Dorian Hunter 137 - Neal Davenport - E-Book

Dorian Hunter 137 E-Book

Neal Davenport

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Beschreibung

Eine gespenstische Stille lag über dem Wald. Nur gelegentlich knackten schneebedeckte Äste. Eine traumhaft schöne Winterlandschaft. Verschneite Bäume, tiefer Schnee und ein hoch stehender Mond, der ein unwirkliches Licht verbreitete.
Nur das glühende Augenpaar, das in der Luft zu schweben schien, passte nicht zur friedlichen Stimmung.
Es hatte den ganzen Nachmittag und die halbe Nacht geschneit. Der Schnee lag stellenweise höher als einen Meter.
Das glühende Augenpaar bewegte sich, und jetzt erschien eine unheimliche Gestalt. Es war eine uralte hagere Frau mit langem, stumpfem und eisengrauem Haar. Das hässliche Gesicht mit der Geiernase war eingefallen, die Haut runzelig wie ein vertrockneter Apfel. Die Haut schien Blasen zu werfen.
Das abstoßend hässliche Geschöpf war federleicht, denn seine Füße versanken nicht einmal im lockeren Pulverschnee.
Die Gestalt bewegte sich rasch vorwärts. Sie lief zwischen den Bäumen hindurch, blieb gelegentlich stehen und lauschte.

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DER JUNGFRAUENTURM

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Der ehemalige Reporter Dorian Hunter hat sein Leben dem Kampf gegen die Schwarze Familie der Dämonen gewidmet, seit seine Frau Lilian durch eine Begegnung mit ihnen den Verstand verlor. Seine Gegner leben als ehrbare Bürger über den Erdball verteilt. Nur vereinzelt gelingt es dem »Dämonenkiller«, ihnen die Maske herunterzureißen.

Bald kommt Dorian seiner eigentlichen Bestimmung auf die Spur: In einem früheren Leben schloss er als Baron Nicolas de Conde einen Pakt mit dem Teufel, der ihm die Unsterblichkeit sicherte. Um für seine Sünden zu büßen, verfasste de Conde den »Hexenhammer« – jenes Buch, das im 16. Jahrhundert zur Grundlage für die Hexenverfolgung wurde. Doch der Inquisition fielen meist Unschuldige zum Opfer; die Dämonen blieben ungeschoren. Als de Conde selbst der Ketzerei angeklagt und verbrannt wurde, ging seine Seele in den nächsten Körper über. So ging es fort bis in die Gegenwart. Dorian Hunter begreift, dass es seine Aufgabe ist, de Condes Verfehlungen zu sühnen und die Dämonen zu vernichten.

Als Rückzugsort in seinem Kampf bleibt Dorian neben der Jugendstilvilla in der Baring Road in London noch das Castillo Basajaun in Andorra, in dem er seine Mitstreiter um sich sammelt – darunter die ehemalige Hexe Coco Zamis, die aus Liebe zu Dorian die Seiten gewechselt hat. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Martin hat Coco diesen zum Schutz vor den Dämonen an einem Ort versteckt, den sie selbst vor Dorian geheimhält.

Auf der Suche nach der Mumie des Hermes Trismegistos findet Dorian den Steinzeitmenschen Unga, der Hermon gedient hat und der sich nach seinem Erwachen schnell den Gegebenheiten der Gegenwart anpasst. Auf Island gewinnt Dorian den Kampf um das Erbe des Hermes Trismegistos.

Kurz darauf versuchen die Janusköpfe von der Parallelwelt Malkuth die Erde zu erobern, aber die Sekte der Padmas kann sie mit Dorians Hilfe abwehren. Dem Anführer der Padmas, dem Padmasambhawa, der niemand anderes als Hermes Trismegistos ist, wird klar, dass er für das Entstehen der fürchterlichen Psychos auf Malkuth verantwortlich ist. Um zu büßen, geht Hermon durch eins der letzten Tore nach Malkuth, bevor sich dieses schließt. Auf der Erde sind zehn Janusköpfe gestrandet. Olivaro, das ehemalige Oberhaupt der Schwarzen Familie und selbst ein Januskopf, beschließt, seine Artgenossen zu jagen. Wenig später stürmt der Erzdämon Luguri den Tempel des Hermes Trismegistos in Island und löst dessen Selbstzerstörung aus. Dorian und Unga können nur zwei Kommandostäbe, zwei Magische Zirkel und zwei Bücher aus dem Tempel retten. Unmittelbar vor der Vernichtung zeigt der magische Tisch sieben düstere Szenen, die Dorian als Prophezeiungen begreift. Eine davon zeigt seinen eigenen Sohn in Gefahr. Mit der Oktopodenplage und dem Auftreten des untoten Kreuzritters Heinrich haben sich zwei Prophezeiungen bereits erfüllt. Dorian ist daher in höchster Sorge um seinen Sohn Martin.

DER JUNGFRAUENTURM

von Neal Davenport

Eine gespenstische Stille lag über dem Wald. Nur gelegentlich knackten schneebedeckte Äste. Eine traumhaft schöne Winterlandschaft. Verschneite Bäume, tiefer Schnee und ein hoch stehender Mond, der ein unwirkliches Licht verbreitete.

Nur das glühende Augenpaar, das in der Luft zu schweben schien, passte nicht zur friedlichen Stimmung.

Es hatte den ganzen Nachmittag und die halbe Nacht geschneit. Der Schnee lag stellenweise höher als einen Meter.

Das glühende Augenpaar bewegte sich, und jetzt erschien eine unheimliche Gestalt. Es war eine uralte hagere Frau mit langem, stumpfem und eisengrauem Haar. Das hässliche Gesicht mit der Geiernase war eingefallen, die Haut runzelig wie ein vertrockneter Apfel. Die Haut schien Blasen zu werfen.

Das abstoßend hässliche Geschöpf war federleicht, denn seine Füße versanken nicht einmal im lockeren Pulverschnee.

Die Gestalt bewegte sich rasch vorwärts. Sie lief zwischen den Bäumen hindurch, blieb gelegentlich stehen und lauschte.

1. Kapitel

Nach wenigen Minuten erblickte sie ein tief verschneites Haus auf einer kleinen Lichtung. Neben dem Haus standen zwei eingeschneite Autos.

Das Haus, eine villenartige »Jagdhütte«, war einstöckig und ziemlich groß. In einigen Fenstern im Erdgeschoss brannte Licht.

Einen Moment zögerte das Geschöpf. Dann schlich es langsam näher, huschte über den Schnee und blieb unweit eines der erhellten Fenster stehen.

Die Vorhänge waren zurückgezogen. So konnte es in den Raum blicken.

In einem offenen Kamin brannte ein hochloderndes Feuer, auf den Tischen standen Kerzen. Der Raum war in ein angenehmes Licht getaucht. Ein halbes Dutzend junger Mädchen und Burschen saßen um den Kamin, tranken, rauchten und plauderten angeregt.

Das unheimliche Geschöpf schlich noch näher heran. Es presste sich in den Schatten einer hohen Tanne, und die glühenden Augen musterten den Raum verlangend.

Vier attraktive Mädchen und drei junge Männer saßen vor dem Kamin. Zwei der Mädchen fielen durch ihre Schönheit besonders auf. Das Verlangen und die Gier des unheimlichen Geschöpfes wurden immer größer.

Ein Mädchen stand langsam auf, streckte sich und sagte etwas zu den anderen.

Das unheimliche Geschöpf trat einen Schritt zurück, als das rothaarige Mädchen zum Fenster blickte. Es sagte wieder etwas, zuckte die Schultern und ging aus dem Zimmer.

Vor Erregung konnte die dämonische Alte kaum noch ruhig stehen bleiben.

Die Haustür wurde geöffnet, und ein breiter Lichtstreifen fiel über den Schnee. Dann trat das rothaarige Mädchen heraus, blieb stehen und atmete tief durch.

Das Mädchen war groß und schlank. Es war mit einem giftgrünen Pullover, schwarzen Hosen und Seehundschuhen bekleidet. Es hob die Arme und warf das lange Haar über die Schultern.

Das unheimliche Geschöpf duckte sich. Die großen Augen glühten stärker.

Träge setzte sich die Rothaarige in Bewegung. Sie breitete die Arme weit aus, lachte vergnügt und stapfte durch den hüfthohen Schnee. Sie beugte sich vor, berührte mit beiden Händen den Schnee und fuhr bis zu den Handgelenken hinein.

Das uralte Monster rannte los. Es lief rasch und geschmeidig auf das junge Mädchen zu, das ihm den Rücken zuwandte.

Zwei Schritte vor der Rothaarigen blieb es stehen und hob die krallenbewehrten Klauen. Sein Körper bebte vor Verlangen.

Das junge Mädchen lachte wieder, bückte sich und formte mit beiden Händen einen Schneeball. Es drehte sich langsam um, hob den rechten Arm und wollte den Schneeball auf das Haus werfen. Da erblickte es das unheimliche Geschöpf, das neben ihm auf dem Schnee kauerte und es aus glühenden Augen anblickte.

Die Augen der Rothaarigen wurden groß. Ihr Mund öffnete sich, und der Schneeball entfiel ihrer Hand.

In diesem Augenblick sprang die Alte sie an. Die Krallen bohrten sich in die Schultern des Mädchens. Die Wucht des Anpralls war so groß, dass die Rothaarige umfiel. Ihr Körper versank im tiefen Schnee.

Die Alte warf sich gierig knurrend über das junge Mädchen, das vor Schmerz und Schock wie gelähmt war.

Schmatzende Geräusche waren zu hören. Dann wurde es still.

Eine Wolkenbank schob sich vor den Mond. Irgendwo kreischte ein Vogel.

Minuten später richtete sich das unheimliche Geschöpf auf und lief auf den Wald zu.

In der großen holzgetäfelten Stube war es wohlig warm.

Sabrina Becker lag vor dem Kamin auf einem Bärenfell und starrte die brennenden Holzscheite an. Ein offenes Feuer und Kerzen – das war die richtige Beleuchtung, die ihr langes dunkles Haar zur Geltung brachte. Es floss in weichen Wellen über ihren Rücken und verhüllte ihr ausdrucksvolles Gesicht wie mit einem Schleier.

Aus den verborgenen Lautsprechern klang leise Musik. Leonard Cohen. Seine schwermütigen Lieder drückten genau Sabrinas Stimmung aus.

Sabrina schloss die Augen, um den Zauber des Augenblicks festzuhalten.

Hier, in der sogenannten »Jagdhütte« ihres Vaters, hatte sie sich schon als kleines Mädchen wohlgefühlt. Stundenlang war sie durch die endlos scheinenden Wälder gewandert. Nur sie und ihr Hund, der nun auch schon lange tot war.

Dieses Haus hatte in ihrem Leben schon immer eine große Rolle gespielt. Hierher hatte sie sich zurückgezogen, wenn sie allein hatte sein wollen. Hierher hatte sie Freunde eingeladen, wenn sie ganz besonders fröhlich gewesen war.

Und hier war sie während einer schwülen Sommernacht zu einer Frau geworden.

Sie lächelte wehmütig, als sie an Rolf dachte. Wie lange ist das schon her? Und was ist aus ihm geworden?

Ihre Gedanken wanderten im Kreis. Längst vergessene Erinnerungen wurden in ihr wach.

Das leise Stimmengemurmel um sie herum, das Klirren der Eisstücke in den Gläsern und die Musik drangen wie durch einen Filter an ihr Ohr.

»Sabrina ist eingeschlafen«, sagte Werner Rellstab und setzte sich zu Sabrina auf den Boden. Sanft legte er seine rechte Hand auf ihre Schulter, und sie bewegte sich leicht. Sie wälzte sich träge auf den Rücken und blickte Werner an, der sich lächelnd über sie beugte und sie zu küssen versuchte. Doch Sabrina drehte den Kopf zur Seite und setzte sich auf.

Sie machte sich nicht sehr viel aus Werner. Er hielt sich für unwiderstehlich und erwartete, dass jede Frau ihn anhimmelte, sobald er ihr nur einen Blick aus seinen dunkelblauen Augen zuwarf. Aber da war er bei Sabrina an die falsche Adresse gekommen. Sie machte sich schon seit langer Zeit ein Vergnügen daraus, solchen forschen Typen einen Denkzettel zu verpassen. Und für Werner würden die Tage hier in der Hütte im Spessart mit einer bitteren Enttäuschung enden – das stand für Sabrina fest. Sie spielte mit ihm und reizte ihn, und wenn er glaubte, endlich am Ziel zu sein, war sie abweisend wie eine Jungfrau aus dem neunzehnten Jahrhundert.

Sabrina griff nach ihrem Glas, trank einen Schluck und blickte an Werner vorbei zu Lilo und Nick, die eng umschlungen auf einer Couch saßen. Senta hatte ihren trüben Blick bekommen, ein Zeichen, dass sie innerhalb der nächsten Minuten einschlafen würde. Freddie hockte missmutig neben ihr und warf ihr Blicke zu, die immer finsterer wurden.

Sabrina grinste vergnügt, als sie sah, dass Werner die Lippen verärgert zusammenpresste.

»Dagmar braucht aber ziemlich lange, um sich abzukühlen«, sagte Sabrina spöttisch. »Willst du nicht mal nachsehen, wo sie steckt?«

»Sie wird schon kommen«, sagte Werner unwillig. Er hatte die Spitze nur zu deutlich verstanden. Bei Dagmar Zell hatte er sofort Erfolg gehabt. Das hübsche rothaarige Mädchen hatte ihn in den letzten Stunden angehimmelt, doch er hatte ihr kaum Beachtung geschenkt. Für ihn war nur Sabrina interessant.

»Willst du nicht endlich mal eine andere Platte auflegen, Sabrina?«, fragte Freddie missmutig. »Senta schläft jeden Augenblick ein.«

»Da hilft auch keine andere Platte«, stellte Werner fest. »Ihr hilft nur frische Luft. Sie sollte einen Spaziergang machen. Vielleicht läuft ihr Dagmar über den Weg.«

Sabrina stand langsam auf. Ihre gute Laune war verflogen. Sie fürchtete, dass es noch Ärger mit Werner und Senta geben würde. Senta reagierte oft etwas merkwürdig, wenn sie betrunken war.

Senta beugte sich vor, und das blonde Haar fiel ihr wirr ins Gesicht. Sie war eine außerordentlich gut aussehende Frau. Der eng anliegende Pullover betonte die überwältigende Fülle ihrer Brüste.

»Ich werde dir mal was sagen, hübscher Junge«, sagte Senta mit schwerer Zunge. »Nur weil ich mal in einem Anfall von Verrücktheit mit dir ins Bett gegangen bin, brauchst du dich jetzt nicht groß aufzuspielen. Du bist nur hübsch, aber sonst ist mit dir nichts los. Dein ...«

»Beherrsche dich, Senta«, sagte Sabrina.

Senta holte tief Luft. Ein wahrhaft unglaublicher Anblick. Ihr gewaltiger Busen schien den Pulli zu sprengen. Freddie bekam Stielaugen.

»Glotz mich nicht so geil an«, brummte Senta. »Ihr Männer seid doch alle gleich. Ihr denkt nur an das eine. Und wenn ihr es dann erreicht habt, erlischt euer Interesse.«

»Das kommt ganz auf die Frau an«, sagte Werner zynisch. »Hat ein Mädchen eine gute Figur, dann ist meist sonst nichts mit ihr los. Dann hat sie meist einen leeren Kopf.«

»Sieh dir den kleinen Scheißer an«, sagte Senta. »Gerade er spuckt große Töne. Dabei ist er dreimal beim Abitur durchgefallen. Hätte sein Vater nicht die Prüfungskommission bestochen, hätte er es nie geschafft.«

»Und wie war es bei dir?«, fragte Werner aggressiv und blickte sie durchdringend an. »Du hast brav und willig die Beine breit gemacht – und der Lehrkörper hatte seinen Spaß. Du bist doch nichts anderes als ...«

Sentas rechte Hand schoss vor, aber Werner wehrte den Schlag ab.

»Wollt ihr nicht endlich mit diesem Quatsch aufhören!«, sagte Nick Junker scharf. Er stand auf und trat zwischen Werner und Senta. »Es ist doch immer die alte Leier. Sobald ihr etwas getrunken habt, führt ihr euch wie kleine Kinder auf. Seid doch endlich mal vernünftig! Ihr versaut einem doch jeden Abend mit eurer unsinnigen Streiterei.«

»Sie hat angefangen«, sagte Werner.

»Das ist doch egal«, knurrte Nick, der wie ein Rachegott zwischen den beiden stand. »Eure Beschimpfungen waren mal ganz lustig, das ist aber schon Monate her. Jetzt sind sie nur noch abgeschmackt.«

»Spiel dich nicht so auf, Nick«, sagte Werner verächtlich und stand auf. »Jetzt, weil du Lilo hast, bist du plötzlich ganz anders geworden.«

»Lass Lilo aus dem Spiel«, sagte Nick.

»Nun reicht es mir aber«, schaltete sich Sabrina ein. »Wenn ihr nicht sofort mit eurer kindischen Streiterei aufhört, dann könnt ihr im Schnee schlafen!«

Werner zuckte die Schultern, wandte sich ab und griff nach den Zigaretten. Er ärgerte sich, dass er mitgekommen war. Aber er hatte sich bei Sabrina Hoffnungen gemacht und es für eine gute Idee gehalten, mitzufahren. Nun dachte er etwas anders darüber. Ach was, dachte er. Ich werde mich mit Dagmar trösten. Besser als gar nichts.

Nick hatte sich zu Lilo gesetzt, und sie flüsterte ihm etwas zu.

Und Freddie versuchte, Senta aufzuheitern, was ihm aber nicht gelang.

Der Abend ist verpfuscht, dachte Sabrina enttäuscht. Dabei hatte alles recht vergnüglich begonnen.

Ihr Vater hatte sie begrüßt, doch er hatte nach Frankreich zurückfahren müssen. Wichtige Geschäfte hatten ihn in Anspruch genommen.

Den heftigen Schneefall hatten alle begeistert begrüßt. Sabrina hatte eine wilde Schneeballschlacht begonnen, ein ausgiebiges Abendessen verzehrt und danach reichlich getrunken. Alle waren vergnügt und ausgelassen gewesen.

Doch vor etwa einer Stunde war es zu den ersten Spannungen gekommen. Dagmars Interesse an Werner und sein Desinteresse an ihr waren allzu auffällig gewesen. Dazu noch Freddies ätzende Bemerkungen. Er hatte sich über Dagmars vergebliche Versuche lustig gemacht. Störend hatte auch gewirkt, dass Nick und Lilo nur Augen füreinander gehabt und sich an der Unterhaltung kaum beteiligt hatten. Dann hatte Senta sich auf Werner eingeschossen. Die Stimmung hatte sich ein wenig gebessert, als Dagmar gesagt hatte, sie wolle ein paar Minuten spazieren gehen. Doch niemand hatte sich ihr angeschlossen.

Nachdem Dagmar gegangen war, hatte sich Sabrina vor dem Kamin auf das Fell gelegt und sich entspannt.

Doch jetzt war die gute Stimmung endgültig beim Teufel. Das Beste wird wohl sein, wenn wir schlafen gehen, dachte sie.

Das junge Mädchen ging zum Fenster und blickte hinaus. Doch viel konnte sie nicht erkennen.

»Dagmar bleibt aber lange fort«, sagte sie. »Kommt, gehen wir sie suchen.«

»Die hat sich sicher vor lauter Liebeskummer in den Schnee gelegt«, meinte Freddie spöttisch. Grinsend strich er sich über den gewaltigen Schnauzbart, der sein volles Gesicht verunzierte.

»Fang nicht schon wieder damit an«, knurrte Werner.

»Wer kommt mit?«, fragte Sabrina, ohne auf Freddies gehässige Bemerkung einzugehen.

»Ich komme mit«, sagte Senta. Sie stand schwankend auf.

»Wie man sich nur so besaufen kann«, sagte Werner fast unhörbar.

»Hast du mich mit dieser Bemerkung gemeint?«, fragte Senta.

Werner öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Sein hübsches braun gebranntes Gesicht verzog sich verächtlich.

»Komm, wir gehen, Senta«, sagte Sabrina rasch. Sie hatte genug von den Streitereien.

Sabrina trat in die Diele. Die Eingangstür stand weit offen. Sie blickte rasch auf den Boden, aber er war vollkommen trocken. Dagmar musste sich noch im Freien befinden.

»Dagmar!«, rief Sabrina. Sie ging zur Tür und blickte hinaus. Deutlich waren Dagmars Fußspuren im Schnee zu erkennen.

»Hoffentlich hat sie sich nicht verirrt«, sagte Senta. Sie setzte sich nieder und griff nach ihren Pelzschuhen. Mit Mühe schlüpfte sie in die Schuhe.