Du wählst die Richtung nicht den Weg - Tobias Rosenthal - E-Book

Du wählst die Richtung nicht den Weg E-Book

Tobias Rosenthal

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Bildung
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2023
Beschreibung

Warum kauft ihr euch ein Buch und wollt es lesen? Ist es der Titel, die Hoffnung, das Interesse, die Neugier, die Hilflosigkeit, die Sehnsucht, die Ablenkung, der Genuss, der Spaß, die Romantik, die Spannung, die Suche nach Heilung…? Beim Lesen dieses Buches werdet Zustimmung, Unverständnis, Liebe und Wut empfinden. Und genau darum geht es in diesem Buch: Ehrlichkeit - unverschleiert, gefühlt, echt und authentisch. Das Fühlen und Wahrnehmen von euren Triggerpunkten, eurem ganzen Ich und dem meinen. Darauf aufbauen kreiert ihr eure eigene Richtung – fangt an euer eigener Perspektiv-Schmied zu sein! Meine Erzählungen, Theorien und Sichtweisen beruhen auf kulturellen Erfahrungen mit Liebenden, Verletzten, Leistungssportlern, Straftätern, Misshandelten, CEOs, Reisenden, Psychologen, Kindern, Eltern, psychisch Angeschlagenen, Künstlern, Spirituellen, Autoren... Jedes Kapitel ist nur ein paar Seiten lang und spricht für sich. Ihr könnte dort anfangen, wo ihr wollt. Worauf wartet ihr noch? Die Veränderung beginnt jetzt.

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Seitenzahl: 288

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In Liebe

Tobias Rosenthal

Impressum

Texte: © 2022 Copyright by Tobias Rosenthal

Umschlag:© 2022 Copyright by Tobias Rosenthal

Verantwortlich

für den Inhalt:Tobias Rosenthal

38104 Braunschweig

[email protected]

Druck:epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin

Danksagung

Ich danke von tiefstem Herzen jedem einzelnen Lebewesen, dem ich auf reale, surreale, natürliche, literarische, fantasievolle und einzigartige Weise begegnet bin.

Ich erlaube es mir nicht, einzelne Personen, Situationen und Erlebnisse hervorzuheben. Auch wenn es richtig ist, dass verschiedene Intensitäten be-, ge- und erlebt wurden, möchte ich in diesem Zuge jeder einzelnen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Begegnung danken.

Danke, dass ihr mich alle unfassbar geprägt habt.

Und ein ganz besonderer Dank an alle Kinder, Tiere und Naturerscheinungen für die bezaubernden, achtsamen, begeisterten und erweckenden Erinnerungen, wie das Leben sein kann.

Mit allgegenwärtiger Liebe

Rosi

Vorwort

Wie kam es zu dieser Selbsterkenntnis? Zu dieser intrinsischen Motivation, die folgenden Worte festzuhalten? Der Inspiration freien Raum zu geben und dadurch der stetigen wachsenden Perspektive keinen Einhalt zu geben?

Alles begann mit einem Urknall - der Liebe zweier Menschen. Um ehrlich zu sein war der Urknall ein Akt - ein hormoneller Austausch in Form von sexueller Aktivität. Parallel zu meinem Selbst entstand auch mein Nicht-Selbst. Der Entstehungsprozess des Nicht-Selbst übernahm Stück für Stück die Kontrolle.

„Wir können in unserem Leben

nicht zu unserem Selbst werden.

In jedem Moment sind wir Selbst.

Das Ziel könnte sein, sein wirkliches Selbst zu finden, indem alle Nicht-Selbst Faktoren verstanden, verarbeitet, akzeptiert, verändert, kontrolliert

und/oder bei Seite gelegt werden.

Erst dann wagt sich das wahre Selbst

aus dem Nebel der Illusion.“

Es gibt keinen bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben, der mich zu diesem Moment gebracht hat. Alle Erfahrungen, Entscheidungen und Entwicklungen basieren auf den individuellen Ressourcen und der konstanten Auseinandersetzung mit den vorhandenen Ängsten. Das leidenschaftliche Wahrnehmen und Reflektieren haben ihren Anteil dazu beigetragen. Das Festhalten in Form von Wort, Schrift und Raum erledigt den Rest. Am Ende bleibt das Leben - so wie es ist: LEBENDIG.

Die Ideen, Perspektiven, Anregungen und Techniken sind keine optimale Lösung für das Problem, sondern sie können stets nur als Möglichkeit dienen, das lebendige Aufwachen zu starten oder weiterzuführen.

All die Erkenntnisse sind nicht mein Eigen. Sie wurden mir durch Bücher, Philosophen, Soziologen, Psychologen, Mitmenschen, Freunden, Familienmitgliedern, Unbekannten, Begegnungen und alle anderen Wesen, durch Natur und Umwelt, durch Erfahrungen, Schicksalsschläge, durch Verliebtsein, Ärger, Trauer, Wut und Schmerz, durch die Energie dieser Welt vermittelt, herbeigeführt und werden mich ab jetzt bis auf Ewigkeiten weiter begleiten und prägen. Vielleicht können sie auch euch unterstützen und neue Perspektiven kreieren, durch die ihr euch auf eure eigene Art und Weise akzeptiert, verändert und loslasst.

„Es ist wie die östliche Kultur es versteht:

Sei wie ein Bambusrohr - innen hohl.

Durch dich fließt die wahre Schönheit.

Alles, was du am Ende schaffst, betitle nicht dein eigen.

Es ist durch dich entstanden, aber nicht von dir.

Das ist wahre Kreativität.“

Einleitung

Das Buch beschäftigt sich mit allem, was mich je berührt hat und noch berühren wird. Mit Themen, die mir dabei geholfen haben, meine Lebenssituationen zu verstehen, zu verarbeiten und mutiger zu durchleben. Es beinhaltet eine gewisse Struktur, doch im Endeffekt soll der:die Leser:in frei entscheiden, wo angefangen wird, wo aufgehört wird, wie lange gelesen wird und wann das Buch in die Ecke gelegt wird, um es irgendwann freudig hervorzuholen, um etwas Bekanntes und Unbekanntes neu und zugleich wiederholt zu lesen.

Jedes Kapitel ist für sich abgeschlossen und auch wieder nicht - so ist das Leben, auch in diesem Buch. In den meisten Fällen habe ich auf die Gender-Wortwahl geachtet, um einen eigenen Teil dazu beizutragen, damit sich die konditionierten Rollen mehr und mehr auflösen. Dies soll kein dogmatisches Anliegen sein, jedes Wort in seiner Schönheit zu Gendern - das wäre meiner Ansicht nach vollkommen übertrieben und würde dem ursprünglichen Ansatz dieser Idee widersprechen.

Die kleinen Ziffern, die sich in dem Buch verstecken, sind Fußnoten für Einschübe, Ergänzungen und Anregungen, die in den Anmerkungen am Ende des Buches zu finden sind - einfach eine kurze Lesepause einlegen und dort nachschlagen.

Die Sterne zwischen bestimmten Absätzen dienen dazu, bewusste Pausen einzulegen, um über das Gelesene nachzudenken, es nachzufühlen und es in der Praxis auszuprobieren. Sie sollen die Sensibilisierung für die eigenen Impulse fördern. Sie verkörpern eine Symbolik der Unendlichkeit und eine gewisse Idee aus dem Buddhismus, genauso wie es die Leerzeichen zwischen den Buchstaben und Wörtern tun.

„Form ist Leere und Leere ist Form.“

Ein Buchstabe oder ein Wort hat die gleiche Wichtigkeit wie kein Buchstabe und kein Wort. Wir können die Möbel in einem Raum nur wahrnehmen, weil der Raum auch Leere beinhaltet. Wäre der Raum mit Objekten überladen, würde die Leere verloren gehen und dadurch die jeweilige Form der Objekte verschwinden. Andersherum genauso.

*

Das eigene Erwachen begann mit der Berührung von gewissen literarischen Werken in einer besonderen Phase der Selbstfindung. Dinge passieren genau dann, wenn sie passieren sollen. Wenn wir mit offenen Sinnen hin(ein)schauen, bemerken wir die Schönheit früher als gedacht. Dieses Buch war weder geplant noch überdacht. Es passierte einfach, und zwar wie folgt:

Ich verarbeitete meine emotionale, liebende und räumliche Veränderung durch das Aufschreiben meiner Gefühlslagen und Perspektiven. Das war der Plan und die Idee dahinter - es war der wahrgenommene und innerliche Impuls in Form eines regelmäßig Schreibstopps. Das Wiederholen und schriftliche Freimachen von Gedanken, Gefühlen und Ansätzen war ein bewegender Prozess, der stetig tiefgründiger, wohltuender und kreativer wurde.

Nachdem ich Kunden, Familienmitgliedern, Freunden und Unbekannten davon erzählte, weil in den gemeinsamen Gesprächen ähnliche Themen auftraten, wurde der Wunsch geäußert, ob ich nicht mal etwas vorlesen könnte. Ich bin ein offener und selbstbewusster Mensch, der mit solchen Wünschen überhaupt keine Probleme hat - das Teilen ist für mich ein ganz besonderes Geschenk. Die positiven, berührenden und angenehmen Rückmeldungen ließen die Idee eines Buches wachsen. Ein Sammelband von Themen, der andere dabei unterstützen kann, neue und eigene Perspektiven zu errichten.

Es begann eine lange Reise von knapp sechs Jahren, in der ich mich intensiver mit dem Buch befasste, genauso wie es Phasen gab, wo ich Monate lang rein gar nichts schrieb. Das Leben hatte seine eigenen Prioritäten. Doch es hat auch ein Ende für diesen Anfang des Buches. Ein Buch, das als Lebensrezept verwendet werden kann. Sucht euch die Geschichte heraus, die euch in der aktuellen Gegenwart als Geschmacksverstärker dienen kann und würzt damit euer Leben. Experimentiert mit den unterschiedlichen Themen und findet möglicherweise dadurch eure eigene Richtung. Eine Richtung, die am Anfang euch und am Ende allen anderen helfen kann.

Auf diese Weise dient das Buch mir selbst und jedem von euch. Wenn es ein kurzes Lächeln oder Weinen, ein Aha-Effekt oder ein kritisches Räuspern, ein einziges Wort oder ein Satz ist, der euch im Inneren berührt, dann hat sich das Buchprojekt bereits jede Sekunde gelohnt.

Ehrlich gesagt, hat sich unabhängig von dem Ausgang des Buches, jede Sekunde des Schreibens gelohnt - wie bereits erwähnt, begann es mit einem eigenen Impuls aus dem Inneren. Was wollen wir mehr?

Der Mensch

Jeder Tag ist endlich,

doch Mensch - wieso seht Ihr das anders?

Wieso nutzt Ihr einen Vergleich für die Monate,

Wochen, Tage, Stunden, Minuten, Sekunden.

Die Zeit ließ uns Sachen wissen, planen, strukturieren.

Doch stahl sie uns weiterhin den Moment.

Die Gegenwart ist dahinauffindbar in der Dunkelheit.

Doch wieso findet Ihr sie nicht?

Suchet nicht da, wo Licht ist,

sondern bewegt euch in den Schatten.

Und findet, was gefunden werden will.

Löst euren Blick von den menschlichen Bezeichnungen.

Tut ihr dies nicht,

wird das Mögliche unmöglich bleiben.

Der Tag heute wird gleichgesetzt

mit dem Gestrigen und dem Morgigen.

Dabei sind alles eigene Tage.

Tut dies mein Verstand

mit den Minuten und Sekunden.

Sind sie weder endlich noch einzigartig.

Was sie in Wirklichkeit immer sind.

Wir belügen sie und uns zugleich.

Doch aus welchem Grund?

Schaffung von Struktur ist eine dieser Errungenschaften.

Struktur - eine „Banalität des Bösen“1,

wenn sie sich von der Biologie löst.

Unser Körper, die Organe, das leibliche Leben.

Sie verkörpern unsere gottgegebene Struktur,

ohne es erwähnen zu müssen.

Es ist wie bei einem Marktplatzschreier,

der nicht schreien braucht.

Und doch weiß jeder, was er meint.

Alle anderen Strukturen sind geschaffen.

Von unserem Verstand.

Wenn Ihr weiter Gefangene des strukturellen Käfigs sein wollt,

so seid es.

Jedoch beschwert euch nicht am Ende der Geschichte,

dass das Leben nicht lebensvoll war.

Geblendet wurdet Ihr.

Und zugelassen habt Ihr es zugleich.

Wissen ist ein Synonym

für die fremdgesteuerten Entscheidungen,

welche euch plagen.

In jeder Ecke dieser Welt hören wir,

wie wichtig Wissen ist.

Wie unsere Neu-Gier voranschreitet.

Und den Knopf der wahren Taschenlampe verdeckt.

Mit dem wir in der anderen Dunkelheit finden können.

Wir sind Menschen und wollen Dinge wissen.

Wie komme ich zum Mond?

Was ist da hinterm Horizont?

Wieso sterbe ich?

Und wieso hält keine Liebe?

Wieso wollt Ihr das Wissen?

Reicht es nicht zu sein auf dieser runden Welt,

wo es kein Anfang und kein Ende gibt.

Was wollt Ihr da wissen?

Was Ihr wirklich benötigt,

das Atmen,

das Gehen,

das Sammeln und Jagen,

das Gebären,

das Gemeinsame,

erlernt Ihr einfach so.

Weil Ihr es benötigt.

Es verursacht euch keinen Kummer und kein Leid.

Ja, gewiss, es schmerzt.

Aber nur kurz.

Das Leiden, was Ihr durch Dinge erfahrt,

ist auf den Vergleich des Tages gerichtet.

Unterstützt vom Wissen des Verstandes

versucht Ihr zu verstehen.

Doch bleibt Ihr verwirrt ohne jegliches Verstehen.

Wie paradox das Leben ist.

Doch so ist es.

Der kleine Fisch nährt sich von Algen.

Er wird gefressen von dem großen Fisch.

Welcher wiederum als Nahrung

für uns Menschen dienen könnte,

wenn wir nicht Pflanzenfresser wären.

Doch ist es nicht paradox,

dass der erste Fisch überhaupt isst?

Wenn wir Vergleiche setzen.

Vergangenheit und Zukunft mischen.

Die Gegenwart logisch verstehen wollen.

Dann macht die Eintagsfliege keinen Sinn.

Und trotzdem ist sie da,

in ihrer eigenen Schönheit.

Sie erlebt einen intensiven Tag.

Nicht mehr und nicht weniger.

„Die daraus für die Menschen ausgelegte Frage:

Lebt sie am Ende lang genug?“

Alleinsein vs. Einsamkeit

Können diese Begriffe getrennt voneinander betrachtet werden?

Lasst uns dazu direkt eine Lesepause einlegen, um uns einmal selbst diese Fragen zu stellen. Wie würdet ihr Alleinsein und Einsamkeit definieren?

*

Es existieren viele unterschiedliche Ansichten, wissenschaftliche Definition und Abweichungen über diese Thematik. Im Folgenden wollen wir eine solche mögliche Interpretation und Gesellschaftskritik einmal genauer betrachten, um dabei unsere eigene Gemütslage zu dieser Sichtweise zu beobachten und zu deuten.

Beginnen wir einmal mit der Erläuterung des Begriffes Einsamkeit. Aufgrund der Medien und der soziokulturellen Strukturen sind wir häufig darauf gepolt, zuerst mit etwas Negativem anzufangen, wenn wir einen Begriff interpretieren. Wie oft erwischen wir uns selbst, wenn wir die negativen Überschriften und Informationen als allererstes wahrnehmen. Und genau das passiert bei dem Begriff der Einsamkeit - ist es etwas sozial Schlechtes und wenn ja, wieso eigentlich?

Keinem gefällt es einsam zu sein, weswegen wir uns jeglicher Einsamkeit entziehen - mehr als nachvollziehbar, wenn wir bedenken, dass wir soziale Wesen sind. Einsamkeit kann bedeuten, dass niemand mit uns Zeit verbringen will. Niemand möchte unser:e Freund:in sein. Niemand möchte seine Lebenszeit mit uns teilen. Einsamkeit verinnerlicht das unbewusste Nicht-Akzeptieren meiner Person durch eine Beobachtung aus der Ferne. Ich erlebe eine Fremdbeobachtung als Bewertung meiner Selbst, wodurch ich Schuld und Verantwortung direkt wieder abgebe, ohne überhaupt die Wörter Selbstverantwortung, Selbstreflexion und Selbstliebe in den Mund zu nehmen.

Einsame Personen verkörpern ein Verhalten, das von keinem anderen geduldet werden kann, weil es vollkommen intolerant, unsolidarisch und ethisch inkorrekt ist. In einem solchen Fall beziehen wir keinen Aspekt der Umgebung in unsere Verhaltensweisen mit ein - wir berücksichtigen niemanden, weder die Freude, den Schmerz noch die Trauer. Unser Ich ist das einzige Ich ohne jegliche Selbstbeobachtung auf dieser Welt. Wir stecken in einem Dilemma aus Vorwürfen, ohne jemals die wirkliche Ursache des Perspektiv-Problems zu entdecken.

„Wir wollen toleriert werden,

sind jedoch selbst intolerant.

Was für ein Widerspruch.“

Das Zitat soll eine ganze bestimmte Form ansprechen, bei der sich die unangebrachten Verhaltensmuster auf das inakzeptable Handeln und die mögliche narzisstische Ansicht des Individuums beziehen. Die Person lehnt die Grundwerte und Formen einer altruistischen Gemeinschaft ab, denn er oder sie stellt das eigene Ich über das gemeinsame Wir. Seine Perspektive ist die einzig Richtige. Ohne jede Offenheit entzieht sie sich jeder gesellschaftlichen Ansicht. Was für ein Armutszeugnis - weswegen es verständlich ist, dass die Person einsam ist. Bin ich selbst einsam? Wenn ja, wieso?

Im Allgemeinen existieren zwei Möglichkeiten, wieso jemand einsam ist. Entweder fühle ich Einsamkeit aufgrund der aufgeführten Punkte oder weil einfach keine Menschen oder Wesen für ein soziales Gefühl anwesend sind - ziemlich unwahrscheinlich bei der aktuellen Bevölkerungsdichte und den vielen wundervollen Lebewesen, die diese Welt hervorbringt. Wir werden überall Mitmenschen antreffen, um abschließend eine Gemeinschaft zu errichten. Doch zu einer Gesellschaft bzw. einer Kommune gehören verschiedene Vorstellungen und Werte. Damit sind nicht die heutigen Grenzen, Richtlinien, kulturellen Vorstellungen und Traditionen gemeint, die uns einengen, auch wenn der erste Grundgedanke dieser Umsetzungen anders gemeint war.

Wir sollten möglicherweise zu dem Grundansatz zurückkehren, der bereits vor Jahrtausenden niedergeschrieben wie auch weitergegeben wurde. Die allgemeine Idee dieses vermittelten Wissens ist vielen von uns bekannt, doch wird sie selten wirklich gelebt, verstanden oder verinnerlicht. Ich probiere es einmal kurz und knapp mit eigenen Worten auszudrücken: Jede Person sollte sich, wie auch das gesamte Umfeld und alle einschließenden Wesen verinnerlichen, ohne Rubriken zu schaffen, Hierarchien zu kreieren oder Bewertungen von Gut und Böse einzuführen. Dadurch entsteht ein dynamisches Einheits-Gefühl, in dem die jeweilige Eigenart von allen akzeptiert wird, ohne Wenn und Aber.

Die uns bekannten Fachbücher - die zehn Gebote Moses oder die Lebensregeln des Tao te King - sollten uns dabei helfen, eine dynamische und gleichzeitig verbundene Gemeinschaft aufgrund von ethischen Grundwerten zu errichten bzw. mitzugestalten, selbst wenn es im menschlichen Kontext teilweise als Utopie erscheint, ist es im ganzheitlichen Bild dieser Welt eine lohnende Lebensvorstellung. Doch wie heißt es am Ende immer so schön: Theorie ohne Praxis ist nichts wert.

Eines Tages entdeckte ich in dem wundervollen Buch Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery folgendes Zitat, welches den bereits geschriebenen Inhalt in einem anderen Licht erblühen lässt und mich wiederum zum Denken anregte.

„Einsam ist man nur unter Menschen“

*

Um ein natürliches Bild des Zusammenseins zu erschließen, benötigt jeder von uns ein durchgängiges Lebenswachstum seines Selbst. Je mehr ich meine Persönlichkeit entdecke, desto intensiver genieße ich es allein zu sein. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mit anderen Menschen die Zeit verbringen möchte oder mich nicht anpassen kann. Es bedeutet, dass ich die Momente mit mir selbst genieße. Ich mache mir keine Gedanken über die Einsamkeit, denn sie existiert für mich nicht. Ich liebe und lebe mein All-ein-sein, genauso wie ich die Gemeinschaft schätze. Werden wiederum Grenzen gesetzt, wodurch Leute eingeschränkt werden, verblasst die Freiheit und zugleich das natürliche Miteinander.

Unser gesellschaftliches Verständnis vom Alleinsein und von der Einsamkeit ist im Endeffekt ein auferlegtes Negativum, welches entsteht, bevor ich überhaupt All-ein-sein kann. Mein verunreinigtes Unterbewusstsein projiziert automatisch die Einsamkeit in mein bewusstes Denken. Personen springen von Beziehung zu Beziehung, ohne überhaupt zur Ruhe zu kommen. Menschen lenken sich heutzutage in jeglicher Form ab, um sich nicht mit sich selbst auseinanderzusetzen. Dabei ist es vollkommen egal, wie ihre Kompensation aussieht. Sei es durch Sex, Sport, Arbeit, Karriere, Ernährung, Beziehung, Familie, Drogen, Konsum, Haustiere, Süchte, Fremdverantwortung, Hilfe, Beschäftigung usw. - das meiste davon ist nichts Langfristiges und Präventives, sondern eher die Verkörperung von kurzlebigen Glücksgefühlen.

Haben wir uns jemals in einen Sessel gesetzt und einfach nur dagesessen? Ohne Fernsehen zuschauen. Ohne das Smartphone in die Hand zu nehmen. Ohne ein Buch zu lesen. Einfach nur dagesessen und uns wahrgenommen. Lasst es uns doch mal ausprobieren. Lasst uns die Unlust, die Langeweile, den Moment, die Trauer, die Panik, die Ruhe und Stille genießen. Wir können die Zeit auch nutzen, um eine tiefergehende Klarheit über unsere Komplexe, über unser einzigartiges Ich und über unsere Ängste zu bekommen oder um Dankbarkeit für das Hier und Jetzt zu erlangen - vieles wird erlebt, ohne etwas haben zu müssen: Nur wir und der Moment - was für ein Geschenk. Einfach da sein - nicht weniger und nicht mehr.

Falls wir mit dieser Aufgabe bereits Probleme haben, sie meiden oder noch nie erlebt haben, können wir uns einer Angst schon einmal bewusst sein - wir verbinden das Alleinsein mit der Einsamkeit und einem direkten negativem Folgegefühl, welches unser Ego auf keinen Fall erleben will.

Wir sollten uns dadurch weder persönlich angegriffen noch hilflos fühlen - die ganze Menschheit hat dieses Problem. Wir sind damit nicht allein. Durch die tagtägliche, schnelllebige, erdrückende und reizüberflutete Beeinflussung ist es fast unmöglich kontinuierlich auszubrechen, wobei es eigentlich ziemlich einfach ist, sich einmal hinzusetzen und die Gedanken schweifen zu lassen. Andere Möglichkeiten wären das Spazierengehen, wobei auch hiermit das Alleinsein gemeint ist. Spazierengehen ohne zusätzlich Sport zu machen oder Musik zu hören, sondern die Umwelt und die Natur mit meiner Person im Einklang wahrzunehmen - das ist meditative Kunst.

Falls die Gedanken uns im gleichen Moment mitteilen: „Dafür habe ich keine Zeit!“ - dann verwendet das Ego als Schutzmechanismus eine solche Entschuldigung, welche zugleich die soziologische Entwicklung unserer Ansichten verkörpert. Die gelebte und vermittelte Leistungsgesellschaft verursacht bei den Individuen folgende Problematik: Das Wochenende und die vorhandene Freizeit werden immer häufiger als absolutes Übel angesehen, weil wir möglicherweise nichts zu tun haben. In unserer Freizeit suchen wir uns unterschiedlichste Beschäftigungen, statt den freien Moment auf seine spontane und unabhängige Weise zu nutzen. Weil wir aber die ganze Woche über auf unzählige Arten eingebunden sind und uns unterbewusst wie auch bewusst abhängig machen wollen, wollen wir doch die gleiche Gewohnheit in unserer Freizeit erleben - wer will schon echte, schmerzhafte Veränderungen? Ein Zurückwerfen auf sich selbst und ein Verständnis für das Nicht-Selbst im Leben findet so gut wie gar nicht mehr statt.

„Wer nutzt seine Freizeit oder freie Zeit, um frei zu sein.

Wir suchen Aktivitäten.

Planen alles bis ins kleinste Detail.

Verlieren uns in der Geschäftigkeit der Freizeit,

ohne uns bewusst zu machen,

dass diese Freizeit wiederum von

Äußerlichkeiten abhängig ist.

Was bedeutet wahre Freizeit?

Frei zu sein, oder etwa nicht?“

Wir konfrontieren uns nicht mit der Angst vor der Selbstwerdung, weswegen sie uns stetig mehr und mehr vereinnahmt und zugleich bedrückt. Diese Form der Angst - wie sie Fritz Riemann in seinem Buch Grundformen der Angst treffend bezeichnete - ist eine der größten Ursachen für depressive Persönlichkeiten. Wenn wir uns endlich unserem Selbst stellen und uns im Alleinsein bewusst mit dem entstandenen Ich auseinandersetzen, können wir selbstbestimmt eine Veränderung im Hier und Jetzt erzeugen.

Zeit ist weder Geld noch Gold, sondern Zeit ist Zeit - sie ist unsere Lebenszeit: Es sind unsere Momente. Fangen wir an die Zeit zu nutzen, denn sie ist einmalig und doch relativ: wie paradox und schön zu gleich. Sie ist was sie ist - endlich. Wir waren gestern ein anderer Mensch als heute, genauso wie wir nach dem Lesen dieser Zeile ein anderer Mensch sein werden.

Noch wichtiger als die Zeit, ist jedoch die Erkenntnis, dass es unser Leben ist. Wir sollten es leben und selbst in die Hand nehmen. Das Schönste an allen angesprochenen und folgenden Veränderungen ist, dass am Ende alles auf uns heruntergebrochen werden kann - lasst uns diese notwendige Selbstverantwortung leben. Das heißt wiederum, dass wir jederzeit damit anfangen können. Leben wir wie eine Eintagsfliege, ist jede Sekunde und jeder Moment einzigartig, vergänglich und wird niemals wiederkommen. Genauso wie das Lesen des nächsten Kapitels einmalig bleiben wird und dennoch warten kann.

„Wie wollen wir die Zeit mit unseren Mitmenschen, Freunden, Familien, Partnern und Unbekannten genießen und wahrhaftig wahrnehmen, wenn wir die Zeit mit uns allein zu sein nicht mal genießen können?!“

Zeit - sei geduldig

Geduld ist eine Interpretationsform der Zeit, denn Geduld erfordert eine Menge Zeit. Und das in der heutigen Zeit. Alles wird schneller, rasanter, kurzlebiger, wichtiger, unnötiger, vollgestopfter… doch wieso eigentlich?

Um zu verstehen, was Geduld bedeutet, möchte ich euch eine direkte Gegenfrage zur Schnelllebigkeit der aktuellen Gesellschaft stellen: Was ist die Besonderheit an der Flaschenpost oder dem Liebesbrief?

Die Geduld! Das Gefühl wird einzigartiger je länger wir in der Lage sind, voller Freude darauf zu warten. Wann haben wir das letzte Mal eine solch innerliche Freude erlebt? Wollen wir es noch erleben oder sind wir vereinnahmt von der Ungeduld?

Als das Mobiltelefon die Erfindung des Jahrhunderts war, war ein Anruf etwas Wichtiges und Dringendes - wohingegen die SMS eine Nachricht war, die der Empfänger auch später lesen konnte. Heutzutage wird die Nachricht via Whats-App, Viber, Telegram, WeChat usw. durch eine sofortige Empfangs- und Lesebestätigung unterstützt. Ich sehe, ob der Empfänger online ist, zurückschreibt und wenn nicht, frage ich mich voller Ungeduld: Wieso erhalte ich keine sofortige Antwort - bin ich es nicht wert?

Die Ungeduld wächst. Die Kunst des Wartens kennen wir nicht mehr. Sie wird uns in jeder Art und Weise genommen - wir lassen sie uns nehmen. Jede einzelne Zeiteinheit wird mit Terminen, Ablenkungen, Unwichtigkeiten und Produkten der Konsumwelt abgedeckt, damit wir immer mehr das Gefühl für den gegenwärtigen Moment verlernen.

Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt, ist die Zeit das kostbarste und zugleich das einzige Gut auf der Welt, welches Vergänglichkeit symbolisiert und zeitgleich relativ ist: wie paradox. Die Geduld wiederum belebt das wirkliche Wissen in uns, dass der Moment kostbarer ist als alles andere. Ein solches Wissen führt dazu, dass ich nicht alles hier und jetzt haben kann, sondern dass ich das Warten, den Verlust, die daraus resultierende Demut und die anstrebende Dankbarkeit erleben sollte, um der allgegenwärtigen Liebe wieder näher zu kommen.

Unsere aktuelle Zeitreise ermöglicht viele neue Lösungen, die für einen sofortigen Wert unabdingbar sind. Schnellere Transport- und Behandlungswege, schnellerer Austausch von Kulturen und Ereignissen, schnellere Unterstützung und Hilfe in Risikosituationen - all dies sind hervorragende Erfindungen, um die Hilfe und die Lebenserhaltung von unzähligen Menschen zu verbessern. Doch ist es notwendig, dass alles immer noch schneller passieren muss?

Dabei spreche ich die subjektive Geduld an, welche mit der Schnelllebigkeit der gesamten Gemeinschaft verschmilzt. Wir werden durch die äußeren Einflüsse und durch die entstehenden Empfindungen unterbewusst angeregt, ein sofortiges bewusstes Verlangen zu verwirklichen. Doch dies ist nur ein kurzfristiger Erfolg, ein Glücksgefühl, das mittelfristig genau durch eine solche Vorgehensweise gebremst und im schlimmsten Fall reduziert wird.

Um diesem Prozess entgegenzuwirken, könnten wir stattdessen lernen im Moment zu leben. Dabei sollte uns bewusst sein, dass viele Dinge, Gefühle…, welche wir annehmen im Moment zu erleben, nicht aus unserem tiefsten Inneren herauskommen, sondern uns von außen vorgehalten werden. Vieles wird in das Unterbewusstsein gespült, um dort zu gedeihen und uns den Freiraum zu nehmen. Wir verspüren nach eigener Interpretation eine sofortige Erfüllung des Gefühls - wir fühlen uns gesättigt. Meistens ist dies keine innerliche Erfüllung, sondern es sind erlebnisorientierte Abhängigkeiten, die wir durch Äußerlichkeiten erfahren haben.

Um diese teils verwirrende Erklärungsausführung zu verdeutlichen und um keine Widersprüche in den Aussagen zu verfestigen, möchte ich folgendes Beispiel nutzen:

Beschäftigen wir uns einmal mit dem Hormon-Haushalt, dem Verlangen nach sofortiger Nähe und Sexualität. Dazu wollen wir zwei Situationen aus unterschiedlichen Zeiten aufzeigen, wobei dies bitte nicht als direkter Vergleich oder als Wertung zu verstehen ist.

Nehmen wir einmal unsere Eltern oder Großeltern: Kennen gelernt möglicherweise in der gemeinsamen aufgewachsenen Heimat. Das Kennenlernen erfolgte wahrscheinlich nicht über das Internet, über das Handy oder ähnliches, sondern wenn überhaupt über eine Zeitungsannonce. Vermutlich lernten sie sich eher durch eine gemeinsame Aktivität, eine Fete, einen Job, über Freunde oder auf dem Markt kennen. Das erste gemeinsame Gespräch und die regionale Verbundenheit führten zu weiteren Treffen. Sie wurden ein Paar. Vermutlich wurde bald darauf geheiratet. Aus beruflichen Gründen oder wegen grausamen Kriegsepochen mussten sie längere Zeit, teilweise Jahre/Jahrzehnte, eine Distanz aushalten. Dabei konnten sie entweder zur Telefonzelle gehen, um die Stimme des anderen zu hören oder warteten voller Geduld und Hoffnung auf den nächsten Liebesbrief - vielleicht mussten sie sogar auf beides verzichten. Teilweise konnten sie nur hoffen. Dieser Glaube hielt sie zusammen, weil sie einander liebten, doch diese Liebe führte auch zur Erblindung der eigenen Entwicklung und zum Verständnis, was allgegenwärtige Liebe2 sein könnte. Einige inakzeptable Eigenschaften und Erwartungen des Partners wurden einfach hingenommen - auch weil die Globalisierung noch nicht vorangeschritten war, um die neuen und unterschiedlichen Perspektiven über die Ländergrenzen hinaus zu übermitteln. Dadurch konnte der eigene Blick nur in limitierter Form über den Tellerrand gerichtet werden: „Ja, aber es gab doch keine anderen Optionen“. Diese Aussage können wir auch heute noch in vielen Gesprächen hören. Es gibt immer mindestens zwei Wege, doch sie sind für jeden unterschiedlich schwierig, und meistens wähle ich den einfacheren und nicht den unbekannteren - schade.

Betrachten wir jetzt eine ähnliche Kennlern-Geschichte in der heutigen Gegenwart.

Sie wachsen gegebenenfalls in einer Patchwork-Familie auf, sind bereits mehrfach umgezogen und gehen auf eine Integrierte Gesamtschule. In der elften Klasse gehen sie für ein Jahr ins Ausland, obwohl sie selbst noch kaum in der Pubertät stecken oder eine entsprechende Reife vorweisen können. Mit neuen Eindrücken, Erfahrungen und Problemen kehren sie zurück. Sie sehen jedes Mal dieses hübsche Mädchen beim Einkaufen, doch trauen sich nicht sie anzusprechen. Sie sind schüchtern und haben Angst vor der Abweisung. Also nutzen sie Tinder, Facebook, Instagram und andere Seiten, auf denen sie sogar Beschreibungen von Unbekannten posten können, damit ihnen jemand hilft, diese Person zu finden. Dabei kann es passieren, dass sie im Sozialen Netzwerk plötzlich jemand anderes kennenlernen. Sie empfinden aufgrund von Bildern und der augenblicklichen Aufmerksamkeit des Gegenübers ein gewisses Interesse. Die Bestätigung tut ihnen gut. Ohne ein notwendiges Überwinden des Kennenlernens in der physischen Realität, treten sie über die digitalen Formate mit dem Gegenüber in Kontakt. Nach einem ausgiebigen Schreiben treffen sie sich mit der noch unbekannten Person. Es wird ihre erste richtige Beziehung. Es werden ihre ersten sexuellen Erfahrungen. Doch durch das ganze Internet sind sie auch auf Porno-Seiten gestoßen, auf denen sie sich regelmäßig befriedigen. Sie entwickeln unterbewusst fiktive Wünsche und verspüren ein manipuliertes Verlangen die gesehenen Dinge selbst auszuprobieren. Wenn sie die Dinge mit ihrer neuen Liebe erleben wollen, müssten sie mit ihr reden - doch sie kennen diese Form der Kommunikation nur über mediale Wege.

Da dieses Kommunikationsproblem nie gelöst wird, weil es bereits zu Beginn zum Scheitern verurteilt war, trennen sie sich auf die gleiche Weise wie sie sich kennengelernt haben - durch digitale Nachrichten. Was für eine traurige Entwicklung und dass nur, weil sie sich nicht getraut haben, darüber zu sprechen. Zusätzlich haben sie sich auch nicht hinterfragt, ob diese sexuellen Abenteuer auch wirklich ihrem eigenen Wunsch entsprechen oder vielleicht nur von außen erzeugt wurden. Stattdessen deuteten sie ihre hormonellen Reaktionen und Gedankengänge als wahrhaftig.

Ganz nebenbei wurden sie von einer neuen Person mit weitaus schöneren Bildern angeschrieben und haben sich direkt verliebt. Wie kann denn hier noch der Begriff Liebe Verwendung finden? Und was sollen uns diese beiden Kurzgeschichten aufzeigen und über die Geduld mitteilen?

*

In beiden Geschichten sind Vor- und Nachteile zu finden, somit sollten wir nicht sagen, früher war das und heute ist dies besser. Heute ist es so wie es nun mal ist, und früher war es anders. Lasst uns voneinander lernen und gemeinsam wachsen, nur dann erreichen wir wertfrei den jetzigen Moment mit seiner ganzen Schönheit. Dabei bedeutet Geduld, sich mit seinen eigenen Ängsten und Problemen auseinanderzusetzen und sie zu bewältigen. Geduld bedeutet, auf sich zurückgeworfen zu werden, egal in welcher Zeit oder Gesellschaft oder Kultur ich lebe. Geduld bedeutet den Moment zu genießen und so zu nehmen wir er ist, auch wenn er langsam voranschreitet. Geduld bedeutet, dass jede Sekunde einzigartig ist - auch jede Sekunde des Wartens auf etwas Wunderbares, was möglicherweise schon längst passiert.

Früher waren die Möglichkeiten anders: die Akzeptanz und der nationale Wille waren sehr ausgeprägt, sodass die Menschen ihre eigene Persönlichkeitsentwicklung teilweise zurückstellten oder es auch mussten. Früher wussten die Menschen die Demut zu schätzen, heute weichen wir ihr aus - wie sollen wir auf diese Art und Weise wachsen?

Wir wollen nicht wachsen, sondern uns lieber in die neuen Möglichkeiten stürzen, denn heutzutage scheinen sie unendlich zu sein. Die Akzeptanz und die Überwindung der eigenen Schwächen nehmen durchgängig ab, sodass auch der moderne Mensch die eigene Persönlichkeitsentwicklung zurückstellt - der Mensch ist also nicht nur dumm, sondern auch nicht modern. Damit werden die Parallelen deutlich: Es kommt auf den goldenen Mittelweg an, um die gesamte Entfaltung des eigenen Ichs und die unendliche Reinheit zu erleben. Das Gleichgewicht und das Verständnis der Geduld sind ein Weg, welcher uns eine bisher unbekannte Liebe spüren lässt. Entwickeln wir vorab oder nebenbei eine ehrliche Selbstliebe, wird der Weg uns zur offenen und reinen Liebe für alle anderen Lebewesen auf dieser Welt führen - uns miteingeschlossen.

Falls uns Widersprüche in der Erklärung der Geduld aufgefallen sind, sollten wir uns ein wenig Zeit nehmen, um alles nochmal zu lesen, um es zu hinterfragen oder um die Bedeutung auf unsere eigene Art und Weise zu spüren. Dies ist die wahrhaftige Geduld, wenn wir uns die Zeit nehmen,3 um bewusster zu sein und zu leben. Um eine solche Eigenwahrnehmung zu verdeutlichen, können wir zum nächsten Kapitel der Selbstreflexion weiterblättern. Doch am besten halten wir unsere Neugier zurück, legen einen Lesestopp ein und warten ein paar Tage - wir wollen doch geduldig-sein lernen oder nicht? Dann lasst uns direkt damit anfangen - einfacher geht’s nimmer.

„Die Kinder sind die Zukunft unserer Erde - doch wie sollen sie jemals Geduld lernen, wenn wir ihnen keinen Freiraum geben, sich selbst zu entfalten

und kennen zu lernen.“

Selbstreflexion

Eine anthropologische Betrachtung der Gesellschaft in Bezug auf die Selbstreflexion zeigt auf, dass Phasen existierten, in denen der Mensch jegliches Handeln nicht hinterfragte oder auch nicht hinterfragen konnte und durfte. Die vergangenen Hierarchien und die geschaffene Religionsgewissheit führten zu diversen Blendungen und verursachten eine Gehirnwäsche - oder verursachen sie es immer noch? Wenn ja, wie verhalten sie sich?

Nehmen wir uns einen Moment Zeit, bevor wir weiterlesen, und überlegen uns einmal, wie unser Alltag und das aktuelle Leben aussehen. Wo verhalten wir uns wie und weshalb?

*

Schauen wir uns doch einige vergangene Entwicklungsschritte an, an denen wir erkennen, wie lange wir schon durchzogen sind von Manipulation und Illusion.

Die entstandenen Glaubensrichtungen, die angeborenen Berufsstandards oder die Fantasien über das Leben nach dem Tod sind die Vorreiter dieser traurigen Probleme der Moderne.

Wenn mein Vater Bauer war, wurde ich als Bauer geboren. War mein Vater König, wurde ich als König geboren. Glaubte ich an die Himmelspforten und die Hölle, welche auf mich nach dem Dahinscheiden warten würden, war mein alltägliches Verhalten und Empfinden bereits manipuliert. Die Konzentration, der Wille, die Ehrlichkeit und Leidenschaft werden nicht auf den Moment gerichtet - die Verantwortung wird abgegeben und auf die Zukunft fokussiert: Was für eine Täuschung.

Durch die Einführung der Wissenschaft wurden viele religiöse Wahrheiten verworfen. Als Pionier galt dabei Galileo Galilei, der bereits früh erkannte, dass die Erde keine Scheibe ist. Doch es dauerte viele hundert Jahre, bis die Wahrheit ans Licht kam. So lange schaffte es die Kirche uns weiterhin zu täuschen, mit dem Wissen, dass sie bereits seit langem falsch lagen. Wie schwierig es uns doch fällt, einzugestehen, dass wir uns möglicherweise getäuscht haben. Irren ist menschlich, also ist es auch menschlich, sich einzugestehen, dass wir uns geirrt haben, statt so lange an der Täuschung festzuhalten, damit wir irgendwann die Lüge glauben und uns bis ans Lebensende selbst etwas vortäuschen. Ist das heute anders? Wie verhalten wir uns im Hier und Jetzt - gestehen wir uns Fehler ein und ändern darauf aufbauend das Fundament unserer Ansätze?

„Hilft uns die Wissenschaft

bei der Gewissheitsfindung meines Selbst?“

Nur für kurze Zeit kann die Wissenschaft für das entsprechende Modell Gewissheit schaffen - anschließend erzeugt sie neue Ungewissheit. Der Grund dafür ist unser Verstand, weil jede wissenschaftliche Erkenntnis irgendwann widerlegt wird. Das ist die Natur der Wissenschaft - Wissen ist und bleibt abstrakt wie auch menschlich. Wir vergessen uns mehr und mehr im neuen Detail der Sache, ohne irgendein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

„Doch wie können wir uns dann selbstreflektieren?“

Indem wir unser eigenes Ich (Körper, Geist, Energie) beobachten, bei Seite legen und den Signalen eine neue Form der Aufmerksamkeit schenken, welche durch die innere, intuitive Stimme verkörpert wird. Es ist eine große Herausforderung, uns als wertfreier Beobachter zu beobachten und anschließend auch zu verhalten - doch nur dann erleben wir das Wahrnehmende losgelöst vom gesellschaftlichen Einfluss.

Jeder Mensch hat Angst sich wirklich kennen zu lernen. Es ist ein unendlicher Prozess mit Höhen und Tiefen. Ein solcher Weg erfordert das bewusste Zurückwerfen auf den Moment. Es verlangt Geduld für das eigene und gemeinsame Wachstum. Es benötigt Disziplin für das eigene Wohlempfinden. Die wahrhaftige Auseinandersetzung mit dem echten Leben und seinem Schmerz ist eine unausweichliche Notwendigkeit. Es werden die schönsten, aber auch die grausamsten Dinge unserer Person entdeckt. Dinge, vor denen wir nicht davonlaufen sollten, ohne ihnen gleichzeitig - über den Moment der Beobachtung hinaus - die alleinige Aufmerksamkeit zu schenken.

Leider entziehen sich viele Menschen ihrem Selbst, ohne es überhaupt zu bemerken. Die ganzen Ablenkungen, sei es z.B. durch den allg. Konsum von Büchern, dem Fernsehen, dem Internet und vielem mehr sind pure Belustigungen einer produzierten Konsumgesellschaft. Die Welt will uns verblenden und befindet sich in einem teuflischen Kreislauf. In jeder geschichtlichen Epoche war es so und ist es so - auch jetzt noch.

„Wenn die Ausnahme die Ausnahme bleibt und nicht zur Regel wird, ist doch alles gut.“

Lasst uns anfangen zu reflektieren und umzudenken, ohne uns aufzuwerten oder besser zu sein als die anderen. Beobachten wir unser Handeln bei allem was wir tun - bei jeder Form der Befriedigung oder des Stresses, bei jeder Art des Spaßes und der Trauer. Was davon tun wir, weil wir es wirklich wollen und es uns guttut?

Wir fotografieren und halten Momente fest, um sie zu teilen und nicht, weil wir 20 Jahre später einen kleinen Moment der Erinnerung durchleben wollen. Wieso erleben wir also Momente, wenn es am Ende nur darum geht sie festzuhalten und zu teilen, statt sie vollkommen zu genießen? Wieso wird heutzutage fast jeder Moment festgehalten, sei es das Essen, das neue T-Shirt, der nächste Sonnenuntergang, das neue Wachstum des Kindes und vieles mehr? Und wieso wird jede dieser Sekunden geteilt - sei es das tägliche Aufstehen, der Toilettengang…?

Ist das Leben, die Entwicklung und der damit verbundene Moment zu rasant für uns geworden, um wahrgenommen zu werden? Wenn ja, dann sollten wir anfangen, uns und die Welt zu entschleunigen, um die übertriebene Geschäftigkeit zu erkennen und zurückzustellen.

Um eine Antwort auf die vorige Frage zu kreieren, sollten wir das ganze Bild betrachten und die folgenden Perspektiven mit einbeziehen: