Die Zeitmaschine - H.G. Wells - E-Book

Die Zeitmaschine E-Book

H G Wells

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Beschreibung

London, Ende des 19: Jahrhunderts: Mithilfe einer von ihm entwickelten Maschine gelingt es einem Wissenschaftler, die vierte Dimension zu bereisen – die Zeit. Neugierig, was die Zukunft der Menschheit bringen mag, begibt er sich ins Jahr 802.701 n.Chr. Doch die Welt, die er dort vorfindet, ist schockierend anders als jene, die er kennt. Monströse Kreaturen aus den Tiefen der Erde rauben seine Erfindung, und für den Zeitreisenden beginnt eine wilde Jagd, will er je in seine eigene Epoche zurückkehren … Der mehrfach verfilmte SF-Klassiker und Grundstein der Steampunk-Bewegung in zeitgenössischer neuer Übersetzung

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Seitenzahl: 166

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H. G. Wells

DIE ZEITMASCHINE

ROMAN

Titel der englischen Originalausgabe:

THE TIME MACHINE

1. Auflage

Veröffentlicht durch den

MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK

Frankfurt am Main 2023

www.mantikore-verlag.de

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe

MANTIKORE-VERLAG NICOLAI BONCZYK

Text: H.G. Wells 1895

Illustrationen: Hauke Kock

Umschlaggestaltung: Rossitza Atanassova & Matthias Lück

Deutschsprachige Übersetzung: Jan Enseling

Lektorat: Anja Koda

Satz: Karl-Heinz Zapf

VP: 373-204-01-03-1023

Printed in the EU

ISBN: 978-3-96188-158-1eISBN: 978-3-96188-159-8

H. G. WELLS

HERBERT GEORGE WELLS

H. G. Wells (1866-1946) ist neben Jules Verne vermutlich einer der bekanntesten Science-Fiction-Autoren des 19. Jahrhunderts. Nicht nur schrieb er als „Vater der Science Fiction“ eine Reihe von Werken, die heute als Klassiker bezeichnet werden, sondern legte in ihnen auch sein Denken und seine Philosophie nieder.

Zu seinen bekanntesten Werken zählen Die Zeitmaschine, Die Insel des Dr. Moreau, Der Unsichtbare, Der erste Mensch auf dem Mond und nicht zuletzt Krieg der Welten, dessen Einfluss auch heute noch spürbar ist. Er wurde viermal für den Literatur-Nobelpreis nominiert.

Wells starb am 13. August 1946 im Alter von 79 Jahren.

Inhalt

KAPITEL EINS

Einführung

KAPITEL ZWEI

Die Maschine

KAPITEL DREI

Der Zeitreisende kehrt zurück

KAPITEL VIER

Zeitreisen

KAPITEL FÜNF

Im Goldenen Zeitalter

KAPITEL SECHS

Die Sonne geht über der Menschheit unter

KAPITEL SIEBEN

Ein plötzlicher Schock

KAPITEL ACHT

Erklärung

KAPITEL NEUN

Die Morlocks

KAPITEL ZEHN

Als die Nacht hereinbrach

KAPITEL ELF

Der grüne Porzellanpalast

KAPITEL ZWÖLF

In die Finsternis

KAPITEL DREIZEHN

Die Falle der weißen Sphinx

KAPITEL VIERZEHN

Der Blick nach vorn

KAPITEL FÜNFZEHN

Die Rückkehr des Zeitreisenden

KAPITEL SECHZEHN

Nach der Geschichte

EPILOG

KAPITEL EINS

Einführung

Der Zeitreisende (denn es ist einfacher, ihn so zu nennen) legte uns eine schwer verständliche Angelegenheit dar. Seine blassgrünen Augen leuchteten und funkelten, und sein gewöhnlich bleiches Gesicht war erhitzt und erregt. Das Feuer brannte hell, und das sanfte Glühen des sich erwärmenden Lichtes in den Lilien unseres Silbers erfasste die Bläschen, die in unseren Gläsern aufblinkten und verschwanden. Unsere Sessel, da sie Patente waren, umfassten uns, statt dass sie nur zum Hinsetzen einluden, und es herrschte jene luxuriöse Atmosphäre nach einem Abendessen, wenn die Gedanken frei von Fesseln der Genauigkeit dahingleiten. Und auf diese Weise legte er es uns nahe – wobei er die Punkte mit seinem schlanken Zeigefinger unterstrich, als wir dasaßen und träge seine Ernsthaftigkeit über dieses neue Paradox (für das wir es hielten) und die Früchte seiner Gedanken bewunderten.

»Sie müssen mir sorgsam folgen. Ich werden der ein oder anderen Vorstellung, die beinahe allgemein anerkannt ist, widersprechen müssen. Zum Beispiel gründet die Geometrie, die man Ihnen in der Schule beibrachte, auf einer Fehlvorstellung.«

»Und man erwartet von uns, dass wir ausgerechnet bei so einer großen Sache beginnen?«, fragte Filby, ein streitlustiger Mensch mit roten Haaren.

»Ich will Sie nicht bitten, dass Sie irgendetwas ohne vernünftigen Grund hinnehmen. Sie werden schon bald so viel zugeben, wie ich es von Ihnen benötige. Sie wissen selbstverständlich, dass eine mathematische Linie, eine Linie der Dicke null, nicht wirklich existiert. Hat man Ihnen das beigebracht? Gleiches gilt für eine mathematische Ebene. Diese Dinge sind reine Abstraktionen.«

»Das stimmt soweit«, sagte der Psychologe.

»Ebenso wenig kann ein Würfel, der nur Länge, Breite und Tiefe aufweist, wirklich existieren.«

»Da muss ich Einwand erheben«, sagte Filby. »Natürlich kann ein fester Körper existieren. Alle echten Dinge …«

»Das denken die meisten. Aber warten Sie einen Augenblick. Kann ein momentaner Würfel existieren?«

»Ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte Filby.

»Kann ein Würfel, der über gar keinen Zeitpunkt hinweg anhält, eine wirkliche Existenz haben?«

Filby wurde nachdenklich. »Zweifellos«, fuhr der Zeitreisende fort, »muss sich jeder reale Körper in vier Dimensionen erstrecken: Er muss Länge, Breite, Tiefe und … Dauer haben. Aber durch eine natürliche Schwäche des Fleisches, die ich Ihnen gleich erklären werde, neigen wir dazu, diese Tatsache zu übersehen. Es gibt tatsächlich vier Dimensionen, drei, die wir die drei Ebenen des Raums nennen, und eine vierte: die Zeit. Es herrscht jedoch die Tendenz, eine unwirkliche Unterscheidung zwischen den ersten drei Dimensionen und der vierten zu ziehen, denn es fügt sich so, dass sich unser Bewusstsein unregelmäßig entlang der Letzteren bewegt, vom Anfang bis zum Ende unseres Lebens.«

»Das«, sagte ein sehr junger Mann, der krampfhaft versuchte, seine Zigarre über der Lampe anzuzünden, »das … ist eindeutig.«

»Nun, es ist doch sehr bemerkenswert, dass dieser Umstand derart umfangreich übersehen wird«, fuhr der Zeitreisende mit einem leichten Anflug von Heiterkeit fort. »Eben genau das ist doch mit der vierten Dimension gemeint, wenngleich manche Leute, die von der vierten Dimension sprechen, nicht wissen, dass sie eben das damit meinen. Es ist schlicht ein anderer Blick auf die Zeit. Es gibt keinen Unterschied zwischen der Zeit und den anderen Dimensionen, abgesehen davon, dass sich unser Bewusstsein an ihr entlangbewegt. Aber einige einfältige Menschen betrachten diese Idee von der falschen Seite. Sie haben alle gehört, was sie über diese vierte Dimension zu sagen haben.«

»Ich nicht«, sagte der Kleinstadtbürgermeister.

»Es ist ganz einfach. Von diesem Raum, wie ihn unsere Mathematiker vorgeben, wird gesprochen, als habe er drei Dimensionen, die man Länge, Breite und Höhe nennen könnte, und er wird immer durch die Bezugnahme auf die drei Ebenen definiert, jede im rechten Winkel zu den anderen. Einige philosophische Menschen fragen sich aber, warum gerade drei Dimensionen – warum nicht auch andere Richtungen im rechten Winkel zu den anderen drei? –, und haben sogar versucht, eine vierdimensionale Geometrie zu konstruieren. Erst vor gut einem Monat hat Professor Simon Newcomb dies der New York Mathematical Society dargelegt. Sie wissen doch, dass wir auf einer flachen Oberfläche, die nur zwei Dimensionen aufweist, die Figur eines dreidimensionalen Festkörpers darstellen können, und gleichermaßen glauben diese Leute, dass sie mit einem Modell aus drei Dimensionen eine der vier darstellen können – wenn sie die Perspektive des Gegenstands einnehmen könnten. Verstehen Sie?«

»Ich glaube schon«, murmelte der Kleinstadtbürgermeister und verfiel mit gerunzelter Stirn in einen introspektiven Zustand, wobei sich seine Lippen bewegten wie bei jemandem, der mystische Worte wiederholt. »Ja, ich glaube, ich verstehe es jetzt«, sagte er nach einer Weile, und sein Gesichtsausdruck erhellte sich flüchtig.

»Nun, ich sage Ihnen gerne, dass ich seit einiger Zeit an dieser Geometrie der vier Dimensionen arbeite. Manche meiner Ergebnisse sind merkwürdig. Zum Beispiel haben wir hier das Portrait eines Mannes mit achtzig Jahren, ein anderes mit fünfzehn, ein weiteres mit siebzehn, wiederum eines mit dreiundzwanzig und so weiter. Alle davon sind nachweislich Abschnitte, wenn man so will, dreidimensionale Darstellungen dieses vierdimensionalen Wesens, welches eine feste und unveränderbare Sache ist.«

»Wissenschaftlich eingestellte Menschen«, fuhr der Zeitreisende nach einer Pause fort, die nötig war, um all dies angemessen aufzunehmen, »wissen sehr wohl, dass die Zeit lediglich eine Art Raum ist. Hier haben wir ein bekanntes wissenschaftliches Schaubild, eine Wetteraufzeichnung. Diese Linie, die ich mit meinem Finger nachzeichne, zeigt die Bewegung des Barometers. Gestern stand sie so hoch, gestern Nacht fiel sie ab, dann stieg sie an diesem Morgen wieder sanft aufwärts. Sicherlich folgte das Quecksilber nicht dieser Linie in einer der Dimensionen des Raums, die allgemein anerkannt sind? Aber bestimmt zog es eine solche Linie, daher müssen wir schlussfolgern, dass diese Linie sich entlang der Zeitdimension bewegte.«

»Aber«, wandte der Mediziner ein und starrte angestrengt auf die Kohlen im Feuer, »wenn die Zeit tatsächlich nur eine vierte Dimension des Raums ist, warum wurde und wird sie noch als etwas anderes betrachtet? Und warum können wir uns nicht durch die Zeit bewegen, wie durch andere Dimensionen des Raums?«

Der Zeitreisende lächelte. »Sind Sie sicher, dass wir uns frei im Raum bewegen können? Wir können nach rechts und links gehen, recht gut auch vorwärts und rückwärts, und das haben die Menschen schon immer getan. Ich gebe zu, dass wir uns in zwei Dimensionen frei bewegen können. Aber wie steht es mit aufwärts und abwärts? Die Schwerkraft hindert uns daran.«

»Nicht ganz«, sagte der Mediziner. »Es gibt Heißluftballons.«

»Aber vor den Heißluftballons, und abgesehen von krampfhaften Sprüngen und den Unebenheiten des Untergrunds, hatten die Menschen nicht die Freiheit, sich vertikal zu bewegen.«

»Sie konnten sich aber trotzdem ein wenig auf und ab bewegen«, erwiderte der Mediziner.

»Einfacher, viel einfacher aufwärts als abwärts.«

»Und man kann sich überhaupt nicht in der Zeit bewegen; man kann sich nicht vom gegenwärtigen Augenblick lösen.«

»Gütiger Herr, genau da liegen Sie falsch. Genau da hat sich die ganze Welt geirrt. Wir entfernen uns doch vom gegenwärtigen Augenblick. Wir lösen uns immer vom gegenwärtigen Augenblick. Unsere geistigen Existenzen, die immateriell sind und keine Dimensionen aufweisen, bewegen sich mit einer gleichförmigen Geschwindigkeit von der Wiege bis zur Bahre entlang der Zeitdimension. Ebenso wie wir uns abwärts bewegen müssten, würden wir unser Dasein fünfzig Meilen über der Erdoberfläche beginnen.«

»Aber die große Schwierigkeit liegt doch darin«, unterbrach der Psychologe, »dass man sich in allen Richtungen des Raums bewegen kann, es aber nicht möglich ist, sich durch die Zeit zu bewegen.«

»Das ist der Kern meiner größten Entdeckung. Sie liegen aber falsch, wenn Sie sagen, dass wir uns nicht durch die Zeit bewegen können. Wenn ich mich beispielsweise sehr lebhaft an einen Vorfall erinnere, dann kehre ich zu dem Augenblick dieses Ereignisses zurück: Ich werde geistesabwesend, wie man so sagt. Ich springe einen Moment lang zurück. Natürlich haben wir nicht die Möglichkeit, für irgendeinen längeren Zeitraum dort zu verweilen, ebenso wenig wie ein Wilder oder ein Tier mehr als sechs Fuß über dem Boden bleiben kann. Er kann sich wider die Schwerkraft in einem Heißluftballon aufwärts bewegen, und warum sollten wir nicht hoffen, dass er schlussendlich in der Lage ist, seinen Flug entlang der Zeitdimension anzuhalten oder zu beschleunigen, vielleicht sogar Kehrt zu machen und in die andere Richtung zu reisen?«

»Ach, das«, setzte Filby an, »ist alles …«

»Warum nicht?«, fragte der Zeitreisende.

»Es geht wider die Vernunft«, antwortete Filby.

»Welche Vernunft?«, fragte der Zeitreisende.

»Mit Argumenten können Sie zeigen, dass schwarz weiß ist«, meinte Filby, »aber Sie werden mich niemals überzeugen.«

»Möglicherweise nicht«, sagte der Zeitreisende. »Doch nun verstehen Sie allmählich das Ziel meiner Nachforschungen über die Geometrie der vier Dimensionen. Vor langer Zeit hatte ich die vage Ahnung von einer Maschine …«

»… um durch die Zeit zu reisen!«, rief der sehr junge Mann.

»… die in gleich welche Richtung durch Raum und Zeit reist, wie es der Lenkende vorgibt.«

Filby lachte selbstzufrieden.

»Aber ich habe es durch Experimente nachweisen können«, sagte der Zeitreisende.

»Es wäre erstaunlich praktisch für die Historiker«, überlegte der Psychologe. »Man könnte beispielsweise zurückreisen und den anerkannten Bericht der Schlacht bei Hastings bestätigen!«

»Glauben Sie nicht, Sie würden Aufmerksamkeit erregen?«, warf der Mediziner ein. »Unsere Vorfahren tolerierten nicht gerade Anachronismen.«

»Man könnte Griechisch direkt von den Lippen Homers oder Platons lernen«, überlegte der sehr junge Mann.

»In diesem Fall würden Sie bei ihnen bereits beim Vorexamen durchfallen. Die deutschen Gelehrten haben das Griechische sehr stark verbessert.«

»Dann gibt es noch die Zukunft«, sagte der sehr junge Mann. »Überlegen Sie nur! Man könnte sein gesamtes Geld anlegen, zur Zunahme mit Zinsen liegenlassen und dann vorauseilen!«

»Um eine Gesellschaft vorzufinden«, warf ich ein, »die auf streng kommunistischer Grundlage aufgebaut ist.«

»Von allen verrückten, extravaganten Annahmen!«, begann der Psychologe.

»Ja, das schien mir auch so, und ich habe niemals darüber gesprochen, bis …«

»Nachweise durch Experimente!«, rief ich. »Das wollen Sie nachweisen?«

»Das Experiment!«, rief Filby aus, dessen Gehirn müde wurde.

»Betrachten wir Ihr Experiment trotzdem«, sagte der Psychologe, »obwohl das alles, wie Sie wissen, völliger Mumpitz ist.«

Der Zeitreisende lächelte in unsere Runde. Dann verließ er mit leisem Lächeln und den Händen tief in seinen Hosentaschen das Zimmer, und wir hörten, wie seine Hausschuhe den langen Gang zu seinem Laboratorium entlangschlurften.

Der Psychologie wandte sich uns zu. »Ich frage mich, was er da hat?«

»Den ein oder anderen Taschenspielertrick«, sagte der Mediziner, und Filby versuchte, uns von einem Bühnenzauberer zu erzählen, den er in Burslem gesehen hatte, aber bevor er noch mit der Vorrede zu Ende war, kann der Zeitreisende zurück, und Filbys Anekdote brach jäh ab.

KAPITEL ZWEI

Die Maschine

Der Gegenstand, den der Zeitreisende in der Hand hielt, war ein glänzendes Metallgefüge, kaum größer als eine kleine Taschenuhr, und äußerst fein gearbeitet. Elfenbein war darin eingefasst, ebenso eine durchsichtige, kristalline Substanz. Und jetzt muss ich mich klar ausdrücken, denn was folgt – es sei denn, man akzeptiert seine Darlegung – ist etwas vollkommen Unerklärliches. Er nahm einen der kleinen achteckigen Tische zur Hand, die überall im Zimmer standen, und stellte ihn vor dem Feuer ab, zwei Beine auf dem Kaminvorleger. Auf diesen Tisch legte er den Mechanismus. Dann zog er einen Stuhl heran und nahm Platz. Der einzige andere Gegenstand auf dem Tisch war eine kleine Schirmlampe, deren helles Licht auf das Modell fiel. Es gab auch gut ein Dutzend Kerzen, zwei in Kerzenhaltern aus Messing auf dem Kaminsims und mehrere in Wandleuchtern, sodass der Raum hell erleuchtet war. Ich saß in einem niedrigen Sessel dem Feuer am nächsten und rückte nach vorne, sodass ich fast zwischen dem Zeitreisenden und dem Kamin saß. Filby saß hinter ihm und blickte ihm über die Schulter. Der Mediziner und der Kleinstadtbürgermeister betrachteten sein Profil von der rechten Seite, der Psychologe von der linken. Der sehr junge Mann stand hinter dem Psychologen. Wir alle waren auf das Äußerste gespannt. Es erscheint mir erstaunlich, dass irgendein Trick, wie unterschwellig erdacht und wie geschickt vorgeführt, uns unter diesen Bedingungen hätte vorgegaukelt werden können.

Der Zeitreisende sah zu uns und dann zu dem Mechanismus. »Nun?«, fragte der Psychologe.

»Dieses kleine Ding hier«, sagte der Zeitreisende, während seine Ellenbogen auf dem Tisch ruhten und er die Hände über der Vorrichtung zusammenlegte, »ist nur ein Modell. Es stellt meinen Plan für eine Maschine für Reisen durch die Zeit dar. Sie werden bemerken, dass es merkwürdig schief wirkt und diese Stange seltsam glänzend erscheint, als wäre sie irgendwie unwirklich.« Er deutete mit dem Finger auf dieses Teil. »Außerdem gibt es hier einen kleinen, weißen Hebel und hier einen weiteren.«

Der Mediziner stand aus seinem Sessel auf und blickte in das Ding. »Es ist sehr schön gefertigt«, sagte er.

»Die Herstellung dauerte zwei Jahre«, erwiderte der Zeitreisende. Dann, als wir alle es dem Mediziner nachgetan hatten, sagte er: »Ich möchte jetzt, dass Sie eindeutig verstehen: Dieser Hebel, wenn er umgelegt wird, versetzt die Maschine in die Zukunft, und dieser hier kehrt die Bewegung um. Der Sattel stellt den Sitz des Zeitreisenden dar. Ich werde den Hebel gleich umlegen, und die Maschine startet. Sie wird sich auflösen, in die zukünftige Zeit reisen und verschwinden. Sehen Sie sich das Ding gut an. Betrachten Sie auch den Tisch, und überzeugen Sie sich davon, dass es kein Schwindel ist. Ich will dieses Modell nicht verschwenden und mir hinterher vorwerfen lassen, ich sei ein Betrüger.«

Was folgte, war vielleicht eine Minute der Stille. Der Psychologe schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich aber anders. Dann bewegte der Zeitreisende seinen Zeigefinger auf den Hebel zu. »Nein«, sagte er plötzlich. »Gehen Sie mir zu Hand.« Und er wandte sich dem Psychologen zu, nahm dessen Hand in seine und wies ihn an, den Zeigefinger auszustrecken. So geschah es, dass der Psychologe selbst das Modell der Zeitmaschine auf ihre unausweichliche Reise schickte. Wir alle sahen zu, wie der Hebel umgelegt wurde. Ich bin mir absolut sicher, dass es kein Schwindel war. Ein Windhauch kam auf und die Flamme der Lampe flackerte. Eine der Kerzen auf dem Kaminsims ging aus, und die kleine Maschine schwang plötzlich herum, wurde unscharf, war vielleicht eine Sekunde lang als Geist zu sehen, als Wirbel aus glänzendem Messing und Elfenbein; und sie war fort – verschwunden! Abgesehen von der Lampe, war der Tisch leer.

Alle schwiegen einen Augenblick lang. Dann sagte Filby, er wollte verdammt sein.

Der Psychologe erholte sich von seiner Benommenheit und blickte auf einmal unter den Tisch. Darüber lachte der Zeitreisende herzlich. »Nun?«, fragte er und erinnerte damit an den Psychologen. Dann stand er auf, ging hinüber zum Kaminsims, wo sein Tabaksbeutel lag, und begann, den Rücken uns zugekehrt, seine Pfeife zu stopfen.

Wir starrten einander an. »Hören Sie«, sagte der Mediziner, »meinen Sie das ernst? Glauben Sie tatsächlich, dass diese Maschine durch die Zeit gereist ist?«

»Gewiss«, antwortete der Zeitreisende und beugte sich vor, um am Feuer einen Fidibus zu entzünden. Dann drehte er sich um, ließ seine Pfeife auflodern und blickte in das Gesicht des Psychologen. (Um zu zeigen, dass er nicht verstört war, nahm dieser sich eine Zigarre und versuchte, sie unbeschnitten anzuzünden.) »Mehr noch, dort drin habe ich eine fast fertige, große Maschine stehen.« Er deute in Richtung des Laboratoriums. »Wenn sie zusammengesetzt ist, habe ich vor, meine eigene Reise anzutreten.«

»Sie wollen sagen, dass diese Maschine in die Zukunft gereist ist?«, fragte Filby.

»In die Zukunft oder in die Vergangenheit – so genau weiß ich es nicht.«

Nach einer Pause überkam den Psychologen eine Inspiration. »Wenn sie überhaupt irgendwo hingereist ist, dann muss es die Vergangenheit gewesen sein«, sagte er.

»Warum?«, fragte der Zeitreisende.

»Weil ich annehme, dass sie sich nicht durch den Raum bewegt hat, und wenn sie in die Zukunft gereist wäre, wäre sie die ganze Zeit hier gewesen.«

»Allerdings«, sagte ich, »wenn sie in die Vergangenheit gereist wäre, müsste sie sichtbar gewesen sein, als wir das erste Mal dieses Zimmer betraten, ebenso letzten Donnerstag, als wir hier waren, und am Donnerstag davor, und so weiter!«

»Ernstzunehmende Einwände«, bemerkte der Kleinstadtbürgermeister mit einer Miene der Unbefangenheit, womit er sich an den Zeitreisenden wandte.

»Kein bisschen«, erwiderte der Zeitreisende, und an den Psychologen gewandt: »Sie glauben, Sie könnten es erklären. Ein Armutszeugnis von Präsentation, Sie wissen schon, eine dünne Darbietung.«

»Selbstverständlich«, sagte der Psychologe und beruhigte uns damit. »Ein einfacher psychologischer Punkt. Ich hätte daran denken sollen. Es ist deutlich genug und erklärt das Paradoxon auf erfreuliche Weise. Wir können diese Maschine weder sehen noch wahrnehmen, ebenso wenig wie die sich drehende Speiche eines Rades oder eine Pistolenkugel, die durch die Luft fliegt. Wenn sie fünfzigmal oder hundertmal schneller durch die Zeit reist als wir, wenn sie eine Minute durchreist, während für uns eine Sekunde vergeht, wäre der Eindruck, den sie hinterlässt, natürlich nur ein Fünfzigstel oder ein Hundertstel dessen, den sie hinterlassen würden, wenn sie nicht durch die Zeit reiste. Das ist recht eindeutig.« Er fuhr mit der Hand über die Stelle, wo die Maschine gestanden hatte. »Sehen Sie?«, sagte er lachend. Wir setzten uns und blickten für gut eine Minute auf den leeren Tisch. Dann fragte der Zeitreisende uns, was wir von der ganzen Sache hielten.

»Heute Abend klingt es ziemlich plausibel«, sagte der Mediziner, »aber warten wir bis morgen. Warten wir auf die Vernunft von morgen.«

»Würden Sie gerne die eigentliche Zeitmaschine sehen?«, fragte der Zeitreisende. Und er nahm die Lampe zur Hand und führte uns damit den langen, zugigen Korridor zu seinem Laboratorium. Ich erinnere mich lebhaft an das flackernde Licht, an seinen merkwürdigen, breiten Kopf als Silhouette, an die tanzenden Schatten, wie wir ihm alle folgten, verwirrt, aber zweifelnd, und wie wir im Laboratorium eine größere Ausgabe des kleinen Mechanismus erblickten, bei dem wir beobachtet hatten, wir er vor unseren Augen verschwand. Teile bestanden aus Nickel, Teile aus Elfenbein, Teile waren sicherlich aus Bergkristall gefeilt oder gesägt worden. Das Ding war im Großen und Ganzen vollständig, aber die verdrehten Kristallstangen lagen unfertig auf der Werkbank neben einigen Blättern mit Zeichnungen, und ich nahm eine in die Hand, um sie genauer zu betrachten. Sie schien mir aus Quarz zu sein.

»Hören Sie mal«, sagte der Mediziner, »Sie meinen das wirklich ernst? Oder ist dies ein Trick – wie das Gespenst, das Sie uns letztes Weihnachten vorführten?«

»Mit dieser Maschine«, sagte der Zeitreisende und hielt die Lampe hoch, »habe ich vor, die Zeit zu erforschen. Ist das nachvollziehbar? Nie in meinem Leben habe ich es ernster gemeint.«

Keiner von uns wusste so recht, wie er darauf reagieren sollte.

Hinter der Schulter des Mediziners blickte ich in Filbys Augen, und er zwinkerte mir bedeutungsvoll zu.

KAPITEL DREI

Der Zeitreisende kehrt zurück