Doppeltes Glück in deinen Armen - Michelle Smart - E-Book

Doppeltes Glück in deinen Armen E-Book

Michelle Smart

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Beschreibung

Der spanische Hotelmagnat Diaz Martinez will nur eins von seiner englischen Noch-Ehefrau Rose: dass sie endlich die Scheidungspapiere unterzeichnet! Doch bei einem unverhofften Wiedersehen überrascht Rose ihn mit einem schockierenden Geständnis. Ihre letzte Liebesnacht blieb nicht ohne Folgen, Rose trägt Zwillinge unter dem Herzen. Was jetzt? Spontan verlangt Diaz, dass Rose mit ihm nach Spanien geht. Natürlich nur, damit seine Kinder nicht ohne Vater aufwachsen müssen. Nicht, weil er Rose gegen jede Vernunft sofort wieder heiß begehrt …

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Seitenzahl: 205

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Michelle Smart

Doppeltes Glück in deinen Armen

IMPRESSUM

JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/82 651-370 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© Deutsche Erstausgabe 2025 in der Reihe JULIA, Band 2704by Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg Übersetzung: Anke Brockmeyer

© 2025 by Michelle Smart Originaltitel: „Spaniard’s Shock Heirs” erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London in der Reihe: MODERN ROMANCE Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Abbildungen: Harlequin Books S. A., VitalyEdush / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

Veröffentlicht im ePub Format in 06/2025 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751534864

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Jegliche nicht autorisierte Verwendung dieser Publikation zum Training generativer Technologien der künstlichen Intelligenz (KI) ist ausdrücklich verboten. Die Rechte des Autors und des Verlags bleiben davon unberührt. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Diaz Martinez durchschritt die Lobby seines Hotels in Mayfair und ging die breite Treppe zum Restaurant hinunter. Zufrieden stellte er fest, dass jeder Tisch besetzt war. Das Gemurmel der Gäste übertönte kaum die sorgfältig ausgewählte Hintergrundmusik. Einige Gäste machten Fotos von ihrem Essen. Ihre Mienen verrieten, dass sie das Dinner in den sozialen Medien positiv bewerten würden. Und genau so sollte es sein.

In der Küche herrschte geordnetes Chaos. Küchenchef Tom Carlow bemerkte Diaz’ Eintreten, hatte aber nur Zeit für ein kurzes Nicken.

Als Diaz das heruntergekommene Hotel vor zwei Jahren gekauft hatte, war ihm bewusst gewesen, dass er Zeit und Geld investieren musste, um den Standard an seine anderen Hotels anzupassen. Die Vorbesitzer hatten es gegen die Wand gefahren. Die Gäste waren ausgeblieben – kein Wunder bei den hohen Preisen, die trotz des schlechten Service und der abgewohnten Zimmer aufgerufen wurden. Das Hotel war zum Gespött der Stadt geworden.

Inzwischen spottete niemand mehr. Diaz hatte das Haus von Grund auf renovieren und es schließlich mit hochwertigen Möbeln und geschmackvollen Details ausstatten lassen. Die Wiedereröffnung mit handverlesenen Gästen verbuchte er als spektakulären Erfolg. Sternekoch Tom Carlow als Chef für das Restaurant zu gewinnen, war das i-Tüpfelchen. Inzwischen hatte Diaz das Geld, das er in das Hotel investiert hatte, zehnfach wieder herausbekommen.

Zurück in der Lobby, nahm Diaz auf der Treppe zum ersten Stock zwei Stufen auf einmal. Er ging an den Türstehern vorbei in die wahre Gelddruckerei des Hotels: das Casino.

Es war noch nicht einmal neun Uhr an diesem Samstagabend, und die Atmosphäre bereits aufgeladen. Im Gegensatz zum Restaurant, wo die Musik das Dinner der Gäste unaufdringlich begleitete, war der Rhythmus hier schneller, die Lautstärke höher. Diaz wusste: In ein paar Stunden würden sich die Gäste um die Spieltische drängen, und das bis in die frühen Morgenstunden.

Zufrieden, dass der Standard trotz seiner Abwesenheit gehalten worden war, durchschritt er das Casino und verschaffte sich per Fingerabdruck und Geheimcode Zutritt zu den hinteren Räumen.

Das Zentrum, wie das Herzstück des Casinos schlicht bei allen Mitarbeitern hieß. Konzentriert blickten mehrere Wachleute auf die vielen Monitore, die das Casino aus verschiedenen Perspektiven zeigten. Obwohl jeder – von den Gästen bis zu den Croupiers – von den Überwachungskameras wusste, war niemandem klar, wie lückenlos diese Kontrolle war.

„Hat es schon angefangen?“, erkundigte sich Diaz und nahm in seinem üblichen Sessel Platz.

„Vor acht Minuten“, gab Jorge, der Chef des Sicherheitsdienstes, zurück, ohne die Bildschirme auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

Einmal im Monat veranstaltete Diaz eine private Poker-Runde. Die Tickets waren heiß begehrt und in kürzester Zeit ausverkauft. Das vorherige Duell war in Madrid gewesen, nächsten Monat würde eines in Paris stattfinden. Die Hürde für ein Ticket war hoch: Die Interessenten mussten sich darum bewerben und – um überhaupt in die Auswahl zu kommen – zehn Millionen Euro als Pfand auf einem Konto hinterlegen. Wer ein Ticket ergattert hatte, brachte diese zehn Millionen Euro in bar mit. Es gab sechzehn Spieler. Der Gewinner bekam den gesamten Einsatz. Hundertsechzig Millionen Euro. Zehn Prozent davon bekam das Casino, also Diaz, als Gebühr.

Diaz stellte immer sicher, dass er an diesen Abenden vor Ort war. Nicht, um selbst zu spielen – seiner Meinung nach beteiligten sich nur Narren am Glücksspiel –, sondern um die Kontrolle zu behalten. Bei einem derart hohen Einsatz konnte alles passieren.

Er starrte auf die Monitore, die den privaten Bereich zeigten. Chyna, an diesem Abend die Gastgeberin, begrüßte gerade die ausgewählten Narren des heutigen Pokerevents.

„Die üblichen Verdächtigen?“

„Überwiegend. Ein paar neue Gesichter sind dabei.“

Diaz nickte zustimmend. Frisches Blut war immer willkommen.

Um sich überhaupt zu bewerben, mussten die Interessenten erst einmal wissen, dass dieses Event existierte. Und das traf nur auf wenige ausgewählte Menschen zu. Wer einen Platz erobert hatte, wollte nicht das Risiko eingehen, ihn sich von einem Mitwisser streitig machen zu lassen. Es war Jorges Aufgabe, die Bewerber zu überprüfen und die Tickets zu vergeben.

„Kaffee?“

„Por favor“, sagte Jorge, ohne aufzuschauen.

Im Zentrum waren drei Kaffeemaschinen an strategisch günstigen Stellen aufgebaut. Da die Arbeit hier zu wichtig war, um die Mitarbeiter mit trivialen Aufgaben abzulenken, bereitete Diaz den Kaffee selbst zu und stellte auch Jorge eine Tasse hin. Dabei blickte er seinem Sicherheitsmann über die Schulter, um den Ablauf des Abends zu verfolgen.

Die Spieler hatten inzwischen ihre Plätze eingenommen. Zwei Tische. Acht Spieler pro Tisch. Die vier besten an jedem Tisch erreichten das Finale.

Plötzlich durchfuhr ihn ein Stromstoß. Er sah genauer hin, dann schenkte er einem anderen Monitor seine Aufmerksamkeit und betrachtete Spieler sieben und acht.

Er fluchte.

Aus den Augenwinkeln sah Jorge ihn an. „Was ist?“

„Spieler Nummer fünfzehn.“

„Miss Gregory? Was ist mit ihr?“

Sein Mund war auf einmal wie ausgetrocknet. „Was zum Teufel macht sie hier?“

„Sie hat alle Sicherheitsüberprüfungen bestanden. Kennen Sie die Dame?“

Als hätte sie gespürt, dass sie gerade in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten war, blickte besagte Dame in diesem Augenblick in die Kamera.

Diaz’ Herz machte einen Satz.

Er lachte grimmig. „Das ist meine Ehefrau.“

Er hatte sie entdeckt. Sie konnte förmlich spüren, wie ihre Haut unter seinem Blick prickelte. So war es schon immer gewesen – ein Gefühl, das mit nichts auf der Welt zu vergleichen war.

Rose war vierzehn gewesen, als sie es zum ersten Mal gespürt hatte. Sie hatte sich am Rand des Gartens unter einem Kirschbaum versteckt, Kopfhörer in den Ohren, um mit der Musik die Geräusche … Schreie … in ihrem Kopf zu übertönen und die Angst zu unterdrücken, die sie so fest im Griff hatte. Trotz ihres jungen Alters wusste sie, dass sie nicht zusammenbrechen durfte. Ihre Mutter brauchte sie.

Sie spürte Diaz’ Gegenwart, bevor sie ihn sah. Als hätte sie eine feine Antenne, die nur auf ihn reagierte. Hastig nahm sie die Kopfhörer aus den Ohren.

Ein gutes Stück vor dem Baum blieb er stehen, die Hände tief in die Taschen seiner Shorts gesteckt. Er trug ein schwarzes T-Shirt, das mit dem Titel eines Albums von irgendeiner Punkband bedruckt war. „Das mit deiner Mutter tut mir leid“, sagte er steif.

Am liebsten hätte sie ihr Handy nach ihm geworfen. „Hat deine Großmutter dir aufgetragen, das zu sagen?“

„Ich hätte es auch freiwillig getan.“

„Gut, nun hast du es gesagt. Du kannst also wieder gehen.“

Er kam ihrer Bitte nach, drehte sich aber noch einmal um. „Wie geht es dir?“, erkundigte er sich nach kurzem Zögern.

Statt einer Antwort sah sie ihn nur trotzig an und steckte die Kopfhörer wieder in die Ohren. Sie würde Diaz Martinez niemals die Genugtuung gönnen, sie weinen zu sehen. Wenn sie auch nur einmal Schwäche zeigte, würde er das bei nächster Gelegenheit gegen sie verwenden.

Es war derselbe Trotz, mit dem sie heute, elf Jahre später, in die Linse der Überwachungskamera blickte. Und auch die Motivation war noch die gleiche – sie musste stark sein für das, was noch folgen mochte. Wie sehr ihre Haut prickelte, war da nebensächlich.

Die erste Runde war ausgegeben worden. Sie betrachtete die Karten in ihrer Hand und jene auf dem Tisch. Vermutlich hatte sie das schlechteste Blatt, das jemals bei einem Pokerspiel verteilt worden war. Kurzentschlossen schob sie ihre gesamten Chips in die Mitte. „Ich setze alles.“

Die anderen Spieler hielten die Luft an.

Nur einer, ein Amerikaner, bot mit. Er hatte ein Full House.

Innerhalb von wenigen Minuten war Rose um zehn Millionen Euro ärmer. Mit einem würdevollen Lächeln erhob sie sich genau in dem Moment, als sich die Tür öffnete. Das Timing passte perfekt.

Hoch erhobenen Kopfes ging sie an den Mitspielern vorbei, die sie ungläubig anstarrten, und steuerte direkt auf ihren Ehemann zu.

Der schlaksige Neunzehnjährige, der nie ein nettes Wort für sie übriggehabt hatte, war im Laufe der Jahre zu einem athletischen, muskulösen Mann herangereift. Sein dunkles Haar war längst nicht mehr im lässigen Surferstil gestylt, sondern perfekt geschnitten.

Der Blick aus seinen grünen Augen, in denen früher unverhohlener Abscheu gestanden hatte, ruhte kurz auf ihr, ehe er zur Seite trat und ihr Platz machte.

Ohne ein Wort zu wechseln oder sich auch nur anzusehen, durchquerten sie gemeinsam das Casino. Es überraschte sie nicht, dass er sie in den Bürotrakt führte, statt sie mit in seine private Suite zu nehmen.

„Buchhaltung“ stand an der Tür, die er nun öffnete. Die Luft in dem Büro war abgestanden. Sie war sicher, dass er mit voller Absicht ausgerechnet diesen Raum ausgewählt hatte.

Er lehnte sich gegen einen der Schreibtische und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe ja schon einiges erlebt – aber einfach so zehn Millionen Euro zu verspielen, nur um meine Aufmerksamkeit zu erlangen, ist selbst mir neu.“

Der Schmerz angesichts seines vollkommen unbeteiligt klingenden Tonfalls kam völlig unvermittelt und durchfuhr sie wie ein Dolchstoß.

„Irgendwie musste ich dich ja auf mich aufmerksam machen“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich meine – du hast meine Telefonnummer blockiert.“ Ohne Erklärung war er verschwunden. Als sie morgens aufwachte, hatte sie nur noch eine Notiz von ihm vorgefunden.

Meine Anwälte melden sich wegen der Scheidung bei dir.

Das war alles gewesen.

Von Diaz hatte sie seither nichts mehr gesehen oder gehört.

Die Nachricht hatte sich tief in ihrem Gedächtnis festgesetzt. Sie hatte die Worte so häufig gelesen, dass sich jeder einzelne Buchstabe in ihre Netzhaut und ihr gebrochenes Herzen eingebrannt hatte.

„Wir können gern alles andere den Anwälten überlassen“, sagte sie. „Aber diese eine Sache musst du von mir erfahren. Nicht, dass ich denke, du wärst es wert. Aber ich bin nicht der rachsüchtige Narzisst in dieser lächerlichen Ehe. Und zufällig wusste ich, dass du heute Abend hier sein würdest. Also habe ich mich mit meinem Mädchennamen angemeldet, um die Überraschung nicht zu verderben.“

Seine festen, sinnlichen Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln. Eine Miene, die sie schon allzu häufig gesehen hatte. „Spuck es schon aus.“

„Fällt dir irgendetwas an mir auf?“

„Ich habe keine Zeit für Spielchen, Rose.“

„Ich auch nicht. Also – warum siehst du mich nicht ein bisschen genauer an und kommst von selbst darauf?“ Es sollte nicht so wehtun, dass er sich weigerte, sie anzusehen. Sie hätte damit rechnen müssen – sie hatte damit gerechnet.

Diaz hasste sie. Es war die gemeinsame Trauer gewesen, die sie an jenem Abend zusammengeführt hatte, nicht mehr. Und während sie danach in seinen Armen eingeschlafen war und geglaubt hatte, ihre Welt habe endlich wieder in die richtigen Bahnen zurückgefunden, hatte er die Nacht mit ihr offensichtlich bereut. Leise hatte er sich von ihr gelöst, die Nachricht geschrieben und war dann aus ihrem Leben verschwunden.

Als sie aufwachte und sich zu der Seite umwandte, auf der sie ihn vermutete, hatte sie auf dem Kopfkissen nur noch diese Notiz gefunden.

Diese Nacht hatte ihr alles bedeutet – und ihm nichts. Nie, niemals wieder würde sie sich den Fehler erlauben, in dieser Beziehung irgendwelche Gefühle aufkommen zu lassen.

Mit grimmiger Miene musterte Diaz das Gesicht, das er zum letzten Mal vor vier Monaten betrachtet hatte. Schlafend, auf ein weiches Daunenkissen gebettet.

Sie sah genauso aus wie an jenem Abend. Ihre blauen Augen dramatisch umrahmt von Eyeliner und Mascara. Die Nase ein bisschen zu lang. Der breite Mund, die hohen Wangenknochen. Das lange Haar noch immer in diesem dunklen Blond. Eine hinreißende Schönheit, die ihn gleichzeitig fasziniert und abgestoßen hatte.

Er zuckte die Schultern. „Und? Was sollte ich sehen?“

Mit dem Zeigefinger deutete sie nach unten.

Seine Kehle war wie zugeschnürt, als er ihrem Blick folgte. Der schlanke Hals, die schmalen Schultern, die wohlgeformten Brüste. Alles umschmeichelt von weicher, glänzender Seide. Das schwarze, langärmelige Kleid war weit geschnitten und umspielte ihre schmalen Hüften und ihren flachen Bauch …

Sein Herz setzte kurz aus.

Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, der keineswegs mehr flach war.

Ungläubig schüttelte er den Kopf und hob den Blick.

Sie nickte.

Fassungslos sah er sie an.

Wieder nickte sie und hob die schmalen Schultern. Dann atmete sie tief durch. „Ich bin schwanger.“

In Diaz’ Kopf schrillten die Alarmglocken. Halt suchend griff er nach der Tischkante und klammerte sich daran fest. „Wie …?“

Bitter lachte sie auf. „Was glaubst du, wie so etwas passiert?“

„Aber … wir …“

„Nein, haben wir nicht.“

In seinem Kopf blitzte ein Bild auf. Rose, die unter ihm lag. Ihre hohen Wangenknochen schimmerten rosig. In ihren blauen Augen lag dieselbe Lust, die auch ihn erfasst hatte.

Die Alarmglocken in seinem Kopf wurden noch lauter.

Er versuchte zu atmen. Vernünftig nachzudenken. Gedanken an jene Nacht zuzulassen, an die er sich bisher keine Erinnerung erlaubt, sie tief in seinem Inneren verschlossen hatte.

An jenem Morgen hatte er beim Aufwachen gespürt, wie Rose sich an ihn geschmiegt hatte. Beklommen erinnerte er sich, wie ihn die Emotionen mitgerissen hatten. So viele Gefühle, die sich Bahn gebrochen hatten … Und noch ehe er die Augen geöffnet hatte, war ihm klar gewesen, den größten Fehler seines Lebens gemacht zu haben. Diese Frau war sein Untergang.

Und es war die schwerste Aufgabe seines Lebens, sich nicht täglich an diesen Fehler zu erinnern.

Er hielt ihrem herausfordernden Blick stand. „Woher soll ich wissen, dass es von mir ist?“

Sie war in den vergangenen Monaten noch schöner geworden. Doch ihr hübsches Gesicht erstarrte in diesem Moment. Zum ersten Mal erkannte er, wie verletzt sie war.

„Wie kannst du es wagen, diese Frage zu stellen?“

Er fühlte sich elend und versuchte immer noch zu realisieren, was sie ihm gesagt hatte.

„Oh, und nur, damit du noch mehr Grund zur Freude hast: Es werden Zwillinge“, fügte sie voll bitterer Ironie hinzu.

Ihm wurde übel. Er zwang sich, tief durchzuatmen. „Zwillinge?“

„Du machst eben keine halben Sachen, nicht wahr?“

Diese Art von Humor war typisch Rose. In all den Jahren, seit er sie kannte, hatte er sie nur dreimal ohne ihre Schutzmauer erlebt, die sie um sich errichtet hatte. Das letzte Mal vor vier Monaten, als auch er alle Vorsicht beiseitegeschoben hatte.

Und jetzt erwartete sie ein Kind von ihm. Nein, gleich zwei Kinder.

Oder erlaubte sie sich nur einen Scherz? Rächte sie sich auf diese Art dafür, dass er sie ohne ein Wort verlassen hatte?

Nein, das war nicht ihre Art. Rose würde nicht so tief fallen, ihm eine Schwangerschaft vorzutäuschen. Dieser Bauch, der sich leicht unter ihrem Kleid abzeichnete …

Er wurde Vater. Vater von Zwillingen. Und Rose wurde Mutter. Dabei zählte er die Tage, bis sie sich endlich scheiden lassen konnten.

„Ich brauche einen Drink“, murmelte er und rieb sich den Nacken.

Das war zu viel.

Er hatte angenommen, sich endlich aus Roses Bann gelöst zu haben, endlich ein Leben führen zu können, in dem er nie wieder ihren Namen hören musste. Nie wieder dieselbe Luft zu atmen wie sie.

Sie lachte auf. „Trink einen für mich mit. Glaub mir, ich habe in den vergangenen Monaten manches Mal das Bedürfnis gehabt, alles im Alkohol zu ertränken. Aber das hätten mir diese kleinen Wesen übel genommen …“

Entgeistert sah er sie an. „Wie kannst du so ruhig sein?“

Während er das Gefühl hatte, ihm würde der Boden unter den Füßen weggezogen. Nein, falsch. Als würde sich die ganze Welt unter seinen Füßen auflösen.

Dios, Rose war schwanger mit seinen Kindern.

„Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich ruhig war, als ich das Testergebnis bekam“, gab sie achselzuckend zu. „Und als dann zwei Herzen auf dem Monitor auftauchten …“ Kopfschüttelnd lachte sie. „Das war ein bisschen furchteinflößend. Aber es ist, wie es ist. Und ich muss das Beste daraus machen.“

„Hast du nicht in Erwägung gezogen …“ Er mochte es nicht aussprechen.

Erschrocken sah sie ihn an und legte die Hand schützend auf ihren Bauch. „Abzutreiben? Auf keinen Fall. Wage es nicht, mir das vorzuschlagen.“

„Natürlich nicht“, versicherte er rau.

„Gut.“ Sie lächelte bemüht und schob den Riemen ihrer Handtasche über die Schulter. „Ich sollte besser gehen.“

„Gehen?“, wiederholte er verständnislos.

„Ich denke, du musst diese Hiobsbotschaft erst mal verdauen. Melde dich, wenn du den Schock überwunden hast und wir in Ruhe reden können. Und mach dir keine Sorgen – die Schwangerschaft ändert nichts zwischen dir und mir.“

Diaz blieb zurück und sah ihr nach wie jemand, dessen Leben plötzlich in Schutt und Asche lag.

Sobald die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, lehnte sie sich dagegen und drückte die Knie durch, um nicht zu Boden zu sinken. Sie zitterte am ganzen Körper.

Es war einfacher gewesen, als sie erwartet hatte, und gleichzeitig viel schwieriger.

Einfacher, weil Diaz zu schockiert gewesen war, um sie mit wüsten Beschimpfungen und Hasstiraden zu überhäufen. Schwieriger, weil es nichts genützt hatte, sich gegen ihn und ihre Gefühle für ihn zu wappnen. Er ging ihr noch immer unter die Haut.

Aber das war die Geschichte ihres Lebens – schon immer hatte Diaz es geschafft, sie in ein Gefühlschaos zu stürzen, selbst wenn nur jemand seinen Namen erwähnte. Es machte sie fertig, dass sie den Schmerz, von dem sie geglaubt hatte, ihn hinter sich gelassen zu haben, sofort wieder mit voller Wucht spürte. Wie Puzzleteile kamen einzelne Fragmente ihrer Erinnerung an jene gemeinsame Nacht zurück und ergaben ein unscharfes Bild. Sie durfte nicht riskieren, sich dieser Erinnerung auszuliefern. Sie musste sie unbedingt ausblenden.

Nur raus hier, sagte sie sich. Es war zu gefährlich, noch länger an der Tür zu lehnen, die Diaz jederzeit öffnen könnte. Auch wenn sie gerade eine Granate in sein Leben geworfen hatte, war Diaz nicht der Typ Mann, der lange in Schockstarre verharrte. Wenn er mit ihr reden wollte – und dieser Moment würde kommen –, wäre es am besten, in Devon zu sein, in ihrer vertrauten Umgebung. Sie konnte jeden winzigen Vorteil gebrauchen, der möglich war.

Also riss sie sich zusammen und steuerte auf den Ausgang des Casinos zu. Während sie die Treppe hinunterging, dachte sie unweigerlich daran, wie sie ihn kennengelernt hatte. Sie war elf Jahre alt gewesen – ein einsames Mädchen auf der Stufe zum Erwachsenwerden. Nachdem sie erfahren hatte, dass Mrs. Martinez’ Enkelkinder den ganzen Sommer in Devon mit ihnen verbringen würden, war sie aufgeregt gewesen. Nun, nicht direkt mit ihnen. Sondern mit Mrs. Martinez. Roses Mutter war lediglich die Haushälterin, aber Mrs. Martinez hatte sie nie so behandelt, als wären sie deshalb weniger wert. Stets gab sie Rose das Gefühl, hier zu Hause zu sein. Willkommen. Obwohl sie erst seit zwei Monaten hier lebten, war es für Rose, als hätte sie endlich eine Großmutter.

Und ganz sicher hatte eine so wundervolle Frau auch wundervolle Enkelkinder? Davon war Rose überzeugt.

Tatsächlich hatte die zwölfjährige Rosaria ihr sofort eine lebenslange Freundschaft erklärt und sich mit ihr über die Namensähnlichkeit gefreut.

Der sechzehnjährige Diaz aber war ein anderes Kaliber und machte keinen Hehl daraus, dass ihn Roses Anwesenheit störte. Nur wenige Tage nach seiner Ankunft hörte sie ihn zufällig sagen, die Tochter der Haushaltshilfe sei kein guter Umgang für seine Schwester.

„Warum hasst dein Bruder mich?“, wandte sie sich verzweifelt an Rosaria, nachdem Diaz kurzerhand abgelehnt hatte, Rose mit in die kleine Stadt zum Eisessen zu nehmen.

„Nimm es nicht persönlich“, erwiderte Rosaria achselzuckend. „Diaz hasst jeden.“

„Dich hasst er nicht.“

„Aber nur, weil ich seine Schwester bin. Diaz bildet sich ein, er müsse auf mich aufpassen“, erklärte Rosaria.

Es dauerte einige Jahre, bis Rose begriff, was sie damit meinte. Jahre, in denen sie die Schulferien mit ihrer besten Freundin Rosaria verbrachte und zwangsläufig auch in Gegenwart des dumpf vor sich hinbrütenden Diaz, den sie immer weniger leiden konnte. Ihr wurde klar, dass die Geschwister den Großteil des Jahres im Internat in England verbrachten und die Ferien fast ausschließlich bei ihrer Großmutter. Ihre Eltern sahen sie hingegen fast nie.

Nicht mein Problem, dachte Rose jetzt feindselig, während sie das Erdgeschoss des Hotels erreichte. Sie hatte schon vor langer Zeit aufgegeben zu verstehen, wie Diaz tickte oder warum er sie so sehr hasste. Denn ihr war längst klar, dass er nicht alle Menschen ablehnte, sondern ausschließlich sie. Nur bei ihr sträubten sich seine Nackenhaare, nur sie betrachtete er mit Ablehnung und Misstrauen.

Sie wünschte, sie könnte die Erinnerung an ihre gemeinsame Nacht auslöschen, in der er sie mit einer solchen Zärtlichkeit angesehen hatte, dass sie von einer unendlichen Wärme erfüllt worden war.

Mit einem Kopfnicken dankte sie dem Portier, der ihr die Tür öffnete, und trat hinaus in den frühherbstlichen Abend. Sie hätte eine Jacke mitnehmen sollen. Es war lange her, dass sie so spät am Abend noch unterwegs gewesen war.

Ein Taxi näherte sich, und schon hob der Portier die Hand und hielt es für Rose an. Dankbar schlüpfte sie auf die Rücksitzbank. Doch bevor der Hoteldiener die Autotür hinter ihr schließen konnte, wurde sie unsanft aufgerissen. Und ehe sie wusste, wie ihr geschah, saß Diaz neben ihr.

2. KAPITEL

Diaz schloss die Tür. Er spürte, dass seine Anspannung ein wenig nachließ. Gerade so viel, dass er tief durchatmen konnte und dabei Roses Duft wahrnahm. Ihr wundervolles, toxisches Aroma.

„Findest du es in Ordnung, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen und dann einfach wieder zu verschwinden?“, herrschte er sie an.

Die Frau, die eine Bombe in sein Leben geworfen hatte, lehnte sich zurück und schaute scheinbar desinteressiert aus dem Fenster. „Du bist wohl kaum in der Position, anderen vorzuwerfen, dass sie einfach verschwinden“, gab sie zurück.

Er spürte den Puls an seiner Schläfe pochen. „Das ist also deine Retourkutsche?“

„Nein.“ Sie sah ihn an. „Ich will dir nur deine Scheinheiligkeit deutlich machen. Ich bin gegangen, damit du in Ruhe verarbeiten kannst, was ich dir mitgeteilt habe. Ich wollte dir Zeit geben und dich nicht länger mit meiner Anwesenheit belästigen.“

„Wie kann ich das verarbeiten? Du tauchst auf, erzählst mir, dass du Zwillinge erwartest, und lässt mich einfach stehen?“

„Ich lasse dich nicht stehen, Diaz. Ich bin nur gegangen. Selbst wenn du meine Handynummer gelöscht hättest, wüsstest du, wie du mit mir Kontakt aufnehmen könntest. Schließlich weißt du, wo ich wohne.“

Der Taxifahrer klopfte laut an die Trennscheibe. „Wohin?“ Sein ungeduldiger Tonfall ließ vermuten, dass er die Frage bereits gestellt hatte, ohne dass sie es mitbekommen hatten. 

Einen Moment lang schloss Rose die Augen, dann nannte sie ihm ein Hotel in Westminster. Das Taxi fuhr los.

Diaz veränderte seine Sitzposition, um sie ansehen zu können. Beide hatten so viel Abstand zum jeweils anderen gelassen wie nur möglich. „Du bleibst in London?“, erkundigte er sich in bemüht freundlichem Ton.

„Nur über Nacht. Morgen früh fahre ich zurück.“ Sie klang erschöpft.

„Ich kann dich bringen“, bot er an.

„Danke, ich habe schon einen Zug gebucht“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen.

„Wenn ich dich fahre, können wir unterwegs reden. Es gibt eine Menge zu besprechen.“ Über das Leben der beiden Babys, die in Roses Bauch heranwuchsen. Ihre gemeinsamen Babys. Gezeugt in jener einen Nacht, an die er am liebsten gar nicht mehr denken wollte.

Heimlich war er aus dem Bett geschlüpft und hatte ihr Haus in Devon verlassen. Sein Herz war schwer gewesen, denn er hatte gewusst, dass er sie nie wiedersehen durfte. Keine Sekunde hatte er an den Gedanken verschwendet, dass ihre Sorglosigkeit Folgen haben könnte – noch dazu derart einschneidende.

„Wir haben noch mehrere Monate Zeit“, wandte sie ein.

„Monate? Rose, du bist jetzt schwanger.“ Im Bruchteil einer Sekunde war die Zukunft, die er vor sich gesehen hatte, ausgelöscht. Ein Leben ohne Rose, die solch toxische Gefühle in ihm auslöste, war nun unmöglich. Er war für immer an sie gefesselt.