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Sommer 1985:
Jonas Preston ist nach dem Ende seiner beruflichen Karriere auch sonst am Ende seiner Kräfte angelangt. Dabei hat man dem einstigen Sicherheitsbeauftragten für Brandschutz beim Bezug des Neubaus in New York nicht geglaubt und seine Bedenken als Hirngespinste abgetan. Als er schließlich in seiner Verzweiflung einen Nebenbuhler erschießen will, trifft er auf Dr. Phileas Mortimer, der ihm einen vollkommen anderen Weg aufzeigt, sein Ziel zu erreichen.
Dieser Weg wird allerdings für alle brandgefährlich – es geht um das Überleben inmitten eines Feuerinfernos, das sich entgegen aller Prognosen plötzlich im Hochhaus entwickelt. Jonas Preston und die Maschine des seltsamen Dr. Mortimer sind in das Geschehen verwickelt, und es bleibt fraglich, ob Preston dem tosenden Feuer im Hochhaus selbst entkommen kann …
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Tomos Forrest
Dr. Mortimers skurrile Welten
Band 1
Der Mann, der das Feuer liebte
Roman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2022
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Dr. Mortimers skurrile Welten – Band 1
Der Mann, der das Feuer liebte
Prolog
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
Aus der Feder von Tomos Forrest sind weiterhin erhältlich:
Sommer 1985:
Jonas Preston ist nach dem Ende seiner beruflichen Karriere auch sonst am Ende seiner Kräfte angelangt. Dabei hat man dem einstigen Sicherheitsbeauftragten für Brandschutz beim Bezug des Neubaus in New York nicht geglaubt und seine Bedenken als Hirngespinste abgetan. Als er schließlich in seiner Verzweiflung einen Nebenbuhler erschießen will, trifft er auf Dr. Phileas Mortimer, der ihm einen vollkommen anderen Weg aufzeigt, sein Ziel zu erreichen.
Dieser Weg wird allerdings für alle brandgefährlich – es geht um das Überleben inmitten eines Feuerinfernos, das sich entgegen aller Prognosen plötzlich im Hochhaus entwickelt. Jonas Preston und die Maschine des seltsamen Dr. Mortimer sind in das Geschehen verwickelt, und es bleibt fraglich, ob Preston dem tosenden Feuer im Hochhaus selbst entkommen kann …
***
von Tomos Forrest
New York, Sommer 1985.
Jonas Preston hob die Pistole mit dem Schalldämpfer und richtete sie auf den Rücken des verhassten, jungen Mannes. Sein Finger lag auf dem Druckpunkt, und ein geradezu teuflisches Lächeln stahl sich auf seine Züge.
Da ging Frank S. Cordon mit wichtigen, leicht federnden Schritten den Flur entlang, blieb nach zehn Schritten stehen, drehte sich um und sagte grinsend:
»Grüßen Sie Ihre hübsche Tochter von mir, Jonas!«
Das Gesicht des verhassten Angebers erstarrte, als er die Waffe auf sich gerichtet sah. Der Moment war denkbar günstig, der lange Flur mit den Büros menschenleer. Niemand wurde Zeuge dieser Tat.
»Das … das können Sie doch nicht …«
Der Rest seines Satzes ging in einem rötlich-gelben Strahl aus der Waffe unter, gefolgt von der gedämpften Detonation des Schusses. Jonas Preston fühlte sich erleichtert, und schrak deshalb heftig zusammen, als er die Stimme dicht an seinem Ohr vernahm.
»Nein, nein, so geht das nicht!«, unterbrach Dr. Phileas Mortimer ihn. Er hatte nicht gehört, wie sich dieser Mann ihm genähert hatte, und er kannte ihn auch nicht. Verwundert betrachtete Jonas das schmale Gesicht des Mannes, dessen Blick aus dunkelbraunen Augen ihn gefangen hielt. Schnell registrierte Jonas Preston, dass der Mann außergewöhnlich blass wirkte, was durch seine kurzen, schwarzen Haare, das schmale Oberlippenbärtchen und den dreieckigen Kinnbart noch unterstrichen wurde. Geradezu aristokratisch erschien Jonas dieser Fremde in dem dezent karierten, bestimmt sündhaft teuren Tweed-Anzug.
Das unerwartete Auftauchen eines Fremden in diesem Augenblick hatte seine Tatkraft gelähmt, und als ihm nun auch noch mit einer leichten Verbeugung eine sehr elegant wirkende Visitenkarte überreicht wurde, starrte Jonas Preston wie gebannt auf die Buchstaben, die sich vor seinen Augen zu bewegen schienen. Er kniff sie fest zusammen, um sich zu konzentrieren. Die Buchstaben schienen sich zu festigen, und allmählich erkannte er den Text. »Dr. Phileas Mortimer. Wünsche werden real – ich helfe Ihnen in jeder noch so verzweifelten Lebenslage«.
Unschlüssig drehte Jonas die Karte in der Hand, nur einen Augenblick später sah er auf.
Der nächste Schock traf ihn hart.
Er war allein auf diesem Flur.
Mortimer war ebenso verschwunden wie Frank S. Cordon, auf den er eben noch geschossen hatte. Nur sein Aktenwagen stand noch an derselben Stelle. Wie benommen nahm Jonas Preston seinen Weg durch die endlosen Flure wieder auf und verteilte die Akten.
Am späten Abend, als er sich gerade gemütlich beim zweiten Bier eine TV-Show ansah, klingelte sein Telefon und erneut traf ihn ein Schock.
»Wir haben uns heute kennengelernt, Jonas. Dr. Phileas Mortimer. Ich denke, wir sollten uns morgen einmal in meinem Labor unterhalten. Ich bin sicher, dass ich Ihnen helfen kann.«
»Mir – helfen?«, echote Jonas ein wenig fassungslos und überlegte sich, woher dieser Dr. Mortimer seine Telefonnummer hatte.
»Ja, natürlich. Bei Ihren – sagen wir – Problemen in der Firma. Mit der jungen Mabel Evans, die Ihnen so übel mitgespielt hat. Oder mit Ihrem Chef, Mr Frederic E. Knight. Es begann doch alles mit Ihrer Tätigkeit als Brandschutz-Experte, richtig?«
»Woher … woher wissen Sie das alles? Arbeiten Sie auch im Konzern?«
Am anderen Ende der Telefonleitung erklang ein heiteres Gelächter.
»Kommen Sie morgen Nachmittag nach Feierabend zu mir ins Labor. Sie werden es nicht bereuen, Jonas. Die Adresse haben Sie ja auf meiner Karte.«
Das alles geschah erst gestern, und Jonas Preston hatte Mühe, in dieser Nacht in den Schlaf zu finden. Am nächsten Tag sah er schon zur Mittagszeit ständig auf die Uhr, weil er dem Besuch bei dem seltsamen Dr. Mortimer entgegenfieberte. Als es dann endlich so weit war und Jonas Preston zusammen mit tausenden anderer Mitarbeiter aus dem Hochhaus auf die Straße trat, sah er ein Yellow Cap, dessen Fahrer im zuwinkte.
Verwundert stieg er ein und ließ sich zu der Adresse fahren.
Dr. Phileas Mortimer empfing ihn mit einem unverbindlichen Lächeln. Sein bleiches Gesicht schien kaum auszudrücken, was er dachte, als er den verzweifelten Mann bat, Platz zu nehmen.
Und nachdem er Jonas Preston noch einmal seine uneingeschränkte, kostenlose Hilfe angeboten hatte und ihm den Vertrag vorlegte, kamen Jonas doch erneute Bedenken.
»Aber, Dr. Mortimer – wie können Sie das alles bewerkstelligen? Wie soll ich Sie jemals dafür entlohnen? Ich verfüge nur über geringe Mittel und ich …«
»Machen Sie sich bitte keine Gedanken, lesen Sie in Ruhe alles durch, bevor Sie unterzeichnen. Es gibt keine Kosten für Sie, keine verdeckten Fallen, nichts Kleingedrucktes«, erklärte der Wissenschaftler mit vollkommen emotionsloser Stimme.
»Und Sie? Ihre Kosten?«
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Jonas. Es wird natürlich Opfer geben, wenn Sie Ihre Rache bekommen. Das genügt mir. Die werden für alles zahlen.«
Damit hielt er ihm einen kostbar aussehenden Füllfederhalter mit einem nun freundlich wirkenden Lächeln entgegen.
»Sind Sie so freundlich, Jonas, und unterzeichnen unseren Pakt?«
Obwohl er sich an diesem seltsamen Ausdruck störte, schraubte er die Kappe ab und unterschrieb mit einem flüssigen Zug. Dabei hatte er allerdings den Eindruck, dass von dem Füller Wärme ausgestrahlt wurde, und als er seine Unterschrift sah, erschrak er. Die rote Tinte sah aus, als hätte er mit seinem eigenen Blut unterschrieben.
»Das … das ist seltsam, Dr. Mortimer, die Tinte sieht ja aus wie … wie Blut. Und warum sprechen Sie von einem Pakt?«
Für einen winzigen Moment veränderte sich das sonst so ebenmäßige Gesicht des Mannes auf seltsame Weise. Sein rechtes Augenlid flatterte nervös, seine Mundwinkel zogen sich weit herunter, und die blutleeren Lippen bildeten eine schmale, dünne Linie. Gleich darauf veränderte er sein Aussehen wieder, als er mit einer fahrigen Handbewegung über sein Gesicht fuhr und anschließend seine Haare glättete.
»Nun, mein lieber Jonas, Sie werden doch den Spruch kennen: ›Pacta sunt servanda‹ – Verträge sind zu erfüllen. In diesem Sinne auf eine gute Zeit miteinander!« Mit diesen Worten nahm Dr. Mortimer den Vertrag an sich und reichte Jonas die Hand. Als er sie drückte, durchrieselte den verzweifelten Mann ein eiskaltes Gefühl, das bis in sein tieftes Mark zu dringen schien.
»Nein, nein, nein, Jonas, so wird das nichts! Sie haben schon wieder geschossen! Das ist kaltblütiger Mord und mag Ihre augenblickliche Rache an einem Rivalen sein, aber doch nicht der ganz große Wurf, nach dessen Ausführung niemand mehr in New York – was sage ich, in der gesamten Welt – Ihren Namen vergessen wird oder etwa es wagen sollte, Sie auch nur schräg anzusehen!«
Jonas Preston schlug erstaunt die Augen auf und sah, wie Dr. Mortimer sich über den Monitor beugte, der seine Aufzeichnungen kontrollierte. Die Maschine, mit der dieser Monitor verbunden war, prüfte seine Erzählung in Bruchteilen von Sekunden und reagierte sofort, wenn etwas nicht stimmte.
»Jonas, Sie reagieren zu hastig, so wird es mit Ihren Wünschen niemals funktionieren!«, mahnte Dr. Mortimer ihn mit sanfter Stimme. Er hatte ihn freundlich empfangen, und das Labor erwies sich als ein sehr geschmackvoll eingerichteter Raum, in dem es eher wie in einem Wohnzimmer aussah als in einem wissenschaftlichen Labor. Mortimer erschien ihm heute noch um eine Spur blasser, aber dabei war er von außerordentlicher Freundlichkeit, wies ihm eine Liege zu, die sehr weich gepolstert war, und schloss ihn ohne lange Vorrede an etliche Armaturen an.
»Keine Sorge, das ist alles nur mit schönen Gefühlen für Sie verbunden, Jonas!«, erklärte er dabei.
Jonas Preston lehnte sich zurück, konnte sich dabei aber keineswegs entspannen. Er spürte, wie sein Blut in heißen Strömen zum Herz lief und dort mit wildem Schlagen weitertransportiert wurde. Kaum aber waren die Kabel und Schläuche mit den weichen Klammern um seine Arme und Beine gelegt, wurde er allmählich ruhiger. Ja, Jonas Preston musste sich eingestehen, dass er sich selten in den vergangenen Wochen einmal wieder so zufrieden gefühlt hatte wie eben genau jetzt.
»Beginnen Sie mit Ihrer Erzählung noch einmal an der Stelle, an der Sie den Brandgeruch wahrnahmen«, bat Dr. Mortimer.
Die Stimme des Wissenschaftlers an seiner Seite war eine Nuance dunkler geworden als noch gerade zuvor in ihrem Gespräch. Dr. Mortimer schien zu ahnen, was in ihm vorging. Beruhigend legte er eine Hand auf Prestons Unterarm.
»Jonas, vertrauen Sie mir. Sie wollen doch endlich heraus aus diesem furchtbaren Leben! Sie wissen selbst am besten, was in Ihnen steckt! Sie sind doch nicht der kleine, verhuschte Angestellte, der in einer großen Firma die Akten hin und her transportiert und sich von jedem, der sich über Sie erhaben fühlt, herumstoßen lässt!
Heute ist Ihr Tag, Jonas! Sie werden ein Held sein, und alles, was Sie sich vorstellen, kann geschehen.«
Da waren diese Augen des Wissenschaftlers, die sich förmlich in seine zu bohren schienen. Aber dieser Blick aus den braunen Augen des groß gewachsenen, breitschultrigen Mannes in diesem seltsam glitzernden Schutzanzug war keineswegs unangenehm.
Nein, ganz und gar nicht unangenehm.
Sie hatten eine stark beruhigende Wirkung auf Jonas Preston, und er vertraute dem Mann, den er vor wenigen Stunden zum ersten Mal in seinem Leben unter sehr merkwürdigen Umständen getroffen hatte.
»Ihre Leidenschaft für das Feuer wird jetzt so gelenkt, dass Sie alles beherrschen, was Sie wollen. Sie lenken die Elemente, so, wie Sie es schon seit den Kindertagen wollten«, sagte Dr. Mortimer mit sanfter Stimme.
»Sie wissen auch davon? Halten Sie mich vielleicht für einen Pyromanen?«, erkundigte Jonas sich.
»Aber natürlich nicht, sonst hätte ich Sie überhaupt nicht angesprochen. Und ich versichere Ihnen, Jonas, dass Sie keine Schuld am Brand des Hauses tragen. Sie waren doch gerade erst acht Jahre alt geworden, als an diesem Tag Ihr Elternhaus in Flammen aufging. Nein, Jonas, es war Ihr Vater, der wieder einmal vollkommen betrunken eingeschlafen war und mit seiner Zigarette das Bett in Brand gesteckt hatte. Sie haben den Brandgeruch bemerkt und konnten sich aus dem Fenster retten. Was damals geschah, war erst der Anfang, und Sie konnten nicht ahnen, welche Kräfte in Ihnen stecken. Und genau das wollen wir uns jetzt für Ihren Erfolg zunutze machen. Folgen Sie meinen Anweisungen, und Sie werden zum glücklichsten Menschen der Welt. Denken Sie dabei nur an Mabel Evans, Jonas. Sie wird Sie geradezu anbeten und diesen unangenehmen Frank S. Cordon aus ihren Gedanken streichen.«
Das war der entscheidende Punkt. Dieser Dr. Mortimer konnte ihm offenbar wirklich helfen. Dann kam der entscheidende Satz des Wissenschaftlers.
»Haben Sie schon einmal von der Selbstentzündung gehört? Nein? Menschen gehen plötzlich ohne Fremdeinwirkung in einer lodernden Flamme auf. Sie verbrennen elendiglich, ohne ihr eigentliches Ziel jemals erreicht zu haben. Nein, Jonas, so werden Sie nicht enden. Sie müssen das Feuer aus sich herauslassen, damit Sie nicht auch eines Tages einfach verbrennen, weil Sie das alles nicht mehr ertragen können. Vertrauen Sie mir und folgen Sie meinen Vorschlägen. Sie werden es nicht bereuen, Jonas!«
Jonas Preston griff erneut nach den anschmiegsamen Griffen, die sich seinen Händen anzupassen schienen. Gleich darauf durchströmte ihn erneut dieses angenehme, wohlige Kribbeln, und abermals ließ er sich darauf ein, die gerade beschriebene Szene noch einmal in allen Einzelheiten zu durchleben.
Bis zu dem Punkt, an dem er jetzt alles anders machen würde.
Dreidimensional erschien zu seiner Erzählung im Raum die Szene, die er um ein Haar mit seinem Verhalten ruiniert hätte.
Jetzt sah er aus der Perspektive eines Unbeteiligten das folgende Geschehen, das Dr. Mortimer erneut im entscheidenden Moment unterbrechen würde, sollte es wieder vorzeitig eskalieren.
Zunächst war es Jonas Preston noch ein wenig unangenehm, sich selbst wie einen Darsteller in einem Kinofilm zu beobachten. Aber schließlich gefiel ihm diese Perspektive, und immer mehr lebte er sich in sein zweites Ich ein, das da scheinbar zum Greifen nahe dreidimensional im Raum unterwegs war.
Jonas Preston schob den verschlossenen Aktenwagen um den Knick des Ganges und blieb im nächsten Moment wie angewurzelt stehen.
Es roch nach Rauch!
Und da war auch noch der Gestank von verschmorendem Plastikmaterial!
Es war nicht mehr Prestons Aufgabe, sich als Feuerwächter im amerikanischen Handelszentrum in New York zu betätigen. Er war dafür da, wichtige und oftmals geheime Geschäftsunterlagen zu den einzelnen Abteilungen der OTI zu transportieren, die Overseas Trading Incorporated.
Die OTI bezahlte ihn nach seiner Versetzung mehr schlecht als recht für diese stumpfsinnige Tätigkeit, und manchmal war ihn schon ein starkes Wundern angekommen, warum man ihn überhaupt noch beschäftigte und die Akten nicht mit den Kleinaufzügen beförderte, die überall zwischen dem 38. und 41. Stockwerk eingebaut waren.
Genaugenommen war der Transport mit dem Rollwagen etwas zeitraubend und demzufolge unwirtschaftlich. Irgendwo in der Verwaltung der OTI hatte Preston einen heimlichen Gönner sitzen, das war ihm längst klargeworden.
Und darum fühlte Preston sich der gesamten OTI verpflichtet und pflegte sich auch um Dinge zu kümmern, die ihn genaugenommen überhaupt nichts angingen. Und die Schuld an seiner jetzigen Lage trugen. Er hatte sich stets umsichtig gezeigt und die Schwächen des Hochhauses in den Chefetagen dargelegt.
Man hatte Jonas Preston ausgelacht, und als er hartnäckig bei seinen Theorien blieb – schließlich hatte er eine entsprechende Ausbildung und war schon in anderen Firmen als Berater für Brandsicherheit tätig gewesen – verlor er seinen gut bezahlten Posten und konnte nun froh sein, überhaupt noch einen Job im Haus ausüben zu können. Wenn er auch häufig die mitleidigen Blicke oder auch bissige Bemerkungen der ehemaligen Kollegen kaum noch ertragen konnte.
Jetzt kümmerte er sich um den Rauchgeruch.
Preston, dessen Vornamen Jonas nur wenige kannten und auch benutzten, schob hastig seinen Aktenwagen unter das Lamellengitter der Klimaanlage oben in der Flurdecke, klomm auf das gummibereifte Fahrzeug und schnupperte in den kühlen Luftzug.
Nichts!
Die gekühlte und gefilterte Luft roch rein.
Etwas verwirrt stieg Preston hinunter und hörte im selben Augenblick eine Tür gehen.