und ihre Umgebung musterte.

Was einst ein dichter Wald war, markierte nun den Rand einer Menschensiedlung, die ihr schon gefährlich nahe gekommen war. Es hätte sie schockieren oder zumindest überraschen müssen, wie sehr sich alles verändert hatte, wie dicht ihre einstmals abgelegene Höhle bereits bei den ersten Häusern lag. Aber sie wusste, dass die Menschen sich einfach nahmen, was sie wollten, und zu blind waren, um zu erkennen, wer oder was hier, seit Anbeginn der Magie, in ihrer Welt lebte. Vermutlich hielten die Menschen sie für ein zu groß geratenes Tier mit seltsamem Panzer. Nie wären sie darauf gekommen, was sie wirklich war: Sie stammte aus dem Volk der Clavema, die für ihre Schmiedekünste bekannt gewesen waren. Und sie, Lysandra, war eine jener Schmiede, die einst Schlösser fertigten für Dinge, die niemals wieder geöffnet werden sollten.

Ihre Brüder und sie hatten dafür gesorgt, dass alle Portale mit unüberwindbaren Siegeln für alle Zeiten verschlossen blieben. Aber im Gegensatz zu ihr waren ihre Brüder unvorsichtig gewesen und von Menschen gefangen und getötet worden.

Nur Lysandra war noch übrig. Doch da die Verbindungen zu anderen Welten großteils für immer verschwanden, nachdem sie mit den Siegeln verschlossen wurden, hatte es bisher keinen Grund gegeben, sich Sorgen zu machen, ob sie allein mit ihren Werkzeugen und ihrer Magie ein Portal verteidigen konnte. Bis zu diesem Tag.

Leise regten sich die ersten Menschen in ihren Häusern, während Lysandra ihre Ohren spitzte und die Augen schloss. Da war es, ganz eindeutig. Wie ein Hammerschlag auf brüchigem Eis klang das Geräusch, das jemand verursachte, der eines ihrer Schlösser zerstören wollte.

»Oh nein, das werdet ihr nicht! Nicht, solange ich hier bin«, knurrte sie und ballte ihre schuppigen Finger zu einer Faust. Sie hatte einen Eid geschworen und sie würde ihn bis zu ihrem letzten Atemzug erfüllen.

Hastig kroch Lysandra in ihre Höhle zurück, in der sie so lange Zeit geschlafen und immer wieder unruhig gewacht hatte, diesen Tag herbeisehnte und doch fürchtete. Endlich hatte sie wieder etwas zu tun, konnte ihre Fähigkeiten testen und musste darauf vertrauen, dass sie nach all der Zeit immer noch in der Lage war, ein Portal zu verteidigen.

Sie suchte im dämmrigen Morgenlicht ihre Werkzeuge zusammen, packte sich etwas Proviant ein und kroch wieder aus ihrer Höhle. Einmal noch drehte sie sich um, fragte sich, ob sie diesen Platz, der so lange ihr Zuhause gewesen war, jemals wiedersehen würde.

Kurz zögerte sie. Wie viel Zeit war vergangen, seit die Portale verschlossen wurden? War sie wirklich noch an jenen Schwur gebunden, der sie damals in dieser Welt festhielt? Aber was sollte sie mit sich anfangen, wenn sie ihrer Aufgabe nicht mehr nachkam?

Wieder erklang das Geräusch und Lysandra wusste, ihr Siegel würde nicht mehr lange standhalten. Entschlossen nickte sie, band sich die Taschen um und begab sich auf ihre Hände und Füße. Sie mochte es nicht, auf vier Beinen zu laufen, aber so war sie deutlich schneller.

Ihre Krallen schabten über den Boden und sie rannte los. Die Wälder zogen an ihr vorbei, sie hastete durch jene große Wüste, in der sich einst die Auronen niedergelassen hatten, ehe sie verschwanden, und weiter über grüne Ebenen, bis sie das Meer riechen konnte. Hier also wollte jemand ein Portal öffnen, das für immer versiegelt worden war.

Lysandra kam wieder auf ihre zwei Beine, als sie ganz nahe war, und ortete das Portal. Sie konnte verschiedene Völker riechen, die sich darum versammelt hatten. Einen Moment überlegte sie, welche Spezies gerade ihr Schloss zu brechen versuchten. Dann zuckte sie mit den Schultern, weil es nicht wirklich wichtig war, brachte sich in Position und zog ihren magischen Hammer aus ihrem Werkzeuggürtel. Mit ihm würde sie jeden aufhalten, der es wagte, ihre Siegel zu brechen.

Kapitel 1

 

Blaue Augen blickten sie liebevoll an, während sie eisige Kälte fühlte. »Es ist gut, du kannst mich loslassen«, sagte er.

»Ich will dich nicht loslassen. Niemals. Ich kann das nicht!«, brüllte sie ihn an, aber da lösten sich seine Finger bereits von ihren und er verschwand in dem Strudel aus Dunkelheit und Kälte. »Aestus! Nein!«, schrie sie und wollte ihm nach, als jemand sie an ihren Schultern packte.

 

»Eleonora, es war nur ein Traum«, drang ein Flüstern an ihre Ohren. »Meine Kleine, es war nur ein Traum.«

Eleonora schluchzte, während sie die Benommenheit des Schlafes ablegte. Es mochte diesmal ein Traum gewesen sein, aber was sie darin gesehen hatte, war wirklich geschehen. Aestus war vom Schatten in die Dunkelheit gezogen worden und sie hatte nur zusehen können.

Die Arme ihrer Großmutter schlossen sich um sie. Es war meistens Sarina, die in der Nacht bei ihr saß, seitdem die Lunara ihre Insel aus dem Wasser gehoben hatten. Das lag zwei Tage zurück und es fühlte sich für Eleonora wie viele Monde an. Ihr Körper kämpfte immer noch mit den Folgen all der Magie, die sie gebündelt hatte, um die Insel zu heben. Aber ihr Herz hatte den schlimmsten Kampf auszutragen.

Nicht nur, dass sie Aestus verloren hatte und ihr Herz diesen Verlust kaum ertrug. Auch Eleonoras Vater Lordor war immer noch nicht erwacht, nachdem der Schatten ihn verwundet und Dano, Eleonoras Großvater, seine Unsterblichkeit geopfert hatte, um ihn zu retten.

Der Aurone war nur noch ein Schatten seiner selbst, zitterte trotz der Wärme ständig und sprach kaum ein Wort. Sarina hatte ihr erklärt, dass er es nicht ertrug, zu fühlen, wie sein Körper Stück für Stück zu sterben begonnen hatte.

Eleonoras Mutter Athela wich nicht von Lordors Seite. All der Kummer hatte sie um Jahre altern lassen und sie schien noch zerbrechlicher als vor wenigen Tagen, während die Dunkelheit offenbar ihre Finger nach ihr ausgestreckt hatte.

Dann war da noch Eleonoras einstige Freundin und Mitschülerin Nina, die sie alle verraten hatte. Die sich dem Schatten anschloss, weil ihr Herz gebrochen war. Sie wollte mit Aestus zusammen sein und er hatte ihr erklärt, dass er für sie nur freundschaftliche Gefühle hegte.

Eleonora gab sich selbst die Schuld dafür. Sie hätte es sehen müssen. Irgendwie. Und eine Lösung gefunden. Dann wäre Aestus noch bei ihnen und der Schatten hätte nicht mit Ninas Hilfe so viele Lunara töten können, als er gekommen war, um den Mondstein zu stehlen.

Eleonora schluchzte noch einmal. »Großmutter, was soll ich nur tun? Es ist alles schiefgelaufen. Wir haben so viele Lunara verloren. Ich habe Aestus und Nina verloren und mein Vater und Großvater …« Sie schluckte, unfähig, den Gedanken, was mit ihnen geschehen könnte, fortzuführen. »Die Linien versiegen und wir finden das Portal der Lunara nicht, um Hilfe zu holen.«

»Lass mich dir helfen, Lumina!«, erklang eine Stimme, die sie ständig zu missachten versuchte.

Es war die vermeintliche Mondgöttin. Sie hatte während der Prüfungen der Lunara mit Eleonora gesprochen und ihr immer wieder erklärt, dass sie ihr helfen würde. Aber Eleonora grollte ihr. Denn als sie wirklich Hilfe gebraucht hätte, hatte diese Stimme geschwiegen.

»Wir werden dieses Portal finden, mein Kind«, murmelte ihre Großmutter Sarina an ihrem Ohr. »Du wirst es finden. Ich weiß es. Du bist noch geschwächt von dem Aufstieg, aber wenn die Sonne aufgeht, werden wir es gemeinsam versuchen. Dein Amulett wird dir beistehen.«

Eleonora schwieg und blickte auf den runden Anhänger hinab. Die Phasen des Mondes schimmerten selbst in der Dunkelheit des Raumes silbern, vom Neumond zum Vollmond und wieder zurück. Seit ihrer Geburt trug sie es und hatte lange angenommen, es wäre dem Zeitpunkt und der Sternenkonstellation zugeordnet, an dem sie das Licht der Welt erblickt hatte. Aber seit drei Monden wusste sie, dass es ein Symbol war, das vor ihr nur zwei andere Frauen getragen hatten. Es zeigte, dass sie den vier erdfremden Völkern angehörte und dazu bestimmt war, das Licht zu sein, das sich dem Schatten stellen musste.

Sie seufzte schwer und wandte ihren Blick ab. Sie würde mehr Hilfe als die des Amuletts benötigen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.

»Ich werde dir helfen, wenn du mich lässt«, flüsterte die Mondgöttin.

»Lass mich zufrieden«, zischte Eleonora.

Sarina sah sie verwirrt an. »Entschuldige, ich …«

»Nein, nicht du, Großmutter. Vergib mir«, raunte Eleonora. »Ich höre diese Stimme in meinem Kopf. Merana meinte, es wäre die Mondgöttin.«

Sie hatte mit niemandem darüber gesprochen, außer mit Merana, der Hohepriesterin der Lunara und Schwester von Sarina, die vom Schatten getötet worden war. Zum einen, weil sie sich fürchtete, für verrückt gehalten zu werden, und zum anderen, weil sie niemanden hatte, den sie einweihen konnte. Aber ihrer Großmutter vertraute sie und deswegen erzählte sie ihr nun davon.

Sarina, die nicht überrascht schien, betrachtete ihre Enkeltochter mit ihren hellen Augen mitfühlend. Anders als die meisten Lunara war Sarina zu richtigen Gefühlen fähig. Eleonora hatte die emotionslose Art, welche die meisten Lunara zeigten, erschreckend gefunden. Selbst Hektor, mit dem sie irgendwie verwandt war und der Gefühle bei anderen wahrnehmen konnte, wirkte gefühlskalt auf sie, obwohl er sie beschützt hatte.

»Was sagt die große Göttin zu dir?«, wollte Sarina schließlich wissen.

»Dass sie mir helfen wird, wenn ich sie lasse.« Ihre Großmutter setzte bereits zu einer Erwiderung an, aber Eleonora fuhr ungerührt fort. »Ich will ihre Hilfe nicht. Als ich sie brauchte, hat sie mich im Stich gelassen. Sie hat zugelassen, dass der Schatten gemeinsam mit Nina die Lunara tötet und meinen Vater verletzt. Und Aestus …«

Sie schluckte. Zu frisch, die Erinnerung war zu frisch, zu schmerzhaft.

Sarina strich ihr über den Rücken. »Er ist nicht tot. Du fühlst ihn doch noch, oder?«

Eleonora schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich kann ihn seit gestern Mittag nicht mehr wahrnehmen. Ich … ich habe ihn vermutlich für immer verloren.« Sie verbarg ihr Gesicht in ihren Händen, aber keine Träne stahl sich in ihre Augen. Die Kraft, zu weinen, hatte sie längst verloren. »Ich hätte gleich versuchen müssen, ihn aus dieser Welt zu holen.«

»Das konntest du nicht«, beruhigte die Lunara sie. »Du konntest noch nicht einmal richtig heilen, Kind. Denkst du, du hättest ein Portal in die Schattenwelt öffnen und diesem Wesen in seinem Reich gegenübertreten können? Ihr wärt beide verloren gewesen.«

»Aber jetzt ist er für immer verloren!«

»Das weißt du doch nicht, Kind. Unterschätze den Jungen nicht, er ist stark und klug. Er wird dem Schatten entkommen, da bin ich sicher.« Sarina zog Eleonoras Hände von ihrem Gesicht und blickte ihr in die Augen. »Hab doch ein wenig Vertrauen. Wenn die Linien wieder Magie führen, solltest du die Auronen aufsuchen. Sie können dir helfen, in die Welt des Schattens zu gelangen und deinen Vater zu heilen.«

»Die Auronen?«, hauchte Eleonora. »Warum gerade sie?«

»Der Kristall, in dem der Schatten gefangen ist, wurde von ihnen erschaffen.« Die Lunara hob ihre Mundwinkel. »Na ja, sie hatten Hilfe, aber es war ihre Magie, die ihn verschloss. Dieses Volk ist mächtiger als jedes andere, deswegen brauchen wir es an unserer Seite. Sie können dir bestimmt sagen, wie du Aestus befreien kannst. Und Lordor ist zum Teil Aurone. Sie werden nicht zulassen, dass er der Schattenmagie zum Opfer fällt. Aber dazu müssen sie wissen, was geschehen ist, und ich bin nicht sicher, ob sie die Angelegenheiten der sterblichen Welt noch beobachten.« Sie legte eine Hand auf Eleonoras Schulter. »Du bist die Einzige, mit der sie sprechen werden, deswegen musst du zu ihnen.«

Eleonora kniff die Augenbrauen zusammen. »Weil mein Großvater seine Unsterblichkeit aufgegeben hat?«, wollte sie wissen.

»Nein, aus einem anderen Grund. Aber es steht mir nicht zu, darüber zu reden. Das muss Dano tun.« Sarina seufzte und strich Eleonora noch einmal über den Rücken. »Versuch, noch ein wenig zu schlafen. Du brauchst die Ruhe, auch wenn du unsterblich bist. Dein Körper muss den Entzug überwinden und deine Trauer fordert zu viel Kraft. Es ist ein Glück, dass du deine Lunara-Fähigkeiten benötigst, um das Portal zu finden. Denn ich befürchte, deine Auronenkräfte sind noch etwas geschwächt.«

»Wegen der Trauer«, murmelte Eleonora.

Die Auronen verknüpften ihre Kräfte mit ihren Gefühlen. Sie musste daran denken, wie sie Aestus fast umgebracht hätte, als sie ihrer Wut die Oberhand gelassen hatte. Auch das fühlte sich so ewig lange her an.

»Und wegen deiner Schuldgefühle, denn du gibst dir selbst die Schuld an allem, was geschehen ist. Aber du bist nicht schuld. Du hättest das nicht verhindern können.«

»Es ist auch wegen Lucius«, erklärte Eleonora leise.

Sie hatte eine Wahl zwischen Aestus und dem Ritter treffen müssen und sich in dem Moment gegen Lucius entschieden, als sie darum kämpfte, Aestus vor dem Schatten zu retten. Aber nachdem der Schüler mit den eisblauen Augen vom Schatten in seine Welt gezogen worden war, hatte der Ritter sie nicht im Stich gelassen. Eleonora wusste nicht, ob er sich erneut Hoffnungen machte. Sie wusste nur, dass sie ihm nicht wehtun wollte und es doch ständig tat, indem sie ihn von sich stieß. Sie ertrug es nicht, dass er sie zu trösten versuchte, wo er selbst so offensichtlich litt.

»Liebst du ihn?«, wollte Sarina plötzlich wissen.

Eleonora sah auf. »Wie könnte ich ihn nicht lieben? Aber ich hatte mich entschieden … Es wäre heuchlerisch, wenn ich jetzt so tun würde, als wäre das niemals passiert. Denn es würde bedeuten, dass ich Aestus aufgegeben hätte, und das habe ich nicht.«

Sie wusste nicht, woher, aber ihr Kampfgeist kehrte zurück. Sie spürte Aestus vielleicht nicht mehr, aber sie war sich mit einem Mal sicher, dass er noch am Leben war. Und sie würde ihn finden!

Sarina schmunzelte. »Genau das wollte ich hören. Aber … hast du Lucius das auch so erklärt?«

Eleonora nickte und dachte an das Gespräch und wie der Ritter sie dabei angesehen und ihr seine Hilfe zugesichert hatte. Sie liebte sie beide, nur auf unterschiedliche Weise. Zumindest nahm sie das an. Merana hatte ihr schließlich den Impuls geliefert, den sie gebraucht hatte, um diese Entscheidung zu treffen. Lucius war die sichere Wahl, aber Aestus brachte ihr Licht heller zum Strahlen.

Sie stieß den Atem aus. Der Gedanke, eines Tages Abschied von Lucius nehmen zu müssen, brach ihr immer noch das Herz. Aber ihr war bewusst, dass er leiden würde, wenn sie Aestus retteten …

Eleonora löste sich von ihrer Großmutter und schwang ihre Beine aus dem Bett, auf dem sie immer noch zusammen saßen.

»Was hast du vor?«, fragte Sarina, während Eleonora aufstand.

»Das Portal suchen. Die Linien werden immer schwächer und ich habe meine Trauer lange genug zugelassen. Ich muss jetzt handeln.«

»Du bist noch nicht so weit. Deine Magie …«

»Denkst du, es wird besser, wenn die Linien endgültig verschwunden sind?«, murmelte Eleonora, als sie ihren Umhang anlegte.

Aquaris lag südlich und der Winter mochte milder sein als in Eirini. Aber die Nächte fühlten sich auch hier kühl an.

»Nein«, gab Sarina zu und stand ebenfalls auf.

Sie hüllte sich in ihre Decke und blickte zu Eleonora hinab. Wie jede Lunara war sie ausgesprochen groß, überragte selbst die größten Magier um einen Kopf. Ihre Haare schimmerten weiß wie der Schnee jener Welt, aus der ihr Volk stammte, während ihre Haut gebräunt schien.

»Eleonora, vielleicht solltest du die Hilfe der Göttin annehmen«, meinte Sarina mit ernster Miene. »Du bist die Erste seit ewigen Zeiten, mit der sie spricht. Und sie will dir helfen. Sie hat dir doch bei deiner Prüfung beigestanden, nicht wahr?«

»Woher weißt du das?« Eleonora hatte das nur den Priesterinnen und Merana anvertraut. Sie alle waren vom Schatten getötet worden.

»Weil es Sinn macht. Du bist das Licht. Wenn sie jetzt mit dir spricht, hat sie dir auch bei deiner Prüfung geholfen.« Ihre Großmutter legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich weiß, es fällt dir schwer, aber uns läuft die Zeit tatsächlich davon. Mit ihr finden wir das Portal vermutlich deutlich schneller.«

Eleonora seufzte, bevor sie nickte. »Würdest du mir einen Moment allein geben?«, bat sie.

»Natürlich. Ich warte vor der Tür«, verabschiedete Sarina sich und verließ das Zimmer.

Eleonora verschränkte ihre Arme vor der Brust und schloss die Augen. »Du bist noch da, oder?«, flüsterte sie widerwillig.

Eigentlich wollte sie nichts von der Göttin wissen, aber ihre Großmutter hatte vermutlich recht. Nach allem, was geschehen war und ihnen noch bevorstand, würde Eleonora jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnte.

»Ich bin immer an deiner Seite, Lumina«, antwortete die Göttin. »Ich führe dich, wenn du es möchtest. Alles, was du tun musst, ist, dein Amulett zu halten und die Magie dich leiten zu lassen.«

»Danke«, erwiderte Eleonora. »Kannst du mir helfen, meinen Vater und Aestus zu retten?«

Schweigen senkte sich über sie und sie wollte schon schnauben, als die Göttin antwortete. »Ich werde es versuchen. Aber meine Macht ist begrenzt, Lumina. Du wirst die Königin der Auronen für dich gewinnen müssen, und das wird keine leichte Aufgabe.«

Ohne darauf einzugehen, holte Eleonora ihr Amulett unter ihrer Kleidung hervor und rümpfte die Nase. Sie hatte sich seit Tagen nicht wirklich umgezogen. Das sollte sie dringend ändern. Nachdem sie das Portal gefunden hatte.

»Bitte führe mich«, flüsterte sie und öffnete die Augen, als das Amulett in ihren Händen warm wurde und Magie sie durchströmte.

Kapitel 2

 

Als Eleonora aus dem Zimmer trat, stand nicht nur Sarina vor ihrer Tür, auch Lucius lehnte mit verschränkten Armen an der Wand. Sein blondes Haar war zerzaust und seine Kleidung verknittert. Für gewöhnlich gab sich der Ritter mit seinem Erscheinungsbild mehr Mühe, aber wie es schien, hatte auch er sich seit ihrer Rückkehr von der Lunara-Insel nicht umgezogen.

Lucius war durch einen Fluch, der eigentlich ein Schutz war, fünfhundert Erdenjahre in seiner Burg eingesperrt gewesen und nicht gealtert. Sein Verhalten wirkte deswegen manchmal ein wenig befremdlich. Dennoch hatte Eleonora sich in ihn verliebt. Er war treu und besonnen, hatte es immer geschafft, sie zu beruhigen. Der Ritter schenkte ihr Sicherheit, die sie im Moment so sehr brauchte, und doch wusste sie, dass es ihm gegenüber nicht gerecht war, wenn sie seine Nähe suchte. Gleichzeitig nagte das schlechte Gewissen an ihr, weil sie in diesen Momenten Aestus aus ihren Gedanken verdrängte.

Ihre Blicke trafen sich und Lucius ließ seine Arme sinken. »Soll ich gehen?«, wollte er mit kratziger Stimme wissen.

Eleonora schüttelte den Kopf. »Nur wenn du gehen möchtest.«

Lucius fuhr sich durch seine Haare und musterte sie mit seinen dunkelblauen Augen. »Ich gehöre an deine Seite. Ich habe dir versprochen, dass ich dir helfen werde, diesen Kampf zu gewinnen, und ich habe meine Meinung nicht geändert. Und Sarina meinte, du würdest die Suche nach dem Portal beginnen und vermutlich Hilfe benötigen.«

Eleonora ging zu ihm und ergriff seine Hände. »Ich danke dir. Du weißt nicht, was mir das bedeutet …«

Er nickte und erwiderte den Druck ihrer Finger. »Wo sollen wir die Suche beginnen?«

Das Amulett begann zu strahlen und Eleonora ließ Lucius los, um danach zu greifen. Sie schloss die Augen und lauschte. »Wir sollten in den Hof gehen«, murmelte sie.

»Den Hof haben wir doch bereits abgesucht«, warf Sarina ein. »Ebenso wie den Keller und jeden Raum des Schlosses. Vielleicht waren die Informationen, das Portal liege hier, doch falsch.«

Eleonora dachte an die Geschichte, die Seratus, der Magierkönig, dessen Mutter eine Lunara gewesen war, ihr erzählt hatte. Das Schloss war auf den Trümmern des Portals erbaut worden, ein Geschenk von Seratus’ Vater an seine Mutter. Außer Eleonora, Lordor und vermutlich Sarina wusste niemand, dass der Magierkönig bereits mehrere Hundert Erdenjahre alt war.

»Es muss hier sein«, flüsterte Eleonora und strich über das warme Metall ihres Amuletts.

Das Schmuckstück zeigte nicht nur, dass sie von den vier erdfremden Völkern abstammte, es schien auch eine eigene Magie zu besitzen. Sie hatte sich ebenso verändert wie Eleonora selbst und je mehr sie von ihren Kräften entdeckte, umso facettenreicher wurde die Schwingung des Amuletts.

Es führte sie durch einen dunklen Gang, leuchtete ihnen den Weg. Die Magie war auch in Aquaris bereits so schwach, dass man auf magische Lichter verzichtet hatte. Nur der Mond, der strahlend hell am Himmel thronte, spendete ein wenig Licht. Es fiel silbrig durch die hohen Fenster des Schlosses und jedes Mal, wenn ein Strahl sie berührte, kam es Eleonora vor, als würde ihre Stärke Stück für Stück zurückkehren. Der Mond schien eine eigene Kraft in sich zu tragen und Eleonora dadurch neuen Mut zu schenken. Und endlich verstand sie auch, wieso.

Als sie den Hof erreichten, war Eleonora überrascht, den Magierkönig und einige Lunara dort zu finden. Sie hatte gedacht, dass man während der Nacht die Suche unterbrechen würde.

Seratus wandte sich ihr zu und hob eine Augenbraue. »Ihr seid recht früh auf den Beinen«, stellte er erschöpft fest. Dann riss er die Augen auf. »Es ist doch nicht wegen Lordor, oder? Er ist nicht …«

Eleonora hob rasch die Hände. »Nein, der Zustand meines Vaters ist unverändert. Zumindest habe ich nichts anderes gehört.« Sie sah Sarina an, die zustimmend nickte.

Sichtlich erleichtert stieß Seratus den Atem aus. »Den Göttern sei Dank.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Was führt euch sonst um diese Uhrzeit her?«

Eleonora ließ ihren Blick über die Lunara schweifen. Es befanden sich tatsächlich keine Magier oder Elfen hier, von Menschen ganz zu schweigen. Sie lächelte, als sie Hektor entdeckte, der sich auch an einem Lächeln versuchte, das ihm nicht ganz gelang. »Ich denke, ich kann das Portal finden«, verkündete sie.

Der Magierkönig, dessen hellblondes Haar und blaue Augen eine untypische Mischung für Magier darstellten, die für gewöhnlich sehr buntes Haar und Iriden in derselben Farbe hatten, stieß noch einmal den Atem aus. »Wie, wenn ich fragen darf? Wir haben alles versucht, aber ohne eine Priesterin scheint es unmöglich, das Portal zu finden.«

Der Blick des Magierkönigs fiel auf Eleonoras Amulett, das stärker leuchtete. Seine Mundwinkel zuckten.

»Ich verstehe. Du wirst dein Licht nutzen.«

Eleonora wollte widersprechen, ließ es dann aber. Sie war sich nicht sicher, ob Seratus ihr glauben würde, dass sie mit einer vermeintlichen Göttin sprach.

»Dann bitte, versuch dein Glück. Wenn du das Portal nicht findest, wird es wohl niemandem gelingen, denn mir gehen die Ideen aus«, gab Seratus zu.

Der Magierkönig trat zur Seite und ließ Eleonora vorbei. Sie schritt neben Sarina und Lucius auf die Mitte des Platzes. Die Lunara, die nach dem Kampf gegen den Schatten und dem beschwerlichen Aufstieg ihrer Insel verloren wirkten, hielten in ihren Beschwörungen inne, um das Portal sichtbar zu machen, und beobachteten sie.

Abgesehen von Hektor wagte es aber keiner, näher zu kommen. Der Lunara verneigte sich vor Eleonora, bevor er an ihre Seite trat. Er hatte ihr auf der Insel der Lunara geholfen und war ihr beigestanden. Seine Mutter Merana und Sarina waren Schwestern gewesen. Eleonora vertraute ihm, vor allem seit sie sich nach den Verlusten, die sie beide erleiden mussten, gegenseitig Trost geschenkt hatten.

»Wie willst du das Portal finden?«, fragte er leise, als Eleonora ihre Kreise im Hof zog.

Schweigend deutete sie auf ihr Amulett und Hektor nickte.

Eleonora schloss die Augen und lauschte der Stimme, die sie leitete. Ein Klingeln mischte sich hinzu und sie wusste, dass ihr eigenes Licht erwachte. Sie hatte es seit dem Aufstieg zwar gespürt, nachdem sie von der Magie fast verschlungen worden war, die durch ihren Körper floss, um die Insel zu heben, aber es nicht mehr einsetzen können. Doch jetzt erstrahlte es und führte sie.

Ihre Hände zitterten, als das Geräusch plötzlich anschwoll. »Genau hier«, flüsterte ihr die Stimme zu.

Eleonora öffnete ihre Lider und blickte auf den sandigen Boden. Die Erde pulsierte unter ihr und sie ging in die Knie. Dies war kein gewöhnlicher Knotenpunkt der magischen Linien. Eine andere, uralte Magie wirkte genau an dieser Stelle.

Sarina und Lucius knieten sich neben ihr hin und ihre Großmutter berührte das schwache Glimmen, das mit einem Mal durch die Erde drang. Die Lunara nickte. »Ich denke, du bist fündig geworden«, verkündete sie. »Berühre es und es wird sich offenbaren.«

Eleonora holte tief Luft und führte eine Hand zu dem zarten Licht. Kaum hatte sie ihre Fingerspitzen daraufgelegt, schwoll es an und Linien brachen durch die Erde hindurch, hoben sich hell leuchtend von der Dunkelheit ab.

Die Lunara keuchten, als die Linien fast den gesamten Schlosshof durchquerten und dabei Muster bildeten, die Eleonora noch nie gesehen hatte. Nachdem ein gewaltiger Kreis mit Zeichen entstanden war, erlosch das Licht.

Eleonora war sich nicht sicher, ob die Magie versagt hatte, als der Boden zu ihren Füßen zu beben begann. Lucius reagierte schnell, fasste ihre Oberarme und zog sie mit sich fort, brachte sie gerade noch in Sicherheit, bevor die Erde sich erhob und Stück für Stück ein Gebilde aus Silber freigab.

Lucius murmelte Worte, die sie nicht verstand, als ein Bogen, höher als das Schloss, sich gegen den Nachthimmel abzeichnete. Immer noch bebte der Boden, aber Eleonoras Neugierde war stärker als ihre Furcht. Während sich Symbole am Rahmen des Bogens formten, der sie an einen Spiegel ohne Glas erinnerte, schritt sie um das Tor herum, betrachtete es von allen Seiten und fragte sich, ob es tatsächlich das Portal war, nach dem sie gesucht hatten.

Sie warf ihrer Großmutter einen zweifelnden Blick zu. »Wieso öffnet es sich nicht?«

Sarina zuckte mit den Schultern. »Die Zeichen darauf stammen von den Clavema, einem alten Volk, das einst die Schlösser für die Portale erschuf. Wie es scheint, haben sie diesen Durchgang versiegelt.«

»Und wie öffnen wir ihn?«, fragte Lucius, der Eleonora nicht aus den Augen ließ.

»Das gilt es, herauszufinden«, meinte Sarina ernst. »Wir sollten deinen Großvater holen. Vielleicht weiß er etwas. Die Hüter der Auronen sammelten das Wissen. Wir können nur hoffen, dass er sich an die Magie erinnert.«

Kapitel 3

 

Dano hatte die Arme um seinen Körper geschlungen und zitterte. Sarina stützte ihn während der wenigen Schritte, die er brauchte, um das Portal von der Treppe aus zu erreichen.

Eleonora betrachtete ihren Großvater besorgt. Seit zwei Tagen lag er mit offenen Augen auf seinem Bett und verließ es nicht. Er hatte kaum mit ihr gesprochen, als sie sich zu ihm gesetzt hatte. Äußerlich schien er unverändert zu sein, aber was in ihm vorging, konnte sie nicht ahnen.

Er hatte seine Unsterblichkeit geopfert, um Lordor, seinen Sohn, zu retten. Es musste für ihn schwer sein, mit dieser Veränderung umzugehen. Sie fragte sich, ob der Aurone jemals damit zurechtkommen würde.

Hinter Dano erschienen Eleonoras Freunde Daphne und Cerim. Sie hatte darum gebeten, auch sie zu wecken, denn sie wollte die beiden bei sich haben.

»Ich dachte, die Portale würden wie Türen aussehen.«

Daphne gähnte und zog ihren Umhang fester um sich. Sie hatte ihre Haare auf seltsam anmutende Rollen aufgedreht, die an ihrem Kopf befestigt waren. Eleonora hatte sie oft so gesehen, weil Daphne behauptete, ihre Haare würden dann morgens schöner fallen. Offenbar hatte sie keine Zeit gehabt, sich zu frisieren, wie sie es für gewöhnlich tat.

Cerim hatte einen Arm um sie gelegt und schwieg wie immer. Seine grauen Haare standen in alle Himmelsrichtungen ab, während seine hellgrauen Augen das Portal betrachteten.

»Portale gibt es in allen Formen und Größen«, belehrte Seratus sie. »Solange sie nicht geöffnet sind, können sie ihre Position verändern, wenn sie nicht verankert wurden wie dieses. Wenn sie geöffnet werden, erstrahlen sie in hellem Licht, sind unbeweglich und führen in die andere Welt.«

»Es sei denn, die Lunara haben sie von ihrer Seite aus verschlossen«, warf Lucius ein. »In dem Fall werden wir wohl gegen eine Wand laufen, wenn wir hindurchgehen.«

Sarina schüttelte den Kopf. »Die Clavema haben die Portale auf Seiten dieser Welt verschlossen. Den Lunara fehlt die Magie, um ein Siegel auf ihrer Seite anzubringen. Keine Clavema wäre mit ihnen gegangen, denn dieses Volk kann im Eis der Lunara-Welt nicht überleben.« Sie wandte sich Dano zu, der reglos neben ihr stand und das Muster des Portals zu studieren schien. »Was meinst du, wie brechen wir das Siegel?«

Dano sah sie einen Moment lang an, dann schüttelte er den Kopf, als wollte er ihr damit zeigen, dass er nicht sprechen würde.

»Bitte, Großvater, wir müssen dieses Portal öffnen«, bat Eleonora eindringlich. »Wenn du etwas weißt …«

Dano hob zittrig eine Hand und ließ sie gleich wieder sinken. Er schüttelte erneut den Kopf und ließ sich kraftlos auf die Knie fallen. »Ich weiß nichts«, krächzte er und vergrub seine Finger tief im Sand. »Es ist, als hätte ich alles vergessen. Vergebt mir.«

Eleonora ging neben ihm ebenfalls in die Knie und legte ihre Arme um ihn. »Es ist gut. Wir finden eine andere Möglichkeit.«

Sie gab sich Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen, aber sie wusste, dass ihr Großvater im Augenblick nicht er selbst war.

Die Sonne erhob sich gerade hinter dem Meer und tauchte den silbernen Rahmen in ihr oranges Licht. Niemand sprach ein Wort, bis Sarina sich an die verbliebenen Ratsmitglieder wandte. Vier von ihnen hatten den Kampf gegen den Schatten überlebt, darunter Morgana, die eine Heilerin unter den Lunara war.

»Morgana, Ihr seid doch in der Lage, die Magie der Linien zu lenken. Die Portale können nicht ohne die Linien bestehen. Wissen die Heiler etwas darüber, wie man das Siegel brechen kann?«, wollte Sarina wissen.

»Dieses Wissen war nur den Priesterinnen und Beschützern vorbehalten.« Sie betrachtete Eleonora, die nun die letzte Beschützerin der Lunara darstellte, aber nicht in deren Geheimnisse eingeweiht hatte werden können. »Wenn die Linien nicht so schwach wären, könnte man das Portal vielleicht gewaltsam mit Magie öffnen.«

»Unmöglich zu diesem Zeitpunkt«, murmelte Seratus und verschränkte die Arme. »Es muss einen anderen Weg geben. Irgendjemand muss doch in der Lage sein, das Portal zu öffnen.«

»Ich glaube, ich kann helfen.« Hektor räusperte sich und trat mit gesenktem Blick nach vorn. Er wirkte mit einem Mal unsicher und verlegen.

Die Lunara hatten eine sehr klare Rangordnung und erhielten bei ihrer Geburt ein Schicksal zugewiesen, dem sie folgten. Hektor, der ein Handwerker bei den Lunara war, durfte eigentlich nicht in das Wissen eingeweiht sein, über das er jetzt sprach. Vielleicht war es keine wirkliche Unsicherheit, die Eleonora an ihm wahrnahm, nur die Erkenntnis, dass er etwas tat, das bei seinem Volk als falsch angesehen wurde, und er hatte deswegen bisher nicht gewagt, das Wort zu erheben.

»Du?«, fragte Morgana und schnalzte mit der Zunge. »Was könnte ein Handwerker über die Siegel an unserem Portal wissen?«

»Es mag dich überraschen, aber ich habe viel von meiner Mutter gelernt«, erwiderte Hektor und schien an Selbstbewusstsein zu gewinnen. »Denn obwohl sie unseren Regeln stets gefolgt ist, hat sie mir oft etwas erzählt. Als hätte sie gewusst, dass sie nicht bei uns sein würde, wenn wir ihre Hilfe bräuchten.«

Er sah Eleonora an und die Trauer, die er zu verbergen suchte, war mit einem Mal für sie greifbar. Hektor war vermutlich immer anders gewesen als für Lunara üblich. Er hatte sich nicht mit dem ihm vorbestimmten Weg abgefunden, hatte alles infrage gestellt. Und jetzt kämpfte er mit den Gefühlen, die er nicht verstand und die dennoch plötzlich da waren.

Morgana wollte ihn gerade zurechtweisen, als Eleonora zu ihm ging. »Bitte sag mir, was du weißt. Ich will es hören.«

Hektors Mundwinkel zuckten, als er mit seinen hellblauen Augen zu ihr hinabblickte. Eleonora war das Licht, sie hatte die Lunara vor dem sicheren Tod unter Wasser gerettet. Niemand würde ihr widersprechen und sie hatte ihm ihr Vertrauen durch ihre Worte ausgesprochen. Neuer Mut schien in ihm zu erwachen und er räusperte sich noch einmal.

»Es stimmt, die Priesterinnen sind die Einzigen, die das Portal in unsere Welt öffnen können, wenn sie den magischen Spruch und zumindest einen Teil des Mondsteins besitzen. Aber sie müssen keine auserwählten Priesterinnen sein. Es genügt, wenn sie die Gabe in sich tragen.« Sein Blick glitt zu Sarina, die sich mit einem Mal verkrampfte. »Du hast diese Gabe, nicht wahr? Sonst hättest du selbst mit der Fürsprache des Rates keine Wächterin werden können.«

Eleonora wandte sich zu ihrer Großmutter um. Sarina war nicht dazu bestimmt gewesen, als Wächterin über den Schatten in der Menschenwelt zu leben. Sie verdankte ihre Entsendung einem Gefallen, den der Ratssprecher ihr geschuldet hatte.

»Ist das wahr?«, wollte Eleonora wissen.

Sarina seufzte und nickte. »Ja, es ist wahr. Angeblich war bei meiner Geburt nicht eindeutig, welchem Weg ich folgen sollte. Da meine Schwester bereits Priesterin war, wurde ich den Kriegern zugeteilt. Keine Familie schickte beide Kinder auf denselben Weg, wenn es nicht ohne Zweifel vorbestimmt war.«

»Das heißt, du kannst das Portal öffnen? Denn einen Teil des Mondsteins besitzt du in dem Stab der Wächter«, hakte Eleonora nach.

»Nur wenn ich die Symbole und den Spruch entschlüsseln kann«, wich Sarina ihr aus. »Ich verstehe aber die Sprache der Clavema nicht. Dieses Volk verschwand wie bereits erwähnt mit den Portalen. Es gibt nur wenige Aufzeichnungen über sie und es war mir nicht erlaubt, dieses Wissen zu erlernen.«

Dano wimmerte neben Eleonora und vergrub seine Finger noch tiefer im Sand. »Symbole«, keuchte er und kniff die Augen zusammen. »Kann mich nicht erinnern …«

Eleonora strich ihrem Großvater beruhigend über den Rücken. »Denkst du, du kannst sie entschlüsseln, Hektor?«, fragte sie leise und sah zu dem Lunara auf.

Dieser legte den Kopf schief, bevor er sich dem Portal zuwandte. Seine Lippen bewegten sich und er machte einen Schritt nach vorn und dann zurück. Er sank ebenfalls auf seine Knie und begann, etwas in den Sand zu zeichnen.

»Können wir irgendwie helfen?«, fragte Lucius nach einiger Zeit.

Aber Hektor reagierte nicht auf ihn, blickte immer wieder zu dem silbernen Rahmen auf, verwischte einige Zeichen im Sand und schrieb neue hin.

»Und deswegen habt ihr mich geweckt?« Daphne gähnte und setzte sich neben Eleonora. Sie betrachtete ihre Freundin mit sorgenvollem Blick. »Wie geht es dir?«

Eleonora zuckte mit den Schultern. »Mein Vater ist noch nicht aufgewacht, mein Großvater spricht kaum und leidet. Nina hat sich dem Schatten angeschlossen und Aestus …« Sie stieß den Atem aus. »Entschuldige, dass ich gerade aufzähle, was du ohnehin schon weißt.«

Daphne legte eine Hand auf ihre Schulter. »Schon gut, das ist alles ziemlich schwierig für dich und deine Mutter. Aber dein Vater wird wieder gesund. Nina bringen wir zur Vernunft und Aestus lebt und wird sich befreien können.«

»Nina ist in die Dunkelheit gefallen«, murmelte Eleonora. »Ich weiß nicht, ob wir sie erlösen können. Sie ist freiwillig mit dem Schatten gegangen.« Sie machte eine Pause und fügte dann flüsternd hinzu: »Meinetwegen.«

»Lass dir das nur nicht von Nina einreden!«, erwiderte Daphne und hob den Zeigefinger. »Sie hätte in den drei Jahren etwas unternehmen können. Dann hätte sie nämlich schon davor gewusst, dass Aestus kein Interesse an ihr hat. Das ist nicht deine Schuld!«

Eleonora rang sich ein Lächeln ab. »Ich danke dir.«

»Symbole«, sagte Dano plötzlich und riss Eleonora und Daphne damit aus ihrem Gespräch. »Das Amulett weist die Lösung.«

»Das Amulett? Meines?«, fragte Eleonora und Dano nickte, bevor er die Hände an seine Schläfen legte. Staub verteilte sich auf seiner Haut und seinem Haar und er stöhnte wieder, als hätten ihm diese wenigen Worte unerträgliche Schmerzen bereitet.

Daphne strich Dano über den Rücken. »Ich kümmere mich um ihn. Sieh dir das Amulett und das Portal an.«

Eleonora zögerte, dann nickte sie und löste sich von ihrem Großvater. Daphne strich weiterhin über seinen Rücken und redete beruhigend auf ihn ein, während Eleonora auf das Portal zutrat und ihre Augen schloss. Ihre Fingerspitzen berührten das warme Metall des Anhängers gerade, als das Klingeln anschwoll und Wärme sich ausbreitete.

Sie öffnete ihre Lider und hielt den Atem an, als einige Symbole am Rahmen hell aufleuchteten. Vorsichtig berührte sie Hektor an der Schulter, der daraufhin aufsah und dann keuchte.

»Wie hast du das geschafft?«, fragte er, während er seine Zeichen wegwischte und hastig neue aufzeichnete.

»Ich denke, mein Amulett kann mehr, als ich geahnt habe«, erwiderte Eleonora.

»Jedenfalls hat es mir gerade einige Zeit erspart, mögliche Kombinationen zu testen«, erklärte Hektor und sah mit einem äußerst zufriedenen Ausdruck in den Augen zu ihr auf. »Ich kenne jetzt die Zauberformel, mit der wir das Portal öffnen können.«

Kapitel 4

 

Eleonora beobachtete Sarina, wie sie das Zepter der Wächter in ihrer Hand wog. Die Lunara wirkte tief in Gedanken versunken, während sie die Worte studierte, die Hektor aufgeschrieben hatte. Eleonora hatte sie nicht verstanden. Es war eine alte Lunara-Sprache gewesen, in welcher der Spruch verfasst worden war. Selbst Sarina schien diese nicht richtig sprechen zu können.

Die Sonne erhob sich gerade über das Schloss, als Sarina endlich aufsah und nickte. »Ich bin so weit«, verkündete sie und drehte sich zu ihrer Enkeltochter um. »Würdest du zu mir kommen?«

Eleonora fragte nicht nach dem Grund, sondern trat an die Seite der Lunara. Sie warf einen Blick zu ihren Freunden, die Dano stützten, bevor ihre Augen an Seratus hängen blieben.

Der Magierkönig wirkte noch nervöser als Sarina. Vielleicht, weil er um die Linien besorgt war. Oder weil sie einen Fehler begingen und dem Schatten so die Möglichkeit verschafften, die Welt der Lunara zu verdunkeln. Aber welche Wahl hatten sie? Die Magie würde versiegen, wenn ihnen die Lunara auf der anderen Seite des Portals nicht zu Hilfe kamen.

»Meine Kräfte sind zu schwach«, raunte Sarina ihrer Enkeltochter zu. »Ich brauche deine Magie. Denkst du, du kannst mir helfen und mir dein Licht borgen?«

»Ich werde es versuchen«, raunte Eleonora zurück und schloss ihre Augen.

Es war so leicht geworden, ihr Licht zu finden. Selbst nachdem sie unter dem Entzug der kraftvollen Magie, die sie gelenkt hatte, um die Insel zu heben, keine Zauber wirken konnte, war ihr Licht immer irgendwie da gewesen.

Das vertraute Klingeln schwoll an und als Eleonora die Lider öffnete, erstrahlte der Mondstein auf Sarinas Zepter in hellem Gold. Die Lunara murmelte die Zauberworte erst leise und berührte ein Symbol auf dem Rahmen, das ebenfalls zu leuchten begann. Sarina drehte sich, sprach die nächsten Worte lauter und ein weiteres Symbol erstrahlte.

Die Sonnenstrahlen berührten das Metall des Rahmens, der jetzt zu vibrieren begann, während ein Symbol nach dem anderen aufleuchtete.

Eleonora wusste aus irgendeinem Grund, dass nur noch ein Symbol fehlte, um das Siegel zu brechen. Sie konzentrierte sich auf ihr Licht und beobachtete ihre Großmutter, welche die Worte nun fast brüllte und sich auf das nächste Zeichen zubewegte.

Der Mondstein berührte es beinahe, als ein gewaltiger Donner erklang und sie alle von den Füßen riss.

 

Es dauerte einige Augenblicke, bis Eleonora wieder etwas erkennen konnte. Die Druckwelle des Donners klang noch immer in ihren Ohren und das grelle Licht, das danach aufgelodert war und sie geblendet hatte, brannte in ihren Augen.

Lucius hatte sich auf die Beine gekämpft und war zu ihr gelaufen. »Geht es dir gut?«, fragte er mit Sorge in der Stimme.

Sie hörte es kaum, doch sie nickte. »Was war das?«, brüllte sie, weil sie nicht sicher war, wie gut er sie verstehen konnte.

Der Ritter sah sich um und richtete sich zur vollen Körpergröße auf. Eleonora folgte seinem Blick und hielt den Atem an.

Sarina lag auf dem Rücken und ein Wesen, das wie ein zu klein geratener Drache aussah, saß auf ihrer Brust und hielt ihr die Spitze eines Schwertes an die Kehle.

Eleonora hob ihre Hand und stellte sich ein Seil aus Licht vor, mit dem sie das Wesen einfangen und von ihrer Großmutter herabziehen wollte. Als sie es zwischen ihren Fingern fühlen konnte, ließ sie es los und es flog auf die Kreatur zu. Doch noch bevor es in deren Nähe kam, sprang das Wesen hoch, drehte sich in der Luft und brachte ein Bein nach vorn. Eleonora wusste nicht, wie ihr geschah, als der Drache plötzlich auf ihrer Brust saß und ihr die Klinge unter die Nase hielt.

Lucius zog sein Schwert, aber das Wesen hob eine Hand und der Ritter erstarrte in seiner Bewegung, als wäre er zu Stein geworden.

Panik erfasste Eleonora. »Tu ihm nichts, bitte«, flehte sie.

Das Wesen legte den Kopf schief. Seine dunklen Augen funkelten wie flüssiger Bernstein. Es blinzelte nicht, ganz gleich, wie lange Eleonora es anstarrte. Seine Haut war schuppig und trocken. Hätte es Flügel gehabt, hätte Eleonora es tatsächlich für einen Drachen mit viel zu kurzer Schnauze halten können. Das Gesicht des Wesens erinnerte sie mehr an eine Katze als an einen Drachen. Eine ziemlich schuppige Katze.

»Wer bist du?«, fragte Eleonora mit fester Stimme. »Und wieso hast du uns angegriffen?«

Sie blickte ängstlich zu Lucius, der sich immer noch nicht rührte.

Das Wesen drehte seinen Kopf in die andere Richtung. Eleonora fragte sich, warum es überhaupt ein Schwert benutzte. Die Krallen an den drei Fingern seiner Klaue waren so scharf, dass es damit vermutlich Stein zerteilen konnte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass es in der zweiten Hand einen Hammer hielt. Wollte es jemandem den Schädel spalten?

»Viel wichtiger ist die Frage, wer du bist«, entgegnete das Wesen mit kratziger Stimme.

»Ich bin Eleonora aus dem Haus Etoille«, erwiderte das Mädchen und betrachtete das Geschöpf genauer. Beim Reden hatte es scharfe Zähne entblößt und eine purpurne Zunge hatte bei jedem Wort gezischt. Es trug einen Gürtel um die Hüfte, wobei Eleonora nicht sicher war, ob es für gewöhnlich auf zwei oder vier Beinen lief. Falls sich das Wesen auf vier Beinen fortbewegte, war der Gürtel wohl hinderlich. Aber es schien Werkzeuge daran zu befestigen, zumindest erkannte Eleonora Nägel und ihr Angreifer hielt ein Schwert und einen Hammer in seinen Klauen.

Die Kreatur starrte sie immer noch an und sagte nichts.

»Ich habe dir gesagt, wer ich bin, jetzt bist du an der Reihe«, forderte Eleonora das Wesen auf, das jetzt doch blinzelte.

Es ließ den Hammer sinken und trat einen Schritt zurück. »Warum willst du das Portal öffnen?«, fragte es, anstatt eine Antwort zu geben, und deutete auf den Rahmen, vor dem sie lagen.

»Das sage ich dir, wenn du mir endlich verrätst, wer du bist.«

Die Kreatur fauchte und entblößte ihre spitzen Zähne. »Ich antworte, wann es mir passt! Denkst du, du könntest mir Befehle erteilen?«

Das Wesen sprang von Eleonora herunter, lief auf das Portal zu und schlug mit seinem Hammer darauf. Helles Licht blendete Eleonora, die schützend ihren Arm vor Augen hielt und den Kopf zur Seite drehte.

Nachdem die Helligkeit abgeklungen war, blickte sie zu Lucius. Seine Gesichtszüge waren immer noch eingefroren. Sie wollte nach Sarina sehen, doch da bemerkte sie es: Niemand außer ihr und dem kleinen Wesen rührte sich.

»Was hast du mit meinen Freunden gemacht?«, keuchte Eleonora und kämpfte sich auf die Knie. Ihr Körper fühlte sich schwerfällig an. Ob es daran lag, dass sie Magie genutzt und nun keine Kraft mehr hatte?

»Nichts«, knurrte das seltsame Tier und zuckte mit den Schultern. »Ich habe die Zeit für sie angehalten. Für euch alle, aber bei einem Hybrid wie dir aus mehr als zwei Völkern scheint meine Magie nicht zu wirken.«

»Hybrid?« Bei dem Wort musste Eleonora schmunzeln, weil es zu komisch klang. »Ich habe einige Namen bekommen, aber das klingt … seltsam.«

Das Wesen ging nicht darauf ein, sondern baute sich vor ihr auf. Da Eleonora immer noch auf allen vieren hockte, waren ihre Augen auf derselben Höhe. Die Dunkelheit der Iriden ließ sie schauern. Sie wusste noch immer nicht, ob dieses Geschöpf ihr wohlgesonnen oder doch mit dem Schatten verbündet war.

»Ich spüre alle vier erdfremden Völker in dir. So etwas habe ich noch nie gesehen«, meinte das Wesen nachdenklich, bevor es sein Schwert wieder hob. »Sag mir, Eleonora aus dem Haus Etoille, warum willst du das Portal der Lunara öffnen?«

Eleonora warf einen Blick zu Sarina und Lucius, bevor sie tief einatmete und versuchte, nicht auf die Schwertspitze vor ihrer Nase zu starren. »Die magischen Linien wurden beschädigt und scheinen zu erlöschen. Die Lunara, die noch in dieser Welt leben, sind zu wenige und zu schwach, um sie allein zu retten. Deswegen benötigen wir die Hilfe aus der Heimat der Lunara.«

Die Kreatur neigte den Kopf, als prüfe es etwas in Eleonoras Gesicht. »Ich fühle keine Lüge an dir, aber dennoch glaube ich dir nicht. Die Lunara benötigen nur den Mondstein, um die magischen Linien zu heilen. Das sollten sie wissen und du damit auch. Immerhin stammst du von ihnen ab.«

Eleonora stieß den Atem aus. »Ich weiß erst seit etwa vier Monden, dass ich von mehr als zwei Völkern abstamme«, erwiderte sie. »Abgesehen davon ist es dem Schatten gelungen, den Stein zu stehlen, als wir die Insel der Lunara aus dem Meer gehoben haben.«

Das Wesen bleckte die Zähne und ließ den Hammer auf den Boden donnern. Eine Druckwelle blies Staub und winzige Gesteinsbrocken in Eleonoras Gesicht, während grelles Licht in ihren Augen brannte. »Dann solltet ihr das Portal erst recht nicht öffnen!«, fauchte das drachenähnliche Geschöpf. »Ihr Narren! Wenn der Schatten frei ist und den Mondstein hat, wird er diese Welt ebenso verdunkeln wie jene der Lunara!«

»Er ist nicht frei«, rechtfertigte Eleonora sich. »Er hat einen Splitter geschickt. Und meine Freundin in die Dunkelheit gestürzt, damit sie ihm hilft.« Sie schluckte die Tränen hinunter, die sich ihren Weg bahnen wollten. Jetzt war nicht die Zeit, zu weinen. »Bitte, wenn wir die Linien nicht retten, kann der Schatten sich aus dem Kristall befreien, in dem er gefangen ist. Dann sind wir alle verdammt!«

»Diese Welt ist ohnehin verloren«, schnaubte die Kreatur. »Aber zumindest kann er das Portal in seine Welt nicht öffnen. Dazu braucht er alle Artefakte, in welche ich das Siegel geteilt habe. Er wird keines finden, wenn er die Welt verdunkelt, weil ihre Magie dann erlöscht.«

»Du hast es geteilt?«

Das Wesen zischte nur als Antwort.

»Wird er auch keines finden, wenn er bereits eines besitzt?«

Die Augen des Geschöpfs verengten sich. »Er besitzt eines?«

»Vielleicht auch zwei, ich weiß nicht, ob er jenes der Lunara gefunden hat …«

Wieder fuhr der Hammer auf den Boden und diesmal riss der Wind Eleonora um. Sie landete unsanft auf der Seite und brachte ihre Arme schützend vor ihren Kopf.

»Wollt ihr wirklich alles Licht zerstören?«, brüllte das Wesen. »Wenn er zwei besitzen sollte und noch ein drittes findet, kann er die anderen beiden rufen! Wie konnte er die Bruchstücke finden? Jedes Volk hatte nur eine Aufgabe, und die lautete: Versteckt das Artefakt perfekt!«

»Bist du eine Clavema?«, fragte Eleonora, als sie es endlich erkannte. Das Wesen wusste zu viel über die Siegel und die Artefakte.

»Du tust gerade so, als wüsstest du das nicht«, meinte das fremde Geschöpf beleidigt und verschränkte seine kurzen Arme. Es legte den Kopf wieder schief, dann riss es die Augen auf. »Du wusstest es wirklich nicht!« Es hob den Hammer und Eleonora wartete bereits auf den nächsten Donnerschlag, aber er blieb aus. »Was lernt ihr heutzutage in euren Schulen, Hybridmädchen? Es gibt doch noch Schulen, oder?«

»Mein Name ist Eleonora … und ja, es gibt Schulen, aber bis zum heutigen Tag ist mir weder der Name Clavema jemals untergekommen noch hätte ich irgendwo ein Bild von jemandem wie dir gesehen. Meine Großmutter hat vorhin von deinem Volk erzählt, sonst hätte ich die Vermutung, wer du bist, gar nicht erst geäußert.«

Das Wesen funkelte sie an. »Dass die Menschen unwissend sind, ist nichts Neues. Aber du bist ein Hybrid aus den vier erdfremden Völkern. Man hätte dir all das beibringen müssen.«

Eleonora setzte sich auf und stieß den Atem aus. »Ich sagte doch schon, dass ich erst vor vier Monden erfahren habe, dass ich nicht nur von den Elfen und Magiern abstamme. Aber selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte es nichts genützt. Falls du es nicht wissen solltest: Die Lunara und Auronen haben sich zurückgezogen. Also selbst wenn ich es gewusst hätte, es wäre niemand hier gewesen, um mich all diese Dinge zu lehren.«

Die Clavema schüttelte den Kopf und schwieg für einen kurzen Moment. »Die Welt hat sich gewandelt und dann auch wieder nicht«, murmelte sie nachdenklich und betrachtete den Hammer in ihrer Hand. »Aber du sprichst die Wahrheit und auch ich fühle, dass die Magie schwächer wird. Allerdings kann ich dich dieses Portal nicht öffnen lassen, ohne die Zustimmung der Lunara zu erbitten.«

Eleonora hob ihre Hände. »Hier im Hof befinden sich die letzten Lunara, die noch auf dieser Welt leben«, verkündete sie.

Die Clavema sah sich um und schnalzte mit der Zunge. »So wenige«, sagte sie atemlos.

»Ja. Ihre Kräfte sind geschwächt und es gab seit Jahren keine Geburten mehr«, erklärte Eleonora ungeduldig. »Lass sie erwachen. Sie werden dir bestätigen, dass sie einverstanden sind.«

Die Clavema starrte wieder auf ihren Hammer, dann nickte sie. »Also schön, Hybridmädchen. Dann werden wir das so machen.«

»Würdest du mich einfach Eleonora nennen? Hybridmädchen klingt so … Ach, nenn mich einfach Eleonora.«

Die Clavema schnalzte als Antwort wieder nur mit der Zunge, schien aber einverstanden zu sein.

»Verrätst du mir auch deinen Namen?«

Entsetzt wich das Wesen zurück. »Wir nennen unsere Namen nicht so einfach. Den Namen eines Lebewesens zu kennen, bedeutet, ihm zu vertrauen und ihm Macht über dich zu geben.«

Eleonora seufzte. Bei den Lunara waren Namen unwichtig und die Clavema hüteten ihn offenbar wie einen kostbaren Schatz. »Nun, ich habe dir meinen Namen gleich anvertraut.«

Das Wesen hob die Mundwinkel und trotz der scharfen Zähne sah es aus, als würde es lächeln. »Das war entweder sehr mutig oder sehr dumm, Hybridmädchen. Die Zeit wird es weisen.«

Bevor Eleonora etwas erwidern konnte, bewegte die Clavema ihren Hammer und Leben kehrte in alle Umstehenden zurück.

Lucius, der gerade erstarrt war, als er das Schwert gezogen hatte, verlor beinahe das Gleichgewicht und sah sich verwirrt um. Er atmete erleichtert auf, nachdem er Eleonora entdeckt hatte, und lief an ihre Seite. »Geht es dir gut? Was hat uns angegriffen?«, fragte er, ließ die Waffe in seiner Hand sinken und betrachtete Eleonora. »Du bist verletzt«, flüsterte er, zog ein Tuch aus seiner Tasche und tupfte vorsichtig ihr Gesicht ab. Sie sah die winzigen Blutstropfen auf dem weißen Stoff. Offenbar hatten die umherfliegenden Steine ihre Haut aufgerissen.

Ein Räuspern ließ Eleonora aufsehen. Die Clavema stand mit verschränkten Armen vor dem Portal. In ihren Klauen lagen der Hammer und das Schwert.

»Großmutter«, sagte Eleonora, als Sarina sich aufrichtete. »Da ist jemand, der mit den Lunara sprechen möchte.«

Lucius half Eleonora, aufzustehen und zu Sarina und Seratus zu gehen, die sich den Staub von der Kleidung klopften.

»Eine Clavema«, raunte der Magierkönig. »Ich habe nur in alten Büchern Abbildungen von diesem Volk gesehen.«

»Ich dachte, sie wären mit den Portalen verschwunden«, stimmte Sarina zu. »Was will sie?«

»Die Zustimmung der Lunara, um das Portal zu öffnen«, erklärte Eleonora leise.

Sarina warf einen Blick auf die versammelten Lunara, die das Wesen vor dem Portal unbeeindruckt musterten. »Ich rede mit ihr.«

Sie trat auf das Geschöpf zu, verneigte sich und begann, sich leise mit ihm zu unterhalten. Eleonora hörte die Worte nicht, bemerkte aber, dass die Clavema immer wieder nickte.

Nach einiger Zeit schüttelte das Wesen den Kopf. »Wenn das eure Entscheidung ist, werde ich das Portal für euch öffnen«, knurrte es.

»Hab Dank, Clavema«, sagte Sarina, die sich mittlerweile neben die Kreatur gekniet hatte.

»Bevor ich das Portal öffne, möchte ich noch einmal mit dem Hybridmädchen sprechen«, forderte die Clavema.

Eleonora sah zu ihrer Großmutter, die selbst überrascht schien.

»Gewiss«, erwiderte Sarina. »Bitte geht in den Palast, wir werden euch in Ruhe sprechen lassen.«

»Es wird nicht lange dauern«, versicherte die Clavema und lief voraus zu den Treppen.