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Lisa Jackson

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Beschreibung

Eine anrührende und bittersüße weihnachtliche Liebesgeschichte von Lisa Jackson: Lisa Jackson – ganz ohne Leichen und Verbrechen, aber mindestens genauso fesselnd wie ihre Thriller! Megans Ehe scheint am Ende zu sein. Als jedoch ihr Mann Chris einen tragischen Autounfall erleidet und im Krankenhaus um sein Leben kämpft, denkt sie zurück an ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest und das unbeschreibliche Glück, das sie damals empfand... Von Lisa Jackson sind außerdem bei Feelings - emotional eBooks erschienen: »Das größte Geschenk«, »Ich will nur Dich« und »Ich geb Dich nicht auf«. »Dieses eine Weihnachtsfest« ist ein eBook von feelings*emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks. Genieße jede Woche eine neue Geschichte - wir freuen uns auf Dich!

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Lisa Jackson

Dieses eine Weihnachtsfest

Roman

Aus dem Amerikanischen von Kristina Lake-Zapp

Knaur e-books

Über dieses Buch

Eine anrührende und bittersüße weihnachtliche Liebesgeschichte von Lisa Jackson: Lisa Jackson – ganz ohne Leichen und Verbrechen, aber mindestens genauso fesselnd wie ihre Thriller! Megans Ehe scheint am Ende zu sein. Als jedoch ihr Mann Chris einen tragischen Autounfall erleidet und im Krankenhaus um sein Leben kämpft, denkt sie zurück an ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest und das unbeschreibliche Glück, das sie damals empfand …

Von Lisa Jackson sind außerdem bei feelings – *emotional eBooks erschienen: »Das größte Geschenk«, »Ich will nur Dich« und »Ich geb Dich nicht auf«.

»Dieses eine Weihnachtsfest« ist ein E-Book von feelings – *emotional eBooks. Mehr von uns ausgewählte erotische, romantische, prickelnde, herzbeglückende E-Books findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks

Inhaltsübersicht

Kapitel einsKapitel zweiKapitel dreiKapitel vierKapitel fünfKapitel sechsKapitel siebenKapitel achtKapitel neunKapitel zehnKapitel elfKapitel zwölf
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Kapitel eins

Heiligabend

Ruinier bloß nicht die Feiertage. Was du auch vorhast, Meg – warte noch damit. Es ist Weihnachten. Die Kinder werden morgen zum Fest nach Hause kommen. Du musst Geduld haben.

Megan Johnson berührte die Scheidungspapiere, die sie vorbereitet hatte. Ihre eigenen Scheidungspapiere. Sie sollten eine Ehe beenden, die über zwanzig Jahre gehalten hatte. Megan warf die Autoschlüssel auf den Küchentresen und stellte ihre Handtasche auf einen der Esszimmerstühle, dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer des Hauses, in dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht hatte. Die Vorstellung, dass sie bald geschieden wäre, machte sie nicht gerade glücklich. Sie hätte nie gedacht, dass sie irgendwann wieder allein sein würde. Hätte nie gedacht, dass sie die treibende Kraft bei der Scheidung wäre. Dass sie ihre einst so glückliche Familie spalten würde. Doch so war es. Trotz des Schmerzes und ja, trotz der Angst, einer unsicheren Zukunft entgegenzublicken, war sie erleichtert. Chris und sie hatten sich schon vor Monaten getrennt, Resultat einer Entwicklung, die vor zwei Jahren in Gang geraten war, seit Lindy, ihre Jüngste, das Haus verlassen hatte und aufs College gegangen war.

Chris hatte gesagt, er wolle sich hier mit ihr treffen. Nach der Arbeit. Aber er war spät dran. Was sie wütend machte. Nicht einmal bei diesem letzten Treffen, bevor sie ihre Trennung endgültig machte, konnte er pünktlich sein. Typisch. Wieder warf sie einen Blick auf ihr Handy, um sicherzugehen, dass sie keinen Anruf und keine SMS verpasst hatte, aber nein, er hatte nicht versucht, mit ihr in Kontakt zu treten.

Das war ein Teil ihres Problems: die Kommunikation.

Sie zog ihre Handschuhe aus und ging zu der weihnachtlich geschmückten Treppe, die in den ersten Stock hinaufführte.

Je mehr Chris und sie sich voneinander entfremdet hatten, desto unausweichlicher waren die Kinder ihr Anker geworden. Ihr Rettungsanker. Als Brody von zu Hause fortging, hatte Megan gespürt, dass ihre Ehe einen Gezeitenwechsel durchlief. Zwei Jahre später – Brody diente noch immer in Afghanistan – hatte Lindy beschlossen, in New York zu studieren. Kurz darauf hatte ihr Sohn Abschied von der Armee genommen und war nach Hause zurückgekehrt. Danach ging er in Boston aufs College, und Megan und Chris waren allein gewesen. Ihre Ehe war ins Straucheln geraten, da weder Chris noch sie mit der plötzlichen Zweisamkeit zurechtkamen.

Wenn sie ehrlich war, musste Megan zugeben, dass alles nur noch schwieriger geworden war, als Adam Newell der Anwaltskanzlei, für die sie arbeitete, als neuer Seniorpartner beigetreten war. Was ihre Schuld war. Dass er der neue Firmenpartner war, stellte nicht das Problem dar, dass sie sich ihn als neuen Partner wünschte, dagegen schon. Genau das bescherte ihr erdrückende Schuldgefühle.

Und jetzt war ihre Ehe vorbei, dachte sie und knipste ein paar Tischlampen an. Den Papierkram nicht in Angriff zu nehmen hieße lediglich, das Unausweichliche aufzuschieben, und das passte nicht zu ihr. Sie war stets eine organisierte Frau gewesen und konnte es nicht ertragen, wenn jemand nicht in der Lage war, Entscheidungen zu fällen und Konsequenzen zu ziehen, am allerwenigsten bei sich selbst.

Aber eine Scheidung … Das war etwas anderes. Etwas Endgültiges.

Sie betrachtete den Weihnachtsbaum im Erkerfenster und verspürte eine überwältigende Traurigkeit. Geschmückt in Weiß, Silber und Dunkelrot, dazwischen ein paar von den alten, von Generation zu Generation weitergereichten farbenprächtigen Baumanhängern – so stand er an ebenjener Stelle, an der er während ihres ganzen Lebens gestanden hatte, neununddreißig Jahre lang. Sie war hier aufgewachsen, in diesem Teil von Connecticut, in diesem Haus, das sie nur für kurze Zeit verlassen hatte, um aufs College zu gehen. Chris und sie waren damals frisch verheiratet. In diesem Haus, erbaut im Neuengland-Stil wie die typischen Häuser in Cape Cod, der großen kabeljauförmigen Halbinsel im Südosten von Massachusetts, hatten Megans Eltern ihre beiden Töchter großgezogen und würden vermutlich immer noch hier leben, wenn das Schicksal ihnen nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Ihre Mutter hatte den Kampf gegen den heimtückischen Lungenkrebs verloren.

Nach Carol Simmons’ Tod hatte sich alles verändert. Einfach alles. Die mit Erinnerungsstücken eines ganzen Lebens überladenen Zimmer, die leeren, hallenden Flure, die Leblosigkeit hatten sich als zu viel für ihren Vater erwiesen. Ihm fehlte Carols schiefes Summen, wenn sie in der Küche stand und backte, ihr tiefes Lachen, der Duft ihres Parfüms, vermischt mit Zigarettenrauch, der durch die Räume zog. Kaum sechs Monate, nachdem er seine Frau auf dem Friedhof zur letzten Ruhe gebettet hatte, hatte Jim Simmons seine Sachen gepackt und war nach Arizona gezogen, wo er zu Megans Entsetzen eine Frau kennengelernt hatte, die zwanzig Jahre jünger war als er. Nach weniger als drei Monaten stürmischen Werbens hatte er Lara geheiratet.

Nicht einmal ein Jahr nach dem Tod ihrer Mutter hatte ihr Vater ein völlig neues Leben begonnen.

Meg war Lara im Laufe der Jahre natürlich ein paarmal begegnet, und obwohl sie sich alle Mühe gegeben hatte, sich mit der Situation zu arrangieren und »glücklich zu sein«, dass ihr Vater nicht länger trauerte, war sie nicht gerade ein Fan ihrer »Stiefmutter«. Es fühlte sich einfach falsch an, dass Dad mit dieser so viel jüngeren Frau zusammen war.

Wer bist du, dass du dir ein Urteil erlauben könntest, Meg? Was werden deine eigenen Kinder von dir halten, wenn du ihnen erzählst, dass du die Scheidung einreichst?

Sie krümmte sich innerlich. Nein, es war nicht so, als wollte sie unbedingt einen derart endgültigen, unwiderruflichen Schritt machen, sie hatte einfach das Gefühl, es ginge nicht anders.

Die Konsequenz des Umzugs ihres Vaters nach Arizona sowie seiner überhasteten Hochzeit war, dass er das Haus Chris und Megan verkaufte, die folglich als junges Ehepaar nach dem College an den einen Ort im Universum zurückkehrten, den Megan für ihr Zuhause hielt. Und das tat sie nach wie vor.

Sie drückte auf einen Schalter, und Hunderte winzige Lichter blinkten auf wie Sterne am dunklen Firmament. Sie hätte dieselbe Vorfreude verspüren sollen wie immer, wenn die Lichter am Baum erstrahlten, doch heute Abend empfand sie … nichts.

Sie schaute aus dem Fenster. Draußen fiel Schnee, der Abend wirkte friedlich, feierlich. Eine dünne Schneedecke bildete sich auf der rutschigen Eisschicht, die ihnen der Kälteeinbruch gestern Nacht beschert hatte. Wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken konnte, würden sie in diesem Jahr weiße Weihnachten feiern – gefährliche Weihnachten, denn der Winterdienst kam mit dem Räumen der Straßen kaum hinterher. Auf dem Heimweg war sie mehrfach ins Rutschen geraten, hätte um ein Haar einen Minivan erwischt, der sich hügelaufwärtskämpfte.

Stirnrunzelnd blickte sie auf die Uhr an der Wand, die noch von ihrer Mutter stammte. Zwanzig nach sechs. Inzwischen war sie fast eine halbe Stunde zu Hause, während Chris auf sich warten ließ.

Langsam fing sie an, sich Sorgen zu machen. Wieder zog sie ihr Handy aus der Tasche, und diesmal wählte sie seine Nummer. Als sie an Chris’ Anrufbeantworter weitergeleitet wurde, unterbrach sie die Verbindung.

Bestimmt würde er gleich hier sein. Er wusste, dass sie auf ihn wartete, wusste, was sie von ihm wollte.

Dennoch …

Sie reckte den Hals, um auf die Straße zu schauen, die vor dem Garten entlangführte. Fast erwartete sie, die so vertrauten Scheinwerfer seines Wagens um die Ecke biegen zu sehen. Stattdessen konnte sie kaum etwas erkennen, weil der Schnee immer dichter fiel. Nervös fuhr sie mit den Fingern über den Fensterrahmen.

Ihr Blick fiel auf ihr blasses Spiegelbild. So hatte sie sich noch nie gesehen. Für gewöhnlich sprühten ihre Augen zu dieser Jahreszeit vor Vorfreude, umspielte ein Lächeln ihre Lippen, blickte ihr eine jung gebliebene Frau aus der Scheibe entgegen. Seltsam, wie alles gekommen war, dachte sie jetzt. Im Haus war es totenstill, nur die Heizung summte leise. Einst waren hier rauschende Feste gefeiert worden, waren die Räume voller Lachen und Leben, doch nun … Tja, nun war da nichts mehr.

Und wessen Schuld ist das?

Sie ging hinüber zum kalten Kamin, auf dessen Sims gerahmte Fotos ihrer einst so glücklichen Familie standen. Das fröhliche Lächeln auf den Gesichtern schien sie zu verspotten, und sie kam nicht umhin, sich zu fragen, was aus dem Haus wohl werden würde. Der Gedanke, das Heim ihrer Familie verkaufen zu müssen, machte ihr zu schaffen, genau wie ihr die Scheidung beinahe das Herz brach.

Doch so war es nun einmal, dachte sie und warf einen Blick auf die ordentlich aufgesetzten Unterlagen in ihrer Hand, die nur darauf warteten, unterschrieben zu werden.

Jetzt komm schon, Chris. Lass uns die Sache hinter uns bringen.

Sie fröstelte, obwohl sie noch immer ihren Mantel trug, weshalb sie in den Flur hinaustrat, um den Thermostat etwas höher zu drehen. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie etwas Silbriges auf dem Hartholzfußboden, gleich unter dem Baum. Als sie genauer hinsah, stellte sie fest, dass ein Baumanhänger von einem der Zweige gefallen war. Sie hob ihn auf, und ein dicker Kloß bildete sich in ihrer Kehle. Der Anhänger war ein kleiner Silberrahmen mit einem Bild von Chris und Megan an ihrem Hochzeitstag vor zwanzig Jahren. Wie passend, dass ausgerechnet er heruntergefallen war, dachte sie sarkastisch. Überraschenderweise war das Glas nicht gesprungen, die Gravur im Rahmen nach wie vor lesbar. Unser erstes Weihnachtsfest. Schweren Herzens betrachtete sie das verblichene Foto. Wie lange das her war! Sie wollte den Anhänger an seiner verblassten roten Satinschleife gerade wieder an den Baum hängen, als sie plötzlich zögerte und den kleinen Rahmen in ihre Hosentasche schob. Ob Hallmark oder wer auch immer der Vertreiber dieses Baumschmucks war, wohl auch einen Baumanhänger mit der Gravur Unser letztes Weihnachtsfest auf den Markt gebracht hatte?

»Verflixt«, sagte sie seufzend. Sie musste die Scheidung durchbringen, musste nach vorn blicken. Es wäre das Beste für alle, versicherte sie sich erneut, doch sie spürte die Wehmut, die sich tief in ihre Seele brannte. Was hätte sie nicht darum gegeben, dass das anders gekommen wäre! Sie hatte überlegt, ob sie bis Neujahr abwarten sollte. Vielleicht wäre es besser, es den Kindern erst mitzuteilen, wenn diese wieder in ihren College-Alltag hineingefunden hätten …

Megans Handy klingelte. Ihre Hand glitt in ihre Hosentasche und tastete nach dem kleinen Telefon, das sie ungeduldig hervorzog. Endlich. Das wird aber auch Zeit. Sie riss die Augen von den Scheidungspapieren los und warf einen flüchtigen Blick aufs Display, in der Erwartung, Chris’ Nummer zu sehen, der ihr gleich eine Ausrede auftischen würde, warum er sich verspätete. Stattdessen blinkte eine unbekannte Nummer auf. Vermutlich ein Klient, der moralische Unterstützung brauchte. Die könnte er haben.

»Megan Johnson«, meldete sie sich und schlug gleichzeitig die Seite mit der Eigentumsaufteilung auf.

Eine tiefe Männerstimme sagte über laute Hintergrundgeräusche hinweg: »Hier spricht Officer Ben Sheldon von der Connecticut State Police. Mrs. Johnson?«

Augenblicklich schlug ihr das Herz bis zur Kehle. Die Polizei? Das bedeutete nichts Gutes. Hoffentlich war ihren Kindern nichts zugestoßen!

»Spreche ich mit der Ehefrau von Christopher Johnson?«, fragte er und ratterte ihre Adresse herunter.

Lieber Gott, was war bloß passiert?

»Ja.«

Aber Chris lebte hier nicht mehr, war schon vor Monaten ausgezogen … Ach Gott. Soweit sie wusste, hatte er sich nicht umgemeldet, auch auf seinem Führerschein war noch immer dieses Haus als seine Wohnadresse angegeben. Eine schlimme Vorahnung schnürte ihr den Magen zusammen.

»Wo ist Chris?«, fragte sie. Panik stieg in ihr auf. »Ist ihm etwas zugestoßen?«

»Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihr Mann in einen Autounfall verwickelt wurde, Mrs. Johnson.«

»Wie bitte? Nein!« Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben, und lehnte sich haltsuchend gegen die Rückenlehne der Couch.

Das musste ein Irrtum sein. »In einen Autounfall verwickelt?«, wiederholte sie, bemüht, die Worte des Officers zu verstehen. »Wie meinen Sie das? Ist alles in Ordnung mit ihm?« Ihr Herz hämmerte heftig, ihre für gewöhnlich so feste Stimme brach.

»Er wird soeben mit einem Rettungshubschrauber ins County General Hospital gebracht.«

Allmächtiger. »Aber … aber er ist am Leben?«, fragte sie voller Furcht und Erleichterung zugleich. »Sie … Sie wissen, dass er noch lebt?« Sonst hätte man sich wohl kaum die Mühe gemacht, einen Rettungshubschrauber zu bestellen. Verzweifelt umklammerte sie mit beiden Händen das Telefon. Die Scheidungspapiere flatterten zu Boden und landeten verstreut unter dem Weihnachtsbaum.

»Als der Hubschrauber gestartet ist, war er am Leben.«

»Gott sei Dank. Ich … ich mache mich sofort auf den Weg ins Krankenhaus.«

Am anderen Ende der Leitung entstand eine kurze Pause. Dann: »Mrs. Johnson?«

Sie griff bereits nach ihren Autoschlüsseln und hastete zur Hintertür. »Ja?«

»Sie sollten sich beeilen.«

 

 

 

Im Bezirksklinikum ging es zu wie in einem Irrenhaus.

Krankenwagen und Rettungshelikopter lieferten Verletzte ein, Polizei und Rettungskräfte versuchten, das daraus erfolgende Chaos in den Griff zu bekommen, mehrere Nachrichten-Vans parkten in der Nähe des Haupteingangs, Reporter, die Mikrofone im Anschlag, standen im Schneegestöber vor dem Backsteingebäude und blickten in die auf sie gerichteten Kameras.

Nachdem sie zweimal den gesamten Parkplatz abgefahren hatte, fand Megan eine freie Lücke, parkte ein und stellte den Motor ab. Dann schickte sie ein rasches Stoßgebet zum Himmel, dass Chris den Unfall überlebte. Mit hämmerndem Herzen stieg sie aus, schloss ihren Honda CR-V ab und hastete durch den Schnee auf die breite Glastür zu, die sich automatisch zu einem Windfang öffnete, hinter dem sich mit einem leisen Zischen eine zweite Schiebetür öffnete. Zwischen Notaufnahme und Anmeldung entdeckte sie eine Informationstheke, die halb von einem riesigen, festlich geschmückten Weihnachtsbaum verdeckt war. Verblüfft stellte Megan fest, dass nur ein einziger Mann in Geschäftsanzug davorstand. Als sie eintraf, wandte er sich gerade zum Gehen.

»Ich suche Chris Johnson«, sagte sie zu einer gestresst aussehenden Frau mit Headset, die mehrere Telefone vor sich auf dem Schreibtisch stehen hatte. Sie war dünn, hatte krauses graues Haar und bedeutete Meg mit erhobenem Zeigefinger, sich einen Augenblick zu gedulden, während sie ein Gespräch beendete.

Megan trat von einem Fuß auf den anderen. Mittlerweile stand eine weitere Frau hinter ihr und wartete darauf, an die Reihe zu kommen. Als die Rezeptionistin endlich »Ich danke Ihnen für Ihren Anruf« sagte, stieß Megan erneut hervor: »Chris Johnson. Die Polizei hat mir mitgeteilt, dass er einen Unfall hatte und per Rettungshubschrauber hierhergebracht wurde. Ich muss zu ihm!« Plötzlich fiel ihr auf, dass sie gar nicht ihren Namen genannt hatte. Rasch fügte sie hinzu: »Ich bin seine Frau, Megan Johnson.« Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich vorstellte, er könnte vielleicht nicht mehr am Leben sein.

»Einen Augenblick, bitte«, sagte die Frau, auf deren Namensschild »Betty Hilgaard« stand, und hob erneut den Zeigefinger.

Am liebsten hätte Megan laut geschrien, als die dünne Frau wieder anfing, in ihr Headset zu sprechen und offenbar einem anderen Angehörigen Auskunft über den Zustand eines Patienten erteilte. Sie musste sich große Mühe geben, ruhig zu bleiben. Um sich abzulenken, ließ Megan den Blick durch die Eingangshalle schweifen, in der jeder Platz besetzt war. Auch in den Durchgängen standen Menschen. Die Notaufnahme platzte aus allen Nähten, Patienten keuchten und husteten, ein Kleinkind schrie, ein stummgeschalteter Fernseher oben an der Wand zeigte Bilder der Unfallstelle.

Fast wäre ihr das Herz stehengeblieben.

Auf dem Weg ins Krankenhaus hatte sie im Radio die Nachrichten gehört und erfahren, dass an einer Massenkarambolage auf der Interstate dreiundzwanzig Fahrzeuge beteiligt gewesen waren. Laut Nachrichtensprecher war ein Lastwagen voller Weihnachtsbäume auf einer Eisplatte ins Schleudern geraten, hatte die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und sich quergestellt. Die Fahrzeuge hinter dem gewaltigen Truck waren entweder über den Seitenstreifen geschossen oder ineinandergerast, manche waren von Bäumen getroffen worden, die sich aus der Verankerung auf dem Lastwagen gelöst hatten und wie Torpedos durch die Luft geflogen oder über den vereisten Asphalt geschlittert waren.

Als Megan jetzt fassungslos auf den Bildschirm starrte, meinte sie, Chris’ Limousine zu erkennen – einen weißen Ford, dessen Motorhaube komplett eingedrückt war, ebenso die Seitenwand. Die Windschutzscheibe war zerschmettert, das Dach hatte eine tiefe Kerbe in der Mitte. Wenn in diesem Wagen tatsächlich jemand überlebt hatte, war er ernsthaft verletzt. »Lieber Gott«, flüsterte sie entsetzt. Nicht Chris, nicht Chris, bitte nicht Chris …

Aber irgendwer hat in dem Wagen gesessen. Irgendwer, der von seinen Angehörigen geliebt wird. Vermisst wird.

Schmerzlich.

[home]

Kapitel zwei

Johnson? Sagten Sie Johnson?«, fragte die Frau hinter dem Informationsschalter.

Abrupt aus ihren Gedanken gerissen, schnappte Megan nach Luft und drängte die Tränen der Furcht zurück. »Ja, ja, Chris Johnson. Die Polizei sagte, man hätte ihn mit einem Rettungshubschrauber von der Unfallstelle hierhergebracht.«

»Er wird gerade operiert«, teilte ihr Betty Hilgaard mit, die Augen auf den Computerbildschirm gerichtet. »Dritter Stock, Operationssaal sieben. Es gibt dort einen Warteraum für Familienangehörige gleich neben der Schwesternstation.«

Er lebt! Noch ist er am Leben!

Tränen traten Megan in die Augen. »Bitte, kann mir jemand Auskunft über seinen Zustand erteilen? Welche Verletzungen hat er erlitten?« Mein Gott, was für ein Albtraum!

Die dünne Frau bedachte sie mit einem einstudierten geduldigen Lächeln. »Im dritten Stock finden Sie ehrenamtliche Helfer«, sagte sie. »Vielleicht können die Sie unterstützen. Sie werden Papiere ausfüllen müssen. Anschließend wird ein Arzt mit Ihnen reden.«

Verfluchter Papierkram.