Dolphin Rider - Markus Bennemann - E-Book

Dolphin Rider E-Book

Markus Bennemann

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Beschreibung

Robbys ganze Leidenschaft gilt dem Surfen, und weil er zu den besten gehört, fehlt es nie an Bewunderern. Doch was sich dann am Strand von Sylt ereignet, ist einzigartig: Ein Delfin taucht auf und genießt zusammen mit dem jungen Surfer das ungestüme Spiel der Wellen. Und mehr: Das Tier lässt zu, dass Robby auf seinem Rücken reitet - wie auf einem Surfbrett. Eine Sensation! Die Presse belagert die Insel, Wettkämpfe werden ausgetragen, Robby und Shark zu immer größerer Show angespornt. Doch sind Ruhm und Geld diesen Stress wert? Zählen Nervenkitzel und Abenteuer mehr als die Freiheit des Tieres? Nicht nur Robbys Freundin Jule sieht das ganz anders …

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Buchinfo

Robbys ganze Leidenschaft gilt dem Surfen, und weil er zu den Besten gehört, fehlt es nie an Bewunderern. Doch was sich dann am Strand von Sylt ereignet, ist einzigartig: Ein Delfin taucht auf und genießt zusammen mit dem jungen Surfer das ungestüme Spiel der Wellen.

Und mehr: Das Tier lässt zu, dass Robby auf seinem Rücken reitet – wie auf einem Surfbrett.

Eine Sensation! Die Presse belagert die Insel, Wettkämpfe werden ausgetragen, Robby und Shark zu immer größerer Show angespornt. Doch sind Ruhm und Geld diesen Stress wert?

Zählen Nervenkitzel und Abenteuer mehr als die Freiheit des Tieres? Nicht nur Robbys Freundin Jule sieht das ganz anders …

Autorenvita

Markus Bennemann, geboren 1971, hat Geschichte und Englische Literatur studiert. Er war Redakteur bei einer Tageszeitung, hat Krimis fürs Fernsehen geschrieben und arbeitet heute als Autor, Übersetzer und freier Journalist in Wiesbaden.

Ja, liebe Zuschauer, damit hätte niemand gerechnet: Robby Jensen, ein gerade mal 15-jähriger Newcomer aus dem kalten Deutschland, stiehlt allen die Show! Hier beim Billabong Pipeline Masters auf Hawaii, dem krönenden Abschluss der Saison, zeigt er der versammelten Weltelite des Wellenreitens, wo der Hammer hängt. Sehen Sie nur, wie gekonnt der junge Sylter da über die große grüne Wand aus Wasser kurvt! Kaum aus der Tube, ist er mit einem schnellen Cutback schon wieder an der Lippe, reißt die Nose herum und hängt an das perfekt ausgeführte Manöver noch einen Floater – den er steht! Absolute Balance, absolute Kontrolle über das Brett: obwohl die Welle jetzt schon vor ihm einzustürzen beginnt und er außerdem ein paar Fotografen ausweichen muss. Nun braucht er eigentlich nur noch einen halbwegs anständigen Abschluss hinzulegen, und der Sieg ist ihm sicher. Doch da, er lehnt sich zu weit in die letzte Kurve und kommt ins Schlingern! Das Brett rutscht ihm weg, er kann es nicht mehr steuern, über ihm die riesige Wand aus Wasser, unter ihm das messerscharfe Riff – und neinnn …

 

Das Tablett ging klirrend zu Boden. Eine Portion Matjes, eine Bockwurst und ein Eiskübel mit Champagner und Gläsern verteilten sich über die hölzernen Planken. Eins der in Sahnesoße eingelegten Fischfilets landete klatschend auf den teuren Lederslippern des eleganten älteren Herrn, der es eigentlich hatte essen wollen. Der Kartoffelsalat, der zu der Bockwurst gehörte, verfehlte um nur wenige Zentimeter die nackten Füße seiner Frau. Auch die anderen Gäste auf der Terrasse wichen vor den glitzernden Eiswürfeln zurück, als könnten sie sich daran verbrennen. Hättet ihr mir mal eben so viel Platz gemacht, dachte Robby betrübt – und noch bevor der Champagner schäumend in die Ritzen zwischen dem Holz eingezogen war, kam natürlich sein Chef nach draußen geschossen.

»Robby, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass das kein Surfbrett ist!«, fauchte er, während er wütend auf das gekenterte Tablett zeigte. »Surfen kannst du in deiner Pause, aber nur dann. Und damit du das endlich lernst, ziehe ich dir den Schaden diesmal vom Lohn ab.«

»Ja, Chef. Ist klar, Chef. Tut mir leid, Chef.«

Eike Sievers, der hier am Nordstrand von Kampen das beliebte Bistro Buhne 16 führte, war gebürtiger Insulaner wie Robby und für gewöhnlich eigentlich nicht so streng. Aber jetzt zum Ende der Sommerferien war in dem Laden immer noch jeden Tag die Hölle los und der auf ein gutes Saisonergebnis bedachte Bistrobetreiber entsprechend gestresst. Er schüttelte noch mal genervt den Kopf und verschwand dann wieder in dem containerartigen Flachbau, von dem die große, auf hohen Stelzen ruhende Holzterrasse der Buhne abging. Robby zuckte verlegen mit den Schultern und machte sich daran, die Schweinerei aufzuräumen, die er veranstaltet hatte.

»Lass doch, Junge«, sagte der weißhaarige alte Knabe, dem der Matjes auf den Fuß gehüpft war, aber Robby bestand darauf, seinen angefischten Slipper sorgfältig mit einer Serviette abzuwischen und dann sogar noch mit den letzten Tropfen Wasser aus dem Kübel drüberzugehen. Sein Vater hätte es wahrscheinlich gar nicht lustig gefunden, wenn er gesehen hätte, wie er den »Schickimickis« hier die Schuhe putzt. Doch Robby hatte die zwei tiefbraunen Alten mit ihren lässigen Sonnenbrillen schon öfter bedient und wusste, dass sie nett waren. Außerdem hatten sie ihm vor zwei Tagen zehn Euro Trinkgeld gegeben, und wenn es momentan einen Weg gab, ganz dicke Sympathiepunkte bei ihm zu sammeln, dann diesen.

Auch dass er sich vor den anderen Gästen mal wieder blamiert hatte, machte Robby nicht viel aus – bis ihm jemand den abgebrochenen Stiel eines Sektkelchs hinhielt. Als er den Kopf hob, blickte er mitten in ein leicht spitznäsiges Gesicht mit großen braunen Augen und strahlend weißem Lächeln, das er in den letzten Tagen bestimmt schon hundertmal heimlich aus der Ferne angesehen hatte.

»Hier, das lag noch dahinten.«

Das hübsche zierliche Mädchen, das inzwischen ebenfalls schon fast die Farbe einer Kaffeebohne angenommen hatte, war Anfang der Woche wie aus dem Nichts morgens am Strand aufgetaucht. Jeden Tag saß es bereits vor Robbys Dienstantritt mit einem Buch im Strandkorb und wackelte mit seinen dann noch in dicke geringelte Socken eingepackten Zehen. Aus der Nähe war es noch viel hübscher als von weit weg, sodass Robby ums Verrecken nichts einfallen wollte, was er auf die nette Geste antworten könnte.

»Komm, Jule, da vorn ist noch ein Platz frei«, sagte dafür Cornelius Wettering, der zu Robbys Verdruss die fremde Schöne seit ein paar Tagen belagerte. Er und sein Kumpel Enno Brumsen hatten den größten Teil der Sommerferien bei Cornelius’ Tante in L. A. verbracht und verwendeten jetzt die letzte Woche ihrer freien Zeit darauf, sich vor aller Welt damit zu brüsten. »Und du, Kleiner, bring uns zwei Bier und eine Coke«, fügte Cornelius herablassend hinzu, obwohl er gerade mal ein Jahr älter war als Robby und mit ihm sogar in dieselbe Klasse ging.

Blöder Angeber, dachte Robby und dann, jetzt plötzlich doch mächtig angeätzt von seinem Wipeout, ausgerechnet! So versuchte er erst gar nicht, noch mal ein Lächeln bei der Schönen zu landen, während Cornelius einmal mehr über all die Stars und Sternchen schwadronierte, die ihm angeblich über den Weg gelaufen waren, und trug mit grimmiger Miene sein Tablett von einem Tisch zum anderen.

Erst als es allmählich drei wurde und die meisten Gäste sich mit vollgeschlagenen Bäuchen in ihre Strandkörbe zurückgezogen hatten, besserte sich Robbys Laune wieder. Ein ganz passabler Swell war schon den ganzen Morgen reingekommen. Doch jetzt drehte wie durch ein Wunder der Wind, der sonst eigentlich immer nur vom Meer her wehte, und blähte die in der Sonne funkelnden Wogen auf, als seien sie aus Seide. Statt der salzigen Seebrise lag plötzlich der würzige Duft der Dünen über der Terrasse und die blauen Fahnen am Geländer zeigten geradewegs Richtung Brandung, von wo sanft und regelmäßig das Zischen der Schaumkronen zu hören war wie ein lockendes Flüstern. Robby hatte ein Gefühl im Bauch, als veranstaltete dort ein ganzes Geschwader Schmetterlinge seinen Kunstflugtag.

»Eigentlich sollte ich dir die Pause streichen, zur Bestrafung. Du bist ja schon wieder nicht richtig bei der Sache.«

Den Kopf Richtung Meer verdreht, trug Robby gerade Geschirr herein, als plötzlich erneut der Chef vor ihm stand. Seine Miene war so finster, dass Robby einen schrecklichen Moment lang fürchtete, er könnte seine Drohung ernst meinen. Doch dann schüttelte der gestresste Mittvierziger, der in ruhigeren Zeiten selbst gern mal aufs Brett stieg, nur lächelnd den Kopf und schickte ihn mit einer knappen Bewegung seines stoppeligen Kinns davon.

»Na los, geh schon. Den Rest können auch die anderen reinholen.«

Robby war jetzt so voller Vorfreude, dass er Angst hatte zu platzen. Trotzdem nahm er sich die Zeit, im hinteren Teil der Terrasse aufs Geländer zu steigen und ein Stück den langen Weg hinaufzublicken, der durch die Dünen führte – man konnte schließlich nie wissen. Dann rannte er die Treppe hinab, wo unter der großen Holzplattform die Surfboards gelagert wurden, zog sich rasch einen Neoprenanzug an, griff sich ein altes Longboard und eilte damit ins Meer.

Vorn im Weißwasser übte Hubi, der offizielle Surflehrer der Buhne, mit ein paar Anfängern. Robby warf sich aus vollem Lauf auf sein Board und hoffte, so schnell an der Gruppe vorbeipaddeln zu können, dass der kurz geschorene Muskelprotz ihn nicht bemerkte. Doch Hubi musste natürlich genau im falschen Moment eins der riesigen weißen Styroporbretter wieder einfangen, das von unter den Füßen eines Schülers Richtung Strand schoss.

»Robby!«, rief er entrüstet, als er ihn etwas weiter rechts durch die Brandung pflügen sah. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht direkt hier rausgehen!«

»Ja, aber ich hab nur eine halbe Stunde!«, rief Robby zurück, ohne mit den raschen Zügen seiner Arme innezuhalten. »Da lohnt es sich nicht, bis zum nächsten Break zu laufen!«

Außerdem lässt hier irgendeine neu angeschwemmte Sandbank die Wellen viel sauberer brechen, dachte Robby, während der Surflehrer ihm zornige Blicke hinterherschickte. Aber das würdest du ja nicht mal sehen, wenn ich’s dir aufmale.

Er hatte nichts gegen Hubi, schon weil er ihn die Boards der Schule mitbenutzen ließ, aber ein bisschen zu sehr auf seinen Ruf bedacht war ihm der hauptberufliche Snowboardlehrer doch manchmal. Vor jeder Stunde zeigte er seinen Schülern ausführlich, wie gut er selbst wellenreiten konnte; im Winter zog er auf den schneebedeckten Hängen der Alpen wahrscheinlich eine ähnliche Show ab. Gleich am Anfang von Robbys Zeit hier hatten die in Wetsuits und Plastikhelmen gekleideten Landratten aber plötzlich nicht mehr ihrem tollen Lehrer zugeschaut, sondern mit begeisterten Rufen weiter hinaus aufs Meer gezeigt, wo Robby gerade eine seiner ersten kleinen Pausensessions abhielt. Danach hatte ihn der jedes Jahr aus dem fernen München anreisende Surfcoach aufgefordert, gefälligst nicht mehr »seinen Unterricht zu stören«.

Ernsthaft verscherzen durfte Robby es sich jedoch nicht mit Hubi, sonst würde der ihm am Ende noch seine Brettmitbenutzungsrechte entziehen. Wie an der Schnur gezogen verwandelten sich die Wellen etwa hundert Meter vom Strand entfernt in Schaum, nicht viel mehr als hüfthoch und geradezu gemacht für alle möglichen Manöver. Doch um des lieben Friedens willen würde Robby sich zurückhalten und sie nur ganz gemütlich abreiten – als sei er selbst kaum weiter als die Gruppe wackliger Anfänger, die sich hinter ihm in unmittelbarer Nähe des Ufers tummelte.

Er war noch nicht richtig draußen, da rollte bereits der erste vom Wind aufgebauschte Wellenkamm auf ihn zu und sog ihn ein wie ein aufrecht übers Meer gleitender Strudel. Robby klemmte das Brett quer unter die sich wölbende Lippe, lehnte sich leicht nach vorn – und schon war er auf den Füßen und schoss seitlich den sich aufbäumenden grünen Buckel entlang.

Keine Worte mehr haben, stoked sein: So wurde das Gefühl in der Szene genannt. Obwohl Robby nun wirklich nicht gerade selten surfte, stellte es sich bei ihm immer noch jedes Mal ein, wenn er eine Welle nahm. Wie eine Einladung zu der besten Party, die man sich vorstellen konnte, zog sich die glitzernde, gleitende Wand vor ihm hin. Sanft rollte sie Richtung Strand, während er selbst in gemächlichen Schwüngen darauf entlangkurvte, von ihrer lebendigen Kraft getragen, ein Geschenk aus den Weiten des Ozeans. Die Schmetterlinge in seinem Bauch, die eben schon vor Aufregung bis in seinen Brustkorb hinaufgeflattert waren, schienen dort jetzt zu explodieren wie tausend kleine Feuerwerksraketen.

Vor lauter Begeisterung fing er schließlich an, seine guten Vorsätze zu vergessen. Nachdem er zweimal wieder rausgepaddelt war, zog er schon auf der dritten Welle das Board plötzlich nach hinten, bis in den schäumenden Rachen der Woge hinein, und nahm dann mit einer weiteren scharfen Wende wieder davor Reißaus. Auf der vierten Welle holte er von unten Schwung und wendete das lange Brett auf dem Kamm wie ein Skateboardfahrer in der Halfpipe. Auf der fünften machte er das gleiche Manöver gegen die Fahrtrichtung. Und auf der sechsten schließlich schob er das Longboard bereits der Welle bis zum Anschlag unter den Scheitel und stellte sich vorn auf die dahinsausende Spitze wie eine im Fahrtwind grinsende Kühlerfigur.

Er wusste, dass er mit dem Feuer spielte. Doch Sonne, Salz, das wie von selbst übers Wasser gleitende Fiberglas – es machte einfach zu viel Spaß. Erst zum Ende hin wurde er aus seiner Trance gerissen, als er in einer Welle kurz einen großen Schatten zu sehen glaubte, der quer durch die grüne Wand schwebte wie ein ausgleitender Torpedo. Aber seltsame Schatten sah man draußen auf dem Meer öfter mal, bei all dem Licht und den in tausend Fetzen vorbeiziehenden Wolken. Außerdem war seine Zeit sowieso um, die nächste Welle musste er bis zum Strand reinreiten, und so machte er sich über die Sache keine weiteren Gedanken.

Während er glücklich und ausgepowert die letzten Meter auf dem Bauch durchs Weißwasser glitt, wurde ihm jedoch klar, worüber er sich mehr Gedanken hätte machen sollen. Hubi zog ein Gesicht, als hätte Robby eben mit seinem kleinen Auftritt auf magische Weise dafür gesorgt, dass auf dem Oktoberfest kein Bier mehr ausgeschenkt wurde.

»Robby, komm doch mal kurz hier rüber!«, rief der Bayer in strengem Ton, während er seinen Schülern half, ihre gewaltigen Styroportanker an Land zu ziehen. »Ich muss mit dir reden.«

»Keine Zeit, Hubi, der Dienst ruft!«, gab Robby zurück. »Du weißt doch, dass der Chef es nicht mag, wenn man zu spät kommt.«

Rasch hob er sein eigenes Brett aus dem Wasser, das ebenfalls ziemlich groß war, und wollte damit das Weite suchen. Da rannte er jedoch beinah in das hübsche Mädchen mit den braunen Augen hinein, das vorhin mit Cornelius auf der Terrasse gesessen hatte. Jetzt war sie allein und strahlte ihn wieder mit einem Lächeln an, dass ihm auf der Stelle der Rest seiner eh schon knappen Luft wegblieb. Ihre Haare waren genauso braun wie ihre Haut, hatten aber überall vom Salzwasser ausgebleichte Strähnchen, die golden in der Sonne glänzten.

»Hi, ich bin Jule«, sagte sie und streckte die Hand aus, wodurch Robby gezwungen war, das große Brett in den Sand zu legen. »Ich habe dir beim Surfen zugesehen. Du kannst das ja echt super.«

Robby drehte sich schnell nach Hubi um, der jedoch zum Glück immer noch mit dem Anlanden der Übungsbretter beschäftigt war.

»Na ja, ich komm zurecht«, antwortete er. »Mein Vater war mal Windsurfprofi, und Wellenreiten kann er auch ziemlich gut. Er hat’s mir schon ganz früh beigebracht.«

Gab er gerade an? Versuchte er, sich aufzuspielen? Robby hatte von der ganzen Zeit auf dem Wasser sowieso eine ziemlich heiße Birne, aber jetzt schien sich seine Gesichtstemperatur schlagartig noch mal um zwei Grad zu erhöhen. Wenn er wirklich unwillkürlich versucht hatte, sich ein bisschen vor ihr aufzuplustern, so schien sich Jule daran allerdings nicht zu stören.

Knapp oberhalb ihres mit bunten Blumen bedruckten Bikinihöschens stemmte sie eine Hand in die Hüfte. Mit der anderen zeigte sie auf das verbeulte alte Surfbrett, das neben ihm auf dem Boden lag. »Ich würde das auch gern können«, sagte sie und lächelte wieder, wobei sich ihr spitzes Näschen lustig kräuselte. »Kannst du mir Unterricht geben?«

Robby zuckte zusammen und sah sich erneut ängstlich nach Hubi um – der bei dem Wort »Unterricht« auch tatsächlich sofort die Ohren zu spitzen schien. Demonstrativ schüttelte Robby den Kopf. »Ich? Unterricht? Nein!«, erwiderte er laut. »Das geht leider nicht! Dafür bin ich noch zu jung!«

Jule runzelte die Stirn. »Zu jung? Aber du surfst doch besser als jeder andere hier am Strand. Sogar noch besser als der Lehrer da, das sieht ja selbst ein Blinder.«

»Psst, bitte sag das nicht so laut.«

Wie nach jeder Stunde wurde Hubi zum Glück von seinen Landratten belagert, die ihm begeistert von den tollen Manövern berichteten, die sie vorn in den knöchelhohen Miniwellen hingelegt hatten. Diesmal folgte Jule Robbys besorgtem Blick und legte verwirrt den Kopf schief.

»Was? Wieso soll ich leise sein?«, fragte sie. »Habt ihr da irgend so ein komisches männliches Konkurrenzding laufen, oder wie?«

»Ja, so ähnlich. Das ist etwas kompliziert …«

Jule lächelte zwar immer noch, schaute ihn aber auch ein bisschen an, als sei er ein schräger Vogel. Wenn er es sich nicht gleich von Anfang an mit ihr verscherzen wollte, musste er sich was einfallen lassen.

»Also, wenn es so kompliziert ist, dann …«

Schon schien ein Schatten über ihr Gesicht zu fallen, und sie zuckte enttäuscht mit den Schultern. Robby gab sich einen Ruck, beugte sich nach vorn und flüsterte schnell und eindringlich auf sie ein.

»Also pass auf, wir machen es so …«

»Okay, schade!«, schrie die zierliche Schönheit anschließend förmlich in Hubis Richtung, während sie mit fröhlicher Miene zurück zu ihrem Strandkorb stapfte. »Dann gehe ich eben zu dem normalen Surflehrer!«

Robby trug sein Board zurück zum Bistro und schaffte es dabei ebenfalls nicht, das Grinsen aus seinem Gesicht zu kriegen. Seine halbe Stunde Pause, der Höhepunkt des Tages, war ja jetzt eigentlich vorbei. Trotzdem flatterte es in seinem Bauch, als wollten die Schmetterlinge dort eine Sonderschicht einlegen. War er immer noch stoked vom Surfen? Oder hatte das diesmal andere Gründe?