Drachentöter - Der Gefangene - Ronald Dunckert - E-Book

Drachentöter - Der Gefangene E-Book

Ronald Dunckert

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Beschreibung

Georg nimmt mit seinem Knappen Wenzel die Verfolgung der Schwarzen Reiter auf, um die verschleppten Mönche zu befreien. Es ist ein Weg mit vielen Hindernissen und ein beständiger Kampf zwischen Glaube und Aberglaube – zwischen Wahrheit und Lüge. Er trifft auf alte Feinde und neue Verbündete und muss sich schließlich seiner eigenen Angst stellen. Ein fulminanter Abschluss der Drachentöter-Triologie, bei dem wieder einmal alles anders kommt, als gedacht.

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Seitenzahl: 166

Veröffentlichungsjahr: 2025

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BAND 3: DER GEFANGENE

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Impressum

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© 2024 Bibellesebund Verlag, Marienheide

in Kooperation mit Kleine Propheten, Wuppertal

© 2024 der E-Book-Ausgabe

Bibellesebund Verlag, Marienheide

bibellesebund.de/

Autor: Ronald Dunckert

Lektorat: Iris Voß

Titelgestaltung: Ronald Dunckert

Illustrationenl: Ronald Dunckert

Layout des E-Books: Inge Neuhaus

Printausgabe: ISBN 978-3-95568-569-0

E-Book: ISBN 978-3-95568-572-0

Hinweise des Verlags:

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des Textes und der Bilder kommen.

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Inhalt

Titel

Impressum

Zum Autor

Die Handlung des zweiten Buches

Vorwort

DIE NACHT

25

83

97

30

DER BRIEF

47

166

173

52

DER VERRÄTER

68

197

285

72

DIE STADT

91

132

141

96

DER DIEB

123

143

152

126

DER MAGIER

144

81

99

148

DIE MAUER

175

17

26

178

DIE ENTSCHEIDUNG

203

32

62

206

SCHLUSS

Hinweise

Hinweis zum Rätsel aus „Die Nacht“

Hinweis zum Rätsel aus „Der Brief“

Hinweis zum Rätsel aus „Der Verräter“

Hinweis zum Rätsel aus „Die Stadt“

Hinweis zum Rätsel aus „Der Dieb“

Hinweis zum Rätsel aus „Der Magier“

Hinweis zum Rätsel aus „Die Mauer“

Hinweis zum Rätsel aus „Die Entscheidung“

Auflösung

Auflösung zum Rätsel aus „Die Nacht“

Auflösung zum Rätsel aus „Der Brief“

Auflösung zum Rätsel aus „Der Verräter“

Auflösung zum Rätsel aus „Die Stadt“

Auflösung zum Rätsel aus „Der Dieb“

Auflösung zum Rätsel aus „Der Magier“

Auflösung zum Rätsel aus „Die Mauer“

Auflösung zum Rätsel aus „Die Entscheidung“

Was ist der Bibellesebund?

Wer sind die Kleinen Propheten?

Ende

Zum Autor

Ronald Dunckert, Jahrgang 1967, ist verheiratet und Vater von vier Kindern, Illustrator und Mitgründer der Werbeagentur »unikat« sowie der »Kleinen Propheten« in Wuppertal.

Die Weisheitkennt das Vergangeneund errät das Kommende,sie versteht sichauf gewandte Redeund weiß,Rätsel zu lösen.

(AUS DEM BUCH DER WEISHEIT)

Die Handlung des zweiten Buches

»Die Rache«

Nachdem Georg den Drachen besiegt hat, kehrt er zum Kloster zurück, denn er hat noch viele Fragen. Nach etwa einem Jahr macht er sich auf den Weg nach Elms Trutz, um Lena, die Tochter des Herzogs, zur Frau zu nehmen. Am Hof wird er jedoch verspottet und hinausgeworfen. Georg schwört Rache. Die Mönche versuchen vergeblich, ihn von seinen Plänen abzuhalten. Da bekommt er Unterstützung von unerwarteter Seite: Ein Schwarzer Drache, der über ein Heer von menschlichen Kriegern befiehlt, bietet ihm seine Hilfe an. Als Georg zum vereinbarten Zeitpunkt auf Elms Trutz erscheint, hat der Angriff jedoch bereits stattgefunden – und ganz anders, als Georg dies geplant hatte: Der Herzog, aber auch viele Unbeteiligte sind tot.

Georg trifft Just wieder, der ihm berichtet, dass Lena schon lange vor dem Angriff in einem Kloster untergebracht worden ist, um dort Nonne zu werden. Georg sucht dieses Kloster auf, doch Lena will nicht mit ihm sprechen. Stattdessen begegnet er Grete. Offenbar arbeiten die beiden Mädchen zusammen, wenn auch Georg nicht ganz versteht, worum es dabei geht. Mithilfe von Grete ändert er sein Wappen und macht sich erneut auf den Weg.

Der junge Wenzel wird Georgs Knappe und bekommt von ihm den Auftrag, das Kloster der Grauen Brüder vor dem Angriff des Drachen zu beschützen. Georg selbst nimmt den Platz des geflohenen Wenzel ein und lässt sich zum Ritter ausbilden. Als er zum Kloster im Trogtal zurückkehren will, um Lena zu treffen, heften sich die Krieger des Schwarzen Drachen unter Führung von Giso von Harm an seine Fersen. Er gerät in Gefangenschaft, erreicht aber nach einigen Kämpfen das Trogtal und trifft dort auf Lena.

Es kommt allerdings nicht zu der erhofften Aussprache zwischen den beiden, denn der verletzte Wenzel erscheint und berichtet, das Kloster der Grauen Brüder sei überfallen worden. Offenbar hatte Dragomir, der Magier, die Mönche verraten. Georg folgt Wenzel, ohne zu zögern. Im Kloster finden sie den verwundeten Bruder Gerlach. Alle anderen Mönche wurden verschleppt. Georg schickt Wenzel los, um die Verfolgung aufzunehmen. Bruder Gerlach stirbt in seinen Armen, und Georg folgt Wenzel, um die Mönche zu befreien. Damit endet das zweite Buch.

Vorwort

Man muss kein großer Rätselfuchs sein, um zu erraten, dass du schon die ersten beiden Bände des »Drachentöter« gelesen hast, wenn du dieses Buch in der Hand hältst. Daher ist dir das Prinzip der Rätsel längst geläufig. Nur der Vollständigkeit halber wird es hier noch einmal erwähnt. Es ist übrigens keine Schande, die Hinweise am Ende des Buches zu Hilfe zu nehmen. Wir alle brauchen hin und wieder einen Anstoß, um zu wissen, in welche Richtung wir denken müssen. Und selbst wenn du nicht die geringste Lust hast, Rätsel zu lösen, bist du dennoch als Leser herzlich eingeladen. Das nur vorab.

Nun also zu den Rätseln: Das Leben selbst ist voller Rätsel. Die Menschen, die glauben, alles mit ihrem Verstand erklären zu können, gehören nicht zu den Weisen. Und so ist auch bei unseren Rätseln nicht nur Grips gefragt, sondern auch Intuition und ein bisschen Glück. Denn in den meisten Fällen musst du erst einmal herausfinden, was es überhaupt herauszufinden gilt. Steckt die Lösung im Text? Im Bild? Und was ist überhaupt die Frage?

In der Mitte eines jeden Kapitels stockt die Handlung und es geht nicht weiter, weil es da etwas zu klären gibt – ein Hindernis muss überwunden, eine Tür geöffnet, ein Geheimnis enträtselt werden. Und da bist du gefragt, liebe Leserin, lieber Leser. Kleiner Tipp: Zu zweit oder dritt macht es mehr Spaß, denn die anderen denken meist um andere Ecken als man selbst, und im Team lassen sich auch Rätsel lösen, die man alleine niemals geknackt hätte. Am Ende muss auf jeden Fall eine Zahl herauskommen, die zur Fortsetzung der Erzählung führt.

Viel Glück!

DIE NACHT

Du machst Finsternis,dass es Nacht wird,da regen sich alle wilden Tiere.

(AUS DEM BUCH DER PSALMEN)

ls ich die Augen öffnete, war um mich herum tiefste Finsternis. Wie manches Mal nach einem plötzlichen Erwachen war es mir nicht möglich, Traum und Wirklichkeit zu unterscheiden. Hatte ich mich nicht gerade noch auf der Flucht befunden? Etwas war hinter mir her gewesen, etwas, das noch weit schwärzer war als die Nacht. Ich war gerannt, hatte auf dem Rücken eines pfeilschnellen Pferdes gesessen, ja selbst das Fliegen hatte ich in meinem Traum erlernt. Doch nichts von alledem war schnell genug gewesen, um dem Schwarzen Tod zu entrinnen, der mich unerkannt und bedrohlich verfolgte und mir immerfort dicht auf den Fersen war. Nun lag ich in einer Mulde mitten im Wald auf einem Lager aus trockenen Blättern.

Ich schaute mich um. Ganz langsam schälten sich Umrisse aus dem Dunkel. Um mich herum standen Bäume, die wie riesige finstere Gestalten stumm auf mich herabsahen, während sie bedrohlich die Arme zum Himmel emporreckten. Drekin, mein Pferd, stand dicht neben mir, festgebunden an einem Birkenstamm. Es schnaubte leise und trat von einem Bein auf das andere. »Du bist also auch wach, mein Freund? Dann haben wir beide womöglich das gleiche Geräusch gehört?«

Ich lauschte in die Dunkelheit. Es gibt so manche Tiere, die man tagsüber nie zu Gesicht bekommt. Aber wenn dann die Nacht anbricht, beginnt der Wald zu wimmeln. Die Eulen fangen an zu jagen, Fuchs und Iltis rascheln durch das Unterholz. Der Wald hat Stimmen: leise, wispernde Geräusche. Wenn man den eigenen Atem anhält, kann man sie hören.

Und dann ist plötzlich die Hölle los: Ein Mensch rennt um sein Leben. Er keucht, fällt hin, springt wieder auf und läuft weiter. Und im selben Augenblick begreife ich, wovor er flieht. Es gehört zu den furchteinflößendsten Geräuschen des Waldes: das langgezogene Heulen eines Wolfsrudels. Unwillkürlich bekomme ich eine Gänsehaut. Drekin zerrt an seinem Strick. Ich springe auf. Schnappe mir etwas von dem trockenen Stroh, mit dem ich am Abend zuvor Feuer gemacht hatte. Ich wickle es um einen Ast und halte ihn in die noch ganz leicht glimmende Asche. Es dauert viel zu lange. Endlich züngelt ein kleines Flämmchen am Ast empor. Ich greife nach meinem Schwert, springe aus meiner Mulde und laufe direkt auf die Meute zu. Der Fliehende bemerkt mich gar nicht. Der vorderste der Wölfe springt direkt in meine Klinge. Der Aufprall wirft mich zu Boden, doch ich rapple mich wieder auf. Einen zweiten Wolf wehre ich mit dem Fuß ab, die anderen halten mitten im Angriff inne und fixieren mich mit ihren Blicken. Ich hebe den Ast, der nun endlich wie eine Fackel brennt, und schaue in ihre funkelnden Augen.

Sie haben die Ohren angelegt, die Lefzen hochgezogen und knurren böse. Einen sehr langen Augenblick lang stehen wir uns gegenüber und taxieren uns gegenseitig. Zwölf gegen einen. Dann ziehen sich die Bestien – ein Rudel, das seines Leitwolfs beraubt ist – eine nach der anderen in die Finsternis zurück, aus der sie gekommen waren. Man hört sie hecheln und japsen, langsam entfernen sich die Geräusche und es ist wieder still.

Als ich mich umdrehte, sah ich im Schein der Fackel einen Jungen stehen, der mich mit großen Augen anstarrte.

»Hey, was machst du denn hier?«, fragte ich.

Er trug ein schmutziges weißes Hemd und eine Lederweste darüber, dazu knielange Hosen und keine Schuhe. Ich schätzte ihn auf fünfzehn oder sechzehn Jahre.

»Hallo?«, fragte ich noch einmal. Er stand da, wie aus Wachs gegossen, Mund und Augen weit geöffnet, als würde er eine Erscheinung sehen.

»Alles klar bei dir?«, fragte ich, und als immer noch keine Reaktion kam, trat ich auf ihn zu und verpasste ihm eine sanfte Ohrfeige, um ihn aufzuwecken. Er zuckte zusammen und wich einen Schritt zurück.

»Wer ... wer bist du?«, stammelte er.

»Nun mal langsam. Ich hab zuerst gefragt.«

»Ach so ... ja ... ich bin Kuno ... ich bin Lehrling des großen Adepten äh ... Billung von Mergelfeld.«

»Ach ja. Und der schickt dich nachts in den Wald, damit du mit den Wölfen um die Wette läufst?«

»Ja ... nein ... also geschickt hat er mich schon, aber ich sollte eigentlich Solanum nigrum sammeln ... also den Schwarzen Nachtschatten.«

»Nee klar«, sagte ich, »du sammelst also nachts Schatten im Wald ...«

»Ja ... nein ...« Er schien noch immer ganz verwirrt zu sein. »Das ist eine Pflanze. Solanum nigrum. Ein Nachtschattengewächs!«

»Ich geh immer tagsüber Blümchen pflücken.«

Kuno wirkte verunsichert. Kein Wunder. Schließlich war ich für ihn sehr plötzlich und unerwartet aus dem Nichts aufgetaucht. Gerade eben war er noch dem sicheren Tod entronnen und nun stand ich vor ihm und stellte komische Fragen. Er wagte ein zaghaftes Grinsen.

»Es ist wegen der magischen Kraft«, erklärte er. »Nachts und bei Vollmond ist es am wirksamsten. Und am besten ist es, wenn man eine Stelle findet, die direkt vom Mondlicht beschienen wird.«

»Und was macht ihr dann damit?«, wollte ich wissen. »Tee kochen?«

Er zuckte die Achseln.

»Sag mal, warum hast du nicht wenigstens eine Laterne mitgenommen?«, fragte ich.

Langsam fasste er Zutrauen und wurde gesprächiger.

»Weißt du, ich hatte sogar eine mit, aber die ist mir vor Schreck runtergefallen, als ich die Wölfe gehört hab. Und dann ist sie ausgegangen und ich hab sie nicht mehr wiedergefunden.«

»Na ja, besser so, als wenn du den ganzen Wald abgefackelt hättest.«

Er schaute verlegen zu Boden. Ich klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. »Komm, jetzt gehen wir erst mal dein Kraut suchen, damit sich dein Meister seinen magischen Frühstückstee aufsetzen kann.«

Der Lehrling lachte und wir gingen gemeinsam zu einer Lichtung. Hier musste einmal eine menschliche Behausung gestanden haben. Verwitterte Mauerreste wurden vom Mondlicht beschienen. An einer stark von Unkraut überwucherten Stelle wuchs tatsächlich die gesuchte Pflanze. Sie hatte große dunkelgrüne Blätter und schwarze Früchte in der Größe von Kirschen. Kuno sammelte Früchte und Blätter in einen leinenen Beutel, den er über der Schulter trug.

Als wir gemeinsam den Rückweg zu meinem Lagerplatz antraten, taute mein Begleiter auf. Er erkundigte sich nach meinem Ziel und ich erzählte ihm, dass ich auf der Spur meines Freundes Wenzel war, der wiederum unsere gemeinsamen Feinde verfolgte. Er hatte Zeichen für mich im Wald hinterlassen. Leider hatte ich dennoch seine Spur verloren und nun irrte ich schon den ganzen Tag ziellos durch den Wald. Kuno bot an, ich solle doch mit zu seinem Meister kommen. Es ließe sich dort besser schlafen als im Wald und Wölfe gebe es da auch nicht. Und außerdem, sagte Kuno, sei sein Meister derart weise, dass es ihn gar nicht erstaunen würde, wenn der bereits wüsste, wo mein Weg weiterginge.

»Da bin ich aber gespannt«, antwortete ich.

Früh mit dem Anbruch des Tages hatte mich Kuno geweckt und wir gingen in das Laboratorium des Meisters. Wie es da aussah! In den Regalen stapelten sich Fläschchen und Phiolen mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten. Rauch schwelte aus mehreren gemauerten Öfen. Der Adept, wie ihn Kuno genannt hatte, stand mit dem Rücken zu uns vor einem Tischchen, auf dem er eine sonderbare Apparatur aus unterschiedlich geformten Glaskolben aufgebaut hatte. Unter einem der Gefäße loderte ein Feuer. Dünne Schwaden von Dampf entwichen leise fauchend einem Röhrchen, an dessen Ende sich von Zeit zu Zeit ein Tropfen bildete und von dort in eine gläserne Schale fiel. Der Meister war in einen bunten Mantel gewandet und trug einen sonderbar geformten Filzhut.

Kuno bedeutete mir, still zu sein, und so traten wir in respektvollem Abstand neben ihn und sahen ihm bei seinen Tätigkeiten zu. Er würdigte uns keines Blickes. Stattdessen begann er, über seine Kunst zu erzählen:

»Die Alchemie beschäftigt sich mit den belebten und unbelebten Dingen der Natur. Mit anderen Worten: Ihre Lehre umfasst sowohl organische wie auch anorganische Stoffe.«

Kuno, der neben mir stand, flüsterte: »Er spricht von Pflanzen und Mineralien.«

»Dem Auge des Wissenschaftlers scheint es einen großen Unterschied zwischen beidem zu geben, allein die erhabene Lehre der Alchemie weiß sehr wohl, dass beides dem Wachsen und Vergehen unterworfen ist. Den Samen der Elemente beider Naturreiche kann kein Künstler machen, denn solches geschieht allein durch den Willen des Schöpfers. Jedoch solchen Samen zu mehren und zu kultivieren, das ist Sache unserer Kunst.« »Der Meister spricht vom Veredeln der Naturstoffe«, übersetzte sein Schüler.

»Was nun die Natur in ihrer dem menschlichen Auge so gänzlich verborgenen Werkstatt tief im Gestein über viele Jahrhunderte im Geheimen verrichtet, das lässt sich durch unsere Kunst in kürzester Zeit zur Vollkommenheit bringen.«

»Er redet davon, dass auch das Erz unter der Erde wachsen muss, aber wenn man weiß, wie’s geht, kann man das abkürzen.«

»Jaja, hab ich verstanden«, gab ich zurück.

In diesem Moment wandte sich der Alchemist von seinen Glaskolben ab und schaute erst mich und dann seinen Lehrling ausgiebig an. Es war ihm nicht im Mindesten anzumerken, ob er über meine Anwesenheit erstaunt war. Er trug einen beeindruckend langen grauen Bart. Hände und Gesicht waren ledrig und faltig. Es schien mir unmöglich, sein Alter zu schätzen.

Sein Lehrling verbeugte sich und sagte dann: »Meister, ich habe den Schwarzen Nachtschatten gesammelt, wie Ihr verlangt habt. Dies hier ist Georg von Eichfeld. Er stand mir während eines Wolfsangriffs bei und ich habe ihm ein Lager in unserem Haus angeboten.«

Den Meister schien es nicht zu beeindrucken, dass sein Lehrling um ein Haar den Wölfen zum Opfer gefallen wäre. Auch sein Besucher schien ihn nicht zu interessieren. Er streckte lediglich die Hand aus und ließ sich die Tasche mit dem gesammelten Kraut aushändigen.

»Ja und?«, fragte er missgelaunt in Kunos Richtung. »Warum hast du es noch nicht gewaschen, geschnitten und eingelegt? Das muss geschehen, solange es frisch ist, du Eselsgesicht! Wenn erst der Saft daraus entwichen ist, taugt es zu gar nichts mehr!«

Kuno nahm das Grünzeug schnell wieder an sich und ging damit zu einem Tisch an der Wand, um schleunigst das nachzuholen, was nach Ansicht des Meisters wohl schon in der Nacht hätte geschehen sollen. Der Meister sah ihm kopfschüttelnd nach. Dann wandte er sich an mich: »Tretet ruhig näher, junger Freund, und schaut etwas von den Geheimnissen, davon die Alten nur zu träumen wagten.«

Er führte mich zu einem der Öfen. In der Glut stand ein kegelförmiges Glasgefäß. Ein unangenehmer, beißender Geruch stieg von dort auf. Wer weiß, was dort gerade verbrannte. Mit einer hölzernen Zange hob er das Gefäß und ließ die Flüssigkeit darin kreisen. Dabei wurde sein Gesicht von unten durch die Glut beschienen, was zusammen mit seiner etwas wunderlichen Aufmachung der Szenerie ein besonders geheimnisvolles Aussehen gab.

»Jedermann weiß, dass die Korrosive des Vitriols für sich allein auf keine Weise durch Destillieren, Zirkulieren, Digerieren und dergleichen mehr zu zwingen sind, noch ihrem Wesen nach geändert werden können.« Er hob einen Finger und seine Augen begannen, listig zu funkeln. »Setzt man aber solches in einer Phiole wohl verschlossen eine Zeit lang in warmen Pferdemist, so verliert es sein mächtiges Korrosiv nicht nur zur Gänze, sondern erhält dazu noch einen angenehm aromatischen Geruch.«

Er schaute verzückt in sein Glas. Ich hatte nichts verstanden und schaute mich nach meinem Übersetzer um, aber der hatte gerade anderes zu tun.

»Was hier geschaffen wird, durch alle Kunst und Fertigkeit der Alchemie, das ist nichts weniger als die materia prima – der Urstoff, der schon im Paradies vorhanden war und dafür sorgte, dass Adam, der noch davon gekostet hatte, mehr als neunhundert Jahre kommen und gehen sah. Diesen Grundstoff der Materie nannten die Alten den »Stein der Weisen«. Er ist ein rötlich schimmerndes Kristall, das Eisen zu Gold machen kann, aus dem man das elixir vitae destillieren kann, welches ein wirkmächtiges Mittel gegen alle Arten von Krankheit ist. Denn wie diese Substanz alle Metalle von Unreinigkeiten reinigt und gleichsam auf einen höheren Standpunkt erhebt, so auch die Leiber der Menschen. Sie bringt die Säfte des Menschen, Galle und Blut, ins Gleichgewicht und kuriert alle nur erdenklichen Krankheiten, vom Grind über die Cholera bis hin zu den Schmerzen der Gebärenden. In seiner höchsten Disposition heilt sie sogar den Aussatz und hat noch viele andere Kräfte mehr, von denen jetzt hier nicht zu reden ist, und weil in demselben die Vortrefflichkeit des Feuers wirkt, vertreibt sie alle Fäulnis aus den Knochen und macht Greise wieder zu Jünglingen.«

An dieser Stelle musste er Luft holen. Seine Augen funkelten vor Begeisterung. Er beugte sich zu mir vor und senkte seine Stimme.

»Und auch wenn es Euch vielleicht ganz und gar unwahrscheinlich erscheinen mag – ich selbst bin bereits 150 Jahre alt.«

»Soso«, antwortete ich. Etwas Gescheiteres fiel mir in diesem Augenblick nicht ein. Ich nickte ihm zu und suchte am anderen Ende des Raumes den Lehrling auf. Er war immer noch damit beschäftigt, den Schwarzen Nachtschatten in schmale Streifen zu zerschneiden.

Ich stellte mich neben ihn und fragte leise: »Kann es eigentlich sein, dass dein weiser Meister eine ganze Menge gequirlten Unfug daherredet?«

»Ich weiß nicht«, sagte er verunsichert. »Dass er 150 Jahre alt ist, kauf ich ihm auch nicht ab. Aber das mit dem Urstoff ... Adam ist ja nun mal wirklich so alt geworden. Das steht doch in der Bibel.«

»Ich zweifle auch nicht daran, dass Adam so alt geworden ist, nur bei ihm da … bin ich mir nicht so sicher. Und dann die Sache mit der Goldmacherei … auf welche Weise soll denn aus Eisen Gold werden? Mit Eisen kenn ich mich nämlich aus. Man kann es schmelzen, schmieden oder härten. Aber egal, was du damit machst, es bleibt immer Eisen.«

»Na ja«, sagte Kuno, »das ist ja auch ein ziemlich kompliziertes Verfahren. Zuerst wird das Material gereinigt. Dann erfolgt die Einäscherung, dann die Congelation. Weiter geht es mit der Aufschließung des Vitriols, gefolgt von der Fäulung. Die dauert lange. Dann kommt die Absonderung und die Fermentation ... und danach die Augmentation oder Vermehrung ... und dann ... äh ...«