Dorian Hunter 128 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 128 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Über die Albtraumlandschaft spannte sich ein giftgrüner Himmel. Ein paar unheimliche Gestalten waren schemenhaft zu erkennen, die von einigen Seferen angegriffen wurden. Blitze zuckten durch die Luft. Das Bild verschwamm langsam, und ich setzte den Ys-Spiegel ab.
»Das ist die Oberfläche von Malkuth«, sagte Olivaro. »Innerhalb von Kether und den anderen Häusern herrscht eine magische Ordnung. Nach außen hin strahlen die Häuser jedoch praktisch unkontrollierbare magische Felder aus. Deshalb herrscht dort das totale Chaos.«
»Und dort sollen wir hin?«, fragte ich wenig begeistert.
»In einem der Häuser würden wir sofort entdeckt werden. Auf der Oberfläche ist die Gefahr minimal. Nur selten wagt sich einer meiner Artgenossen da hin ...«

Um den Padma zu finden, nehmen Dorian, Coco und Olivaro den Umweg über Malkuth in Kauf - und geraten nicht nur an weitere Psychos, sondern in das Netz der Todesspinnen!


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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

IM NETZ DER TODESSPINNEN

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Kurz nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin versteckt Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.

Kurz darauf erwachen in Dorian Erinnerungen an sein fünftes Leben. Als Samurai Tomotada diente er damals dem Januskopf Olivaro, der in der Gegenwart kurzzeitig als Oberhaupt der Schwarzen Familie agierte. Olivaros Nach-Nachfolger, der Erzdämon Luguri, versucht inzwischen, den Bayerischen Wald in eine Brutstätte des Bösen zu verwandeln, wird aber von Coco und Dorian zurückgeschlagen. Im Tempel des Hermes Trismegistos erhält Dorian einen Hinweis auf das Wirken von Janusköpfen in Indien. Coco und er müssen jedoch Olivaro in die Januswelt Malkuth folgen, weshalb Donald Chapman und Unga an ihrer Stelle nach Indien aufbrechen und dort zwischen die Fronten der beiden Sekten der Padmas und Chakras geraten. Der russische Dämonenjäger Kiwibin heftet sich zusammen mit Abi Flindt, Phillip und dem Zyklopenjungen Tirso auf die Fersen des Januskopfes Vozu, der besiegt wird. Inzwischen gelangen auch Dorian, Coco und Olivaro nach Indien und treffen auf Don und Unga. Gemeinsam entgehen sie dem Todesschach zwischen dem Erzdämon Luguri und dem Januskopf Chakravartin. Nun scheint nur ein Weg zum legendären Padmasambhawa offenzustehen – über die Januswelt Malkuth.

IM NETZ DER TODESSPINNEN

von Neal Davenport

Über die Albtraumlandschaft spannte sich ein giftgrüner Himmel. Ein paar unheimliche Gestalten waren schemenhaft zu erkennen, die von einigen Seferen angegriffen wurden. Blitze zuckten durch die Luft, und das Bild verschwamm langsam.

Ich setzte den Ys-Spiegel ab und starrte ihn nachdenklich an.

»Was hast du gesehen?«, erkundigte sich Olivaro interessiert.

Ich warf dem Januskopf einen flüchtigen Blick zu. Der ehemalige Herr der Schwarzen Familie konnte kein Scheingesicht mehr bilden. Er musste jetzt ständig sein wahres Gesicht zeigen, an dessen Anblick ich mich bereits gewöhnt hatte. Es war ein grünblau leuchtendes Totenkopfgesicht, das völlig unmenschlich wirkte.

Rasch erzählte ich es ihm.

»Das ist die Oberfläche von Malkuth, die du gesehen hast«, sagte der Januskopf leise. »Dort herrscht das totale Chaos.«

»Kannst du uns das etwas näher erklären, Olivaro?«, schaltete sich Coco Zamis ein, die neben mir stand.

1. Kapitel

Im schwindenden Tageslicht sah sie noch schöner aus. Die tief stehende Sonne zauberte rote Lichter auf ihr pechschwarzes Haar, das ein anziehendes Gesicht mit hohen Backenknochen umrahmte.

Olivaro seufzte. »Malkuth besteht aus neun Häusern. In Kether, einem der Häuser, seid ihr beide schon gewesen. Diese neun Häuser bilden Malkuth. Man lebt nicht nur in diesen neun Welten, sondern auch auf ihnen. Alle magischen Strömungen, die Kraft-‍, Magnet- und Elektrofelder kommen von den neun Häusern, und die Bewohner von Malkuth machen sie sich zunutze. Innerhalb von Kether und den anderen Häusern herrscht eine magische Ordnung. Nach außen hin strahlen die Häuser jedoch praktisch unkontrollierbare magische Felder aus. Deshalb herrscht dort das totale Chaos.«

»Und dort sollen wir hin?«, fragte ich wenig begeistert.

»Wir müssen nach Malkuth«, stellte Olivaro fest. »Und die Oberfläche ist besonders günstig für unsere Zwecke. Würden wir in einem der Häuser landen, dann würden wir innerhalb weniger Augenblicke entdeckt werden, doch auf der Oberfläche ist diese Gefahr minimal. Nur selten wagt sich einer meiner Artgenossen dahin.«

Lange hatten wir diskutiert, was wir unternehmen sollten, um zum Padma zu gelangen. Von Unga hatte ich erfahren, dass die Padmas keinen Kontakt mehr mit ihrem Padma hatten. Wir vermuteten, dass der Padma von den auf der Erde isolierten Janusköpfen bedroht wurde und sich deshalb zurückgezogen hatte. Außerdem wussten wir, dass alle Dimensionstore, die nach Malkuth führten, in sich zusammengefallen waren. Die Janusköpfe, die sich auf der Erde befanden, konnten nicht zurück in ihre Welt und im Augenblick auch keine Hilfe von dort erwarten. Unsere einzige Chance war der Ys-Spiegel, mit dessen Hilfe wir zur Januswelt gelangen konnten.

»Du musst den Ys-Spiegel einsetzen, Dorian«, sagte Olivaro beschwörend.

Noch immer zögerte ich. Meine bisherigen Erfahrungen mit der Januswelt waren unangenehm genug. Die Vorstellung, diese grausame Welt nochmals zu betreten, war alles andere als einladend.

Nachdenklich hob ich den Ys-Spiegel hoch. Ich wusste, dass er von der Januswelt stammte, konnte mir aber nicht erklären, wie er auf die Erde gelangt war. Ich hatte den Spiegel vor ein paar Monaten gefunden und erst nach und nach begriffen, welche furchtbare Waffe er darstellte. Seine Wirkungsweise war mir noch immer ein Rätsel, doch ich war auf magische Weise mit ihm verbunden. Ohne ihn wäre ich schon längst tot gewesen. Die Bezeichnung Spiegel war eigentlich falsch. Es war ein Amulett, das zwei Seiten hatte. Auf jeder der beiden leicht erhabenen Flächen waren Symbole eingraviert, die ich nur teilweise verstand.

Bis jetzt hatte ich den Ys-Spiegel nie voll eingesetzt, doch das war jetzt unvermeidlich, und ich wusste nur zu genau, dass unerwünschte Nebeneffekte auftraten, wenn ich den Ys-Spiegel benutzte.

Ich sah Coco an. »Vielleicht ist es besser, wenn nur Olivaro und ich nach Malkuth gehen. Du kannst bei Unga bleiben.«

»Ich komme mit«, sagte Coco bestimmt.

Ich hob langsam die Schultern. Mir wäre es lieber gewesen, wenn Coco sich Unga angeschlossen hätte, der sich zusammen mit Don Chapman auf die Suche nach seiner geliebten Reena gemacht hatte. Der Steinzeitmensch hatte angedeutet, dass es möglicherweise für ihn einen anderen Weg gab, um zum Padma zu gelangen. Auf meine diesbezüglichen Fragen hatte er äußerst ausweichend geantwortet. Vermutlich wollte er gar nicht zum Padma gelangen, sondern nur Reena finden.

»Es hat wohl wenig Zweck, wenn ich dich umzustimmen versuche«, brummte ich, steckte mir eine Zigarette an und rauchte hastig. »Sobald ich ausgeraucht habe, geht es los.«

Ich fühlte mich äußerst unbehaglich in meiner Haut. Zweimal hatte ich bereits Malkuth betreten, doch immer war ich durch ein Dimensionstor auf die unheimliche Welt gelangt. Jetzt musste ich es mithilfe des Ys-Spiegels schaffen.

Noch ein Zug aus der Zigarette, dann warf ich sie zu Boden und trat sie langsam aus. Ich gab mir innerlich einen Ruck, hob den Ys-Spiegel hoch und blickte hindurch. »Klammert euch an mir fest!«, sagte ich heiser.

Olivaro und Coco schlangen ihre Arme um meinen Brustkorb. Sie pressten sich so stark an mich, dass es fast schmerzte.

Die Sonne war untergegangen, und am nachtschwarzen Himmel waren unzählige Sterne zu sehen. Ich schloss die Augen ein paar Sekunden lang und konzentrierte mich. Ruckartig öffnete ich dann die Augen und hielt mir den Spiegel vors Gesicht. Die Welt um mich herum schien zu versinken.

Im Spiegel sah ich wieder die trostlose Albtraumlandschaft, den grünen Himmel und die monströsen Gestalten. Die Erde unter meinen Füßen schien zu beben. Ein schmerzhaftes Ziehen war in meinem Nacken zu spüren.

Das Bild im Spiegel wurde deutlicher, dann durchscheinend. Irgendetwas schien im Spiegel zu explodieren. Ein lauter Knall war zu hören, der mir beinahe die Trommelfelle zerriss. Es schien, als würde mein Körper schrumpfen. Ein Gefühl, das nicht einmal unangenehm war. Und dann schien die Zeit stehen zu bleiben. Mein Körper löste sich unendlich langsam auf.

Um mich war Schwärze. Ein grelles Licht flammte auf, das sofort erlosch. Stimmen waren zu hören – leise und unverständlich wie das Rauschen des Windes, der Blätter zum Rascheln brachte. In das Wispern mischte sich ein seltsames Summen, das wie das Heulen einer Sirene auf- und abschwoll. Die Stimmen wurden lauter. Nein, es waren keine normalen Stimmen. Es war, als würden sie sich in meinem Kopf befinden. Eine Art von Telepathie vielleicht?

»Ich bin Gene Stafford«, sagte eine der Stimmen.

Für einen kurzen Augenblick sah ich einen jungen Burschen, schlank, das Haar brünett.

»Rosemarie Wagner«, stellte sich ein etwa acht Jahre altes Mädchen vor.

»Ich heiße Dunja Dimitrow.« Das Bild eines hübschen, schwarzhaarigen Mädchens war zu sehen.

»Mein Name ist Alain Leclet.« Die Stimme gehörte einem dicken, rotgesichtigen Mann.

Die Stimmen in meinem Kopf verstummten. Mein Körper schien nun aus Gas zu bestehen. Ich hörte nichts, konnte nichts sehen, nichts riechen und nichts fühlen. Aber denken konnte ich, und das war immerhin etwas.

Was hatte der Kontakt mit diesen vier unterschiedlichen Leuten zu bedeuten? Dieser Kontakt wurde durch den Ys-Spiegel hergestellt. Auch einer der Nebeneffekte.

Hört ihr mich, Gene, Rosemarie, Dunja und Alain?, dachte ich mit aller Kraft. Ich sah die Gesichter der vier Menschen vor mir. Dann vernahm ich wieder ihre Stimmen in meinem Kopf. Alle hatten mich gehört.

Fieberhaft dachte ich nach. Konnte ich den Kontakt mit den vier Menschen auch auf Malkuth herstellen? Wenn ja, dann konnten sie mir möglicherweise helfen. Ich wusste von der seltsamen Wechselbeziehung, die zwischen Malkuth und der Erde bestand. Völlig harmlose Dinge konnten auf der Januswelt Katastrophen auslösen.

Ich werde mich bald bei euch melden, dachte ich weiter. Vielleicht erteile ich euch Befehle, die euch vollkommen unsinnig erscheinen werden. Ihr müsst sie befolgen. Habt ihr mich verstanden?

Ich bekam keine Antwort. Die Gesichter verblassten und verschwanden schließlich.

Unsichtbare Hände schienen mir die Glieder auszureißen, und etwas Eisiges presste sich in mein Hirn. Ich wurde bewusstlos.

Lillom war ein Psycho, eines jener rätselhaften Geschöpfe, das durch die geistige Ausstrahlung eines Menschen auf der Erde entstanden war und nun in der Januswelt lebte.

Der Psycho blieb stehen und blickte sich langsam um. Seine ausgemergelte Gestalt steckte in einem abgetragenen Anzug. Er sah wie ein Untoter aus mit seiner abgefaulten Nase und den freiliegenden Zähnen. Das schmutzig blonde Haar stand seitlich nestartig ab. Seine Augen waren groß und blickten lauernd drein.

Er war der Anführer von drei grauenhaften Gestalten, die hinter ihm stehen geblieben waren. Die Gruppe wurde von acht Seferen umringt, die die magische Strahlung auffingen oder ablenkten. Ohne diese Totenkopfgeschöpfe wären sie schon längst tot gewesen.

»Weshalb bleibst du stehen?«, brüllte ein abscheulich hässlicher Psycho, der von allen General gerufen wurde. Er war halb taub. Deshalb erhob er immer seine Stimme, dass sie laut wie Kanonendonner dröhnte. General war um einen halben Kopf kleiner als Lillom. Sein Kopf war völlig kahl und für den winzigen Körper viel zu groß. Die Ohren waren verkümmert, die Nase war flach gedrückt, und die tief in den Höhlen liegenden Augen tränten ununterbrochen. Das mit Geschwüren bedeckte Gesicht wurde von einem froschartigen Maul beherrscht, das er ständig öffnete und schloss.

»Blick nach rechts, General!«, schrie Lillom.

»Ich verstehe dich nicht«, donnerte General.

Lillom streckte den rechten Arm aus. General wandte den riesigen Kopf um und blickte über die kahle Landschaft. Er kniff die Augen zusammen und brummte.

Auf einem kleinen Hügel stand ein halb verfallenes Haus. Solche Häuser fand man überall auf der Oberfläche von Malkuth. Die meisten waren leer, nur ganz wenige wurden von alten Janusköpfen bewohnt, die sich darin zurückgezogen hatten, um in Ruhe ihren Tod zu erwarten.

»Wir gehen hin!«, schrie Lillom. »Vielleicht finden wir einen alten Januskopf, dem wir den Kopf abreißen können.«

Spei brummte tief. Lillom blickte das unförmige Monster an. Es war mannsgroß und sah wie ein Urtierchen aus. Spei war wichtig für Lillom, denn das Monster konnte eine Flüssigkeit ausspeien, die sofort verdampfte. Und dieser Dunst versetzte die Seferen in einen tranceartigen Zustand und machte sie völlig willenlos.

Gorgulo, der verkrüppelte Januskopf, hüpfte von einem Bein auf das andere. Er war eine Missgeburt. Sein Körper sah normal aus, doch ihm fehlte der Kopf. Stattdessen befanden sich auf seiner Brust und seinem Rücken je ein Gesicht, die ständig um die Vorherrschaft über den Körper stritten. Das Mienenspiel der beiden Gesichter war dermaßen grausig, dass es einen in den Wahnsinn treiben konnte.

Die vier waren schon einige Zeit zusammen. Einer allein hätte nur wenig Überlebenschancen in dieser Albtraumwelt gehabt, doch zusammen waren sie stark. Lillom war der Führer der Gruppe; er war auch der Intelligenteste. Spei war zu keinem klaren Gedanken fähig. General verfiel stundenweise in einen Zustand, in dem er wie ein Wahnsinniger im Kreis herumrannte und auf nichts reagierte. Und der kopflose Januskopf war hauptsächlich mit sich beschäftigt.

»Wir gehen weiter!«, schrie Lillom.

Die anderen schlossen sich ihm an. Die Seferen mit ihren Spinnennetzumhängen bildeten einen Kreis um die vier. Sie waren etwa drei Meter groß. Auf den kraftvollen Körpern saßen eigenwillig geformte Knochenschädel. Runde Knochenwülste umgaben die dunklen Augenhöhlen, in deren Mitte gelb leuchtende Punkte zu sehen waren. Statt eines Mundes hatten sie etwas verkümmert wirkende Schnäbel.

Immer wieder zuckten Blitze vom giftgrünen Himmel hernieder, rasten auf die Gruppe zu und fingen sich in den Licht schluckenden Umhängen der Seferen. Die Landschaft war öde. Nirgends waren Pflanzen oder Tiere zu sehen; nur Steine und Sand. Manchmal bebte der Boden, und Sandfontänen stiegen in den Himmel auf und sackten nach fünfzig Metern wieder in sich zusammen.

Lillom hatte lange gebraucht, um sich an die Schrecken dieser Welt zu gewöhnen. Sein Wunsch war es, zur Erde zu gelangen, aber er wusste ganz genau, dass dieser Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Er war dazu verdammt, in dieser grauenvollen Welt zu leben und sich ihr anzupassen.

Im Augenblick waren sie unterwegs zum Berg der Berge, dem größten Heiligtum der Janusköpfe. Lillom wollte einen Spinnennetzumhang, wie ihn die Seferen trugen. Sobald er so einen Umhang hatte, war er nicht mehr auf die Hilfe von Seferen angewiesen. Mehrmals schon hatte er versucht, einem Sefer den Umhang abzunehmen, doch es war ihm nicht gelungen. Das Spinnennetz war immer unter seinen Händen zerfallen, und der Sefer hatte sich in Luft aufgelöst.

Lillom hasste die Janusköpfe. Er tötete sie, wenn sich eine Möglichkeit dazu bot. Doch noch mehr hasste er die Menschen, und ganz besonders denjenigen, der ihn erschaffen hatte.

Für einen Augenblick wurde es dunkel. Das geschah oft auf dieser eigenwilligen Welt, auf der keine Naturgesetze galten. Es gab keine Sonne. Das Licht rührte von unerklärlichen Leuchterscheinungen her. Hauptsächlich waren es gewaltige Magnetfelder, die sich über die Oberfläche spannten, aber es kam auch vor, dass regenbogenartige Gebilde die Landschaft in ein düsteres Licht tauchten, das in Sekundenabständen die Farbe veränderte.

Lillom ging unbeirrt weiter. Immer wieder rasten Blitze heran und erhellten für wenige Augenblicke die trostlose Landschaft.

Dann wurde es langsam wieder hell. Nun war das zerfallene Haus deutlich zu sehen. Hoffentlich bewohnt es ein Januskopf, dachte Lillom.

Die Janusköpfe waren auch zueinander völlig unmenschlich. Alte Janusköpfe, die zu nichts mehr zu gebrauchen waren, wurden ganz einfach auf die Oberfläche Malkuths gebracht, wo sie ihre magischen Fähigkeiten kaum einsetzen konnten. Die meisten lebten nicht lange, da die Häuser, in die sie sich zurückzogen, ziemlich leicht zu erobern waren. Doch gelegentlich stieß man auch auf einen Januskopf, der sich freiwillig hierher begeben hatte, da ihn gerade das gefahrvolle Leben reizte.

Gorgulo lief an Lillom vorbei. Sein Oberkörper mit den beiden Gesichtern war nackt. Er trug eine Art Lendenschurz, der fast bis zu seinen Knien reichte. Der kopflose Gulo fuchtelte erregt mit den Händen herum. Das abstoßend hässliche Gesicht auf seinem Rücken verzerrte sich, und der Mund wurde weit aufgerissen.

»Das Haus ist bewohnt!«, sagte Gorgulo mit glucksender Stimme. Im Augenblick schien das Gesicht auf dem Rücken die Herrschaft über den Körper des Kopflosen gewonnen zu haben.

»Was hat er gesagt?«, brüllte General.

»Ein Januskopf wohnt im Haus«, antwortete Lillom.

Er musste es dreimal wiederholen, bis ihn General endlich verstanden hatte.

»Diesmal bin ich an der Reihe«, schrie General. »Ich werde dem Januskopf den Kopf abreißen.«

Lillom nickte zustimmend.

General und er wechselten sich immer ab. Diesmal war General an der Reihe. Gorgulo hasste die normalen Janusköpfe wahrscheinlich noch mehr als Lillom, doch irgendetwas hinderte ihn daran, seine Artgenossen zu töten.

Sie liefen auf das einsame Haus zu, erreichten den Hügel und bestiegen ihn langsam.

»Komm heraus, verfluchter Januskopf!«, brüllte General.

Vor dem fensterlosen Haus blieben sie stehen. Die Tür stand halb offen.

»Ich gehe hinein«, keuchte Gorgulo. Vor Erregung ballte er die Hände zu Fäusten.

»Du kannst uns nicht entkommen, verdammter Januskopf!«, kreischte General.