Dir verziehen - Paula Bergström - E-Book

Dir verziehen E-Book

Paula Bergström

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Beschreibung

Gwendolyn Beckfinch ist vom Leben enttäuscht. Obwohl sie die älteste Tochter des Earl of Hatfield ist, arbeitet sie im Laden von Mrs Coburn, der feinsten Hutmacherin in London. Nach einem Zwischenfall bei ihrem Debüt in der feinen Gesellschaft, hat sie sich von ihrer Familie getrennt, um diese vor einem Skandal zu schützen. Als Blair Franklin den Laden betritt, ist die Vergangenheit plötzlich wieder präsent. Blair, der mitlerweile den Titel des Duke of Rathbone geerbt hat, erkennt in Gwendolyn die Frau wieder, die er einst geliebt, aber vor der feinen Gesellschaft bloßgestellt hat. Er bittet Gwen um Vergebung, doch sie kann ihm nicht verzeihen ...

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Kurzbeschreibung:

Gwendolyn Beckfinch ist vom Leben enttäuscht. Obwohl sie die älteste Tochter des Earl of Hatfield ist, arbeitet sie im Laden von Mrs Coburn, der feinsten Hutmacherin in London. Nach einem Zwischenfall bei ihrem Debüt in der feinen Gesellschaft, hat sie sich von ihrer Familie getrennt, um diese vor einem Skandal zu schützen. Als Blair Franklin den Laden betritt, ist die Vergangenheit plötzlich wieder präsent. Blair, der mitlerweile den Titel des Duke of Rathbone geerbt hat, erkennt in Gwendolyn die Frau wieder, die er einst geliebt, aber vor der feinen Gesellschaft bloß gestellt hat. Er bittet Gwen um Vergebung, doch sie kann ihm nicht verzeihen ...

Paula Bergström

Dir verziehen

Midwater-Saga 3

Edel Elements

Edel Elements

Ein Verlag der Edel Germany GmbH

© 2017 Edel Germany GmbH Neumühlen 17, 22763 Hamburg

www.edel.com

Copyright © 2017 by Paula Bergström

Lektorat: Christin Ullmann

Korrektorat: Martha Wilhelm

Covergestaltung: Marie Wölk, Wolkenart

Konvertierung: Datagrafix

Alle Rechte vorbehalten. All rights reserved. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des jeweiligen Rechteinhabers wiedergegeben werden.

ISBN: 978-3-96215-034-1

www.facebook.com/EdelElements/

www.edelelements.de/

1.

»Diese Farbe steht Ihnen ausgezeichnet, Lady Hamilton. Der Hut ist wie für Sie gemacht.« Gwendolyn Beckfinch strahlte ihre Kundin geradezu an. Es gab Frauen, die waren wie geschaffen dafür, einen Hut zu tragen. Gwendolyn selbst hielt sich nicht für so eine Frau. Ihre Züge waren zu schmal, die Wangenknochen zu hoch, die Lippen zu breit. Für Hüte hatte Gwen rein gar nichts übrig und es war fraglich, warum sie ausgerechnet in einem solchen Geschäft arbeitete. Aber sie musste diese Dinger ja nicht tragen, nur verkaufen, und das tat sie mit Bravour. Ihr Vater konnte stolz auf sie sein, doch er wusste nichts hiervon. Vermutlich würde er sofort einen Herzanfall bekommen, wenn er dessen gewahr wurde, dass seine Tochter einer Arbeit nachging.

So etwas geziemt sich nicht für die Tochter eines Earls – das wären sicherlich die Worte, die er ihr entgegenschleudern würde. Gwen konnte seine Stimme in ihrem Kopf hören und schüttelte ihn leicht, um die düsteren Gedanken zu verdrängen.

»Ich bin mir noch nicht sicher. Haben Sie einen dunkelroten Hut? Das würde besser zu meinem neuen Kleid passen.« Lady Hamilton sah sich kritisch im Spiegel an.

»Dunkelrot steht Ihnen bestimmt auch sehr gut, nur dieser Hut passt wunderbar zu Ihrer Augenfarbe«, überlegte Gwendolyn laut.

Lady Hamilton blickte erneut in den Spiegel, hob den Hut auf ihren Kopf, drehte ihr Gesicht nach rechts und links. »Ja, Sie könnten recht haben. Kommt er aus Paris?«

»Natürlich, dieser Hut ist eines unserer neusten Modelle, die wir erhalten haben.«

»Gut, dann packen Sie ihn mir ein.« Lady Hamilton reichte ihr den feinen Hut in Hellblau mit einer breiten Krempe und einer kleinen weißen Schleife. Ein wirklich edles Stück für einen ebenso edlen Preis. Madame Coburn, die Inhaberin, würde stolz auf Gwen sein, denn Lady Hamilton war als äußerst schwierige und kritische Kundin bekannt. Gwendolyn spürte die besorgten Blicke von Madame Coburn, die in einer Ecke des Raums eine andere Kundin bediente. Aber wie sich nun herausstellte, war die Sorge unberechtigt.

»Natürlich, Madame.« Gwen schlug den Hut in Seidenpapier ein und verstaute ihn in einer großen Schachtel, die sie dem Dienstmädchen reichte. Das schüchterne, unscheinbare Mädchen bedankte sich mit einem Knicks bei Gwendolyn für den Karton. Sie lächelte brav und Gwen atmete erleichtert aus. Sie hätte auch solch eine Stelle erwischen können und war froh, stattdessen bei Madame Coburn gelandet zu sein.

»Die Rechnung schicken Sie bitte an meinen Mann, den Marquis of Hamilton.« Mit einem Nicken verabschiedete sich Lady Hamilton und verließ den kleinen Laden.

»Das hast du sehr gut gemacht, Gwendolyn«, lobte Madame Coburn und strahlte über beide Wangen.

Ein erneutes Bimmeln der kleinen Glocke, die über der Eingangstür angebracht war, kündigte weitere Kundschaft an.

Gwen räumte einige Hüte zurück in die Auslage und wandte sich dann der Dame zu, die gerade einen Strohhut betrachtete, der mit weißer Seide unter dem Kinn gebunden wurde. Obwohl es ein Sommerhut war, sah er edel und vornehm aus.

»Ein sehr schöner Hut. Möchten Sie ihn anprobieren?«, fragte Gwen freundlich.

Die Kundin, eine junge Frau von höchstens achtzehn Jahren, blickte sie überrascht an.

»Glauben Sie, er würde mir stehen?«, fragte sie zaghaft.

»Oh, da bin ich mir ganz sicher.« Gwen löste die Schleife, nahm ihn von dem Gestell und reichte ihn weiter. »Er passt ausgezeichnet zu Ihrem weißen Spitzenkleid.«

Die junge Frau band die Schleife unter dem Kinn fest und drehte sich um. »Was meinen Sie, Blair? Steht er mir?« Auffordernd blickte sie ihre Begleitung an und drehte sich im Kreis, dass ihr Kleid sich bauschte.

Als Gwen dem Blick des jungen Fräuleins folgte, setzte ihr Herzschlag für einen Augenblick aus. Das konnte doch nicht wahr sein! Sie musste träumen. Spielte ihre Fantasie ihr einen bösen Scherz?

Der Mann, der ihr nur wenige Fuß entfernt gegenüberstand, starrte sie ebenso entgeistert an.

»Blair? Warum sagen Sie nichts? Gefällt Ihnen der Strohhut nicht?«, fragte die junge Dame brüskiert nach.

»Doch, natürlich, Miss Ivory, er sieht ganz entzückend aus«, erklärte er, ohne den Blick von Gwen zu nehmen.

»Vielleicht sollte ich doch lieber eine Haube probieren.«

Gwen war wie erstarrt, bis sie ein überdeutliches Räuspern vernahm.

»Entschuldigung, ich würde gern diese hellgrüne Haube probieren.«

»Oh, natürlich. Hier, bitte.« Gwen schluckte und befürchtete, jeden Augenblick in Ohnmacht zu fallen. Sie reichte ihrer Kundin mit zitternden Händen die hellgrüne Haube an, blickte dabei zu Boden, um dem stechenden Blick des Mannes zu entgehen. Vielleicht erkannte er sie ja nicht. Doch Gwen wusste, dass das nur falsche Hoffnung war. Er hatte sie auf den ersten Blick erkannt, so wie sie ihn. Das konnte sie an seinem Blick sehen, der sich sofort verfinstert hatte.

»Kindchen, was ist mit dir? Du bist ja ganz blass.« Madame Coburn war zu ihr getreten und berührte ihren Arm.

»Mir ist ein wenig schwindelig. Vielleicht ist es heute zu heiß. Wenn ich einen Augenblick nach hinten gehen dürfte?«, fragte sie zaghaft und blickte Madame Coburn flehend an.

»Natürlich, mein Kind. Ruh dich ein wenig aus. Ich werde die Kundschaft weiter bedienen.« Schon wandte sie sich mit einem Lächeln der jungen Dame zu. »Das Hellgrün steht Ihnen ausgezeichnet, Lady Ivory. Wie geht es Ihrer Familie?«

Mit schnellen Schritten machte Gwen sich auf den Weg in das kleine Hinterzimmer, das als Lager diente und in die Werkstatt führte, in der die Hüte gefertigt wurden. Nicht alle Modelle wurden aus Paris geliefert. Madame Coburn war eine angesehene Hutmacherin und entwarf die schönsten Stücke. Gwen war dankbar gewesen, als sie hier vor vier Jahren eine Anstellung gefunden hatte. Damals, mit neunzehn Jahren, als sie ihr Elternhaus Hals über Kopf verlassen hatte, war ihr dieser kleine Laden wie eine Zuflucht vorgekommen. Seitdem lebte sie in einem unscheinbaren Haus ein Stück die Straße hinunter, unweit des Hutladens. Sie alle hier waren eine kleine eingeschworene Gemeinschaft. Die Mitarbeiter, zusammengewürfelt aus allen Himmelsrichtungen Englands, waren fast zu einer Familie zusammengewachsen, in der Gwen sich sehr wohlfühlte. Nun, durch das Auftauchen des Mannes, sah Gwen die Gefahr, dass dieses Leben aus dem Gleichgewicht geriet. Niemand wusste, wer sie wirklich war. Keiner kannte ihren Titel. Niemand ahnte, dass Gwendolyn Beckfinch die erstgeborene Tochter des Earl of Hatfield war. Und wenn es nach ihr ging, sollte das auch so bleiben. Doch ein ungutes Gefühl sagte ihr, dass all das ab heute vorbei sein könnte, und das gefiel ihr gar nicht.

Gwen blickte auf ihre zitternden Finger und mahnte sich zur Ruhe. Noch war nichts passiert und wenn sie es geschickt anstellte, würde auch nichts geschehen. Doch sie sollte besser ihren Sinnen trauen. Wenn sie ehrlich war, machte sie sich selbst etwas vor.

2.

Blair Franklin, der 7. Duke of Rathbone, traute seinen Sinnen noch immer nicht, als er sich das Gesicht der Hutverkäuferin in Erinnerung rief. Er saß im Kaminzimmer mit einem Glas Port in der Hand, an dem er bedächtig nippte. Doch sie war es wirklich, daran gab es keinen Zweifel. Sein Körper hatte sofort auf sie reagiert, obwohl sie sich überhaupt nicht berührt hatten. Als wären sie zwei chemische Substanzen, die man in einen Glaskolben gibt, hatte es eine Reaktion gegeben, die dem Urknall nahekam. Genau wie vor drei Jahren, oder waren es bereits vier? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen, jedoch erinnerte er sich sehr klar an ihre grünen Augen, die ihn immer so intensiv angeblickt hatten, und das rabenschwarze Haar, das wie poliert glänzte. An ihren sinnlichen Erdbeermund und die feinen Züge. Was in Gottes Namen tat sie als Verkäuferin in einem Hutladen? Sie war die Tochter eines Earls und hatte es nicht nötig, einer Arbeit nachzugehen.

Gwendolyn Beckfinch war die Frau, die er vor einigen Jahren auf ihrem Debütantinnenball kennengelernt und in die er sich augenblicklich verliebt hatte. Leider war es zu einem eklatanten Zwischenfall gekommen und bevor er darauf hatte reagieren können, war sie wieder aus seinem Leben verschwunden. Doch so wie es aussah, hatte er sie wiedergefunden. Diesmal würde sie nicht so einfach verschwinden, dafür würde er schon Sorge tragen.

Ein leises Klopfen an der Tür ließ ihn aufhorchen.

»Entschuldigen Sie, Euer Gnaden. Der Viscount of Beaufort wünscht, Sie zu sprechen.« Henry, der Hausdiener, blickte ihn entschuldigend an. Blair hatte darum gebeten, nicht gestört zu werden.

»Ich weiß, es ist spät, mein lieber Rathbone«, hörte Blair von der Tür her und sah seinen Freund Keaton Macmillan den Raum betreten.

»Danke, Henry, es ist gut.«

Der Diener verließ mit einem Nicken den Raum und schloss die Tür hinter sich.

»Darf ich dir ein Glas Port einschenken?«, fragte Blair und erhob sich aus dem Sessel.

»Gern. Ich bin eigentlich vorbeigekommen, um mit dir in den Klub zu gehen, doch finde ich dich in keiner amüsanten Laune vor. Was ist geschehen?«

Blair reichte seinem Freund ein Glas und setzte sich ihm gegenüber.

Keaton Macmillan, der Viscount of Beaufort, sah seinen Freund, den er bereits seit Kindertagen kannte, aufmerksam an. »Etwas stimmt mit dir nicht und ich will wissen, was los ist.«

»Ich habe sie heute wiedergesehen.« Das war das Einzige, was Blair für den Augenblick von sich geben konnte.