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E-Book 100-111 E-Book

Diverse

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Beschreibung

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert. Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). E-Book 1: Der County-Hai E-Book 2: Die Todfeindschaft E-Book 3: Der Rustlerboss E-Book 4: Das Höllenlied vom Wüstentrail E-Book 5: Sattelhyänen E-Book 6: Sie kamen und starben E-Book 7: Giddings Rache E-Book 8: Treck-Banditen E-Book 9: Die Morgan-Sippe E-Book 10: Die Schlinge

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Inhalt

Der County-Hai

Die Todfeindschaft

Der Rustlerboss

Das Höllenlied vom Wüstentrail

Sattelhyänen

Sie kamen und starben

Giddings Rache

Treck-Banditen

Die Morgan-Sippe

Die Schlinge

Die großen Western – Staffel 6 –

E-Book 100-111

10 Romane

Diverse -

Der County-Hai

Roman von Callahan, Frank

»Die wollen was von uns, Boss«, knurrte Chuck Hannigan, der Vormann der Forster Ranch.

»Zehn Reiter«, murmelte Tom Forster. »Die meisten davon sind Revolverschwinger. Und Garry O’Brian führt sie an. Der Banker aus Globe City reitet mal wieder in auserlesener Gesellschaft.«

»Was der Geier bloß hier auf der Ranch will?«

»Wir werden’s gleich erfahren, Chuck.«

Der Reitertrupp sprengte eben auf den Hof. In einer Staubwolke wurden die Pferde pariert.

Ein kleinwüchsiger Mann in städtischer Kleidung kletterte aus dem Sattel und kam auf Tom und seinen Vormann zu.

Die übrigen neun Reiter blieben im Sattel. Alle trugen die Sechsschüsser tiefgeschnallt – und schienen mit den Waffen umgehen zu können.

»Hallo, Forster«, sagte Garry

O’Brian mit heller Stimme und verzog das schmale Fuchsgesicht zu einem dünnen Lächeln. »Ich muss Sie dringend sprechen. Ich hoffe doch, dass Sie ein paar Minuten Zeit für mich aufbringen können?«

»Kommen Sie ins Haus«, erwiderte Tom Forster.

Er spürte einen dumpfen Druck im Magen.

Das bedeutete nichts Gutes, wie der erfahrene Rancher verdammt gut wusste. Sein Instinkt sagte ihm gleich, dass wenig Erfreuliches auf ihn zukam.

»Ich bin gleich wieder zurück, Mister Ballanger«, sagte der Bankdirektor zu einem massigen und untersetzten Mann. Er war ebenfalls sehr städtisch gekleidet und machte ganz den Eindruck, der Anführer zu sein.

Tom Forster ahnte plötzlich, dass die acht Revolvermänner zu diesem Burschen gehörten. Der Kerl winkte locker ab und sprang dann vom Pferderücken. Die anderen folgten seinem Beispiel und führten dann die Pferde zur Tränke.

»Ich gehe rüber zum Stall, Boss«, sagte Chuck Hannigan. »Wenn du mich brauchen kannst, dann schick mir Old Buffalo.«

Kurze Zeit später saßen sich Tom Forster und Garry O’Brian gegenüber.

Der Bankdirektor hatte einen Drink abgelehnt und schlug die Beine übereinander. Dabei blickte er missmutig auf seine staubigen Stiefel.

Er sah den Ranchboss kurz an, ehe er den Kopf wieder senkte.

»Ich bringe Ihnen schlechte Nachrichten, Forster«, sagte er. »Das bedaure ich persönlich sehr, aber es ist nicht zu ändern.«

»Dann packen Sie mal aus«, brummte Tom Forster. »Ich war der Meinung, dass zwischen Ihrer Bank und meiner Ranch alles bestens geregelt sei.«

»Das ist leider nicht mehr der Fall. Arthur Ballanger hat die Bank aufgekauft. Er ist nun der Boss. Ich verlasse morgen schon Globe City und ziehe nach Phoenix, um dort anderen Geschäften nachzugehen.«

Tom Forster runzelte die Stirn.

»Sie haben doch nicht so einen langen Ritt unternommen, nur um sich von mir zu verabschieden«, meinte er. »Wo ist der Haken bei der ganzen Angelegenheit? Reden Sie nicht länger um den heißen Brei rum, O’Brian!«

»Verdammt, es ist wirklich nicht einfach, Ihnen die Hiobsbotschaft beizubringen. Mir bleibt jedoch keine andere Wahl.«

Tom Forster lächelte bitter.

»Spucken Sie’s schon aus!«, knurrte er. »Zum Geier, so schlimm wird’s schon nicht werden.«

Der kleingeratene Mann richtete den Oberkörper in die Höhe und sah den Ranchboss fest an.

»Sie werden die Ranch, das Tal und auch alle Rinder und Pferde verlieren«, erklärte er dann. »Daran geht kein Weg vorbei!«

*

»Was?«, ächzte Tom Forster. »Wenn das ein Scherz sein soll, dann ging der voll in die Hose, O’Brian. Ich verstehe beim besten Willen nicht, was das alles soll!«

Der Bankdirektor nickte langsam.

»Kein Scherz«, behauptete er. »Wie bereits gesagt, Arthur Ballanger hat die Bank übernommen. Er kündigt Ihnen und allen anderen Ranchern und Farmern sämtliche Kredite. Wenn Sie innerhalb von acht Tagen nicht zahlen können, übernimmt er Ihre Ranch.«

Tom Forster blickte den kleinen Mann so staunend an, als habe dieser eine zweite Nase im Gesicht.

»So geht das nicht«, murmelte er. »Wir haben Verträge, die für diesen Mister Ballanger bindend sind. Der Bursche kann doch nicht einfach hier auftauchen und alles an sich reißen. Nicht nur ich, sondern alle meine Nachbarn würden alles verlieren, da alle hohe Kredite aufgenommen haben.«

»Die Verträge sind null und nichtig, Forster. So leid mir’s tut: In ihnen steht, dass bei einer Übernahme der Bank alle alten Verträge ungültig werden und durch neue ersetzt werden können, falls der neue Besitzer sie erneuern möchte. Das müssen Sie wohl überlesen haben.«

Eine gefährliche Röte überzog Tom Forsters Gesicht. Er presste die Lippen hart aufeinander.

»Das ist nicht Ihr Ernst, O’Brian!«, knurrte Tom Forster. Er ballte die Hände zu Fäusten. »Dann hätten Sie eben vor dem Verkauf an den neuen Besitzer diese Punkte abklären und ihn überreden müssen, die Verträge zu übernehmen. Sie können doch nicht ein ganzes County ruinieren. Überlegen Sie doch, wie viele Existenzen auf dem Spiel stehen.«

»Ich kann’s nicht mehr ändern, Forster. Bei der Summe, die mir Arthur Ballanger geboten hat, wäre wohl jeder andere Mann schwach geworden. Und ich hatte wirklich keine Ahnung, dass der neue Besitzer der Bank alle Verträge gleich ungültig erklären lässt.«

Der schmächtige Bankdirektor erhob sich und blickte unbehaglich auf Toms geballte Fäuste.

»Sie müssen sich mit Arthur Ballanger selbst einigen, Forster. Ich bin raus aus diesem Geschäft. Es tut mir leid, aber ich kann überhaupt nichts mehr für Sie tun.«

»Bleiben Sie noch ’nen Augenblick, O’Brian«, bat der Ranchboss. »By gosh, sagen Sie mir wenigstens noch, wie’s weitergeht, wenn ich nicht innerhalb von acht Tagen bezahlen kann?«

»Die Ranch wird versteigert, Forster. Was das bedeutet, brauche ich Ihnen wohl nicht so groß zu erklären. Der Meistbietende erhält den Zuschlag. Und ich nehme an, dass Arthur Ballanger dann nur daran interessiert ist, die Dollars zu erhalten, die Sie der Bank schulden.«

»Zum Henker, meine Ranch ist ’ne Menge mehr wert, als die lausigen fünftausend Greenbacks, die ich der Bank schulde.«

»Wenn die ersteigerte Summe größer ist, als Ihre Schulden, erhalten Sie natürlich diesen Betrag.«

Garry O’Brian lächelte schief.

»Damit würde ich aber auf keinen Fall rechnen, Forster. Sehen Sie zu, dass Sie alle Bucks auftreiben. Das ist im Prinzip Ihre einzige Chance. Natürlich können Sie auch mit Arthur Ballanger reden. Vielleicht verlängert er Ihren Kredit, obwohl ich es nicht glaube.«

Tom Forster wischte mit dem Handrücken nervös über das stoppelbärtige Kinn. Der Bankdirektor merkte, dass der Rancher ihn in den heißesten Winkel der Hölle wünschte.

»Aus welchem Grund ist dieser Ballanger mit zur Ranch gekommen?«, fragte Tom.

Er zwang sich eisern zu Ruhe.

»Er will sich die Ranch und die Weide ansehen. Das ist alles. Er sucht für sich selbst ein lohnendes Objekt. Sie haben nun einmal die größte und die schönste Ranch im County.«

»Er wird meine Ranch nicht für ’nen Apfel und ’n Ei bekommen!«, stieß Tom wütend hervor. »Das soll sich dieser Stadtfrack abschminken. So leicht gebe ich nicht auf. Das müssten Sie eigentlich wissen, O’Brian.«

»Das ist nicht mein Problem, Forster. Ich wünsche Ihnen ja viel Erfolg. Wollen Sie jetzt auf der Stelle mit Mister Ballanger sprechen?«

»Das habe ich vor«, knurrte Tom Forster. »Schicken Sie mir diesen Weidehai rein.«

Der Bankdirektor erhob sich, atmete tief durch und verließ den Wohnraum mit schnellen Schritten.

Tom trat ans Fenster und blickte hinaus.

Arthur Ballanger stand inmitten des Ranchhofs, flankiert von den acht Revolvermännern, die wachsam wirkten und die Hände in der Nähe ihrer Colts hielten.

Der Bankdirektor wechselte einige Worte mit Ballanger, der zuerst erbost den Kopf schüttelte, dann aber nickte.

Der neue Bankchef marschierte auf das Ranchgebäude zu, wurde dabei rechts und links von jeweils einem der Schießer begleitet.

Tom Forster sah Chuck Hannigan in der Nähe des Stalls. Der Vormann schien nicht so recht zu wissen, was er vom Besuch des Reitertrupps zu halten hatte.

Arthur Ballanger und die beiden Gunner traten ein. Sie nahmen neben ihrem Boss Aufstellung und fixierten Tom Forster mit harten Blicken.

Arthur Ballanger nahm die qualmende Zigarette aus dem Mund und begrüßte den Rancher kalt lächelnd.

»Sie wollten mich sprechen, Mister Forster?«

»Nur eine Frage, Sir«, sagte Tom Forster höflich, obwohl der heiße Zorn in ihm von Sekunde zu Sekunde wuchs. »Werden Sie den Kredit zu den Bedingungen wie bisher verlängern?«

Arthur Ballangers Lächeln wurde sofort spöttisch.

»Tut mir leid, Mister Forster. Entweder Sie zahlen, oder Ihre Ranch kommt Ende der Woche unter den Hammer. Eigentlich hab ich angenommen, dass Mister O’Brian alles mit Ihnen besprochen hat.«

Arthur Ballanger klemmte die Zigarre zwischen die Lippen und nahm einen tiefen Zug.

»Haben Sie weitere Fragen?«

»Nein, Sir, ich bringe Ihnen das Geld morgen oder übermorgen vorbei. Nehmen Sie die Abrechnung vor und lassen Sie eine Quittung ausschreiben. Das wär’s dann wohl, Sir!« Nun klang Spott in Tom Forsters Stimme, als er das verblüffte Gesicht des untersetzten Mannes sah. »Das lässt sich bestimmt einrichten – nicht wahr …?«

Arthur Ballanger starrte den Rancher sprachlos an. Das höhnische Grinsen war ihm schnell vergangen.

»In Ordnung, Mister Forster«, stimmte er zu. »Dann sehen wir uns morgen in meinem Office wieder. Goodbye.«

Arthur Ballanger wandte sich um, nickte den beiden Revolvermännern zu und verließ mit ihnen das Zimmer und das Haus.

Tom Forster setzte sich und stützte den Kopf schwer in beide Hände. Draußen auf dem Ranchhof erklang der Hufschlag der Pferde, der rasch leiser wurde und schließlich verstummte.

»Was ist los, Tom?«

Der Ranchboss hob den Kopf und sah in Chuck Hannigans besorgtes Gesicht.

»Was wollte O’Brian und dieser aufgeblasene Stadtmensch mit seiner Revolvermeute?«, hakte der Vormann nach.

Tom Forster erhob sich, trat zu einem Wandregal und schenkte zwei Gläser mit Whisky ein. Die beiden Männer prosteten sich kurz zu und jagten die Drinks durch die Kehle.

»Wir sind am Ende«, sagte Tom Forster. »Ich werde die Ranch verlieren, Chuck. Es geht kein Weg daran vorbei. Gerry O’Brian und dieser ach so ehrenwerte Mister Ballanger haben ein höllisches Spiel in Gang gebracht. Nicht nur ich, sondern alle übrigen Rancher und Farmer werden ihren Besitz verlieren.«

Chuck Hannigan blickte den Ranchboss fassungslos an.

Dann berichtete Tom Forster ausführlich, was er in der vergangenen halben Stunde alles erfahren hatte. »Du hast es diesem Arthur Ballanger aber gegeben«, brummte Chuck und grinste, als Tom Forster schwieg. »Er ist auf deinen Bluff hereingefallen. Es ist aber sehr schade, dass du diese fünftausend Dollar nie aufbringen kannst. Trotzdem müssen wir uns was einfallen lassen.«

Der Rancher nickte sorgenschwer. »Ich reite nach Safford und versuche, auf der Bank dort einen Kredit zu bekommen. Ich kenne Brett Sterling, den Bankboss, von früher. Vielleicht kann er mir helfen.«

»Dann war dein Bluff nicht ganz so gut«, sagte Chuck.

Er registrierte, dass ihn Tom staunend anblickte.

»Ballanger will die Ranch mit allen Mitteln«, fuhr Hannigan fort. »Aus diesem Grund hat er das Komplott mit O’Brian geschmiedet. Seine Leute werden dich keine Sekunde aus den Augen lassen und alles tun, um dir die Dollars abzujagen. Du darfst nicht zahlen. Dieser Kerl geht über Leichen, um sein Ziel zu erreichen, das ist wenigstens meine Meinung.«

Tom Forster kratzte sich am Haaransatz und grinste Chuck Hannigan anerkennend, aber bitter, an. »Da könnte was dran sein«, meinte er. »Na gut, vielleicht gelingt es mir, Ballanger aus der Reserve zu locken. Ich reite auf jeden Fall nach Safford und verhandle dort mit Brett Sterling. Mehr als nein sagen kann auch er nicht. Du sprichst mit unseren Cowboys und machst ihnen unsere neue Situation klar. Vielleicht fällt dir ein rettender Ausweg ein.«

»Wir geben nicht gleich auf, Tom«, sagte der Ranchvormann. »Du weißt auch ganz genau, dass unsere Leute fest hinter dir stehen. Es wird uns schon was einfallen, um Ballangers Machenschaften zu durchkreuzen.«

»Dabei hat dieser Ballanger sogar das Gesetz im Rücken. Ich hätte dieser Klausel im Vertrag nicht zustimmen sollen. Wie aber konnte ich auch ahnen, dass O’Brian verkaufen würde? Ballanger muss das herausgefunden und seine große Chance gesehen haben, gleich das halbe County zu schlucken.«

Tom Forster griff den Stetson und stülpte ihn auf die blonden Locken. Dann rückte er den Revolvergurt zurecht und legte die Rechte auf die Griffschalen des Sixshooters.

»Keine Bange, Chuck. Ich weiß mich schon meiner Haut zu wehren, wenn es Ärger gibt. Du kümmerst dich um die Ranch. Alles geht weiter wie bisher. Ich reite los.«

Einige Minuten später verließ Tom Forster die Ranch in südöstlicher Richtung. Bis nach Safford waren es ungefähr vierzig Meilen, und der Rancher hoffte, die Town bis zum späten Abend zu erreichen.

Er hielt hin und wieder Ausschau, konnte aber keine Verfolger entdecken. Eine Stunde später sah er einen Reiter vor sich auftauchen. Der Mann zügelte sein Pferd, als er Tom erkannte.

Der Ranchboss nahm die Hand vom Revolver. Vor Herb Winter, einem Rancher, dessen Weideflächen an die der Forster-Ranch grenzten, zügelte er den Rapphengst.

»Ich wollte zu dir reiten, Tom«, begrüßte ihn Winter. »Da ist was passiert, was ich mit dir besprechen muss.«

»Geht’s um O’Brian und diesen Arthur Ballanger?«

Der Rancherkollege nickte.

»Dann dürften wir beide dasselbe Problem haben«, fuhr Tom Forster fort. »Auch mir wurde der Kredit gekündigt. Wenn kein Wunder geschieht, kommt meine Ranch unter den Hammer.«

»Auch ich werde alles verlieren, weil ich der Bank über siebentausend Dollar schulde«, würgte der andere Rancher mühsam hervor. »Den übrigen Nachbarn wird es wohl ebenso gehen.«

»Ich bin auf dem Weg nach Safford, um dort Geld aufzutreiben«, sagte Tom.

»Vielleicht kann ich was für dich tun und die Bank dazu bringen, groß in unser County zu investieren. Ich will auf jeden Fall nichts unversucht lassen. Wie wäre es, wenn wir uns morgen Nachmittag alle bei mir auf der Ranch treffen, um Kriegsrat abzuhalten. Es wäre nett, wenn du die übrigen Nachbarn verständigen würdest.«

»Mach ich«, brummte der Rancher. »Verdammt noch mal, wir müssen diesen Ballanger aufhalten, sonst steckt er sich das halbe County problemlos in den Sack.«

»Irgendwie finden wir eine Lösung und ziehen diesem Geldhai einen Strich durch die Rechnung«, versprach Tom Forster. »Wir sehen uns morgen, Herb.«

Die beiden Reiter setzten den Ritt fort. Tom ließ die Umgebung nicht aus den Augen.

Immer wieder blickte er auf die Fährte zurück, doch er konnte keine Verfolger entdecken.

Als die Sonne hinter den Santa Teresa Mountains unterging, sah er die ersten Häuser von Safford vor sich liegen. Nicht weit entfernt floss träge der Gila River.

Der Rancher tätschelte zufrieden den schweißbedeckten Hals des Rappen, der den Kopf drehte und leise wieherte.

»Gleich bekommst du eine Ruhepause und eine Extraportion Hafer, mein Guter, damit du für den Rückritt wieder fit bist.«

Tom Forster sprang vor dem Mietstall aus dem Sattel und übergab den Hengst einem alten Mann, der versprach, sich um das Pferd bestens zu kümmern. Der Alte steckte das Trinkgeld grinsend ein.

Der Rancher ging die Main Street entlang, auf der schon ziemlich viel Betrieb herrschte. Viele Cowboys und Goldgräber ritten in die Town, um sich nach harter Arbeit den Staub aus den Kehlen zu spülen.

Tom betrat kurz darauf die Bank. Ein junger Mann erhob sich hinter dem Tresen und fragte ihn nach seinen Wünschen.

»Ich möchte Mister Sterling sprechen«, antwortete der Rancher. »Lässt sich das einrichten? Mein Name ist Tom Forster.«

Der Bankclerk musterte den Ranchboss mit merkwürdigem Blick, ehe er langsam den Kopf schüttelte.

»Tut mir leid, Sir«, sagte er. »Mister Sterling leitet seit einigen Wochen nicht mehr diese Bank. Wenn Sie aber Mister George Haycock sprechen wollen, dann lässt sich das machen. Er ist der neue Direktor der Bank.«

Tom zögerte mit einer Antwort. »Hält sich Brett Sterling in der Town auf?«

»Gewiss, Sir. Sein Haus befindet sich zwischen dem General Store und der Schmiede. Sie können das Gebäude nicht verfehlen.«

»Danke für die Auskunft«, erwiderte Tom.

Er ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken, dass Sterling nichts mehr mit der Bank zu tun hatte.

Fünf Minuten später pochte Tom Forster bei Sterling gegen die Tür. Nach mehrmaligem Klopfen wurde ihm geöffnet.

»Schön dich zu sehen, Tom«, rief Brett Sterling überrascht und umarmte den früheren Partner. »Komm rein. Ich freue mich, dich wieder mal zu sehen. In den vergangenen Wochen habe ich sehr oft an dich denken müssen.«

Dann saßen sich die beiden Freunde gegenüber, prosteten sich zu und tauschten Erinnerungen aus.

Brett Sterling schenkte die Gläser erneut voll und blickte den ehemaligen Partner ernst an.

»Du bist nicht zufällig nach Safford gekommen«, sagte er. »Willst du mir nicht sagen, was dich zu mir führt?«

Tom Forster leerte das Glas. Er stellte es klirrend auf den Tisch zurück.

»Ich hatte mir Hilfe von dir versprochen – für mich und die meisten meiner Nachbarn.«

»Lass hören, alter Freund.«

Der Rancher berichtete von der Misere, in die er so unverhofft geraten war. Er berichtete dem ehemaligen Bankdirektor alles, was sich am frühen Vormittag ereignet hatte.

»Kannst du nicht etwas für mich tun?«, bat Tom Forster. »Bestimmt kennst du den neuen Bankboss gut und kannst mit ihm reden. Ich bin ein Fremder für ihn, aber du …«

Brett Sterling wischte mit der flachen Hand über das Bartgestrüpp am Kinn und schüttelte den Kopf.

»Tut mir leid, alter Junge«, begann er. »Ich kann nichts für dich tun. Gar nichts. Du musst wissen, dass ich meinen Job verloren habe, weil ich mit den Praktiken des neuen Besitzers nicht einverstanden war. Du darfst dreimal raten, wer die Bank in Safford übernommen hat.«

Tom Forster sah den früheren Partner ungläubig an.

»Etwa Arthur Ballanger?«

Brett Sterling nickte nur.

*

»Verdammt!«, schimpfte Tom Forster. »Das darf doch nicht wahr sein! Also hat sich dieser Geldhai schon hier in Safford breitgemacht.«

»Ihm gehören inzwischen fünf Ranches und über ein Dutzend Farmen«, sagte Brett Sterling. »Und in eurem County wird er genauso vorgehen. Er übernimmt die Bank und zwingt die verschuldeten Geschäftsleute dazu, gleich zu zahlen oder zu verkaufen. Ballanger ist ein gottverdammter Weidehai, der alles in den Staub tritt, was sich ihm in den Weg stellt. Natürlich spielte ich nicht mit und wurde deshalb gefeuert. Mein Nachfolger befolgt alle Befehle seines Bosses. Du brauchst ihn also nicht wegen des Kredits aufzusuchen und kannst dir diese Demütigung ersparen.«

»Schon kapiert«, murmelte Tom Forster. »Dann bin ich am Ende, ich kann den Kredit nicht zurückzahlen. Und auch meine Nachbarn werden alles verlieren. Da ist nichts zu ändern.«

Tom sah den alten Freund hilflos an, obwohl das sonst ganz und gar nicht seine Art war.

»Was hast du über Ballanger herausgefunden, Brett? Wie ich dich kenne, hast du Nachforschungen über den Weidehai angestellt.«

»Richtig«, erwiderte Brett Sterling. »Viel habe ich nicht herausgefunden, aber es wirft kein gutes Licht auf Ballanger. Er handelt im Auftrag einer großen Company aus dem Osten. Er geht immer auf die gleiche Art und Weise vor – so wie hier und in eurem County. Sobald Ballanger alles an sich gerissen hat, sucht er sich zahlungskräftige Käufer und sahnt groß ab. Das ist immer sein Stil, mit dem er vorgeht. So macht er einen Riesengewinn für sich und die Company. Ich habe sogar läuten hören, dass er das Gebiet im Pueblo Valley kaufen will.«

»Was?«, staunte Tom Forster. »Dieses Land ist den Apachen garantiert. Es gibt Verträge, die von der Regierung mit ihnen abgeschlossen wurden. Will dieser Landhai einen neuen Krieg mit den Apachen? Es hat früher genügend Ärger mit White Mustang und seinen Kriegern gegeben, in den vergangenen Jahren sind wir aber gut mit ihnen ausgekommen. Wenn Ballanger wirklich das Indianerland an sich reißen will, wird zwischen Globe City und Safford der Teufel los sein. Alle anderen Apachenstämme werden ihren Verwandten helfen, und es wird wieder viel Blut auf beiden Seiten fließen. Ich kann so was nicht glauben.«

Brett Sterling zuckte mit den Schultern. »Ballanger hat großen Einfluss bei der Regierung und eine Menge Freunde bei der Armee. Der Landstrich ist vielen Weißen schon zu lange ein Dorn im Auge. Das Pueblo Valley ist gut geeignet für Ackerbau und Viehzucht. Es ist bereits beschlossene Sache, die Apachen weiter in die Berge abzudrängen und sie irgendwann in Reservate zu sperren. Alle Verträge sind das Papier nicht wert, auf das sie geschrieben wurden. Wir beide kennen White Mustang sehr gut. Wir sind ja so etwas ähnliches wie Blutsbrüder. Er und seine Krieger tun mir schon leid.«

Tom Forster saß wie erstarrt. Es fiel ihm schwer, diese Nachricht zu verdauen.

»Ich verstehe das trotzdem nicht«, meinte der Ranchboss. »Die Regierung kann doch nicht ohne Weiteres das ganze Gebiet verkaufen.«

»Das läuft über verschiedene Umwege und wird so verschleiert, dass keiner mehr so richtig durchblickt«, erklärte Brett Sterling. »Ich nehme an, dass Ballanger in diesem höllischen Spielchen Regie führen will. Seine Leute brauchen nur einige Indianerdörfer überfallen, um den Konflikt auszulösen. Die Apachen lassen sich das nicht gefallen und schlagen zurück. Dann wird die Armee angefordert, um den ›Indianeraufstand‹ niederzuschlagen, und es dauert nicht mehr lange, bis Ballanger der lachende Dritte ist.«

Tom Forster schenkte sich das Glas erneut voll und stürzte den Drink in die Kehle.

»Das wird wohl Ballangers nächster Schritt sein«, meinte der Rancher. »Jetzt will er sich erst mal die Farmen und Ranches um Globe City in die Tasche stecken. Siehst du eine Möglichkeit, das zu verhindern?«

Brett Sterling schüttelte den Kopf. »Ich hab’s hier versucht und bin kläglich gescheitert. Ich verlor meinen Job und sitze jetzt auf der Straße. Leider habe ich selbst nicht genügend Dollars, um dir zu helfen. Verdammt, dabei würde ich gern diesem verdammten Weidehai das Fell über die Ohren ziehen.«

»Was wäre, wenn meine Nachbarn und ich unseren Besitz nicht freiwillig räumen?«, fragte der Rancher.

»Dann kommt Ballanger mit dem Sheriff, und es gibt weit mehr Ärger«, antwortete Brett Sterling.

Tom Forster seufzte.

»Gibt’s wirklich keinen Ausweg? Kennst du nicht irgendeine Bank in der Gegend, die uns helfen könnte?«

»Kann ich mir nicht vorstellen, Tom. Einmal vergeben die keine Kredite in ein anderes County. Zudem nehme ich an, dass Ballanger ganz schnell den Geldhahn wieder zudrehen würde. Der hat seine Spitzel sicher in jeder größeren Bank. Und vor allem dein Name dürfte inzwischen auf einer schwarzen Liste stehen. Du musst in den sauren Apfel beißen – ob’s dir passt oder nicht. Vielleicht bleiben einige Dollars bei der Versteigerung für dich übrig. Damit kannst du irgendwo neu beginnen.«

Tom Forsters Lippen wurden schmal, während er den Kopf schüttelte und den ehemaligen Partner ernst ansah.

»Ich finde sicher eine Lösung«, stieß er hervor. »Ich gebe nicht auf und werde es diesem Weidepirat schon zeigen.«

»Vergiss aber nicht, dass Ballanger das Recht auf seiner Seite hat. Der Mistkerl wartet sicher nur darauf, dass du ihm am Zeug flicken willst. Dann hetzt er seine Schießer auf dich. Bist du eigentlich sicher, dass dich Ballangers Männer nicht verfolgt haben?«

»Was heißt schon sicher?«, gab der Rancher zurück. »Ich konnte keine Verfolger entdecken. Ich rechne jedoch damit, dass ich beschattet werde. Ballanger will wohl mit allen Mitteln verhindern, dass ich das Geld auftreibe, um den Kredit zurückzahlen zu können.«

»Also, sieh dich vor«, warnte Brett Sterling. »Der Weidehai unterschätzt keinen Gegner.«

Tom Forster stand auf.

»Ich werde Ballanger auch nicht unterschätzen«, sagte er. »Er ist ein harter Brocken, der im Moment alle Trümpfe in der Hand hält. Bestimmt hat er auch noch einige Asse im Ärmel. Ich danke dir für die Gastfreundschaft, Brett. Es war schön, dich wieder einmal zu besuchen.«

Brett Sterling erhob sich ebenfalls. »Es ist verdammt schade, dass ich dir nicht helfen konnte. Wie lange bleibt dir denn Zeit, um den Kredit zu bezahlen?«

»Acht Tage«, murmelte der Ranchboss. »Das ist verdammt wenig. Drück mir die Daumen, damit meine Nachbarn und ich nicht sang- und klanglos untergehen. Vielleicht sehen wir uns mal wieder, alter Junge.«

Brett Sterling reichte dem früheren Partner die Hand.

»Mach’s gut, Tom, Kopf hoch! Ich bin sicher, dass dir was einfallen wird, um Ballanger in die Schranken zu weisen. Pass aber gut auf deinen Skalp auf. Der Weidehai tändelt nicht lange und macht ganz schnell Nägel mit Köpfen. Ich wünsche dir verdammt viel Glück.«

*

Die beiden Schüsse peitschten so dicht hintereinander, dass sie fast wie ein einzelner Schuss klangen.

Rechts und links neben Tom Forsters Hengst tanzten Staubfontänen. Dumpf wurde das Echo von den Hügeln zurückgeworfen.

Der Rappe sauste los, während hinter einigen Felsbrocken erneut heißes Blei heransirrte.

Tom duckte sich im Sattel. Er wünschte den beiden Heckenschützen die Pest an den Hals.

Fluchend erreichte er einen riesigen Felsbrocken, hinter dem er in Deckung ging.

Die Schüsse verstummten.

»Da haben wir aber ’ne Menge Glück gehabt, mein Guter«, sagte Tom zu seinem Pferd, tätschelte ihm den Hals.

Dann zog er die Winchester aus dem Scabbard. Er spähte hinter dem Felsen hervor und erkannte zwei Männer, die ungefähr fünfzig Yards entfernt hinter Büschen zu sehen waren.

Toms Kinn wurde hart und kantig.

Er packte das Gewehr, ging zu Boden und kroch zur Seite davon. Zahlreiche Deckungsmöglichkeiten boten sich an. Vorsichtig hielt er auf die beiden Heckenschützen zu, die zu dem Felsbrocken hinüberschauten, hinter denen ihr Gegner verschwunden war.

Der Rancher schlich sich bis auf einen Steinwurf heran. Dabei sah er, wie nervös die beiden Outlaws waren.

Die Halunken tuschelten miteinander und schienen wohl unschlüssig, was sie unternehmen sollten.

Tom Forster hielt längst den Revolver in der Faust. Er wusste, dass er mit dem Eisen die Hölle loslassen konnte. Das hatte er vor einigen Jahren bewiesen, als er sogar den Blechstern eines Sheriffs getragen hatte.

Tom hatte eigentlich geglaubt, dass diese harte Zeit hinter ihm lag. Aber nun musste er kämpfen, um nicht selbst vor die Hunde zu gehen. Er schlich weiter auf die Banditen zu. Die Strolche entdeckten ihn, als er eine Lücke zwischen zwei Büschen überbrücken musste.

Die Outlaws schossen sofort. Tom Forster blieb keine andere Wahl, als sich seiner Haut zu wehren.

Es zeigte sich, dass er der zielsichere Schütze war und die besseren Nerven besaß.

Sein Revolver brüllte auf, während die Geschosse nur an ihm vorbeizischten.

Einer der Halunken schrie auf, taumelte zur Seite und stürzte in einen Busch. Der zweite Gegner drehte sich halb um die eigene Achse, ehe er wie vom Blitz getroffen zusammenbrach.

Der Kampf war so schnell vorbei, wie er begonnen hatte.

Tom Forster ersetzte die verschossenen Patronen und ging auf die beiden Outlaws zu, die sich nicht mehr rührten. Er untersuchte die Banditen kurz, konnte nur ihren Tod feststellen.

Er schaute lange in die verzerrten Gesichter. Dabei merkte er, dass die beiden Gegner zu Ballangers Revolverschwingern gehörten.

Es waren die beiden Burschen, die den Weidehai ins Ranchhaus begleitet hatten, als er wegen des Kredits nachgefragt hatte.

»Du bist ein Bastard, Ballanger!«, tobte Tom Forster. »Deine Rechnung ist aber nicht aufgegangen. So leicht, wie du dir Safford in die Tasche gesteckt hast, wird’s in Globe City nicht klappen!«

Tom fand die Pferde der Banditen hinter dem Felsen und band die Toten über den Sätteln fest. Dann ritt er weiter in Richtung seiner Ranch.

Kurz vor Mitternacht sah Tom Forster die Ranchgebäude vor sich liegen.

Der Ritt war ohne Zwischenfälle verlaufen.

Tom Forster zuckte zusammen, als er eine dunkle Gestalt hinter einer Scheune vortreten sah. Der Lauf einer Winchester schimmerte metallisch im Mondschein.

»Hallo, Boss«, begrüßte ihn Chuck Hannigan und senkte den Gewehrlauf. »Mann, ich bin mächtig froh, dass du mit heiler Haut zurückgekehrt bist.«

Der Rancher sprang vom Pferderücken und deutete auf die Pferde, über deren Rücken die Toten lagen.

»Zwei von Ballangers Schießer wollten mir ans Leder. Zum Glück haben die Bastarde schlecht gezielt.«

Der Ranchvormann sah in die Gesichter der erschossenen Outlaws und nickte finster. »Die Strolche sind mit Ballanger auf der Ranch gewesen. Was soll mit ihnen geschehen?«

»Ich bringe sie morgen in die Town und liefere sie beim Sheriff ab. Der Sternträger soll anschließend diesem Weidehai mal auf den Zahn fühlen. Viel wird dabei kaum herauskommen. Ballanger wird auf keinen Fall zugeben, dass er mir die Halunken auf den Hals gehetzt hat.«

»Ich bringe die Pferde in den Stall und lege die Toten in einen Schuppen. Kann ich anschließend ein paar Worte mit dir reden?«

»Natürlich, Chuck. Hat es Ärger während meiner Abwesenheit gegeben?«

»Nein, Boss. Ich habe unsere Jungs informiert. Sie lassen jetzt alle die Köpfe hängen.«

»Das kann ich mir denken«, meinte Tom Forster düster. »Hat es schon Kündigungen gegeben?«

»Nicht eine einzige, Boss. Die Leute vertrauen darauf, dass du alles schnell in Ordnung bringen wirst.«

Der Rancher hob die Schultern.

»Ich will alles tun, um meinen Besitz und eure Arbeitsplätze zu retten. Ich geh jetzt ins Haus und mach uns ’nen Drink. Bis später, Chuck.«

Einige Minuten später saßen sich Tom Forster und Chuck Hannigan gegenüber. Der Ranchboss berichtete von dem Gespräch mit Brett Sterling und von dem Überfall der beiden Schießer.

Dann schwiegen die beiden Männer lange, nippten an den Drinks und hingen nun ihren düsteren Gedanken nach.

»Du sitzt immer noch in der Klemme«, murmelte später der Vormann. »Und ich weiß beim besten Willen nicht, wie wir den Kopf aus dieser Schlinge ziehen können. Nach Lage der Dinge wird dieser Mistkerl Ballanger triumphieren und sich das County locker in die Tasche stecken.«

Chuck Hannigan straffte sich. Er legte die Hand auf den Revolvergriff und blickte Tom ernst an.

»Vielleicht sollten wir diesen Ballanger einfach zum Teufel jagen. Ich wäre mit von der Partie, und die übrigen Jungs ebenfalls. Wir zahlen dem Hundesohn alles mit gleicher Münze zurück.«

»Wir hätten gegen seine Schießer keine große Chance und würden uns außerdem mit dem Gesetz anlegen. Glaub nur nicht, dass Ballanger nicht auf alles vorbereitet ist. Der wartet sicher nur darauf, dass wir etwas unternehmen, was sich nicht mit dem Gesetz vereinbaren lässt.«

»Ich sehe das aber nicht so eng, Boss«, antwortete Chuck Hannigan. »Der Mistkerl geht über Leichen, um das ganz große Geld zu machen. Wie wär’s, wenn wir Ballanger entführen und ein Lösegeld von seiner Company fordern? Mit den Dollars zahlen alle Rancher und Farmer ihre Kredite zurück. Dann hätte der Hundesohn das Nachsehen und wäre wenigstens hier in diesem County erledigt!«

Der Vormann blickte Tom Forster beifallsheischend an.

Der Rancher grinste.

»He, du bist wohl früher mal auf der anderen Seite des Zauns gestanden, was?«

»Ist mein Vorschlag wirklich so schlecht, Boss?«, spöttelte Chuck Hannigan. »Zum Henker, uns bleiben nur acht Tage Zeit. Wenn du willst, erledige ich das ganz alleine mit einigen unserer Leute. Du …«

»Ich denke mal darüber nach«, unterbrach Tom den Vormann. »Dein Vorschlag hört sich nicht schlecht an. Eigentlich wäre es schon ein Riesenspaß, Ballanger auf diese Art und Weise auszutricksen und hereinzulegen. Wenn’s aber in die Hose geht, schuften wir uns in den Steinbrüchen des Staatsgefängnisses von Yuma zu Tode.«

»Du bist sonst stets optimistisch, Boss. Ich schaffe das schon. Gut, es wäre nicht legal, aber viel besser, als alles zu verlieren.«

»Gib mir zwei Tage Zeit, bis ich mich entscheide«, wich Tom Forster einer klaren Antwort aus. »Gibt’s sonst Neuigkeiten?«

Chuck Hannigan nickte.

»Herb Winter war hier. Er hat alle Nachbarn verständigt, die von Ballangers Attacke betroffen sind. Sie kommen morgen Abend hierher, um zu beratschlagen.«

»Gut, Chuck, vielleicht hat einer der Männer einen vernünftigen Vorschlag, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Sonst noch was?«

»Im Pueblo Valley gab’s zwischen Weißen und Apachen Ärger«, sagte der Vormann. »Einer unserer Leute sah, wie einige Weiße von Indianern verfolgt wurden. Da scheint sich etwas zusammenzubrauen.«

Tom Forster runzelte die Stirn. Er dachte an Brett Sterling.

Der hatte von einem Indianerkrieg gesprochen, den Ballanger durch seine Leute provozieren wollte, um sich das Indianergebiet anzueignen.

Vielleicht sollte ich mit White Mustang sprechen und ihn warnen, dachte der Ranchboss. Seine Leute haben es nicht verdient, schon wieder wie der letzte Dreck behandelt zu werden.

Chuck Hannigan erhob sich und unterdrückte ein Gähnen.

»Ich hau mich aufs Ohr und horch an meiner Matratze«, verkündete er. »Ich habe zwei Wachtposten aufgestellt. Die übrigen Jungs sind bei der Herde. Hast du etwas auf dem Herzen, Boss?«

»Ich nehme auch ’ne Mütze voll Schlaf«, grinste Tom Forster. »Das war ein verdammt langer und anstrengender Tag. Wir sehen uns morgen, Chuck. Danke, für deine Hilfsbereitschaft. Irgendwie schaffen wir es schon, Ballanger in die Knie zu zwingen!«

*

Tom Forster trat am frühen Morgen ans Fenster und blickte hinaus. Hufschlag hatte ihn geweckt.

Er sah einen seiner Cowboys, der erschöpft aus dem Sattel rutschte und sich kaum auf den Beinen halten konnte.

Sein Pferd stand da, atmete schwer, und um die Nüstern flockte weißer Schaum.

Chuck Hannigan eilte aus dem Haus. Er konnte seinen Weidereiter gerade noch packen, sonst wäre er gestürzt.

Erst jetzt sah Tom, dass die Lederjacke des Cowboys am Rücken zerfetzt und voller Blut war.

»Was ist geschehen, Bill?«, fragte Tom, nachdem er und Chuck den Verwundeten ins Ranchhaus gebracht hatten.

»Indianer«, keuchte der Weidereiter. »Sie tauchten plötzlich auf und begannen ohne Warnung zu schießen. Einige Pfeile verfehlten mich nur knapp, aber dann erwischte mich eine Kugel in der Schulter. Zum Glück saß ich da bereits schon im Sattel. Die Apachen gaben nach einigen Meilen die Verfolgung auf.«

Der Cowboy biss die Zähne aufeinander. In dem bleichen Gesicht stand der Schmerz.

»Ich verbinde die Wunde, Bill«, sagte Chuck Hannigan. »Danach verständigt einer der Jungs den Doc. Du bist in Sicherheit, und die Verletzung wird bald wieder heilen.«

»Wo bist du überfallen worden?«, fragte der Ranchboss.

»Zehn Meilen von hier entfernt, Boss, am Rattlesnake Canyon. Ich verstehe das nicht. Wir sind immer gut mit den Apachen ausgekommen. Was ist nur mit ihnen los?«

»Genau das werde ich herausfinden«, sagte Tom Forster entschlossen. »Ich reite sofort los und denke, dass ich bis heute Abend zur Zusammenkunft der Rancher und Farmer wieder hier sein werde.«

Chuck Hannigan verzog das Gesicht.

»Das könnte gefährlich werden, Tom«, meinte er. »Soll ich nicht mit dir reiten, sobald ich Bill verarztet habe?«

»Du bringst die beiden Toten nach Globe City und erstattest in meinem Namen Anzeige beim Sheriff, Chuck. Das ist wichtig. Paul Mortimer soll der Sache auch nachgehen. Hoffentlich steht der Sheriff nicht schon auf Ballangers Lohnliste. Warn die übrigen Jungs vor der Indianergefahr. Unsere Weiden grenzen nun mal ans Pueblo Valley. Ich spreche mit White Mustang. Hoffentlich kann ich herausfinden, was die Indianer so in Rage gebracht hat.«

Um die Mittagszeit näherte sich Tom Forster dem Indianergebiet. Er war wachsam wie ein Wolf, der eine Falle witterte.

Die Sonne sengte heiß vom Himmel. Das Fell des Rappens hatte sich mit einer Schicht aus Schweiß und Staub überzogen. Der Rancher hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib und fluchte über die Hitze.

Zwei Stunden später befand sich der Reiter inmitten des Apachengebiets. Bisher hatte er noch keinen Krieger zu Gesicht bekommen, obwohl er rein instinktiv fühlte, dass er von den Indianern längst entdeckt worden war.

Tom Forster ritt entschlossen weiter und näherte sich einem kleinen Tal, in dem sich ein Dorf der Apachen befand. Der Rancher war dort schon öfters, auf Einladung des Apachenchefs, gewesen.

Tom Forster hatte White Mustang vor zwei Jahren das Leben gerettet. Er war einer Meute betrunkener Digger in die Hände gefallen, die den Häuptling aufhängen wollten.

Es war dem Rancher in letzter Sekunde gelungen, White Mustang zu befreien und die Goldgräber zu verjagen.

Kurz vor dem Taleinschnitt zügelte Tom Forster den Rapphengst und sah sich um.

Noch immer konnte er keinen Krieger entdecken, obwohl das Gefühl in ihm stärker geworden war, beobachtet zu werden.

Der Rancher ritt entschlossen weiter. Dabei vertraute er darauf, dass die alten Bande der Freundschaft zwischen ihm und White Mustang noch immer galten.

Dann lag das Valley vor Tom.

Tom Forster parierte den Vierbeiner und starrte fassungslos auf das Bild des Grauens, das sich ihm bot. Das Dorf war völlig vernichtet und niedergebrannt worden. Auch die Felder waren zerstört.

Tom Forster stützte beide Hände schwer aufs Sattelhorn. Er spürte ein Würgen in der Kehle. Zwar konnte er keine Toten sehen, doch ihm war klar, dass hier viele Indianer den Angreifern zum Opfer gefallen waren.

»Heiliger Rauch«, ächzte Tom Forster. »Jetzt verstehe ich auch, warum die Indianer auf jeden Weißen losgehen. Ballanger hat sein Ziel schon erreicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein neuer Indianerkrieg beginnt. Und die Apachen haben keine Chance, den Kampf zu gewinnen, auch wenn sie tapfere Krieger sind.«

Der Rancher blieb ruhig auf dem Rücken des Rappens sitzen, als über zwei Dutzend Apachen nur wenige Yards entfernt auftauchten. Gewehre und gespannte Bogen waren auf ihn gerichtet.

Tom wusste sehr gut, dass sein Leben in diesen Sekunden an einem dünnen Faden hing.

Er hob langsam die Hände und zeigte den Kriegern die Innenflächen zum Zeichen des Friedens.

Keiner der Apachen reagierte.

Erst nach einiger Zeit wichen die Krieger in der Mitte zur Seite und ließen einen groß gewachsenen, stämmigen Indianer durch. Er trug ein Calico-Hemd und wollene Hosen. Ein buntes Schweißtuch bändigte die schwarze Haarflut, Tom Forster atmete auf, als er White Mustang sah. Der Indianer kam auf ihn zu und verhielt zwei Yard vor ihm.

Der Rancher schwang sich vom Pferderücken und trat auf den Freund zu. Er erkannte Trauer im Blick des Apachen, der ihm die Hand nach Sitte der Weißhäutigen reichte, White Mustang wandte sich kurz an seine Krieger, die sich umdrehten und schnell zu dem zerstörten Indianerlager liefen. »Wer hat euer Camp zerstört?«, fragte Tom Forster.

»Weißhäutige Bastarde«, antwortete der Indianer. »Sie gaben vor, in friedlicher Absicht zu kommen. Meine Krieger schöpften keinen Verdacht, da schon seit vielen Monden Frieden zwischen uns und den Weißen herrscht. Außerdem befanden sich nur wenige Krieger im Dorf. Die Weißen fielen über meine Brüder her und töteten viele von ihnen. Auch viele Frauen und Kinder mussten sterben. Danach verschwanden die Weißen, nachdem sie die Wigwams angezündet hatten.«

In White Mustangs dunklen Augen loderte flammender Hass. Sein Atem ging schneller, und er presste die Lippen hart aufeinander. »Es tut mir leid, was deinem Volk widerfahren ist«, sagte Tom Forster. »Einer meiner Cowboys wurde von deinen Kriegern verwundet. Aus diesem Grund bin ich gekommen, um mit dir zu reden. Ich hoffe doch, dass wir nach wie vor Freunde sind?«

»Dich trifft keine Schuld, weißer Bruder«, sagte White Mustang ernst. »Meine Brüder aber haben das Kriegsbeil gegen alle Bleichgesichter ausgegraben und werden die Toten blutig rächen.«

Tom Forster nickte White Mustang ernst zu. »Das ist mit ein Grund, warum ich mit dir sprechen will. Außerdem möchte ich deinen Stamm vor einem großen Fehler bewahren. Lass uns dort drüben in den Schatten der Bäume gehen. Ich muss dir eine Geschichte erzählen.«

*

White Mustang senkte den Kopf. Er schien in sich hineinzulauschen. Erst nach einiger Zeit blickte er den Mann forschend an, der ihm das Leben gerettet hatte.

»Du glaubst also wirklich, dass es Leute dieses Weißen waren, die auch dich vernichten wollen?«

»Ich habe keine Beweise, doch alles deutet darauf hin«, antwortete der Rancher. »Ballanger will nicht nur unsere Ranches und Farmen schlucken, sondern auch euer fruchtbares Tal an sich reißen. Dazu muss er euch zuerst aufhetzen. Dann holt er Blauröcke ins Land, die den Aufstand blutig niederschlagen und euch aus dem Gebiet vertreiben. Das ist sein Plan. Ich biete dir meine Hilfe an, White Mustang, aber du musst auch mir helfen.«

»Du darfst aber von mir und meinen Kriegern nicht verlangen, dass wir diese Schmach ungestraft hinnehmen. Damit würden meine Brüder nicht einverstanden sein.«

Tom Forster lächelte gewinnend.

In den vergangenen Minuten hatte er sich einen, wie er dachte, guten Plan ausgedacht, der so ganz nach seinem Geschmack war. Nun musste er nur die Apachen dafür gewinnen, um Ballangers Pläne durchkreuzen zu können.

»Ich weiß, dass deine tapferen Krieger darauf brennen, sich zu rächen, doch es nützt nichts, wenn sie unschuldige Weiße töten. Du hast früher die Missionsschule der frommen Padres besucht und sehr viel von meinen Landsleuten gelernt. Du bist ein großer Häuptling, der sein Volk immer gut führt. Ich möchte erreichen, dass deine Krieger auch weiterhin hier in ihrem Tal in Frieden und Sicherheit leben können.«

»Ich vertraue dir, weißer Bruder«, antwortete der Häuptling. »Du sprichst niemals mit gespaltener Zunge, wie es die übrigen Bleichgesichter tun, für die wir nur Wilde und Barbaren sind. Lass deinen Plan hören. Dann will ich mit meinen Kriegern beratschlagen, ob wir ihm zustimmen können.«

»Einverstanden«, stimmte Tom Forster zu. »Natürlich weiß ich nicht, ob mein Plan überhaupt durchführbar ist. Das hängt von dir und noch einigen anderen Dingen ab.«

»Hat der Plan auch mit deinen Schwierigkeiten und denen deiner Nachbarn zu tun?«, erkundigte sich White Mustang.

Tom Forster nickte.

»Ich will ganz ehrlich zu dir sein. Wenn mein Plan aufgeht, wäre mir und meinen Freunden auch geholfen. Und sie würden nicht vergessen, dass du sie gerettet hast.«

»Dann lass hören. Ich möchte nicht, dass du von diesem Kojoten besiegt wirst, den du Ballanger nennst.«

»Zuerst möchte ich, dass deine Leute ihre Angriffe auf die Weißen einstellen und sich in die Berge zurückziehen.«

White Mustangs Gesicht verdüsterte sich. Der Gedanke, die Toten des Überfalls ungerächt zu lassen, behagte ihm wohl nicht.

»Deine Leute werden bald genug die Chance bekommen, die wahren Schuldigen zu töten und sich zu rächen«, fuhr Tom Forster schnell fort. »Wir werden den Banditen eine Falle stellen, in die sie gehen werden. Wir müssen es nur ein wenig geschickt anstellen.«

Das Gesicht des Häuptlings hellte sich auf. Solche Worte gefielen ihm schon viel besser.

»Ich möchte dir ein Geschäft vorschlagen, White Mustang. Meine Nachbarn und ich werden dir eine Rinderherde bringen. Über fünftausend zahme Büffel. Das Fleisch wird nicht nur für deinen Stamm, sondern auch für die anderen Stämme deines Volks viele Monde ausreichen.«

White Mustang sah den Weißen aus großen Augen an. Er schien nicht gleich zu verstehen, worauf Tom Forster mit seinen Worten hinaus wollte.

»Ballanger und seine Leute werden das verhindern wollen und die Herde angreifen. Das ist eure große Chance, die Mörder zu bestrafen. Ihr braucht nur den passenden Zeitpunkt abzuwarten, um loszuschlagen.«

»Und was will mein weißer Bruder als Gegenleistung für die zahmen Büffel? Ich glaube nicht, dass er sie dem Volk der Apachen zum Geschenk machen will. Wie du weißt, verfügen wir nicht über die Scheine und Münzen, die ihr Dollars nennt und für die ihr eure Waren tauscht.«

Tom Forster lächelte freundlich.

Jetzt musste die Entscheidung fallen. Entweder war alles vergebens oder der Apache würde zum Retter werden.

»Kannst du dir’s nicht denken?«, fragte Tom. »Ich würde dir die Herde sehr gern schenken, um das Unrecht wiedergutzumachen, doch wie du weißt, bin ich selbst ziemlich am Ende.«

White Mustangs Gesicht wurde maskenstarr. Tom erkannte in den dunklen Augen trotzdem ein listiges Funkeln.

»Sprich es aus, mein Blutsbruder. Ich fürchte aber, dass ich dich enttäuschen muss!«

»Du sollst die Rinder mit Gold bezahlen. Mit viel Gold. Ich könnte das gelbe Metall in Dollars umtauschen. Meine Nachbarn und ich würden unsere Schulden auf der Bank bezahlen, und Ballanger würde das Land nicht bekommen. Außerdem hätten wir einen Indianerkrieg verhindert. Auch hier würde er leer ausgehen. Denk in Ruhe über meinen Vorschlag nach. Natürlich würden wir dir und deinem Volk weitere Waren liefern, bis unsere Schuld abgetragen ist.«

Das Gesicht des Häuptlings glich noch immer einer starren Maske.

Dann schüttelte White Mustang langsam den Kopf.

»Warum glauben alle Weißen nur, dass wir Apachen über sagenhafte Goldschätze verfügen. Uns interessiert dieses gelbe Metall nicht, da es für uns vollkommen nutzlos ist. Ich kann dir nicht helfen, mein weißer Bruder!«

*

Tom Forster senkte den Kopf, um sich seine Enttäuschung nicht zu deutlich anmerken zu lassen.

»Schade, White Mustang«, brachte er mühsam über die Lippen. »Es wäre eine große Möglichkeit gewesen, uns alle zu retten. Natürlich gebe ich zu, dass ich egoistisch handele, um nicht alles zu verlieren.«

Tom zwang sich zu einem Lächeln, als er den Apachen ansah.

»Es war nur ein Versuch, White Mustang«, sagte er leise. »Ich hatte eben gehofft, dass du mir helfen kannst. Du und dein Volk hätten später den vollen Gegenwert für das gelbe Metall von mir und meinen Nachbarn erhalten. Die Herde soll nur eine Anzahlung sein, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Du brauchst nicht weiterzureden, weißer Bruder«, sagte White Mustang. »Ich verstehe deine Handlungsweise sehr gut, und ich weiß auch, dass du mir und meinen Kriegern wirklich helfen willst. Der Vorschlag mit der Rinderherde ist sehr gut.«

Der Häuptling lächelte. »Mein Volk könnte die zahmen Büffel gebrauchen. Die Jagd ist seit vielen Monden schlecht gewesen, und die Feinde haben unsere Felder verwüstet. Auch andere Stämme der Apachen leiden Hunger. Sie wurden aus ihren angestammten Jagdgründen vertrieben und mussten sich immer tiefer in die Berge zurückziehen, dort ist das Land nicht sehr fruchtbar, und auch das Wild wird immer seltener. Ich weiß nur nicht, wie wir die gefleckten Büffel bezahlen können.«

»Wenn ihr wirklich in Not seid, dann überlasse ich euch einen Teil meiner Herde«, sagte Tom Forster. »Wie meine Nachbarn reagieren, weiß ich nicht. Die Rinder sind ihr einziger Reichtum. Wir werden euch jedoch nicht im Stich lassen. Außerdem muss ich Ballanger zur Rechenschaft ziehen. Es waren seine Leute, die so großes Unglück über deinen Stamm gebracht haben. Ich werde dafür sorgen, dass er allen Schaden ersetzt.«

Der Apache nickte.

»Dass wir kein Geld haben, bedaure ich sehr«, sagte White Mustang. »Es wäre wirklich eine gute Lösung gewesen, dir und deinen Nachbarn zu helfen und um diesen räudigen Hund zu vernichten.«

»Es ist nicht deine Schuld«, antwortete Tom Forster. »In den Köpfen der Weißen spuckt aber immer der Gedanke, dass ihr über sagenhafte Goldschätze verfügt. Das mag wohl daran liegen, dass im Apachengebiet schon sehr viel von dem gelben Metall gefunden wurde.«

White Mustang erhob sich.

»Lass mich mit meinen Kriegern sprechen«, sagte er. »Hoffentlich kann ich es erreichen, dass alle Apachen die kriegerischen Handlungen gegen euch einstellen. Es darf keinen neuen Krieg geben. Wir würden zwar tapfer kämpfen, doch zuletzt gegen die Langmesser verlieren.«

»Ich warte hier auf dich«, sagte Tom Forster.

Er blickte dem Apachen nach, der zu einem Wäldchen ging und dort verschwand.

Es wäre zu schön gewesen, dachte der Ranchboss. Wenn ich das Gold erhalten hätte, wären wir aus dem Schneider. Ballanger wäre geschlagen und hätte die Bank umsonst gekauft.

Solche Gedanken gingen Tom Forster durch den Sinn, während er auf die Rückkehr des Apachen wartete.

Nach einer halben Stunde tauchte White Mustang wieder auf.

Er registrierte Toms forschenden Blick und nickte beruhigend.

»Meine Krieger stellen alle Kämpfe ein und geben unseren Gegnern keine Möglichkeit, Soldaten ins Land zu holen. Wir möchten, dass ihr die Herde in unser Gebiet treibt, um die Männer in eine Falle zu locken, die unser Dorf überfallen haben. Wir finden schon Mittel und Wege, euch die zahmen Büffel zu bezahlen.«

»Das glaube ich dir sofort, White Mustang«, antwortete Tom Forster. »Ich vertraue dir blind, doch musst du mir sagen, wie ihr uns entschädigen wollt. Meine Freunde und Nachbarn wollen das sicherlich wissen. Wenn sie auch ihre Herden verlieren, werden die Ranches weiter an Wert einbüßen und bei der Versteigerung nicht einmal das Geld einbringen, das an die Bank zu zahlen ist.«

White Mustangs Blick wurde abweisend.

»Überzeuge deine weißen Freunde, dass ich es ehrlich mit euch meine. Ihr werdet schon von uns entschädigt.«

Tom Forster nickte.

Vielleicht hatten die Apachen doch Gold, das sie herausrücken wollten.

Sie wollten nur nicht, dass zu viel Menschen davon erfahren.

Tausende von Diggern würden in ihr Gebiet eindringen, um nach Gold zu suchen, dachte Tom.

»Einverstanden, Chief. Wir trailen morgen mit der Herde los und werden in zwei oder drei Tagen dein Gebiet erreichen. Bleib mit deinen tapferen Kriegern in der Nähe, um uns und die Herde zu schützen. Ballanger wird schnell davon erfahren und alles tun, um den Herdentrieb zu verhindern. Unser Gegner ist ein schlauer Bursche, der zwei und zwei zusammenrechnen kann. Er wird wissen, dass wir euch das Vieh nicht ganz umsonst liefern.«

»Wir werden zur Stelle sein, mein weißer Bruder«, versicherte der Apache. »Hoffentlich geht dein Plan auf, sonst kann ich meine Krieger nicht zurückhalten. Sie hatten viele Tote zu beklagen und wollen ihre Rache. Das wirst du bestimmt verstehen.«

Tom Forster reichte dem Apachen die Hand, ging zu dem Rappen und schwang sich in den Sattel. Er blickte auf das verwüstete Apachendorf zurück und fühlte Hass gegen Ballanger in sich aufsteigen.

Dieser Bastard ging über Leichen, um seine schmutzigen Pläne durchzusetzen und sein Ziel zu erreichen.

Der Rancher winkte zu dem Häuptling hinüber, ehe er dem Hengst die Zügel freigab und das kleine Tal verließ. Bald nahm ihn die raue Bergwildnis wieder auf.

Tom hielt immer wieder Ausschau, doch konnte er nichts Verdächtiges im weiten Rund entdecken.

Gegen Abend erreichte er die Ranch, auf der sich schon über ein Dutzend Nachbarn im geräumigen Bunkhouse versammelt hatten.

Die Stimmung war sehr gedrückt. Die Augen richteten sich hoffnungsvoll auf Tom Forster, als dieser das Mannschaftsgebäude betrat.

»Hallo, Freunde«, sagte der Rancher. »Bleibt sitzen und hört an, was ich euch zu sagen habe. Ich will ganz offen mit euch sprechen und hoffe, dass kein Wort davon an Ballangers Ohren gelangt.«

»Das ist selbstverständlich, Tom«, versicherte Herb Winter. »Wir sitzen alle im selben Boot. Und das droht zu kentern. Wenn du eine Möglichkeit siehst, um nicht alles zu verlieren und Ballanger in die Schranken zu weisen, lass es uns wissen.«

Die übrigen Rancher und Farmer nickten zustimmend.

»Ballanger hat jedem von uns ein Ultimatum gestellt, Tom«, sagte ein Farmer. »Entweder wir zahlen innerhalb von acht Tagen den Kredit zurück, oder unser Besitz wird versteigert. Wie uns Chuck erzählt hat, ist Ballanger auf diese Art und Weise auch in Safford vorgegangen und hat dort fast alles an sich gerissen. Er wird also keinen Rückzieher machen und uns auch keine Chance geben.«

»Richtig«, meinte Tom Forster. »Aber da ist noch etwas, was dieser Höllenhund in Gang gebracht hat. Er will auch das Pueblo Valley an sich reißen, das den Indianern gehört.«

Der Rancher berichtete vom Überfall auf das Apachendorf und von seinem Gespräch mit White Mustang.

»Ich hoffe natürlich, dass wir mit Gold entschädigt werden«, endete der Rancher. »Dann wären wir aus dem Gröbsten raus. Natürlich müssen wir praktisch wieder von vorn beginnen, da es einige Jahre dauern wird, bis wir wieder genügend Rinder zum Verkauf gezüchtet haben. Das Risiko müssen wir aber in Kauf nehmen. Im Moment ist vor allem wichtig, unsere Schulden zu bezahlen und unseren Besitz zu behalten.«

»Was ist mit uns, den Farmern?«, fragte einer der Männer. »Wir haben keine Rinder, und die paar Milchkühe, die wir besitzen, dürften kaum ins Gewicht fallen. Wir möchten aber unseren Teil zum Gelingen deines Plans beitragen.«

»Einer für alle – alle für einen«, antwortete Tom Forster. »Ich bin davon überzeugt, dass keiner von uns Ranchern euch im Regen stehen lässt. Wir müssen eben jetzt die Hauptlast tragen. Natürlich verrechnen wir das irgendwie, damit jeder zu seinem Recht kommt. Das klären wir aber später.«

Tom Forster blickte die Rancher der Reihe nach an, die ihm zunickten und einverstanden waren.

»Wir sind immer gut mit den Farmern ausgekommen«, meinte Herb Winter grinsend. »Ihr liefert uns später eben die Dinge, die ihr anbaut, zu vernünftigen Preisen. Wir kommen schon klar.«

»Was ist, wenn die Apachen kein Gold haben?«, fragte ein anderer Mann.

»Dann haben wir wenigstens Ballangers Banditen in eine Falle gelockt und besiegt. Vielleicht backt Ballanger dann kleinere Brötchen und lässt mit sich reden«, hoffte Tom Forster. »Stimmen wir ab. Wer für den Herdentrieb ist, soll die rechte Hand heben.«

Tom leckte über die Lippen und zählte ab.

»Einstimmig angenommen«, sagte der Rancher dann zufrieden. »Ich danke euch, Freunde. Ich schätze, dass wir unsere fünftausend Rinder auf den Trail bekommen werden. Wir treffen uns morgen mit den Tieren am Rattlesnake Canyon. Ballanger wird bestimmt schnell davon erfahren, dass wir eine große Herde zusammentreiben. Und er wird handeln. Davon bin ich überzeugt. Bestimmt hat er mich überwachen lassen und weiß deshalb, dass ich mit den Apachen verhandelt habe.«

Tom Forster sah, wie die versammelten Männer aufatmeten. Hoffnung war in den meisten Gesichtern zu lesen.

Tom nickte Chuck Hannigan zu.

»Treib mal ’ne Flasche Whisky auf«, forderte er den Vormann der Forster-Ranch auf. »Wir wollen unseren Pakt begießen.«

*

»Es ist alles vorbereitet«, sagte Chuck Hannigan am anderen Tag.

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen schon über Ranch und Weide.

»Der Trail kann beginnen. Unsere Jungs haben die Rinder ungefähr eine Meile von hier entfernt zusammengetrieben.«

»Ausgezeichnet«, lobte der Rancher. »Ich finde es hervorragend, dass die Jungs so mitziehen. Hoffentlich war nicht alles umsonst. Wenn wir es schaffen und über dem Berg sind, schütte ich eine Sonderprämie aus. Und du wirst offiziell mein Partner. Das hatte ich eigentlich schon lange vor.«

Chuck Hannigan sah den Boss aus großen Augen an.

»Das wäre großartig, Tom«, freute sich der Vormann. »Ich habe hier ein Zuhause gefunden und fühle mich verdammt wohl. Und wir beide verstehen uns prächtig.«

Tom Forster winkte ab.

»Das ist bisher alles Zukunftsmusik. Zuerst müssen wir die Ranch retten und diesen Weidehai in die Knie zwingen. Verdammt, wenn ich nur wüsste, ob wir von White Mustang Gold bekommen werden.«

»Ich denke schon«, hoffte Chuck Hannigan. »Sonst haben die Apachen nichts zu bieten, außer ein paar Felle. White Mustang wird schon irgendwie Gold beschaffen. Er möchte bestimmt auf keinen Fall, dass ein Weißer mitbekommt, wo es sich befindet. Ich sehe das alles nicht so schwarz. Vielleicht wartet er nur ab, ob wir Ballangers Schießermeute besiegen können. Der Apache hat dann seine Rache und kann mit seinen Kriegern und den anderen Häuptlingen viel leichter verhandeln.«

»Vielleicht hast du recht«, stimmte Tom Forster zu. »Verdammt, wenn ich es nur genau wüsste! Es ist doch gut möglich, dass er plötzlich alle Bleichgesichter hasst und mich nur benutzt, um einen leichteren Sieg für seinen Stamm zu erzielen? Dieser Gedanke macht mich fast verrückt.«

»Noch ist es nicht zu spät, um alles abzublasen«, sagte der Vormann. »Ich traue das aber dem Chief nicht zu. Er ist doch ein Mann von Ehre und würde nie sein Wort brechen. Das müsstest du eigentlich wissen. Ihr seid Blutsbrüder. Es gibt nur wenige Weiße, die so das Vertrauen eines Indianerhäuptlings genießen. Ich glaube nicht daran, dass White Mustang uns austricksen will.«

Tom Forster schob den Stetson in den Nacken und ließ den Rappen mit einem Zungenschnalzen angehen.

»Gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren und die Herde zum Rattle­snake Canyon treiben.«

Chuck Hannigan folgte seinem Boss. Bald sahen sie die tausendköpfige Herde vor sich, zusammengehalten von vier Cowboys.

»Wenn die Zeit nicht so verdammt knapp wäre, hätten wir die Rinder auch nach Tucson zur Bahnlinie treiben können«, murmelte Tom Forster nachdenklich. »Vielleicht hätten wir sie verkaufen können.«

»Im Moment ist aber der Rindermarkt übersättigt«, sagte Chuck Hannigan. »Die Preise sind geradezu lächerlich, weil es im Moment ein Überangebot gibt. Das wird sich bis in ungefähr zwei Jahren sicher wieder bessern. Aus diesem Grund sind ja auch die Schulden der Ranch so groß.«

Chuck Hannigan trieb seinen hochbeinigen Braunen an und ritt zur Herde hinüber, an deren Spitze sich der Rancher setzte.

Um die Mittagszeit kam der Can­yon in Sicht, vor dem sich ungefähr viertausend weitere Rinder drängten.

Die übrigen Rancher und Farmer ritten Tom entgegen.

»Wir sind bereit«, sagte Herb Winter. »Hier ist die Liste, auf der jeder von uns die genaue Anzahl seiner Tiere aufgeschrieben hat. Der Canyon ist frei, das haben zwei meiner Leute erkundet.«

»Dann sollten wir los«, forderte Tom. »Mit ein wenig Glück erreichen wir bis morgen früh das Pueblo Valley. Ihr habt hoffentlich allen euren Cowboys gesagt, dass sie sich nicht mit irgendwelchen Indianern anlegen sollen, falls diese unvermutet auftauchen?«

Die Nachbarn und Freunde nickten.

»Da hinten zwischen den Hügeln ist eine Staubwolke zu sehen«, stellte Chuck Hannigan fest. »Es müssen sechs oder sieben Reiter sein, Tom. Wir erhalten Besuch aus Globe City, wenn mich nicht alles täuscht.«

»Bei allen Höllenhunden, das ist dieser Bastard Ballanger und einige Männer seiner Schießertruppe«, knurrte ein Rancher und hob den Lauf der Winchester an. »Dem Hundesohn entgeht wirklich nichts. Was der nur von uns will?«

Die Rancher und Farmer machten Front gegen den Reitertrupp, der sich schnell näherte. Drei Minuten später zügelten die Reiter die Pferde.

Arthur Ballanger blickte spöttisch auf die zahlreichen Gewehre und Revolver. Seine sechs Revolverschwinger wirkten nahezu unbeteiligt, doch Tom Forster erkannte, dass sie wachsam wie Wölfe waren.

Der Rancher trat dem Weidehai einige Schritte entgegen und musterte Ballanger mit kaltem Blick.

Ballanger grinste nur spöttisch zurück und nahm die qualmende Zigarre aus dem Mundwinkel.

»Was soll das?«, fragte er und deutete zur Herde hinüber.

»Das geht dich ’nen feuchten Dreck an, Ballanger«, knurrte Tom Forster unhöflich. »Und du schleichst dich lieber wieder, da wir an deiner Gegenwart nicht interessiert sind!«

In Ballangers Augen blitzte es auf. Er starrte Tom Forster wütend an und schien es nicht fassen zu können, dass dieser ihn derart rüde angesprochen hatte. Der Weidehai schluckte trocken.

»Dir werden die großen Töne bald im Hals stecken bleiben, Forster«, drohte er zornig. »Du wirst noch mächtig klein werden, und deine Kumpane ebenfalls. Trotzdem will ich wissen, was hier läuft. Die Rinder gehörten eindeutig der Bank. Ihr könnt sie nicht ohne Weiteres verschwinden lassen.«

Tom Forster unterdrückte den aufsteigenden Hass, den er für diesen Halunken empfand.

»Die Rinder gehören uns, Ballanger. Du kannst dich erst in sieben Tagen groß aufspielen – falls es überhaupt dazu kommt. Im Grunde genommen hast du bereits verloren. Du wirst hier nicht das Spielchen abziehen, wie es dir in Safford geglückt ist.«

Arthur Ballangers Augen wurden schmal.

»Was soll der Unsinn!«, rief er. »Ich verlange von euch, dass ihr die Rinder sofort wieder auf eure Weiden treibt, sonst kommen bei der Versteigerung ja nicht mal mehr die Kosten heraus.«

»Hau ab, Ballanger!«, rief Herb Winter. »Die Tiere gehören uns, und wir machen mit ihnen, was wir wollen.«

»Richtig«, bestätigte Tom Forster die Worte des Nachbarn. »Wir haben schon einen Käufer für die Herde gefunden. Seine Dollars werden ausreichen, um all unsere Kredite zurückzubezahlen.«

»Na gut«, lenkte Ballanger ein. »Ich bin ja mächtig gespannt, ob das kein übles Täuschungsmanöver von euch ist.«

»Du wirst schon sehen«, sagte Tom siegessicher. »Und jetzt lässt du uns in Frieden, sonst ergeht’s deinen Schergen so wie den beiden Heckenschützen, die ich über den Jordan geschickt habe.«

Tom Forster erkannte erneut flammenden Zorn in Ballangers Augen.

»Ich habe die beiden Männer entlassen und sie zum Teufel gejagt. Was die beiden Kerle danach getan haben, geht mich gar nichts an.«

»Natürlich, Ballanger. Deine feige Ausrede hat mir mein Vormann bereits mitgeteilt. Doch das soll uns im Moment nicht interessieren. Ich habe dich gewarnt. Pack schleunigst dein Bündel und verschwinde aus Globe City. Viel gibt’s dort für dich doch nicht mehr zu holen.«

Arthur Ballangers Hände ballten sich zu Fäusten. Der Weidespekulant musste wohl sehr an sich halten, um die Fassung nicht zu verlieren.

Sein Gesicht hatte sich bei den Worten des Ranchbosses immer mehr gerötet. Jetzt glich es fast einer überreifen Tomate. Ballangers Brust hob und senkte sich schwer.

Die sechs Schießer waren von Sekunde zu Sekunde nervöser geworden. Sie starrten auf die Waffen der Rancher und Farmer. Dabei wussten sie, dass sie nicht den Hauch einer Chance hatten.

»Verschwinde, Ballanger. Komme uns nur nicht in die Quere, sonst wirst du es bitter bereuen!«

Tom Forster wandte sich nach diesen Worten um und trat zu seinen Nachbarn zurück. Der Weidehai unterdrückte einen Fluch, zog den prächtigen Appaloosa herum und ritt los.

Die sechs Revolvermänner folgten ihrem Boss.

»Diesmal haben wir den Hundesohn ganz schön abfahren lassen«, freute sich Tom. »Wir sollten uns jetzt sputen. Ballanger wird nicht lange tändeln und was in Gang bringen. Vorwärts, Freunde. Der Trail kann beginnen.«

*

Der Rattlesnake Canyon lag seit über einer Stunde hinter der Herde, die durch unwegsames Gelände zog und fast einer riesigen Schlange glich.

Die Cowboys hatten keine große Schwierigkeiten mit den Rindern. Nur hin und wieder mussten sie einige Nachzügler antreiben.

Tom Forster und Chuck Hannigan ritten an der Herdenspitze. Die übrigen Farmer und Rancher hatten sich rechts und links von der Herde verteilt und halfen den Weidereitern.

»Ballangers Leute werden uns sicher erst im Pueblo Valley angreifen«, sagte Tom Forster. »Die Hundesöhne scheuen bestimmt einen offenen Angriff und versuchen es aus dem Hinterhalt. Und das wollen sie bestimmt so deichseln, dass jeder meint, wir würden von Apachen überfallen.«

Chuck Hannigan nickte.

»Es liegt an White Mustang und seinen Kriegern, ob wir mit heiler Haut davonkommen. Hoffentlich rechnet Ballanger mit keiner Falle. Er weiß ja, dass du dich mit den Indianern in Verbindung gesetzt hast. Und er ahnt sicher, dass wir ihnen die Herde verkaufen wollen.«

»Wir werden’s bald wissen«, sagte Tom Forster. »Ich reite der Herde voraus, um den Trail zu sichern. Ihr treibt einfach mal weiter. Die Tiere können sich morgen in Pueblo Valley erholen.«

Tom Forster ritt los und ließ es erst nach zwei Meilen langsamer angehen. Er hatte nichts Verdächtiges entdecken können und zügelte den Rappen auf einer kleinen Anhöhe. Die Herde zog in gleichmäßigem Tempo dahin, eine riesige Staubwolke hing über dem Trail.

Tom Forster setzte den Ritt fort. Stunden vergingen.

Als die Nacht hereinbrach, ritt er zur Herde zurück.