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Seit mehr als 35 Jahren ist Sebastian Thiel Marathonläufer und Triathlet. Fast von Beginn an berichtet er in Briefen an einen Freund von seinen Wettkämpfen; angefangen von einem Extremlauf über knapp 70 Kilometer in den Schweizer Bergen, über Ironman-Triathlons bis hin zu Teilnahmen am Triple-Ultra-Triathlon, bei denen er 11,4 Kilometer schwamm, 540 Kilometer Rad fuhr und 126,6 Kilometer lief. In den Briefen schreibt Sebastian Thiel nicht nur über die sportlichen Aspekte wie Zeiten und Platzierungen, sondern mehr auch über sehr persönliche Dinge, die ihn zur Teilnahme an diesen extremen Ausdauerbelastungen motivieren. Im vorliegenden Bericht schreibt er über seine Vorbereitung und Teilnahme am Double-Ultra-Triathlon in Neulengbach/Österreich im Mai 2013.
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Seitenzahl: 26
Veröffentlichungsjahr: 2025
[…] Jetzt war ich dort, wo so ein Ultrarennen beginnt. In der Dunkelheit, in der Zeit, in der weniger Autos unterwegs waren und in der schließlich auch im Schwimmbad der Ansager nach Hause ging und die Musik abgedreht wurde. Jetzt waren nur noch wir Sportler unterwegs und die wenigen treuen Helfer, ohne die – wie immer – das alles gar nicht möglich wäre […]
Berlin, den 21. Mai 2013
Lieber B.!
Vor zwei Tagen habe ich meinen ersten Double-Ultra-Triathlon über 7,6 Kilometer schwimmen, 360 Kilometer Rad fahren und 84,4 Kilometer laufen erfolgreich absolviert. Der Wettkampf fand in Neulengbach in der Nähe von St. Pölten in Niederösterreich statt und war sogar als Weltmeisterschaft ausgeschrieben. Das fand ich schon reizvoll, einmal sagen zu können, dass ich an einer Weltmeisterschaft teilgenommen habe. Aber neben dem Triple-Ultra-Triathlon in Lensahn hat auch Neulengbach eine längere Tradition in der Reihe der Ultratriathlonwettkämpfe und stand deshalb weit oben auf meiner Liste von Veranstaltungen, an denen ich gerne einmal teilnehmen wollte.
Das Schwimmen fand im Freibad statt, und wir mussten 152 Bahnen à 50 Meter zurücklegen. Da ich ja auch im Training immer mal wieder nach neuen Herausforderungen suche, hatte ich im Herbst, als ich mich anmeldete, die Idee, mich wieder einem Verein anzuschließen. Doch entweder passten die Trainingszeiten nicht in meinen Tagesablauf oder man hieß mich willkommen, konnte mich aber nicht in einer Schwimmgruppe aufnehmen, weil die Bahnen schon überbelegt waren. So blieb ich ohne Verein und schüttelte ob der Zustände der Hallenbäder in Berlin bei jedem Training den Kopf, denn Jahr für Jahr werden sie schlechter. Im normalen Badebetrieb fand ich manchmal noch drei Bahnen für Freizeitschwimmer vor, während fünf für Schulen und Vereine gesperrt waren. Auf diesen drei Bahnen prügelten sich dann ambitionierte Schwimmer mit Omas, Kindern, Pärchen und so weiter.
Bei der Anmeldung gab ich jedoch im Glauben, dass ich durch eine Vereinszugehörigkeit meine Schwimmleistung verbessern würde, eine Zeit an, durch die man mich auf Bahn 5 von 8 einordnete. Wie auch in Lensahn sollten die Zeiten der Schwimmer von Bahn 1 bis 8 immer schwächer werden. Immerhin waren nur sechs Teilnehmer auf meiner Bahn, da sich lediglich 44 Starter von 50 Angemeldeten eingefunden hatten. Unmittelbar vor dem Start sagte ich meinen Mitstreitern - zwei Italienern, einem Ungarn, einer Engländerin und einem Deutschen -, dass ich froh bin, wenn ich unter drei Stunden bleibe. Doch auch sie stapelten tief.